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18. September 2017 1 18 /09 /September /2017 14:06
Jösses, was bin ich froh. Aufgewacht, rausgeguckt, kein Regen. Hurrah. Die Prognosen für den heutigen Tag sind auch bestens. Ich freu mich so was auf die Tour heute, auch wenn ich weiß, das wird schon recht mühsam. Denn die Holsteinische Schweiz ist wie man dem Namen vertrauen kann, nun mal nicht geradeaus, sondern es werden Hügel, kleinere Berge zu erklimmen sein mit meinem Rad. Das bin ich als Langgeradeausstreckenfahrerin nicht unbedingt gewohnt. Erinnere mich gerade an die mühselige Tour im letzten Jahr, in der die ersten beiden Etappen nach Fulda über die Rhön durch Thüringen auch nicht gerade ein Zuckerschlecken waren. Aber gut, es komme was wolle, ich halte durch sag ich mir, mal sehen,  ob ich trotz  diesen mir sich entgegenblickenden Schwierigkeiten bis Plön komme, dahin will ich ja.
 
Erst mal einpacken, frühstücken, aufladen und los gehts. Fahre zurück durch die Fussgängerzone Bad Segebergs und habe meinen Weg nun fortgesetzt auf einer ehemaligen Bahntrasse, die wunderhübsch an dem frühen Morgen im Sonnenlicht glitzert und rechts und links von Hecken und Baumreihen umsäumt ist. Komme am Ihlsee vorbei. Geniesse einfach den Morgen, das Radeln und komme so zum Ort Groß Rhönau, der weiter auf einem strassenbegleitenden Radweg nach Hamdorf führt. Irgendwie kommt mir dieser Song, den man eine zeitlang ständig im Radio hörte, weiß jetzt gar nicht, aus welchem Jahr das war, jedenfalls der Refrain war irgendwie *Dieser Weg wird kein leichter sein*, man war das ein doofer Song, aber daran sieht man mal wieder, wie solche Sachen einem regelrecht eingeimpft werden, kriegt man nicht mehr weg, aber schmunzeln muss ich ja doch.
 
Es ist ja Sonntag stelle ich fest, denn es ist alles noch ruhiger und stiller als die Tage zuvor, wo ich wenigstens ab und an in den kleinen Dorfsiedlungen mal einen Menschen vor seinem Haus hab sehen können, der gerade mit Rasenmäher, Heckenschere oder sonst einer Maschine sein Anwesen pflegte. Hin- und wieder hab ich gedacht beim Anblick der fleissigen Hauseigentümer, was bin ich so froh, dass ich kein Haus habe, gerade jetzt, wo ich älter werde. Ich fühle mich freier mit dem Wenigen, das ich habe.. Natürlich verstehe ich das, für manche Menschen ist es einfach eine Freude, ihren Garten zu pflegen, ich kann das auch gut nachvollziehen. Meistens jedoch stöhnen die Leuts. Verstehe das nicht.  Habe ja selber Schrebergarten, Garten vorm Haus und Garten im Ferienhäuschen zu pflegen gehabt all die Jahre. Dennoch, es gibt so vieles, an dem ich mich freuen kann. Heute denk ich, wenn ich in meinen nächstgelegenen Stadtpark gehe, mich auf das Bänkchen vor dem kleinen See setze, mein Buch zur Hand oder ganz einfach nur auf meinem kleinen Balkon sitze, das reicht. Ich hörte mal den Satz: Bescheidenheit kann auch Reichtum bedeuten. Wer viel besitzen möchte, muß dafür auch viel tun und was nützt der ganze Besitz, wenn der Mensch am Ende ausgelaugt, zwar einerseits ein wenig stolz auf das Errungene ist, andererseits in seinem Herzen doch ganz andere Wünsche trägt.  Jedenfalls wenn ich unterwegs bin, denk ich nie über Wochentage oder Uhrzeiten nach. Ist einfach so. Viel zu viel beschäftigt mir mir, meinem Körper und dem Fahren und Schauen, dass es mir gar nicht in den Sinn käme, morgens zu fragen, welcher Tag ist heute. Ich habe mir ja eigentlich auch kein Zeitlimit gesetzt. Ich dachte von Anfang an, es geht so, wie es eben mit mir geht. Und bisher ist es mehr als gut gegangen mit der Überwindung des Weges, besser als ich dachte. Ich war recht flott für die Verhältnisse unterwegs.
 
Ich fahre durch die stille Landschaft, komme durch Groß Rhönau, anschließend Hamdorf kreuzend, wo es wieder durch einen kleinen Wald geht. Herrliches Wetter heute, klare Luft, die Sonne läßt sich sehen. So schön. Manchmal sagt der Mensch, die Zeit stand still. Dieses Gefühl hab ich gerade auch. Wieviel Zeit der Mensch hat, wenn er keine Zeit verschwendet wird mir bewußt. Einfach nur sein, keine großen Aussenreize. Nur Wald, Felder, Wiesen, Bilderbuchlandschaften, in denen ich mich bewege, sonst nichts. Das so starke Spüren meiner selbst ist so heftig, dass ich das Gefühl habe ich muß einfach mal losschreien. Tu ich auch, in dem Wäldchen, immer wieder, weil ich es fast nicht aushalten kann, dieses starke Gefühl zu sein, zu leben, mich zu bewegen. Das ist Leben denk ich, und nicht das in der Hektik des Großstadtlebens, wo einem die Gesellschaft eintrichtern will, wer und was man zu sein hat.
 
Es geht nun nach Daldorf und von dort aus in den Erlebniswald Trappenkamp. Es duftet herrlich nach feuchtem Moos und Laub. Ich muss ein wenig schmunzeln, als ich das Schild *Erlebniswald Trappenkamp* lese. Frage mich, wieviele Menschen heute eigentlich noch einen Wald als Erlebnisplatz ansehen. Freizeitparks bestimmen doch heute das Erleben, Sensationen, höher, weiter, schneller, spektakulärer. Ich denke dran zurück, wie wir Wochenend für Wochenend mit den Kindern und dem Bollerwagen in den Wald gefahren sind. Dort konnten sie sich austoben, auf Bäume klettern, kleine Waldhütten bauen und der Proviant schmeckte nach langem Herumtollen noch mal so gut, als das Mittagessen am heimischen Tisch. Jedenfalls hier im Trappenkampwald geht es nicht nur um das einfache Erleben und Entdecken des Waldes, sondern es gibt zahlreiche Angebote für Familien mit Kindern vor allen Dingen, wie ich dann später in einer Broschüre in Plön lese. Zum einen werden natürlich Führungen durch Fauna und Flora gemacht, dann gibt es Aussichts- und Klettertürme, Waldwasserwelten, Holzspielland und sogar einen Schmetterlingsarten. Der würd mich ja am allermeisten reizen. Vor ein paar Tagen hatte ich das Erlebnis dass für eine ganze Weile ein Schmetterling vor meinem Rad hergeflogen ist. So als wenn er mit mir reisen wollte. Ist ständig um meine Nase herumgeflogen. Mir ist dabei ganz warm ums Herz geworden. So wenig bedarf es zur Freude, dachte ich.  Ich finde jetzt eine schöne Bank, stell mein Rad ab, hole mir mein zweites Frühstück aus der Tasche und genieße die Ruhepause, nach dem recht anstrengenden Rauf und Runter. Es geht insgesamt heute etwas langsamer voran, aber das macht ja nichts. Auch langsam kommt der Mensch ans Ziel.
 
Aus dem Wald heraus geht es bergauf am Stocksee entlang. Wunderschön glitzert er da vor mir in der vormittäglichen Sonne. Ich könnt direkt nen Sprung wagen kommt mir in den Sinn. Zumindestens einfach mal nah ran an den See, dort sitzen und gucken. Aber der See scheint nur zugänglich für Hausbesitzer die direkt ihr Anwesen bis zum Ufer ausgebreitet haben. Alles privat. Jedenfalls auf dem Stück des Weges, an dem ich an ihm vorbeifahre. Ich suche verzweifelt nach einem Zugang und wahrscheinlich wegen des Augenmerks auf ein anderes Ziel verpaße ich mal wieder meinen Wegweiser zum Mönchsweg und muss ca 5 km zurück, wieder in den Wald rein, das Rad den Berg hinaufschieben, wenigstens ein kleines Stück, bis ich zu der Stelle komme, wo die Wegmakierungen in verschiedene Richtungen zeigten und sehe, falsch abgebogen. Naja, macht nix, also nochmal neu. Ist jetzt auch nicht so tragisch gewesen, denn ich komme einfach nur an einer anderen Stelle des Waldes und somit auch am Stocksee heraus.
 
Während ich gemächlich vor mich dahinfahre, befällt mich dann doch plötzlich der Gedanke, dass ich nun bald mein Ziel, das kleine Städtchen Oldenburg auch erreicht haben werde. Zwei Tage braucht es noch. Wehmut durchfährt mich. Und deswegen finde ich es auch richtig schön jetzt, dass der Weg seit dem vorigen Tag mühsamer und anstregender geworden ist wegen der vielen Steigungen. Ein schönes Bild finde ich für das Älterwerden, dessen einziges Ziel es ja nunmal ist, dem Tod zu begegnen. Ich habe keine Angst vor dem Tod, das kann ich sagen, nur vor dem Sterbeprozeß. Ich möchte nicht leiden, das ist gewiss. Nicht, dass ich nicht den Wunsch hege, noch viele Jahre glücklich und erfüllt zu leben. Das möchte ich. Ich habe noch so viel Verlangen in mir, Sehnsüchte, Träume und Wünsche, auf deren Erfüllung ich schon große Hoffnung setze. Aber ich weiß auch, dass das Erreichen eines Zieles im letzten Moment doch immer noch einmal eine große Herausforderung ist. Das Loslassen bedarf eben auch einer hohe Kunst. Letzten Endes muss der Mensch dann wohl auch die nicht erfüllten Sehnsüchte und Wünsche loslassen. Eine schwere Aufgabe. Es geht nichts von selbst. Und was danach ist, nach dem Tod? Ich weiß es nicht, ich werde es ja sehen. Heute weiß ich, dass nach dieser Fahrt der kleinen Mühsal gemessen an den Mühlsalen und Erschwernissen meines Lebens das Ziel erst einmal Plön sein wird.
 
Die Gedanken begleiten mich eine ganze Weile auf meinem weiteren Weg und eine tiefe Dankbarkeit ist wieder in mir für mein Leben, für diese Zeit jetzt, die mir geschenkt und ich allein mit meiner eigenen Kraft durch diese schöne Umgebung fahren kann. So erreiche ich Bosau, das Örtchen, das schon am Ostufer des Großen Plöner Sees liegt. Hier mache ich Rast vor der hübschen St.Petri-Kirche im Ort. Die Kirche ist geöffnet und ich kann eintreten. Erfahre, dass sie erbaut worden ist von einem Missionar namens Vicelin zur Zeit der slawischen Besiedelung Ostholsteins. Der wurde nämlich im 11.ten Jahrhundert von Heinrich dem Löwen zum Bischhof ernannt und aus lauter Dankbarkeit ließ er dieses hübsche kleine Kirchlein bauen. Das Kirchlein gefällt mir auch von der Innengestaltung her. Die Wände eher weiß-grau, nur im vorderen Altarbereich leuchtet ein schönes Gelb auf und wieder ein Triumpfkreuz das über dem Altar schwebt. Die wunderschöne Orgel in der Kirche, die über 16 Register verfügt wird jedes Jahr zum Orgelmusikfestival im Sommer eingesetzt, zu dem viele Kirchenmusikliebhaber eintreffen. Es ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Ich würde da gern einmal zu hören wollen. Genug eingekehrt.
 
Wieder rauf aufs Rad und nun ist es nicht mehr weit. Nach wenigen Kilometern erreiche ich den Ort Plön, fahre an der Hauptstrasse entlang, sehe zu meiner rechten Seite einen großen Parkplatz, auf dem eine Vielzahl von Motorradfahrern an einem Standbistro ein Päuschen machen. Ich fahr da auch mal hin und werde, jedenfalls hab ich das Gefühl, von den behelmten in Mototrradkleidung verpackten Damen und Herren, die alle wie Wächter vor ihren eigenen Kisten stehen und Pommes essen, bisserl merkwürdig angeschaut. Es ist aber auch glaub ich ein lustiges Bild, wie ich kleiner Zwerg da mit meinem bematschten Rad zwischen all den Motorisierten herumstehe, aber dennoch selbstbewußt mein Rad abstelle, mir ne Fritz-Cola kaufe und am Bootssteg sitze um den Ausblick zu genießen und meinen Kindern ein kleines Fotos via smarthphone zu senden. Verstehe, die Gegend hier ist wie geschaffen für die Abenteuerfahrlust von Motorradfahrern. Denke daran, dass ich noch gar nicht vor all zu langer Zeit auch den Wunsch gehegt habe, noch einen Motorradführerschein zu machen. Es erschien mir wild mit einem tollen Motorrad durch die Gegend zu fahren. Aber wie so oft siegte dann doch die Vernunft, warum soltle ich mich im fortgeschrittenen Alter dann doch noch einer Gefahr aussetzen. Denn die Unfallstatistik zeigt, dass Motorradfahren gefährlich ist. Und so bin ich dann bei meinem Rad geblieben.
 
Als ich dann am Eingang der Fußgängerzone in Plön ankomme entdecke ich, dass ich leider am Wegweiser zur Jugendherberge Plöns vorbeigeradelt bin. Also wieder den Weg ca. 1,5 km zurück und da liegt sie auch vor mir, direkt am See. Schön. Ich kann direkt hinter dem Haus einen Fußmarsch wenige Meter runter zum See machen, was ich nach Abladen meines Gepäckes auch tue. Sonne ist da, aber ein kühler Wind weht. Und nach kurzer Zeit gehe ich zum Haus zurück, wo gerade Musik ertönt. Es hatte sich übers Wochenend hier ein kleines Orchester eingemietet um Zeit zum Proben und Gemeinsamkeit zu haben. Wie ich von einem der Musiker erfahre, reisen sie aber nach dem Kaffee ab und ich muss feststellen, dass ich mit noch einem anderen Päärchen an diesem Sonntag bis zum anderen Morgen völlig allein in der großen Jugendherberge  sein werde. Komisches Gefühl und, wie ich dann später am Abend nach dem Nachhausekommen bemerke, auch ein wenig gespenstisch.
 
Eigentlich kenne ich Plön ja schon. Als ich vor ein paar Jahren meine Schleswig-Tour mit dem Rad fuhr, lag das Städtchen auch auf meiner Route, übernachtet hatte ich da allerdings in Preetz, und zwar ümmesonst. Eingeladen von einer alten Dame, die immer mal wieder gern ein Zimmer für Radlerinnen zur Verfügung stellte, da sie selber in jungen Jahren viel mit dem Rad unterwegs war. Ich hatte damals großes Glück, denn es war ein anstrengender Tag und ich kam erst spät abends in Preetz an und fand kein Zimmer. Und eine Passantin, die mich damals ansprach, als ich müde und ko auf der Kirchentreppe saß und dachte, ok, dann musste halt in der Kirche übernachten, gab mir diesen Tipp. Sie kannte die Frau und hatte auch ihre Telefonnummer, rief sie an und siehe da, ich hatte eine Unterkunft. Naja, so hatte ich mir das ja für diese meine jetzige Tour auch vorgestellt. Aber es kommt eben immer anders, als wie der Mensch denkt.
 
Dennoch mache ich mich natürlich auf den Weg wieder runter ins Städtchen. Kurz überlege ich und mir kommt der Gedanke, ein wenig ist mir nach all diesen Tagen nach netter Gesellschaft zumute. Ich könnte ja mal schauen, ob es den Fahrradhändler aus Preetz, den ich damals bei meinem zweitägigen Aufenthalt dort kennenlernte, noch gibt. Gedacht, kurz auf ne Bank gesetzt, mal gegoogelt, Fahrradhändler Preetz und ja, da steht er noch drin. Soll ich oder soll ich nicht. Mensch, das ist jetzt ja 10 Jahre her, ob der sich noch an mich erinnert. Leise Zweifel beiseite schiebend, ob ich das machen kann, am heiligen Sonntag, einfach anrufen und sagen, hier bin ich, erinnerst du dich noch, hast du nicht Lust auf nen Kaffee, erreiche ich ihn tatsächlich am Telefon. Ist ja ein Ding sagt er gerade aus einem Mittagsnickerchen erwachend. Aber natürlich erinnere ich mich an dich, sagt er. Wir haben doch schöne Gespräche und nette gemeinsame Erkundungen durchs schöne Umland von Plön gemacht. Klar habe er Lust auf ein Kaffeeschnuddelchen. Großartig, ich finde das sensationell. Freue mich wie Bolle und wir verabreden uns eine Stunde später in einem Cafe in der Fussgängerzone Plöns. Ich bin ganz ausser mir. Das erste Mal nach 6 Tagen, dass ich mal wieder richtige Gesellschaft haben werde.
 
Angekommen, schließe ich mein Rad an einer Laterne ab, spaziere erst mal allein rauf und runter die belebte sonntägliche Innenzone Plöns, ganz anders, wie ich es bisher auf meinen Inspektionen durch Fussgängerzonen der anderen Orte bemerkt habe und statte der im Zentrum gelegenen Nikolaikirche direkt am Marktplatz einen Besuch ab. In der Kirche wird zur Zeit eine Ausstellung verschiedener Künstler präsentiert. Finde es gut, dass mittlerweile die Kirchen ihre Räume auch für kulturelle Ereignisse zur Verfügung stellen. Warum sollen die leerstehen. Mir gefällt der große Zeitsetzkasten, der von einem Künstler namens Schwichtenberg im Jahre 2000 entworfen wurde und in seinem ersten Entwurf auf dem Katholikentag in Hamburg vorgestellt wurde mit dem Motto: *Dein ist die Zeit*. 2000 war das Jubiläumsjahr 600 Jahre Johannes Gutenberg, ohne den Luthers Bibel nun ja nicht hätte gedruckt werden können.
 
Dein ist die Zeit, schöner Spruch denke ich, während ich da auf dem Bänkchen sitzend drüber nachdenke, dass die Menschen immer sagen, mir ist die Zeit gestohlen worden. Dabei hat jeder selbst in der Hand, was er mit seiner Zeit macht, abgesehen von der Arbeit, der er leisten muss, um seinen Lebensunterhalt zu sichern oder eben den Verpflichtungen, denen er in seiner Familie nachkommen muss. Ansonsten, wir sind uns gar nicht drüber bewußt, dass wir mehr als jemals zuvor in einer Epoche leben, in der wir Menschen Zeit ohne Ende haben. Wir lassen sie nur all zu oft ungenutzt verstreichen oder füllen sie mit Dingen, die uns nur Zeit rauben, aber nichts hinterlassen.
 
Mit diesen Gedanken verlasse ich das Kirchlein, nachdem ich auch hier die Wegeskerzchen entzündet habe und gehe zum verabredeten Treffunkt mit meinem Fahrradhändler. Große Freude, mensch, du hast dich ja gar nicht verändert kommt mir entgegen. Charmeur antworte ich, du aber auch nicht und wir müssen beide lachen ob der netten Floskeln, wir wissen ja Bescheid. Und so sitzen wir da, tauschen Erinenrungen aus, erzählen wie unser Lebensweg seit den damaligen Jahren verlaufen ist und stellen fest, alles war und ist gut, wir sind es beide, jeder in seiner Weise und Lebensalltag zufrieden. Es gibt noch einen gemeinsamen Rundgang in und um Plön herum und ich bekomme noch so dies und das erzählt. Und ja, wenn ich Zeit hätte, er könnte mir doch noch einiges, was wir damals nicht geschafft haben, zeigen. Aber ich möchte nicht verweilen, weiter auf meinem Weg. Es ist gut so, wie es heute ist. Aber wir wollen versuchen, den Kontakt ein wenig aufrecht zu erhalten und vielleicht komm ich ja noch mal wieder und dann nehmen wir die Dinge in Angriff, die ich noch nicht gesehen habe. Schön wars, ein netter Mensch, den ich gern im Herzen behalte und dafür danke, ihn kennengelernt zu haben.
 
Plön war wie immer fein, nicht nur wegen dem Fahrradhändler. Ein hübsches Städtchen am schönen Plöner See, auf dem ich auch sehr gern mal eine Rundfahrt machen möchte. Das nächste Mal. Das feine Plöner Schloß ist im Privatbesitz der großen Optikerkette *Fielmann*, dort wird ihr Nachwuchs ausgebildet und Seminare abgehalten. Die Akademie ist weit bekannt. Es bedarf guter Augenoptiker wohl immer mehr. Wenn ich durch Stadtviertel gehe, entdecke ich immer, wie viele Optikergeschäfte es mittlerweile gibt. Die Menschen scheinen mehr und mehr Sehschwierigkeiten zu haben. Im übertragenen Sinne sag ich mal, sie sehen nicht, was wichtig ist oder sie sehen vielleicht zuviel von all dem, was ihnen die Sicht darauf versperrt, weiß mans. Ich denk dann immer an das Büchlein von Jose Saramago, die Stadt der Blinden. Chaos und Verwüstung überall dort, wenn der Mensch blind für das Wesentliche durch das Leben geht. Naja, das will ich nun hier nicht ausweiten, sondern einfach bei Plön bleiben. Ca. 9000 Einwohner soll das Städtchen haben und der Große Plöner See ist nun nicht der einzige, der das Städtchen umgibt. Das Städtchen war schon im 13.ten Jahrhundert ein recht ansehnlicher Handelsplatz und für Kaufleute sehr beliebt. Hier ist auch die Marineunteroffiziersschule untergebracht, die man vom See aus gut einsehen kann. Ach ich hab genug von Sehenswürdigkeiten und Geschichte und mache einen Punkt. Für mich sind eh andere Dinge sehenswürdig, fahre zufrieden hinauf zu meiner Jugendherberge und will Feierabend machen für heute.
 
Als ich die Türe mit meiner Chipkarte öffne, wie gesagt, ausser den beiden anderen, ist Niemand da in der Herberge,  treffe ich  sie auch, das Päärchen, sitzt unten am Tisch. Nett sind die. Wir kommen auch gleich ins Gespräch. Sie sind auch unterwegs mit Rad, aber auf einer anderen Route. Viel rumgekommen sind sie.  Aber eines haben wir gemeinsam, die Erfahrung, dass es unglaublich schwierig ist, ein Übernachtungsquartier, sei es als gastfreundschaftliches Angebot noch als bezahlte Möglichkeit, im ganzen Umkreis zu bekommen. Das sei auch ihre Erfahrung und sie waren ebenfalls schon sehr oft verzweifelt. Nur konnten sie ihre Verzweiflung natürlich gemeinsam teilen und sich gegenseitig Mut zu sprechen, wenn gesucht und gesucht wurde. Nach ihrer Beobachtung, so meinten sie, läge das auch gerade in den letzten Jahren an dem zunehmenden innerdeutschen Tourismus. Immer mehr Deutsche würden wegen der Angst vor Terroranschlägen im Ausland Urlaub in der eigenen Heimat machen, aber eben auch an dieser Monteurunterbringungsgeschichte. Es geht heut nicht mehr so wie vor einem Jahrzehnt noch, dass man guter Dinge einfach darauf hoffen darf, mal so eben eine Übernachtung irgendwo an einem Ort zu bekommen. Auch Landgasthöfe und einfache Gasthöfe sind mehr und mehr von der Bildfläche verschwunden. Ich weißt jetzt bescheid für meine nächste Tour. Wir sitzen ein gemütliches Stündchen zusammen, dann zieh ich mich auf mein Zimemr zurück.
 
Ein guter Tag wie immer und schlafe nach Grüßen versenden und ein wenig lesen noch in meinem Büchlein zufrieden und schnell ein.
 

Bad Segeberg - Groß Rönnau - Hamdorf - Daldorf - Erlebniswald Trappenkamp -Bornhöved - Stocksee - Bosau - Plön
 

 
 
 
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