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18. September 2017 1 18 /09 /September /2017 14:15
Als ich aufwache, rüttelt der Sturm an mein Fenster und es schüttet wie aus Eimern. Auweia...Heute ganzer Regentag. Soll ich einfach einen Tag länger hier bleiben, mein Gedanke. Aber Pilgern heißt den Weg fortsetzen, egal welche Umstände gerade herrschen. Also Regenhose an, Regencape übergezogen. Die Pensionsinhaberin fragt noch, ob ich wenigstens ein E-bike habe, erklärt mir einen kürzeren Weg nach Kellinghusen, meiner Station, die ich heute erreichen will auf meinem Weg. Ne, ich trete selber, sag ich ihr. Und das bei diesem Sauwetter sagt sie. Na dann mal gute Fahrt, kommen sie gut an.
 
Klar, ich bin auch nicht hocherfreut, als ich im störmenden Regen meine Taschen wieder aufs Rad lade und die ersten Meter losfahre. Heftig. Die Umstände machen es, dass ich mich noch alleiner fühle, wie an den anderen Tagen. Noch weniger Menschen unterwegs. Nur ich ziehe einsam meine Radrunden durch die Landschaft. Aber das ist in Ordnung. Ich mag es einfach auch jetzt in diesem Moment mit mir allein zu sein. Noch bin ich fit, noch sage ich dem Regen...na und...Ich fahre Richtung Borsfleth, zuerst einen kleinen Deichweg entlang, später dann auf befestigten Radwegen neben der Bundesstrasse. Auch das gibt es ab und an mal auf dem Pilgerradweg. Bin auch froh gerade gute Strassenradverhältnisse zu haben. Muß nun nicht sein, dass auch noch Wegunwägbarkeiten vorherrschen.
 
Borsflet ist ein klitzekleines Häuserörtchen, da gibt es nix. Wie überhaupt in den Ortschaften, die ich so hin- und wieder durchfahre nix ist. Keinen Bäcker mehr, keinen Lebensmittelladen, Metzger oder ähnliches. Die Menschen müssen hier alle mit ihren Autos irgendwohin in die nächst größeren Städte, um sich mit allem zu versorgen. Das würde mich persönlich echt nerven. Also wenigstens so ein kleiner Laden müßte sein. Eh bin ich kein Freund von großen Supermärkten. Die machen mich nervös. Für mich ist Einkaufen auch Begegnungsstätte und ich kann mir vorstellen, dass gerade die alten Menschen in den Dörfern das sehr vermissen. Aber letzten Endes sind die Menschen es ja selber schuld, wenn sie nur wegen ein paar Pfennigen billiger in den entfernten Supermarkt mit dem Auto fahren, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die kleinen Geschäfte vor ihrer Nase dicht machen müssen. Versteh das nicht. Dass Menschen sich ihr eigenes Grab schaufeln. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, in welchem Dorf das war, da fragte ich auch einen Mann, der vor seinem Haus stand, ob es keine Bäckerei hier gäbe, wo man einen Kaffee trinken könne. Er verwies mich auf ein Dorf weiter, da sei eine Bäckerei. Ich habe jetzt den Namen vergessen war irgendwas mit drei Buchstaben. Ich sah die unterwegs mehrmals an verschiedenen Orten. Nä, sagte ich ihm, das ist eine Kette, da geh ich nicht hin. Ja, dann können sie noch lange fahren, bis sie was finden, meinte er dann. Mach ich auch und fahre weiter. Merke, wie ich mich wirklich ein wenig darüber ärgere, überall dasselbe in dieser Beziehung. Aber nach paar Minuten natürlich vergessen.
 
Es regnet unerschütterlich weiter, mein Regencape, dass sich zwischen Lenkrad und meinen Beinen stülpt, ist ein kleiner See, den ich ab und an mal ausschütten muss. Meine Schuhe sind mittlerweile durch und durch nass, die Füße kalt und im Kragen zieht es auch nasskalt rein. Also fahren, fahren, damit ich warm bleibe.
 
Als ich Krempe erreicht habe, reicht es mir. Ich fahre auf die schöne St. Peter-Kirche zu, mache einen Stop und kehre ein. Der Innenraum wurde so gebaut, dass er nach Osten sich richtet. Gefällt mir. Ich habe nämlich ein hübsches Buch mit dem Titel *Von Osten strahlt ein Licht herein * Es sind kleine heimelige Geschichten zu Advent, Weihnachten und Dreikönig, die ich gern mit meinen Kindern gelesen habe. Daran muss ich gerade in diesem Moment denken, an die Zeiten, als wir gemütliche Vorlesestündchen hatten. Ich hab das immer mit so viel Freude gemacht. Pilgernd unterwegs sein, heißt auch manchmal, das gelebte Leben an sich vorüberziehen lassen und die Erinnerungen kommen eben wie in diesem Moment ganz unerwartet. Ja, meine Kinder,  an sie denke ich jetzt ganz besonders in diesem Augenblick. Sie unterstützen mich auf vielfache Weise auf meiner Tour und das ist ein schönes Gefühl. Wir haben täglich mehrmals Kontakt durch das kleine Ding in meiner Tassche. Wenigstens in dieser Beziehung ist so ein smarthphone doch schon ein Segen. Man muß halt mit umgehen können, wie mit so vielen Dingen.
 
Ich fahre weiter am Uhrendorfer Deich nahe der Stör entlang Richtung Neuenkirchen. Hab ich schon gesagt, dass es immer noch regnet. Aber die Pause in der Kirche hat mich beschenkt. Mir ist der jetzt egal der Regen, ich lache ihm ins Gesicht, singe vor mich her einen Psalm, den ich so gerne mag und genieße trotz der Wassermassen vom Himmel die wunderbaren Ausblicke auf die Felder. Irgendwie verlier ich hier den Mönchsweg. Vielleicht das Schild nicht gesehen, ich weiß es nicht. Denn nach meinen Aufzeichnungen nach müßte ich mit der Fähre das Flüsschen Stör überqueren, finde den Weg aber nicht mehr, habe auch keine große Lust in dieser Situation zu suchen und fahre einfach dem normalen grünen Radwegweiser Richtung Beidenfleth nach. Immerhin gehört das zu meiner Route und hoffe dort wieder den Einstieg zum Mönchsweg wieder zu finden. Es geht Richtung Itzehoe erst einmal. Unterwegs während des Fahrens fällt mir auf, dass ich auf meinen Etappen vor Glücksstadt zumeist hochmoderne, luxuriöse, teure Autos habe fahren sehen. Die sehen ja heutzutage alle gleich aus. Jetzt, hinter Glücksstadt kommt es sehr oft vor, dass ich auch des öfteren schöne alte Autos sehe, Oldtimer aller Automarken. Das gefällt mir. Früher waren Autos einfach geschmackvoller, individueller, da hats noch Spaß gemacht in einer fahrenden Karre zu sitzen und den Held am Lenkrad zu spielen.
 
Ich bin jetzt  ganz gespannt auf dieses kleine Städtchen, denn hier in der Nähe lebte meine Mutter, wie ich schon schrieb, nach der Flucht aus Pommern und sie schwärmte immer so von der Gegend, wie gern sie dort gelebt und das Landleben genossen habe. Es geht zuerst durch die Wilstermarsch, die bekannt dafür ist, dass es die tiefste Landstelle Deutschlands ist. 3,54 tief unter dem Meeresspiegel liegt der Ort. Finde auch ein kleines Hinweisschild, dass mir Auskunft gibt über Tidenhub, Sturmfluthöhe und Wasserstände, die ohne die Deichbauten erreicht werden würden. Ich mag diese Deichlandschaften. Einerseits weisen sie daraufhin, dass es gefährlich werden könnte hier zu leben und erinnern daran, wie sehr wir uns auf die Sicherheit verlassen müssen. Es gibt jedoch keine endgültige Sicherheit im Leben, egal wo du lebst. Das wird mir in diesem Augenblick wieder so bewußt. Und daher empfinde ich auch gerade jetzt eine große Dankbarkeit, dass es bisher alles so gut gegangen ist mit mir allein unterwegs mit allen Schwierigkeiten, die sich in den Weg gestellt haben.
 
Jetzt hab ich noch Heiligenstedten passiert, teils Asphaltwege, teils durch einen kleinen Wald an zwei Seen vorbei, deren Namen ich nun aber nicht herausbekommen habe und erreiche endlich Itzehoe, das mich aber sofort streßt. Ist so. Kommt selten vor bei mir. Liegt sicher auch am Dauerregen. Fahre auf der typischen Industriebundesstrasse, die so oft in die größeren Städte hineinführen und will erstmal irgendwo aufs Klo. So. Muss ja schließlich auch mal sein. Irgendwo finde ich an der Strasse, kurz bevor es in die Einkaufsstrasse geht eine Bäckerei mit Cafeausschank, eine richtige aber, keine Kette. Rad abgestellt, mühsam das Regencape heruntergezogen, Mütze klitschnaß mal ausgekloppt, alles auf den Stuhl gelegt und dann rein in den Laden. Drinnen ist nicht all zu viel los und es richten sich direkt 6 Augenpaare auf mich, um mich zu bedienen. Oha...Machen ein paar Scherze, bei sonem Sauwetter mitm Rad, meinten sie. Jo, sag ich, fahr den Pilgerweg, komm schon aus Glücksstadt. The same Procedere...Staunen, mutig,, so allein, als Frau, kenn ich nu jetzt, winke ab, ist halt so, mach ich gern,s chon immer, möcht nen Kaffee und mal Örtchen benutzen, wenns geht. Klaro, sagen sie freundlich, Kaffee ist umsonst. Freu ich mich. Setz mich draussen vor die Tür unetrs Dach, schau dem Regen zu, genieße meinen Kaffee und überlege wie es weitergeht. Jedenfalls Regen wird wohl nicht aufhören. Schau kurz in meine Unterlagen, bin mal wieder zu weit gefahren, muss ein Stück zurück gleich, wenns weitergeht, in die Fussgängerzone hinein, von dort aus führt der Mönchsradweg dann weiter.
 
Lange Sitzen geht halt nicht, einfach zu kühl, daher gehts weiter. Da muss man vom Rad absteigen in der Fußgängerzone und die ist nicht mal kurz. Dat auch noch denk ich. Und die Strassen kreuzen sich. Finde diese Strasse nicht, von wo aus der Weg weitergehen soll. Mal wieder hin- und her, diesmal mit geschobenem Rad zu Fuß. Endlich komm ich an an einer Kirche vorbei, der Name ist mir jetzt wurscht, steht auch nix in meinen Aufzeichnungen von drin, aber da finde ich ein großes Schild angebracht, der auf den Mönchsweg und seine Entfernungen in alle Richtungen hinweis. Supi, denke ich,d ann kommt hier ja nun auch ein Wegweiser, wie es jetzt weitergeht. Aber denkste, es ist nicht imemr so, wie du glaubst, dass es sein müßte oder sollte. Da ist kein Wegweiser. Kleines Murren in mir, Regentropfen über mein Gesicht laufend. Hach, da ist ein Touribüro, Rad abstellen, nix wie rein. Die werdens ja wohl wissen. Freundlich isse ja die Dame, aber von nix ne Ahnung hat sie. Mönchsweg? wo der jetzt weitergeht? Oh..das wüßte sie jetzt gar nicht und lacht dabei. Ist die doof, denk ich, sorry, aber diesem Gedanken konnte ich mich einfach nicht erwehren. Was arbeitet die denn hier, wenn die nix weiß. Ist doch ein wichtiges touristisches Attraktionsmerkmal Schleswig-Holsteins. Jedenfalls wird es überall so propagiert, auch wenn ich ausser mir bisher keinen anderen Pilger weder zu Fuß noch mitm Rad getroffen habe. Müsse sie mal googeln und sagt, warten sie einen kleinen Moment. Sorry, aber ich bin echt genervt in diesem Moment, das kann ich selber, sage tschüss, verabschiede mich und wünsche noch einen guten Tag. Unhöflich bin ich ja nu nicht und meine Gedanken kann sie ja Gott sei Dank auch nicht lesen. Die sind ja auch gemäß eines alten Volksliedes frei. Hurrah. Schön auch mal Böses zu denken, find ich gerade in diesem Moment. Herrlich, tut gut. Hat sie verdient, die Dame.
 
Und nach doof in der Welt herumgucken beim Laufen entdecke ich dann auch endlich wieder ein kleines Hinweisschild. Rauf aufs Rad, weiterfahren, bloß raus hier. Die Stadt gefällt mir nicht. Denk an meine Mutter. Aber sicher war das früher hier beschaulicher. Muss wieder auf diese große Industriestrasse, von der es weitergehen soll. Hier wieder Pause. Finds wieder nicht, das Schild. Gibts doch nicht. Fahre mindestens viermal denselben Weg vor- und zurück, irgendwo muss das verdammte Schild doch sein. Man...stehe, gucke alles genau hinter, vor, neben mir, rundherum durch und da seh ich es plötzlich, klein und unscheinbar auf der anderen Strassenseite. Sind die blöd, denk ich, Ihr wißt schon, die Täter dieser Befestigung. Sagte ich ja schon. Bringen die Dinger an, denken aber nicht drüber nach, wie es ist, aufm Rad zu sitzen und obs dann noch gesehen werden kann. Überhaupt sind die Schilder immerr nur auf einer Strassenseite angebracht. Schon blöd, wenn du dann auf der anderen Strassenseite gerad bist und Dich verrenken musst, um zu erkennen, was auf den Hinweistafeln, die oft in drei, vier Richtungen gehen, draufsteht. Toursimus wollen wir haben, aber sparen auch.

Egal, ich hake es ab, überquere die Strase und endlich raus aus der Stadt, komme wieder an die Stör, bei der ich über eine kleine malerische Brücke fahren muss und sofort ist mein kleiner Unmut verflogen. Ich durchfahre Münsterdorf, es folgt ein recht hübscher Weg an der Deichstrasse entlang bis nach Breitenburg, das über ein altes Schloß verfügt, das ich ganz sicher auch mal angeschaut hätte, aber der Regen eben. Angeschaut deswegen, weil es eben nicht wie sonst alle Schlösser ein Prunkbau sein soll, sondern eher profan, schlicht und einfach gebaut wurde. Ich hätt mich ja auch eher für den Garten interessiert, ich bin sonst nicht son Schloßguckertyp. Und immerhin sollte es ja im 16. und 17. Jahrhundert in Schleswig die Hochburg für politische und kulturelle Geschehnisse gewesen sein.  Also keine Schloßbesichtigung, weiter gehts.
 
Es folgen nun kleinere Orte, Kronsmoor, Westermoor, Breitenberg und Wittenberge. Die schönste Strecke, wenn auch nicht asphaltiert ist der Weg am Deich entlang. Hier gabs auch mal ein kleiens Verkehrshindernis, dass ich versuchte zu umfahren, denn die Hindernisse ließen sich durch mich in keiner Weise beirren. Schafe lagen auf dem Weg, herrlich. Und sagte ich es schon, irgendwann, bis auf kleine Momente, war es mir egal, ob es regnete oder nicht, ich naß und kalt war, es gab ja imemr was Schönes zu entdecken. In diesem Falle die da vor mir lagernde Schafherde, herrlich. Waren auch paar Schwarze dabei, so wie ich eins bin, kicherte ich vor mich hin.
 
Kellinghusen, auweia, liegt zwar hügelig hübsch, die Zentrumsstrasse führt rauf und runter, aber mehr ist da auch nicht. Gut drumherum gibts schon noch was, aber nix, was sich lohnt zu entdecken. Der Naturpark Aukrug sicherlich rundherum würd sich lohnen, aber ne, nicht mehr heute und jetzt. Nass genug ich bin. Erstmal mein Rad und Bett-Herberge gesucht. Bin auch froh mal wieder, diese Übernachtungsmöglichkeit egfunden zu haben, denn Menschen laufen hier im Ort, klar, auch wegen des Regens, nicht herum und Pensionen oder ein Hotel entdecke ich auch nirgendwo. Und ehrlich, ich schwöre, ich hätte nun auch nicht mehr weiterfahren wollen. Jede Menge Restaurants aber so im Vorbeiradeln aus einem Augenwinkel sehend gesichtet. Inder, Chinesen, Türken, Italienern, Griechen. Man, voll multikulti die Kellinghusener, zumindestens was das Essen angeht.
 
Hab ich Hunger? Ne gerade nicht, mal wieder. Sag ja, Anstrengung bedeutet nicht immer,  dass viel Appetit da ist. Oft bei mir jedenfalls, das Gegenteil. Essen also erst mal warten. Die Pension überrascht mich total. Ein 330 Jahre altes Bauernhaus direkt an der Kellinghusener Fussgängerhauptstrassenzone, wenn man die denn so benennen will, liegt, Immerhin keine Autos, jedenfalls selten, das hier mal vorbei kommen sollte. Und die Leuts so nett, kann ich nicht anders sagen. Alte Leute schon, die Inhaberin, eine alte Dame von 72 Jahren, begrüßt mich warmherzig. Man, kommen sie herein, brauchen nicht die Schuhe auszuziehen, wird eh nachher noch geputzt, sagt sie. Erst mal Rad abstellen, sag ich, Taschen abmontiert, ind en Flur egstellt und im Hinterhof wartet ihr Mann, der schon 84 Jahre alt ist, aber so drollig, nett und liebenswürdig ist und hilft mir mit dem Rad. Dann komm ich richtig ins Haus hinein und staune über das schöne alte Mobiliar, die großen weiten Räume, wie in einem Haus, dass ich sonst nur so aus Freilichtmuseen kenne. Wohlfühlcharakter per exellence, finde ich und dazu noch diese lieben, freundlichen Menschen. Ich muss gerad echt ein wenig heulen, erstens weil die so nett sind, zweitens, weil ich merke, geschlaucht bin ich jetzt, habs nur verdrängt unetrwegs, wie so oft in früehren Zeiten in meinem Alltagsleben mit Familie, Beruf, Ehrenamt und dem ganzen Kram, den man sich so zu eigen gemacht hat.
 
Wir steigen treppauf, erste Etage, dann nochmal eine schmale Stiege und dort oben gibts ein hübsches Zimmer mit davorliegender Küche nur für mich. Denn ausser mir befindet sich Niemand in der Herberge. Es ist nicht nur der Regentag heute, sagt mir die Herbergsinhaberin, es ist der ganze Sommer der ihnen so gut wie keine Gäste beschert hat. Insgesamt seien es den Sommer durch gerade mal 5o gewesen, sonst gab es schon mal 200 an der Zahl. Aber gut, sie seien nicht darauf angewiesen, machen das zum Vergnügen, sind selber in jungen Jahren immer sehr beweglich gewesen. Ist aber auch Arbeit entgegne ich ihr, das große Haus hier mit allem zu hegen und zu pflegen. Ach das geht schon, sagt sie, sie habe Enkel, die gerne helfen. Fein finde ich das. Dann bekomme ich den Schlüssel fürs Zimmer udn Haustür und Obacht, ich bekomme auch den Schlüssel für die  St. Cyriacus-Kirche im Ort, deren Schlüsselgewalt ihr obliegt. Denn die Kirche ist abgeschlossen zu dieser Zedit. Also solle ich gut damit umgehen, schön wieder abschließen,w enn ich raus gehe. Sie geht einfach davon aus, dass ich als Mönchsradpilgerin natürlich die Kirche auch von innen besuchen will. Sie steht ja auch hoch oben da auf einem Hügel mitten in der Stadt neben den abzweigenden Strassen aus dem Ort heraus. Ich bedanke mich sehr für das Vertrauen, bin dann aber doch erstmal froh, die Tür hinter mir schließen zu können, nasse Schuhe aus, auf die Heizung gestellt, die sollte ich nämlich tüchtig andrehen, hat sie gesagt, die Herbergsmama. Alle Klamotten aus und das erste Mal hole ich meine gute Ersatzhose für alle Fälle für einen Flanierspaziergang in besuchten Orten heraus. Bisher war das nicht nötig, jedenfalls wenig. Es geht auch schon mal mit ein wenig feuchtem Schuhwerk herum zu laufen. Ich will ja auch vorsichtig sein. Muss ja auskommen mit dem mitgenommenen Bekleidungsgut. Pilgern ist wie gesagt kein Schönheitswettbewerb, aber zwischendurch wenigstens nicht ganz so vermatscht herumlaufen tut dann auch mal gut.
 
Einen Moment mal auf das schöne, gemütliche Bett gelegt und dann seh ich auch, worauf mich die Herbergsmama hingewiesen hat. Direkt vor meinem Fenster befindet sich ein großes Storchennest. Sie meinte, wenn ich Glück habe, werde ich ihn sehen, wenn er von seinen Ausflügen zurückkommt. Darauf freue ich mich jetzt schon, denke ich. Ein halbes Stündchen genügt, die Kräfte kehren einw enig zurück und ich beschließe mal den Ort zu erkunden. Also raus. Gehe die Strasse bergauf herauf, begutachte alles neben mir liegende, will eigentlich ein Cafe finden, Kaffeeschnuddelchen, das wärs jetzt. Find aber nix. Nur einen dritten Welt-Laden, darin ein paar Tische, kann man wohl, wenn man will. Sitzen aber so merkwürdig Alternative Damen an den Tischen, nä, keinen Bock jetzt auf die und gehe weiter. Daneben ein weiteres Domizil, stellt sich als *bei uns tu huss+ Cafe heraus, Sitzen auch paar Leute drin und durch die Fensterscheibe spinxend entdecke ich eine Theke in deren Glasauslage ein lecker aussehender Schokoladenkuchen steht. Der Einzige wohl. Also, das mach ich gleich, denke ich. Hier werd ich pausieren. Aber erstmal weiter gucken. Aber gibt nix grossartig zu entdecken, irgendwie gruselig troslos das ganze Kellinghusen. Also mal zur Kirche.
 
Komm mir ja ein bisserl komisch vor, da jetzt allein rein mit Schlüssel und so. Mach es aber. Gucke aber sofort, als ich drin bin, ob das Aufschließen und rauskommen wieder problemlos geht. Der Gedanke, ne Nacht in einer Kirche eingeschlossen zu sein, weiß nicht, würde mir dann doch Unbehagen verschaffen und hören würd mich hier sicherlich erstmal lange keiner. Erinnere mich aber gerade an meine Tage im Kloster Karmel in Köln, in dem ich auch ganz allein des öfteren in der Nacht in der Kirche saß. Aber da war ja auch die Gewissheit, da ist Jemand in der Nähe. Vielleicht ist die vermeintliche Gottesnähe an diesem Ort doch nicht so ganz allein auszuhalten, ich weiß es nicht, vielleicht bin ich dazu ja noch nicht genug erleuchtet oder fortgeschritten in der Erkenntnis. Aber gut, ich laß das mal so stehen und empfinde die Kirche ganz hübsch, zwar schmucklos, nur vorne hinter dem Altar leuchtet ein bunt gemaltes Wolkenbild vor mir auf, das beruhigend wirkt, sitze einige Zeit dort, alles wieder Revue passierend lassend, was die Menschen angeht, die ich mit genommen habe und gehe wieder hinaus, sorgsam verschließend den *heiligen Ort* und nochmal prüfend, ob ich auch richtig und so, abgeschlossen habe.
 
Dann gehts runter zu dem *bei uns tu huus* Cafe. rein in die warme Stube. Milchkaffee bitte und ein Stückchen von dem feinen Schokokuchen bittend. Bekomme extra Milch warm gemacht und frisch geschlagene Sahne auf den Kuchen. Lecker. Will sogar ein zweites Stück, man weiß ja nie, vielleicht wars das heut mit dem Essen. Die anderen Gäste und die Bedienung erklären mir, dass dieses Cafe eine Bürgerinitiative ist, hier kann man nicht nur Kaffee trinken, sondern auch allerlei Flohmarktszeug erwerben, aber auch Bücher, CD´s, alles gesammelt von Menschen, die es nicht mehr brauchen für die, die es brauchen könnten und sich nichts leisten können. Auch finden kulturelle Veranstaltungen hier statt. Es soll ein Treffpunkt sein für die Bürger, ohne dass es teuer wird für sie. Ein schöner Gedanke und sicher auch ein gutes Projekt. Habe ein gemütliches Plauderkaffeeschnuddelchen hier mit den Menschen und gehe dann zufrieden zurück zu meienr Pension. Es ist noch nicht spät. Gerade mal 17.00 Uhr. Ich war früh durch heute mit meinen Kilometern, war ja auch früh raus und durch den Regen bin ich halt auch recht flott gefahren und habe weniger Pausen gemacht als sonst.
 
Erstmal schön warm geduscht und dann leg ich mich aufs Bett und spüre wie bleiernde Müdigkeit in mir hochzieht. Während ich zwischendurch imemr mal einnicke, bemerke ich zwischendurch endlich den Stroch, der von seinem Ausflug zurückgemkommen ist. Majestätisch thront er da auf seinem richtig großen ausgebauten Storchennest und schaut in die Welt hinaus. Wie ich, denk ich so vor mich hin und schmunzele. Er guckt auch mal in meine Richtung, da winke ich ihm mal zu. Und so lieg ich da den Nachmittag über und mache eigentlich nix, ausser den Stroch zu beobachten. Herrliche Meditation ist das. Es ist überhaupt herrlich, sich mal einfcah mit nix zu beschäftigen. Zwei Bücher hätte ich ja, die ich mitnahm. Bisher aber nur recht wenig reingeschaut. Einfach nur liegen und gucken, ist wunderbar. Wie immer ziehen ja allerhand Gedanken an einem vorüber, die es meistens wert sind, sie mal zu beachten.
 
Es wird Abend, ein wenig Hunger meldet sich schon. Jedoch draussen regnet es wieder tüchtig und schon beim Rausschauen hab ich das Gefühl, ne heute nich Roeschen, du gehst jetzt nirgends mehr hin. Gott sei Dank hab ich noch ein Brötchen in der Tasche vom Morgen. Das reicht. Früh bin ich an diesem Abend eingeschlafen, aber selig und zufrieden.

 

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