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15. September 2023 5 15 /09 /September /2023 08:28

Was ich mir nie vorwerfen konnte ist, dass ich zu den Menschen gehöre, die sich einschleimen oder den Mund halten wenns drauf ankommt.  Von Menschen, die sich so verhalten, halte ich mich fern, weil ich diese nicht zum Freund haben möchte. Ist so.

Mein Nichtmehrmann sagte mir einmal, Roeslein, Roeslein, manchmal haben die Menschen Angst vor Dir. Also nicht falsch verstehen, nicht, weil ich möglicherweise in Taten gewalttätig wäre. Das nun nicht. Aber wenn ein Mensch den Mund nicht halten kann, wenns angebracht ist, kann das auch schon mal gewaltättig wirken. Das habe ich immer in Kauf genommen. Da mache ich auch vor Obrigkeiten, selbst wenns der Papst oder ein Kardinal ist, nicht halt. Alles schon erlebt. Selbst der Schule wurde ich deswegen einmal verwiesen.

Daher hatte ich auch nie viele Freunde, eine lange Zeit in Kindheit und Jugend so gut wie keine, was aber an anderen Gründen lag. Erst später kamen eine Handvoll dazu. Leider sind zwei Drittel von ihnen schon verstorben.

Ideelen Gemeinschaften denen ich mich zugewandt hatte, weil mein Leben vor allen Dingen immer auf der Suche nach Wahrheiten des menschlichen Seins war, habe ich nach langer Zeit der Erfahrung verlassen, als ich begann die Verlogenheit zu erkennen, was dann meinerseits auch gesagt und nicht gern gehört wurde.

Aber meistens war es richtig, wenn ich den Mund nicht gehalten habe. Wenn einmal das Gegenteil der Fall war, hat es mir keinen Abbruch getan, mich zu entschuldigen. Ein Fehler, na und. Alle machen Fehler. Meistens wurde Vergebung auch angenommen. Das hat mich reicher gemacht. Sich selbst treu bleiben ist eine Maxime meines Lebens. Versuchen kann man alles, wenn man scheitert, muss man sich das eingestehen.

Gestern erlebte ich etwas, was meinem zuvor Erzähltem zu einem Beweis erklärt.

Ein Paket wollte auf den Weg gebracht werden. Also machte ich mich auf. Meinem Ziel nahe gekommen, sah ich schon von weitem, dass sich die Schlange von Menschen vor der Post schon bis um die Ecke des Eingangsbereich zeigte. Oha! Da war Geduld gefragt. Eine halbe Stunde wird das wohl sicherlich dauern, sagte ich mir. Egal, die Sonne schien und Warten fällt mir leicht, denn Langeweile oder Ungeduld kenne ich da nicht. Es gibt ja immer was zu sehen. Um mich herum. Die Menschen anschauen, wie sie aussehen, wie sie gekleidet sind, was sie reden, wie ihre Gesichter in die Welt schauen. Da ist es egal, wo ich warte, an der Kasse im Supermarkt, am Bahngleis, wenn ich auf den Zug warte oder bei anderen Gelegenheiten, so wie eben an diesem Tag beim Warten an der Post.

Viele Menschen können sich über diese Tugend nicht erfreuen, also der Tugend des Wartenkönnens. Erlebe ich immer wieder. Sie scheinen immer ein wenig gehetzt zu sein. Keine Zeit, keine Zeit. Obwohl sich doch gewundert werden kann, wieviel Zeit der Mensch mit unnützen Dingen verbringt. Stundenlang im Internet herumhängen, sich in Chatrroms aufhalten oder am Smarthphone oder vor dem Fernseher. Ist mir ja grundsätzlich auch total wurscht, womit Menschen ihre Zeit verbringen. Es wundert mich dann eben nur, wenn sie mal eine kleine Zeit mit Warten verbringen müssen, wie ungehalten sie dann werden können.

So ein Menschen ist mir gestern begegnet. In der Schlange beim Warten an der Post. Ein großer schwerer Typ. Vielleicht Anfang 4o. Gekleidet im Jogginanzugoutfit. Bisserl schlampig, ich meine Jogginganzüge könenn auch schon schnittig ausschauen. Der aber nicht. Hab den schon die ganze Zeit angeschaut, weil mir das auffiel und mir Gedanken darüber gemacht, warum ein Mensch in einem solchen Aufzug durch die Welt maschiert.

Unangenehm wurde es aber, als er begann eine junge Frau die sich an allen vorbeischlich um dann an den Schalter zu gelangen, der als nächstes frei wurde. Ich hatte diese junge Frau schon vorher beobachtet. Sie war schon mal am Schalter, hatte wohl etwas vergessen auf ihr Postgut zu schreiben und wurde gebeten, das noch nachzuholen. Als sie das erledigt hatte, wollte sie natürlich nicht wieder ganz von vorn beginnen Also sich an die hinterste Stelle der Reihe anstellen Was ja auch verständlich ist.

Der Schlampenmann hatte das wohl nicht mitbekommen. Ich weiß es aber nicht. Jedenfalls begann er sie aufs Übelste zu beschimpfen. Die Leuts vor und hinter mir hörten sich, wie ich, das Procedere eine ganze Weile an. Der Typ war so renitent, mir bangte, dass er sie möglicherweise vielleicht sogar angreifen wollte. Sie am Arm schnappen und gewalttätig wegzerren wollte. Ein Riesenkerl. Hat man ja alles schon erlebt, also wie Menschen aus welchem Grund auch immer

plötzlich gewalttätig werden, also körperlich.

Vorausgeschickt noch mal, selber war ich die Ruhe selbst. Ein Beobachter nur. Aber dann kam der Moment wo ich mir dachte, Roeschen, Roeschen du musst eingreifen. Dazu soll es nun nicht kommen. Also zu einem körperlichen Angriff.

Also drehte ich mich provokativ zu dem Schlampenmann um und sagte ihm: "Bleib mal ruhig, reg Dich mal nicht auf, man ist schneller tot als man denkt."

Sofort trat Ruhe ein. Das hatte gewirkt. Selbst bei ihm. Er sagte nichts mehr, aber rein gar nichts mehr. Selber hatte ich mir gar nicht überlegt, was ich sagen wollte, also, als ich mich zu ihm umdrehte. Das purzelte einfach so aus mir heraus. So als wenn es eine Instanz in mir geben würde, die genau weiß, was gesagt werden soll, damit es Wirkung zeigt.

Und was kann schon mehr Wirkung zeigen, als wenn ein Mensch darauf hingewiesen wird, wie schnell sein Leben zu Ende sein könnte. Denn wir alle leben in der Haltung, der Tod trifft immer die Anderen und uns wird schon nix passieren. Der größte Irrtum des Menschen. Denn vielleicht hat es der ein oder andere meiner geneigten Leser selber schon erfahren im Umkreis seiner sozialen Beziehungen bei Freunden, in der Familie oder bei Arbeitskollegen, dass das sehr oft passiert. Dass der Tod einen Menschen ganz plötzlich und unerwartet trifft. Dessen muss der Mensch sich immer bewußt sein und es nicht verdrängen.

Dieses Wissen allein, dass sich immer bewußt gemacht werden sollte, verhilft zu einem guten Leben, einem achtsamen, respektvollen und reichen Leben, auf das dann am Ende gern zurückgeblickt werden kann.

Daher sag ich es jetzt auch noch einmal:" Man ist schneller tot als man denkt."

Ich flüstere das jetzt ganz leise. Der hinter mir stehende Mensch neigte sich mir zu und sagte:" Das haben sie gut gemacht. Recht haben sie."

Jo, war meine Antwort und schaute wieder nach vorn, denn es waren nur noch 3 Leute vor mir, bis mein Paket auf die Reise gehen konnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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