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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:58
Wie bin ich eigentlich zu meinem Schrebergarten gekommen? Mal ehrlich, damals, vor genau 25 Jahren, hätte ich mir vorher nie denken können, einmal zu der "Spezie" Schrebergarten-Besitzer zu gehören. Als echter Hippi, gegen alles Spießertum schien mir das das Letzte zu sein, wonach ich trachtete.
 
Doch man ändert sich mit der Zeit, und nutzt dann doch die Dinge, die einen persönlich bereichern, oder? Jedenfalls ich war gerade mal 28 Lenze alt und mit dem zweiten Kind schwanger. Wir bezogen damals eine Wohnung in der Krüthstraße im Sechszig-Viertel in Nippes.
Schaute man aus unserer Wohnung aus den hinteren Fenstern, schaute man auf einen Teil des Grüngürtels mit den dahinterliegenden Schrebergärtenkolonien.
 
Mein Bäuchlein wuchs und manchmal stand ich am Fenster, schaute raus und dachte, wie schön wär es, jetzt, wo wir Nachwuchs erwarteten, dort einen kleinen schönen Garten für unsere werdende Familie zu bekommen.
 
So erzählte ich einmal meinem Schwiegervater, einem Alt-Nippesser, der in den einschlägigen kölschen Vorort-Kneipen verkehrte, von diesem Wunsch. Nun denn, der Kölsche Klüngel funktionierte auch schon damals. In weniger als vier Wochen bekamen wir eine Zusage vom Kleingarten-Verein, und das war schon ziemlich überraschend, denn die Anmeldelisten auf einen Kleingarten waren üblicherweise lang.
 
Wir waren völlig aus dem Häuschen. Also nichts wie hin, haben wir uns unser zukünftiges kleines Idyll angeschaut. Ein Areal, völlig überwuchert mit alten, knorrigen Rosenstöcken, deren Wurzeln bis tief in den Boden hineingewachsen waren. Ein altes, bruchreifes Holzhäuschen, viele alte Obstbäume, einige davon, jedoch schon abgestorben und wo das Auge hinreichte, Unkraut über Unkraut. Der damalige Besitzer, an die 9o Jahre alt, hatte die letzten Jahre nichts mehr dran tun können.
 
Trotz der auf uns zukommenden Arbeit schlugen wir sofort zu. Freunde wurden mobilisiert, an den Wochenenden ein Fäßchen aufgemacht und ran ging. Recht und schlecht, ohne jegliche große Erfahrung, rißen wir das Häuschen ab, bauten ein kleines solides Steinhäuschen mit Terrasse, schleppten das alte Plumskloo fort und ich wühlte mit meinem mittlerweile doch recht dicken Bauch in der Erde herum, zog mit bloßen Händen, die alten verknorrten Rosenstockwurzeln aus dem Boden und von Tag zu Tag wuchs unsere kleine Oase.
 
Der Sommer kam und es verging kein Tag, wo wir nicht in unserem Schrebergarten verweilten. Und obwohl wir ein bißchen vor der Schrebergarten-Mentailität der Kleingarten-Besitzer Angst hatten, stellte sich die als Gott sei dank sehr schnell unbegründet heraus. Wir hatten Glück, unsere direkten Nachbarn akzeptierten uns, unser AUssehen und unsere Art, den Garten nach unseren Vorstellungen anzulegen.
 
So hatten wir uns eine kleine Idylle mitten in der Stadt geschaffen, die auch noch dazu beitrug, die Ernährungsvorräte mit frischem Obst und Gemüse anzureichern. Schon alleine diese Erfahrung, selber etwas anzupflanzen und zu ernten war einfach nur schön.
 
Unser Töchterchen ist sozusagen in diesem Schrebergarten aufgewachsen. Die ersten Schritte begannen dort und als sie sicherer war, zog sie ihre Runden durch alle Nachbarsgärten und kam in den Genuß eine große Garten-Familie zu haben. Dann wurde der Sohnemann geboren und der Schrebergarten entwickelte sich zu einem reinen Kinderparadies. Jeder Nachmittag wurde genutzt, befreundete Kinder eingeladen, im Sommer geplanscht, im Herbst Kartoffelfeuer entzündet und selbst im Winder konnte, wenn dann mal ein wenig Schnee gefallen war, der erste Schneemann, ohne ANgst davor zu haben, in irgendeinen Hundehaufen zu greifen, gebaut werden.
 
Kurz, ich denke gern an die vergangenen Zeiten in unserem Schrebergarten zurück. Denn nicht nur die Kinder hatten ihre Freude. Wieviele Gelage haben wir nicht mit Freunden dort verbracht, mit Fäßchen und Grill! Manchmal wurde chon mal eine Nacht dort verbracht, wenn die Beine von einem Kölsch zuviel ihren Dienst nicht mehr bis zu Hause schaffen wollten. Auch für die Kinder eine schöne Möglichkeit, ihre ersten Nächte in einem Zelt in der freien Natur zu verbringen.
 
Und im Grunde hatten wir nie etwas mit der Kleingärtner-Mentalität am Hut. Aus den dauernden Veranstaltungen konnten wir uns herausziehen, ohne dass man uns böse war, irgendwie wurde das immer respektiert. Ich weiß, dass das woanders auch schon mal anders geht. Wir hatten einfach Glück mit unserem kleinen Paradies direkt vor der Haustür.
 
Als die Kinder in die Pubertät kamen, zogen sie an den Wochenenden mit Freunden in den Garten, um ihre eigenen kleinen Partys zu veranstalten. Es war einfach eine kleine Oase für sie und viele ihrer Freunde hätten sich ähnliches gewünscht.
 
Nun, fast 25 Jahre danach, die Kinder aus dem Haus, das Häuschen in der Eifel, alles will irgendwie gepflegt und versorgt sein, gehen wir nicht mehr so oft dorthin. Dafür erfreuen sich jetzt aber die Großeltern dieser Oase. Alt geworden, können sie nicht mehr so weite Entfernungen zurücklegen, um ein Stückchen Natur zu genießen und so verbringen sie nun viele schöne Tage in unserem Garten, pflegen ihn hier und da und genießen die Kontakte mit den mitllerweile auch älter gewordenen Nachbarn.
 
So ist unser Schrebergarten zu einer generationsübergreifenden kleinen Insel mitten in der Großstadt geworden.
 
Einiges hat sich nun doch geändert, mittlerweile hat die penible Kleingarten-Mentalität auch unsere kleine Nachbarschaft ereilt, es ist nicht mehr ganz so locker, wie in den Anfangsjahren. Viele neu hinzugekommenden Nachbarn pflegen eine richtige Vereinsmeierei und da wird man nun doch schon mal hier und da schief angeschaut, weil man sich rauszieht. In den Kleingartenhäusern hat bei vielen auch der Protz Einzug gehalten, von Einbauküche, Fernseh und Satelittenanlage ganz zu schweigen. So kam es in den letzten Jahren hin- und wieder auch mal zu Einbrüchen. Na ja, bei uns ist nichts zu holen, daher können wir auch immer Tot und Türe offenhalten. Ich sag ja immer, haste nix, brauchste dich auch nicht zu sorgen.
 
Nun denn, ich liebe meinen Schrebergarten immer noch und jedes Mal, wenn wir heute dort inkehren, ist es, wie ein Stückchen Urlaub mitten im Alltag. Und ich hoffe mal, dass das auch noch so bleiben wird und wir auch mit den veränderten Gewohnheiten und den neuen Nachbarn zurecht kommen, ohne dass es zu Streitereien und Anfeindungen kommt, oder gar zum Mord an Kleingärtnern, wie uns am kommenden Sonntag ein neuer Tatort-Krimi zeigen wird. Das Milleu in einem Kleingarten kann schon ziemlich feindlich sein und man ist nie davor geschützt, ob nicht der Nachbar, der einen schon lange auf dem Kicker hat, nicht mal was auf die Büsche spritzt. Tod im Kleingarten, ne, bloß nicht. Na ja, und wenns gar nicht mehr geht, gibts ja immer noch die Eifel.
 
In diesem Sinne, ein Kleingarten ist schon was Feines! Ich freue mich jetzt schon auf das Erwachen des Frühlings und die Düfte und die Farben der Blumen und Sträucher. Ich werd es genießen, so ganz in Ruhe und allein, weil ich ihn ja mit niemandem teilen muß!
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