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4. Dezember 2008 4 04 /12 /Dezember /2008 15:56

Manchmal wird man krank, auch wenn man es nicht will, so wie Gerda, in ihrem neuen Job. Zehn Jahre ist sie jetzt schon in der Firma, bisher ist immer alles gut gegangen. Kleine Wehwehchen hier und da, aber man geht ja mit dem Bein unter dem Kopf. Ist ne kleine Firma, in der Gerda arbeitet, da kommt es auf Jeden an. Fehlt einer, müssen die anderen Kollegen für zwei arbeiten. So ist das. Und der Chef, der macht schon ein mürrisches Gesicht, wenn nur mal Kopfweh angedeutet wird.

Gestern sagte ich zu Gerda, du siehst schlecht aus, tiefe Ringe unter den Augen, Blässe um die Wangen und das Gesicht ganz eingefallen. Klar, meint sie zu mir, wie soll das auch anders sein. Ich hab ne starke Bronchitis, schon seit vier Wochen schleppe ich mich damit herum. Hör mal, sag ich, dann mußt du zuhause bleiben, du gehörst ins Bett, das geht doch nicht.

Wie soll dass denn gehen antwortet sie mir, wenn ich wegbleibe, dann bekomme ich das wochenlang zu spüren. Ich werde vom Chef und den Kollegen geschnitten, erstens, weil sie mir nicht glauben, dass ich so krank bin, zweitens, weil sie sauer sind, dass sie meine Arbeit mitmachen müssen. Drittens, sagt sie, du, bei der finanziellen Situation der Firma hab ich auch Angst meinen Job zu verlieren. Das kann ich mir nicht leisten. Da würde, wenn ich auch Arbeitslosengeld bekomme, jeden Monat 500,--€ fehlen und die nicht für Luxus, sondern für die Miete, Gast, Strom und Wasser. Das geht alles mal gar nicht.

Was machst Du denn, fragte ich sie. Was soll ich schon anderes tun, antwortet sie mir. Ich nehme jetzt die zweite Fuhre Antibiotika. Manoman, dachte ich, so sieht das aus.

Was ist aus unserem sozialen System geworden! Ich denke Gerda ist kein Einzelfall. Ich höre das überall. Krankwerden und Kranksein, kann sich heute keiner mehr erlauben. Es kann das Klima bei der Arbeit zum negativen verändern und letzten Endes den Job kosten. Ob dass unsere Politiker überhaupt mitbekommen?

Kranksein gehört zum Menschsein dazu. Auch die kleinsten Krankheiten können einen schon mal niederhauen und sie fordern vom Körper, dass er sich ausruht und auskuriert. Wie soll sich aber der Mensch erholen und gesunden, wenn er nicht mehr krank sein darf?

Ein gefährliche Sache, die am Ende dazu führen wird, dass das, was vermieden werden soll, nämlich, dass Kranke Kosten verursachen, gerade eintritt. Denn wer auch kleine Krankheitszeichen nicht auskurieren kann, wird sie verschleppen und größeres wird entstehen.

Da soll der Mensch arbeitsfähig erhalten werden, aber wenn er nicht wirklich auch einmal Zeit hat, seinem Körper das zu geben, was er braucht, wird er am Ende immer schwächer und der Körper wird seinen Tribut fordern. Tritt dann etwas wirklich Schlimmes ein, wird er arbeitsunfähig und dann entstehen gerade die Kosten, die man eigentlich vermeiden wollte. Die Katze beißt sich am Schwanz.

Ich finde es schlimm, wenn der Mensch sich nicht mehr erlauben darf und kann, auch einmal eine Krankheit auszukurieren. Soweit ist es gekommen. Waren wir nicht mal woanders?

Es geht bergab, das muß man schon sagen und erkennen. Es betrifft vielleicht nicht alle, aber viele, so wie Gerda, die weiter jeden Tag erscheint, mit dem Kopf unter dem Arm. So nicht, meine ich!

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Kommentare

E
@Regina:<br /> <br /> Ja, man darf aber nicht zuviel an das Morgen denken, sonst ist man vor Sorge und Angst für das jetzt besetzt. Wir müssen mit den Dingen lernen zu leben und das Beste draus zu machen!<br /> <br /> @Bashoe:<br /> <br /> Wem sagst Du das. Ich habe selber eine Krebserkrankung gehabt. Daher kann mich eigentlich nichts mehr anfechten. Das wichtigste Gut ist die Gesundheit, aus allen anderen Lebenssituationen kann man etwas machen. Nichts ist wichtiger als das Leben an sich und wenn das zu Ende geht, ein gutes Loslassen.<br /> <br /> Habt Dank für Euer Feddback<br /> <br /> Erika
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B
Angst lässt uns alle zu Verlierern werden. Uns fehlt aber die Einsicht das wir schon Verlierer sind weil wir Angst haben etwas zu verlieren was so keinen Wert besitzt. Arbeitsplätze kommen und gehen, wenn die Gesundheit geht ist der Arbeitsplatz und das damit einhergehende Einkommen schon lange Illusion. Den Wert Gesund zu sein erkennt man spätestens wenn man Krank ist.
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R
Oh Mann Erika, jetzt klopf ich einen Spruch den ich nie sagen wollte, aber es ist so "Früher war vieles besser". Das ist die Realität, mein Mann rennt auch immer zur Arbeit obwohl er Krank ist und zum Arzt b.z.w. ins Bett gehört. Der Druck wird immer größer und das Klima immer schlechter. Da mag ich gar nicht daran denken wie das wohl im nächsten Jahr aussehen wird, wenn die schlechten Prognosen stimmen...Lieber Gruß Regina
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