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6. März 2009 5 06 /03 /März /2009 15:17

Ich mußte mich heute belohnen. Das gelingt mir am Besten mit Kino. Ich hatte mich den ganzen Tag auf einen Termin gefreut, den ich letztendlich vermaselt hatte, weil ich mich im Tag geirrt hatte. So was soll vorkommen und als der Ärger verflogen war, konnte ich schon wieder lachen. Manchmal ist das halt so, da machste nix. Es sollte wohl nicht sein.
 
Ich liebe diesen Film. Warum? Weil ich die Verlierer liebe, die Armen, die Kleinen und Schwachen. Und genau darum dreht sich der Film, um die kaputtesten Typen, die man sich vorstellen kann. Wußten Sie, was ein Wrestler ist? Also ich bis dato noch nicht, aber jetzt weiß ich Bescheid.
 
Wrestling ist eine Art Catchen mit Showcharakter. Nur für absolute Hartgesottene. Jedenfalls ich bin bei einigen Szenen in meinem Kinositz tief versunken und hin- und wieder mußte ich die Augen zu machen. Ein Film ist ein Film und dennoch..... er zeigt auch immer, was in der Welt existiert, wenn es nicht reines Science fiction-Kino ist. Wrestler gibt es, so oder so ähnlich läuft sicherlich ihr Leben ab.
 
Worum geht es also. Wir sehen das Leben eines abgehalfterten Wrestlers, am Ende seiner Karriere, irgendwie versuchend durchzuhalten, immer noch mitzumachen in der Arena, wo er den Löwen zum Fraß vorgeworfen sind. Die Szenen des Kampfes sind einfach schrecklich und ich fragte mich die ganze Zeit während des Films, wer schaut sich so was in real an. Welche Menschen gehen zu solchen Kämpfen, um sich am Blut, an Verletzungen und an extremer Gewalt zu ergötzen? Aber so ist der Mensch, er hat diese Sehnsucht nach Extremen, er braucht das wohl, warum nur? Und es gibt Menschen, wie die Wrestler, die ihnen das bieten.
 
Es kommt wie es kommen muß, in einem schweren Kampf, in dem sich der Wrestler, gespielt von dem unglaublichen Mickey Rourke, bewaffnet mit Rasierklingen selber Wunden zufügt, damit der Zuschauer noch mehr in Ekstase gerät im Anblick von Blut und Gewalt, erliegt er einer Herzattacke und wacht im Krankenhaus wieder auf. Der Arzt rät ihm, nie wieder in den Ring zu steigen.
 
Aber was soll jetzt kommen. Er hat sein Leben für den Kampf gelebt. Er hat Niemanden, nur sein Publikum und seine Mitkämpfer, sie sind seine Familie. Er ist einsam, er begreift.... er hat sein Leben verspielt für einen Kampf, den es sich nicht lohnt zu kämpfen. Mühsam, verzweifelt, versucht er Kontakte aufzubauen. Eine Striptänzerin, seine einzige Verbindung zur Außenwelt versucht ihm Halt zu geben, gibt ihm den Rat, sich um seine Tochter zu bemühen, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat, die er im Stich gelassen , sie aus seinem Leben für das Wrestling gestrichen hat.
 
Er folgt dem Rat und besucht sie, aber sie stößt ihn zurück. Bewegende Szenen, man leidet mit ihm, dem Protagonisten, wie er in seiner Verzweifelung versucht, den Kontakt wieder herzustellen, wie er bittet, bettelt, sich entschuldigt für all sein Nichtkümmern, für sein Versagen. Er weint... ja, dieser harte Mann, der in seiner Show sich den härtesten Attacken aussetzt, ein Mann wie Stahl, weint still vor sich hin. Und seine Tochter scheint ihm zu verzeihen. Sie verabreden sich ein nächstes Mal.
 
Man sieht, wie er das erste Mal einen Anflug von Glück empfindet, Menschlichkeit, er, der aus einer Welt kommt, in der Gefühle nichts zählen, in der man hart sein muß.
 
Er arbeitet in einem Supermarkt, will endlich aussteigen aus dem Gewerbe. Wiederum versucht er auch die Beziehung zu der Striptänzerin, die ebenfalls am Ende ihrer Karriere angelangt ist, herzustellen, eine Liebesbeziehung aufzubauen. Aber sie weist ihn zurück. Niemals mit einem Kunden. Er betrinkt sich, zieht Kokain ein und im Rausch vergißt er die Verabredung mit seiner Tochter, wieder Mal. Das ist das Aus. Sie will sich nicht mehr verletzen lassen. Er sei ein Versager, sagt sie ihm ins Gesicht und sie ist fertig mit ihm. Weinend tritt er den Rücktritt an. Ein Gescheiteter. So ist die Welt manchmal. Man schützt sich vor Verletzungen und fügt gleichzeitig anderen Verletzungen zu.
 
Im Film spricht die Stripperin von der Passion. Sie spricht die Worte:" Und sie verletzten ihn auf´s Übelste, fügten ihm Wunden zu, peitschten ihn aus und ergötzten sich. Sie brauchten einen Sündenbock!" Warum sagst Du diese Worte, fragt er sie.
 
Eine wunderbare Metapher, wenn auch vielleicht etwas überzogen, dennoch paßt sie zu ihm, dem "Ram", wie er sich nennt, den Hero, den Superstar, auf den alle warten, weil sie sehen wollen, wie er um sein Leben kämpft.
 
Am Ende kehrt er zurück in den Ring. Er weiß, was er tut, er spürt, das wird wohl sein letzter Kampf. Was hat er zu verlieren. Als sie, die Stripperin sich besinnt, spürt, dass sie etwas verliert, fährt sie ihm hinterher, will ihn aufhalten, bittet ihn, nicht hinauszugehen in die Arena, er könnte verletzt werden.
 
Die Worte, die er ihr sagt, berühren mich zutiefst:" Der Kampf kann mir nichts anhaben. Verletzt werde ich in der Welt, die mich nicht braucht, die in mir einen Versager sieht und die meine Bekehrung nicht gesehen hat und sie nicht annimmt.
 
Einsam zieht er in den Ring und am Ende springt er in den Tod.
 

Iich sitze und sitze und sitze und sitze, kann mich nicht aus dem Stuhl hochbewegen und denke an den Spruch der älteren Dame, den sie mir gesagt hatte, als sie aus dem Film kam und ich sie fragte, na, wie war er, der Film:"Die Welt ist eben kaputt und es ist ein kaputter Film über eine kaputte Welt!".
 
Ich muß ihr recht geben. So ist es und dennoch ist es ein liebenswerter Film, den ich sicher nicht zum letzten Mal gesehen habe. Ein Film, der zutiefst berührt und der mich an einen anderen Vers aus der Bibel erinnert:
 
Man hört schon die Schritte der Armen, die Schritte der Kleinen....
 
Es sind immer die Schritte der Armen und der Kleinen, die mich zutiefst berühren, die der Versager, der Gescheiterten, die der Härte der Welt erlegen sind, die keine Abwehrgeschütze hatten, um sich den Verletzungen zu erwehren und die am Ende nicht die Kraft haben weiterzuleben, um sich der Welt auszusetzen.
 
Es sind immer die Schritte der Kleinen, die es nicht geschafft haben, in dieser Welt, die in mir eine Zärtlichkeit verursachen. Und... was haben sie schon zu verlieren, die Armen, die Kleinen.......
 
Ein klasse Film..... seht ihn Euch an, aber macht Euch darauf gefaßt, es sind wirklich harte Szenen, wenigstens für zarte Seelen.....
 
The Wrester, Cinenova Köln!

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Kommentare

M
Danke für die ausführliche Beschreibung Erika, ich hatte schon über den Film gelesen und auch darüber das Rourke sagt, das er sich und sein Leben gespielt hat, mit Abstürzen, Alkohol, Drogen und vielen Zurückweisungen...Lieber Gruß Regina
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E
Hallo Anneliese,<br /> <br /> nun, wie ich schrieb in meinem Blog, ich habe eine Schwäche für die Armen und Kleinen. Da ich selber sehr harte Erfahrungen schon in der Kindheit machen durfte, mich dennoch versöhnt habe mit den Tätern, weil ich versucht habe, zu verstehen, warum die Geschichte so war, wie sie war, weiß ich auch, wie schnell man in eine Außenseiterposition hineingerät. Auch ich war in frühester Kind- und Jugendzeit in einer Außenseitersituation, daher verstehe ich besser und daher auch meine Liebe zu den Armen und Schwachen. Ich hoffe, Du verstehst mich jetzt ein wenig besser.<br /> <br /> Lieben Gruß<br /> <br /> Röschen
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