Das sagt man heute gar nicht mehr, oder? Dass ein Mensch für etwas Feuer und Flamme ist. Allenfalls werden neue Beziehungsobjekte als "neue Flamme" bezeichnet. Naja...das drückt schon allles aus. Wenn die Flamme erlöscht? Was dann? Nun..ich will ja nix über Beziehungen schreiben;-)
Ich jedenfalls bin Feuer und Flamme für's Schachspielen. Noch nicht so lange. Seit ca. einem halben Jahr bin ich jetzt dabei, so es die Zeit erlaubt. Leider hab ich immer zu wenig davon, auch für die vielen anderen Dinge, die mir so im Kopp herumgehen. Daher muß ich Prioritäten setzen.
Zur Zeit herrscht bei mir das Schachspielen vor. Ich hab mich gefragt, kann man im Alter das Königsspiel eigentlich noch erlernen? Man kann, auf jeden Fall. Sagen auch die Schachexperten. Neulich las ich sogar, dass das Schachspielen eine gute Vorbeugung gegen Demenz ist. Der Geist wird durchs Schachspielen wach gehalten, und das Gehirn rostet nicht ein;-)
Auf jeden Fall muß man Mut haben. Meine ich jedenfalls. Man muß es aushalten können, dass man Partie für Partie in Ohnmacht fällt. Wegen all der dummen Züge, die man gemacht hat. Warum auch immer. Am Anfang hat man Schwierigkeiten, überhaupt drei, vier Züge im voraus zu denken. Dann legt man sich einen Plan zurecht und kalkuliert nicht ein, dass der Gegner ja auch einen hat. Einen Plan. Und man hat sich keine Taktik erdacht, wie man gleichzeitig seinen eigenen Plan durchsetzen kann und noch dem Plan, der Taktik, der Strategie des Gegners entgegenwirken kann, so dass man am Ende "matt" sagen kann. Man will ja schließlich auch gewinnen. Wäre schon merkwürdig, wenn es einem egal wäre, ob man gewinnt oder verliert. Taktik und Strategie. Auweia...hört sich an wie Krieg. Aber auf dem Schachbrett ist ein Krieg erlaubt.
Am Anfang jedoch ist es, so meine Erfahrung, aber erstmal wichtig, verlieren zu können. Spielen um des Spielens willen. Lernen, lernen und nochmal lernen. Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel. In meinem Spiel zur Zeit hab ich jetzt erstmal eine Sicherheit in der Eröffnung bekommen. Hin und wieder hat es sogar geklappt, dass ich darüberhinaus auch weitergekommen bin, also tatsächlich einmal "matt" hab sagen können. Aber von ca. 1oo Partien, die ich bisher gespielt habe, war das höchstens eine oder zwei Hände voll;-) ich weiß es gar nicht mehr. Ich zähl jetzt nicht so nach. Aber ein Sieg ist schon ein herrliches Gefühl.
Manche sagen ja, das Schachspiel ist nicht nur ein Könisgsspiel, es ist ein Spiel, in dem man fürs Leben lernt. Das kann ich nun wirklich unterstreichen.
Was man fürs Spielen nämlich absolut braucht, ist Ruhe, Übersicht, Weitsicht, Achtsamkeit, Gelassenheit und Klarheit der Gedanken. Nichts ist schlimmer, als wenn man sich ständig und ständig über sich selber oder den Gegner ärgert. Verlorene Partien dürfen einem schon was ausmachen, aber man sollte sich nicht all zu viel darüber grämen.
Beim Schachspieler, so hab ich gelesen, zeigt sich allzu zu deutlich der Charakter des Menschen. Auch dem stimme ich absolut zu. Jedenfalls, nicht, dass ich mich vorher nicht kannte, aber es wird mir doch deutlicher, wo meine Schwächen und Stärken sind. Wobei...wenn man im Leben gern hergibt, ist das beim Schachspielen nun mal keine besonders günstige Eigenschaft;-) Material einzustellen bedeutet meistens, gerade wenn es schon in der Eröffnungsphase geschieht, dass man die Partie schon verloren hat, bevor es überhaupt richtig losgeht. Stellt man die Dame ein, kann man theoretisch schon aufgeben. Machen auch viele. Ich nicht!
Hier kommt mein Charakter auch zum Vorschein. Ich hab im Leben noch nie aufgegeben, also tu ich das beim Schachspielen auch nicht. Hab ich auch sogar schon mal Glück dabei gehabt. Trotz verlorener Dame eine Partie gewonnen. So kanns gehen.
Oder...wie man eine Eröffnung spielt...was es alles für Möglichkeiten gibt. Die einen spielen defensiv, die anderen spielen offen. Was ist mir gemäß? Auch das mußte ich erstmal in Erfahrung bringen. Ich hab mich für die offene Stellung bei der Eröffnung entschieden. Sie bietet vielmehr Möglichkeiten. Allzu sehr in der Defensive hat sich bei mir als nachteilig erwiesen. Also nix wie raus mit e4, gefolgt von d4, Sf3, Le2 vielleicht, und dann erstmal rochieren, und jetzt kann es losgehen. Natürlich nur, wenn es der Gegner zuläßt.
Wo ich die größten Probleme habe ist, nehme ich oder nehme ich nicht. Welches Figurenopfer macht wirklich Sinn und welches bringt mir eher Nachteile als Vorteile.
Sicherheit ist ganz wichtig beim Schachspielen. Man muß wissen, was man will und wohin man will. Ist im Leben ja auch so. Aber wenn ich so drüber nachdenke, bin ich mir eigentlich gar nicht immer so sicher, wohin es geht. Dann denke ich wieder, will ich das überhaupt, immer mit Sicherheit wissen, wohin es geht? Wichtig ist doch erstmal das Aktivwerden, sich in Bewegung setzen und das richtig. Und ich glaube, mit meiner Eröffnungsweise bin ich da auf dem richtigen Weg.
Jedenfalls, wie ihr merkt, ich bin noch nicht all zu weit trotz ca. 1oo gespielter Partien gekommen. Wieviel Möglichkeiten es beim Schachspielen aber auch gibt. Unglaublich! Man darf gar nicht anfangen diese Möglichkeiten auszurechnen. Was man alles lernen muß. Und hin und wieder denkt man tätsächlich, ich gebs auf, ich lern es nie. Dann macht mir der Freund meines Vertrauens schon mal Mut und sagt, Roeschen, ich sehe Fortschritte. Ich aber nicht.
Aber so ist es wohl im Leben auch oft, man sieht selber gar nicht, dass man einen Schritt weitergekommen ist, sich verändert hat. Nur der neutrale Beobachter, der Außenstehende sieht, was ist. Daher heißt die Parole:"weitermachen";-) Was mir im Leben meist ja auch nicht schwer fällt.
Sicherlich ist es so, die einzige Wahrheit die es gibt im Leben, kann man im Schach finden. Da gibt es nix zu tuscheln, zu heucheln oder zu täuschen. Zug ist Zug. Und wohin der führt, das sieht man dann.
Bewundernd stehe ich immer davor, wenn so ein richtiger, langjähriger Schachspieler mir erzählt, in welchen Partien er und sein Gegner, wann, welche Züge gemacht hat und das gesamte Diagramm mit den Stellungen herunterbeten kann. Dann lehn ich mich demütig zurück und denke, auweia, das ist noch ein weiter Weg bei Dir Roeschen. Naja...ich hab ja auch sonst noch tausend andere Dinge im Kopf. Schon allein das Abgezogensein durch Arbeit macht den Kopf nicht so frei, wie ich gern möchte.
Jedenfalls soweit ist es schon. Ich träume vom Schach, sehe Türme auf mich zukommen, Bauern, die mich bedrohen und Springer, mit denen ich angreife. Und wenn ich in meiner Küche sitze und auf die Kacheln schaue, sehe ich Springtiere hopsen und Damen Bahnen ziehen. Ob ich mir jetzt Sorgen machen muß;-)
Also, ich sag Euch was, Schach ist ein schönes Spiel, von dem ich mich gern mit Haut und Haaren verschlingen lassen würde, wenn ich es könnte. Und es gibt ja auch nix Schöneres im Leben als immer mal wieder so ein richtiges Spielkind zu sein. Siegbert Tarrasch hat einmal gesagt:
"Das Schachspiel hat wie die Liebe, die Musik, die Fähigkeit, den Menschen glücklich zu machen. Ich habe ein leises Gefühl des Bedauerns für jeden, der das Schachspiel nicht kennt, so wie ich jeden bedaure, der die Liebe nicht kennt."
Und Stefan Zweig behauptet sogar:
"Schach ist wie Liebe - Allein macht es weniger Spaß." Und das ist doch auch ein schönes Bild für das Leben finde ich, wer spielt schon gern mit sich allein oder ist gern allein. Das Ich findet sich immer erst im DU. Und noch etwas...eigentlich bin ich ja dem Internet in letzter Zeit sehr skeptisch gegenüber eingestellt. Aber zum Schachspielen ist es eine tolle Sache, man findet immer einen Gegner irgendwo in der großen, weiten virtuellen Schachwelt. Man muß gar nicht mal vor die Tür gehen und sich groß mit dem Gegenüber beschäftigen. Man spielt eine Partie zusammen, sagt sich freundlich Auf Wiedersehen...vielleicht bis zum nächsten Mal...und läßt das Spiel auf sich wirken.
Es hat natürlich auch Nachteile. Die haben mit dem Vertrauen zu tun. Man weiß ja nicht, ob der Gegner daheim bei sich zuhause parallel einen Schachcomputer laufen hat. Das holt einen dann schon ziemlich runter, wenn man sich chancenlos gegen einen Computer spielen sieht.
Was man gar nicht groß anfangen sollte, obwohl es eigentlich unumgänglich ist, ist das Analysieren seiner Partie. Auweia...da kann man sich Stunden vergraben und verliert sich. Also...hin- und wieder, aber nicht so dolle.
So...und jetzt hab ich überlegt, wohin mit meinem Blog? Vermischtes? Kultur? Sport? Ohjeh...er könnte wohl unter allen drei Rubriken stehen. Ich entscheide mich mal für Sport! So! Schach ist auch Denksport. Für jeden zugänglich, erlernbar, ob arm oder reich, jung oder alt, krank oder gesund. Schon so manchem hat das Schachspielen Trost in manch betrübter Lebenslange geschenkt.
Und wenn ich mal nen 2oooer bezwungen habe,-) dann sag ich Euch Bescheid.