Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
19. Juni 2012 2 19 /06 /Juni /2012 07:16

Ich hab ihn gerade ausgelesen, den Jugendroman von Janne Teller mit dem unspektakulären, viele Fragen aufwerfenden Titel "Nichts"... Ich gebe zu, Kinder- und Jugendromane sind nicht mehr so mein Ding. Früher, als meine eigenen Kinder noch klein waren und ich in Kindergarten, Schule und Gemeinde sowieso mit Kindern gearbeitet habe, hab ich sie verschlungen. Aber von Berufs wegen muß ich mir hin- und wieder mal eins vornehmen. Sonst bleib ich immer bei den alten Klassikern:-)
 
Das Buch, das ich gerade ausgelesen habe, schrieb Jane Teller. Der Titel ist nichtssagend;-) Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er heißt schlicht und ergreifend "Nichts"...
 
Nun...ich war super neugierig, was sich hinter diesem Titel verbarg. Vorweg hab ich natürlich mitbekommen, dass das Buch sehr viel Aufsehen erregt haben soll. Auch in den Bestsellerlisten war es kurzzeitig sichtbar. Aufsehen erregt man in unserer schönen Welt heutzutage ja schnell. Aber es ist auch kurzlebig, das Aufsehen. Weil ein Aufsehen nach dem anderen wechselt. Was heute noch aufsehenserregend, spekatuklär, katastrophal, schockierend, beängstigend angesehen wird, ist morgen schon Schnee von Gestern.
 
Naja...und dann wurde der Roman auch sogleich verglichen mit den beiden Klassikern "Herr der Fliegen" oder "Die Welle"...Also blieb ich gespannt.
 
Und...er hat mich gefesselt. Ich meine, vorweg, nicht dass ich ein Freund von Horrorgeschichten wäre. Nö...grundsätzlich ist das Genre Horror, Science Fiction oder Thriller nicht so mein Ding. Nur Krimis les ich dann ab und an mal, eben auch aus Berufsgründen...wegen der Empfehlungen. Man muß dann ja schon wissen, worüber man spricht,-) Aber da gelange ich eher in die harmlose Schiene, wie z.B. beim Heinrich Steinfest oder Ulrich Rützel. Wenn die Kunden dann hinterfragen, sag ich immer, och nö...Thriller brauch ich nicht. Mein Leben ist Thriller genug,-)
 
Also...man kommt aber nicht umhin, dass einem beim Lesen des Buches hin- und wieder Gänsehaut und Schrecken überfällt? Warum...Nun...wozu ist der Mensch fähig und in diesem Buch...wozu sind Jungendliche fähig.
 
Eigentlich ist es ja ein philosophisches Buch. Finde ich jedenfalls. Denn Jane Teller geht in ihrem Buch der Frage nach, was im Leben eigentlich Bedeutung hat. Gibt es etwas, für dass es sich lohnt zu leben?
 
Und diese Frage stellt sich Pierre Anthon, Siebtklässer, als er eines Tages in der Schule, wie jeden Tag, den öden Schulbetrieb wahrnahm.
 
"Nichs bedeutet irgendetwas,
das weiß ich seit langem.
Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.
Das hab ich gerade herausgefunden"

 
Sprach es aus, packte seine Sachen und verließ das Klassenzimmer und pflanzte sich auf einen Pflaumenbaum, von dem er nicht mehr herunterkam.
 
Seine Klassenkameraden waren geschockt. Sie verweigerten sich sich dieser Behauptung. Das ist doch verrückt, meinten sie, natürlich gibt es eine Bedeutung für jeden. Für jeden ist etwas anderes von Bedeutung. Und überhaupt....schließlich waren sie der Meinung, es hat allein schon Bedeutung, dass aus jedem von ihnen mal was Großes werden kann.
 
Kennt man nicht diesen Spruch, wenn es nicht so geht, wie Eltern es gern hätten:Schließlich soll aus dir ja mal was werden?;-)
 
Ich hab ihn ehrlich gesagt nie gehört, diesen Spruch. Meinen Eltern war es ziemlich egal, was aus mir werden sollte. Zumindestens was Schule und Beruf betraf. Brav sollte ich natürlich sein und angepaßt:-) auch. Aber da hab ich ihnen in meiner Pubertät ziemlich schnell einen Strick durch die Rechnung gemacht. Da war auch mit Hauen und Stechen nicht mehr beizukommen,-)
 
Naja...so ein kleiner Revoluzzer bin ich hie und da auch noch geblieben. Weil...es gibt für mich jedenfalls doch ne Menge, für dass es sich lohnt zu leben. Aber das will ich jetzt gar nicht aufzählen. Denn um mich geht es ja nicht, sondern um das Ganze:-), alle Menschen.
 
Pierre Anthon also verläßt die Schule, sitzt auf seinem Baum und ruft seinen Klassenkameraden, auf ihrem Weg immer wieder zu, dass Leben sei nicht die Mühe wert. Das Ganze ist nichts weiter als ein Spiel, das nur darauf hinausläuft, so zu tun als ob - und eben genau dabei der Beste zu sein. Auweia...
 
Er rechnet ihnen vor, falls das Schicksal dem Menschen hold ist und er vielleicht 8o Jahre alt wird, dann hat man dreißig Jahre verschlafen, neun Jahre die Schule besucht und Hausaufgaben gemacht, knapp 14 Jahre gearbeitet und schon mehr als sechs Jahre als Kleinkind beracht, weitere 12 Jahre verbringt er damit sauber zu machen, Essen zu kochen und ggfs. muß man sich um die eigenen Kinder kümmern. So bleiben höchstens neun Jahre zum Leben.
 
Ob das so stimmt? Ich habs ehrlich gesagt nicht nachgerechnet. Aber egal...ist nicht so wichtig;-)
 
Die Kameraden weigern sich, diese Lebensphilosophie, gerade von Pierre Anthon für sich erkannt, anzunehmen. Sie wollen ihn eines Besseren belehren. Er soll da gefälligst wieder herunterkommen von seinem Baum und sie nicht aus ihrer Welt voller Glauben und Hoffnung auf ein gutes Leben reißen.
 
Zuerst bewerfen sie ihn mit Steinen. Aber Pierre Anthon läßt sich nicht herunterlocken.
 
So überlegen und grübeln sie, was sie wohl tun können, um ihn zu überzeugen.
 
Und jetzt erzählt Jane Teller eine haarsträubende Geschichte, in die die gesamte Klasse 7a hineingerät. Denn...sie suchen nach den Dingen, die ihnen wichtig sind und die für sie eine Bedeutung haben. Und dabei geht es nicht zimperlich zu. Es ist wie ein Strudel, in den sie hineingeraten, und aus dem sie sich aus Angst vor Ansehensverlust, vor Gewalt der Stärkeren, die sie dazu zwingen, mitzumachen, nicht befreien können.
 
Jetzt will ich nicht mehr zu viel verraten und schon gar nicht, wie es ausgeht. Aber ich hab das Buch verschlungen. Ich glaube, es ist ein gutes Buch für Jugendliche gerade in der Pubertät, wo viele Fragen an das Leben und an sich selber gestellt werden, auich wenn es phasenweise etwas schockierend für sensible Seelen daherkommt.
 
Jane Teller
"Nichts"
Hanser Verlag
- 9783-423-62517-3

Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare