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4. Juni 2023 7 04 /06 /Juni /2023 12:54
T.C. Boyle einer meiner US-amerikanischen Lieblingsautoren von so wunderbaren Büchern wie Wassermusik, Worlds End, Drop City  und vielen mehr, die ich alle gelesen habe, hat wieder ein kleines, für mich jedenfalls, Meisterwerk vollbracht. Seine Vita kann bei wiki nachgelesen werden, daher laß ich das hier aus.
 
Blue Sky, sein neuer Roman ist ein humoriges aber auch düsteres Werk einer Familiengeschichte in den USA.  Die Handlung spielt genauer gesagt in Florida und Kalifornien, den beiden Staaten im Südosten und im Westen der USA.
 
In all seinen Büchern geht es Boyle immer um die Veränderungen in unserer Welt hervorgerufen durch Umweltzerstörungen, Kriege und Ausbeutung, dem Sterben der Arten und die durch all dies hervorgerufenen Zukunftängste der Menschen.
 
Und so ist es auch wieder in seinem neuen Roman, der,  obwohl er auch zum Teil sehr komisch und humorig anmutet, kein Wohlfühlen auslöst. Also es ist kein Buch, dass einen nicht ohne aufgerüttelt, wenn man das nicht sowieso schon ist, und nachdenklich zurückläßt, wenn man es am Ende beiseite legt. Denn Boyle sagt uns nichts anderes, als dass der Mensch mit seiner Gier und seinem Fotschrittsgebahren diese Welt, in der wir noch leben, zerstört hat und all die Dinge, die wir jetzt betreiben, um die völlige Apokalypse aufzuhalten im Sande verlaufen wird.  Der Mensch hat sozusagen ausgeschissen, wenn ich das so nennen darf. Er kann sich noch  hinter Ungläubigkeit, Verschwörungstheorien oder einfach besserwisserisch hinter Möglichkeiten, die selbstverständlich für alles eine Lösung bieten verstecken, doch es wird nix nutzen. Wir die wir jetzt lesen,  werden das nicht mehr erleben, aber was wir jetzt schon sehen, reicht ja aus um zu verstehen und sich auszumalen. Man kann es auch zusammenfassend sagen...Die Natur schlägt zurrück.
 
Auch die Mitglieder der Familie von der Boyle erzählt, versucht auf ganz eigene Weise dem ganzen Dilemma noch etwas entgegen zu setzen und ihrem Leben noch einen Sinn zu geben.
 
Ottilie und Frank haben 2 Kinder, Cat und Cooper. Frank ist Arzt und Ottilie, die jetzt in Rente ist, hat bis zu dieser Rentenzeit bei ihrem Mann gearbeitet. Frank noch in seiner Arbeit aufgehend, sieht in seiner Praxis täglich die Auswirkungen der mehr und mehr zunehmenden Naturkatastrophen an den Krankheitsbildern der Patienten. Ottilie, die jetzt Zeit hat, möchte etwas ändern. Zum Beispiel auf Fleisch verzichten, was ihr schon von ihrem Sohn in seiner Pubertät immer wieder angeraten wird.
 
 Cooper, der Sohn hat schon früh erkannt, dass die Welt am Arsch ist und ist einerseits hoffnungslos, andererseits, schon in der Jugend als Bug Boy betitelt von seinen Mitschülern und Freunden, war er schon früh angezogen vom Insektenleben, sammelte, begutachtete und studierte sie. Er wird Wissenschaftler, spezialisiert auf Lepidopter, den Schmetterlingen. Zusammen mit seiner Freundin, die wiederum spezialisiert ist auf Zecken, unternehmen sie einen Ausflug. Sie, um die Zeckenpopulation weiter zu beobachten, er seine Schmetterlinge. Und ausgerechnet ihn trifft es, dass er von einer Zecke angefallen ist. Ob das gut ausgeht? Verrate natürlich nichts.
 
Cat die Tochter des Hauses verläßt Kalifornien, das mehr und mehr unter Hitzewellen leidet und Mißernten in Folge die Menschen einschränken, die Regale in den Supermärkten werden leerer und zieht nach Florida, wo Todd ihr zukünftiger Ehemann ein Haus direkt am Strand von der Tante geerbet hat.
 
Sie versuchen mit den dortigen Katastrophen wie Überflutungen, Termitenplagen und fortschreitender Unbewohnbarkeit der Standhäuser umzugehen. Todd jedoch ist viel unterwegs. Er ist Vertreter für Alkoholgetränke. Cat fühlt sich einsam in diesen Zeiten, ohne die Familie, keinen Job und sie versucht ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie will Influencerin werden, eine ganz besondere um diese innere Leere zu füllen.  Eines Tages steht sie vor einer Tierhandlung, die im Fenster eine Python ausgestellt hat. Sie ist fasziniert von der Schönheit der Schlange und entscheidet sich von jetzt auf gleich für den Kauf eines solchen Tiers. Genau das ist es, was sie zu einer besonderen Influencerin machen wird. Sie, die Schlange immer dabei, um ihren Körper gelegt, wird sie Tag für Tag tolle Bilder und Erkenntnisse über ein Schlangenleben posten. Sie malt sich schon die Follower aus. Eine Katasthrophe bahnt sich an. Wird nicht verraten.
 
Ottilie derweil, wie schon zuvor angemerkt, widmet sich ihrem neuen Hobby. Kochen ohne Fleisch um damit etwas im Kampf gegen die Umweltzerstörung entgegenzusetzen. Sie bestellt eine Brutmaschine für ihre eigene Grillenzucht, denn Grillen und andere Insekten sind jetzt der Ersatz für Fleisch, aber auch in Laboren gezüchtetes Fleisch steht immer mehr auf dem Speiseplan. Sie fühlt sich umweltbewußt, ein gutes Gefühl. Ob es anhält? oder ob all das noch irgendwas nutzt? Verrate nix.
 
So schreibt Boyle hier über eine ganz normale Familie, ganz normale Menschen, die allesamt versuchen gegen all das, was mehr und mehr passiert anzugehen, dem etwas entgegenzusetzen. Doch auch ihr eigenes kleines Leben wird von ganz eigenen Katastrophen heimgesucht. Und man kann nicht umhin, sich reinziehen zu lassen in diese kleinen Leben dieser Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Charakteren, das voller Absurditäten und Widersprüchlichkeiten ist.
 
Am Ende des Buches weiß man wenn man  hinausschaut in unsere Welt, es hat schon lange begonnen, aber wir wollten es nicht wissen und haben den Mahnern nicht vertraut und die Wenigen, die es taten und tun, können zwar ihre eigenen kleinen Gegenschritte praktizieren, doch es wird nichts nutzen. In diesem Jahr habe ich zwei Enkelkinder bekommen. Die Freude in unserer kleinen Familie ist riesig. Was wird diese Generation erwarten? So ist die Freude in mir doch auch die Sorge um all das, was die Zukunft meinen Kindern und Enkelkindern bringen wird. Denn meine Augen sind nicht blind und nichts ist mir scheißegal.
 
Wir klammern uns an die Hoffnung.
 
In einer Pressekonferenz sagte Boyle: " Wir werden überleben, aber wir können bereits die Verwüstungen sehen, die der Klimawandel unseren Gesellschaften gebracht hat“.Und wir können uns auf den Zusammenbruch unserer Gesellschaften freuen. Wir erleben einen Aufstieg des Faschismus in Amerika und Europa. Gangs werden herrschen. Die Hoffnung wird sterben.“
 
Viel Vergnügen!
 
T.C. Boyle
Blue Skies

Hanser Verlag

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446276895

28,00 Euro

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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25. April 2023 2 25 /04 /April /2023 14:56

Der schwedische Autor Mikael Niemi hat einen wundervollen Roman über das Erwachsenwerden in der Einöde des an der Grenze zu Finnland liegenden Dorfes Vittula geschrieben. Habe mich köstlich amüsiert. Und fast hätte der Ich-Erzähler des Buches die Geschichte gar nicht erzählen können, denn er wäre fast bei der Besteigung des 6515 m hoch gelegenen Thorong-La-Pass im Annapurnamassiv Nepal zu Tode gekommen. Nach langer Qual dort oben angekommen, glücklick, dass er es geschafft hat,  genießt er diese unfassbare Schönheit des Rundum.

Konnte das sehr gut nachempfinden, denn auch ich war schon auf einem solchen Pass, dem Taglang-La-Pass, allerdings nur in Höhe 5.360 m Höhe und weiß wie einem nicht nur der Schwindel der Höhe erreicht, sondern auch der Enthusiasmus angesichts der Aussicht. Und so küsst er im großen Aufschwall seiner Gefühle die dort angebracht Metallplatte mit den eingravierten tibetanischen Buchstaben. Alles in Ordnung also, doch von jetzt auf gleich frieren seine Lippen an der Metallplatte fest. Allein ist er dort oben. Es schien ihm, als wäre sein letztes Stündlein gekommen. Was soll er machen.

Auf Glück folgt Unheil, manchmal, andererseits umgekehrt auf Unheil gelegentlich auch Glück. In diesem seinem Fall hofft er auf eine rettende Idee, die ihm tatsächlich auch einfällt. Mit aller Kraft fischt er seinen Trinkbecher aus seinem Rucksack, pinkelt einen warmen Strahl hinein und giesst sich den warmen Urinstrahl über den Mund. Denn daran erinnerte er sich, so hat ihn seine Mutter als kleiner Bub mal von einem Brückengeländer losgeeist. Man kann auch sagen, er hat sich das Leben freigepinkelt. Schon allein diese Episode ist so was von herrlich und ich habe das Bild aus meinem Kopf beim nächtlichen Anfangslesen nicht aus dem Kopf bekommen und konnte nicht aufhören vor mich hin zu lachen. Ich begann das Buch schon jetzt zu lieben.

Die Sprache ist zum Teil sehr heftig, aber niemals abstossend. Und gerettet nun erzählt der Ich-Erzähler seine Geschichte auf 304 Seiten über das kleine Völkchen in Vittula, dem Erwachsenwerden mit all den Schwierigkeiten in der Pubertät  und vor allen Dingen über die Liebe zum Rock´n Roll und dessen Beeinflussung, die selbst die Jugend in den hintersten Orten dieser Welt erreicht hat.

Die Geschichte des Ortes mutet zum Teil etwas düster und finster an, doch macht es nie Unbehagen, sondern übt eher eine gewisse Faszination aus über diesen Ort, der so ganz anders ist als man sich Schönheit vorstellen kann. Denn gerade diese Düsterheit, diese Wildheit des Ortes, nimmt den Leser gefangen. Mich jedenfalls.

Das Buch erzählt von Menschen weitab vom Weltgeschehen, die noch in ihrer eigenen kleinen  zurechgemachten Welt leben, wo genau unterschieden wird was Männerarbeit und was Frauenarbeit ist. Wo man noch überlegen muss, ob eine Tasse spülen nun zur Sache des Mannes gehört oder ob es Weiberarbeit ist. Männer dürfen nicht *knapsu* (was weiblich bedeutet) wirken, auf gar keinen Fall. Männer fällen Holz, gehen auf Elchjagd, bearbeiten Baumstämme und verprügeln sich auf den dörflichen Tanzfesten. Knapsu sind die Mädchen und Frauen, sie müssen Gardinen aufhängen, mit dem Strickzeug am Ofen sitzen oder weben, Kühe melken oder Blumen gießen und andere Tätigkeiten des Haushalts verrichten.  Wilde animalische Triebe gehören zum Alltag und werden auch ausgelebt ohne zu hinterfragen. Eine gewaltige Bildsprache bedient sich Niemi in seiner Erzählung.

So hat mich z.B. die kleine Episode, die erzählt wird, total gefesselt. Er, der Ich-Erzähler hatte sich einmal in einem Heizungskeller eingesperrt aus Angst vor dem Hausmeister. 40 Tage hätte er dort verweilt, ohne zu essen und zu trinken. Hier hab ich ein wenig die Stirn in Falten gelegt, denn, ohne essen klar, aber ohne trinken? Na gut, habs einfach so stehen gelassen. Mir gefiel das Bild. Ich konnte mich hineindenken in ihn. Denn auch ich hatte in der Hausmeisterwohnung meiner Eltern abseits von den eigentlichen Wohnräumen ein kleines Zimmer hinter dem Heizungskeller. Und wenn es meinem Vater beliebte, weil ich scheinbar wieder etwas Falsches gesagt hatte, sperrte er mich dort ein. Natürlich bekam ich zu essen und zu trinken, aber manchmal dauerte der Stubenarrest. Und jedesmal hatte ich von mir selber den Eindruck, als wenn gerade diese Erlebnisse mich zutiefst verändert und entwickeln haben lassen. Da war ja nix, nur ich, meine Musik und meine Bücher und den Ausblick nach oben durchs vergitterte Fenster.

Und so beschreibt auch Niemi diese Einsamkeit als eine Veränderung seiner Selbst, er hatte den Eindruck, als er wieder herauskam, nun erwachsen geworden zu sein. Und es ist ja nicht nur die Einsamkeit dieser Zeit des Eingesperrtseins, sondern die Einsamkeit durchzieht ja die ganze Zeit des Erwachsenwerdens, gerade in der Pubertät, in denen so Vieles geschieht was man nicht begreift, was einen verunsichert und man sich fragt, wozu das alles, wer bin ich, woher komm ich, warum das alles und wie gehe ich meinen Weg.

Niemi erzählt auch über seine Freundschaft zu Niila, dem Jungen aus einem streng religiösen Elternhaus, in dem niemals gesprochen wurde. Eine Freundschaft zweier Jungen, die unterschiedlich gar nicht sein konnten, die aber durch diese Verbundenheit die Kraft fanden durch ihre Entwicklungsphasen zu gehen, ohne beschadet zu werden und die eine gemeinsame Liebe verband, nämlich die, zum Rock´n Roll.  Dieser Rock´n Roll beeinflusste sie in ihrem Denken und Fühlen von genau dem ersten Moment an, in dem sie das erste Gitarrensolo hörten und keinen anderen Wunsch mehr hegten, als selber einmal auf der Bühne zu stehen und mit Hüft- und Beinbewegungen und wie Elvis Presley einst die Herzen der Mädchen zu erobern. Der Virus Rock´n Roll erwischte sie beim Anhören einer Schallplatte, die sie durch die Tundra erreicht, von den Beatles, den Pilzköpfen, wie sie damals bezeichnet wurden. Musik von einem anderen Stern so dachten sie und gründeten dann eben genau eine solche Band.

Von den Erwachsenen wurde das jedoch, wie man sich denken kann, nicht gern gesehen. Die Erwachsenen im Dorf bezeichneten diese Musik als *knapsu*. Schon das Singen an sich galt für sie als unmännlich. Singen konnte man höchstens, wenn man betrunken war. Und ganz besonders *knapsu* war es, wenn man denn dann auch noch in englisch sang. Eine Sprache mit viel zu wenig Kauwiderstand für die harte finnische Aussprache und so nuschelig, dass eigentlich nur Mädchen in dieser Sprache eine gute Note bekommen konnten. Sie bezeichneten die englische Sprache als schneckenhaftes Rotwelsch, dass lallend und etwas feucht daher kam und von Schlamm tretenden Küstenbewohnern erfunden, die in ihrem ganzen Leben nie kämpfen musste, die weder gehungert noch gefroren hätten. Last but not least eine Sprache für faule Leute, Grasfresser, Kissenfurzer ohne eigene Kraft, so daß die Zunge wie eine abgeschnitte Vorhaut im Mund herumschlenkert.  Wunderbar diese schräge, z.t. schwarzhumorige, bunte Sprache, die Niemi in der Beschreibung nicht nur der Menschen, sondern auch der Begebenheiten, der Bräuche und Traditionen des Volkes verwendet.  Wir lesen von Prügelszenen, einer total aus den Fugen geratenen Hochzeitsfeier in der fingergehakelt wird und natürlich einem Saunawettbewerb. Und die Beerdigung der Oma mit ihren dazugehörigen Erbstreitigkeiten dem 70.ten Geburtstag von Opa Mattis, der den westeuropäischen Leuts mal zeigt, was Kampftrinken bedeutet.  Immer wieder hab ich das Buch kurz beiseite legen müssen, weil es mir einen Lacher nach dem anderen schenkte.

Wie auch immer, könnte noch Vieles hier wiedergeben, doch will ich ja nicht alles verraten, empfehle das Buch von Herzen. Ein Buch über das Erwachsenwerden junger Menschen, die selbst in den enferntesten Winkeln dieser Erde ihren Weg gehen voller Humor und dennoch auch Tiefe beinhaltet.

 

Mikael Niemi

Populärmusik aus Vittula

btb-Taschenbuch

ISBN: 978-3442-7311725

9,99 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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8. Februar 2023 3 08 /02 /Februar /2023 21:20

In dieser Buchvorstellung geht es mir darum,  einmal einen Autor ins Licht zu rücken, der nicht schon in Toplisten auftaucht, den ich aber unbedingt lesenswert empfinde.
 
Kennen ihr das Gefühl, auf einer Wiese oder am Wasser zu liegen, einfach in den Himmel zu schauen und die Wolken zu beobachten? Man kann sich total darin verlieren. Als Kind habe ich immer Figuren in die Wolkengebilde projiziert. Mache ich übrigens heute noch! Der meditative Charakter ist sehr groß. Prima philosophieren kann man dabei auch. Ist unser Leben nicht ähnlich wie der Wolkenhimmel? Mal klar, mit strahlend blauem Himmel, mal bewölkt, mal stürmisch, mal einfach durchgehend grau.  Also wer das alles kennt, für den ist folgendes Buch von Stephan Audeguy  empfehlenswert und lädt zum Träumen ein.
 
Stephane Audeguy wurde 1964 in Tours geboren und studierte in Paris Literaturwissenschaften. Beruflich unterrichtet er Literatur und Kinowissenschaften an einem Gymnasium in Paris, wo er auch lebt.
 
Das Buch „Herr der Wolken“ ist sein Debütroman und einfach klasse. Es fällt unter das Genre „historischer Wissenschaftsroman. Es haben sich ja schon viele Schriftsteller mit den Fragen nach Gott, der Seele und den letzten Dingen beschäftigt, aber die Frage nach der Naturwissenschaft blieb bisher immer ein bisschen hinten vor. Der Roman spielt in der zeit vom 19. Jahrhundert bis ins heutige 21.Jahrhundert hinein.
 
Zum Inhalt:
 
Ein gefeierter japanischer Modeschöpfer, Akira Kumo, der in Paris lebt, zieht sich aus dem Berufsleben zurück. Er möchte sich einen großen Traum erfüllen, nämlich seine Bibliothek zum Thema „Wolken“ ordnen und katalogisieren lassen. Hierfür stellt er eine Bibliothekarin, Virgin Latour, ein. Im Laufe ihrer Zusammenarbeit erzählt er der jungen Frau über die Herkunft der einzelnen Bände, die er gesammelt hat und über die Wissenschaftler, die sie geschrieben haben.
 
Da wäre z.B. der Quäker Luke Howard, der als erster den einzelnen Wolkentypen Namen gab, z.B. Circus, Cumulus, Stratus und Nimbus. Howard hatte in seiner Zeit umfangreichen Briefkontakt mit Goethe.
 
Dann den Maler Carmichael, der die Wolken tagelang beobachtete, malte und zeichnete und darüber schwermütig wurde. Die Sehnsucht nach dem, was sich hinter den Wolken verbirgt, wurde so groß in ihm, dass er sein Tagesgeschäft immer mehr vernachlässigte.
 
Dann der Weltreisende Abercrombie, nach dessen letzten Aufzeichnungen in der Wissenschaftswelt fieberhaft gesucht wird. Abercrombie erfährt Abenteuer in der Wildnis mit brutal niedergemetzelten Affen und wird dadurch von seinem eigentlichen Vorhaben abgelenkt. Auch lässt er sich auf Abenteuer mit Frauen aus den verschiedensten Ländern ein. Seine erotischen Eskapaden veranlassen ihn dazu, ich will nichts verraten, bestimmte Details der Frauen zu fotografieren.
 
Zum Schluss noch der Mathematiker und Meteorologe Lewis Fry Richardson. Sein Interesse war Wettervorhersagen mittels Differentialgleichungen genauer darzustellen.
 
Während Richardson und Howard tatsächlich gelebt haben, ist der Maler Carmichael und Abercrombie frei erfunden. Das hat aber keine weitere Bedeutung für die Abfolge des Romans.
 
Beim Schildern dieser Persönlichkeiten, die sich mit dem Thema Meteorologie beschäftigt haben, schildert Kumo auch seine persönliche Geschichte der jungen Bibliothekarin. Er ist nämlich traumatisiert, weil er 1945 an einem wolkenlosen Augusttag ein Überlebender der Bombe über Hiroshima war. Am Ende kommt er seiner schrecklichen Geschichte auf die Spur, die er sein Leben lang verdrängt hat. Natürlich hat mich das besonders beeindruckt zu sehen, über welchen Verdrängungsmechanismus der Mensch verfügt, sich ein Leben zurechtecht baut, in dem er meint, zu Hause zu sein. Leider ist es oft so, wie auch bei ihm, dass all die Verdrängungen wie eine tickende Bombe in der Seele liegt und darauf wartet zum Ausbruch zukommen. Bei vielen Menschen führt das ja bekanntlich dann manchmal zu Psychosen, Depressionen etc..
 
Das Buch hat verschiedene Erzählstränge, fügt sich aber insgesamt zusammen und ergibt ein einheitliches Bild. Es ist teils witzig, teil sachlich-nüchtern geschrieben. Für mich ist das Verschwimmen seiner Bilder ins Märchenhafte eines der schönsten Momente im Buch. Das Buch zählt über 200 Jahre Geschichte der Meteorologie auf und ich muss gestehen, ich hab sehr viel daraus gelernt, da ich mich vorher nie mit dem Thema beschäftigt hatte.
 
Kleine Leseprobe vom Anfang des Buches:
 
Gegen fünf Uhr abends sind alle Kinder traurig: Sie beginnen zu begreifen, dass es an der Zeit ist. Die Dämmerung naht. Sie werden wohl oder übel nach Hause müssen, brav sein und lügen. Eines Sonntags im Juni 2005 gegen fünf Uhr abends spricht ein japanischer Modeschöpfer namens Akira Kumo mit der Bibliothekarin, die er soeben eingestellt hat. Er sitzt in der Rue Lamarck im dritten Stock seines Stadtpalais, in der Privatbibliothek, die dem Himmel zugewandt ist: Dreißig Quadratmeter einer doppelt verglasten Fensterfront schlucken alle Geräusche der Stadt. Über der grauen Zeile der Dächer reihen sich die Wolken, immer gleich und immer sich wandelnd, gleichgültig gegenüber den Landschaften, auf die sie herabblicken?
 
Viel Freude beim Lesen, ich hoffe, ich habe  neugierig gemacht!

 

Stephan Audeguy

Herr der Wolken

Rowohlt-Verlag

9,99 Euro

ISBN: 978-3-688-11216-6

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27. Januar 2023 5 27 /01 /Januar /2023 16:34
Ein zutiefst menschliches Buch. Mit diesem Satz endete eine Rezension in der TAZ über Schlingensiefs Krebstagebuch.
 
Schlingensief schreibt hier während seiner Erkrankung über seine Gedanken, Gefühlswelten und wie er mit der Krankheit umgeht. Es ist ein Krebstagebuch.
 
Das Buch hatte ich damals kurz Zeit nach meiner eigenen Krebserkrankung gelesen. Selber hatte ich es geschafft und mein Wunsch, dass auch Schlingensief, dieser unglaublich kreative Mensch und dessen Werke ich überwiegend mit Faszination verfolgte, ist leider nicht in Erfüllung gegangen, damals.  Christoph Schlingensief starb am 21. August 2010 in Berlin.
 
Vor einigen Tagen habe ich mir das Büchlein noch mal zur Hand genommen und gelesen und war genauso fasziniert und bewegt beim Lesen wie damals.
 
Schlingensief hat von Anfang, also von der Erstdiagnose an alle seine Gedanken, seinen inneren Kampf in einem Dialog mit sich selber, hineingesprochen in ein Aufnahmegerät und dann einfach in diesem Buch wiedergegeben.
 
Und auch jetzt bei erneutem Lesen hatte ich das Gefühl, Schlingensief sitzt mir gegenüber und erzählt mir ganz persönlich all das, was er durch- und mitgemacht hat. Alle Höhen und Tiefen. Alle Ablehnung, Annahme, alle Hoffnungen, Sehnsüchte, Wünsche und Reflexionen über sein Leben. Er war in diesem Moment wieder ganz lebendig.
 
Wie er sich damit auseinandersetzt, wieso eine so verdammte scheiß Krankheit sich in seinem Körper breit macht. Wo kommt das her? Genau diese Frage hab ich mir damals auch gestellt. Wieso Lene? Wieso kann so etwas Bösartiges in dir wachsen. Wo du alles gemacht hast, gesunde Ernährung, Sport, kein Alkohol, keine Zigaretten! Und dann das!
 
Man fragt sich, so auch Schlingensief, was hat man falsch gemacht? Schlingensief kommt immer wieder zu dem Ergebnis...nix, was soll er schon groß falsch gemacht haben. Er hat nicht geraucht, gut, hier und da vielleicht ein Gläschen zuviel getrunken, ansonsten gearbeitet, geschafft, ist aufgegangen in der Leidenschaft seines Berufes. Klar, sagt er an einer anderen Stelle, er hätte sich vielleicht mehr Zeit nehmen sollen, hätte langsamer durch sein Leben gehen sollen.
 
Aber das ist doch nicht die Ursache einer Krebserkrankung! Da gibt es doch ganz andere Beispiele von Menschen, die nicht nur hektisch, schnell und rastlos und dabei noch ihren Körper malträtieren mit allerhand Drogen und Alkohol durchs Leben laufend und die...kriegen keinen Krebs.
 
Ne...was soll das... genauso hat Schlingensief dann irgendwann voller Wut aus sich herausgeschrien. Es gibt kein falsches Leben. Dieser verdammte Krebs kommt, ohne dass du etwas dabei getan hast, unerwartet, einfach peng...mitten hinein in dein Leben....und dann, von einem Tag auf den anderen, ist alles ganz anders.
 
Für mich war und ist das alles nachvollziehbar was Schlingensief da schreibt, gerade wenn man selber die Erfahrung gemacht hat. Wer weiß denn schon, was das für ein Gefühl ist, wenn man da liegt, im Krankenhaus, auf die Diagnose wartet, hofft, dass der Krebs vielleicht doch nicht so aggressiv ist, dass der Differenzierungsgrad niedrig auffällt.
 
Wer weiß denn schon was es heißt, nach der Operation da zu liegen und zu warten, wie geht es jetzt weiter. Bestrahlung, Chemo all das ganze Procedere.
 
Du liegst da....herausgenommen aus der Welt und drumerhum geht alles einfach weiter. Die Menschen gehen zur Arbeit, lachen, ins Kino, tanzen, was weiß ich...aber du gehörst nicht mehr dazu.
 
Und plötzlich hat sich dein Blick verändert. Wieso entdeckt man erst in so einer Erkrankung mehr denn je, wie schön das Leben ist, wie es einem durch und durch geht, wenn man sich an einen Baum lehnt...wenn man seine Blätter fühlt, wenn man in den Himmel schaut... Ist das das Positive an einer Krebserkrankung, dass man all das entdeckt, was einem verloren gegangen ist?  Vorher? Als man hechelte und hechelte und alles auf das Morgen verschob. Und...ist es vielleicht dann die Aufgabe, davon zu erzählen? Aber was soll das, wenn einem sowieso nicht mehr viel Zeit bleibt?
 
Es geht einem nahe wie er seine Gefühle beschreibt, dieses auf- und nieder. Dieses Hinausschreien, dieser verdammte Scheiß wie er immer wieder sagt. Diese Verzweiflung, die einen immer wieder überfällt, ganz plötzlich.
 
Wie geht man in all der Zeit mit diesen Gedanken um, die dich quälen, klein machen,  ja fast zerbrechen wollen. Auch da war ich Schlingensief sehr nahe. Denn er sagt, man muß sie wegdenken. Genau, das war auch meine Erfahrung. Der Gedanke, der hochkommt und dich fertig machen will, so dass du vor Angst nicht einschlafen kannst, man muß ihn wegdenken. Das ist auch eine Strategie, die man in einer solchen Erkrankung lernt und die man später mitnimmt, ins Leben nach der Erkrankung, wenn es einem dann vergönnt wird, sie besiegt zu haben.
 
Schlingensief setzt sich in seinem Tagebuch auch mit dem Glauben auseinander, wer ist Gott, was verlangt er vom Menschen, wie und was soll man glauben, hat man zu glauben, was wird einem eingeimpft und was ist persönliche Freiheit des Glaubens.
 
Ein Satz ist mir hängengeblieben, weil er für mich in meinem Leben immer sehr wichtig war:" Du mußt Dein Leben verlieren, um es zu gewinnen!" Das verstehe, wer es kann. Ich hab es ziemlich schnell kapiert, obwohl ich einige Umwege gegangen bin. Es hat immer mit Loslassen zu tun. Alles was man festhält, wird einen bis zum Erbarmen quälen, erdrücken, nicht möglich machen, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind und die im Heute angegangen werden müssen.
 
Es beinhaltet auch, ein gewisses sich Ergeben in sein Schicksal....ändere was tu ändern kannst und nimmt gelassen an, was du nicht ändern kannst. Das hatte Bonhoeffer doch auch   gesagt und wenn man es ausprobiert, stellt man fest, es ist wahr.

 

Schlingensief spricht an was mit dem eigenen Willen zu schaffen ist. Viele sagen ja...ich hab´s geschafft, mein Wille war groß. Aber man hat sich getäuscht, wenn man denkt, mit seinem Willen kann man alles beeinflußen. Manches, aber nicht alles.
 
Selber bin ich auch ein Mensch, der einen sehr festen, starken eisernen Willen hat, aber gerade eine solche Erkrankung zeigt einem, wie schnell einem da eine Grenze gesetzt wird. Man kann vieles wollen und das ist auch gut so und damit auch vieles bewegen, aber irgendwann wird einem eine Grenze gesetzt. So ist das. Da heißt es zu akzeptieren.
 
Stark hat mich auch berührt, wie Schlingensief die Szene, den Augenblick beschreibt, in dem er nach einer Operation aufwacht, in diesem Beobachtungszimmer liegt und neben ihm ein Kind in einem Bett, auch operiert und seine Mutter sitzt bei ihrem Kind, unglücklich. Und mir ist fast das Herz stehen geblieben, wie Schlingensief in dieser Situation von sich selber wegschauen kann, weg von seiner eigenen Situation, von seiner eigenen Schwere und der Mutter Mut macht, sich mehr um das Kind Sorgen macht, sich selber vergißt.
 
Auch ich erlebte eine ähnliche Situation. Ich erinnere mich noch sehr genau daran. Ich bin aufgewacht in diesem Zimmer und da lag neben mir eine Patientin, ebenfalls tumoroperiert, sie stöhnte. Ich lag da und dachte, wieso kommt denn keiner und ich rief nach Hilfe, tut doch etwas für sie. Tatsächlich kann man eigenen Schmerz vergessen. 
 
Ein Moment, den man wohl nie vergessen wird. Im Angesichts des eigenen Leides doch die Möglichkeit und die Haltung haben zu können, von sich wegzuschauen, vielleicht geht es dem anderen doch noch viel schlechter. Es geht im Leben doch immer um das Du nicht um das Ich. Das gehört auch zur Entdeckung des Loslassens zum "das Leben verlieren" können um es zu gewinnen.
 
Man hat wie dieser Mann gekämpft mit Gott, mit seiner Familie, mit sich selber. Und ich kann es nicht anders sagen. Wer meint, er hätte in seinem Leben schon gekämpft, der weiß nicht, was es heißt, mit dem Bösen in Form eines Tumors in sich zu kämpfen.
 
Verdammt, sagt Schlingensief und so heißt ja auch der Titel seines Buches So schön wie hier kanns im Himmel nicht sein!
Was interessiert mich das Leben im Himmel, sagt Schlingensief. Das Leben findet hier und jetzt statt, einzigartig, unwiederholbar. 
 
Und genauso ist es. Was wissen wir denn schon vom Himmel. Wir haben vielleicht eine Hoffnung, einen Wunsch, einen Traum, aber wir wissen gar nichts. Und da können sie alle kommen, die Kirchenmänner und uns einbleuen wollen, wie schlimm das alles ist, mit dem Leben, mit den Menschen, mit den angeblichen Sünden. Sie wollen uns doch nur ein schlechtes Gewissen machen, uns klein- und gebeugt halten.
 
Aber das Kreuz zeigt einen aufgerichteten Menschen, der zwischen Himmel und Erde steht.
 
Er hat sich auch mit Inkarnation beschäftigt.  Gelesen, gefragt, nachgedacht, Er sagt kann ja sein, dass ich im nächsten Leben der Straßenbahnfahrer, oder LKW-Fahrer, oder Stein oder Wurm bin. Diese Theorie gibt es ja auch. Aber anstatt darüber zu lachen, macht er in diesem Moment die Erfahrung, alles hat einen Sinn. Jeder Mensch in unserer Gesellschaft hat seinen Platz und er wird aus dieser Erfahrung heraus wohl niemals mehr einen Menschen urteilen, verurteilen oder aburteilen. Guck mal, wie ist der denn, der kann ja nix, der hat es zu nichts gebracht.
 
Und ja, auch beim zweiten Lesen dieses Buches kann ich bezeugen, es ist ein unglaublich zutiefst berührendes menschliches Buch. Und man fragt sich, was es eigentlich bedeutet dieses Wort  "menschlich"
 
Menschlich heißt nämlich nichts anders, als zu weinen, zu lachen, zu schimpfen, zu kämpfen, zu jammern, zu klagen, traurig zu sein, die ganze Palette von Gefühlen wahrzunehmen, sich nicht zu verurteilen, wenn man mal daneben gelegen hat. So wie Schlingensief an einer Stelle beschreibt, als er während der Chemo wieder mal auf die Bühne geht, um an einer Inszenierung mit zu helfen und entdeckt, wie ungerecht er die Kollegen angeschimpft hat. Ja...er steht dazu, aber wenigstens hat er sich danach entschuldigen können. Das ist alles menschlich, man kann mal daneben sein, ungerecht sein, aber wichtig ist, dass man erkennt, sich entschuldigt und sich versöhnt.
 
All das hat Schlingensief in seinem Prozeß der Krankheit entdecken dürfen.
 
Diese Krankheit, dieser Krebs, ist ein Problem, das man wohl niemals lösen wird. Freuen wir uns über Probleme, die wir noch lösen können. Die größte Freiheit, sagt Schlingensief in seinem Buch, ist wahrscheinlich, dass man ein Problem lösen kann.
 
Er hat es nicht geschafft. Leider! Um all das, was er gelernt hat in dieser schweren Zeit selber anzuwenden. Doch er hat den menschen dieses Buch geschenkt.
 
Selber habe ich es geschafft. Erstmal und durfte all das Gute, dass ich gelernt hatte in dieser Zeit auch anwenden und erleben.
 
Ich hab´s gestern mal wieder gedacht und gefühlt, bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele, als ich mit meinem Rädle unterwegs war, am Rhein entlang. Die Sonne schien, auch wenn es kalt war. Spaziergänger waren unterwegs, überall freundliche, fröhliche Menschen. Genau da kam mir der Gedanke...das ist auch Welt...obwohl im gleichen Moment viel Schreckliches passiert, geschieht auch das Andere und schenkt einem Freude am Leben.  Die Welt ist nicht nur schlecht, sie ist in erster Linie wunderschön, die Schöpfung, all das, was wir jeden Tag ansehen dürfen und es schon gar nicht mehr wahrnehmen, weil wir wie schwarzgekleidete Momo-Zeit-Männer durch das Universum rasen und glauben, mit Geld könne man alles kaufen. Aber nicht das Leben. Es stirbt auch der Reichste.
 
"Ich habe keinen Bock auf Himmel", sagt er an einer Stelle. Genau! Ich hab auch noch keinen Bock auf Himmel. Das Leben ist einfach zu schön, um schon zu gehn.
 
Am Ende des Buches empfand ich eine tiefe Dankbarkeit in mir für all die Jahre nach meienr Erkrankung und das Leben, das ich bis heute hatte.
 
 
Christoph Schlingensief
So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein
 
Kiepenheuer und Witsch
ISBN: 978-3-462-04111-8
 
20,00 Euro
 

 
 

 

 
 
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12. Januar 2023 4 12 /01 /Januar /2023 17:13

 

Vor Weihnachten hatte ich es nicht geschafft und dann folgten bis heute die langen Regentage. Also immer wieder aufgeschoben. Aber heute hab ich es durchgezogen. Der kleine Panda, den ich mir extra ausgeliehen hatte, sollte mich nach Wuppertal ins Visiodrom zur Monet, Rebell und Genie-Ausstellung bringen. Natürlich regnete es auch heute. Aber so was von kann ich nur sagen. Die Hinfahrt wollte ich nicht über die Autobahn fahren, sondern den gemütlichen Weg über die Bundesstrassen nehmen. Mir ist das sehr genehm, das gemütliche Fahren, bei dem rechts und links noch so Einiges entdeckt werden kann, an kleinen Ortschaften und landschaftlichen Augenweiden.
 
Doch der Regen sollte mir dies alles verhindern. Die Scheibenwischer kamen mit dem Wasserfall vom Himmel kaum zurecht und die Strassen waren pitsche und die Sicht dick verhangen von den Regenwolken. Zudem fiel mir unterwegs ein, dass ich meine Kamera vergessen hatte. Da war ich aber schon hinter Bergisch-Gladbach und zurückfahren wollte ich nicht mehr. Dann also ohne in der Hoffnung mein kleines smarth-phone wird mich akkumässig nicht verlassen, so daß ich einige Eindrücke festhalten kann.
 
In Wuppertal am Visiodrom angekommen herrschte zudem ein solch starker Sturm, dass mir beim Aussteigen die Fahrertüre direkt wieder zuflog und meine Mütze vom Kopf gefegt wurde, so daß ich erstmal ein lustiges Spießrutenlaufen veranstalten musste, um mein rotes Mützchen wieder einzufangen. Immerhin gleich Parkplatz vor der Tür.
 
Nix wie rein und an der Kasse mit der wirklich bemerkenswert freundlichen Dame an der Kasse meinen Eintritt von 14,00 Euro gelöst und los konnte es gehen.
 
Was soll ich sagen, schon nach ein paar Sekunden spürte ich, wie die Kälte durch meinen Körper zog. Es war so lausig kalt in dem Gemäuer und überall pfiff der Wind durch die Ritzen, so daß mich der Gedanke durchfuhr, das machste im Schnelldurchgang Roeschen.
 
Doch was ich zu sehen bekam, hat mich so gefesselt, dass ich kalte Füße und Hände einfach nicht mehr beachtete. Natürlich kannte ich viele Bilder von Monet, dem Impressionisten, wie auch von anderen seiner Zunft. Nicht, dass ich ein großer Kunstkenner bin. Also könnte jetzt nicht stundenlang über einzelne Künstler referieren oder über die Unterschiede und Entstehungsgeschichte einzelner Kunstrichtungen. Aber ich schaue halt gern Kunst an und laß mich hineinziehen in die Kreativität der Maler und anderen Gestalter. Erkunde was sie zum Ausdruck bringen wollen und wie es auf mich wirkt, welche Assoziationen es in mir auslöst.
 
Die Ausstellung über Leben und Werk von Monet, dem Rebell und Genie, wie man ihn nannte ist in zwei Ebenen zu sehen. In der unteren Etage bekommt man abgesehen von seinen Werken einen kurzen Einblick in sein Leben von der Geburt bis zum Tode, parallel dazu die Entwicklung der Zeit was technischen Fortschritt und gesellschaftliche Entwicklung betraf in seinen Lebensjahren.
 
Im fünften Stock dann die visuelle Darstellung seiner Werke. Dazu aber später mehr.
 
Erst einmal das Entlangwandern, vorbei an seinen Werken, persönlichen Lebensbildern und Informationen zur Zeitgeschichte.
 
Monet, geboren 1840 in Marseille, aufgewachsen an der Mündung der Seine, die ihn sein Leben lang begleitet, er wird im Laufe seines Lebens immer in der Nähe des Flusses leben, sagt über die Kunst:
 
°Die Aufgabe des Künstlers besteht darin, das darzustellen, was sich zwischen dem Objekt und dem Künstler befindet, nämlich die Schönheit der Athmosphäre*
 
Aber damals wußte er ja noch nichts über Surrealismus oder abstrakte Kunst, die einen ganz anderen Zugang beinhaltet.
 
Seiner Aussage gemäß hat er sich sein Leben lang daran gehalten in Perfektion und Genialität.
 
In Le Havre besuchte er das Gymnasium bis zur 8. Klasse. Später sagte er einmal, dass die Schule in ihm den Eindruck erweckt hat, ein Gefängnis zu sein. Fühlte mich von dieser Aussage angesprochen, denn ähnlich dachte ich ebenfalls bei meinem Eintritt in den Ernst des Lebens, wie den Kindern oft scherzhaft gesagt wird, der Schule. Mehr noch, ich dachte sogar mit Argwohn und Beklemmung, ein weiteres Gefängnis.
 
1857 stirbt seine Mutter und seine Tante Lecadre, die ebenfalls malt, nimmt ihn in seine Obhut und fördert sein künstlerisches Talent, dass sich früh zeigt, in dem er Karrikaturen zeichnet.
 
1859 wagt er erste eigene Schritte, geht nach Paris,  ohne Stipendium und Unterstützung seiens Vaters, um Maler zu werden, aber auch um den Pariser Salon, die Weltleitmesse für Kunst, zu besuchen. Er lernt Manet, Pissaro und Cezanne kennen.
 
Aber schon 1861 wird er zum Wehrdienst eingezogen. Er muss, da sein Vater nicht über das Geld verfügt, ihn freizukaufen. Sieben Jahre beim ersten Regiment der afrikanischen Feldjäger in Algerien sind seine Verpflichtung. Aber schon nach zwei Jahren desertiert er und stiehlt sich auf einem Esel davon. Man findet ihn, er wird verhaftet und in seiner Arrestzeit erkrankt er an Thyphus. Nun hat Tante Lecadre das Geld aufgetrieben um ihn freizukaufen.
 
Monet sagt über diese beiden Jahre seiner Wehrpflicht, dass sie der Kern für seine späteren Bestrebungen waren. Das Spiel von Licht und Farben einzufangen, dass sein Lebenswerk widerspiegelt, hat er gerade dort in der Wüste Afrikas erlebt und ist ihm in all seinen Bildern das Ziel gewesen, diese Athmosphäre einzufangen.
 
Gerade seine Seerosenbilder, die er tatsächlich 30 Jahre lang immer und immer wieder gemalt hat, zeigen das sehr deutlich. Er sagte einmal, man kann die Sonne nicht malen, aber die Stimmung, die sie verursacht, in dem sie sich im Wasser spiegelt, und das zu jeder Jahreszeit anders, das ist es, dass es gilt einzufangen und mitzuteilen.
 
30 Jahre lang immer und immer wieder. Für uns in unserer schnelllebigen Zeit mit Menschen, die sich mehr oder weniger in einer unendlichen Geschwindigkeit von einem zum anderen, von A nach B bewegen, unvorstellbar, dass sich einer Sache mit einer solchen Geduld und Leidenschaft gewidmet wird. Mir kam der Gedanke, dass auch nur so etwas so Großes entstehen kann.
 
Irgendwo las ich neulich mal, dass es in unserer Zeit weder große Künstler noch Dichter gibt, die das gesellschaftliche Leben derart beeinflußen, wie zu der Zeit der großen Künstler unserer Zeitgeschichte. Es fehlt etwas. Die Menschen heute wollen schnell was schaffen, um berühmt zu werden und einen Haufen Geld verdienen. Das betrifft nicht nur den künsterlischen Raum. In jedem anderen Bereich des Lebens, natürlich voran im Arbeitsbereich ist dieses Bestreben zu beobachten. Fragt man Abiturienten was sie studieren wollen, kommt oft die Antwort Betriebswirtschaft. Warum? Weil man auf diesem Gebiet schnell vorankommt in die  große Welt des Business einsteigen kann  und die Chancen viel Geld zu verdienen dort eher zu finden sind, als wenn man z.B. ein Studium der Philosophie oder Germanistik etc.. beginnt. Da wird dann oft gesagt, und was soll ich damit machen, später?
 
Jedenfalls denke ich auch so nach meinen Beobachtungen in die Welt hinein, es fehlt an Leidenschaft, Innigkeit und Nähe, nicht nur zu Menschen, sondern auch zu den Dingen, die wir tun. Alles geht husch husch, selten ist man ganz beim Anderen oder bei dem was man tut.
 
Monets künstlerische Tätigkeit, seine erste Ausstellung im Pariser Salon, in der er zwei Werke ausstellt, die Seinemündung bei Honfleur und das Kap von La Havre bei Ebbe, bleiben, obwohl er erste Anerkennung bekommt, erfolglos.
 
Sein Leben ist und bleibt für lange Zeit finanziell zum Scheitern verurteilt. Obwohl er weitere großartige Werke präsentiert muss er seine Bilder zum Teil verpfänden um Unterkunft und Lebenshaltung überhaupt finanzieren zu können. Das beeinträchtigt ihn so sehr, dass er des Lebens sogar überdrüssig wird und sich in die Seine stürzt. Jedoch überlebt er diesen Selbstmordversuch.
 
1870 dann der Krieg mit Preußen. Monet entzieht sich wiederum der Wehrpflicht und flüchtet nach London. Dort bleibt er bis zum Kriegsende. Erst Ende des Jahres 1871 kehrt er nach Frankreich zurück. Immerhin lernt er in London den Pariser Kunsthändler Durand-Ruel kennen, der einige seiner Werke kauft und endlich endet seine finanzielle Notlage. Es geht wirtschaftlich bergauf. 1875 entstehen *Der Spaziergang* und *Frau mit Sonnenschirm*, dass seine Frau Camille mit Sohn Jean zeigt.
 
Doch knapp 7 Jahre später kehrt die schlechte finanzille Lage zurück. Gerade ist sein zweiter Sohn Michel geboren. Und noch im gleichen Jahr stirbt seine Frau Camille mit gerade 32 Jahren. Monet versinkt in Trauer und mit dem Bild *Camille Monet auf dem Totenbett* erweist er seiner Frau die letzte Ehre.
 
Später wird er Alice Hoschede und deren sechs Kindern, nachdem ihr Mann verstorben ist, ehelichen, zuvor lebten sie, für die damalige Zeit eine Unmöglichkeit, in wilder Ehe. Sie zogen 1883 mit den acht Kindern, zwei aus seiner ersten Ehe, nach Giverny. 
 
In dieser Zeit studiert Monet mehr und mehr das Licht und ihren Einfluss auf die Welt, besonders auf den Felsen, die den kleinen Fluss Creuse, nahe Paris, im Tal umgibt. In dieser Zeit entfaltet sich der Grundsatz des Impressionismus
 
*Male, was du fühlst und siehst. Nicht das, was da ist*
 
In Giverny  wird der Garten seine große Leidenschaft. Seerosen auf dem Teich und dem Lichtspiel auf dem Wasser widmet er, abgesehen von seinen Reisen (in Venedig entstehen einige seiner berühmtesten Werke)  und Gartenbildern, die letzten 30 Jahre seines Lebens.
 
1902 erkrankt Monet am Grauen Star auf beiden Augen. Farben und Formen werden immer schwerer von ihm erkannt. Er verfügt nur noch über eine Sehkraft von 10%. Dies kann man gut auf den Bildern in der Ausstellung erkennen, wie unterschiedlich sie wirken und eben nicht dem Gewolltem geschuldet, sondern dem trüben Augenlicht, was wiederum den Bildern keine Kraft und Schönheit raubt.
 
Er sagte damals* Diese Landschaften aus Wasser und Spiegelung sind für mich zu einer Besessenheit geworden. Es übersteigt meine Kraft als alter Mann und doch will ich das, was ich fühle, wiedergeben*
 
Ein Jahr vor seinem Tod kann er die Augen operieren lassen und trägt danach eine Brille. Alles ist wieder frisch und kraftvoll zu erkennen. Doch leider kann er dies nicht all zu lange genießen. Am Nachmittag des 5. Dezembers 1926 stirbt Claude Monet als berühmter Maler und reicher Mann friedlich in seinem Haus in Giverny. Er hat nicht nur den Impressionismus begründet, sondern wurde durch seine späten Abstraktionen auch wesentlicher Wegbereiter der modernen Malerei.
 
Wie mein geneigter Leser bemerkt, habe ich nur einen kleinen Einblick, für mich wohl die wichtigsten Zeiten, in sein Leben gegeben. Alles andere kann bei Interesse ja weiter nachgelesen oder eben in dieser schönen Ausstellung weiter verinnerlicht werden.
 
Selber habe ich auch erst daheim mehr über das Leben Monets gelesen. In der Ausstellung waren seine Bilder für mich wichtig.  Und natürlich die visuelle Installation im fünften Stock. Da hab ich mich riesig drauf gefreut. Und wer dort sitzt und dieses Farbenspiel seiner Bilder auf sich wirken läßt, der muss einfach anfangen Kunst zu lieben. Es ist grossartig, wie man in die Installationen seiner Bilder an den Wänden und in der Kupel hineingesogen wird. Man ist verzaubert, wie als wenn man plötzlich selbt in die Welt der von Monet dargestellten Bilder hineintaucht, den Personen die Hand schüttelt, in den Strassen spazieren geht, sich von herabfallenden Blättern der Bäume berieseln, von dem leichten Schneezauber berühren läßt oder einfach da mittendrin sitzt im Sonnenschein des Bildes. Eine großartige Szenerie, die dort hineingeschaffen wird durch seine Werke, in der man mittendrin sich befindet.
 
Als ich hinausging, war ich so gefangen in dieser Welt, das ich mit Monet sagen konnte
 
*Man muss meine Werke nicht verstehen, man muss sie lieben *
 
Und das tu ich. Werde auf jeden Fall noch einmal diese Ausstellung besuchen. Sie endet leider schon Ende Februar. Also macht Euch auf und besucht diese wundervolle Ausstellung.
 
 
https://visiodrom.de/show-ausstellungen/monet-2022/
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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2. Januar 2023 1 02 /01 /Januar /2023 12:11

Regen

schon seit Tagen

Spaziergang

unterm Schirm

der Kopf

hat Träume

Sonne, kühle Brise

Frieden

zu Hause sein

nicht frieren

Nachbarn grüßen

frohes Neues Jahr

Altes bleibt beim

alten

Musik auflegen

tanzen

allein

ein Buch

zur Hand nehmen

lesen

vergessen

das Alte

das beim alten bleibt

Regen

immer noch

Morgen

ja mal sehen

 

Roeschen

 

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29. Dezember 2022 4 29 /12 /Dezember /2022 11:13
So viele Worte
wurden gesprochen
tröstende, verzeihende, verletzende, lobende,
schlaue, interessante
 
aber manchmal
auch  viele
die nichts sagten
 
und jetzt
liegt man da
im  Bett
der letzten Station
des Lebens
 
es wird sich gekümmert
der Schmerz
wird bekämpft
 
der eine oder andere
kommt zu Besuch
reicht dir noch einmal
die Hand
 
vielleicht
erzählt er dir was
aus dem gemeinsamen
Leben
 
manchmal musst du
lächeln
vielleicht ein letztes
Lächeln
 
alles was nun ist
ein letztes Mal
 
was wirst du
was kannst du
noch sagen
als letztes Wort?
 
Roeschen

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25. Dezember 2022 7 25 /12 /Dezember /2022 19:44

 

Draussen vor der Tür

nur eine Zigarette
Pause
von Lichterglanz und Herrlichkeit
einen Moment Stille
Strassen menschenleer
ein Bus fährt vorüber
darin zwei Menschen sitzen verloren
schauen vor sich hin
in den Schaufernstern
noch die Bitte
zu kaufen
für sich oder Andere
ein Mann humpelt näher
eine Bierflasche in der rechten Hand
sich nicht zugehörig fühlend
weiß  nicht wohin
die Anderen hinter hell erleuchteten Fenstern
feiern das Fest und das Beisammensein
alleine sein
an diesem Abend
schmerzt mehr
als an anderen Tagen
 

 

 

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13. Dezember 2022 2 13 /12 /Dezember /2022 10:37

 

 

1888 - 1908

Den von der belgischen Kolonialmacht begangenen Kongo-Gräueln fallen ca. zehn millionen Kongolesen zum Opfer

1900

Im zweiten Burenkrieg kommen 22.000 Briten und 32.500 Buren um.

 

1900

Der Russisch-Chinesische Krieg forderte 112.000 Menschenleben.

 

1903/04

Während des Britischen Tibet-Feldzuges werden über 6oo Tibeter getötet.

 

1903-1906

In verschiedenen russischen Städten werden während Prognomen 4.245 Juden von Russen, Ruthenen, Griechen oder Kosaken umgebracht.

 

1904/05

Der Russisch-Japanische Krieg endet mit 90.000 Toten auf russischer und 75.000 Toten auf japanischer Seite.

 

1904 - 1908

Dem Völkermord der *deutschen Schutztruppe* in Deutsch-Südwestafrika fallen etwa 70.000 Angehörige der Herero und Nama zum Opfer

 

1906

Niederländer töten 1.000 Balinesen im heutigen Badung

 

1906 - 1911

Während des Wadai Krieges im heutigen Tschad und Westsudan kommen 4.000 Franzosen und 8.000 Wadai um.

 

1908

Auf Bali töten Niederländer 194 Balinesen

 

1909

Der zweite Rifkrieg in Marokko fordert 2.517 spanische und eine unbekannte Zahl kabylische Opfer.

 

1911/12

Während des Italienisch-Türkischen Krieges kommen 1.432 Italiener und 14.000 Araber und Berber auf dem Gebiet des heutigen Lybien um.

 

1911/12

Im Osttimor-Krieg werden 289 Portugiesen und 3.424 Timoresen getötet.

 

1912/13

 

Die Balkankriege fordern 71.ooo serbische, 11.200 montenegrische, 156.000 bulgarische, 48.000 griechische und 100.000 türkische Leben.

 

1914-1918

Während des Ersten Weltkrieges kommen ca. 2o Millionen Menschen aller kriegsführenden Nationen in Europa um.

 

1914-1921/23

Während des Zayyan-Krieges sterben 782 Franzosen und 3.600 Marokkaner.

 

1915

Dem Völkermord der Türken an den Armeniern fallen mehr als eine Millionen Menschen zum Opfer

 

1917-1923

Der Russische Bürgerkrieg endet mit sieben Millionen Toten

 

1918-1920

Der lettische Unabhängigkeitskrieg fordert 17.000 Opfer.

1919

Kosaken ermorden 1.700 Juden in Proskurow in der heutigen Ukraine

 

1919

Im Dritten Anglo-Afghanischen Krieg kommen 236 Engländer und 1.000 Afghanen um

 

1919

Im Indischen Amritsar erschießen britische Soldaten mindestens 379 Sikhs, Muslime und Hindus.

 

1919/20

Im Ungarisch-Rumänischen Krieg fallen 3.670 Ungarn und 3.000 Rumänen

 

1919-1921

Der Irische Unabhängigkeitskrieg fordert 714 Menschenleben

 

1920

Im Polnisch-Litauischen Krieg sterben 454 Litauer

 

1920

Während des Türkisch-Armenischen Krieges kommen 198.000 Armenier und eine unbekannte Zahl der Türken ums Leben

 

1920/21

Der Polnisch-Russische Krieg forder das Leben von 431.000 Russen, 202.000 Polen und 60.000 jüdischen Zivilisten

 

1921-1923

Im Griechisch-Türkischen Krieg fallen 9.167 Türken und 19.362 Griechen.

 

1921-1926

Der Zweite Marokkanische Krieg endet mit 63.000 spanischen, 18,.500 französischen und 30.000 Opfern unter den Rifkabylen.

 

1922/23

Der Irische Bürgerkrieg fordert ca. 2000 Opfer

 

1932-1933

Verschärfte Hungersnöte in der Urkraine und in anderen Gebieten der Sowjetunion fordern als Mittel der Repression mehr als 3 Millionen Menschenleben

 

1934, Februar

Im Österreichischen Bürgerkrieg sterben 357 Menschen

 

1935-1941

Der italienische Krieg gegen das heutige Äthiopien fordert zwischen 360.000 und 760.000 abessinische Opfer

 

1936-1939

Im Spanischen Bürgerkrieg sterben Tausende Interbrigadisten und mehr als 400.000 Spanier.

 

1936-1949

Dem Aufstand gegen die britische Mandatsmacht, dem Arabisch-Jüdischen Bürgerkrieg in Palästina bis Mai 1948 und dem darauffolgenden Arabisch-Israelischen Krieg bis 1949 fallen 165 Briten, 6.000 jüdische Palästinenser und Israelis, 9..000 arabische Palästinenser und 5.000 arabische Soldaten zum Opfer

 

1939

Im Slowakisch-Ungarischen Krieg kommen 22 Slowaken und 8 Ungarn um

 

1939-1945

Auf den Europäischen kriegsschauplätzen finden während des zweiten Weltkrieges ca. 5o Millionen Menschen aller kriegführenden Nationen den Tod

1939-1945

Im Rahmen der systematischen Vernichtung der europäischen Juden durch die NS-Herrschaft des deutschen Reichwes werden ca. 6 Millionen Juden ermordet.

 

1939-1945

Im Rahmen der systematischen Vernichtung der Roma durch das Deutsche Reich werden ca. 200.000 Menschen dieser Gruppen ermordet.

 

1941-1945

Die kroatischen Ustascha ermorden 500.000 Juden, Serben und Roma

 

1945

Der Surabaya-Krieg auf Java fordert 1.000 britische und 12.000 indonesische Leben.

 

1945-1949

 

Im Indonesischen Unabhängigkeitskrieg kommen 1.200 britische, 6.125 niederländische und ca. 60.000 indonesische Soldaten um.

 

1945-1950

Im Zusammenhang mit den Vertreibungen aus Mittel- und Osteuropa kommen mehr als 500.000 Deutsche ums Leben.

 

1946

Einwohner der polnischen Stadt Kielce töten 40 Juden

 

1946-1949

Im Griechischen Bürgerkrieg sterben 50.000 Menschen einen gewaltsamen Tod

 

1946-1954

Während des Französischen Indochina-Kriegs kommen 130.000 Franzosen und eine Millionen Vietnamnesen, Kambodschaner und Laoten um.

 

1948-1960

Während der Malayan Emergency töten Briten mehr als 10.000 Menschen

 

1952-1956

Im Tunesischen Unabhängigkeitskrieg kommen 17.459 französische Soldaten und mindestens 300.000 Tunesier um.

 

1952-1960

 

Während des Mau-Mau krieges in Kenia kommen 2oo britische Soldaten und 20.000 Guerillakämpfer um.

 

1954-1962

Im Algerischen Unabhängigkeitskrieg kommen ca. 24.000 französische Soldaten und ca. 400.000 Algerier ums Leben

 

1961

Die französische Polizei fordert 174 griechische und 364 türkische Leben

 

1963/64

Der Zypriotische Bürgerkrieg fordert 174 griechische und 364 tütkische Leben

 

1958-1998

3.500 Menschen werden Opfer des Nordirland-Konfliktes

 

1874

Die Invasion der Türkei auf Zypern kostet 3.000 Türken und 5.000 griechische sowie türkische Zyprioten das Leben.

 

1979-1989

 

Im Sowjetisch_Afghanischen Bürgerkrieg sterben 14.453 sowjetische Soldaten und ca. 1 Millionen Afghanen

 

1982

 

Im Falklandkrieg sterben 258 britische Soldaten und 649 argentinische.

 

1991-1995

Die Jugoslawienkriege fordern 52.600 bosnische, 18.500 kroatische, 30.000 serbische, 4.000 kosovarische und 900 albanische Leben.

 

1995

 

Serben begehen in Screbrenica in Bosnien und Herzegowina ein Massaker an 8.000 muslimischen Bosniaken.

 

1992/93

Im Georgischen Bürgerkrieg kommen 10.000 Menschen um.

 

1998/99

 

Der Kosovokrieg kostet 2.170 Serben und 10.527 Albaner das leben

 

Seit 24. Februar 2022:

 

Russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine

 

Ohne Worte

 

 

 

 

 

 

 

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21. November 2022 1 21 /11 /November /2022 10:53

Meine Gedanken laufen

durch die Strassen

vorbei an Menschenmassen

manchmal

am Ufer des Flusses entlang

oder einfach einen Pfad

durch den dichten Wald

ich  schau sie mir an

höre ihnen zu

wenn sie mir gut tun

halte ich sie fest

die anderen lasse ich

einfach los

doch manchmal

da möcht ich sie so gern

hinausschreien in die Welt

oder dem Gegenüber einfach

ins Gesicht

doch dann trau ich mich nicht

aber manchmal doch

dann schau ich

was passiert.

 

E.L.

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