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14. Dezember 2016 3 14 /12 /Dezember /2016 09:09

Blätter am Baum

Ich kann sie zählen
die Blätter am Baum
so wenig noch zu finden

wie Lebensjahre
die mir bleiben
kann ich sie vorwärts zählen

wo sind sie hin
die vielen anderen

nur noch Erinnerungen
die mehr und mehr verblassen

schau ich sie an
so scheint es mir
als wäre ich gar nicht dabei gewesen

es ist oft wie ein blicken
auf ein mir unbekanntes Leben

bekannt ist mir das Heute
vom Morgen weiss ich nichts

doch eines
das ist ganz gewiss

ich nehm sie alle mit
die Erinnerungen
wie die Blätter am Baum
wenn sie zu Boden sinken

das letzte Blatt
fällt hoffentlich
ganz sanft und ohne Schmerz

und überall um mich herum
geht Leben weiter
und blüht ganz neu

das letzte Blatt fällt
ohne viel zu fragen
hat keinen Abschiedsschmerz

 

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12. Dezember 2016 1 12 /12 /Dezember /2016 19:53


Schon wieder Montag, zu kurz die Zeit der Freiheit, so dachte ich heute Morgen als ich los maschierte. Aber wie sag ich mir immer vor, es gibt im Leben nichts Schöneres als wollen was der Mensch soll. Und ich soll und will ja auch,-) meinem schönen Dienst nachkommen. Hier und da zwickt es etwas nach den vielen Tagen, aber was macht das schon, ich denke mir immer, Roeschen sei guter Dinge und schau die Welt humorvoll und freundlich an, sie kann ja nix dafür, dass manches nicht so ist, wie du es gerne hättest,-) Also zwinkere ich den Nachbarn zu, so ich ihnen morgens begegne, schau nach rechts und links, was da so los ist, kaufe mir noch eine Zeitung und dann ab in die Bahn Richtung Arbeitsplatz.

Meistens ist die Bahn proppevoll. Ob du willst oder nicht, da musst du Nähe zulassen, es geht ja nicht anders. Meistens muss ich stehen, aber heute Morgen hatte ich Glück. Es waren zwei Reihen Sitzplätze frei. Sofort besetze ich einen Fensterplatz. Ich meine, nicht, dass ich auch stehen könnte, mach ich ja, bzw. muss ich ja oft, aber sitzend am Fenster nach draussen schauen, wenn die Bahn über die Rheinbrücke fährt und ich den Fluss sehen kann, mal im Nebeldunst, mal unter blauem Himmel und schon die Rheinschiffer fahren sehe, das macht mich einfach froh. Da kann ich nix dafür. Ich muss es einfach imemr wieder sagen,-)  Noch schöner ist es, wenn die Sonne schon herauslugt. Das kommt in dieser Jahreszeit leider selten vor.

Ich machte es mir gemütlich auf meinem Platz und plötzlich kommt da eine junge Frau mit ihrem ca. 5 Jahre alten Kind und setzt sich direktemong vor mich. Die Mutter wohl des Jungen musste noch Fahrscheine besorgen, daher sagt sie ihrem Kind, es solle brav sitzen bleiben und nicht aufstehen und weg gehen, weil die Bahn fährt und es könnte stürzen. Ach, waren nett anzusehen die Zwei.

Ich blieb da also allein mit dem Kind, das direkt vor mir saß, sich plötzlich umdrehte und mich aus seinen grossen Augen anschaute, eine ganze Weile, guckte es mich einfach an,-) Ich guckte auch einfach zurück, nur so, mit einem freundlichen Lächeln und auch ein wenig forschend,-) Überraschenderweise zog das Kind, ich glaub es war ein Junge, so genau kann man das gar nicht sehen manchmal, vor allen Dingen, es hatte so eine schöne volle Lockenpracht,-), sich plötzlich zurück, genauer gesagt, es rutschte ganz langsam hinter seinem Sitz nach unten,-) Verstecken wollte es sich wohl. Ich hab ihn mal gelassen, jedoch schnellte er plötzlich wieder hoch und da musste ich tüchtig lachen:) Das ganze Spiel wiederholte sich dann einige Male. Ich spielte einfach mit, wenn er ganz unten war, äugte ich über seinen Sitz und zwinkerte ihm zu und schwups schob ich mich wieder nach hinten. Herrlich war das. Wieder und wieder musste ich verschmitzt lachen:)

Plötzlich blieb er jedoch oben und schaute mich wieder an. Warum lachst Du, fragte er mich dann. Och, sagte ich ihm, weil es lustig ist, was wir machen. Es ist aber nicht zum Lachen meinte er. Huch, sagte ich zu ihm, für mich aber schon. Komisch, meinte er, wieso er nicht lachen könne und ich schon. Ja, so ist das eben manchmal, antwortete ich ihm. Was für den einen spassig ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Das geht so bei den Menschen,-)

Ich dachte jetzt, das wars zwischen uns Zweien. Aber denkste, mit Kindern darf man so nicht rechnen. Die machen einfach weiter. Und so fragte er auch: Wieso ist das so zwischen den Menschen? Naja, antwortete ich ihm, die Menschen sind halt verschieden. Was ist verschieden, fragte er. Nun, antwortete ich wieder, schau mal, du bist klein und noch sehr jung und hast heut Morgen schon einiges erlebt und ich bin gross und schon recht alt und hab heut Morgen auch schon einiges erlebt. Und das, was man erlebt hat, macht es manchmal, dass man schneller lachen kann oder eben auch, dass man gar nicht lachen kann oder will. Das ist dann die Verschiedenheit zwischen dir und mir gerade jetzt an diesem Morgen und eben auch zwischen anderen Menschen.  Das ist ja auch in Ordnung, sagte ich ihm, es ist ja nicht schlimm, wenn du nicht lachen kannst, es ist aber auch nicht schlimm, wenn ich lachen muss, oder?

Also, ich war ja echt heilfroh, als er nach einer Weile des Nachdenkens, ich sah es ihm an der Nasenspitze an, meinte, nee, ist nicht schlimm und da musste selbst er auch wenigstens ein wenig lächeln. Das hat mich gefreut:) Aber seine Neugier war noch nicht beendet. Er fragte nämlich weiter,-) Wieso bist Du schon so groß und ich noch so klein,-) Fragen stellen die, diese Kinder,-) Ich kann mich fast gar nicht mehr so recht daran erinnern, wie es bei meinen eigenen war, daher genoss ich dieses kleine Zwiegespräch so richtig heute Morgen:) Nun ja, antworte ich ihm, schau mal, es ist noch nicht so lange her bei Dir, als Du aus dem Bauch Deiner Mama das Licht dieser Welt erblickt hast und auch noch nicht so lange her, dass du mit deinen zwei Beinen durch diese Welt maschieren kannst. Bei mir jedoch ist das schon soooo lange her und meine Beine maschieren schon so lange, dass sie manchmal schon recht müde sind,-)

Seine Mutter übrigens war immer noch nicht zurück, ich wusste auch nicht, was die eigentlich machte,-) aber mir war es gerade recht, dachte, wenn sie kommt, ist das schöne Gespräch vielleicht zu Ende:)

Er meinte nämlich wiederum nach einigem Überlegen, er wolle auch viel in der Welt herummaschieren, am liebsten auf die Berge. Ob ich schon mal auf einem Berg gewesen wäre, fragte er mich dann. Na klar, sagte ich ihm, schon auf vielen Bergen, ich bin ja schon alt und da haben die Beine schon einige Berge sehen können. Ich zählte ihm ein paar Berge auf, auf deren Gipfel ich schon war und wo die überall auf der Welt zu finden sind.

Meinst du, sagte er, ob ich die auch mal sehen kann, wenn ich gross bin. Na klar, sagte ich ihm, wenn du das wirklich willst, dann geht das auch. Alles was wir Menschen uns vornehmen und uns kein anderer daran hindert, das können wir auch tun.

Er dachte wieder eine Weile nach, so ging das nämlich zwischen uns, wir überlegten beide nämlich immer erst eine kleine Klitzeweile was wir dem anderen sagen wollten, und meinte dann, heute Morgen als er wach geworden sei, da wollte er auch am liebsten im Bett liegen bleiben, aber seine Mama hätte ihn daran gehindert. Er müsse jetzt aufstehen, er müsse jetzt in den Kindergarten, weil seine Mama bald zur Arbeit müsse. Das fand er doof. Also stimmt das ja meint er, dass alles was er wolle, eben manchmal nicht geht. Ne, sagte ich ihm, hab ich ja auch gesagt, manchmal machen andere Leute, in diesem Falle deine Mama es nicht möglich, dass er tun kann, was er wolle. Ich wäre ja heute Morgen auch am liebsten noch zu hause geblieben, aber meine Arbeit, mein Chef und meine Kollegen, die wären ganz schön sauer auf mich, wenn ich einfach nicht käme und ich muss ja auch arbeiten, sonst kann ich mir kein Brot und Milch und Butter und alles was ich so brauche, damit ich was zu essen hab, kaufen kann. Und deine Mama muss ja auch arbeiten, damitihr Beide was zu essen habt  und damit du grösser werden kannst und gesund bleibst und damit deine Beine vielleicht später dann mal auf die Berge können,-)

Also, ich sah ihm an, dass ihm das einleuchtete. Er sagte nämlich plötzlich: Du bist glaub ich ganz schön schlau! Huch, ich guckte verdutzt vor mich hin und sagte. Meinst Du? Na klar, sagte er, bohrte sich in der Nase und schaute aus dem Fenster. Ich schaute dann auch aus dem Fenster,-) Es gab aber nix mehr zu sehen, denn wir fuhren mittlerweile im U-bahnschacht. Die Zeit war während des Gespräches wie im Flug vergangen und wir beide hatten nicht mal bemerkt, so richtig jedenfalls, dass seine Mama nun auch neben ihm saß und uns Beiden zuhörte,-) Aber es hat uns überhaupt nicht gestört,-)

Die Stimme aus dem Lautsprecher kündigte meine Station an, an der ich aussteigen musste und ich sagte zu ihm, du, ich muss jetzt gleich aussteigen. Schade sagte er, du bist nett, kannst du nicht mal wieder mit der Bahn morgens fahren, dann könnten wir uns wieder hintereinander setzen:) Ich will nämlich auch so schlau wie du werden, meinte er, nickte versonnen mit dem Kopf und sagte dann ganz einfach: tschüss!

Ich versuch es mal, sagte ich ihm, wenn nix passiert, was mich daran hindert, dass ich es will,-) Ich hab genau gesehen, dass er verstanden hat, was ich ihm sagte. Er war nämlich auch schlau.

Dann stand ich auf, sagte auch tschüss, ging eine Stückchen, sah, wie er mir hinterherschaute und rief ihm noch zu: Man, du bist schon ganz schön schlau auch für dein Alter. Ich wünsch dir und deiner Mama einen guten Tag,-)

Dann stieg ich aus und marschierte fröhlich weiter an meinen Arbeitsplatz. Da wartete ich auf meine Kollegin, die war nämlich noch nicht da, aber sie hatte den Schlüssel und als sie kam, rief sie schon von weitem, mensch Roeschen du strahlst ja richtig, ist was passiert? Och, sagte ich ihr, ich habe Jemand kennengelernt gerade unterwegs auf der Fahrt hierher. Ach ne, meinte sie, sah er gut aus,-) Hm, fand ich schon, meinte ich, hatte so volles lockiges Haar und dunkle braune Augen, die blitzten wenn er mich anschaute und so ein unschuldiges Gesicht. Ausserdem war er sauschlau,-)  Ach, komm, meinte sie, das gibt es doch bei Männern gar nicht,-) Das alles zusammen,-)  Doch doch, meinte ich, er war ja noch klein,-) Und dann erzählte ich die ganze schöne Geschichte.

Also, ich will mal was sagen, wenn das keine Alltagspoesie war, dann weiss ich nicht, was Alltagspoesie ist,-) Mich hat jedenfalls dieses kleine Erlebnis am Morgen wieder glücklich gemacht. So ein Gespräch mit einem Kind kann mehr sein als jedes lange Gebrabbel mit einem Erwachsenen. So dachte ich und so ist es auch. Basta!,-)

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11. Dezember 2016 7 11 /12 /Dezember /2016 10:13

Die dritte Kerze brennt. Heute habe ich Zeit, sie anzuschauen. Dem flackernden Licht, dass mir verheißt, bald ist es soweit. Weihnachten! Da warten die Menschen auf etwas, worüber sie gar nichts mehr wissen und auch nicht wissen wollen. Es steht so Vieles im Vordergrund. Das gute Essen, was werden wir kochen, was werden wir schenken. So mancher gerät in Not schon allein ob dieser beiden Herausforderungen. Ich sehe es ihnen an der Nasenspitze an, wenn sie vor mir stehen, im Laden, ratlos, nicht mal wissend. was den zu Beschenkenden eigentlich interessiert. Er/Sie liest sagen sie, viel, haben oft jedoch keine Ahnung was eigentlich. Ausnahmen gibt es, ja, aber wenige.

Die dritte Kerze brennt und ich habe den ersten Tag frei nach so vielen durchgearbeiteten. Wie hab ich mich gefreut nach so langer Zeit, endlich mal wieder in meinem schönen Beruf zu arbeiten. Doch, die Freude ist immer noch da, auch wenn ich spüre, sie waren anstrengend die letzten Tage, ungewohnt, das lange Stehen, gehen, zupacken, einpacken, beraten, abraten, suchen und finden. 9 Stunden jeden Tag, an denen ich mich vergesse, wer ich bin, was ich fühle, denke, nur schemenhaft huscht der Gedanke an mir vorbei, so schnell vergessen, weil die Konzentration auf die Dinge, die getan werden müssen, fordert heraus.

Die Zeit, was ist schon Zeit, ist an mir vorübergerauscht. Das ist so mit der Arbeit, dem Broterwerb des Menschen. Er spürt das Leben nur noch bei dem, was er tut. Dabei gibt es so viel mehr dazwischen, darüber und darunter. Jedoch keine Zeit, es zu sehen und zu spüren, zu erleben, nur noch funktionieren.

Plötzlich sehe ich auch Vieles mit anderen Augen in diesem meinem schönen Beruf. Bücher, ja, sie sind nicht nur meine Freude, sondern auch der Schatz unserer Welt. In den Büchern finden wir Geschichten, erdachte und wirklich erlebte der Menschen, über das Leben, über das Zeitgeschehen. Das ist wichtig ja. Geschichten von Gestern helfen uns das Erleben im Heute und auch uns selber zu verstehen. Was wäre die Welt ohne das geschriebene Wort!

Doch fällt mir auf, es gibt, wie auch beim Reden der Menschen, so viel Überflüssiges auf dem Papier. Jahr für Jahr wird der Markt überschwemmt mit einer Flut von Büchern. Allein in Deutschland erscheinen Jahr für Jahr ca. 100.000 neue Bücher. 100.000 mal geschriebenes Wort, seitenlang, gut oder flüchtig überlegt, erfunden oder erdichtet. Zu finden, was einen interessiert ist schwer. Zufall kann es vielleicht geben. Ein Blick auf ein schön gestaltetes Cover eines Buches, den Klappentext lesen und feststellen, ja, das könnte es sein, das spricht mich an. Viele Kunden gehen so vor. Ich sehe das immer wieder. Die Verlage mit ihren Lektoren arbeiten mühselig ein Konzept aus, mit dem sie das geschriebene Wort des jeweiligen Autors vermarkten können. Vermarkten, ja das ist das richtige Wort mittlerweile auch beim Buch. Wenn sie Glück haben, greifen einige der Medien ihre Bücher auf und bewerben sie mit Rezensionen und Empfehlungen. Glück muss da an der Seite des Autors sein.

Und ich stehe nun seit langer Zeit wieder da mittendrin und versuche mich zu recht zu finden in dieser Flut des Wortes und des Bildes. Und bei all dem vielen Begutachten der Bücher wird mir bewusst, es ist einfach zu viel, egal in welchem Bereich, ob es das Schöngeistige ist, das sachliche, geschichtliche, philosophische, gar auch das Kinderbuch. Zu viel, einfach zuviel. Wie soll sich da zurecht gefunden werden, denke ich oft, auch vom Kunden, der sucht. Es ist im Buchhandel auch wie überall mit den Dingen, es ist einfach zu viel von allem da. Und zu wenig, von dem, was wirklich wichtig und nötig ist.

Und auf einmal sind da die Gedanken in mir, ob ich das wirklich weiter machen will. Das arbeiten und leben Tag für Tag mit dieser Flut von Büchern. Merkwürdig, ich habe das nie in Frage gestellt Wieso gerade jetzt?

Die dritte Kerze brennt, ich sitze hier und schreibe, zwischendurch mein Blick auf die Kerzen, sie flackern, wenn ich mich bewege und ein Lufthauch sie erwischt, ansonsten, wenn ich ruhig bin, sind auch sie still und ruhig und spenden ihr Licht kerzengerade und aufrecht. Und beim Schauen ins Kerzenlicht sind da all die Gesichter der Menschen der letzten Jahre, denen ich zur Seite gestanden habe, die mich gebraucht haben, denen ich ein wenig Hilfe  und Unterstützung geben konnte in ihrem Alltag und manchmal auch ein wenig Lebensmut und Heiterkeit, so sagten sie oft zu mir.

Vielleicht ist es trotz meines Alters an der Zeit, Veränderung zu schaffen. Nicht weiter zu machen bei und mit dem, was gewesen ist, sondern einen Neuanfang zu suchen. So wie ich nun auch nicht an den Ort zurückgekehrt bin, wo ich aufgehört habe, sondern einen anderen gewählt habe in der großen Stadt, in der ich lebe, an dem so Vieles anders ist.
Manchmal ist es doch so im Leben, dass alles, was wir bisher getan haben, ein Ende hat. Dass eine Weiterentwicklung nur geschehen kann, wenn wir uns weiter bewegen, nicht nur äusserlich.

In einem Artikel über Boby Dylan habe ich gelesen, dass er ein Mensch war, der nie zu fassen war, der dies und jenes getan hat, aber dass er nie daran fest zu machen war. Immer wenn die Welt meinte, jetzt sei er da, wo er ist mit dem, was er publizierte und vor sich her trug, war er schon wieder auf dem Weg zu neuem Aufbruch. I´m not there, I´m gone ...Ich bin nicht da, ich bin schon lange weg, so heisst es in einem Song von ihm.

Ich bin nicht da, ich bin schon lange weg. Und ein wenig ertappe ich mich dabei, dass ich tatsächlich auch schon nicht mehr da bin, da wo ich bin mit dem, was ich jetzt tue, auch wenn es mir Freude bereitet, weil ich spüre, dass eine Zeit gekommen ist, an der etwas anderes wichtiger wäre, es zu tun. Weil ich gemerkt habe, dass, vielleicht auch aufgrund meiner langen Lebenserfahrung, es sich richtiger anfühlen würde, wenn ich bei den Menschen wäre. Ihnen helfen zu können, einfach an ihrer Seite zu sein und mit kleinen Dingen etwas für sie Erleichterndes tun zu können.

Und bei diesem Gedanken wird mir so bewusst, wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dass es oft diese Umbrüche gegeben hat, dass ich schon längst nicht mehr da war, wo ich war, sondern schon weit weg, wenn auch nur gedanklich. Es hat ja immer eine Vorbereitung des Weggehens und Verlassens gegeben und oft geschah das ganz schleichend, fast unbemerkt. Und plötzlich war sie da, die Entscheidung, die das ganz Neue hervorbrachte.

Ich weiss auf jeden Fall was Weihnachten für mich bedeutet. Jetzt gerade, wo ich meinen Blick auf die Kerzen gerichtet habe, die dritte schon brennt, es ist nicht mehr weithin. Es wird etwas Neues entstehen in mir und mit mir. Neues Leben wird geboren werden in meinem Alltag. Und ein Mensch, den ich gar nicht kenne, nur seine Worte, ihn aber sehr schätze, sagte einmal vor kurzer Zeit, warte nur, das neue Jahr wird überraschend für dich sein.

Vielleicht ist es der Zeitpunkt in meinem Leben, aus dem Reichtum der Bücherwelt, in die Armut des Menschseins hineinzugehen und dort einfach da sein und geben zu können, was mir möglich ist.

Die Bücher bleiben ja meine Freunde, sie sind ja bei mir, die wichtigen und wertvollen, die mir und meinem Leben Bedeutung gegeben haben und ganz sicher werd ich in der Flut immer wieder ein neues finden, das zu mir gehören wird.

Schön ist es, gerade jetzt in diesem Moment, mir all dessen bewusst zu werden. Advent, dieses Wörtchen bedeutet ja nichts anderes als *Ankunft* Und wo ich noch bedauerte in den letzten Tagen, dass ich nicht so sehr viel vom Advent mitbekomme, stelle ich fest, es kommt nicht auf das *viel* an, sondern auf den Augenblick der Ankunft! Ankunft bei sich selber und bei dem, was erkennbar wichtig geworden ist für mich. Und dieses wird meine Zukunft, die ich noch habe, bestimmen. So soll es sein!

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28. November 2016 1 28 /11 /November /2016 12:11

Kinder sind einfach herrlich. Ohne Kinder wäre für mich jedenfalls das Leben ein großes Stück ärmer. Jetzt sind meine Kinder erwachsen, dennoch bleiben sie ja auch immer meine Kinder, so wie ich immer ihr Mutter bleibe. Da kannste nix dran ändern. Und das ist auch gut so.

Jedenfalls, weil meine Kinder schon erwachsen sind, mache ich nichts lieber als Kinder zu beobachten in allen Lebenslagen. Kinder ziehen unweigerlich meinen Blick auf sich. Egal, wo ich mich befinde, auf der Strasse, in Cafes, in Geschäften, kurz überall einfach.

Nun hat mir der Himmel zu meinem Glück auch noch einen Blick vom Balkon aus auf eine Kindertagesstätte geschenkt. Manche mögen ja sagen, auweia, da hast Du aber schön Lärm zu manchen Zeiten. Also, ich will mal was sagen, Kinderlärm ist für mich überhaupt kein Lärm, sondern wie Musik in meinen Ohren. Ich kann die Menschen nicht so recht verstehen, die Kinder als einen Lärmfaktor bezeichnen. Gut, es mag vielleicht ein paar wenige geben, an die der Nerv der Zeit schon ordentlich rüttelt. Ja, das verstehe ich. Dennoch, ist meine bescheidene Ansicht, sollten diejenigen etwas an dem Geschehen und an dem Ausgeliefertsein dieses Nerves ändern. Irgendetwas loslassen, sich nicht mehr gefangen nehmen lassen vom Übel des Nerves der Zeit. Ich meine, da geht doch immer was.  Und schwupsdibubs geht ihnen ein Licht auf und sie merken, oha, das was ich dachte, mich empfindlich zu stören, war und ist gar nicht meinen Empfindlichkeitsnerv belästigend. Kann ja sein, oder?

Nun denn, ich schweife mal wieder ab, wie es so meine Art ist beim Schreiben jedenfalls.

Also, ich habe diesen schönen Blick auf die Kindertagesstätte hinter meinem Haus von meinem Balkon aus. Da war ich ja stehengeblieben. Jetzt in der Witterungszeit des herannahenden Winters, wo die Temperaturen doch in den letzten Tagen sehr schwankend waren, sind die Pänz, wie die Kölner so schön und liebevoll sagen, gar nicht immer draussen. Schade, denk ich oft. Ob die das so wollen oder ob das die Ängstlichkeit der Betreuer innehat, dass sie vielleicht schnupfend von den Eltern abgeholt werden, wenn sie sie den Tag in ihren Freistunden draussen herumtoben lassen. Klar, verstehe, dann gibt es vielleicht Vorwürfe seitens der Elternschaft. Wie konnten sie nur...das wird ja gekannt, das Übel,-) Betreuer haben es oft schwer, was sie auch tun, es ist immer einer da aus der Elternschaft, der ihr Tun kritisiert. Kritisieren, des Deutschen schönste Leidenschaft.  Wobei ich natürlich nicht verhehlen will, manchmal ist sie ja schon auch angebracht.

Also, heute aber, heute war eine kleine Schar der Pänz draussen auf dem davorliegenden Spielplatz ihres Kindergartenwohlfühlortes.  Dick eingemummelt, hab ich genau beobachtet, Mützen, Schals, Handschuhe, Botzen, dick und wasserabweisend. Also, für den, der es nicht weiß, Botzen das sind Hosen, so werden die nämlich hier in Köln genannt.

Also wohlig warm und geborgen eingepackt tobten die dort draussen herum. Ich stand auf dem Balkon um eines meiner wenigen den Tag über rauchenden Zigarettchen zu genießen und beobachtete das muntere Treiben. Herjeh, ist das schön, sie hopsen, springen, lachen, tanzen, ja auch weinen zu sehen und zu hören. Das ganze pralle Leben kommt mir da entgegen. Ich könnte glatt vor Freude mit quitschen, ja nicht nur das, auch springen, tanzen, hüpfen und mich krümelig lachen.

Plötzlich jedoch gab es ein Missverständnis wohl. Man kennt das ja, im Leben kommt das schon mal vor zwischen Menschen, so auch bei Kindern. Ein falsches Wort oder Handlung, schon schaut der eine dumm aus der Wäsche, fühlt sich beleidigt, gekränkt oder verärgert und alle Harmonie des Miteinanders ist verschwunden. Im günstigsten guten Falle wird das Problem ausgeräumt. Leider klappt das nicht immer und plötzlich sind die Wege getrennt, Schubladen geöffnet, einsortiert und bums aus die Maus. Schade, denk ich dann immer.

Jedenfalls da unten war auch was los. Ich weiss es gar nicht so genau. Die Entfernung ist dann doch zu weit weg, als dass ich es genau mitbekommen habe. Ich hörte nur plötzlich: Du Doofer!..Ich spiel nicht mehr mit Dir! So what. Ich konnte mir ja ein Schmunzeln nicht verbeissen. Oha dachte ich, will doch mal sehen, wie es jetzt weitergeht mit denen Zweien da. Ob da jetzt richtig was abgeht, so mit Puffen und Drücken und Schubsen. Kinder sind ja so, da geht das schnell und plumps liegt einer auf dem Rücken und der anderen oben auf.

Aber denkst was, ne, gar nix ging, bzw. es ging doch was. Sagte der *Doofe* zum `*Beschimpfer* doch glatt: Entschuldige bitte, herjeh, auch noch das Wörtchen *bitte* hinterdrein, ich konnte es kaum fassen. Entschuldige bitte, sagte er, ich wollte das nicht, es ist mir nur so rausgerutscht, ich dachte, ich dürfte das jetzt, ich mach das auch nicht wieder. Genauso kamen seine Worte hier oben bei mir an. Na gut, sagte das ihn vorher mit *Doofer* beschimpfende Kind, fangen wir noch mal an.

Cool, genau, das Wörtchen kam mir in diesem Moment in den Sinn, obwohl ich ja nicht so ein Verfechter dieser coolen Wörter bin, aber manches hängt halt doch drin, da kann ich mich manchmal nicht vor verwehren. Plötzlich ist es da, das Wörtchen und macht mit mir was es will. Also, cool fand ich das von dem Kind. Echt richtig fein, nett, freundlich, liebevoll, versöhnlich und entgegenkommend. So einfach kann es gehen. Ein kleines Wörtchen, in diesem Falle *Entschuldigung* kann das Leben zwischen zwei Menschen eben verändern. Wo vorher noch Gram und Ärger hausierten, ziehen wieder Freundlichkeiten und weiteres Miteinander ein. Das ist schön. Ist doch eigentlich kein Problem oder?

Für uns Erwachsene wohl schon, jedenfalls sehr oft, so erlebe ich das wenigstens, auch im Rückblick aufs Leben, das ich schon hinter mir habe. Ein einfaches kleines Wort, dennoch oft sehr schwer auszusprechen. Ich weiss nicht genau, woran es wohl liegt. Der Stolz? Das Eingeständnis, dass man sich gegenüber ja erst mal selbst zulassen muss, die Scham, dass man etwas Falsches gesagt oder getan hat? Vielleicht ja auch beides zusammen. Möglicherweise kommt ja auch an einem Missverständnis zwischen zwei Menschen heraus, dass dem einen am anderen gar nicht so viel liegt. Es hatte sich vielleicht so ergeben, dass zusammen etwas gemacht wurde in der Arbeit, der Freizeit, da kommt das schon mal vor. Begegnungen, die flüchtig sind und denen oft nicht ausgewichen werden kann, weil, die sind einfach da, die Menschen und es muss sich mit ihnen zurechtgefunden werden, ob man will oder nicht, sonst gehen die Dinge halt nicht, die man an diesen Orten verrichten will.

Ich denke jedoch, es ist wurscht, wo und wie Begegnungen zustandekommen. Sind sie da, stehen sich zwei Menschen mit Gedanken, Gefühlen und einer Lebensgeschichte gegenüber, von denen wir ja zumeist nicht all zu viel wissen. Und da ist es m.E. nie zu viel, dieses kleine, einfache Wörtchen einfach auszusprechen: Entschuldigung, für dieses oder jenes...Es reisst soviele Barrieren ein, finde ich. Und es macht so viel möglich für die Zukunft. Und wenn dann, so wie es mir hin- und wieder schon einmal passiert ist, entgegenet wird: Es gibt nichts zu entschuldigen. Ach, dann ist es ja um so schöner.

Also, die Pänz sind dann mittlerweile wieder in ihr warmes Häuschen verschwunden, Mittagessen, rief eine der Betreuerinnen und auch ich habe mich wieder, immer noch schmunzelnd, in meine warme Stube zurückgezogen. Schön war dieses kleine Erlebnis am heutigen Montagmorgen und eine Alltagspoesie all zu mal.

Entschuldigung! Geht ganz einfach. Von Kindern können wir viel lernen.

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27. November 2016 7 27 /11 /November /2016 09:25
Feierlichkeit

Sie brennt
die Kerze
die erste nun

Feierlichkeit liegt im Raum
und schwebt vom Himmel herab

ob ich glaube
oder nicht
ist das denn wichtig?

die Tragik der Welt
wie ein Nebelschleier
webt sie über allem

Götterdämmerung
wäre eine Möglichkeit

Hinhören jedoch
auf all das, was gesagt wird
über das Heilige
das gewesen sein soll
und für die Zukunft
prophezeit wird
ist nicht umsonst

denn was sonst
schafft Veränderung
wenn nicht das Heilige
in Dir und in mir

Das Anklagen, das Zerreden,
das unsinnige Treiben der Vielen?

Die Zyniker brauchen Mitleid
die Spötter Barmherzigkeit

es ist ihre Schwäche,
ihre Angst
die sie verstecken
unter ihren Worten

einfach so leben
ohne Hoffnung?

die Kerze brennt,
die erste nun,
Feierlichkeit
liegt über allem
und kommt vom Himmel herab

will nicht ohne Hoffnung leben
vielleicht ist das ja Glaube

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25. November 2016 5 25 /11 /November /2016 10:53
Ist das Kunst?

Ist das jetzt Kunst?

Also, ich bin son Typ. Ich fühle mich immer verantwortlich. Aus den Schuhen kann ich nicht raus, ist so! Also, wenn irgendwo was rumliegt, was da nicht hingehört, heb ich es auf. Ich kann da nicht anders. Oder, wenn ein Mensch einem andern was Unrechtes sagt, dann misch ich mich ein. Das ist nunmal so. Gut, ich gebe zu, manchmal fehlen mir glatt die Worte, dann muss ich erst mal nachdenken oder einen Schritt zurücktreten, aber es kommt schon was, immer, ganz gewiß,-)

Jedenfalls, in meiner Strasse, an der Ecke, da steht ein Laternenpfahl. Laternenpfähle sind ja oft die letzte Rettung für das Fahrrad. Denn Autos stehen überall rum, egal, auch da, wo sie eigentlich nicht hingehören oder stehen dürfen. Die kann ich dann ja nicht wegtragen,-) Aber wenn ich denjenigen sehe, wie er es da abstellt, an die Stelle, wo es nicht hingehört, dann ... Ihr wisst schon,-)

Also, an dieser Ecke, da, wo der Laternenpfahl steht, kam ich neulich, morgens in der Früh, vorbei und sah es. Das Fahrrad, lag da auf der Strasse, weggerutscht, umgefallen, wie es passiert ist, weiss ich ja nicht. Und nun ja, normalerweise pack ich sofort an, also, aufheben, richtig hinstellen, damit alles wieder seine Ordnung hat. Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Ein kurzes Stückchen weiter standen zwei Leute, die standen da und tratschten, dachte, hehe, die müssen das doch auch eigentlich sehen. Warum die denn nicht, muss ich wieder?

Also, es verhielt sich so, dass mich der Gedanke überfiel, jetzt, heute mal nicht, aufheben, hinstellen, der Ordnung halber wegen,-) Ich dachte, nö, lass mal, mal gucken, wie lang das so geht, mit dem Fahrrad, das da liegt,-) Gedacht, für richtig befunden und einfach mal weiter gegangen.

Als ich zurückkam von meinem Einkauf, lag es immer noch da. Oha, na dann, jetzt ziehste das durch Roeschen, so dachte ich und ging nach Haus. Abends dann, auf meinem täglichen noch einmal kleinen Rundgang vor dem Türe-zu-und draussen-bleiben-Welt-Gefühl, lag es immer noch da, unangerührt, wie bestellt und nicht abgeholt,-) Also, ich habe Geduld, ich hab da einen langen Atem.

Der nächste Tag. Ich traute meinen Augen nicht. Nicht nur, dass das Rad noch immer dort unangetastet vor sich hin dümpelte und in den Tag träumte, ne, da hatte doch einer den Mut, oder, hat das nichts mit Mut zu tun, ich weiss es gerade nicht, ich würde eher sagen, die Frechheit besessen, sein Fahrrad einfach auf das schon am Boden liegende draufzustelen. Es gibt einfach Dinge, die gibt es nicht, oder sollte es nicht geben. Ich meine, es sind ja nur Gegenstände. Aber auch Gegenstände wollen pfleglich behandelt werden, oder? Ich stand eine Weile da und sinnierte über die Gedankenwelt des Draufstellers. Vielleicht war es spät, Mitternacht oder früher Morgen. Er müde und deshalb keine Lust oder Kraft mehr, da erstmal Ordnung zu schaffen. Also, das Rad aufheben, es hinstellen, vernünftig, seins daneben, abschließen, einen Blick werfen und dann nach Hause gehen. Der Gedanke, dass er einfach keine Lust hatte, so ein, sch...was drauf mir doch egal-Gefühl besaß, wollte mir einfach nicht gefallen. Also, dem unbekannten Draufsteller gedanklich Wohlwollen nachsagend, schaute ich mir das eine Weile an.

Jetzt war es wohl auch für mich zu spät. Ich meine, aufheben, richtige Schritte zu tun, also das eine auseinanderposementieren von dem darunter liegenden, beide in eine gute Stellung bringen, damit sie ungehindert für den daherschreitenden Fussgänger ihren Platz machten und selber auch vor Beschädigung bewahrt wurden. Hm, was tun, dachte ich. Nun ja, ich entschied mich, abwarten und weiterTee trinken. Schauen was nun passiert,-) Mittlerweile fand ich es recht lustig, wenn auch ein klein wenig Empörung in mir mitschwang. So was, was es nicht alles gibt, mein letzter Gedanke und ging zu meiner eigenen Tagesordnung über, also weitergehen, erst mal nicht weiter kümmern, nur gucken:)

Das geht jetzt mittlerweile schon seit einer Woche so weiter. Ich tue einfach nix. Aber der, der Draufleger, hat in der Zwischenzeit was getan. Nämlich, sein Fahrrad wieder heruntergeholt von dem darunterliegenden und ist in seinen Alltag gefahren. Immer mal wieder, denn, so oft ich da vorbeikam, an der Ecke, lag das eine Fahrrad immer noch da, wie es eben da lag, von Anfang an und fristete seine eigene Fahrradrumliegeneinsamkeit und dann wieder stand das drauflegerangeschlossene Fahrrad wieder oben auf. Gibts doch nicht, jedes Mal mein Gedanke, als ich die aufgetürmten zwei Räder dort liegen sah. Die Welt ist ein merkwürdig Geschehen, wenn Menschen was tun oder nicht. Jedenfalls, das, was dabei herauskommt.

Jetzt sind es insgesamt drei Wochen her, seit ich dieses merkwürdige Treiben beobachte. Verändert hat sich immer noch nichts. Stutzig macht mich nur, dass der Besitzer des untenliegenden Fahrrades es wohl zur Zeit nicht braucht und daher gar nichts weiss von seinem schönen in der Strasseneckeneinsamkeit umgefallenen sein Dasein fristet. Und ein Wunder ist es wohl auch, dass alle Personen, die an diesem Schauspiel vorbeilaufen, wohl keine Motivation verspüren, irgendetwas zu tun. Und wie immer rätsele ich, ob wenigstens ein Gedanke daran verschwendet wird und nur die Lust fehlt, etwas zu tun oder ob mittlerweile die Leuts, so wie ich nun zu dem Schluss gekommen bin, denken, oha...das lassen wir mal so.

Das...lassen wir mal so...entstand nämlich irgendwann in mir...weil... ich dachte, wenn ich mir das Ganze von weitem und nahem so anschaue, dann hat es gar einen Kunstansatz. Ja genau, ich laß das jetzt mal so und tue weiter nichts dazu und denke...Ach schön, einfach Strassenkunst,-) Vielleicht ist es ja wirklich ein Künstler, der dieses Schauspiel dort veranstaltet,-) Weiss mans... Vielleicht kommt ja noch ein Drittes dazu...weiss mans,-) Ich werde dann auf jeden Fall berichten,-)

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24. November 2016 4 24 /11 /November /2016 18:31
Nervensäge

Nervensäge


Den Nerv der Zeit
treffen
wird gesagt

wegen dem Erfolg

er... folgt ...dem Nerv
der Zeit
dann hat er Erfolg

er kann mich mal
der Nerv der Zeit

der Nerv der trampelt
auf meinem Nerv
herum

nervöse Nerven
sind nicht zu gebrauchen

für den Nerv der Zeit
hab ich einfach keinen Nerv

ich nerve lieber rumgedreht
den Nerv der Zeit

bevor die Nerven
blank da liegen

zerre ich am Nerv
der Zeit

und geh ihm auf
auf die Nerven

denn auf den Nerv
der Zeit
falle ich nicht rein

eine Nervensäge
der Nerv der Zeit

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23. November 2016 3 23 /11 /November /2016 09:55
Überraschung

Überraschungen
kommen, wann sie wollen
Über-Raschungen
kommen rasch
über einen

nicht erwartet

vom Himmel gefallen
vom heiteren
werden sie geschickt

können auch
nichts Gutes verheißen
warum dann heiter?

Ein Moment
des Schreckens
oder des Glücks
für immer

Gefühle durcheinander
suchen ihren Halt
im Moment der Über-raschung

ein Hut wäre gut
für unliebsame Über-raschungen
oder Schirm

rasch rasch
aufgesetzt und aufgespannt

gegen das Über des raschen
unerwarteten Moments

ein Seufzen für immer
Liebe
könnte auch
Überraschung sein

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22. November 2016 2 22 /11 /November /2016 10:56
Der Morgen

Der Morgen

Ich stehe auf
schaue um mich herum
draussen die Welt
bei mir nur meine Welt
all die Dinge die mein sind
die Uhr tickt leise vor sich hin
der Kaffeekocher wartet
auf mich
später dann

duftet er in meiner Tasse
der Kaffee
während ich auf dem Balkon stehe
und schaue
wartet die Welt auch
auf mich?
soll ich gehen oder lieber bleiben
hier bei mir
in meiner eigenen Welt
hör ich Don Quichotte
mit seinem Gesang
mir das Herz zerreisst
der Kaffee ist halb getrunken
die Zigarette geraucht
kämpfen will ich nicht mehr
vorbei
nur ein Aufschrei
wenn es nötig ist
dann geh ich wieder
nach Hause zu mir
zu meinen Dingen
die auf mich warten
ich darf sie benutzen
aber nicht die Menschen!

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21. November 2016 1 21 /11 /November /2016 18:17
Paterson *Jim Jarmusch*

Endlich ist Sonntag. Seit Wochen nun warte ich auf diesen Tag. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste. Ich kann mich sowas von auf etwas freuen, dass ich mich manchmal selber nicht aushalten kann mit der ganzen Vorfreude:)

Und ich frag mich immer, was sind das für Menschen, die mit Filmen von Jim Jarmusch nix anfangen können,-) Ich meine, ich hab nix gegen Leute, die gerne Mainstream-Filme gucken, mach ich ja auch manchmal. Auch dort finde ich zu weilen Perlen.

Für mich gibt es jedoch nur zwei Regisseure, für deren Filme ich meilenweilt gehen würde und das sind Kaurismäkki und Jarmusch. So ist es. Beide haben diese Liebe zum Detail, ihre Filme wirken wie ein einziges grosses Bild in das sich vertieft und so viel herausgelesen werden kann.

Und Sonntag war es jetzt endlich soweit. Ich hatte Karten reserviert, um auf Nummer sicher zu gehen. Da ich meinem Sohnemann zum Geburtstag Zeit geschenkt habe zu einer gemeinsamen Unternehmung, sind wir zusammen ins Kino. Die Fahrt mit der Strassenbahn war vergnüglich und ging wie im Flug herum, weil ein netter Herr mich einlud, mit auf seiner Karte zu fahren als er sah, wie der Automat ein bisserl zickig war und nicht so wollte, wie es es gern brauchte,-) Und erzählt hat der, jösses, ich weiss jetzt Bescheid, über alles,-)

Im Kino angekommen schon Schlangenbildung. Herjeh, so was hab ich lange nicht mehr erlebt. Meistens sitz ich mit 8 bis 10 Leuten im Vorführsaal. Aber das war ja auch Frankfurt, da kann man ja auch nix anderes erwarten,-) Köln ist da schon anders:)

Und da sitze ich nun in der vierten Reihe und beweg mich keinen Milimeter mehr und das bleibt auch so während des ganzen Films. Nur einmal, ganz kurz, da schau ich nach rechts, nein, es war sogar zwei Mal, weil...ich hörte, wie eine von den beiden Frauen, die neben mir saßen, so merkwürdige Geräusche von sich gab. Ein Pffff.....und chhhhhh....ich wollte meinen Ohren nicht trauen, da musste ich ja gucken,-) und tatsächlich ihr Kopf war auf die Rücklehne gesunken, die Augen zu, schnarchte sie vor sich hin. Ganz schnell, aber wirklich ganz schnell musste ich mir ein Prusten unterdrücken, es war zu komisch:) Unfassbar, dachte ich, wie kann bei diesem Film eingeschlafen werden. Irgendwann wurde es wieder still, ich schaute nochmal und da war sie in einen tiefen und festen Schlaf überhegangen, kein Geräusch mehr. Gut, ich wollte auch nicht weiter abgelenkt werden,-)

Denn der Film war ein Traum. Jedenfalls, ich fühlte mich wie in einem Traum, in dem ich dem ruhigen und stillen Leben des Protagonisten namens *Paterson*, der in einer Stadt mit gleichem Namen, Paterson, sein Leben lebte, nicht allein, sondern mit seiner Frau *Laura*, die er liebte. Woran man Liebe erkennt fragt der Mensch sich doch manchmal. Jarmusch hat es gezeigt. Beim Aufwachen beider Liebenden. Wie sie am Morgen beim Erwachen nebeneinander liegen und der eine zärtlich beim anderen ist, ohne viel Worte. Jedenfalls es ist ein Merkmal der Liebe, finde ich jedenfalls. Und da der Film an sieben aufeinanderfolgenden Tagen im Leben von Paterson spielt, zeigt er jeden Morgen das Erwachen dieser beiden Liebenden, in kleinen abgewandelten Szenen. Ein wenig erinnerte mich diese Einstellung an die beiden liebenden Vampire im Film Only Lovers left alive von Jarmusch. Aber das macht gar nichts, weil es so ein inniges Bild ist, dass es ruhig mehrere Male verwendet werden darf und kann, da es an Ausdruckskraft gar nicht mehr zu toppen ist.

Paterson erwacht jeden Morgen um die selbe Zeit, zieht sich an, nimmt sein Frühstück zu sich, geht jeden Morgen den gleichen Weg zu seiner Arbeitsstelle, einem Busbahnhof, wo er seinen Bus abholt. Dort erwartet ihn jedes Mal ein Kollege, der ihm auf Patersons Nachfrage Tag für Tag eine neue Leidensgeschichte seines Lebens erzählt, die zwar inhaltsreich, dennoch in nur einem Satz erzählt wird. Das wars. Der Film ist auch wortkarg. Vor seiner Fahrt schreibt Paterson in sein geheimes Notizbuch ein Gedicht. Paterson ist nämlich ein Poet, er schreibt Gedichte. Und das ist schon die Poesie schlechthin, ein Busfahrer, der Gedichte schreibt. Ich dachte, es ist nur ein Film, jedoch, der Mensch darf nicht unterschätzen, was so in manchem Zeitgenossen, der einer ganz normalen Beschäftigung nachgeht, noch so alles schlummert und was er in seiner Freizeit für Charismen lebt, damit meine ich jetzt Nicht Baumärkte und Hobbykeller,-). Obwohl, auch Paterson hat einen Hobbykeller, in den er nach seiner Arbeit manchmal entschwindet. Aber dort liegen alle seine Schätze, seine Lyrikbände seiner sämtlich von ihm geliebten Lyrikern, allen voran * William Carlos Williams*, der in seiner Heimatstadt Paterson/New Jersey gelebt und gedichtet hat. Somit setzt Paterson seiner täglichen Routinearbeit ein Gegengewicht. Gegengewichte zu schaffen im Leben ist sehr wichtig, denn wenige Menschen besitzen die Freiheit, einer Arbeit nachzugehen, in der sie wirklich aufgehen. Zumeist ist die Arbeit ein Broterwerb, ohne die es nicht geht und in vielen Fällen sind es eben Beschäftigungen, die nicht vom Zauber und der Freude durchdrungen sind, jedoch genau diese Gegengewichte ermöglichen es dem Menschen zu tun, was getan werden muss, so empfinde ich das jedenfalls.

Ich bin nicht nur verliebt in den Film, sondern auch in den Protagonisten, weil....er ist ein Mensch, der ruhig und besonnen durch das Leben geht. Wenig Worte findet er zu allem, Meinungen und Ratschäge liegen ihm fern. Er ist ein Zuhörer und Beobachter. Als ich mit meinem Sohnemann nach dem Film ein wenig geredet habe, kam heraus, dass er von diesem Typ Mensch nicht so angetan sei. Ich glaube jedoch, er hat ihn nicht verstanden. Er war der Meinung, es sei eher kein gutes Merkmal, wenn ein Mensch zu nichts und allem eine Meinung vertreten bzw. nicht Stellung abgeben würde. Ich denke jedoch, dass das gar nicht so wichtig ist. Das Gewicht des Zuhörens wiegt viel schwerer. Das können nämlich die wenigsten Menschen. Und Paterson hat ja seine ganz besondere Art, eine Reaktion zu zeigen, auf alles, was er wahrnimmt. Er schreibt ja, seine Gedichte drücken seine Empfindungen und Gedanken aus. Und die Menschen, die ihn kennen, wissen das und schätzen ihn daher, sie erwarten auch gar nichts anderes von ihm. Sie wissen, was in ihm webt, welche Tiefen er hat. So zeigt Jarmusch auch, dass es Nähe zwischen Menschen geben kann, auch wenn der andere nicht viel zu sagen hat, jedenfalls direkt nicht, sondern auf seine indirekte Art und Weise. Und dann, wenn es wirklich einmal ganz besonders wichtig ist einzuschreiten, schreckt auch Paterson nicht zurück. Dies wird in einer Szene im Film sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, die ich nun aber nicht verraten möchte.

Mit seinen Gedichten drückt Paterson auch seine Liebe zu seiner Frau Laura aus. Er lehnt sich in diesem Bezug an den großen Dichter Petrarca an, der seine Liebesgedichte an seine Liebe, die ebenfalls *Laura* hiess, schrieb.

Die Liebe der Beiden ist groß, weil, unterschiedlich können Charaktere zweier Liebenden gar nicht sein. Paterson, der ruhige, stille und besonnene Mann und Laura, die extrovertierte, emotionsgeladene und ständig neue Ideen entwickelnde Lebenspartnerin. Keiner der Beiden möchte den andern verändern. In liebevoller Weise gehen Beide mit den Verschrobenheiten des anderen um, es gibt keine Kritik an irgendeinem Tun des anderen. Mein Sohnemann meinte nach dem Film, das ist doch komisch, man muss sich doch die Wahrheit sagen. Ich denke jedoch, was ist schon Wahrheit. Und ist sie denn immer hilfreich? Ich glaube es nicht. Manchmal ist ein Lassen ein stärkerer Ausdruck der Liebe, als ein Kritisieren. Und meistens kritisiert der Mensch ja eh nur, was er selber nicht versteht. Wer kann und will den Anderen denn schon verstehen. Ein schwierig Ding zumeist, und schlägt es fehl, wird oftmals viel zerbrochen und es gibt keine Zeit mehr, dass es heilen kann.

Nun, ich möchte nicht den ganzen Film erzählen, sonst schaut ihn sich mein geneigter Leser ja nicht an und das wär schade, denn man muss diesen Film, in dem man spazieren gehen kann, einfach gesehen haben. Hier findet eine Verzauberung statt, ein Leuchten in all den alltäglichen Dingen, die zu sehen sind. 7 Wochentage im Leben des Paterson, 7 Tage, in denen eigentlich nichts geschieht und dennoch 7 Tage, die erlebt werden können, die voller Spannung sind, mehr als ein Krimi, für mich jedenfalls, es in einem auslösen kann. 7 Tage, an dem jeder einzelne mit einem Gedicht beginnt.

Ach und einen Protagonisten hab ich ja ganz vergessen, der einfach absolut umwerfend ist,-) Paterson und Laura haben einen Hund, eine englische Dogge namens Marvin. Und welche gewichtige Rolle er in Jarmuschs Film spielt, verrate ich ebenfalls nicht, aber eines ist sicher, es kann sich nicht erwehrt werden, dass dieser Hund zum Lachen verleitet, und auch an den Stellen, wo es eigentlich nicht zum Lachen ist, jedenfalls den Protagonisten nicht. Jarmusch besitzt einfach die Gabe das in einem Augenblick erlebte Schwere in Leichtigkeit zu verwandeln, wenn nur in das Gesicht und die Bewegungen von Marvin geschaut wird. Einfach nur köstlich, wie er in einer Szene um die Ecke hereinschaut in einen Waschsalon, wo ein Rapper gerade seinen erdichteten Text rezitiert.

Musik und Lyrik, das ist der Stoff, aus dem das Leben ist, so empfinde ich das ja auch Tag für Tag in meiner kleinen Alltagspoesie. Gedanken sind nur in Dingen, so lautet eine Zeile des Gedichts *Paterson*, dass William Carlos William, Anfang der 40er Jahre geschrieben hatte. Und jeder Mensch ist sich selber eine ganze Stadt, auch dies seine Aussage.
Ich sag ja immer, in einem Menschen findet man die ganze Welt. Und wenn du keinen äußeren Reichtum hast, dann hast du immer noch den Reichtum in dir selbst, der dir das Leben lebendig und wertvoll erscheinen läßt.

Und so wie der Busfahrer Paterson mit seinem Erdichten ein Gegengewicht zur Alltagsroutine schafft, so ist dieser Jarmusch-Film für mich auch ein Gegengewicht zu meiner Alltagsroutine und gehört somit zur Poesie meines Alltags. Und sagte nicht der olle Nietzsche einmal: Leben ist auch ein Erdichten? Ich meine ja. Und alles, was dir begegnet ist es wert, erdichtet zu werden. Dichten ist gar nicht so schwer. William Carlos Williams hat es ganz einfach gemacht. Er hat gedichtet über Alltägliches. Das Alltägliche birgt viel Reichtum, der Mensch muss es nur zu entdecken wissen.

*Paterson* ein Film ohne viel Handlung und dennoch spannend und verzaubernd zugleich.

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