Gibt es eigentlich jemanden, der John Updike nicht kennt? Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen. Geboren in 1932 in Pennsylvania/USA. Im Jahre 2007, genauer gesagt am 27. Januar verstorben. Seine Veröffentlichungen sind unzählig, Romane und Kurzgeschichten sowie Essays und Gedichte!
Seinen Durchbruch hatte er mit seiner Romanreihe „The Rabbits“, der erste Rabbit Run, erschien 1960. Die Romane erzählen alle vom Leben des Rabitt Angströms, der in seiner Highschoolzeit ein gefeierter Basketballstar war. Ruhm und Ehre kann er niemals vergessen. Diese Bücher haben mich sehr geprägt, denn sie erzählen vom Leben eines Menschen, der in einer stetigen inneren Unzufriedenheit lebt, trotz Familie, trotz Erfolg im Beruf und von den kleinen Fluchten aus dem Leben, dem Suchen nach tiefstem inneren Glück und bei-sich- selber- sein. Der Mensch scheint wohl nie mit dem zufrieden zu sein, was er hat, sondern glaubt, es müsse immer noch etwas darüber hinaus geben, was das Glück vollkommen macht. Seine Bücher sprechen von der wirtschaftlichen Entwicklung Amerikas und wie kein anderer kann Updike gefühlvoll und poetisch die Stimmungsänderungen der Menschen in den fünfziger Jahren Amerikas wiedergeben.
Auch Rabbits Rückkehr ist ein wundervoll, humorvoller Familienroman, der uns einen schönen Einblick in die amerikanische Mittelschicht gibt, die Charakterisierungen der Personen im Buch sind treffend und erschließen sich aus Updikes guten Menschenbeobachtungen. Die Menschen kommen und gehen, treten in Beziehungen ein und genauso leicht wieder heraus. Dabei verlieren sie nie ihren Lebensmut und stehen zu dem, was sie sind, in jedem einzigen Moment. Man entdeckt viel von sich selber.
Und es wird auch gekocht, denn es gibt „Thanksgiving“ zu feiern. Ein kleiner Absatz aus dem
Buch:
„Gleich gibt´s was Süßes, Jungs, verspricht Janice ihnen, und dann fällt ihr ein, dass sie die Obstkuchen, der eine mit Apfelschnitzen, der andere mit einem Püree aus Rosinen, Äpfeln und Rum, im Backofen hätte erwärmen sollen, anstatt am Tisch sitzen zu bleiben und zuzuhören, wie alle sich streiten!“
Der Ursprung von Janices Apfelkuchen hat seinen Ursprung in Wien, aber das weiß sie natürlich nicht, denn jede amerikanische Hausfrau meint ihr ureigenes Familienrezept zu haben. Und heute hab ich mir diesen duftenden Apfelkuchen gebacken, der mir den morgigen Sonntag und dem zu erwartenden Besuch versüßen soll.
Und nun hier zu Zutaten zu einem herrlich schmeckenden Apfelkuchen, der so manchen trüben Novembertag versüßen kann:
Janice Wiener Apfelkuchen:
Zutaten für den Teig:
25o gr Mehl
125 gr Butter,
7o gr Zucker
1 Tl Zimt, 1 Ei,
Salz, Mehl zum Ausrollen.
Für die Fülle:
Aprikosenmarmelade,
1 kg Äpfel,
1 El Butter, 2 EL Zucker,
1 Tasse Rosinen,
4 Eier, 1 Schnapsglas Rum.
Aus den Zutaten einen Teig kneten, ausrollen, eine Springform damit ausfüllen, 1o Min. bei 22o Grad vorbacken und mit Marmelade bestreichen. Äpfel schälen, würfeln, in heiße Butter geben, mit Zucker eingeweichten und abgetropften Rosinen weich dünsten und mit 4 Dottern und Rum verrühren. Das Eiweiß zu Schnee schlagen, unter das Apfelmus heben, die Mischung in den Tortenboden füllen und alles bei 2oo Grad 3o bis 4o Minuten backen.
Viel Vergnügen:)
Was tun, wenn die Liebe verloren gegangen ist?
Kann eine Liebe ewig halten? Was macht man, wenn sie verlorengeht oder einer der Partner in der Beziehung unglücklich ist. Man lebt all die Jahre zuammen, hat etwas zusammen aufgebaut, aber schon lange ist es so, dass man eher in einer Art Freundschaftsbetrieb zusammen den Alltag bewältigt. Der eine ist beim anderen nicht mehr. Der eine merkt es nicht, der andere sehnt sich. Und wenn dann..., ja wenn dann....
Worüber ich spreche? Vom Film Film "Wolke 9", den ich mir nach langer Zeit mal wieder angeschaut habe.
Der Film wurde schon wegen des Themas *Sexualität im Alter* hochgelobt. Und ich muß sagen, es waren berührende, schöne, sehr sinnliche Szenen. Sexualität im Alter, ja das ist ein Thema, dass eigentlich absolut tabu ist. Die Kinder in einer Ehe rätseln, haben die Eltern überhaupt noch Sex miteinander? In unserer Zeit des makellosen Körpers, scheint es für die jungen Menschen oft, jedenfalls nehme ich es an Äußerungen so wahr, eher unappettitlich sein, sich der Vorstellung hinzugeben, dass alte Körper Verlangen nach Sexualität haben und sie auch leben wollen. Andererseits, in vielen Beziehungen ist entweder beim einen oder beim anderen Partner das Bedürfnis nach Sexualität nicht mehr da, man hat sich anders arrangiert. Aber was ist, wenn einer in seinem Begehren und Sehnsüchten auch nach körperlicher Befriedigung allein bleibt. Wie geht man damit um?
Der Film jedenfalls hat auf unnachahmliche und wunderbare Weise gezeigt, dass Sexualität immer lebendig sein kann und dass er nichts damit zu tun hat, dass Körper makellos sein müssen, um sie zu leben. Wo die Nähe zum Anderen da ist, da sieht man den anderen mit den Augen der Schönheit. Und hat nicht jeder Körper in jedem Alter seine eigene Schönheit? "Du bist schön!", sagt er zu ihr in dem FIlm und man muß aufpassen, nicht mit den Augen den "makellosen Körper-Blick" zu schauen.
Das zum Thema Sexualität im Alter. Für mich war es eigentlich gar nicht das Entscheidenste oder das Bewegendste in dem Film. Für mich ging es eigentlich um mehr. Um das doch viel Entscheidendere, Existenzielle einer Beziehung. Der eine ist beim anderen nicht mehr! Man hat sich arrangiert. Geht ja auch gut. Ist alles freundlichschaftlich, der Alltag läuft. Die Kinder sind zufrieden. Klar, die Kinder wollen immer ihre Heimat, ihr Elternhaus behalten. Kinder leben ihr eigenenes Leben und haben oft kein Gespür dafür, dass die Mutter oder der Vater auch noch Sehnsüchte und Träume hat. Wie denn auch. Die Eltern haben ihr Leben auf die Kinder ausgerichtet, waren immer für sie da, später dann für die Enkel. Und nun das?
Was? Also sie, die Frau, begegnet einem "Anderen!" Es bewegt sie. Sie spürt die Anziehungskraft, ohne dass große Worte gewechselt werden. Überhaupt, der Film kommt mit wenig Woren aus, auch keine Hintergrundmusik. Die Szenen, die Gesten, die einzelnen Sätze sprechen eine ganze Geschichte dieser Beziehung aus. Unglaublich faszinierend.
In ihrem Gesicht, während sie mit ihrem Mann dem Alltagsgeschäft nachgeht, spiegeln sich ihre Zweifel wider, ihre Gefühle, die im Widerstreit liegen. Was soll sie tun. Nach 30 Jahren gehen? Es scheint ihr unmöglich zu sein. Aber die Kälte, ja es ist die Kälte, die Wand, gegen die sie in ihrem Alltag läuft, wenn sie mit ihrem Mann zusammen ist, die sie erschauern läßt, immer wieder. Seine Gefühlskälte kommt sehr deutlich zum Ausdruck, in der Szene, als sie bei seinem Vater sitzen, der gebunden an den Rollstuhl, nicht mehr eigenverantwortlich leben kann und er ihn fütternd den Satz spricht:" Wenn ich im Alter so ende, erschieße ich mich!" Sein Moralismus sticht dabei deutlich hervor. Er kann es nicht ertragen, seinen Vater so zu sehen, möchte am liebsten fliehen, aber sein Moralempfinden untersagt ihm dies. Sie ist unglücklich. Und dieses Unglücklichsein treibt sie an, ihn, den "Anderen" aufzusuchen. Und sie finden sich, wie zwei Magnete, die schon immer zusammengehören.
In all ihrer Verzweiflung vertraut sie sich der Tochter an. Ach, das ist doch schön, Mama, genieß es, rät diese ihr. Nimm es mit, aber sag nichts. Laß es unser Geheimnis bleiben.
Sie versucht es, aber kann ihrem Mann nicht mehr ins Gesicht sehen. Sie kann mit einem Doppelleben nicht umgehen. Was manchmal im Leben ganz normal für einige scheint, kann sie nicht ertragen.
Und sie tut es. Eines Tages sagt sie ihm die Wahrheit. Er scheint wie aus einer anderen Welt zurückzukommen. Will nicht wahrhaben. Es rührt ihn an und bewegt ihn, wie ihre Verzweifelung zum Ausdruck kommt. "Ich wollte es doch nicht!" "Ich habe es doch nicht gesucht!" "Es ist einfach so passiert!" So ihre Aussagen, mehr nicht. Aber er versteht nicht. Das immer und ewige Problem des Mannes, der in seiner eigenen Welt lebt und keinen Blick mehr hat für das Gegenüber. Das immer und ewige gleiche Problem der Menschen, die den Anspruch haben, immer und ewig ist es nur der oder die eine, die man lieben kann.
Das ist das eine, aber nun, wie geht man damit um, wenn es passiert, egal, ob nach 3, 10, 20 oder 30 Jahren. Die Moral sagt, du hast die Verantwortung für das Gegenüber und im Falle einer Familie mit Kindern auch die Verantwortung für die weitere Zukunft der Familie. Schon hast du das Päckchen auf den Schultern. Die Kirche sagt:" bis dass der Tod Euch scheidet". Kann das wirklich gehen? Kann Derjenige, dem es passiert, mit dieser Verantwortung leben, sich zu verbieten, geschehen zu lassen, was er sich gerne wünscht. Bleibt er nicht dann der, der bis an sein Ende unglücklich sein wird, bis der Tod ihn ereilt und er vielleicht bereut. Und wenn er, wie im Film, den Schritt wagt, spät noch, dann wird der andere unglücklich. Das muß er in Kauf nehmen.
In diesem Zusammenhang fiel mir der Satz eines Inders ein:" Liebe ist ein schmerzliches Vergnügen!".
Das Ende des Films möchte ich nicht verraten, aber es hat mich schockiert, damit habe ich nicht gerechnet. Und es wirft eine neue Frage auf: "Schuld oder nicht!". Bewegend und es ist nur ein Film, doch tausende Male passiert es wirklich im Leben.
Viele Themen, viele Fragen, viele Diskussionspunkte birgt dieser wunderbare Film von Andreas Dresen, der mit dem Projekt eine Fortsetzung seines ersten Werkes "Halbe Treppe" weitgerführt hat. Man muß ihn sehen, still und ruhig läuft er vor dem Auge hab, mit großer Dramatik über das, was immer und jedem jeden Tag passieren kann.
Ich habe den Film übrigens einmal im Kino in Anwesend der Protagonisten und des Regisseurs gesehen mit einer anschließenden Frage und Antwort Gelegenheit. Wie auch immer, ein sehenswerter Film.
Billy Cobham in Sonic Mirror und was Musik mit Menschen macht!
Wer Musik liebt und um die Wirkung auf den Menschen weiß, in jeder Hinsicht, körperlich aber auch therapeutisch auf das seelische und psychische Gleichgewicht, darf sich diesen Film nicht entgehen lassen.
Sonic Mirror, eine Produktion von Mika Kaurismäki, Bruder von Aki Kaurismäki,dessen Filme ich wegen seines Minimalismus, sehr liebe. Auch Mika bedient sich, wenn auch etwas lebendiger, dieser Gestaltungsform.
Sonnic Mirror ist ein Film sowohl über und mit Billy Cobham, einer der wohl bekanntesten Drummer der Welt. Meine erste Scheibe von ihm "Spectrum" stand lange in meinem Plattenregal und ich weiß nicht, wie oft ich sie gehört habe. Cobham hat mit allen Musikgrößen dieser Welt gespielt, ob mit Carlos Santana, MacLaughlins Mahavishnu Orchestra, George Benson oder Jan Hammer, ich könnte viele mehr aufzählen. Er hat aber auch alle Musikstile dieser Welt in seiner Musik verschmelzen lassen, vielseitig, erprobend, fantasievoll.
Im Film Sonic Mirror wird aber nicht seine Lebensbiographie dargestellt, sondern nur kurz angerissen, wie er zu dem wurde, was er heute ist. Wie ihn damals als kleiner Bub das Wummern der Surden und Drums in seinem Viertel in den USA in seinen Bann zog und er intuitiv die Rhythmen auf dem Blech des Autos seines Vaters, ein bekannter Konzertpianist seiner Zeit, nachspielte. Da hatte es ihn gepackt. Von da an war sein Weg vorgezeichnet.
Nie hatte er eine Antwort darauf, was er mal werden wolle. Später, als Erwachsener, hat er sich seiner Intuition, seinem Können und seinem Charisma übergeben und ist zu dem geworden, was er heute ist, einer der größten Drummer unserer Zeiten.
Das ist aber schon alles aus seinem Werdegang im Film, denn der erzählt mehr von der Möglichkeit und der Beeinflußung von Musik auf den Menschen.
Die einzige Sprache die jeder Mensch auf der Welt versteht, sagt Cobham, ist Musik. Daher ist Musik nicht nur Klang, sondern auch Kommunikation. Das hat mir gefallen. Denn wer hat nicht schon erlebt bei einem Konzert, einer Musikveranstaltung, wie Menschen, erfaßt durch Klang und Rhythmus anfangen zu tanzen, sich bewegen, sich innerlich frei machen, Blockaden aufgelöst werden und somit eine Freude und Lockerheit zu Tage tritt, die es um ein Vielfaches einfacher macht, mit dem anderen ins Gespräch zu kommen. Ich jedenfalls schon tausende von Malen.
Im Film sehen wir Cobham in Finnland auf dem Espoo-Festival mit der Espoo-Bigband spielen, berauschende Drumszenen. Er spielt teilweise mit vier Schlagstöcken an seinen Drums und jeweils unterschiedlichen Rhythmen, einfach nur klasse und genial. Dann wieder sehen wir ihn in Brasilien, wo er mit brasilianischen Straßenkindern drauflostrommelt. Kinder, die ähnlich wie Cobham ihr Leben mit Tanz und Musik verbringen und sich nichts anderes vorstellen können, als dass Musik ihr ganzes Leben begleiten soll.
Dann wieder sehen wir ein Therapiezentrum in der Schweiz, dass sich mit der Pflege und Förderung schwerster Autisten beschäftigt. Ein wenig hab ich beim Anschaun des Films an ein ähnliches Projekt denken müssen, dem "Rhythm is it" , der damals mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Simon Rattle gedreht wurde. Dort ging es darum, schwache, labile Menschen, in diesem Fall Jugendliche, in ein inneres Gleichgewicht zu bringen durch Tanz und Musik, ihnen Selbstbewußtsein und Stabilität zu geben.
So bewegt sich der Film immer zwischen diesen drei Schauplätzen, Finnland, Brasilien und der Schweiz mit Bildern von Menschen, die die Musik zum Leben bringt, sie geradezu heilt, von dem, was sie belastet und psychisch unstabil hält. Auch ganz beeindruckende Aufnahmen, für mich jedenfalls, weil ich an diesem Ort schon einmal war, im Goetheanum in Dornach.
Am Ende des Films ist alles ein einziger Rausch von Klängen, Rhythmen und Bewegung. Die Espoo-Band in Finnland, die Male-Musikgruppe in Brasilien, die übrigens aus vielen tausenden von Mitgliedern besteht und die sich auch durch ihre Musik gesellschaftlich einbringt und auf Mißstände hinweisen will und dem Schweizer Therapiezentrum. Es ist unglaublich bewegend, wie am Ende die Autisten sich von der Musik ergreifen lassen und wie der Drum ihre Seele bewegt und sie anfangen aus dem tiefsten Inneren heraus ihre Körper zu bewegen, wie aus einem Urinstinkt heraus. Denn es stimmt doch, Menschsein heißt in Bewegung sein, in Aktivität mit der Welt und dem Gegenüber zu sein, sei es verbal oder nonverbal. Es gibt beide Kommunikationsmöglichkeiten.
So ist dieser Film keine Biographie Billy Cobhams, sondern ein Dokumentarfilm über die Kraft und Energie von Musik. Ein Erlebnis.
Was dem Christen die Osternacht bedeutet:
Die Nacht der Nächte!
Jetzt bereitest du dich schon seit Tagen vor. Mehr oder weniger hast du gefastet, meditiert, den Geist versucht von allem Schweren zu befreien. Deine Gedanken scheinen jetzt wieder klarer. Die Fußwaschung war schon der Anfang. Dem Gegenüber willst du dienen. Nicht du, sondern "Er"! Schwer, du weißt es, aber du versuchst es jeden Tag neu.
Karfreitag, nicht mehr düster und dunkel für dich, denn du weißt ja, es gibt Auferstehung! Sie da! Der Mensch! sagt Pilatus und zeigt auf ihn, den Geknechteten.
Siehe da! Der Mensch!
Und wenn man auch nicht Christ ist, dieses Bild, diese Geschichte, ist für Jeden. So vieles erzählt sie von Dir und von mir. Was ist der Mensch? Wer ist das Gegenüber, mit dem du gerade sprichst? Wie beurteilst Du ihn, obwohl Du nichts von ihm weißt.
Nicht ahnst, dass er schon so vieles erlitten und erduldet hat. Schon so viel gekämpft, schon so viele Momente in seinem Leben, wo er nicht mehr wollte. Und doch? Tapfer, wie ein Krieger des Lichts, hat er sich den Dunkelheiten entgegengestemmt. Ist hindurchgegangen, wie die Isrealiten durch das rote Meer, dass sich geteilt hat. Und er war wieder in Sicherheit. Die Wellen des Todes haben ihn nicht verschlungen. Er konnte wieder neu beginnen.
Was ist schon Wahrheit?
Befreiung aus der Knechtschaft. Soviele Sklavereien auch in Deinem Leben. Dass, was man dir aufgebürdet hat an Last aus deiner Kindheit, dass du mitgeschleppt hast, das deinen Rücken gekrümmt hat. So viele Unfreiheiten, denen du dich unterworfen hast, bis du sie erkannt hast.
Wieviele Plagen gab es in Deinem Leben? Wieviele Menschen, die es dir schwer gemacht haben. Wieviele Dämonen, die dich innerlich besetzt hielten! Hast du mal drüber nachgedacht! Was ist dein Ägypten? Du denkst nur an das "Jetzt", an dieses eine kleine zeitliche Leben und du merkst nicht, dass du gefangen bist. Weil du nur an dieses eine Leben glaubst, meinst du, du müßtest jetzt alles mitnehmen, weil vielleicht verpaßt du was!
Bist du nicht ständig besetzt von solchen Gedanken:" Wieder ein Freund schwer erkrankt, warum muß er leiden? wie lange wirst du selber leben? Willst du 1oo jahre werden? Was ist mit deinen Eltern, Geschwistern, Freunden. Die Welt bedrängt dich. Geschäfte, Einkommen, Verleumdung, Konkurrenz, Haß, Gerede, Politik, Krieg, Verfolgung. Ist das das schöne Leben?
Bist du ein Knecht oder ein Freier? Der Kecht tut, was sein Herr will. Ist dein Knecht die Angst vor dem Morgen, vor dem Tod? Du willst dir die Zukunft sichern und schon bist du Knecht. Denn es gibt keine Sicherheit. Du willst vom Arzt wissen, was dir fehlt, von den Politikern, ob bald Friede sein wird, von den Tarotkarten, ob es dir weiterhin gut gehen wird, vom Horoskop, ob möglicherweise etwas droht und von den Geistlichen, ob dir der Lohn des "Braven" sicher ist? Aber es gibt keine Gewissheit, du kannst nur glauben und hoffen.
Ständig suchst du nach dem Großen, den großen Taten, die großen Gedanken müssen es sein! Das Kleine, Unscheinbare, das kann doch nicht dein Leben sein. Und so bleibst du in deiner Starre. Du ißt das Brot der Armut, deiner geistigen. Armut, weil du den Himmel nicht sprechen läßt. Denn der Himmel spricht durch das Kleine, durch das Unauffällige, nicht im Sturm, nicht im Feuer, sondern in der zarten, stillen Stimme.
Aber jetzt ist sie nah. Die Nacht der Nächte, die alles verändern kann! Wo du dich befreien kannst. Nimmst dein Leben mit, das ganze, harte schwere, deine Leiden, deine Schmerzen, aber auch deine Freude und legst es auf den Tisch. Dort liegt es schon, das Brot, ungesäuert, das mazzoth. Und der Wein, als Zeichen der Befreiung. Roter Wein, Trauben aus dem Land der Verheißung. Glaubst du an die Verheißung deines Lebens? Dass du ein Freier sein wirst, wenn du nur glaubst?
Wenn du glaubst, dass diese eine Nacht alles verändern kann. Was ist anders in dieser Nacht? Kannst du wirklich annehmen, dass der Himmel dich in dieser einen Nacht befreien kann?
Kannst du wirklich feiern, dass dein Leben eine erneute Wendung, eine erneute Befreiung für dich bereit hält! Du hast Sehnsucht? Das ist gut! Dann wird es geschehen. Dann gehst du aus dieser einen Nacht als ein neuer Mensch hinaus.
Dein Leben wird nicht viel anders sein, deine Vergangenheit wird bleiben und die Probleme deiner Gegenwart werden sich nicht verändern, aber du wirst dich nicht davon zerstören lassen. Du wirst aufrecht hindurchgehen, wie die Ägyptger durch das Rote Meer. Du wirst ein König deines Lebens sein. Denn wir haben nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, dass wir uns wieder fürchten müßten, es ist der Geist, der vom Himmel kommt, der uns befreit, der schwebte über den Wassern, als du noch gar nicht lebtest. Der Geist, der dir eingehaucht wurde, damit du lebst!
Du kannst nur daran glauben, denn du kannst die Ewigkeit nicht befragen, aber bleib einfach offen.Öffnen im Sinne einer neuen Dimension! Verstehst du? Spricht Freiheit die gleiche Sprache wie die der Gefangenschaft? Freiheit kennt nur Freiheit, Gefangenschaft ist auch gleichzeitig Gebundenheit. Als Gefangener gehst du nur dorthin, wo dein Bewacher dich hinläßt, er beschränkt deine Wege.
Willst du in dieser Nacht die Worte hören, die dir die Tore zur Freiheit öffnen. Ja, du willst! Denn diese Worte sind deine Quelle, dein Brunnen, aus dem du schöpfst. Du willst endlich wach werden aus deinem Schlaf, aus der Müdigkeit Deiner Vergangenheit. Ja, du willst, du glaubst daran, dass diese Nacht dich verändert wird. Dass du mit großen Augen die Welt ganz neu wahrnehmen wirst, dass du plötzlich keine Last mehr spürst, dass du mit einer neuen Leichtigkeit durch die Welt bis ans Ende deines Lebens gehen wirst. Und du willst es nicht mehr vergessen in deinem Alltag, dass die ganze Schöpfung auf die Liebe ausgerichtet ist. Und dass du teilhaben wirst an dieser Liebe, wenn du selber liebst und den Kampf gegen die Bosheit gewinnst. In dieser Nacht wird das Wort wie Regen in dein Herz fallen und seinen Samen streuen und du wirst heimkehren. Du bist traurig gegangen, aber du kommst wieder voller Freude und Lachen und dein Mund wird voll des Lobes sein.
Diese Nacht! Eine ganz besondere, die Osternacht!
So denkt er, der Christ!
Wie immer könnte ich jetzt ewig weitererzählen, was uns Brunner über die Nacht in diesem schönen Büchlein erzählt. Es gibt so Vieles, was uns aufmerken, staunen und überrascht sein läßt. Anmerken möchte ich, dass es immer kurze, prägnante Kapitel sind, die ein besonderes Thema der Nacht aufgreifen, so daß man das Buch nicht wie sonst ein Sachbuch oder einen Roman liest oder lesen muß, sondern es einfach da gemütlich am Tisch neben der Kerze liegen lassen kann und wenn mal wieder die Neugier das Bedürfnis nach einer weiteren Episode gestillt werden möchte, kann man es ergreifen, aufschlagen und gerade das aufschlagen, wonach einem gerade ist.
Wenn man jetzt auf den Gedanken kommt, dass das Buch eher depressiv daher kommt, so täuscht man sich. Schreiber zeigt zwar auf, was Alleinsein und damit auch immer mal empfundene Einsamkeit mit einem Menschen macht, aber eben auch wie er selbst damit umgegangen ist und wie ich oben schrieb, er daraus gelernt hat. Selber habe ich ds Buch als inspirierend, nachdenklich und selbstreflektierend für mich empfunden. Vor allen Dingen auch mutmachend, sich Gefühle wie, auch wenn sie nur eine kurze Zeit erlebt werden, Einsamkeit oder Trauer, zuzugestehen.
Sitze auf dem Balkon
Schaue dem Himmel zu, spüre leichte Luftveränderungen.
Lese Murakamis *Erste Person Singular*
Höre Eddi Vedder.
Die Kinder spielen unten fröhlich.
Die Maschinen der Baustelle ruhen.
Obwohl Vieles geschieht, scheint die Zeit
still zu stehen.
Ich bleibe allein hier.
Doch es gibt die Geschichten von Murakami und
meinen eigenen Lebenserinnerungen.
Eine Polizei-,Feuerwehr,- oder Krankenwagensirene.
Welch Menschens Schicksal entscheidet sich da gerade
in eine nicht gewollte oder beabsichtigte Richtung?
Es gibt Signale, Rufe, Geräusche in der Welt,
deren entnommen werden kann, dass sich irgendwo
ein Lebensschicksal ändert.
Während ich hier sitze und nur
lausche.
Manchmal überrascht mich das Gefühl,
dass ich wünschte, dem betroffenen Menschen,
dessen Schicksal sich gerade ändert, tröstend
eine Hand auf die Schulter zu legen oder
ihm einfach leicht übers Haar zu streichen
und ihm sagen könnte:
Bleib ruhig!
Ich sitze und lausche