Ich bin der "Größte!" Es gibt sie immer wieder, diese Zeitgenossen, die von sich meinen, sie seien der höchste Maßstab der Erde, der "Größte" eben schlechthin!
Sie wissen alles besser, kennen sich überall aus, meinen der erfolgreichste Mensch der Welt zu sein und wenn sie es noch nicht sind, ist es für sie eines der erstrebenswertesten Ziele im Leben. Na dann...
Woher das wohl kommt, frag ich mich immer wieder? Küchenpsychologisch könnte ich sagen, hmmm zu wenig Anerkennung im Kindesalter oder ein zu hoher Leistungsanspruch der Eltern! Jeder hat da wohl sein eigenes Geheimnis, dass er in sich trägt, woher diese Anmaßung kommt, dieses zutiefst neurotische und egozentrische Verhalten! Ich schreib das ohne Urteile gegen solche Zeitgenossen, denn auch sie haben ihre Geschichte!
Vielleicht ist es dem Menschen aber auch ganz natürlich in die Wiege gelegt worden. WIll nicht das Kind schon rein körperlich gesehen "größer" werden? Die Jungen stärker sein als der Freund, der Kamerad, die Mädchen nicht schöner sein, als die Freundin, die Kollegin oder wer auch immer?
Und dabei werden manchem Menschen, sei es physiognomisch aber auch psychisch gesehen immer wieder Grenzen aufgezeigt! Es gibt, sie, die Zwergenwüchse aber auch die, die psychisch schwach sind, keinen Halt im Leben selbst und in sich finden, aus dem inneren Gleichgewicht gerissen werden, keine Kraft haben, dem Anforderungsanspruch unserer Gesellschaft gerecht zu werden. Nur...sind die anderen wirklich die "Größten", die Stärkeren, die "Besseren!" Oder haben sie nur besser gelernt, zu verdrängen?
"Ich bin der Größte!" sagte das nicht einmal ein wirklich "Großer!" Muhammad Ali, der größte Schwergewichtsboxer aller Zeiten? Seine Karriere, sein Erfolg bezog sich nur auf seine Sportleidenschaft, er agierte in Politik und Gesellschaft, setzte sich ein. Er schien immer weiter voranzuschreiten auf der Karriere- und Erfolgsleiter dieser Welt. Dann kam die Grenze, die ihm gesetzt wurde:" Parkinson" Eine Krankheit des zentralen Nervensystems. Die ersten typischen Anzeichen dieser Krankheit ist Verlangsamung aller Bewegungen, Versteifung der Körperglieder und manchmal ein kaum zu erkennendes Zittern. Ich hab´s mal erlebt, mitbekommen, bei einer Bekannten. Ein Leiden, dass sich langsam anschleicht und zu einem Ausmaß wird, den sich ein Mensch kaum vorstellen kann.
Nun...ich will keine Abhandlung über die Parkinson-Krankheit schreiben...eine der vielen Einbrüche im Leben von Menschen. Es gibt viele Beispiele, dieser Größen von Menschen, denen irgendwann eine Grenze aufgzeigt wird, sie plötzlich gezwungen werden, "klein" zu sein.
Vielleicht ist das das Ergebnis, der eigenen Schnellebigkeit, des ständigen Mehr-Erreichen-Wollens, des Größer-Sein-Wollens wie der Nächste.
Mir kommt in diesem Zusammenhang nochmal der Jarmusch-Film in den Sinn und der Satz, der sich durch den Film zieht:" Wenn einer höher sein will, wie der andere, dann gehe er auf den Friedhof. Das Leben ist eine Handvoll Erde. Ich hatte mich erschrocken, obwohl mir diese Tatsache schon von Kindheit an bekannt ist, doch auch ich bin manchmal ein Verdrängungskünstler. Jetzt...im Nachhinein kann ich auch drüber lachen. Denn so ist es!
Würden wir das doch nur kapieren....alle....dass dieses Leben einmalig ist und dass es sich nicht lohnt, ständig "größer" sein zu müssen wie der Nächste. Umwieviel einfacher, leichter wäre alles. Im Miteinander, für einen selber. Sich anzunehmen, so wie man ist, mit den Gaben, die man geschenkt bekommen hat. Ist es nicht schon genug an Schwere, die eigenen Neurosen, erworben aus der kindlichen Früherziehung abzustreifen und den Weg in die Freiheit zu finden?
Warum muß ich mich ständig "größer" fühlen wie der Andere? Muß ich mir ständig etwas beweisen. Genügt es nicht, dass ich "bin?"
Mir fällt der Spruch aus dem Neuen Testament ein, den von Jesus;-) :"Wer der Größte sein will, der werde wie ein Kind!" Lasset die Kinder zu mir kommen!"
Und wenn man die Kinder lassen würde, würden sie wohl niemals diesen Anspruch an sich selber haben. Sie würden so sein, wie sie sind. Denn...es sind die Sorgen der Eltern, dass sie vielleicht nicht genug wachsen, nicht genug leisten, um in dieser unserer leistungsorientierten Gesellschaft ihren Platz zu finden. Eine Gesellschaft, in der jeder Mensch anscheinend "gleich" sein soll, nicht nur dem Aussehen nach, sondern auch der inneren Einstellung und dem Leistungsanspruch! Schade! Das Leben ist Vielfalt! Erinnere mich gerade an den Beitrag von Leon Blogiker über das Richter Fenster, dass mit den vielen bunten Mosaiken! So bunt ist die Welt! So facettenreich auch der Mensch!
Wenn einer der Größte sein will, werde er wie ein Kind! Ein Kind lebt, dient..mehr nicht....Und mit "Dienen" meine ich nicht ein unterwürfiges Dienen Anderen gegenüber, sondern ein "Dienen" das dem eigenen Leben gilt! Dem Respekt und der Achtung vor sich selber, egal, in welchem Zustand man sich gerade befindet. Denn daraus erwächst auch die Achtung dem anderen Menschen gegenüber.
Ich werde meine Vision wohl nie vergessen und immer danach bestrebt sein, sie zu erfüllen:" Dem ganz anderen Menschen auf "Augenhöhe" zu begegnen, denn er ist mir gleich, nur anders.
Es lohnt sich nicht, immer der "Größte" sein zu wollen, es ist mir zu anstrengend und die Quittung bekommt irgendwie jeder, anders als er denkt.
Manchmal ist man zwar der "Größte" zahlt dafür aber auch den Preis!