Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog
31. Oktober 2008 5 31 /10 /Oktober /2008 13:48

Hach, das Leben ist lustig. Früher, ja, früher, da hab ich immer gedacht, ist wichtig, was die Anderen über mich denken! Hach, und nun, weiß ja auch nicht wie es passiert ist, mittlerweile ist es mir egal! Jawohl!

Dem einen paßt mein Rock nicht! Mir doch egal!
Dem anderen komm ich quer, mit dem was ich denke und sage! Mir doch egal!
Der eine meint, ich sei häßlich! Ist mir auch egal!
Die Nächste meint, sie sei viel klüger als wie ich:-)! Mir auch egal!
Dem anderen gefällt mein Gang nicht! Mir ebenfalls egal!
Der andere sagt, meine Nase ist viel zu lang! Mir auch egal!
Der andere nimmt Anstoß an meinem Lächeln und mein Lachen wär manchmal zu laut!! Mir sowieso egal!
Wieder andere nehmen Anstoß an meinem Handeln! Das ist mir so was von egal!
Wieder andere meinen, ich soll bloß mal aufpassen, so jung wär ich auch nicht mehr! Ist mir so was von egal!
Ich sei zu dick, sagte da neulich einer! Na so was, ist mir doch egal!
Einer meint, ich schreibe schlecht! Das ist mir sowieso egal!
Und einer meint, er habe immer Recht. Das ist mir auch egal!

Das Wetter ist manchmal schlecht! Mir sowieso egal!

Hach, das Leben ist so schön, wenn man nicht abhängig ist, von der Meinung des Anderen! Hauptsache, ich bin mir selber nicht egal!:-) Und es gibt ja immer welche, denen bin ich nicht egal! Und die, die sind mir auch nicht egal!:-)

Diesen Post teilen
Repost0
30. Oktober 2008 4 30 /10 /Oktober /2008 19:13

Da haben wir es, nicht nur im persönlichen Bereich, in der familiären, bekanntschaftlichen oder nachbarschaftlichen Umgebung, fallen solche Sätze. "Ich oder wir werden dich plattmachen!"
 
Soll angeblich so gesagt worden sein vom Oberstaatsanwalt Krakau gerichtet an den Parteichef der CDU Richard Blömer, bei einem Treffen auf dem Erfurter Domplatz im Jahre 2003. Aufgedeckt wurde es in einem Aktenvermerk des aktuellen CDU-Parteispendenprozesses. Das könnte der Staatsanwaltschaft jetzt zum Verhängnis werden. Im Hintergrund weiterhin die sogenannte Vetternwirtschaft. Krakau, ebenfalls Mitglied der CDU, ist Schwager des CDU-Pilitikers Karl Jürgen Klipper. Dieser hatte sich zur Wahl zum Fraktionschef im Juli 2003 gestellt und sein Erfolg wäre fast durch eine von Blömer eingeleitete Aktion gescheitert. Nur knapp gewann er die Wahl. Wer sich genauer informieren möchte, über den Vorgang, schaut einfach hier rein:Wir werden dich.....
 
Man kann sich nur noch wundern. Ein gutes Beispiel, wie ich finde, mal wieder, dass Intelligenz nicht unbedingt mit Respekt, Wahrheit und Aufrichtigkeit gepaart sein müssen. Wie wir doch alle wissen, geht es gerade in der Politik im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder hart am Rande zu.
 
Das Streben nach eigener Macht, sich Vorteile zu verschaffen, den anderen klein zu machen, schreckt wohl auch nicht vor verbalen Übergriffen, Drohungen und Angriffen zurück. Was soll man als Bürger noch von den Politikern erwarten?
 
Aber schauen wir einfach mal weg von der Politik! Was bringt einen Menschen dazu, eine solche Drohung auszusprechen. Überhaupt! Drohungen! Es ist schon interessant, wie schnell eine Drohung ausgesprochen wird. Ich selber habe mal eine ähnliche Erfahrung in der größeren Familie erleben dürfen. Es ging sozusagen im zwei völlig verschiedene Lebensmodelle zweier Familien, die miteinander verschwägert waren. Die eine Familie lebte ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben, strebte nicht nach Besitz. Die andere Familie lebte auf hohem Niveau, natürlich mit hohem Risiko. Als jedoch das Lebensmodell der auf hohem Niveau lebenden Familie wie Seifenblasen zerplatzte, der Neid, der Hass, gerichtet an die andere Familie, so groß wurde, wurde genau diese Drohung ausgesprochen:" Ich mach Euch platt!" Ich muß im Nachhineinsagen, da ich den Menschen gut kannte, der diese Worte aussprach, hab ich das damals mit Sorge beobachtet. Gott sei Dank ist dann niemals etwas passiert.
 
Aber wie groß muß der Druck sein, dem ein Mensch unterliegt, der ihn zu einer solchen Äußerung hinreißt? Wie sehr muß er möglicherweise verletzt worden sein, dass er nur noch so verbal um sich schlagen kann. Wie groß muß der Haß sein. In der Politik steht sicher, wie immer das Geld und die Macht dahinter.
 
Aber wenn man in die zwischenmenschlichen Beziehungen schaut, was passiert mit einem Menschen, der andere wegen Kleinigkeiten bedroht. Solche Drohungen sind ja sogar oftmals hier im Blog ausgesprochen worden. Natürlich kann man darüber hinweglächeln. Aber ich frage mich doch, was in einem Menschen passiert, der andere bedrohen muß. Was hat man ihm möglicherweise genommen, dass er meint, einen anderen vernichten zu müssen?
 
Nähme man das Motiv "Rache", dann würde die Drohung ein Fundament auf einer vorausgegangenen Erniedrigung des Bedrohten zurückgehen. Was ist aber, wenn der Bedrohte dem Drohenden nie etwas getan hat! Ist es vielleicht die Unfähigkeit mit seinem eigenen Leben parat zu kommen. Einfach zu sehen, dass dem anderen alles gelingt, wovon er selber träumt. Ist es die Unfähigkeit, das eigene Leben zu reflektieren und lieber unbewußt eine Aggression gegen das Gegenüber zu entwickeln?
 
Jedenfalls es läßt doch große Projektionen aufkommen, was wäre denn geschehen, wenn der besagte Staatsanwalt seine Drohung wahrgemacht hätte.
 
Was passiert, wenn Menschen Drohungen gegen andere aussprechen und sie dann letztendlich auch wahrmachen. Morden, erpressen, betrügen, kleinmachen!
 
Manchmal scheint es nur ein kleiner Auslöser zu sein, einen anderen Menschen zu bedrohen und wenn es nur die eigene Unfähigkeit, die eigene Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben ist.
 
Vielleicht ist es manchmal auch nicht so gemeint, im Affekt ausgesprochen, aber derjenige, der es ausspricht, vergißt, welche Wirkung es in dem Bedrohten auslösen kann. Angst und Schrecken kann sich verbreiten. Natürlich kann man dagegenhalten, wer sich nichts zu schulden kommen gelassen hat, braucht auch nichts zu befürchten. Aber die Abgründe eines Menschen sind undurchschaubar. In der Geschichte kann man immer wieder mit Schrecken sehen, wie ein einziger Mensch seine Drohungen wahrgemacht hat, ein ganzes Volk vernichten wollte, eine ganze Familiendynastie oder eben einfach einen einzelnen Menschen.
 
Ob er sich danach besser fühlt, der, der seine Drohung wahrgemacht hat! Ich frage mich, ob ein solcher Mensch ggfs. Mitleid, mit dem dann am Boden liegenden Menschen hat, ob er Reue zeigt oder ob er wirklich einfach so weitermachen kann, als sei nichts geschehen. Sagt man nicht manchmal:" Leichen pflasterten seinen Weg!"
 
Es scheint wohl viele Menschen zu geben, die über Leichen gehen, wenn es um den eigenen Vorteil geht.
 
Ein gutes Beispiel mal wieder dafür, dass der Mensch, egal wo er steht, ob im öffentlichen Leben oder im privaten Bereich nicht fähig ist, menschlich miteinander umzugehen, dass er mit Respekt und Aufrichtigkeit seine beruflichen und privaten Beziehungen pflegt. Das wird sich wohl nie ändern, wenn es dem Menschen nicht gelingt, in seinem Leben nach Werten zu suchen, mit denen er sich beschäftigt und die ihm wegweisend für das Miteinander sein können.
 
Mich jedenfalls ekelt eine solche Geschichte, wie diese zwischen Krakau und Klipper nur an. Es ist eine Situation mal wieder, die dem Bürger vermittelt, Politikern kann man nicht trauen. Aber wem kann man noch trauen heute. Es gilt immer wieder trotz allem, was geschehen ist und immer wieder geschieht, eine große Portion Vertrauensvorschuß zu entwickeln. Ohne das geht es doch nicht!

Diesen Post teilen
Repost0
29. Oktober 2008 3 29 /10 /Oktober /2008 00:19

Träume sind Schäume. Träume sind Botschaften aus dem Unterbewußtsein. Träume spiegeln die Seele. All das sagt man. Manche erinnern sich an ihre nächtlichen Träume gar nicht mehr. Andere wiederum wachen auf aus einem Alptraum, der immer wiederkehrt. Aus manchen Träumen möchte man gar nicht mehr aufwachen. Träume sind immer verbunden mit dem Schlaf. Selten noch spricht man vom Tagträumen.

Es fällt immer schwerer, Abstand zu gewinnen, zu all dem, was um einen herum geschieht. Selten schafft man es, einfach still zu sein, den Blick schweifen zu lassen und von den Dingen zu träumen, die man gerade sieht oder auch hört. Versenkung ist vielleicht ein anderes Wort. Ich will mich versenken in das, was ich sehe. Aber dazu braucht es Muße, Ruhe und ja, man kann es sogar schaffen, mitten im Trubel, irgendwo, auf einer Parkbank, sogar in einem Supermarkt, an der Kasse. Du stehst in der Schlange, wartest, du hast Geduld und läßt den Blick schweifen, bis er sich an etwas festmacht, vielleicht dem Menschen, der an der nächsten Kasse steht. Und du fängst einfach an zu träumen, von seinem Leben, was er so macht, wie er sein Leben wohl gestaltet. Oder du schaust auf die Blumen, die so herrlich leuchtend vor der Eingangstür ausgestellt sind und erinnerst dich plötzlich an Sonne und Wärme, und Bilder von letzten Sommerabenden treten dir vor die Augen. Tagträume sind erfrischend, geben Kraft. EInfach wegtauchen, manchmal nur für ein paar Minuten.

Aber am besten gelingt es, wenn man Musik hört. Es gibt Musik, die ist einfach zum Träumen. Da leg ich mich aufs Sofa, stelle den Cd-Player an und lege sie auf.  Eine Musik, die mich jedesmal verzaubert, sind die Klänge von Sigur ros.

Sigur Ros ist mit meiner Liebe zu Island verbunden, wo ich  leider noch nie war. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, hoffe ich doch. Jedenfalls Sigurs kommen aus Island und wer ihre Musik hört, kann sich alle Schönheit der Natur Islands in seinem Inneren zusammenträumen, Weite, Kargheit, Vulkane, Gletscher, Seen, ach ihre Musik ist einfach zum Träumen.
 
Sigur Ros heißt ins Deutsche übersetzt die "Siegesrose":-) Also, wenn ich einfach nur dasitze und träumen will, lege ich Sigur Ros auf. Im Moment hör ich sie übrigens auch.
 
Die Band wurde 1994 von Jon Por Birgisson, Georg Holm und Agüst AEvar Gunnarsson gegründet. Den Namen bekamm sie von einem zur Gründungszeit geborenen Töchterchen eines Musikermitglieder Sigurros.
 
Ihr Debutalbum "Von" (zu deutsch: Hoffnung) wurde 1997 veröffentlicht. Die Musik von Sigur war anfangs schwer, düster, entwickelte sich aber später immer zu weicheren Klängen und Melodien, teils wurde Orchester mit in die Aufnahmen eingebaut. Sigur Ros trat im übrigen bei der EXPO 2000 in Hannover aus. Die Sprache ist übrigens der Phantasie des Sängers entsprungen, will sagen, er singt weder in seiner Heimatsprache noch englisch. Das find ich besonders beeindruckend. Man kann alles hineinlegen, alles ist offen, seine eigenen Vorstellungen, Interpretationen, Worte, Sehnsüchte, alles was man selber gerne in die Musik unterbringen möchte, kann hineingenommen werden.
 
Ein gang besonderer Ohren- und Augenschmaus ist die neuste auf den Markt gekommene DVD "Heima", ein abendfüllender Traum. Wunderschöne Musik verbunden mit unglaublich schönen Aufnahmen der isländischen Landschaft. Sigurs haben für diese Aufnahme das Land bereist und unterwegs überall gespielt, in alten Höhlen, in den Bergen, in kleinen Kneipen, irgendwo zuhause bei Freunden. EInfach nur schön. Ich empfehle sie von Herzen. Schaut und hört einfach mal rein!

Einfach bei google sigur ros und you tube eingeben. Dann findet es mann leicht und kann einige Aufnahmen anhören, dazu auch schöne Videos ansehen. Viel Spaß!

Diesen Post teilen
Repost0
28. Oktober 2008 2 28 /10 /Oktober /2008 19:02

Zufriedenheit scheint ein Zustand zu sein, der davon abhängig ist, dass das Leben immer so läuft, wie man es haben möchte, oder? Jedenfalls scheinen manche Menschen ihren Zustand nur so definieren zu können, wenn alles in Butter ist, wie man so schön sagt! Aber kann man nicht auch zufrieden sein, wenn nicht immer alles stimmt, nicht immer alles so ist, wie es sein soll. Vielleicht gibt es Probleme in der Ehe, was ja auch im Laufe der Jahre immer wieder mal vorkommt, ganz normal also, oder es gibt vorübergehende Engpässe im finanziellen Bereich oder Streitigkeiten mit den Nachbarn oder im größeren Umfeld der Familie, oder, oder, oder. Es gibt eine ganze Palette von Problemen im Leben, die einen vom Zustand der Zufriedenheit abbringen können.

Ich kenne das auch, vielfach in meinem Leben sind Dinge passiert, haben sich entwickelt, die mir nicht gefallen haben, die es mir schwer gemacht haben. Ja regelrecht schwer, auszuhalten, zu verändern, manche Dinge haben sich auch noch gar nicht verändert, daran arbeite ich immer noch, wie an einer ewigen Baustelle.

Was ich bei anderen oft beobachte ist, wenn es einen Punkt in ihrem Leben gibt, der wider den eigenen Erwartungen läuft, zieht sich eine Unzufriedenheit in ihrer Haltung, die alle anderen Lebensbereiche mit einschließen. Will sagen, man hat irgendeinen Ärger, und schon hängen die Mundwinkel runter, man kann nicht sortieren, sagen, klar, hier hab ich jetzt ne Baustelle, aber das muß mich noch lange nicht davon abhalten, die anderen Dinge, die positiv verlaufen, zu sehen und mich daran zu erfreuen. Denn das gibt es doch gar nicht, dass es immer und überall im Leben ganz nach den eigenen Wünschen verläuft. Der Mensch unterliegt ständig Veränderungen im innen und im außen, oder?

Was also hindert einen Menschen daran, nicht zufrieden zu sein, mit dem was ist, auch wenn es mal ein kleineres oder größeres Problem gibt? Wieso kann man nicht im inneren neutral und klar bleiben, das Problem anschauen, den Verlust wahrnehmen, aber dann einfach weitergehen, alles andere weiter so tun, wie man es immer gemacht hat und an dem besagten Problem arbeiten? Ist doch eigentlich ganz einfach, oder.

Meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass es unglaublich wichtig ist, wahrzunehmen, dass es ein Problem gibt, aber sich nicht davon beirren zu lassen. Man kann zufrieden sein, auch wenn nicht alles so ist, wie man es sich vorstellt.  Ein klarer, nüchterner Geist, kann einem dazu verhelfen, ohne dass man sich von seinen Gefühlen leiten läßt, innerlich Abstand von einem Problem zu gewinnen, ohne dass man die Flucht nach hinten antritt, im Gegenteil, in dem Moment, wo man sich einfach einmal neben sich stellt, bekommt man eine andere Perspektive und kann aus dieser heraus mit Kraft und Energie, aber auch Willenskraft, das Problem angehen.

Also, ist doch alles  ganz einfach, Problem erkennen, daran arbeiten und einfach weitermachen an den anderen Baustellen des Lebens.

Das Leben ist halt eine ständige Baustelle, immer im Wandel, immer im Fluß, man selber wandelt sich, das Gegenüber wandelt sich, die materiellen Dinge ändern sich. Was man heute liebt, kann morgen verloren gegangen sein, man weiß zwar manchmal nicht warum, aber es kann passieren, was man heute besitzt, kann morgen genommen werden, schuldhaft oder ohne eigenes Zutun, und das Gegenüber ist plötzlich auch ein anderer, als er gestern noch war.

Wenn man das alles immer im Blick hat, wenn diese Erkenntnis im inneren nicht verloren geht dann schaut man anders auf die Probleme. Dann sind es gar keine Probleme mehr, sondern nur Möglichkeiten, etwas zu verändern und an Erfahrungen reicher zu werden.

Ich bin ja ein Praktizierender des Zen und ich bin davon überzeugt, dass mir die Zen-Meditationen sehr dazu verholfen haben, die Dinge immer aus der Ferne zu betrachten, mich nicht von ihnen emotional verführen zu lassen. Ich schaue sie mir einfach an und dann tue ich und versuche ganz bei dem zu sein, was ich in diesem einen Moment tue, wenn ich arbeite, arbeite ich, wenn ich lese, lese ich, wenn ich koche, koche ich. Ich versuche es, es ist schwer, man wird schnell abgelenkt. Aber schon das Bewußtsein, darauf zu achten, sich nicht ablenken zu lassen, schafft Wachsamkeit. Wenn es also ein Problem gibt in meinem Leben, dann setze ich mich damit auseinander, aber schon im nächsten Moment, wo ich etwas anderes tue, ist das Problem vergessen, weil es einfach da nicht hingehört. Ich glaube, man muß sortieren können, in seinem inneren. Man hat viele Möglichkeiten, Probleme einfach einmal in ein Fach zu legen und sich dem Nächsten zuzuwenden. Das Verharren in einer Problematik bringt einen nie weiter. Abstand tut gut!

Jedenfalls, es ist möglich, Probleme zu haben und dabei zufrieden zu bleiben, weil man das Problem als Möglichkeit der Weiterentwicklung sieht. Ein Problem ist doch nicht mehr als ein Stein, der sich einem in den Weg legt und der nur weggeräumt gehört. Und es gibt soviele Steine im Leben, manche werden einem einfach entgegengeworfen!
 

Diesen Post teilen
Repost0
28. Oktober 2008 2 28 /10 /Oktober /2008 11:13

Meine Worte
verlieren sich

in den weiten Raum
des virtuellen Äthers

keine Antwort
nie mehr

ich höre nicht auf
sie zu senden

Hoffnung
soll nicht sinnlos sein

geweckte Gefühle
nicht verloren gehen

Nähe nicht
unentdeckt bleiben

wie weicher Flaum
auf der Haut

soll sie weiter suchen
nach dem Empfänger

niemals aufgeben
immer weiter

stark bleiben
sehnen, hoffen, warten

vielleicht kommt doch
irgendwann

die Antwort!

Roeschen

Diesen Post teilen
Repost0
28. Oktober 2008 2 28 /10 /Oktober /2008 10:09

Wünschen wir sie uns alle nicht einmal? EIne kleine Insel, auf die wir uns zurückziehen können! Irgendwo im Ozean, türkisblaues Wasser, traumhafter Strand, Palmen, eine kleine Hütte und nur nette, liebevolle Menschen um uns herum! Ja, wer hat nicht hin und wieder diesen Traum.

Äußern wir ihn, kommt sofort die Frage:"Was würdest Du mitnehmen?" Ich stutze dann immer für einen Moment, weiß es gar nicht so recht, aber nach längerem Hin- und Herüberlegen fallen mir dann meine Lieblingsbücher ein:"Aufzeichnungen aus einem Totenhause von Dostojewski, "Der Idiot", Dostojewskij "Ungeduld des Herzens", Stefan Zweig ach ja, noch vielmehr und natürlich ein Radio, am liebsten das alte, das vom Großvater, das heute noch in meiner Küche steht, ein altes Röhrenradio,dessen klang etwas dumpf und dunkel tönt und mir das Gefühl gibt, in einer anderen Zeit zu leben, wenn ich morgens die dicken Knöpfe runterdrücke, um dann mit dem kleinen Rad den Sender suche und das Zwitschen des Pegels ein Durcheinandergemurmel aus verschiedenen, sphärischen Klängen vermittelt. Ja, meine Bücher und das Radio, mehr brauch ich nicht. Ich würde dann einen kleinen Garten anlegen, aus dem ich mich selbst versorgen kann, was ich nicht hab, würd ich tauschen und an den Abenden würde ein kleines Feuer lustig vor meiner Hütte flackern, auf dem ich dann den gefangenen Fisch, eingerieben mit frischen Kräutern, die selbstverständlich auf der Insel wachsen, braten und auf einer anderen Feuerstelle köchelte der Topf mit dem geschmorten Gemüse, und in einem Erdloch, in dem die Glut verscharrt des letzten Feuers noch lodert, würde ich mein Bort selber backen, ohne Hefe, ohne Zusatzstoffe, Mehl, Wasser, Kräuter, Koreander, mehr braucht es nicht. Wenn alles fertig wäre, kämen die anderen Inselbewohner, brächten ihre Musikinstrumente mit, und nach dem Essen würden wir singen, erzählen, tanzen und uns einfach an der untergehenden Sonne über dem Ozean erfreuen. Ach! Wäre das herrlich, jedenfalls manchmal, nur manchmal!

Aber mal ehrlich, brauchen wir eigentlich gar nicht so weit zu reisen, oder? Hat nicht jeder seine kleine Insel auch vor der Haustüre? Schafft sich nicht jeder seine eigene kleine Insel, egal, wo er sich befindet. Sei es in dem Haus, in dem er lebt, bei der Arbeit, im Freundeskreis, bei unseren Hobbys.  Auch da gibt es immer ein Hintertürchen, wo die böse Außenwelt nicht unbedingt sofort hineinfindet.

Wenn ich manchmal in meine Vergangenheit schaue, dann sehe ich viele solcher Inseln, die ich mir für einen Zeitraum geschaffen habe. Da fällt mir sofort die Anthroposophie mit ihrer Waldorfpädagogik ein. Damals, als ich noch nicht so weit war, als ich noch nicht angeschaut hatte, was mich unfrei machte, wovor ich Angst hatte, was wie eine Zeitbombe in mir tickte, da wollte ich der Welt den Rücken kehren, mich versperren, aus Angst vor derselben. Da kam  die Waldorfschule mit ihrem pädagogischen Ansatz ganz recht und die Anthroposophie mit ihrem Idealbild vom menschlichen Sein, ja, das war mein Traum damals. Da hab ich mich zurückgezogen, die Kinder jeden Morgen hinter einer großen Hecke, in das schöne Kindergartengebäude abgeliefert. Jedesmal fühlte ich mich geborgen, wenn ich schon die Türe öffnete und mir der Duft von selbstgebackenem Brot, von eingeöltem Holz und Duftwässerchen entgegenkam. Ja, ich wollte geborgen sein, damals, weil ich keine Mittel hatte, mich gegen das Böse dieser Welt zu wehren, es machte mir Angst! Viel später entdeckte ich erst, dass es vielen Eltern so ging, dass fast jeder eine Geschichte hat, die ihn in diese Art von Pädagogik trieb. Sie waren zu schwach, um dem, was sie selber für gut hießen und wollten für ihre Kinder, im normalen Schulbetrieb durchzusetzen und auszuhalten. Na ja, das ist Schnee von gestern. Schön war es trotzdem, viel hab ich gerlernt in dieser Zeit, vieles, was mich weitergebracht hat. Aber auch auf dieser Insel war eben nicht alles schön. Gerade auch hier begegnete ich dem, vor dem ich eigentlich fliehen wollte. Menschlicher Fehlbarkeit, Bosheit, Ignoranz, Arroganz und vieles, vieles mehr.

Dann ging ich, es war Zeit. Genug. Ein Abschnitt des Lebens beendet. Und weiter ging die Suche. Wieder merkte ich nicht, dass ich nur eine Insel suchte. Es kam die Zeit in der katholisch-fundamentalistischen Gemeinschaft des Neokatechumenates. 15 Jahre meines Lebens.  War ebenso ein Rückzug aus der Welt, mit eigener Ideologie, mit eigenen Riten und Vorstellungen, wie ein Christ zu leben hat. Lange hat es auch hier gebraucht, bis ich es durchschaut hatte. Spätestens in dem Moment, wo man mich unter Druck setzen wollte, so nach dem Motto:" Gott hat Dir viel geschenkt, also gib ihm zurück!" Das war ein Schock, damals, diese Haltung, die mir da entgegenkam! Wieso mußte ich einem Gott etwas geben? Und dann der Ansatz, dass man eine eigene Schule bauen wollte, eine katechumenale Schule, in der nur Kinder vom Weg waren. Hilfe!! Ich war erschrocken, damals, ich wachte auf, ja man muß es so sagen, ich erwachte aus einem bösen Traum! Endlich hatte ich es kapiert. Alle Inseln, die man sich hinter irgendwelchen ideologischen Gemeinschaften aufbauen will, stellen sich irgendwann als Fallen heraus.  Man denkt an Freiheit, wenn man an die "Insel" denkt, aber man bekommt das Gegenteil "Unfreiheit!"

So hab ich aufgehört, nach Inseln zu suchen in meinem Leben. Ich schaue höchstens noch mal hier und da rein, höre interessiert hin, wenn es etwas gibt, einen Ansatz, der mir helfen kann oder mich in meiner Erkenntnis weiterbringen würde und dann schließe ich ganz leise die Tür hinter mir und gehe meinen eigenen Weg!

Nach so vielen Inseln, auf denen ich gelebt habe in der Vergangenheit, habe ich wohl endlich den Mut gefunden, in Freiheit meinen Weg zu gehen, zwar zu schauen, was es rechts und links des Weges gibt, aber mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und mich von anderen Menschen nicht mehr abbringen zu lassen. Natürlich gehörte da auch dazu, die eigene Kindheitsgeschichte anzuschauen, auszuhalten und heilen zu lassen. Lange ist es her. Heute fühl ich mich stark, sehr stark, nichts mehr kann mich aus meinem Konzept bringen. Ich halte es aus, letztendlich auch allein dazustehen, mit meiner Meinung, meinem Leben und meiner Warheit.

Nur manchmal, wenn es wirklich gar zu arg wird, das Außen, die Bedrängnis, die Problematiken, dann mache ich mir doch noch eine kleine Insel, hier bei mir zuhause, auf meinem Sofa, mit einer schönen Musik, den Räucherstäbchen, einem schönen Buch und ziehe mich zurück von dieser schnöden und doch so schönen Welt.

Aber Fakt ist, manchmal braucht man halt größere Inseln im Leben, weil man noch nicht erkannt hat, weil man noch weit von sich entfernt ist, weil man noch von Angst besetzt ist, von Unsicherheit, von Unfreiheit. Auf Inseln kann man verweilen, eine Zeitlang, aber dann sollte man wieder gehen!

In diesem Sinne gönne ich jedem seine Inseln. Nur nicht vergessen, ein Schiff frühzeitig zu mieten, das einen wieder zurückbringt ins Leben, ins wirkliche, harte, dafür aber um so interessanter, bunter, erkenntnisreicher.
 

Diesen Post teilen
Repost0
27. Oktober 2008 1 27 /10 /Oktober /2008 22:07

Warum denn in die Ferne schweifen, so das Schöne liegt so nah...., so heißt es doch in einem Spruch. Gerade an diesem Wochenende fiel es mir mal wieder auf, wie wenig ich eigentlich von Deutschland kenne, von den kleinen Städtchen, die sich wie Kleinode zeigen, von den Menschen, die dort leben, von Kultur und Gewohnheiten und natürlich von der Vielfalt der Landschaften.
 
Nun denn, kleine Schritte bringen auch voran. Meine Schritte bewegten sich an diesem Wochenende zu einem Pilgertreffen in Schwäbisch-Hall. Schon am frühen Morgen des Freitags mache ich mich auf den Weg und ich sehe es als gutes Zeichen an, dass die Morgensonne mit ihrer Röte, die sich auf dem Rhein widerspiegelt, mir ihre Avancen macht. Ein schönes Bild, wie ich da so über die Zoobrücke fahre, meinem ca. 380 km entfernten Ziel entgegen.
 
Das Wetter ist mir die ganze Fahrt hold, kein Stau, ich komme prima durch, verfahre mich nur einmal an einer Autobahnkreuzung und muß leider 50 km wieder zurück, Rg. Nürnberg, um die Ausfahrt Schwäbisch-Hall zu erreichen. Von dort fahre ich durch hügelige Landschaften, deren Wiesen grün leuchten und auf denen die buntfarbigen Blätter der Herbstbäume kleine Punkte gemalt haben. Schön sieht das aus. Nach ca. 20 km erreiche ich die Jugendherberge in Schwäbisch-Hall, wo ein Pilgerbruder alles für uns 6 Personen, allesamt haben wir uns auf dem Jakobsweg in Spanien kennengelernt, reserviert hat. Da wir beide noch eine Weile allein sein werden, machen wir uns auf Erkundungstour des Örtchens. Der Pilgerbruder kommt aus Welsheim, was also nicht sehr weit von Schwäbisch-Hall entfernt liegt und kann mich über so einige Sehenswürdigkeiten aufklären. Schwäbisch-Hall ist Kreissitz und auch die größte Stadt des Landkreises Schwäbisch-Hall. Die Stadt hat ihren Namen durch den noch von früher bekannten Ausdruck des "Hellers", eine alten Kupfermünze, bekannt ist sie gerade auch wegen ihrer großen Festspiele auf der Freitreppe vor der Michaelskirche, sozusagen ein kleines Salzburg. Mir gefällt es. Leider hat am Nachmittag die Kirche geschlossen, so daß wir sie nicht besichtigen können. Das macht auch nichts, man kann sich eh nie alle Kirchenräume, die man jemals irgendwo gesehen hat, verinnerlichen, wenn man nicht gerade Kunstkenner oder Architekt ist. Und die Erfahrungen, die man spiritueller Art machen kann, sind doch bei einer vom Tourismus angezogenen Kirche sehr gering, zu laut und zu voll.
 
Also maschieren wir weiter, über den wunderschönen Marktplatz, der uns am anderen Morgen ein breites Spektrum von Waren der umliegenden Bauern zeigt. Ein Traum von Angebot und Qualität. Wenn ich da an unseren Nippesser Markt denke. Gemüse, Obst, Korbwaren, Bäcker, Fleischer, Blumen, Imker, alles ist hier zu finden. Ein kleines buntes Treiben und alles so beschaulich und gemütlich. Ob ich hier leben könnte. So eine Frage stelle ich mir immer, wenn ich an andere Orte reise. Wir maschieren an der Alten Stadtmühle vorbei, in der heute das Fränkische Museum untergebracht ist, ersparen uns aber eine Innenansicht. Dafür wird meine Aufmerksamkeit auf das Museum des ortsansässigen Industriellen Würth gelenkt, denn dort gibt es eine Baselitz-Ausstellung. Und da ich absoluter Baselitz-Fan bin, weil mir gefällt, dass er seine Objekte gern auf den Kopf stellt und somit zum Ausdruck bringt, dass es doch wohl wichtig ist, die Dinge aus anderer Sicht zu betrachten, besuchen wir also das kleine Museum, das architektonisch sehr imposant ist und auch die Innenräume großflächig zum ruhigen Flanieren und Schauen geeignet ist. Was mich aber am meisten erstaunt, ist, wir brauchen keinen Eintritt zu zahlen. Wo gibt es denn so was noch? Der Industrielle Würth ist ein so großer Kunstliebhaber, dass er das Museum sozusagen als Mission versteht, nämlich in die Richtung, wirklich allen Menschen die Möglichkeit zu bieten, in Berührung mit eben dieser zu kommen. Das nenne ich nobel. Auch für das Wegsperren der Garderobe keinen Pfennig. Klasse.
 
Nach rd. einer Stunde intensiven Schauens und Philosophierens über den Ausdruck der Bilder und der eigenen Interpretation, plauschen wir noch bei einem Kaffee und brechen wieder auf und gehen über den Badtorweg wieder zurück in unsere Jugendherberge, die ein wenig abseits oberhalb auf einem Hügel liegt, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die Kulisse der Stadt hat. Der Preis 20,--€ für eine Übernachtung ist in Ordnung, natürlich gemessen an den Preisen der Pilgerherbergen in Frankreich und Spanien nicht zu vergleichen und mit meinen Unterkünften in Indien und Nepal sowieso nicht. Aber, inzwischen sind auch die restlichen Mitpilgerer angekommen, wir haben zumindetens Herbergsathmosphäre, belegen ein Zimmer mit 6 Betten und naja, das Geschnarche ist groß und ich bin nicht ganz unbeteiligt dieses mal, denn meine von der Erkältung heimgesuchte Schnupfennase macht mir das Atem schwer, naja, jedenfalls, so sagt man mir am anderen Morgen, habe ich in verschiedenen Tonlagen geschnarcht. Bin halt doch Sängerin. Ist ja auch eine Kunst in Sopran-, Alt- und Baßtönen zu schnarchen. Aber wie auch auf dem Pilgerweg in Spanien, wir tragen es alle mit Fassung und haben unsere Freude aneinander und miteinander.
 
Und am nächsten Morgen brechen wir also auf, um die Tour von Schwäbisch-Hall nach Murrhardt zu laufen, sage und schreibe ganze 28 km. Und auch heute, an diesem Tag ist das Wetter uns hold, mehr als hold. Wir soll man es beschreiben, spätsommerherbstlich, einfach nur klasse. Schon nach kurzer Zeit können wir unsere Anoraks ausziehen und die Wärme noch einmal unseren Körper spüren lassen. Der Weg bietet Weite, überall säumen Obstbäume die Wiesen und hier und da können wir uns an einem heruntergefallenen Apfel laben. So soll es sein, ist doch immer wieder schön, so einfach die Hand auszustrecken, um sich verwöhnen zu können.
 
Unterwegs wechselt man immer mal wieder den Gesprächspartner, tauscht sich aus, wie es dem einen oder anderen nach dem Nachhausekommen vom spanischen Jakobsweg ergangen ist. Was er mitgenommen hat, was er umgesetzt hat, all die Pläne oder Wünsche und Träume, die sich auf dem Weg gezeigt haben. Es ist ganz unterschiedlich. Der eine hat sich tatsächlich sehr weit aus sdeinem Geschäftsleben zurückgezogen, macht eine Pause, der andere wiederum ist in der Alltagsmühle gefangen, wie eh und je, dennoch nimmt er die zwischenmenschlichen Erfahrungen mit, die er auf dem Weg gemacht hat, kann sie in Alltagssituationen mehr umsetzen, ist offener geworden für das Gegenüber. Ich meine, das allein ist doch schon eine gute Auswirkung. Und natürlich gibt es mal wieder viel zu lachen und zu scherzen, die Freude der Pilger am Beisammensein, an der Bewegung, an der Natur ist unbegrenzt. Ja, und na klar, eine Strecke, ein Tag und all die Plagen, die man auch auf dem Jakobsweg erlitten hat. Jedenfalls bei mir. Wieder Blasen an den Füßen, keine Ahnung warum, bin halt zart besaitet, plötzliche Schmerzattacke, nicht wissend woher, stoppt für einige Kilometer mein Laufgeschwindigkeit, weil ich mal wieder die Schnellste bin, aber es stellt sich Gott sei Dank später als harmlos heraus. Und auch trotz des schönen Wetters kommen wir durch ein Wäldchen, in der uns der Weg ein wenig Mühe macht, denn wir laufen durch zentimetertiefen Matsch, haben Mühe, den Schuh wieder herauszuziehen, müssen balancieren, nach anderen Möglichkeiten suchen, wie im Leben halt, wenn es Probleme gibt. Genau in diesem Moment klingelt mein Handy. Verdammt, ich hatte vergessen es abzuschalten. Und wer ist dran. Ich muß schmunzeln. Ein Blogger. Röschen, geht es dir gut, seine Frage. Ja klar, ich erfreue mich des Lebens und versuche nicht im Boden zu versinken. Erst da geht ihm ein Licht auf. Aber schön ist es zu wissen, es wird sich Sorgen gemacht, wenn man mal zwei, drei Tage verschwunden ist von der Bildfläche. Soll einer noch mal sagen, bloggen sei was Negatives.
 
So kommen wir gegen Spätnachmittag in der Jugendherberge in Murrhardt an, lassen uns noch ein wenig von der untergehenden Sonne verwöhnen und dann ab zum Italiener, wo ein wunderschöner Tisch auf uns wartet und auch dieser Abend endet nicht nur feuchtfröhlich, sondern ist nebenbei gespickt mit vielen tiefen und ernsten Gesprächen. Man hat halt Zeit als Pilger, Ruhe und Muße, um sich einmal ein bißchen näher mit dem ein oder anderen Thema zu beschäftigen. Die Oberflächlichkeit des städtischen Lebens ist vergessen, wir genießen den Abend und fallen müde, aber glücklich irgendwann in der Nacht ins Bett, dürfen, auch da war das Glück uns hold, eine Stunde länger schlafen und sitzen vergnügt am Frühstückstisch beisammen und müssen doch, jedenfalls der ein oder andere, langsam an den Aufbruch denken. So folgt nur eine kleine Tour an diesem Morgen und dann verabschieden sich die ersten, wogegen ich noch mit zwei Pilgerbrüdern, das Ferien- und Hausdomizil des in Welzheim ansässigen Pilgerbruders bestaune, mich dann dort nach einem Prummekuchen und Kaffee, ebenfalls verabschiede und mich wieder auf den Weg zurück nach Köln mache.
 
Schön war es. Und, wie auf der Hinfahrt, verabschiedet mich die untergehende Sonne, die ihr orangerotes Licht über die Landschaft wirft. Ja, sie war eine gute Begleiterin und sagt man nicht, wenn Engel reisen.
 
Es geht dann aber rasch mit der anbrechenden Dunkelheit und ehe ich mich versehe, befinde ich mich auf einer dunklen Autobahn, die mir, nach langer Abstinenz des nächtlichen Fahrens ein wenig Angst einjagt. Alles schimmert und verwischt, die Lichter, der manchmal herannahenden oder vorauseilenden Autos, die anscheinend nicht mehr so ganz der Fahrzeugsicherheit genügen, die Grenzstreifen auf den Spuren, ich muß mich dran gewöhnen. Aber schon nach einer knappen dreiviertel Stunde habe ich meine alte Sicherheit wiedergefunden und ab geht es mit einer guten Geschwindigkeit, ohne große Probleme, ohne Staus und Unfälle  und ich freue mich, dass alles gut gegangen ist. Ist ja alles nicht selbstverständlich!
 
So komme ich gegen 20.00 Uhr müde, aber glücklich wieder zuhause an, die Anspannung des Fahrens läßt langsam nach und ich falle müde ins Bett. Wir werden uns alle wiedersehen. Das nächste Mal in Speyer, dann im Herbst bei mir in der schönen Eifel und immer so weiter. Wie schön. Ein Gewinn der Jakobsweg. Und ich muß sagen, der Weg in Schwäbisch-Hall war ausnahmslos wunderbar beschrieben und mit den charakteristischen Muschelzeichen bestückt. Man brauchte keinen Plan, konnte sich gut orientieren.
 
Und das schöne ist, ich hab dabei auch wieder ein Stück schönes Deutschland kennengelernt. Was nicht alles so passiert. So freue ich mich auf das nächste Treffen. Deutschland ist schön, schade das viele so wetterabhängig sind. Denn das hört man ja immer wieder, ich würd ja in Deutschland bleiben, aber das Wetter. Dabei gibt es doch gar kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
 
In diesem Sinne, auch die Jakobswege in Deutschland sind zu empfehlen. Und unser schönes Deutschland ebenfalls, versuchen sie es mal. vielleicht erstmal bei einem Kurzurlaub!
 
Hier noch ein Link, wer etwas mehr über Schwäbisch-Hall und die Umgebung wissen möchte:Schwäbisch-HAll

Diesen Post teilen
Repost0
27. Oktober 2008 1 27 /10 /Oktober /2008 20:38

Von Puerte la Reina geht es weiter, Ziel Estella! Es regnet, ein kühler Wind weht, Regenklamotten raus, was nicht angenehm ist, denn darunter staut sich erfahrungsgemäß die Wärme. Es geht wieder rauf, runter, der kleine Pass "Maneru" ist trotz allem sehr steil.
 
Die Getreidefelder stehen in voller Blüte, über all Weinstöcke, mein Auge kann sich nicht satt sehen.
 
Leider geht es ein kleines Stück an der Autobahn entlang, da hilft nur der I-Pod!
Über die Brücke geht es nach Lorca, hier fließt der "Rio Salado" (salziges Wasser). Der Legende nach hieß es, das Wasser töte jedes Pferd auf der Stelle!
 
Auf dem Weg komme ich an vielen Bars vorbei, wo Hunger und Durst gestillt werden kann, dann geht alles nochmal so gut. Wen man längere Zeit nicht mehr gesehen hat, trifft man hier bestimmt wieder. Eine schöne Erfahrung, dass man sofort vermißt wird, wenn man mal einen Tag nicht gesehen wurde. Wann vermissen wir zuhause einander wirklich. Alles geht in der Hektik unter. Jeder rödelt vor sich hin und denkt kaum an den anderen. Erst wenn was passiert kommt der Andere einem möglicherweise wieder in den Sinn. Wenn man schon Freunde und gute Bekannte nicht vermißt, wie dann den Menschen, der einem nur täglich einfach so begegnet?
 
Als ich nach Hause kam, ungefähr eine Woche später, ging ich über die Neußer Straße. Da stand der Bettler, den ich gut kenne. Als er mich sah, sagte er:" Lange nicht gesehen!" Das hat mich wirklich berührt. Klar, ich geb ihm immer was! Aber das ist wohl auch der Grund, dass wir manchmal nur Menschen vermissen, wenn sie etwas für uns tun! Einfach so, kommt immer seltener vor! Leider!
 
Ich befinde mich 1 km vor Estella, es regnet immer noch in Strömen, gehe durch ein kleines Industriegebiet, sehe die Stadt von weitem, die Wege sind aufgeweicht, wie schon die Tage vorher. Das Laufen ist daher um so anstrengender, weil jedesmal beim Gehen mindestens 1 kg Matsch an den Schuhen hängt! Fühlte mich ziemlich müde an diesem Tag! Plötzlich rutsche ich doch auf dem glitschigen Boden aus und falle rücklings ins dornige Gebüsch. Juchhu! Ich liege auf meinem Rucksack, fühle mich wie der Käfer in Kafkas Erzählung, Hände und Füße nach oben gerichtet und versuche aufzustehn. Klappt aber nicht, auch nach zwei, drei Anläufen nicht! Ich schaue, ob niemand hinter mir herkommt, aber denkste. Liege da für einige Sekunden einfach so rum, der Regen tropft mir ins Gesicht und plötzlich fange ich einfach an zu lachen, so dass mir zusätzlich die Tränen kommen. Mensch ist das ne komische Situation. Endlich schaffe ich es, Hände und Arme total verkratzt, verschlammt und die letzte Hose auch total verdreckst. So was kannste nur mit Humor tragen. Übrigens sind einige der anderen Pilger über den Straßenweg nach Estella gelaufen, also nicht über die vorgegebene Pilgerroute, wegen des Schlamms und des Einsinkens. Das kam natürlich für mich nicht in Frage, immer durch, immer alles mitnehmen, was sich mir in den Weg stellt, ich brauch das einfach! Je schwerer, um so besser!
 
Estella (Die Schöne) ist endlich erreicht. Die Herberge mehr als dürftig. Serano, der Australier und Ricardo, der Brasilianer und auch Fausto der Spanier sind vor mir da. Ich bekomme im selben Zimmer ein Bett und die Freude ist groß über das Wiedersehen. Werd natürlich erstmal ausgelacht, ach ne herrlich, wenn ich dran zurückdenke!
 
Endlich die Dusche! Ha! An diesem Tag bin ich tatsächlich eine der ersten! Endlich mal keine anderen Bürger meiner Nationalität, die schon Schlange stehen. Weil, sie haben nämlich was anderes zu tun, stehen im Regen vor der Herberge und bürsten ihre Schuhe sauber. Typisch deutsch, denke ich, immer alles sauber und ordentlich! Es macht wirklich kein anderer außer den Deutschen. Alle andern haben Spaß auf den Zimmern.
 
Ich gehe also in die Dusche in freudiger Erwartung über einen warmen Schauer an diesem Tage, der dann buchstäblich ins Wasser fiel, sie war nämlich eiskalt und unter Lachen jaule ich wie jeck, japse und lechze, aber ich halte durch, was auch sonst? Als ich in den Saal zurückkomme, werde ich angegrinst, jeder wußte es, nur ich nicht, na ja, Hauptsache sie hatten ihren Spaß! Pilgern ist wie das Leben, eben kein Paradies!
 
Am Abend dann ab zum Essen und danach in die Bar zum Absacker! Wir sind alle ziemlich gut drauf und lachen und scherzen noch 10 Minuten vor Zapfenstreich. Was heißt alle, die meisten Deutschen liegen schon in den Betten, sich vorbereitend auf den nächsten Tag zum Betten-Racing, denn wer zuerst an der nächsten Herberge ist, hat das beste Bett! Es war zum Schießen. Während wir selbstvergessen unseren Spaß haben, steht plötzlich einer dieser Spezies in unserem Raum und meint, wir sollten jetzt das Licht ausmachen und Ruhe geben! So was! So laut waren wir nun auch wieder nicht! Spaßverderber meine Spezie!" Frustbeutel, denke ich! Sind ja nur neidisch! Kann doch eh keiner schlafen um 22.00 Uhr! Aber leider gebärden sich immer wieder und gerade einige deutsche Pilger so auf dem Weg. Furchtbar. Ich muß mir vielleicht was anhören über meine Landsleute! Vergrämt und spiessig seien die. Woher das nur kommt, obwohl sie doch eigentlich keinen Grund zur Klage eher zur Lebensfreude haben. Gerade, wenn man sich so lange Zeit auf einem so schönen Weg befindet, kann man nur Grund zur Freude haben, dann muß es einem gut gehn, sonst könnte man es sich ja nicht erlauben. Aber diese typische deutsche Mentalität des Jammers und Klagens wird hier immer deutlicher!
 
Nun denn, wir haben es überlebt. Am anderen Morgen geht es weiter Richtung Los Arcos. Schon am Vorabend drehten sich die Gespräche nur um das nahegelegene Kloster "Santa Maria la Real de Irtache!" Warum? Nein, nicht weil die Pilger es kaum erwarten konnten, heilige Stätten zu besichtigen! Das Objekt der Begierde war der "Fuente de Vino!" (Weinbrunnen) Man findet ihn eingemauert mit zwei Zapfhähnen, rechts Wasser, links Wein! Hier scharen sich die Pilger und füllen ihre mitgebrachten leeren Flaschen auf. Ich selber trinke noch nicht einmal einen kleinen Schluck. Wie ich mal schrieb, steigt mir Alkohol sofort in die Beine und nicht in den Kopf, der bleibt klar,-) und dass konnte ich an diesem Tage gar nicht gebrauchen, wegsackende Beine! Ich lechtzte nur nach Wasser und Gott sei Dank gab es auf den ersten Etappen immer wieder Brunnen, aus denen man schöpfen konnte, so dass ich weniger Belastung auf dem Rücken hatte. Denn drei Liter mußten das schon sein!
 
Estella befand sich auf 426 m und es geht also über Villamayor del Monjardin auf 675 m Höhe. Die Bodega "Castillo de Monjardin" ist für seinen besonders guten Weißwein dieser Region bekannt. Hier ist der Wein unglaublich billig! Man zahlt gerade mal 0,80 Cent, höchstens 1,00€!
 
Die Natur auf dem Weg zeigt sich in sanften Formen, kleinen Hügeln, unterbrochen von Getreidefeldern und immer wieder Weinstöcken und gelbem Ginster. Das Grün der Laubwälder und der Gräser ist eine Labsaal für meine Seele und meine Augen. "Ich bin was ich sehe" Immer noch ist es ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit, dass in mir aufsteigt!
 
Dann geht es wieder bergab, runter nach Los Arcos. Ankunft in der Herberge 15.00 Uhr, schachmatt, aber glücklich. Die Nacht wird wieder lustig, denn neben mir legt sich ein Pilger, der meinte, das er unverschämt schnarchen würde und dass ich ihn ruhig wecken solle, wenn es unerträglich würde. Gesagt! Getan!
 
Natürlich kann ich nicht schlafen, sowieso nicht. Von oben kommt ein :" Can you sleep, Erika? Neben mir Serano:" Oh no, that is fuck" und lacht sich einen weg. O.K. machen wir was, sage ich zum ihm. Ich stehe auf und rüttele besagtem Herrn am Arm, der schreckt hoch, aber oh jeh, er war es gar nicht, es ist sein Nebenmann! Ich fasse mir ein Herz, gehe zum nächsten Bett, stupse den Übeltäter an, der schreckt ebenfalls hoch, ist nicht sonderlich erbaut von meinem Wecken, dreht sich rum und schnarcht weiter. So was! Ich denke zeitweilig an Auszug, aber ergebe mich letzten Endes! Das war´s dann mal wieder mit dem Schlaf! Dafür unterhalten wir uns, Serano, Ricardo, Fausto und ich im Flüsterton und philosophieren über die Leichtigkeit des Seins. Unmöglich, aber wahr!
 
Man darf einfach nicht die Leichtigkeit verlieren. Immer wieder das Thema, das Schöne nicht aus den Augen verlieren, denn es hilft, das Negative zu tragen!
 
Und alle drei sind froh, in Sandra, Angela und mir doch auch noch andere Spezie Deutsche kennengelernt zu haben!

Diesen Post teilen
Repost0
27. Oktober 2008 1 27 /10 /Oktober /2008 20:36

Habe ich was von "Pilgerroutine" geschrieben? Wie sieht die aus? Ganz einfach! Ich stehe morgens auf, höre dem einen oder andern Geräusch zu, dem Rascheln der Schlafsäcke, dem Einpacken irgendwelcher Utensilien, lausche den leisen Gesprächen, sehe die kleinen Lichtstrahlen so mancher Kopflampen, eine wirklich schöne Athmosphäre, alles ist im Aufbruch! Aufbruch! Wie schön. Jeden Tag neu! Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl für den Alltag konservieren. Ich spüre meinen Körper, der irgendwo, irgendwie immer schmerzt. Ich beachte ihn, aber springe auf, um mich selber bereit zu machen. Duschen? Ne, das geht morgens gar nicht, zuviel Andrang. Zähneputzen, ein kleiner Plausch mit rechts und links, lachen, Wasser ins Gesicht, Sachen zusammengepackt und ab geht es!
 
Von Pamplona mache ich mich auf zur nächsten Zieletappe, die ich ins Visier genommen habe, Puenta la Reina!
 
Es geht erstmal weiter bergab, Puente befindet sich auf 356 m Höhe. Aber bevor es bergab geht, erstmal wieder bergauf, Pamplona lag bei 409 m und bis zur Passhöhe "Alto de Perdon" geht es hinauf auf 735 m. Das Wetter spielt mit. Unterwegs treffe ich auf den Australier und wir kommen schnell in persönliche Gespräche. Wir gehen eine Weile zusammen. Schnell kommt man auf dem Pilgerweg auf das wirklich Wichtige zu sprechen. Kein Smal Talk! "Warum gehst Du?" "Was treibt Dich an?"
 
Der Australier ist für mich ein kleines Wunder! Er hat in Sydney eine spirituelle Begleiterin, die ihm geraten hat, den Jakobsweg zu gehen. Er hatte vorher noch nie was davon gehört. Aber er vertraut ihr so, dass er nach Hause fährt, einen Flug nach Madrid bucht, von dort aus mit Bus und Bahn nach St. Jean fährt und sich auf den Weg macht. Er geht barfuß neben mir her, gestützt an seinen Stock und erzählt mir von seinem Leben.
Er wußte nicht, was ihn erwartet. Wann begehen wir Wege, einfach so, ohne zu wissen, wo es endet?
 
Übrigens, der Altersdurchschnitt des "Pilgers schlechthin", jedenfalls derer, denen ich begegnet bin, liegt zwischen 45 und 55 Jahre! Nachdem, was ich so erzählt bekommen habe, wollte jeder diesen Weg als "Auszeit" ansehen. Viele waren sich nicht mehr sicher, wie es weiter gehen sollte. Beziehungsprobleme, viele Frauen übrigens, die nach 20, 25 Jahren über eine Trennung nachdachten. Männer, die im Berufsleben nicht mehr weiterkamen, sich gescheitert sahen, Burn-out-Problematiken aufwiesen. Andere wiederum hatten Angehörige, Partner, Freunde etc. verloren, wollten den Verlust verarbeiten, wollten über den Tod nachdenken.
 
Wer nimmt sich heute noch Auszeiten, um zu überdenken, was ist und was sein könnte? Menschen sind gefangen in ihrem Räderwerk. Höre ich doch oft auf Fragen, wie es so geht:" Ach, ich rödele so vor mich hin, wie ein Hamster im Käfig!". Ich bin dann immer sehr erschrocken!
 
Nun denn, ich kann mich ebenfalls an Zeiten in meinem Leben erinnern, da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal ne Kaffeepause machte. Aber das ist Gott sei Dank lange her! Ich schweife ab!
 
Der Weg auf die Passhöhe Perdon ist traumhaft, die Luft klar, die Sonne scheint, ich sehe die Windräder von weitem, über die viel Energie gewonnen wird, gehe durch schmale, mit gelben Heide- und Ginsterbüschen bewachsene Wege, so weit das Auge reicht, immer höher hinauf.
 
An diesem Tag passiert das, was Kerkeling, den ich im Nachhinein gelesen habe, beschrieb "Ich weinte ohne Grund!", einfach so, dachte ich jedenfalls in diesem Moment! Weil ich diese wunderschöne Natur sah, weil ich allein war, weil ich mich frei fühlte! Aber erst als mich Serano, der Australier in den Arm nahm, weil er sah, dass ich weinte, wußte ich, es war auch wegen meinem Leben, dass ich bisher geschafft hatte, all dem Schmerz, all der Anstrengung, der bewältigten Krankheit und der Angst, die mich manchmal im Alltag befallen hat!
 
Aber gerade deswegen war ich glücklich und dankbar, genau das sagten mir die Tränen!
 
Auf der Passhöhe angelangt, liege ich in seinen Armen, weine und lache gleichzeitig und bin seelig, genieße den Rundblick auf die Landschaft und die Dörfer und Städte, die sich von weitem meinem Auge darbieten, Wie schön, einfach auf das Leben zurückzuschauen, ohne weiter darüber nachzudenken!
 
Leider befinden sich an diesem Ort kleine touristische Ansammlungen, denn es ist ein beliebtes Ausflugsziel für Buspilger und Autofahrer, zum einen wegen der wunderschönen Aussicht, zum andern wegen der metallenen Kunstwerke, die Jakobsfreunde aus Navarra 1996 hier aufgestellt haben, eine lustige Pilgerkarawannenskulptur, bestehend aus Frauen und Männern, Pilger mit Eseln und Pferden. Es sieht gespenstisch aus, aber dennoch einladend.
 
Hier gibt es eine kleine Ruhepause, aber wirklich nur kurz, denn die Menschenansammlungen nerven mich. Ich hab mich sehr schnell an die Einsamkeit gewöhnt und sehne sie wieder herbei. Ein steiler Abstieg beginnt, erschwert durch dicke Felsbrocken und Geröll und das erste Mal denke ich, vielleicht wäre es doch gut gewesen, einen Pilgerstab zur Hand zu haben. Während der Australier den seinen umklammert, sich abstützt, mache ich immer noch die "coole", meine immer noch, dass es das Beste ist, die Hände frei zu haben. Aber es geht in die Waden und in die Schienenbeine, das merke ich. Man braucht Stützen im Alltag, das erkenne ich jetzt, aber gebe es nicht zu. Ich will immer alles alleine machen!
 
Kurz hinter der Passhöhe entspringt die kleine Quelle des "Fuente de la Tega". Einer Legende nach soll hier der Teufel Pilger versucht haben. Er bot ihnen Wasser an, aber nur, wenn sie ihrem Gott abschworen. Ja, ja, ich sag´s ja immer, die Versuchungen!
 
Aber mah ehrlich, was bedeutet das Wort "Versuchungen" heute wirklich? Ich meine, es kommt in unserem Wortschatz eigentlich nicht mehr vor. Jedenfalls, ich kenne viele solcher Versuchungen in meinem Alltag. Das fängt bei den sinnlichen Genüssen an, geht über die Eigenanklage, nicht gut genug zu sein, mich nicht annehmen zu wollen, wie ich bin oder meinen Nächsten nicht annehmen zu wollen, bis zu dem Moment, wo ich den Anderen am liebsten einen an die Ohren geben will. Dann wären da noch die Versuchungen des "urteilens und beurteilens" des Anderen. Na ja, jeder kennt seine eigenen Versuchungen sicher selber! Das Leben ist ein Kampf, gerade auch gegen die Versuchungen! Denn ich weiß es doch, wenn ich diesen Versuchungen nachgebe, lähme ich mich selber und in Konflikten mit anderen, erschwert es die Situation, ehe dass sie es verbessert. Also übe ich mich in Geduld und nehme meine Emotionen zwar wahr, suche sie aber zu beherrschen, damit sie kein Unheil anrichten. Genug filosofiert!
 
Ich gelange endlich mit dem Australier und Sandra, einer Deutschen, wir trafen uns unterwegs wieder, nachdem jeder eine lange Zeit allein gegangen ist in Puenta la Reina wieder. Die, die für eine Zeit zusammengehörten, trafen sich tatsächlich immer wieder.
 
Puenta la Reina, eine alte Handwerkerstadt. Hier ließen sich besonders die Franzosen nieder. Die "Calle Mayor" zieht gerade durch die Altstadt bis zur Brücke über den "Agra" Angeblich soll die Brücke auf Wunsch einer Königin errichtet worden sein, daher der Name:" Brücke der Königin"
 
Erst die vielen großen und kleinen Brücken in den Orten ermöglichten das wirtschaftliche Wachstum Spaniens in vielen Regionen, vor allen Dingen entlang des Jakobsweges.
 
Mir gefällt Puenta la Reina sehr gut, ich mag diese mittelalterliche Athmosphäre, die alten Steinhäuser, den Duft alter Traditionen.
 
Wir erreichen eine österreichische Herberge, die super gemütlich ist, mit Bett unterm Dach, Matratzen auf dem Boden. Ich suche mir eine Ecke aus, in der sogar ein kleines Tischchen steht und eine kleine Anrichte. Vor mir noch weitere 10 Matratzen, auf denen erschöpfte Pilger liegen, schlafen, lesen, erzählen. Ich bin glücklich, mache Purzelbaum auf meiner Matratze und rufe den anderen Pilger zu:" Hey schaut her, wie gut ich es getroffen habe, ein eigenes kleines Reich!" Was brauche ich mehr?
 
Mittlerweile regnet es draußen. Wir ruhen bis zum Abendessen, suchen ein Lokal und ich verabschiede mich vorzeitig, weil es mich drängt, noch ein bißchen auszukundschaften. Dort entdecke ich, dass dieser Tag der Vorabend zu einem Volksfest ist. Alle Bürger des Ortes befinden sich auf der Straße, kleine Karussels für die Kinder sind aufgebaut. In einer Ecke werden Bonbons für die Kinder in die Menge geschmissen, ich denke "Kamelle, Kamelle" auch in Spanien und muß lachen! Alles ist fröhlich und heiter. Am nächsten Tag sollen die jungen Stiere durch die Straßen gejagdt werden. Klar, was sonst in der Nähe Pamplonas?
 
Ich ziehe mich in eine Bar zurück, in der gerade eine Band ihr Equipment aufbaut, bestelle mir an der Bar eine Whisky-cola, sitze zwischen all den Spaniern, fühle mich gar nicht fremd, fange einfach an mit meinen Nachbarn ins Gespräch zu kommen und es gelingt tatsächlich. Ein junger Mann, der zwar sehr schlecht englisch spricht und ich sehr schlecht spanisch, erklärt mir, welche Band hier gleich ihr Debüt geben wird. Und da kommt er auch schon, der Leadsänger. Sieht aus wie "Alice Cooper" aus den Siebzigern! Ich muß lachen, gehe auf ihn zu und erzähle ihm natürlich von meinem Vergleich. Er fühlt sich geschmeichelt, gibt mir was zu trinken aus und wir haben ne Menge Spaß. Inzwischen kommen auch meine anderen Mitpilger und wir rocken ganz schön ab, als es losgeht, haben unseren Spaß, gelebte Pilgerfreude, bis die Uhr uns in die Herberge zurückruft. Es ist Sperrzeit! Nun denn! Schade, aber manchmal ist es besser so.
 
Gegen 22.30 Uhr liegen wir im Bett. Ich wache um 5.00 Uhr auf, denn mehr als 5 bis 6 Stunden Schlaf brauche ich nicht, noch nie und schaue aus meinem kleinen Dachfenster hinauf in den Himmel und sehe die Sterne, die ich sehr selten wirklich zu sehen bekomme, wegen der frühen Schlußzeit der Herbergen. Ich lausche auf die Geräusche im Raum, den leisen Atem der Anderen, das eine oder andere leise Schnarchen oder Schnörcheln und fühle mich absolut geborgen. Dieses kleine Stück Himmel genügt mir, ich bin glücklich, es weiter geschafft zu haben. Ich denke nur von Tag zu Tag! Genau das ist es. Ich hoffe, auch das, nicht zu verlieren. Denn was nützt es weiterzudenken, immer nur der nächste kleine Schritt. Offen bleiben! Was weiß ich, was übermorgen ist, ob ich jemals irgendwo ankommen werde und wie? Geht es nicht darum, einfach gehen, sich weiterbewegen, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, sondern sich überraschen lassen, wo und wie es enden wird.
 
Am Morgen gibt es ein fürstliches Frühstück, für das ich genau 2,00 gezahlt habe, dafür aber selbstgebackenes Brot und selbstgemachte Marmelade bekomme, was ein absoluter Genuß ist, nach den morgendlichen, frühstückslosen Zeiten!
 
Ich bin auf dem Weg!

Diesen Post teilen
Repost0
27. Oktober 2008 1 27 /10 /Oktober /2008 20:33

Ich war schnell auf dem Weg, 5 km in der Stunde, wie nichts. Ich konnte es selber nicht fassen, wie ich eintauchte in einen Rausch des Gehens, der Bewegung. Der Mensch ist auf Bewegung ausgerichtet. Aber er ist zum Sitzenden geworden. Auch nicht nur, was das Körperliche anbetrifft. Auch im Kopf wird er immer mehr unbeweglich, hält fest an starren Normen, an dem, was ihm vorgesetzt wird, bewegt sich nicht mehr, zu reflektieren, was er wirklich fühlt, wie er zu den Dingen steht. Übernimmt einfach. Nun gut!
 
Ich war auch die Schnellste am Morgen. Sonst müssen ja immer die Männer auf die Frauen warten, aber in meinem Falle war es umgekehrt. Jedesmal mußte ich auf die Herren der Schöpfung am Morgen warten. Ich wachte auf, packte meine wenigen Habseligkeiten zusammen und los ging es. Ich maschierte einfach los, unabhängig davon, ob jemand mitkam oder nicht! An diesem Morgen wieder mal auf der Suche nach Frühstück. Glückes Geschick, dachte ich, als eine Bar in Sichtweite kam. Einige Pilger saßen schon bei ihrem "cafe con leche". Aber! Es gab nix zu essen. So wat! Schon wieder ohne Frühstück!
 
Na ja, langsam fing ich an, mich dran zu gewöhnen. Ich trank meinen Kaffee mit Hingabe und dann ging es ab Richtung Pamplona!
 
Es war definitiv klar, dass meine beiden Jungs mich an diesem Tag verlassen würden, denn die Etappe nach Pamplona betrug nur knappe 22 km und das war ihnen einfach zu wenig. Meine Füße gaben jedoch nicht mehr her, an diesem Tage!
 
Zurück also zur Brücke "der Tollwut" und von da aus über wunderschöne Waldwege, die Schatten spendeten, entlang an einem kleinen Fluß, dessen kühles Naß seine Wirkung tat, denn es war heiß an diesem Tage. Es ging übrigens weiter bergab.
 
Zubiri befindet sich auf ca. 528 m und Pamplona auf 496 m. Ich gehe über Zubiri, Akkereta, Zuriain, Irotz und Zabaldika und gelangte über die reizvoll sich zeigende, mittelalterliche Brücke von Trinidad de Arre nach Arleta. Von dort aus sieht man sehr schön, die am anderen Ende liegende "Iglesia de la Santisima Trinidad" aus dem 13. Jhdt. Diese gehörte im Mittelalter zum Konvent der Hermanos Maristas, wo heute immer noch eine Pilgerherberge betrieben wird.
 
Für Radsportliebhaber noch der Hinweis, dass im anschliessenden Nachbarort "Villava" Spaniens größter Radsportler Miguel Indurain, fünfmaliger Gewinner der Tour de France, geboren wurde. Dort wurde ihm auch ein Ehrendenkmal gesetzt und natürlich ist er Ehrenbürger des Städtchens.
 
Übrigens, Radpilger müssen in den Herbergen warten. Zuerst kommt das Fußvolk, dann die Radler. Ich hab einige Radler kennengelernt, die man aber sehr schnell verliert. Das Radpilgern ist nicht ganz ungefährlich,denn nicht überall können sie auf den vorgegebenen Pilgerpfad fahren und müssen auf Landstraßen ausweichen. Erst im letzten Jahr ist auf einer der stark von Trucks befahrenen Landstraßen ein Radpilger tödlich verunglückt. EIn Kreuz erinnert am Straßenrand.
 
Die meisten Radfahrer fahren ausschließlich aus sportlichen Motiven, ohne jeglichen Hintergrund, eine Auszeit zu nehmen. Sie machen niemals diese intensive Erfahrung der Gemeinschaft mit anderen Pilgern aus aller Herren Welt, sie bleiben Einzelgänger.
 
Nach knapp einer Stunde Weg gelange ich an einen sozialen Brennpunkt zu Beginn von Pamplonas Stadttoren. Der Weg ist voll Müll, alten ausgedienten Fernsehern, Waschmaschinen und in den Häusern sehe ich zerbrochene Fensterscheiben. Aus einem der Fenster klingt spanischer Hipp-Hopp, intensiv und klagend. Ich denke über die Menschen nach, die hier ihr Leben meistern müssen und erinnere mich an meine eigene Kindheit, aufgewachsen in einem sozialen Brennpunkt in Duisburg und ein mulmiges Gefühl schleicht in mir hoch. Ich weiß, was es heißt, so leben zu müssen.
 
Aber endlich gelange ich an die "Puente de la Magdalena" durch einen alten Befestigungsgraben in die Altstadt Pamplonas. Hier treffe ich auch Serano, den Australier wieder und wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach einer Herberge. "Paderborn" eine deutsche Herberge ist voll belegt. Irgendwie bin ich froh. Deutsche Ordnung und Pünktlichkeit, mag ich jetzt gar nicht haben.
 
Pamplona, die Hauptstadt der autonomen Region Navarras, hat sofort mein Herz erobert und zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Geschichtlich gesehen geht ihre Gründung, so die Vermutungen, auf das 1. Jhdt. vor Christus zurück. Immer wieder gab es Eroberungskämpfe von Westgoten, Franken und Arabern. Die Basken schafften es erst im Jahre 755 ihre Beherrscher abzuschütteln. Mit den wachsenden Pilgerströmen bis zurück ins Mittelalter begann der Aufschwung der Stadt.
 
Hier könnte ich leben! Manche Stadt- und Verkehrsplaner könnten sich hier einmal Anregungen holen. Alles gut durchdacht, Plätze wunderbar angelegt, die zum Verweilen einladen. Aber wie sollte man sich in einer Stadt, in der auch "Hemingway" eine Zeit lang lebte und sich
inspirieren ließ, nicht wohlfühlen. Hier schrieb er seinen Roman "Fiesta", in dem es natürlich auch und gerade um Stierkämpfe ging. Ich les ihn gerade erst im Nachhinein und kann ihn nur empfehlen!
 
Bei meinem nachmittäglichen Streifzügen durch die Stadt entdeckte ich auch das berühmte Hotel "La Perla", in dem Hemingway sich niedergelassen haben soll! Gegenüber der große, einladende Markt- und Veranstaltungsplatz, umgeben von Bäumen und bunten Blumenkästen. Hier treffen sich die Bürger Pamplonas um zu schwadronieren, schöne, elegante spanische Frauen flanieren und an den Wochenenden gibt es Musik und Tanz. Ich könnte wehmütig werden, wenn ich an diesen Ort zurückdenke und hier in Köln die oft furchtbaren Plätze vor Augen habe. Nun denn! Übrigens, ich war begeistert von der Schönheit und der Eleganz der spanischen Frauen. Ihr Gang schien mir einen Hauch stolzer zu sein, als andere Frauen dieser Welt. Woher das bloß kommt? Vielleicht tragen spanische Männer ihre Frauen mehr auf Händen. Die Ästhetik ihrer Kleidung ist einfach phänomenal, ob jung, ob alt. Aber ich schweife ab!
 
Ich stellte mir vor, wie vor den Kämpfen die Stiere durch die Straßen Pamplonas getrieben werden und die Stadt sich in einen Hexenkessel verwandelt. Natürlich bin ich die Strecke einmal abgelaufen vom "Museo Navarra" zum "Plaza del Toros!" Ich hab mir sagen lassen, dass ganz Pamplona sich bei den Stierkämpfen in einem kollektiven Rauschzustand befinden soll. Nun denn, das kennen wir ja von "Kölle" auch!
 
Wer gotische Kirchen mag, muß sich in Pamplona unbedingt die "Cateral de Santa Maria" anschauen. Man wird absolut belohnt. Wenn man durch das strahlende, goldene Portal schreitet, hat man ein bißchen den Eindruck vom Himmelsglanz etwas ab zu bekommen und von dort gelangt man in einen der schönsten Kreuzgänge Spaniens.
 
Das war es dann aber auch für mich an diesem Nachmittag. Mehr an Kunst und Kultur hat meine Pilgerseele nicht verkraftet und meine Beine erst recht nicht. Ich hab übrigens sehr schnell gemerkt, dass Beides nicht geht, entweder du läufst oder du setzt dich mit Geschichte, Kunst und Kultur auseinander. Bei mir hat das nicht funktioniert. So bin ich nicht, wie ursprünglich geplant, in den Städten länger verweilt!
 
Und außerdem mußte ich ja auch noch den Abschied meiner beiden Jungs an diesem Tage verarbeiten, die mich an den Stadtmauern Pamplonas verlassen hatten. Aber das hab ich auch gelernt auf dem Weg, man muß immer wieder Abschied nehmen, loslassen! Der eine kommt, der andere geht!
 
Für mich war es in Ordnung, denn ich wollte ja auch alleine gehen. Im Rückblick gesehen habe ich das auch geschafft. Ca. 85% der Strecke war ich für mich! Und wenn ich dann meine 20 bis 30 km allein bewältigt hatte, war die Freude, wieder in Gemeinschaft zu gelangen, um so größer. Und ist es nicht so! Wer gut allein sein kann, kann auch gut in Gemeinschaft leben! Man hat keine Erwartungshaltung an den Anderen.
 
Und wo hab ich mir mein Abendessen gegönnt? Natürlich in der "Tapasbar Hemingway!"
 
Dann ab in die Herberge, die übrigens ein Kleinod ist, wunderschön ausgestatet, im Vorraum ein großer, einladendender Ausstellungsraum, in dem viele Künstler, ihre Bilder und Impressionen über den "Camino" ausgestellt hatten.
 
Die Duschen waren allerdings auch hier nicht nach Geschlechtern getrennt! Ich mußte mich anfangs schon dran gewöhnen. Lustig war die Geschichte mit einer älteren Dame! Sie, 67jährig, antwortete auf die Frage eines Mitpilgers, der nur mit Handtuch bedeckt aus der Duschkabine kam, ob es sie stören oder sie Anstoß nehmen würde, wenn er jetzt die Hüllen fallen ließ." Ach junger Mann, ich hab schon so viele Gemächer gesehen, ich falle nicht mehr in Ohnmacht!" Berührungsängste darf man wirklich nicht haben!
 
Serano, mein Australier inspizierte dann am Abend meinen Rucksack und riet mir dazu, meine Shampoo-Dusch und Körperlotionsflaschen bis zur Hälfte zu leeren. Er meinte, es käme auf jeden Gramm an! Aber soweit war ich noch nicht! Er, Serano, war so minimalistisch, dass er sogar jeden Tag die Seite seines gebrauchten Routenführers herausriß und wegschmiß. Brauch ich nicht mehr, wozu denn auch!
 
Na ja, da erzählte ich ihm lieber nix von meinem mitgenommen Stäpelchen Reclam-Heftchen und hab sie dezent vor ihm versteckt.
 
Wie hab ich geschlafen? Gut! Also gestärkt am nächsten Morgen durch das nieselregende Pamplona!

Diesen Post teilen
Repost0