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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:33
Manchmal passieren einem Dinge im Leben, wo du genau spürst, dass ist jetzt nur für dich geschehen. Unerwartet geschehen Ereignisse, die man selber nicht geplant hat und man kommt sich vor, als wenn man neben sich steht! Dieses Gefühl, das man spürt, man ist im Leben und doch nicht dabei, alles ist wie ein Traum. So ungefähr ging es mir gestern Abend. Ich bin rüber zum Kulturbunker, weil ich glaubte, Koyaanisqatsi liefe. Komme also dort an und sehe den Hinweis:“ Heute: König der Fischer“! Oh, denke ich, da haste dich aber ganz schön im Datum vertan. Was soll das denn jetzt! Nun denn, jetzt bin ich halt hier, also bleibe ich auch. Ich überlege, was das wohl für ein Film sein könnte. Hab ich noch nie was von gehört. Ich gehe in den zweiten Stock, der Saal ist gähnend leer, nur der Filmvorführer, ein junger Mann, sitzt an seiner Kasse. Ich lächele ihn an und frage nach dem Film. Er hat auch keine Ahnung, was er da abspielen soll. Ich frag ihn, ob er den Film denn auch nur für mich spielen lässt. Na klar, sagt er. SO zahle ich meinen Eintritt, wie immer 3,--? und setze ich mutterseelenallein in den kühlen dunklen Raum.
 
Der Film beginnt und ich bin überrascht. Er ist so ziemlich das Abgedrehteste, was ich in der letzten Zeit gesehen habe. Jack Lucas, ein Radiosprecher, steht vor seinem großen Durchbruch. Er nennt sich „die Stimme“, ist so was wie ein Domian, die Menschen rufen bei ihm an und wollen seelischen Rat. Eines Tages frustriert er einen Hörer so sehr mit einer lässig hingeworfenen Bemerkung, dass dieser in ein chinesisches Lokal geht und dort ein Blutbad anrichtet, sieben Menschen tötet.
 
Der Film macht einen Schnitt und es ist drei Jahre später. Jack hat dieses Ereignis aus der Bahn geworfen. Er lebt mit einer Videotheken-Besitzerin zusammen, ist aber selber ohne Lebensmut, von Schuldgefühlen geplagt und hat sich dem Alkohol ergeben. Eines Nachts macht er einen Spaziergang und wird von einem kleinen Jungen für einen Obdachlosen gehalten. Dieser Junge schenkt ihm eine kleine Pinocchio-Puppe. Jeder kennt die kalte, starre, hölzerne Puppe, mit der langen Nase. Er begreift durch dieses Ereignis, dass er auf einem absteigenden Ast sitzt. Er denkt an Selbstmord. Dabei wird er von zwei jugendlichen Schlägern aufgegriffen, die ihn schlagen, mit Benzin übergießen. Sie wollen das Viertel von Gestalten wie ihn reinigen. Im letzten Moment erscheint ein grotesk verkleideter Obdachloser und seine „Ritterschar“ und jagt die Angreifer in die Flucht. Dieser nimmt ihn mit.
 
Jack erwacht in einem Heizungskeller, die Behausung seines Retters, Parry. Parry lebt in einer anderen Welt, Parry steht im in Kontakt mit „den kleinen Menschen“, die ihn auf die Suche nach dem Heiligen Gral senden. Er ist davon überzeugt, dass nur dieser Gral sein Leben wieder in normale, gesunde Bahnen bringen kann. Der Gral befindet sich zu diesem Zeitpunkt in den Händen eines New Yorker Milliardärs. Er. Jack, sei auserwählt, den Gral von dort zu stehlen, darüber ist sich Parry sicher. Er erzählt ihm die Legende vom König der Fischer, der ebenfalls auf der Suche nach dem Gral war.
 
Parry schließt eine merkwürdige Freundschaft mit diesem Parry. Er erkennt eines Tages, dass Parry ein Überlebender des vor drei Jahren stattgefundenen Massakers ist. Parry war Geschichtsprofessor, bevor dieses Unglück passierte. Er hatte seine über alle geliebte Frau dabei verloren.Parry wird von Robbon Williams gespielt, eine unglaubliche Rolle, die er faszinierend darstellt.
 
Jetzt geschieht etwas Ungewöhnliches. Jack, gespielt von Jeff Bridges, spürt ganz tief, dass er jetzt eine Chance hat, seine Schuld zu sühnen. Kann ein Mensch seine Schuld sühnen? Merkwürdigerweise erinnerte ich mich genau an diesem Punkt des Films an einen anderen Film. Nämlich an Schindlers Liste. Dort wurde der Satz gesagt, wenn Du einen Menschen in deinem Leben rettest, hast du auch dein Leben gerettet. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Verwandlung mit diesem vorher egoistischen, selbstverliebten Menschenhasser vor sich geht. Jack war kein Menschenfreund, er hat nur Kälte in der Welt um sich herum gesehen, und auch er war innerlich erkaltet, hatte keine Seelenwärme, kein Herz mehr, unfähig Liebe zu empfinden und zu geben.
 
Aber zu diesem merkwürdigen Parry fühlt er sich hingezogen, weil er tief im inneren spürt, dass diese Begegnung sein Leben retten kann. Er zieht also mit Parry durch die Gegend und es gibt einfach wunderbare Szenen in dem Film, wie gesagt, völlig abgedreht, aber unglaublich schön. So lieget er eines Nachts neben dem völlig nackten Parry und schaut in den Abendhimmel über den Central-Park. Sprich er macht Dinge, die so verrückt anders sind, als sein Alltag und das Leben der Menschen, das in festgefahrenen Bahnen verläuft.
 
Er erfährt, dass Parry unsterblich in die Lektorin Lydia verliebt ist, aber aufgrund seines Traumas sich nicht wagt, diese anzusprechen., Jack lockt Lydia in die Videothek seiner Freundin und arrangiert ein treffen mit Parry, das ein voller Erfolg wird. Die Beiden, Parry und Lydia gestehen sich noch am selben Abend ihre Liebe. Jack ist glücklich und er bekommt wieder festen Boden unter seinen Füßen. Beginnt wieder zu arbeiten. Was er nicht weiß, ist, dass noch am selben Abend Parry sein altes Trauma einholt, er völlig durchdreht, die Szenen der Ermordung in dem chinesischen Lokal immer wieder vor Augen hat. Er ist dem Wahnsinn nahe und flüchtet. Dann wird er von genau denselben Jugendlichen überfallen und brutal zusammengeschlagen.
 
Als Jack es erfährt, ist er fassungslos. Es gibt unglaubliche Szenen in der Psychiatrie von Menschen, die aus Gründen ihrer tiefsten Sensibilität an der Welt zerbrochen sind. Irgendwie erinnern sie mich an den Film „Einer flog übers Kuckucksnest“!
 
Selber wieder in sein altes Schema gefallen, wieder Schuldgefühle, unfähig ja zu sagen zu einer Beziehung mit seiner Freundin, kümmert er sich um Parry und jetzt passiert etwas völlig Skurriles. Er verspricht Parry den Gral zu holen. Wunderbare Szenen, wie er in der Nacht in das burgähnliche Domizil des Milliardärs einbricht, um den Gral zu holen. Und mit dieser Aktion rettet er sogar dem Milliardär das Leben, denn der hatte ausgerechnet in derselben Nacht Selbstmord begangen.
 
Er bringt Parry den Gral und der erwacht endlich aus seinem Schlaf. Das Leben beginnt für alle Beide und am Ende liegen sie beide nackt im Central-Park und schauen den Sternenhimmel an.
 
Ich sitze am ende des Films immer noch total beeindruckt mit dem Filmvorführer allein in dem großen Raum. Ein Film für mich ganz allein. Ein Film, der voll von Zitaten aus den verschiedensten Quellen bestückt ist, z.B. die Gralssage, die ich als Jugendliche verschlungen hatte.
 
Der Film ist eine Geschichte um Schuld, Verantwortung und Erlösung. Alles Worte, die an dem Menschen unserer Zeit vorbeigehen. Wer fragt sich noch, ob er schuldig geworden ist. Wen bewegt sein Herz noch zur Umkehr. Und ist nicht eine innere Umkehr absolut notwendig, um die eigene kleine Welt um sich herum zu verändern und somit einen Schritt zu tun, in die Veränderung des allumfassenden Weltgeschehens. Die Veränderung, dir Menschen ständig suchen, beginnt mit uns selber, mit unserer Umkehr! In dem wir erkennen, das nichts anderes im Leben zählt als die Liebe, zu uns selber und dem Nächsten und dass wir erkennen, dass alles zusammengehört, was passiert.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:32
Wie ein Buchhändler-Arbeitstag ausschaut hab ich ja einmal in einem Beitrag geschrieben. Natürlich gibt?s, wie in jedem anderen Beruf auch, so Tage, da geht alles ganz normal, man hat nette Kunden, die sich bedanken, wenn alles gut geklappt hat, man hält ein Schwätzchen über Gott und die Welt, aber irgendwie ist das oft, wenn auch eine schöne, Routine. Dann gibt es so Tage, wie heute z.B., da passieren Dinge, über die ich noch lange lachen kann.
 
Komme heute also in den Laden angeflogen, die Kollegin ist gerade mit einem Herrn beschäftigt, der ein Buch kaufen bzw., bestellen will, von dem er nicht weiß, wie es heißt und vom wem es ist. Er meint zu ihr, er hätte es in einer Innenstadtbuchhandlung auf dem Tisch ausliegen gesehen. Es sei ein Thriller, der Buchumschlag wäre weiß und er meinte, sich daran erinnern zu können, das chinesische Schriftzeichen drauf gestanden hätten. Der Verlag sei, seiner Erinnerung nach Piper gewesen. Ein Taschenbuch. Die Kollegen schaut ihn konsterniert an und meint zu ihm, ja, wie soll ich das denn finden? Er sagt, der Autor würde, wenn er sich recht erinnere, mit "Br" oder "Pr" anfangen und ungefähr Prwewski, oder so ähnlich heißen. Die Kollegin gibt sich wirklich Mühe, ehrlich, aber irgendwann wirft sie das Handtuch und sagt ihm, also so geht das nicht, mit diesen Angaben kann ich das Buch nicht finden. Er ist nicht böse, aber irgendwie enttäuscht. Ich sehe das und ruf ihm noch etwas zu, frag ihn, ob es vielleicht auch ein anderer Verlag gewesen sein könnte. Die Kollegin schaut mich böse an. O.k. denke ich, da mußte jetzt durch. Dann kommt er zurück und ich schaue noch einmal mit ihm in den Computer. Ehrlich, ich muss irgendwie innerlich schmunzeln, aber er stellt sich mir als Herausforderung dar. Er wiederholt alle merkwürdigen Angaben, und ich recherchiere, gebe Thriller ein in Verbindung mit Piper, wir gehen alles durch, aber er findet das von ihm gesuchte Buch nicht. Ich gebe wieder Thriller ein und Autor mit „Prz*“und Piper. Dann meint er plötzlich, ne, vielleicht war es doch Goldmann und vielleicht fing der Name doch mit „Brs“ an! Juchhu denke ich, und sage ihm:“ Na, sie sind mir ja ein Kunde“? Ich suche und suche und dann sagt er plötzlich zu mir:“ Ja, stimmt ich bin ein Kunde, der herausfordert, ich bin schon immer gegen den Strom geschwommen! Ich merke, wie sich in mir ein inneres Grinsen breit macht! Ach ja? sag ich zu ihm. Ja, er wäre schon immer ein Weltverbesserer gewesen, hat immer ne andere Meinung vertreten, als sein gegenüber! Ach so, sag ich zu ihm, Ja, ja, hm, und nicke immer noch innerlich grinsend ihm zu und denke, das kann wohl jetzt nicht wahr sein. Wie kommt der denn jetzt darauf, was von „gegen den Strom schwimmen“ zu erzählen in Verbindung mit seinen merkwürdigen und difusen Angaben auf der Suche nach einem Buch, dass er nicht benennen kann. Ich suche noch ne Weile weiter, er bequatscht mich weiter, aber dann gebe auch ich mich geschlagen, nachdem ich ca. 5oo Buchtitel durchwühlt habe. Tja, freudig und siegesssicher geht er und ich sag ihm noch, gehen Sie doch noch mal in die Buchhandlung, schauen sich das Buch genau an, schreiben sich alles auf. Dann gebe ich ihm ein Kärtchen von uns und sag ihm, er könnte es ja trotzdem dann bei uns bestellen. Er zieht ab, ist zufrieden, geht die Tür raus und meine Kollegin und ich brechen in schallendes Gelächter aus. Nicht, dass das jetzt falsch verstanden wird, ausgelacht haben wir ihn nicht wirklich, nur gewundert haben wir uns.
 
Das war schon ein Highlight des Tages. Kunden gibt es. Ich will aufstehen, jetzt endlich zu meinen Botengängen übergehen, da klingelt das Telefon. Lass mal, sag ich der Kollegin, ich geh schon ran. Am Telefon meldet sich ein Herr mit einer Aussprache wie Herr Ranicki persönlich. Ich sage meinen Spruch auf, Buchhandlung?.sowieso, Röschen am Apparat, was kann ich denn für Sie tun? Daraufhin fragt er mich doch allen Ernstes, ob ich konsequent und kompetent genug wäre, ein Buch zu verkaufen, Ach du lieber Himmel, denke ich, schon wieder so einer! Na klar, sag ich lächelnd, nein, fast schon lachend ins Telefon,klar ich bin kompetent und konsequent. Ja dann, sagt er, darf ich ihnen mein Buch anbieten! Ich denk, ich hör nicht recht. Er erzählt mir, er sei schon 83 Jahre alt und hat jetzt seine Biographie geschrieben. Ist ja interessant sag ich! Und jetzt, sagt er wieder zu mir, würde er gerne das Buch eine halbe Millionen Mal verkaufen! Ich lächele weiter ins Telefon. Ja, das kann ich verstehen , antworte ich ihm. Er meint, er wüsste ja nicht, wie viel Zeit ihm noch bliebe, dieses Ziel zu erreichen, Ne, ja, antworte ich ihm, das wissen wir doch alle nicht, oder? Daraufhin ist er ganz verzückt und meint, ich hätte eine weise Antwort gegeben. Ich lächele weiter. Daraufhin fragt er mich doch:“Glauben Sie an Gott“? Ich bin so verdattert und denke, ach du jemineh, das auch noch! Das ist jetzt aber eine sehr persönliche Frage, antworte ich ihm, aber gut, ich sag mal kurz und bündig ja! Aber mehr will ich dazu nicht sagen, das würde jetzt wohl den Zeitrahmen überschreiten und ich müsse ja auch weiter arbeiten. Er ist weiterhin unbeirrt, erzählt mir seine halbe Lebensgeschichte und am Ende kam dann die Frage, ob ich denn bereit wäre, sein Buch in unserem Laden zu verkaufen, Ich frage ihn, in welchem Verlag er es denn hat drucken lassen. Daraufhin erzählt er was von einem Verlag in Wien. Ach du liebe Güte, denke ich. Ich bleib ihm freundlich zugeneigt und bitte ihn, mir doch ein Lese-Exemplar zu schicken, gebe ihm unsere Adresse und er bedankt sich.
 
Ich lege den Hörer auf und schmunzele weiter vor mich hin. Sag mal, sag ich zu meiner Kollegin, haben die heute irgendwo ne Türe aufgelassen. Was ist dass denn für ein Tag. Auf jeden Fall unser Arbeitstag war gerettet. Wir haben jetzt ein Phrasenschwein aufgestellt und immer wenn es Probleme gibt, sagen wir lächelnd:“ Ich bin schon immer gegen den Strom geschwommen“! Passt auf jeden Deckel, oder nicht
 
Ja, das sind so die Highlights im Buchhändleralltag, die einem doch das Arbeiten an sich versüßen. Dann gibt es noch die Geschichte von „Zwiesel dem Zwerg“, aber die erzähl ich ein ander Mal!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:31
Es gibt ja immer wieder Wendepunkte im Leben, wo man sich entscheiden muss, welchen Weg man gehen will. Das ist im eigenen kleinen Leben nicht anders, wie in der großen Weltpolitik. Hier wie da sieht man immer an den Ergebnissen, ob die Entscheidungen, die getroffen wurden, richtig waren. Falsch getroffene Entscheidungen kann man meistens nicht mehr rückgängig machen und man zahlt Lehrgeld. Nun gut, da gibt es ja dann die These, gerade daraus lernt man für die Zukunft.
 
In der Kindheit- und Jugend ist das ja alles leicht. Da werden einem die Entscheidungen von den Eltern abgenommen. Man kann sich nicht selber entscheiden, in welchen Kindergarten oder in welche Schule man gehen wird.Und wie diese Entscheidungen Kinder und Jugendliche prägen kann, weißt man ja. Selbst die Eltern, die heute versuchen, ihren Kindern diesbezüglich etwas abzuverlangen, manipulieren sie meistens in ihre Richtung. Ich denke, so ziemlich die erste Entscheidung, die man im Leben für sich selber trifft, ist die, was mache ich nach der Schule, studiere ich oder mache ich eine Ausbildung. Sie allein ist schon so schwer, weil davon das ganze weitere Leben abhängig ist. Dann lernt man einen Mann kennen, und schon wieder muss man sich entscheiden, den oder keinen, oder vielleicht doch einen anderen. Heiraten oder nicht! Hat man die Entscheidung in Richtung Zusammenleben getroffen, geht es weiter. Wie will man das gemeinsame Leben gestalten. Familie gründen, oder nicht! Auch hier, hat man sich für Familie entschieden, muss man auch die Verantwortung tragen.
 
Selbst die Freizeit erfordert immer wieder Entscheidungen von uns. Geh ich ins Kino, oder in ein Konzert, treffe ich mich mit Freunden oder nicht, oder leg ich mich einfach früh ins Bett. Wie oft erlebt man auch hier, ach wäre ich doch zuhause geblieben, ach hätte ich doch lieber das andere gemacht.
 
Neben Familie, Arbeit und Freizeit überlegt man, will ich auch was am sozialen Leben verändern, mich einbringen und mitwirken. Wozu soll ich mich entscheiden, welche Form soll ich wählen, um mitzugestalten.
 
Wird ich krank, ernsthaft krank, bin ich auch schon wieder gefragt, welche Behandlung soll ich wählen. Viele Möglichkeiten werden aufgetan, woher soll ich wissen, welche die richtige ist. Aber entscheiden muss ich mich auch hier.
 
Selbst zu den letzten Dingen muß ich mich entscheiden. Will ich ins Grab geleget werden, oder besser verbrannt werden, oder sogar eine Seebestattung?
 
Ach, ich weiß es manchmal einfach nicht. Ich hätte oft so gerne jemanden , der mir die Entscheidungen abnimmt. Aber warum eigentlich? Hat das was mit der Verantwortung zu tun, die ich übernehmen muß und nicht will. Will ich es nicht aushalten, falsche Wege beschritten zu haben?
 
Ich wünsche mir so oft, das das Leben ein langsam fließender Fluss ist, der einfach ruhig und beschaulich dahinfließt, bis er irgendwann an das große Meer kommt.
 
Gerade jetzt bin ich ja in einem Alter, die Kinder erwachsen, nicht mehr fürsorgepflichtig, wo ich schon wieder eine Entscheidung treffen muss. Wie will ich das möglicherweise letzte Drittel meines Lebens führen! Will ich mich vielleicht noch selbständig machen, will ich arbeiten bis zur Rente oder will ich aussteigen! Manchesmal ist das ja auch tagesformabhängig. Aber eine Tagesform sollte von einer so wichtigen Entscheidung wohl nicht abhängen.
 
Und nun hab ich heute schon wieder eine Sache aufs Auge gedrückt bekommen, in der ich mich entscheiden muss. Ne halbe Stelle hatte ich bisher, Zusätzlich hab ich freiberuflich gearbeitet, konnte also selber bestimmen, wie viele Stunden ich arbeiten will. Grundsätzlich war ich eigentlich damit zufrieden. Doch hin und wieder hatte ich auch Sehnsucht nach einem geregelten Alltag, zu wissen, wann ich gehe und wann ich heimkomme. Und jetzt wird mir doch heute ein Arbeitsangebot gemacht in einer anderen Buchhandlung. Verlockend, wirklich. Feste Stundenzahl, gutes Sortiment, neue Aufgaben, denn ich könnte selbstständig, Reiseliteratur, Sach- und Kochbuch sowie Kölnliteratur führen. Was ich habe, weiß ich, aber was ich bekomme, weiß ich nur bedingt! Denn ich habe ein gut funktionierendes Team, eine nette Atmosphäre, nette Kunden, die sich an mich gewöhnt haben und ich mich an sie. Ich würde sie vermissen. Wir lachen viel, wo gibt es das denn noch im Arbeitsleben, kleine Fehlerchen werden nicht übel genommen, jeder vertritt den Standpunkt, wir machen alle Fehler. Das einzige was eben fehlt, ist mehr Stunden und ein bisschen mehr Geld, was wiederum wichtig für die Familie ist.
 
Das nun hab ich in der anderen Buchhandlung zugesagt bekommen. Und jetzt steh ich da, hab bis Montag Zeit, mich zu entscheiden. Die jetzige Chefin ist gerade gestern in Urlaub gefahren. Sie wird aus allen Wolken fallen, wenn sie nach Haus kommt und ich ihr sage, es tut mir so leid, aber ich werde wechseln. Ach Mensch, mir zieht sich jetzt schon das Herz zusammen bei dem Gedanken. Und was ist, wenn Gehalt und Stunden stimmen, aber die Stimmung unter den Mitarbeitern stimmt dort nicht. Bis jetzt hab ich ja immer fast nur mit einer Mitarbeiterin zusammengearbeitet. Gut, das hat gepasst, aber wie wird sich die neue Chefin dann im Alltag darstellen?
 
Und wenn ich mich dafür entscheide und es stellt sich heraus, dass ich mich dort nicht wohlfühle, zurück kann ich dann auch nicht mehr! Ach Mensch, ist dass alles schwer. Mein Sohn sagte heute zu mir, Mutter, denk doch nicht immer an die anderen, du musst jetzt wirklich wissen, was du willst, was für dich gut ist. Weise ist er, wirklich. Wenn ich doch bloß immer wüsste, was für mich gut ist.
 
Ach verdammt, ich hasse Entscheidungen treffen zu müssen, aber sie sind nun mal unumgänglich. Und sie sind nun mal so entscheidend für Weh und Ach, für Freud und Leid. Was tun, sprach Zeus, wie wahr, wie wahr! Das tröstet mich, dass auch er in diesem Zwiespalt stand!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:29
Montag ist ja Kinotag bei mir im Kulturbunker. Ich hab lange überlegt, ob ich heute gehen soll. Mich dann dazu entschieden. Das war auch gut so. Denn es sich mal wieder gelohnt. Vor dem Kino angekommen, stehen schon drei Personen da, ein Mann, bisschen jünger wie ich und zwei junge Frauen. Ich gehe auf sie zu und frage, ob sie auch in den Film wollen. Ja, sagt der Mann, er habe einen Artikel im KSTA-Blog von einer Frau gelesen, die den Film empfohlen habe.Sie hätte auch von dem Film Siddhartha geschrieben. Ich grinse über beide Ohren. Ach ne, sag ich, ja dann guten Abend, Röschen mein Name! Das war lustig, wir kommen ins Gespräch. Er fragt, ob denn der Siegener Junge auch da wäre, er käme nämlich aus dem Wittgensteiner Land. Ich weiß es nicht, antworte ich ihm, sehen wir ja dann. Er war tatsächlich wieder da und hat sich gefreut, dass heute mehr Leute da waren.
 
Voller Erwartung, obwohl ich den Film schon dreimal gesehen habe, sitze ich da. Endlich beginnt er. Am Anfang sieht man nur die roten Buchstaben des Titels „Koyaanisqatsi“. Das Wort wird von einer extrem, schon fast brummigen Stimme gesungen und die Stimme geht mir bis in den Bauch. Immer wieder wird es wiederholt.
 
Dann sehen wir Bilder wunderbarer Naturaufnahmen. Alles sehr, sehr langsam. Riesige Felsen ragen in die Landschaft hinein, alle haben andere Formen und lassen der Phantasie freien Lauf, was man erkennen will. In den Felsen werden Zeichnungen der Hopi -Indianer sichtbar. Die Kamera schwenkt weit aus, zeigt die Felslandschaft in ihrer ganzen Weite, dann wieder holt sie sie nah heran, man sieht die Zerklüftungen, Einbuchtungen und die Tiefen der Höhlen, in die sie hineinfallen. Beim Schauen denke ich, es ist schön zu erkennen, dass der Mensch sein Werk der Natur nachgebaut hat. Wenn man die verschiedensten Bauwerke in der Welt betrachtet durch die Jahrhunderte hinweg, kann man überall den Grund aus der Natur heraus erkennen.
Dann ein unendliches Meer an Wolken, weiße, graue bis tiefschwarze,fließen, mal sanft, mal stürmisch über die Landschaft hinweg, wie Wellen über den Ozean. Kein Mensch ist zu sehen, nur diese unendliche Schönheit der Natur.
 
Dann Szenenwechsel. Die ersten Werke von Menschenhand gebaut erscheinen. Stromleitungen, riesige Maschinenungeheuer von Menschenhand bedient, wahre Kolosse, die mit ihrer Wucht in die Natur eindringen, sie ausrauben, ihnen ihre Schätze rauben. Man sieht den Tagebau, Sprengungen werden vorgenommen. Ein Flugzeug kommt ganz langsam auf uns zu. Auch hier sieht man sehr deutlich, wie alle Werke des Menschen aus der Natur abgeschaut wurden. Beim Flugzeug hab ich den Gedanken einer riesigen Spinne mit vielen Beinen, die sich durch die Welt bewegt, als es näher herankommt, sieht der vordere Teil aus wie ein Wal.
 
Dann eine Atombombe, die explodiert. Ich habe es schon hundert Mal gesehen, wie der Pilz erwächst und den Tod bringt, aber jedes Mal bekomme ich eine Gänsehaut. Dann plötzlich das Gewimmel einer großen Stadt, dichter schnell dahinfliessender Verkehr. Ja so ist es, denke ich, der Mensch ständig unterwegs, von der Arbeit, nach Hause, von zu Hause zur Arbeit, zu Freunden, ins Kino, nur kein Stillstand, Hauptsache Bewegung.Auch ich bin so einer. Menschen werden sichtbar, in Bahnhöfen, Flughäfen, in den Straßen, alle eilig, auf dem Weg irgendwohin. Die Gesichter wirken oft verloren, verstörte Seelen schauen aus ihnen heraus. Jeder scheint in einer Maschinerie zu stecken, scheint zu tun, was von ihm verlangt wird, aber aus den Augen schaut Hoffnungslosigkeit, Misstrauen und Überdruss. Der Puls der Stadt ist schnell, es ist, als würde alles von einem Sklaventreiber angepeitscht. Die Nacht erscheint, bunte Lichter flimmern überall, denn die Stadt schläft nie. Die Fassaden der Häuser wirken bedrohend, hinter ihren Fenstern der rastlose Mensch. Hier wird auch die Musik dem Treiben angepasst, denn sie wird immer hektischer, macht beklommen. Der Mensch ein rasendes Objekt in einer von ihm geschaffenen Welt. Alles wirkt nervös, der Gang, ihre Arbeit, man sieht eine Wurstfabrik, eine Näherei, überall hektische Arbeit am Fließband. Der Mensch kann nicht mehr zurück, selbst seine Freizeit wird schnell und atemlos ausgefüllt, das Essen in Sekundenschnelle eingenommen. Man sieht die wie das Leben vergeht, als wenn die Uhrzeiger auf höchste Geschwindigkeit gestellt wären.
 
Dann wieder zurück zur Anfangsszene. Man sieht wieder die Rakete, die in die Luft steigt. Mir kommt der Gedanke, dass der Mensch auf dem Weg ist, sich einen neuen Planeten zu erobern, den er dann auch wieder zerstören kann. Aber die Rakete gerät in Brand, zerfällt in ihre Einzelteile, die Kamera verfolgt noch eine Weile den trudelnden zu Boden fallenden Teil, dann Ausblende und es erscheint die Prophezeiung der Hopi-Indianer:
 
Wenn wir wertvolle Dinge aus dem Boden graben, laden wir das Unglück ein.
Wenn der Tag der Reinigung nah ist, werden Spinnenweben hin und her über den Himmel gezogen. Ein Behälter voller Asche wird vom Himmel fallen, der das Land verbrennt und die Ozeane verkocht.
 
Der Spruch erinnert mich an die Prophezeiung des Jesaja. Alle Völker und Religionen haben ihre Prophezeiungen und ich hoffe, dass wir alle noch die Kurve bekommen und erkennen. Dass der Mensch geheilt wird von seiner Habgier, dass er wieder zurückfindet zu sich selber und zu seinem Auftrag, sich die Erde zwar untertan zu machen, aber sie zu hegen und zu pflegen. Ich hoffe, dass auch ich noch meinen Teil dazu beitragen kann und dass meine Kinder nicht erleben müssen, dass der Ascheregen vom Himmel fällt.
 
Ein wunderbarer Film, der an diesem Abend zwar in relativ schlechter Qualität zu sehen war, aber unbedingt ansehenswert ist, freilassend für alle eigenen Gedanken und Erfahrungen.
 
„Koyaanisquatsi“, bedeutet nichts anderes übersetzt als:Leben im Ungleichgewicht“, Verwirrung der Menschen. Ein Film ohne Sprache und doch sagt er so viel. Die Musik ist von Philip Glass eigens dafür komponiert worden. Godfrey Reggio hat sich inspirieren lassen von Künstlern wie Georgia O´Kaeffe und Guy Debord, dem Philosophen Ivan Illich. Ebenfalls wurde er von Francis Ford Coppola und George Lucas unterstützt. Es ist übrigens der erste Teil einer Trilogie, danach kamen noch Powaqqatsi 1988 und Naqoyqatsi 2002.
Ich finde, er ist und bleibt immer aktuell.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:28

 

Der Morgen
des Vergessens
war auch
der Morgen
des Lachens
wegen der
Hoffnung,
die nicht
aufhörte,
wegen der
Liebe,
die erst
begann
und leise
raschelte
der Wind
in den
Zweigen
der Bäume
und ein
Schatten
fiel
auf ihr
Gesicht
als sie
zurückblickte!

 
Roeschen

 

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:28

Vor einiger Zeit musste ich in eine Glaserei. Unsere Butzenscheiben an der Wohnzimmertür waren zerbrochen. Ich nahm mir das Branchenfernsprechbuch und suchte nach einer entsprechenden Glaserei in der Nähe und fand auch eine.
 
Ich nahm ein kleines Stück der Scherbe mit. Auf dem Weg spielte ich mit der Scherbe in meiner Hand und schaute sie mir immer wieder an. Überlegte, wie es dazu gekommen ist. Ein kleiner Unfall. Einen Augenblick nicht aufgepasst und schon war sie entzwei. Eine kleine Scherbe in meiner Hand machte mich darauf aufmerksam, wie zerbrechlich auch das Leben ist. Ich habe schon so viele Scherbenhaufen in meinem Leben gesehen, die mir viel Kraft geraubt haben, um sie wieder zusammenzusetzen. Manche Lebenssituationen zeigten mir in der Erinnerung, dass sie nur halten, weil ein starker Kitt sie zusammengeschweißt hat.
 
Endlich, genug des Nachsinnens und Meditierens kam ich in der Glaserei an. Ich machte die Tür auf und betrat sogleich den Werkstattraum. Es war niemand da. Ich stand eine ganze Weile und wartete, schaute mich verlegen um, etwas unsicher, wie ich mich verhalten sollte. Plötzlich ging eine Tür auf und ein Mann, mittleren Alters betat den Raum. Er kam sogleich auf mich zu. Was mich sehr verunsicherte war, dass er so nah an mich herantrat, dass kaum eine Handbreit Distanz zwischen uns war. Ich merkte, wie mir der Atem stockte, ein merkwürdiges Gefühl aus meinem Bauch aufstieg und eine negative Haltung sich in mir breit machte. Ich ging einen Schritt zurück und erklärte ihm mein Anliegen. Während ich sprach, kam er wieder einen Schritt auf mich zu, die von mir gewahrte Distanz überschreitend. Wieder merkte ich, dass mich diese Annäherung blockierte, ja, sie machte mir auf eine gewisse Weise Angst. Warum weiß ich nicht. Mir war es unangenehm, dass ein fremder Mensch sich mir so näherte. Ich spürte genau, dass es mir lieber gewesen wäre, er würde es respektieren, dass ich diesen Schritt zurückgegangen war.
 
Ich zeigte ihm die Scherbe und erzählte ihm, was möglicherweise zu tun sei. Endlich hatte er es wohl verstanden. Aber es waren nochmals mehrere Schritte nötig, um mich immer wieder von ihm zu distanzieren, damit ich in neutraler Weise, ohne ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch, auf der sachlichen Ebene sprechen konnte.
 
Letztendlich nahm er den Auftrag an und ich zog ab. Ich verließ den Raum und war froh. Eine ganze Weile war ich noch befangen, und überlegte wieso Menschen sich einem anderen, völlig fremden Menschen gegenüber so verhalten. Was ist der Grund, dass es zu so einer Nähe kommen muss, um m.E. eine völlig normale Angelegenheit zu besprechen. Dabei fiel ich ins Grübeln und dachte an all die Situationen, in denen Menschen anderen gegenüber die Distanz gebrochen haben. Ich überlegte weiter, warum sie das wohl tun. Wollen sie damit zeigen, hier bin ich, ich bin Dir überlegen?
 
Die Situation erzeugte in mir ziemlich viele Bilder.Die größte Nähe, die ein Mensch haben kann, ist wohl die, wenn er sich im Mutterbauch befindet. Und die Erfahrung, aus dieser Nähe befreit zu werden, beginnt mit einem Schrei, wenn man das Licht der Welt erblickt. Wieso will man sich festhalten. Auch kam mir kam vor Augen, dass es im Leben nicht immer nur um eine räumliche Distanz geht, sondern auch um eine innere. Im Grunde lernen wir doch schon als Kind, wie wichtig es ist, einen Raum für sich allein zu haben, der nicht überschritten wird. Was aber passiert in einem Kind, wenn dieser Raum ständig überschritten wird? Wenn man sich nicht wehren kann, wenn man ausgeliefert ist? Welche Möglichkeiten hat dieses Kind als Erwachsener zu lernen, seine eigene psychische und physische Grenze zu wahren und wie oft kommt es vor, dass andere sie immer wieder überschreiten. Ich überlegte, wo ich der Mensch bin, der die Grenzen anderer überschreitet, nicht merkt, dass sie sich eigentlich zurückziehen wollen, in ihrer Welt, in ihrem Gedankengebäude, sich nicht mitteilen wollen und warum das so ist. Bin ich in dem Moment derjenige, der ohne Nähe nicht leben kann? Oder ob sie ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht haben mit Nähe und Distanz.
 
Nähe zu Jemandem anderen zu haben, bedeutet ja in erster Linie auch Vertrauen zu haben. Wenn dieses nicht gegeben ist, schafft man sich einen Raum, in den man Niemanden an sich heranlässt. Aber nimmt man sich damit nicht auch einen Großteil an menschlicher Wärme, an positiver Erfahrung? Und wenn etwas in der Beziehung Nähe und Distanz zu den Menschen zerbrochen ist, wie diese kleine Scheibe an meiner Tür, wie kann ich sie wieder kitten, erneuern. Wie kann ich lernen, wieder Vertrauen an das Gegenüber zu haben, so dass ich annehmen kann, das körperliche, wie auch geistig-seelische Nähe etwas Bereicherndes haben, ohne negative Projektionen zu haben! Mit all diesen Gedanken beschäftige ich mich immer noch, nur wegen dieser kleinen Scherbe, die ich zur Glaserei getragen habe und die mir einiges über mich selber und den Beziehungen zum Menschen an sich verraten haben.
 
Es heißt, dass die Deutschen statistisch gesehen im höchsten Fall drei bis viermal am Tag körperliche Nähe zu einem anderen zu lassen. Es heißt weiter, das in lateinamerikanischen Ländern die Nähe und die körperliche Berührung zum anderen um ein Vielfaches größer ist. Sind es diese Menschen nur einfach aus ihrer Tradition heraus gewohnt, übergehen sie ihre eigenen Grenzen. Oder haben sie einfach mehr Vertrauen in das Gegenüber? Und wie wirkt sich dieses Vertrauen auf ihr tägliches Leben aus? Machen sie intensivere, bereichernde Erfahrungen. Nehmen wir uns etwas, wenn wir ständig auf Distanz zum anderen sind. Warum haben wir Angst vor dem anderen. Warum wollen wir uns nicht öffnen? Ist die Wahrung der Distanz nur ein Schutz unserer selbst? Haben wir Angst davor, dass das Gegenüber unsere Offenheit schändlich ausnutzt und sie für sich benutzt? Diese und noch andere Gedanken schwirren mir seitdem im Kopf herum und ich beobachte täglich in jeder Situation wie ich mich Anderen gegenüber in Beziehung Nähe und Distanz verhalte. Eine kleine Scherbe, ein kleines Missgeschick im häuslichen Bereich hat mir sehr viel zu sagen, wenn ich das, was passiert als ein Bild für mein Leben sehe.

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:27
Hommage – Ulrich Mühe –
 
Ehrlich, ich war absolut geschockt, als ich die Nachricht hörte, dass Ulrich Mühe, gerade mal 54 Jahre alt, verstorben ist. Ich hatte es selber gar nicht sofort mitbekommen. Erst zwei Tage später erfuhr ich es. Ich hab ihn sehr verehrt, sein schauspielerisches Talent war für mich immer faszinierend. Wieder einmal muss ich feststellen, dass der Tod unerwartet kommt, mitten im Leben. Wir glauben uns sicher, aber haben es nicht in der Hand. Gedanken rasen mir durch den Kopf. Wieso, denke ich. Ein so wunderbarer Mensch! Da ich selber an Krebs erkrankt war, hab ich mich in den letzten Jahren viel damit auseinandergesetzt. Was gibt es nicht alles zu sagen, warum man Krebs bekommt. Die einen sagen, es sind immer die „guten“, die viel „zu Guten“, die es erwischt. Die anderen sagen, sie, die Krebskranken, haben falsch gelebt. Vielleicht waren sie nie glücklich, mit dem was sie taten. Ich lasse das mittlerweile alles an mir abprallen. Es ist, wie es ist. Es lohnt nicht ständig zu fragen. Und doch, dachte ich gerade bei Ulrich Mühe, dass er doch bestimmt ein Leben hatte, das erfüllt war, von all seinem Tun. In jeder Rolle, die er spielte, konnte man ihn doch als Mensch selber auch erkennen. Er war, was er spielte, oder! Ich denke nur an den wunderbaren Film „Das Leben der Anderen“!
 
Dort spielte er den Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler, der damit beauftragt war, einen bekannten und bis dahin regimetreuen DDR- Theaterschriftsteller Georg Dreymann zu bespitzeln. Er selber, lebt allein, sein Leben uninteressant, keine besonderen Vorkommnisse, ist fasziniert vom Leben Dreymanns und verliert sich in seinen voyeurhaften Beobachtungen. Er stellt fest, bleibt dabei undurchschaubar und ruhig, wie lebenswert ein Leben voller Wärme, Beziehungen und Kreativität, sein kann. Er vergisst mehr und mehr seinen Auftrag. Ich will hier nicht den ganzen Film erzählen, sondern auch Neugier erwecken, denn er ist absolut sehenswert, gerade jetzt ach seinem Tod.
 
Noch im März dieses Jahres hat Mühe einen Oscar für seine Rolle in dem Film bekommen. Gerade in dieser Rolle konnte man ihn als Mensch erkennen, denn ich hatte immer den Eindruck von ihm, dass er ein Mensch war, der eher still und bescheiden in einer tiefen Sensibilität wahrnahm, was um ihn herum passierte. Das war mir immer sehr sympathisch, denn ich erkannte mich selber als diesen Menschen wieder.
 
Es ist bezeichnend für Mühe, dass er sich schon kurz nach der Oscar-Verleihung einer Operation unterziehen musste und dass er niemanden etwas gesagt hat. Im Gegenteil, als dann die Diagnose feststand, Magenkrebs, sprach er von Hoffnung in der Öffentlichkeit und starb schon einen Tag später. Er hat für mich bis zum letzten Moment eine unglaubliche Stärke bewiesen, in dem er die Menschen, die er liebte, nicht beunruhigen wollte und ihnen die Wahrheit verschwieg. Ich frage mich, ob er es wirklich innerlich so klar gesehen hat und ob nicht doch ein Funken Hoffnung auch in ihm war.
 
Ulrich Mühe wurde am 25. Juli 2007 in aller Stille beigesetzt, so wie sein Leben als Mensch und Schauspieler war. Ich empfinde große Trauer einem Menschen gegenüber, den ich nie persönlich kennen gelernt habe, aber der mir durch sein Leben, zumindest das, was an die Öffentlichkeit kam und durch seine Rollen in Film und Fernsehen, viel geschenkt hat. Er zeigte sich mir immer, als ein sehr höflicher und respektvoller Mensch im Umgang mit anderen, immer freundlich und dabei doch ehrlich und gerade heraus. Er ist für mich ein wirklich großer Mann und Schauspieler gewesen. Es gibt nur wenige dieser Art und die Film- und Fernsehszene ist durch seinen Tod ärmer geworden und die Menschen, die ihn liebten, werden ihn immer vermissen, aber in unseren Herzen und in seinen Filmen, die wir weiterhin sehen können, wird er immer weiterleben.
 
Empfehlenswert auch unbedingt die Filme:
 
Sehnsucht
Ende der Unschuld
Hälfte des Lebens!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:26

Regen,
der leise fällt,
ein Wort nur
und ich wäre bereit
Garantie?
Wofür?
Dass es immer so bleibt?
Regen,
der leise fällt
und der Tod,
den ich schon kenne,
kommt mir
ganz einfach
auf der Treppe
entgegen
und ich dachte,
ich hätte noch
Zeit
Um glücklich
Zu sein
Allein
oder zu Zweit!


Roeschen

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:26
Der Mensch will sein eigenes Leben immer kontrollieren. Er will es in der Hand haben, es steuern, festlegen, wohin es gehen soll, wie seine Zukunft auszusehen hat. Gerade in den letzten Monaten ist mir das wieder besonders klar geworden. Ich hab schon junge Leute erlebt, die dann älter geworden, mit einer riesigen Enttäuschung nicht zurecht gekommen sind, weil es nicht so gelaufen ist, wie sie sich das Leben angedacht haben. Da ist z.B. die Frau, sie hatte nach dem Abitur ihr Studium gemacht und dann einen Job in einer Marketingfirma bekommen. Sie ist relativ schnell aufgestiegen, hat Karriere gemacht, viel rumgekommen. Dann hatte sie „ihn“, den Mann ihrer Träume kennen gelernt und sie sind schnell zusammengezogen. Sie haben geplant und geplant. Wie lange noch der Job, dann das Häuschen, dann die Kinder. Die Kinder sollten mit Mitte dreißig kommen. Bis zu dieser Zeit lief alles genau nach Plan. Dann wurde sie schwanger, verlor das erste Kind und fiel in ein Loch. Nachdem sie es einigermaßen verarbeitet hatte, versuchte sie erneut schwanger zu werden. Es dauerte noch mal drei Jahre. Das Kind kam, aber sie kam nicht zurecht. Als die Kleine 2 Jahre alt war, verstarb ihr Mann ganz plötzlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für sie ist in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen. Sie ist jetzt 42 Jahre alt und kommt nicht mehr klar. Hat sich total zurückgezogen, lebt nur noch in den Tag hinein, ohne Sinn und Ziel. Das Kind wird teilweise von ihrer Mutter erzogen. Gerade an diesem Beispiel wurde mir sehr deutlich, dass man zwar planen kann, aber dass das Leben einem oft einen Strich durch die Rechnung macht und wie wir dann damit umgehen, ist die große Frage. Meistens entsteht ein Gefühl der Ohnmacht.
 
Ich selber erlebe diese Ohnmacht auch gerade in der Beziehung zu meiner Mutter. Was macht man mit einem Menschen, der sterben wird, der nicht weiß, wie lange er noch zu leben hat, aber der trotzdem alles, was man ihm anbietet, ablehnt. Der sich verbarrikadiert hinter seiner Verstocktheit. Gerade jetzt wird mir wieder bewusst, wie viele Situationen es in meinem Leben gab, an denen ich ohnmächtig davor stand. Die ich nicht mit in meine Lebensplanungen mit hingenommen habe, die einfach auf mich zugekommen sind, ungewollt. Ich erinnere mich auch sehr genau an die Zeit, als meine Tochter flügge wurde. Sie die ersten Nächte spät nach haus kam, wie ich in irrationalen Ängsten nachts am Fenster gestanden habe, hinausgeschaut habe, sie versucht habe anzurufen, weil ich kontrollieren wollte, ob alles gut war. Das war ein Lernprozess damals für mich. Die Kontrolle aufzugeben und Vertrauen zu haben in das, was geschieht. Loszulassen und daran zu glauben, dass es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, die möglicherweise sogar vorbestimmt sind und auf die ich keinen Einfluss habe, sei es nun positiv oder negativ. Ich habe es gelernt und von da an ging es uns beiden besser, meiner Tochter und mir. Dann reiste sie alleine ein Jahr durch Australien, auch hier kam dann wieder ein ähnliches ängstliches Kontrollverhalten durch. Ich rief sie sehr oft an und auch hier wieder der erneute Lernprozess, zu akzeptieren, sie ist am anderen Ende der Welt und ich habe keinen Einfluss auf ihr Leben, außer dass ich ihr gute Gedanken und Vertrauen sende, daran, dass sie es meistern wird. Hat sie dann ja auch, Gott sei Dank und ist gereift und selbstbewusst nach Hause zurückgekommen.
 
In dem Falle meiner Mutter lerne ich es gerade auch. Es gibt Situationen, wo ich so verzweifelt bin, wenn ich sie am anderen Ende des Telefons höre, wenn sie weint, wenn alte Geschichten wieder aufbrechen und der Schmerz sich in meinem Körper breit macht. Ich will etwas tun, aber kann nichts tun, außer loslassen und vertrauen darauf, dass alles seinen Weg geht.
 
Auch mein Leben kann ich mit Plänen für die Zukunft bestücken, aber ich habe mittlerweile gelernt, dass es jeden Moment anders kommen kann. Ein Beispiel war der Montagabend, als ich von der Arbeit nach einem langen Tag, ich war vor der Arbeit noch in Bergheim bei der Mutter, mit dem Auto nach Hause fuhr. Ich muss zugeben, ich fühlte mich sehr schwer, von all den Dingen, die passiert waren in den letzten Wochen. Man versucht stark zu sein, nimmt auf, Gefühle, Worte und Gedanken, aber man funktioniert weiter, geht ja auch nicht anders. So fuhr ich also, endlich erleichtert, den Arbeitstag hinter mich zu lassen, Richtung Nippes. An der Ecke Weißenburgstrasse/Hülchratherstrasse fuhr ich geradeaus, ein bisschen verträumt muss ich zugeben. Und plötzlich quietschte es und ich sah nur noch, wie kurz vor meinem Auto ein schwarzer Mercedes zum Stehen kam. Mein ganzer Körper zitterte und ich war nicht fähig auszusteigen. Ich saß in Tränen ausgebrochen hinter dem Steuer und der Fahrer öffnete meine Türe und sprach mich, selber auch vom Schock gezeichnet, ganz leise an, gab mir die Hand und holte mich aus dem Wagen. Es war Gott sei dank nichts passiert, wir standen eine Weile und sprachen miteinander. Als ich mich wieder etwas gefestigt hatte, gab er mir noch seine Adresse, bat mich um meine. Gestern bekam ich einen Blumenstrauß von ihm, den er mir in die Buchhandlung brachte. Ich fand das sehr sehr nett. Er hatte einfach die rote Ampel überfahren, war selbst in seinen Träumen versunken. So kann es gehen, dachte ich auch dieses Mal wieder. Ich habe nichts unter Kontrolle, es ist alles eine Illusion. Man denkt nur, man sei Herr seines Lebens, vielleicht für Momente ist das ja auch so, aber im Großen und Ganzen sind wir immer ausgeliefert auch an eine höhere Gewalt.
 
Ich weiß jetzt auch, warum ich nicht so gerne Aufzug fahre. Ich kann es nicht ertragen in kleinen geschlossenen Räumen zu sitzen. Alte Kindheitsängste kommen dann immer wieder in mir durch. Daher laufe ich fast immer zu Fuß die Treppen hoch, selbst in den zehnten Stock. Aber gestern erlebte ich eine Situation, da war der Körper so müde, das ich wegen eines Buches, dass ich zu einem Kunden bringen musste und der im achten Stock eines Hochhauses wohnte, einen Aufzug nach langer Zeit wieder betreten habe. Ich erinnere mich genau an meine Gefühle. Ich drückte auf den Knopf, um den Aufzug runterzuholen. Ein kleiner Spalt an der Tür ließ mich sehen, dass er vor mir stand. Ich öffnete die Türe, meine Knie zitterten und ich betrat den wirklich sehr kleinen Raum. Die Tür ging zu und es zog sich noch mal eine kleine geschlossene Innentür davor. Ich musste einmal tief durchatmen und dann begann der Aufzug sich langsam zu bewegen. Zuerst gingen mir die alten Angstprojektionen wieder durch den Kopf, wenn der jetzt stecken bleibt, wenn jetzt ein Feuer ausbricht. Ich begann wieder durchzuatmen und ganz plötzlich lösten sich der Krampf und die Verspannung, weil ich innerlich aufgegeben habe. Ich hatte mich ganz bewusst dem übergeben, was passieren könnte. Na und, hab ich gedacht, wenn es jetzt passiert, dann kannst du auch nichts mehr machen. Dann ist das eben so. Von dieser Sekunde an, fühlte ich mich plötzlich sehr befreit, alle Ängste waren weg. Merkwürdigerweise habe ich mich in diesen Sekunden so sicher wie noch nie gefühlt. Im Gegenteil, es machte mir plötzlich sogar große Freude in diesem kleinen Raum zu stehen. Ein Gedanke überfiel mich, wie es jetzt wäre, wenn ich mich einfach in die Ecke kauern könnte, um mit dem Aufzug immer tiefer und tiefer und tiefer zu fahren. Ich mit mir allein. Niemand der an mich herankommt. Ich mir selber ausgesetzt, meinen Gedanken, meinen Gefühlen und meinem Denken. Das war ein so unbeschreibliches schönes Erlebnis, weil es mir zeigte, dass es stimmt, dass man die Kontrolle abgeben kann, sich vertrauensvoll an das, was geschehen soll, übergeben kann und weil es dann keine Kraft mehr kostet. Außerdem zeigte mir dieser Moment auch, wie sehr ich mich danach sehne, einmal wieder ganz bei mir sein zu dürfen, ohne die Ansprüche von außen und das was mir das Leben so schwer macht, was oft so kräftezehrend ist.
 
Wir haben keine Kontrolle über unser Leben, wir denken es nur. Alles hat seinen Plan im großen Weltenall, unser Schicksal verbunden mit den Schicksalen der Menschen, denen wir begegnen. Und ich betrachte es als momentanes Geschenk diese Haltung zu haben, ohnmächtig sein zu dürfen und dass die Zeit für mich arbeiten wird.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:25
Hallo! Eigentlich wollte ich gestern schon einen Beitrag reinstellen, aber das System hat gepatzt! Als ich auf "Absenden" drückte, war ich plötzlich ausgeloggt und da war der Beitrag futsch! Na ja, sollte wohl nicht sein!
 
Jedenfalls mit dem ersten Tag des Urlaubs war alles an mir abgefallen. Alle Belastungen der letzten Wochen konnte ich gut loslassen. In der Frühe hab ich mich auf den Weg gemacht! Die Strassen in Nippes waren noch leer, ab und zu ein Frühaufsteher oder ein "Übriggebliebener" von der Nacht, schläfrig, übernächtigt, irgendwie desillusioniert.
 
Am Bahnhof dann das Rad samt Gepäck die Treppen hoch geschleppt, da ich vor lauter Aufregung den Aufzug nicht gefunden hatte. Oben erwartete mich schon das ohrenbetäubende Quitschen der Zugbremsen und das Vorbeirasen der Züge. Endlich konnte nun auch ein Croissant essen, denn die Bäckereien in Nippes waren noch zu. Ein kleiner Plausch mit den bereits anwesenden und ebenfalls auf den Zug wartenden Fahrgästen verkürtzte mir die Zeit. Ich weiß nicht warum, aber die Leute erzählen mir immer ihre ganze Lebensgeschichte innerhalb von fünf Minuten. Ich glaub, ich nehm das nächste Mal ne Beichtstola mit. Endlich kam der Zug. Erst die Taschen und den Rucksack, dann noch mal raus und das Fahrrad reingehoben. Klappte alles, wie am Schnürchen. Ich hatte mich mal wieder völlig umsonst aufgeregt.
 
Einen schönen Fensterplatz hatte ich auch gefunden, sogar mit einem kleinen Tischchen. Endlich ging es los. Noch ein letzter Blick auf den Dom, den Rhein, dann sank ich nach hinten, machte die Augen zu und konnte es nicht fassen. Es war wahr geworden. Ich verreiste alleine! Es war wunderbar, dieses Gefühl.
 
In Düsseldorf stieg eine Schar lärmender und schnattender Frauen dazu. die Gesprächsfetzen, die ich auffange, sind belanglos und ich wollte mich ihnen nicht ausliefern. Daher zog ich den I-Pod an. Ich hörte gerade Ben Harper, The better way, und plötzlich mußte ich einfach einmal laut juchzen:"genial, einfach genial"! Die Leute um mich herum schauten ein wenig überrascht. Es war mir egal.
 
Musikhörend und träumend schau ich aus dem Fenster. Das Reisen mit dem Zug hat eine ganz besondere Qualität. Der Urlaub beginnt sofort mit dem Anfahren des Zuges. Alle Gedanken, Gefühle und Erinnerungen verweben mit den Landschaftsbildern. Eine schöne Zeit um Abstand zu gewinnen.
 
Merkwürdigerweise kamen mir Gedanken ans Sterben. Manch einer stirbt schnell, von jetzt auf gleich. Andere wiederum treten eine längere Reise an, um sich zu verabnschieden. Es bleibt ihnen eine Zeit zum Loslassen. Aber genug, dachte ich, ich widmete meine Gedanken wieder der Landschaft und der Menschen um mich herum zu. Wohin sie wohl fahren?
 
So wie ich, in Urlaub, oder vielleicht zu ihrer Liebe, die schon sehnsüchtig wartet. Jedenfalls schauten die meisten Gesichter freundlich, ruhig und gelassen aus. Die einen Zeitung oder ein Buch lesend, bis natürlich auf die Frauengruppe, dieunaufhörlich weiter schnatterte, andere wiederum schauen aus dem Fenster. Irgendweann holte ich mir einen Kaffee, der erste an diesem Morgen. Dann schrieb ich in mein Tagebuch. Die Zeit verging wie im Fluge.
 
Die Sonne schien immer noch. Ich war voller Freude. Um 11.1o uhr dann pünklich Ankommen in Hamburg, Hauptbahnhof. Wieder das Procedere mit dem Rad und dem Gepäck. Dieses Mal fühlte ich mich ein wenig gestreßt, denn es war schon recht heiß.
 
Als ich aus dem Bahnhof herauskam, traf mich fast der Schlag. Was war denn da los? Bunt, frivol und halbnackte Menschen, schrill geschminkt liefen auf der Straße rum. Ach du liebe Güte, dachte ich, es war CSD in Hamburg. Na wunderbar! Schnell suchte ich mir den Weg zu meiner Pension. Angekommen klingelte ich und erblickte so ca. 3o eng verwinkelte Holz-Treppenstufen nach oben. Puh und das mit dem ganzen Gepäck. EIn Mann kam herunter und fragte mich, ob ich ein Einzelzimmer reserviert hätte. Ja, sagte ich. Na dann Mahlzeit, meinte er. Dann müssen sie in den fünften Stock. Eine Müdigkeit überfiel mich plötzlich.
 
Oben endlich angekommen fiel ich sofort aufs Bett und schlief sofort ein, eine halbe Stunde war es bestimmt, bis ich vom Surren meines Handy geweckt wurde, eine SMS hatte sich angesagt. Ich griff nach dem Handy, schaute und war hocherfreut, ja sehr glücklich. Gute Botschaften hört man doch gerne, oder?
 
Das Zimmer schaute ich mir danach erst an. Es war mini.klein, ein Fenster hoch oben, fast bis zur Decke. Es erinnerte an eine Kloster-Klausur. Aber es war gut, alles war gut., Ich war zufrieden. Dann hörte ich plötzlich Kirchenglocken läuten, ganz nah. Also doch Klosterklausur, dachte ich.
 
Dann machte ich mich frisch, der Magen meldete sich langsam, ging runter und machte einen Gang durch die Stadt. Landete sofort in der Fußgängerzone, Alster-Arkaden, alle Geschäfte mit teuren Auslgen. Menschen flanierten, schöne Frauen tragen Taschen mit ihren begehrten Objekten nach Hause. Auf dem Platz vor dem Rathaus Schützenfest, auch das noch. Ich flüchtete regelrecht. Überall an jeder Ecke das Gewummere von Lautsprecherboxen, der Stadtmensch ist vergnügungssüchtig. Eine Werbebotschaft fiel mir ins Auge:"Machen sie ihre Welt lauter"! Na super, dachte ich, lauter geht ja nicht mehr.
 
Am Gänsemarklt angekommen, ging ich in ein kleines italienisches Restaurant, gönnte mir ein Glas Weißweinschorle und eine Pasta und schaute dem bunten Treiben noch ein wenig zu.
 
Nach einer Stunde holte ich mein Rad und ließ den Rummel hinter mich. Fuhr zuerst in die Speicherstadt, die mich immer wieder fasziniert mit ihren vielen Museen, dann weiter am Hafen entlang. Dort sehe ich zumeiner Linken ein kleines Traumschiff mit Namen Aida. Sah schon klasse aus, aber für mich wär das nichts.
 
Ich fuhr weiter die Uferpromenade entlang, finde unterwegs ein ruhiges Plätzchen mit Blick auf die große Hafenanlage, setze mich auf ein Mäuerchen und träumte vor mich hin. Ich fühlte mich glücklich!
 
Weiter gings, unterwegs kam ich an den buntbamlten Graffity-Häusern vorbei, die früher von Hausbesetzern belagert waren. Ich fand sie immer schon sehr schön,und auch heute übten sie noch denselben Reiz auf mich aus. Ich stieg vom Rad, um mir eines näher anzuschauen. Vor einem Haus, mit schön angelegtem Garten standen ein paar Leute herum. Ich kam mit ihnen ins Gespräch und sie erzählen mir, dass mittlerweile einige der ehemaligen Hausbesetzer zu Hauseigentümern geworden sind. Sogar ein bekannter Künstler, mit Namen Richter, ist aus ihren Reihen hervorgegangen. So kann es gehen, dachte ich. Sie luden mich zu einem Kaffee ein, als ich ihnen auf ihre Frage, woher ich komme, Antwort gab. Nach einer halben Stunde machte ich mich wieder auf den Weg.
 
Fahre weiter quer durch Hamburg und komme ganz in der Nähe vom Hauptbahnhof in ein Geschäftsviertel, dass nur von türkischen, persischen und griechischen Landsleuten betrieben wird. So nah am Zentrum dachte ich, da soll mal einer noch was über Köln-Ehrenfeld sagen.
 
Mittlerweile ist es fast 17.3o Uhr und ich fuhr zurück zur Pension. Unten in der Kneipe bestellte ich mir noch ein Bierchen und ließ den Tag ausklingen.
 
Als ich an der Rezeption vorbeikam, sah ich ein Hinweisschlild, das Internetzugang möglich war. Klar, konnte ich es nicht lassen und schaute meine Mails an und warf auch einen Blick in den Blog.
 
Danach fiel ich ins Bett, las noch eine Weile in meinem Buch. Ach ja, Abendessen fiel aus, ein bißchen Studenfutter, denn mein Budgett von diesem Tage war leider schon leicht überschritten.
 
Am Anderen Tag, also heute morgen o8.oo Uhr ging es dann zur ersten Tour los. Aber vielleicht davon später!
 

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