Ich also ran an die Arbeit. Ca. 9o Umschläge habe ich handbeschriftet. Dann fehlen weitere Umschläge. Auftrag von der Chefin:" Wenn DU in die Pause gehst bringe bitte die restlichen Umschläge mit!" "
Es ist 12.3o Uhr, ich will los und plötzlich drückt sie mir die Umschläge in die Hand und meint, ich solle die schon mal einwerfen. Gesagt getan! Ich komme lustig aus der Pause wieder, meine Kollegin kommt und gibt mir die Einladungen! Juchhu, sag ich zu ihr, das ist ja jetzt mal ein Spaß! Dann hab ich also die Briefumschläge leer in den Kasten geworfen. Juchhu! Klar, ich hätte es kontrollieren müssen, sollen, was weiß ich. Jetzt ist nix mehr zu ändern. Die Umschläge fott.
Also, ich mich wieder aufs Rad geschwungen, zur Post geradelt und dem Schalterbeamten mein Problem erklärt. Nun, meint er, da kann man nix machen! "Wie?", sag ich, "können Sie den Briefkasten nicht einfach öffnen?". "Nö", sagt er, " das kann nur der "Abholer!". "Aha", antworte ich ihm "und wann kommt der?"
"Keine Ahnung", antwortet er mir," so zwei bis dreimal am Tag!". "Und?, kann man den nicht anrufen, bzw. die Stelle, die dafür zuständig ist?"
Dann gibt er mir ne Telefonnummer, ich radele wieder in den Laden zurück und versuche dort anzurufen. Es vergehen drei Stunden, aber niemand geht an den Apparat. Ich verzweifele langsam. Ich rufe die Auskunft an und lasse mir die Nummer von der Post geben. Ich bekomme auch eine, rufe an und erzähle dem Mann am anderen Apparat mein Problem. Der sagte mir doch glatt, er sitze in Kiel und er könne mir keine Nummer der Postzweigstelle in der Christinastraße geben!
Ich frage ihn, wieso nicht! Dann gibt er mir folgende Erklärung:
Die Schalterbeamten in der Zweigstelle hätten kein Telefon, zumindetens keins, an dem sie Kundengespräche führen können, weil sie nicht gleichzeitig beides bedienen könnten, die Kunden am Schalter und ein Telefon!"
Ich muß sagen, ich bin geplättet! "Aha", antworte ich ihm, "dann kann ich jetzt wohl auch kein Telefongespräch mehr annehmen in meiner Buchhandlung, wenn ein Kunde im Laden steht!" Ich fasse es nicht! Ne Poststelle, die man telefonisch nicht erreichen kann, so was! Dann meint er, er könne sich "meine " Telefonnummer notieren, dann wird er eine E-Mail an die besagte Zweigstelle schreiben und dann müsse ich abwarten, bis jemand mich anruft!
Ich muß sagen, ich war sprachlos! Also, ein Mitarbeiter eines Call-Centers in Kiel, muß einem Mitarbeiter in einer Zweigstelle in Köln-Nippes eine E-Mail schreiben, damit dieser wiederum Kontakt mit einem Kunden aufnehmen kann, so was!
Nun gut, ich warte und warte auf den Anruf. Nichts passiert. Also greife ich wieder zum Hörer, rufe wieder die Nummer an, dieses Mal eine Mitarbeiterin am Apparat. "Hören Sie mal, bin ich jetzt wieder mit Kiel verbunden?" Die meint, nein das nicht, will mir aber auch nicht sagen, mit welcher Stadt ich jetzt verbunden bin. Ich erzähle das ganze Procedere noch einmal. Aber sie kann mir auch nicht helfen. Ruft den Vorgang im PC ab und meint, ich müsse einfach auf den Anruf warten. Na super!
In der Zwischenzeit radele ich wieder zur Zweigstelle! Ich schaue auf den Briefkasten und sehe, da steht: Leerung Mo-Fr 18.oo Uhr. Ich also wieder an den Schalter. Ich spreche den vorher kontaktierten Mann an und sage ihm, wieso er mir sagt, der Abholer käme zwei bis drei Mal am Tag, wenn doch da steht 18.oo Uhr. Darauf weiß er keine Antwort, aber seine Kollegin sagt mir, das stimme nicht, der kommt meistens um die Zeit, wenn wir die Postelle nach Dienstschluß verlassen. "Und wann ist das?", meine Frage. Sie antwortet mir, so gegen 19.oo Uhr. O.k. denke ich, dann komme ich halt nachher wieder, so gegen 18.45 Uhr und stelle mich vor den Briefkasten und warte solange!
Gegen 17.55 Uhr klingelt das Telefon, am Apparat die Schalterfrau! Es täte ihr leid, der Abholer sei gerade, als ich fünf Minuten weg war, gekommen. Ich glaub es nicht! "Und jetzt?" meine Frage! "Ja, da kann man nichts mehr machen!" Dann holt sie aber doch eine Nummer von der Verteilerstelle, übrigens wieder eine andere, wie die, die der Kollege mir am Vormittag gegeben hat und bittet mich, dort doch einmal anzurufen.
Gesagt getan! Ich bekomme auch gleich jemanden an den Apparat, erkläre ihm den Vorgang und bekomme zur Antwort:" Da hätten Sie früher anrufen müssen", jezt kann man nichts mehr machen! JA, wie soll ich Sie früher anrufen, wenn mir niemand ihre Nummer sagen kann! Darauf weiß er auch keine Antwort!
Ich merke langsam, wie mir der Hals schwillt und denke, das gibt es doch wohl nicht. Nun denn, auch dieser Mensch bemüht sich, läßt sich meine Nummer geben und meint, wenn er was für mich tun könne, würde er anrufen!
Ich warte bis 19.oo Uhr, nix passiert.
Meine junge Kollegin sitzt derweil im Hintergrund und hat den ganzen Tag was zu Lachen. Ne schön, meint sie zu mir, wirklich schön, dich lamentieren zu hören. Jau, sag ich, Hauptsache wir hatten was zu lachen!
Ende der Fahnenstange. Die Briefe sind futsch, 55,--€ zum Fenster raus. Und die Post kann nichts dafür.
Ich muß schon sagen, nicht nur, dass man Stunden anstehen muß, um überhaupt in der Zweigstelle bedient zu werden, nein, Probleme können nicht gelöst werden, weil "Niemand" etwas weiß, nach dem Motto. Mein Name ist Hase, ich weiß von nix!".
Anrufe über Callcenter, die ebenfalls von nix ne Ahnung haben und das nennt sich "Post!".
Das war mal ne Erfahrung, die habe ich gebraucht! Wenn wir in unserer Buchhandlung so mit Problemen und Kunden umgingen, hätten wir längst dicht gemacht.