
Die andere Seite der Hoffnung
P.S. Die Doku üpber Aki Kaurismäki ist noch zu finden in der arte-mediathek
Ein gelungener Kinoabend, um so mehr, als dass ich sogar noch ein persönliches weiteres gutes Erlebnis hatte. Ich habe nämlich einen Job in diesem Kino angeboten bekommen, wenn auch nur aushilfsweise, aber ich fands lustig und werd mal drüber nachdenken:)
Endlich ist Sonntag. Seit Wochen nun warte ich auf diesen Tag. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste. Ich kann mich sowas von auf etwas freuen, dass ich mich manchmal selber nicht aushalten kann mit der ganzen Vorfreude:)
Und ich frag mich immer, was sind das für Menschen, die mit Filmen von Jim Jarmusch nix anfangen können,-) Ich meine, ich hab nix gegen Leute, die gerne Mainstream-Filme gucken, mach ich ja auch manchmal. Auch dort finde ich zu weilen Perlen.
Für mich gibt es jedoch nur zwei Regisseure, für deren Filme ich meilenweilt gehen würde und das sind Kaurismäkki und Jarmusch. So ist es. Beide haben diese Liebe zum Detail, ihre Filme wirken wie ein einziges grosses Bild in das sich vertieft und so viel herausgelesen werden kann.
Und Sonntag war es jetzt endlich soweit. Ich hatte Karten reserviert, um auf Nummer sicher zu gehen. Da ich meinem Sohnemann zum Geburtstag Zeit geschenkt habe zu einer gemeinsamen Unternehmung, sind wir zusammen ins Kino. Die Fahrt mit der Strassenbahn war vergnüglich und ging wie im Flug herum, weil ein netter Herr mich einlud, mit auf seiner Karte zu fahren als er sah, wie der Automat ein bisserl zickig war und nicht so wollte, wie es es gern brauchte,-) Und erzählt hat der, jösses, ich weiss jetzt Bescheid, über alles,-)
Im Kino angekommen schon Schlangenbildung. Herjeh, so was hab ich lange nicht mehr erlebt. Meistens sitz ich mit 8 bis 10 Leuten im Vorführsaal. Aber das war ja auch Frankfurt, da kann man ja auch nix anderes erwarten,-) Köln ist da schon anders:)
Und da sitze ich nun in der vierten Reihe und beweg mich keinen Milimeter mehr und das bleibt auch so während des ganzen Films. Nur einmal, ganz kurz, da schau ich nach rechts, nein, es war sogar zwei Mal, weil...ich hörte, wie eine von den beiden Frauen, die neben mir saßen, so merkwürdige Geräusche von sich gab. Ein Pffff.....und chhhhhh....ich wollte meinen Ohren nicht trauen, da musste ich ja gucken,-) und tatsächlich ihr Kopf war auf die Rücklehne gesunken, die Augen zu, schnarchte sie vor sich hin. Ganz schnell, aber wirklich ganz schnell musste ich mir ein Prusten unterdrücken, es war zu komisch:) Unfassbar, dachte ich, wie kann bei diesem Film eingeschlafen werden. Irgendwann wurde es wieder still, ich schaute nochmal und da war sie in einen tiefen und festen Schlaf überhegangen, kein Geräusch mehr. Gut, ich wollte auch nicht weiter abgelenkt werden,-)
Denn der Film war ein Traum. Jedenfalls, ich fühlte mich wie in einem Traum, in dem ich dem ruhigen und stillen Leben des Protagonisten namens *Paterson*, der in einer Stadt mit gleichem Namen, Paterson, sein Leben lebte, nicht allein, sondern mit seiner Frau *Laura*, die er liebte. Woran man Liebe erkennt fragt der Mensch sich doch manchmal. Jarmusch hat es gezeigt. Beim Aufwachen beider Liebenden. Wie sie am Morgen beim Erwachen nebeneinander liegen und der eine zärtlich beim anderen ist, ohne viel Worte. Jedenfalls es ist ein Merkmal der Liebe, finde ich jedenfalls. Und da der Film an sieben aufeinanderfolgenden Tagen im Leben von Paterson spielt, zeigt er jeden Morgen das Erwachen dieser beiden Liebenden, in kleinen abgewandelten Szenen. Ein wenig erinnerte mich diese Einstellung an die beiden liebenden Vampire im Film Only Lovers left alive von Jarmusch. Aber das macht gar nichts, weil es so ein inniges Bild ist, dass es ruhig mehrere Male verwendet werden darf und kann, da es an Ausdruckskraft gar nicht mehr zu toppen ist.
Paterson erwacht jeden Morgen um die selbe Zeit, zieht sich an, nimmt sein Frühstück zu sich, geht jeden Morgen den gleichen Weg zu seiner Arbeitsstelle, einem Busbahnhof, wo er seinen Bus abholt. Dort erwartet ihn jedes Mal ein Kollege, der ihm auf Patersons Nachfrage Tag für Tag eine neue Leidensgeschichte seines Lebens erzählt, die zwar inhaltsreich, dennoch in nur einem Satz erzählt wird. Das wars. Der Film ist auch wortkarg. Vor seiner Fahrt schreibt Paterson in sein geheimes Notizbuch ein Gedicht. Paterson ist nämlich ein Poet, er schreibt Gedichte. Und das ist schon die Poesie schlechthin, ein Busfahrer, der Gedichte schreibt. Ich dachte, es ist nur ein Film, jedoch, der Mensch darf nicht unterschätzen, was so in manchem Zeitgenossen, der einer ganz normalen Beschäftigung nachgeht, noch so alles schlummert und was er in seiner Freizeit für Charismen lebt, damit meine ich jetzt Nicht Baumärkte und Hobbykeller,-). Obwohl, auch Paterson hat einen Hobbykeller, in den er nach seiner Arbeit manchmal entschwindet. Aber dort liegen alle seine Schätze, seine Lyrikbände seiner sämtlich von ihm geliebten Lyrikern, allen voran * William Carlos Williams*, der in seiner Heimatstadt Paterson/New Jersey gelebt und gedichtet hat. Somit setzt Paterson seiner täglichen Routinearbeit ein Gegengewicht. Gegengewichte zu schaffen im Leben ist sehr wichtig, denn wenige Menschen besitzen die Freiheit, einer Arbeit nachzugehen, in der sie wirklich aufgehen. Zumeist ist die Arbeit ein Broterwerb, ohne die es nicht geht und in vielen Fällen sind es eben Beschäftigungen, die nicht vom Zauber und der Freude durchdrungen sind, jedoch genau diese Gegengewichte ermöglichen es dem Menschen zu tun, was getan werden muss, so empfinde ich das jedenfalls.
Ich bin nicht nur verliebt in den Film, sondern auch in den Protagonisten, weil....er ist ein Mensch, der ruhig und besonnen durch das Leben geht. Wenig Worte findet er zu allem, Meinungen und Ratschäge liegen ihm fern. Er ist ein Zuhörer und Beobachter. Als ich mit meinem Sohnemann nach dem Film ein wenig geredet habe, kam heraus, dass er von diesem Typ Mensch nicht so angetan sei. Ich glaube jedoch, er hat ihn nicht verstanden. Er war der Meinung, es sei eher kein gutes Merkmal, wenn ein Mensch zu nichts und allem eine Meinung vertreten bzw. nicht Stellung abgeben würde. Ich denke jedoch, dass das gar nicht so wichtig ist. Das Gewicht des Zuhörens wiegt viel schwerer. Das können nämlich die wenigsten Menschen. Und Paterson hat ja seine ganz besondere Art, eine Reaktion zu zeigen, auf alles, was er wahrnimmt. Er schreibt ja, seine Gedichte drücken seine Empfindungen und Gedanken aus. Und die Menschen, die ihn kennen, wissen das und schätzen ihn daher, sie erwarten auch gar nichts anderes von ihm. Sie wissen, was in ihm webt, welche Tiefen er hat. So zeigt Jarmusch auch, dass es Nähe zwischen Menschen geben kann, auch wenn der andere nicht viel zu sagen hat, jedenfalls direkt nicht, sondern auf seine indirekte Art und Weise. Und dann, wenn es wirklich einmal ganz besonders wichtig ist einzuschreiten, schreckt auch Paterson nicht zurück. Dies wird in einer Szene im Film sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, die ich nun aber nicht verraten möchte.
Mit seinen Gedichten drückt Paterson auch seine Liebe zu seiner Frau Laura aus. Er lehnt sich in diesem Bezug an den großen Dichter Petrarca an, der seine Liebesgedichte an seine Liebe, die ebenfalls *Laura* hiess, schrieb.
Die Liebe der Beiden ist groß, weil, unterschiedlich können Charaktere zweier Liebenden gar nicht sein. Paterson, der ruhige, stille und besonnene Mann und Laura, die extrovertierte, emotionsgeladene und ständig neue Ideen entwickelnde Lebenspartnerin. Keiner der Beiden möchte den andern verändern. In liebevoller Weise gehen Beide mit den Verschrobenheiten des anderen um, es gibt keine Kritik an irgendeinem Tun des anderen. Mein Sohnemann meinte nach dem Film, das ist doch komisch, man muss sich doch die Wahrheit sagen. Ich denke jedoch, was ist schon Wahrheit. Und ist sie denn immer hilfreich? Ich glaube es nicht. Manchmal ist ein Lassen ein stärkerer Ausdruck der Liebe, als ein Kritisieren. Und meistens kritisiert der Mensch ja eh nur, was er selber nicht versteht. Wer kann und will den Anderen denn schon verstehen. Ein schwierig Ding zumeist, und schlägt es fehl, wird oftmals viel zerbrochen und es gibt keine Zeit mehr, dass es heilen kann.
Nun, ich möchte nicht den ganzen Film erzählen, sonst schaut ihn sich mein geneigter Leser ja nicht an und das wär schade, denn man muss diesen Film, in dem man spazieren gehen kann, einfach gesehen haben. Hier findet eine Verzauberung statt, ein Leuchten in all den alltäglichen Dingen, die zu sehen sind. 7 Wochentage im Leben des Paterson, 7 Tage, in denen eigentlich nichts geschieht und dennoch 7 Tage, die erlebt werden können, die voller Spannung sind, mehr als ein Krimi, für mich jedenfalls, es in einem auslösen kann. 7 Tage, an dem jeder einzelne mit einem Gedicht beginnt.
Ach und einen Protagonisten hab ich ja ganz vergessen, der einfach absolut umwerfend ist,-) Paterson und Laura haben einen Hund, eine englische Dogge namens Marvin. Und welche gewichtige Rolle er in Jarmuschs Film spielt, verrate ich ebenfalls nicht, aber eines ist sicher, es kann sich nicht erwehrt werden, dass dieser Hund zum Lachen verleitet, und auch an den Stellen, wo es eigentlich nicht zum Lachen ist, jedenfalls den Protagonisten nicht. Jarmusch besitzt einfach die Gabe das in einem Augenblick erlebte Schwere in Leichtigkeit zu verwandeln, wenn nur in das Gesicht und die Bewegungen von Marvin geschaut wird. Einfach nur köstlich, wie er in einer Szene um die Ecke hereinschaut in einen Waschsalon, wo ein Rapper gerade seinen erdichteten Text rezitiert.
Musik und Lyrik, das ist der Stoff, aus dem das Leben ist, so empfinde ich das ja auch Tag für Tag in meiner kleinen Alltagspoesie. Gedanken sind nur in Dingen, so lautet eine Zeile des Gedichts *Paterson*, dass William Carlos William, Anfang der 40er Jahre geschrieben hatte. Und jeder Mensch ist sich selber eine ganze Stadt, auch dies seine Aussage.
Ich sag ja immer, in einem Menschen findet man die ganze Welt. Und wenn du keinen äußeren Reichtum hast, dann hast du immer noch den Reichtum in dir selbst, der dir das Leben lebendig und wertvoll erscheinen läßt.
Und so wie der Busfahrer Paterson mit seinem Erdichten ein Gegengewicht zur Alltagsroutine schafft, so ist dieser Jarmusch-Film für mich auch ein Gegengewicht zu meiner Alltagsroutine und gehört somit zur Poesie meines Alltags. Und sagte nicht der olle Nietzsche einmal: Leben ist auch ein Erdichten? Ich meine ja. Und alles, was dir begegnet ist es wert, erdichtet zu werden. Dichten ist gar nicht so schwer. William Carlos Williams hat es ganz einfach gemacht. Er hat gedichtet über Alltägliches. Das Alltägliche birgt viel Reichtum, der Mensch muss es nur zu entdecken wissen.
*Paterson* ein Film ohne viel Handlung und dennoch spannend und verzaubernd zugleich.
Ein Blick aus dem Fenster. Trübe Wolken am Himmel. Es schaute nach Regen aus. Manchmal hilft es nach schweren Momenten sich einfach zu bewegen, ganz woanders hingehen, sich einer Sache zu widmen, die einem hilft auch von all dem was gerade war, Abstand zu gewinnen. Was kann es da Besseres geben, als einen Kinobesuch.
Ich hatte eine kleine Rezension über den Film *Human* gelesen und auch den Trailer geschaut und war sogleich in den Bann gezogen, vor allen Dingen wegen der unfaßbar schönen Naturaufnahmen, die der Film zeigt. Der französische Fotograf und Journalist Yann Artrus- Bertrand hat einen Dokumentarfilm gedreht, in dem er durch die Welt gereist ist und Interviews mit über 2000 Menschen geführt hat. Der Film zeigt kleine Ausschnitte dieser Gespräche mit den Menschen verschiedener Nationen und Kulturen. Die Thematiken, die Fragen sind breit gefächert. Vom Sinn des Lebens, dem Glück, dem Leben und Sterben an sich, den erlittenen eigenen persönlichen Schicksalen der Menschen, der Armut und natürlich auch der Liebe. Unterbrochen werden diese Zeugnisse von wunderschönen Luftnaturaufnahmen.
Der Spaziergang zum Kino hat gut getan, obwohl es regnete und sich die Nässe etwas unangenehm anfühlte. Aber am Kino angelangt, mal wieder zu früh wie immer, hatte ich alles, was hinter mir lag, vergessen und nutzte die Wartezeit um einfach wie immer in die Welt um mich herum zu schauen. Und da stand sie plötzlich neben mir. Die kleine, hutzelige alte Dame. Wie sich später aus unserem Gespräch herausstellte, zählte sie schon 86 Lenze. Das sah man ihr gar nicht an. Einen ganzen und halben Kopf kleiner wie ich und ich bin ja nun schon nicht groß, mit ihrem dunkelgrauen Käppi, einer Jeans und Anorak angezogen sah sie aus wie ein junges Mädchen. Doch ja, ich sah auch das junge Mä#dchen in ihr. Das fand ich schön. Es gibt Menschen, die zwar alt werden, aber in ihrer Gestalt und ihren Gesichtern kann immer noch die Jugend abgelesen werden. Vielleicht heißt es daher auch Ewige Jugend. Und sie ist tatsächlich jung geblieben, diese kleine alte Dame. Sie sprühte so voller Lebensfreude und Antriebskraft. Zum Zahnarzt wolle sie, einen, den sie gut kennt und der an den Samstagen immer Sprechstunde hätte, das wäre sehr vorteiltaft, denn dann gäbe es keine langen Wartezeiten.
Und in der kurzen Zeit, in der wir beieinander standen, sie auf das Aufhören des Regens wartete, ich auf die Öffnung des Kinos, erzählte sie mir in Bruchstücken ihr Leben. Das sie es gut hatte, bei den Schwestern ihrer Mutter, die sie aufgezogen haben. Das sie hier in Frankfurt geboren wurde und niemals raus gekommen ist. Dass sie den Krieg gut überstanden hatte und dank der vielen Landschaftsgärtner und Bauern um Frankfurt herum, keine Not gelitten hat. Ihre Männer, zwei an der Zahl, habe sie verloren, sie hat sie sehr geliebt. Nun war sie die letzten 15 Jahre schon allein. Es hat sich nichts mehr ergeben mit einer nochmaligen Möglichkeit einer Zweisamkeit. Aber sie könne gut damit umgehen, sie lebe in einem Haus mit einer netten Hausgemeinschaft, vor allen Dingen der "Kümmeltürke", so sprach sie von ihm,-), sei ihr bester Freund und Nachbar. Wir mussten beide lachen bei dem Ausdruck. Ich erzählte ihr, dass mein Vater die türkischen Mitbürger auch immer so genannt hat. Nur bei ihm war es ein Schimpfen, bei der alten Dame war es eine zärtliche Liebkosung. Ich fand das schön:)
So war diese nette Begegnung mit der alten Dame eine wegweisende Einführung in den Film, den ich mir nun anschauen wollte. Denn auch dort wurde von Menschen ja das Leben erzählt. Wir verabschiedeten uns und sie gab mir mit auf den Weg, dass ich niemals das Lächeln verlieren sollte und den Dank an das Leben Tag für Tag. Und ein klein wenig erhob sie ihren Zeigefinger und meinte, liebe junge, Frau und schön das Rauchen sein lassen,-) Versprochen, sagte ich ihr noch,-)
Der Film hat versprochen, was ich von ihm erwartete und mir vorgestellt hatte. Ich hab mich berühren lassen von all den Lebensbeichten und Erzählungen. Vieles von dem, was gesagt wurde, habe ich selber auch erfahren oder im Laufe meines Lebens an Einsichten gewonnen. Dass das Glück oft nur Momente sind, aber dass es darum geht, zufrieden zu sein, mit dem, was ist. Dass Schweres überwunden werden kann, dass es Versöhnung gibt, auch wenn die Wunden immer bleiben und sie aufbrechen können, bei ähnlichen Erfahrungen in der Gegenwart, aber dass das nicht bedeutet, dass mit der Vergangenheit kein Friede geschlossen wurde.
Wenn so zugehört wird, was Menschen erleiden und dann sieht man, über was so manch ein Zeitgenosse sich aufregt oder herumnörgelt, dann wird man ganz still und denkt, du Narr, du hast dein Leben nicht begriffen. Ich möchte auch gar nicht so viel von dem erzählen, was gesagt wurde, sondern laß es offen, damit jeder, der sich den Film anschaut, seine ganz eigenen Eindrücke hat und sich genau von dem ansprechen läß, was ihm wichtig ist und war.
Der Film zeigt das Leben des Menschen, in seiner Individualität, aber auch in seiner Vielfalt, in all dem, was auf der Welt ist und herrscht vom Leben, Krieg, Zerstörung aber auch Paradiese. Und er läßt auf jeden Fall zurück, viel muss sich noch ändern überall. Und wenn Bertrand zwischen den Interviewsequenzen diese wunderschönen Naturaufnahmen zeigt, dann kommt der Gedanke einfach auf, dass es ein Muss ist, dass jeder Einzelne gefragt ist, daran teilzunehmen, diese Welt zu verändern, sei es in großen Aktionen oder einfach nur in seinem eigenen kleinen Lebensalltag. Jeder hat seinen eigenen Weg und sin eigenes Charisma, das er einsetzen soll.
Berührt, nachdenklich und erfüllt verließ ich das Kino. Zuhause bei meinen Recherchen über den Film hab ich noch entdeckt, dass man ihn bei you tube in der Originalfassung auch sehen kann. Es fehlen halt die deutschen Übersetzungen.
Ich gebe einen Link für alle Interessierten und zufällig in meine kleine Blogseite Hineinschauende:) https://www.youtube.com/watch?v=FLqft-ICVQo
Viel Freude beim Schauen!
Nach einem Einkauf fiel mein Blick auf eine Litfaßsäule. Ein großes Bild vom alten Didi Hallervorden mit der Überschrift:“ Sein letztes Rennen“ glotzte mich an. Ich konnte mich gar nicht wehren. So geht Werbung. Schon machte ich mir Gedanken. Was das wohl für ein Film ist? Hm..dachte ich, bestimmt wieder so ein sich aneinanderreihender Slapstick-Fetzen. Bin ich kein Typ für, ehrlich gesagt. Ich meine, als ich jung war, ganz jung, da gab es Dick und Doof, Pat und Patachon , die kleinen Strolche und später dann Jerry Lewis. Da konnte ich mich kringeln, ehrlich. Vielleicht auch war ich damals so empfänglich dafür, weil das wirkliche Leben so schwer war und Ablenkung gut tat. Das hat aber irgendwann aufgehört, das mit dem Ablenken wollen. Ernst ging ich mein Leben an, aufarbeiten wollte ich und ganz präsent wollte ich im Hier und Jetzt sein. Denn es war hart. Daher, nö, mit so nem Slapstick-Kram war mir nicht beizukommen. Dafür hatte ich nur noch ein müdes Lächeln. Daher war ich auch für den ollen Hallervorden überhaupt nicht empfänglich. Fand das nur doof, diese Blödelei. Hinzu kam, ich hatte auch lange Zeit keinen Fernseher. Daher entging mir wohl auch Palim Palim. Alle Welt redete davon, nur ich wusste nicht Bescheid. Erst jetzt, nach dieser Werbung auf dem Plakat hat mich ein Freund meines Vertrauens in die Weihen des Palim Palim Slapticks eingeweiht. Ehrlich muss ich zugeben, das war schon sehr, sehr lustig.
Aber „Sein Letztes Rennen“ war und ist kein Palim Palim. Das durfte ich erfahren. Er kann auch anders. Der Freund meines Vertrauens ist ein wirklicher Hallervorden-Fan und so haben wir ihn uns gemeinsam angeschaut den Film. Eine kurze Rezension in der Süddeutschen Zeitung hab ich mir noch einverleibt und dachte, gut, so schlecht kann der nicht sein, der Film. Lass ich mich mal drauf ein. Ich hatte ein gutes Gefühl, schon vorher.
Mein Gefühl hat sich wieder mal bestätigt. Es ist ein sehr schöner Film mit einem wunderbaren Didi Hallervorden. Ich glaube, er hat sich in dem Film selber gespielt, daher hat er sich wohl auch so bei den Dreharbeiten dafür eingesetzt. Hat sich richtig reingeworfen. 9 kg soll er abgenommen haben, als er für den Film das Laufen begann. In seinem Alter. Respekt. Denn so sportlich scheint der in seinem vorherigen Leben wohl nicht gewesen zu sein.
Jetzt ist es auch raus. Es geht nämlich ums Laufen, genauer gesagt ums Marathonlaufen. Hallervorden spielt die Rolle seines Lebens, wie ich finde. Er, der alte Paul Averhoff lebt noch mit seiner Frau in seinem Häuschen im Grünen. Aber es geht nicht mehr. Seine Frau ist pflegebedürftig. Averhoff schafft das nicht mehr. Die Tochter ist mit Beiden und ihrem eigenen Leben überfordert. Was bleibt ist das Altenheim. Schweren Herzens ziehen die Beiden um. Stumm und mit Widerständen versuchen sie sich einzuordnen. Seiner Frau fällt das scheinbar leichter. Sie weiß, dass ist ihre letzte Station. Da sitzen sie nun um den Tisch und sollen Kastanienmännchen basteln. Fürs Herbstfest. Auweia… Wie leblos und widerspenstig werkelt Averhoff herum, ist schließlich genervt und fragt, was das soll. Wie geht das denn weiter. Herbstfest, Winterfest, Frühlingsfest, Sommerfest. Das kann es doch wohl nicht sein. Schrecklich diese Möchte-gern-Dumpfbacken-arrogante –Entertain-Psychologin. Dieser Blick von ihr auf die Alten, denen sie ständig die Angst vor dem Dahinsiechen und dem Tod einreden will. Es läuft einem schauerlich über den Rücken, weil man denkt, genau solche Typen sind es, die einen einfach fertig machen wollen. Scheinbar hat die wohl selber ein Riesenproblem. Averhoff hat die Nase voll. Ich gehe, sagt er zu seiner Frau, und zwar nach Hause. Sie will nicht. Kannst ja nachkommen, sagt er ihr und marschiert davon. Ein Blick zurück, der gleichzeitig auch ein Blick auf die vielen Jahre ihres gemeinsam gelebten Lebens zum Ausdruck bringt, lässt ihn umkehren. Ne, das geht gar nicht. Also, was nun?
Er war ja der große legendäre Averhoff, der Marathon-Läufer, der Olympiasieger. Bilder des vergangenen Triumphes ziehen vor seinen Augen vorbei. Und da weiß er es. Er will und wird nochmal sein Bestes geben. Er will den Berlin-Marathon laufen. Herrlich. Doch, seine Frau und der Rest der Welt reagieren spöttisch, verständnislos, abwehrend, Einhalt gebietend. Er lässt sich nicht beirren und beginnt gegen alle Widerstände mit dem Training. Da kommt doch plötzlich Leben in die Bude. Gespannt verfolgen die Insassen, allesamt sympathisch, seine Läufe und ganz aus dem Häuschen sind sie, als Averhoff einen jungen Pfleger, dem man ansehen kann, dass er mit all den Abläufen von Zeitmanagement in der Pflege, dem Trübsinn, dem Fehlen von Menschlichkeit, sein Problem hat, herausfordert. 1o km sollen das Pensum sein. Wunderbar, was dann folgt. Seine Frau steht ihm wieder zur Seite. Sie war immer seine Trainerin. Geduldig sitzt sie auf der Bank mit der Stoppuhr in der Hand und spornt ihn an. Es ist hart, sehr hart. 3oo Mark und der Sieg ist dir, bietet ihm der junge Pfleger an. Aber da kennt man den legendären Averhoff nicht. Einen Sieg lässt der sich nicht schenken. Natürlich gewinnt er,-). Das Altenheim ist aus dem Häuschen. Da beginnt das Leben wieder zu flackern. Da kommt Hoffnung auf. Nicht nur für Averhoff, auch für sie, seine Frau, die sich schon ergeben hatte, stumm dem Getriebe des Seniorenalltags in einem Altenheim folgend.
Ich will jetzt den Film nicht zu Ende erzählen. Ihr sollt ihn Euch ja anschauen. Ihr müsst ihn Euch anschauen. Denn es ist zwar ein Film, nur ein Film. Aber in ihm entdeckt man so viel Wirklichkeit, das man gar nicht weiß, wo man anfangen soll mit dem Reden über all die Problematiken, die in einem langen Leben eines Menschen stecken und wie die Umwelt darauf reagiert, was sie entgegenzusetzen hat und wie man auch altes Leben noch gelingend und beglückend leben kann. Wie geht Leben. Wie geht gemeinsames Leben am Ende, wenn es schwer wird. Wie reagieren Angehörige. Wie sieht es in den Pflegeheimen aus.
Denn das, was Averhoff da in der letzten Phase seines Lebens noch einmal beginnt ist das Gegenteil von Resignation, Mutlosigkeit, Sprachlosigkeit und Bewegungsstarre. Es ist das pure Leben, prall voller Lebendigikeit, Glücksgefühle, Ernsthaftigkeit und Lebensfreude. Warum denn, verdammt noch mal auch nicht? Der Film hat eine Botschaft, eine ganz deutliche und klare.
Leben heißt nicht Stillstand. Leben bedeutet aktiv sein, sich bewegen, sich seinen Freuden und Leidenschaften, Hobbys , Talenten, Interessen mit all der Ernsthaftigkeit zuzuwenden, mit der man auch in jungen Jahren sein Dasein geführt hat. Und der Marathon ist doch letzten Endes in diesem Film nichts anderes wie ein Bild für das Leben des Menschen. Man startet, läuft los und dann geschieht all das unterwegs, was uns hochfliegen aber auch abstürzen lässt, was uns aufgeben lassen will, dann wieder Mut macht und weiter geht es. Es ist wohl nicht unbedingt der „Lauf in den Frieden“ wie der olle Erich Fromm es immer haben möchte. Ganz so ist es nicht, das Leben. Ich hab ja schon immer gesagt, das Leben ist auch Kampf, dass einem zuweilen unendlich viel Mühe kostet, aber wofür es sich lohnt, denn am Ende wartet doch auch der Siegeskranz. Wie dieser Siegeskranz für jeden Einzelnen ausschaut, ist sicher ganz individuell. Aber ganz bestimmt ist es ein Zurückschauen auf ein erfülltes Leben.
Schön ist der, der Film. Vielleicht schau ich ihn mir nochmal an. Dieter Hallervorden in einer ganz großen Rolle, wahrscheinlich der Rolle seines Lebens. Am Ende möchte man aufstehen, um ihm zuzurufen:“ Gut gemacht Didi“ Es liegt an uns, es gut zu machen, auch am Ende unseres Lebens!
Ähm... Schon mal was vom Bruttonationalglück gehört? Ich jedenfalls noch nie. Das Wort kannte ich bisher nicht. Bruttosozialprodukt... das schon eher. Obwohl es seit 1999 ja jetzt Bruttonationaleinkommen heißt. Wird ja, wie ich las, zweimal im Jahr von Wirtschaftsweisen ermittelt, um vorauszuberechnen, wie viel Einkommen der Mensch eines Landes wohl in nächster Zeit zur Verfügung hat. Ist ganz wichtig für unsere Volkswirtschaft,-) Von den Resultaten ausgehend kann die Wirtschaft aufbauen,-)...Für die Zukunft planen und so. Für die Politiker wohl ziemlich wichtig.
Wie viel ich verdiene, was ich zum Leben habe und darüber hinaus, ist schon wichtig, finde ich. Aber, wie ich auch erfahren habe, trägt es nicht unbedingt zu meinem Lebensglück bei. Es gibt Menschen mit hohen Einkommen, die nicht unbedingt glücklich sind mit dem, was sie haben. Andere wiederum haben sehr viel weniger, leben am Existenzminimum, sind aber durchaus glücklich. Sie machen den Wert ihres Lebensglück nicht vom Materiellen abhängig. Jetzt kann man sich fragen, was braucht der Mensch, um sich glücklich zu fühlen. Aber wer fragt sich das schon noch? Wen interessiert das überhaupt. Wenn ich manchmal so in die Welt schaue, mir das Leben der Menschen anschaue, denke ich mir oft, ob sie glücklich sind. Ob sie überhaupt danach fragen? Ob überhaupt, wenn nicht sie selber, irgendein anderer Mensch daran interessiert ist, zu erfahren, ob das Gegenüber glücklich ist oder was ihm zum Glücklichsein fehlt? Wen interessiert in unserer Gesellschaft eigentlich, ob die Menschen mit all dem, was sie haben und umgibt, mit der Art, wie sie leben, glücklich sind?
Stellt Euch vor, es gäbe in unserer Regierung ein Amt, das zuständig ist für die Ermittlung des Glücks seiner Bürger! Gell! Das ist doch ein total unmöglicher Gedanke. Auf so was würde man doch nie kommen, oder? Unsere Politiker in diesem unserem schönen Lande würden sich dafür interessieren, wie sieht es in unserem Lande aus, wie leben unsere Bürger, was sind ihre Wertigkeiten, wo mangelt es, welche Be- und Erschwernisse haben sie, Sorgen, Nöte, mit welchen Gegebenheiten kommen sie nicht zurecht, was würden sie gern verändern wollen in Gesellschaft und Politik, wenn sie könnten, worin bestehen die kleinen und großen Freuden ihres Lebens? Nicht wahr! Kaum vorstellbar, dass so etwas in Deutschland möglich wäre und ist. Hier interessiert nur das Wachstum der Wirtschaft und das Voranschreiten der Technik. So ist das doch. Albern, das Feilschen um Mindestlöhne, die zwar ausschließen, dass Dumpinglöhne gezahlt werden, aber eben noch lange nicht das sichern, um den immer teurer werdenden Lebenshaltungskosten (Nahrungsmittel, Mietpreise, öffentliche Verkehrsmittel, Teilnahme am kulturellen Leben) gerecht zu werden. Ein Witz ist das, oder?
Gestern waren wir im Kino, der Freund meines Vertrauens und meine Wenigkeit. "What Happiness is" so der Titel dieses Filmes. Wer fragt? Das Ministerium für Glück im Königreich Bhutan schickt seine Mitarbeiter acht Monate quer durch das Land, um die Menschen zu befragen, wie sie leben, wovon sie leben, wie es ihnen geht und...ob sie glücklich sind? Und wenn ja, was sie glücklich macht oder umgekehrt, was ihnen zum Glücklichsein fehlt. Grund dieser Befragung ist zum einen, dass das Königreich Bhutan, bisher abgeschottet, sich der Welt öffnen möchte, aber ohne seine Seele an den Materialismus zu verkaufen oder zu verlieren, was in langen Traditionen und ihrer Kultur den Menschen Halt und Sinn gegeben hat. Zurzeit leben ungefähr 700.000 Menschen in Bhutan, das über eine Fläche die in etwa der Größe der Schweiz entspricht. Die Beamten sind unterwegs bis in die abgelegensten Winkel ihres Landes, in den Städten und Dörfern, um diese Fragen an Alt und Jung, Reich oder Arm, in der Hand ihren Fragebogen, der 1000 Fragen beinhaltet und alle Bereiche des Lebens berücksichtigt, Gesundheit, Ehe und Familie, Sexualität, soziales Gefüge und Miteinander in der Gemeinschaft außerhalb der eigenen Familie, Einkommen, Wohnsituation, Zustand der Gesellschaft ihres Landes allgemein, Zufriedenheit mit der Regierung usw.usw.. Und weiterer Grund ist, was kann die Regierung tun, wo kann sie helfen, vermitteln, beseitigen. Wo muss die Politik ansetzen.
Ich war und bin immer noch begeistert von diesem Film, nicht nur, weil ich Himalaja-Tibet-Buddhismus-Fan bin,-), denn man sieht natürlich auch herrliche Aufnahmen der Natur, sondern über die Authentizität und der Einfachheit der Menschen in Bhutan und wie ich schon oben angeführt habe und von der Idee einer Regierung, die sich für das Leben seiner Bürger interessiert, um das Leben lebenswerter zu machen, so dass alle alles haben, was sie zum Leben brauchen und andererseits, sie davor zu bewahren, in eine Sklaverei zu geraten.
Sind sie glücklich und wo würden sie ihr Lebensglück, wenn sie es bewerten müssen, auf einer Scala von 1 bis 10 ansiedeln, so der erste Bildausschnitt, in dem der Interviewer einem jungen Polizisten diese erste Frage stellt. Ich hab mir eben noch einmal den Trailer des Films angeschaut, immer wieder diese Szene, den Blick des Mannes auf den Fragesteller, und es hat mich zutiefst berührt, zu sehen, dass er mit einer solchen Frage überhaupt niemals gerechnet hätte und dass er absolut herausgefordert ist in diesem Moment über sich selber nachzudenken. Denn ist es nicht so, das Leben passiert oft einfach, man tut und macht und handelt und agiert, weiter, immer weiter, man fragt nicht oder kaum nach seinen Gefühlen oder ob man glücklich ist bei all dem, was man tut.
Jede Befragung eines Menschen dauert an die drei Stunden. Die Interviewer werden immer wieder von ihren Vorgesetzten befragt, wie es gelaufen ist, wo sie sich noch verbessern müssen, um wirklich inhaltsreiche Antworten zu bekommen. Sie müssen oft bei jeder Frage erst einmal eine kleine Einleitung für die Menschen geben, damit sie erkennen, worum es bei den Fragen geht, müssen Beispiele nennen. Eine riesige Herausforderung auch für die Fragestellenden, denen der allerhöchste Respekt gilt.
Zwischendurch ist mir immer wieder mal das Herz aufgegangen, wenn z.B. eine alte Frau erzählt, wie gut es ihr geht, dass sie alles habe, was sie brauche, dass ihr nichts fehlen würde, obwohl man selber denkt, wenn man sieht, wie sie lebt, ob man so antworten würde. Ob sie Angst habe, wenn sie abends im Dunkeln noch vor die Tür gehen würde. Nein, sagt sie ganz klar. Ob sie Angst vor wilden Tieren habe, wenn sie allein unterwegs ist. Auch hier ein klares Nein. Ob sie überhaupt vor irgendetwas Angst habe. Auch hier ein klares Nein und dabei strahlt sie über das ganze Gesicht und man sieht ihr das Vertrauen in das Leben an. Das berührt und trifft mich zutiefst. Denn sofort denke ich, Mannomann, was hatte ich hin und wieder für eine Angst, wenn ich in der Frühe um 4.00 Uhr zur Frühschicht aufgebrochen bin und die besinnungslos Besoffenen immer noch durch die Straßen irrten. Oder wenn man spürt, dass die Botschaften von Überfällen, Übergriffen in den Medien einem doch mal zu schaffen machen, wenn man durch unwegsames Gelände oder eben in der Nacht noch allein nach Hause kommt.
Wie ist ihr Vertrauen in die Mitmenschen ihrer Umgebung, wird da ein jüngerer Mann gefragt. Absolut, antwortet er. Er habe zu jedem Menschen Vertrauen. Man...ich konnte es gar nicht fassen. Würde ich eine solche Antwort geben können. Nö, ganz sicher nicht. Ich weiß, dass ich meinem Freund meines Vertrauens und meiner Familie, vielleicht noch den einen oder anderen Freund, vertrauen kann, aber im Allgemeinen bin ich eher vorsichtig, wenn auch nicht gleich zutiefst misstrauisch. Immerhin hab ich mich doch schon auch des Öfteren allein durchs weite fremde Land getraut. Gut, ich habe, Gott sei Dank, immer gute Erfahrungen gemacht. Aber leider hab ich die Grunderfahrung gemacht, dass ich in meine Herkunftsfamilie Null Vertrauen haben konnte, dass gerade dort, wo man es als Kind auf eine gute Obhut angewiesen ist, das Vertrauen missbraucht wurde. Vertrauen aufzubauen, es praktisch neu zu erlernen, war dann eine schwierige Angelegenheit und ist es zum Teil heute noch. Aber dieser junge Mann dort, der hat keine Ressentiments, keine Zweifel. Das hat mich einfach umgehauen. Dass so etwas möglich ist.
Natürlich gibt es nicht immer Antworten, die einen erfreuen. Z.B. erzählt ein behinderter junger Mann, dass er sich nicht am Glück der Anderen erfreuen kann, weil er selber mit seiner Behinderung keinen Frieden geschlossen hat und weil er darunter leidet, was die Anderen denken, wenn sie ihn, den Krüppel, sehen und sich dabei vielleicht fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, dass er nach der Geburt gestorben wäre. Oder ein Anderer erzählt, dass er oft unter seiner Aggression, seinem Ärger und seiner Wut leidet, weil er sieht, dass andere Familien glücklicher miteinander leben, sich gerne mögen, was bei ihm nicht der Fall ist.
Aber auch ganz profane Probleme werden zur Sprache gebracht. Das Fehlen einer richtigen Straße, damit man den Nachbarort besser erreichen kann, dass die Ratten und Mäuse einem zu schaffen machen, dass die Nachbarskühe manchmal in den eigenen Garten stromern und die Beete zerstören, die Wildschweine in der Nacht das Angepflanzte auffressen, dass das Geld nicht reicht, sogar das ein Handymast fehlt oder das viel, viel Geld glücklicher machen würde. Sicher, so was kommt auch. Aber überwiegend erlebt man Menschen in dieser Befragung, die mit sich und ihrem Leben zufrieden sind, obwohl sie gemessen am Wohlstand der restlichen Welt an der Armutsgrenze leben und über keinen Luxus verfügen.
Schlicht und ergreifend, ich will ja nicht den ganzen Film erzählen, sondern zum Anschauen animieren,-), hat mich der Film sehr nachdenklich gemacht. Ich finde es einfach großartig, dass die Regierung eines Landes es sich zur Aufgabe macht, nach dem Wohlergehen seiner Mitbürger zu fragen und, wovon ich eben auch ausgehe, diese Antworten ausarbeiten und dementsprechend auch Veränderung zu schaffen. Davon können wir hier in unserem schönen deutschen Lande oder wo auch immer, lernen. Und ganz sicher spricht der Film einen auch deshalb ganz persönlich an, weil es absolut wichtig und nötig ist, über eine Menge in unserem Leben immer mal wieder nachzudenken und sich ab und zu immer mal wieder die Frage stellen, ob man eigentlich glücklich ist, damit man nicht einfach so dahinlebt und plötzlich ist man am Ende seines Lebens angekommen und erkennt, dass man eine Menge bereut.
Ein wirklich schöner, berührender, Nachdenkens werter Film, der über den eigenen Tellerrand hinweg schauen lässt, der einen mit nimmt in eine ganz andere Welt, wo Menschen doch noch behutsamer miteinander umgehen, wo Druck, Zwang, Ängste, die in unserer Gesellschaft an der Tagesordnung sind keinen Platz haben und auch keinen finden sollen.
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Als ich die Ankündigung des von mir empfohlenen Films sah, dachte ich, hm...Roeschen, ist das was für Dich? Ich meine, ich bin ja schon ein älteres Modell,-) und die Jungs, um die es sich in dem Film dreht, sind ja so alt wie meine Kinder. Genau! Das war es! Genau deshalb wollte ich mir den Film anschauen. Zum einen, wollte ich wissen, was so andere junge Leut´s treiben. Welche Ziele sie haben, welche Werte ihr Leben bestimmen und womit sie sich so beschäftigen. Naja...die Beschäftigung erschloss sich beim Lesen der Filmkritik. Straßenmusiker sind sie. Oha!
Für Straßenmusiker hab ich eine Vorliebe. Ich geb zu, auch ich hab nicht immer Zeit, stehen zu bleiben, wenn irgendwo ein Akkordeon, eine Gitarre oder gar ein ganzes Ensemble seinen musikalischen Genuss zum Besten gibt. Erst neulich, bei einem Spaziergang mit meinem Sohn am Kölner Rheinufer entlang haben wir verweilt. Ein Folk-Gitarrist, schon a bisserl älter,-) schmetterte seine Songs ala Dylan und Cohen und ich muss sagen, der war außerordentlich gut. Die Beine baumelnd auf dem Mäuerchen, den blauen Himmel im Blick, den Sohnemann neben mir, ach, was kann es herrlicheres geben und wenn dann eben die Zeit dazu da ist zuzuhören, dann ist das schon ein perfekter Tag. Schade, dass sich so wenig Menschen Zeit nehmen, einmal innezuhalten und der Musik zu lauschen.
Jedenfalls, wir, also der Freund meines Vertrauens und ich, haben ihn uns angesehen, sogar zu später Stunde. Warum eigentlich läuft ein so schöner Film in den Kinos zur nächtlichen Stunde? Hm...liegt das vielleicht am Alter? Ich meine, die jungen Leut´s sind ja noch zu nachtschlafender Zeit unterwegs, wir ollen Haudegen lieben ja mittlerweile eher das frühere Zubettgehen.
Und...wir hatten es nicht bereut. Begegnet sind uns in diesem Film zwei herzerfrischende junge Männer, denen man die Lebensfreude in ihren stets lachenden Gesichtern in jeder Lebenslage ansehen konnte und die sich eines Tages vorgenommen hatten, mit zwei Mülltonnen, in denen sie all ihre musikalische und sonst nicht verzichtbaren Habseligkeiten aufbewahrten, durch Deutschland zu ziehen, um erstens ihrer Leidenschaft, der Musik, nachzugehen, zum anderen, weil sie ausprobieren wollten, wie es ist, so ganz "Unplugged" zu leben. Ohne Sicherheiten im Hintergrund, ohne zu wissen, wo landen wir abends, wer bietet uns ein Nachtlager an, gibt´s was zu essen und ja, wie nehmen die Menschen uns und unsere Musik auf.
Es gibt sicher viele Menschen, die getreu ihrem ganz persönlichen Idealvorstellungen nach alternativen Lebenswegen suchen und sie, wenn sie sie gefunden haben, danach leben und ihnen treu bleiben. Erst neulich berichtete die ARD von einem jungen Paar mit einem kleinen Kind, dass ganz ohne Geld und ohne Absicherungen lebte. Gut sogar. Bewundernswert fand ich jedenfalls. Es gibt nicht genug Menschen, die endlich mal raus aus der Gleichschaltung, dem Mitmachen, dem Manipuliertwerden, dem Leistungsdruck, dem Erfolgsdruck, dem Karrieredruck und dem Konsumwahn sich zu entziehen suchen. Nur so, kann man dagegen halten und etwas verändern, finde ich jedenfalls. Jede Stimme, jeder Fuß zählt, auch wenn man manchmal denkt, ach naja, was soll ich armseliges Würstchen schon bewerkstelligen. Falsch gedacht!
Aber diese beiden Jungs sind nochmal ganz anders. Sie haben überhaupt nicht zu erkennen gegeben, dass sie irgendwelchen Idealvorstellungen über ihr Leben hinterherlaufen, nein, sie wollten einfach nur mal das tun, was ihnen am meisten Freude macht, nämlich ihre Musik. Wenn man den Film anschaut und sie begleitet, dann erkennt man sehr, sehr schnell, mit welcher Begeisterung diese Beiden ihre Musik machen, spielen, komponieren, auftreten und sich weiterentwickeln wollen.
Ich glaube, genau das war es, was mich angesprochen hat, diese Begeisterungsfähigkeit für etwas, was einem Freude macht und das, gegen alle Unkenrufe und Warnungen auch durchzuziehen, sich nicht verbiegen lassen. Wo sieht man denn heutzutage noch Begeisterungsfähigkeit bei jungen Menschen? Ich behaupte sogar, dass spätestens ab Schulalter dem Kind und Jugendlichen jedwede Begeisterung für Irgendetwas abhanden kommt. In der Schule herrscht Leistungsdruck, Wissensabfrage und Ausbildung zu funktionstüchtigen Erwachsenen, die dann später angepasst in unserer Gesellschaft eingegliedert werden sollen. Bloß keine Individualität, der einzige Feind gegen unsere kapitalistisch, wachstumsorientierte und gleichgeschaltete Gesellschaft!
Die Wege der Beiden jungen Leute waren und sind sicher nicht immer einfach. Romantisiert wurde im Film von ihnen aber gar nix. Man kann miterleben, wie sie auch in den schwierigsten Situationen nach Auswegen gesucht und sie gefunden haben, ihr sonniges Gemüt nicht verloren haben. Ja, man muss es schon so sagen, die beiden haben ein so unglaublich sonniges Gemüt, frei von Attitüden, Vorsagen und anderen Verdrehtheiten. Sie sind ganz bei dem, was sie tun. Sie leben absolut im Heute. Auch hatte man nicht einmal das Gefühl, dass sie mit moralischem Zeigefinger auf den angepassten Mitbürger zeigten. Das war nicht ihr Ding. Missionare sind sie also keinesfalls. Das hat mir auch gut gefallen. Sein Sachen zu machen und dennoch den Respekt vor dem ganz anderen Leben nicht zu verlieren. Keine Vorurteile, keine Urteile jedweder Art auch immer.
Elias Gottstein Carl Luis Zielke zeigen in diesem Film, dass ein junger Mensch immer eine Perspektive hat, auch wenn er arbeitslos ist. Dazu gehört natürlich eine Kreativität, ein meistern können von schwierigen Lebenssituationen, nicht aufzugeben, nach anderen Möglichkeiten zu suchen und sich nicht kirre machen zu lassen. Selber denken, seine eigene Sicht auf die Welt und unsere Gesellschaft zu haben, nicht übernehmen, sich selber reflektieren, nach Erkenntnis suchen, erfrischend wie man all das bei diesen jungen Leuten in dem Film sehen darf.
Seit ich den Film gesehen habe, kann ich die lebensfrohen, lachenden, zuversichtlichen, stets in sich ruhenden Gesichter dieser beiden Jungs nicht vergessen. Ja, bevor ich es vergesse. Die Beiden zeigen auch, was Freundschaft bedeutet. Dass sie sich gut verstanden, auch hin- und wieder bestimmt aufkommende Meinungsverschiedenheiten mit ihrer positiven Lebenshaltung bereinigen können, zeigt die ganze Art, wie sie miteinander umgehen.
Und die Musik??? Natürlich kommt die in dem Film auch nicht zu kurz. Und sie hat mir gefallen, transparent, Posaune, Gitarre, Keyboard (herrlich wie das in der Mülltonne eingebaut wurde) und ein Beat, herrlich zum Mittanzen und natürlich mit schönen Texten, die alle von dem erzählen, was die Beiden so denken und erleben.
Also, ob jung oder alt. Egal! Ein lohnenswerter Film!
Unplugged: Leben Guaia Guaia
Geben Sie was auf Filmkritiken? Ich jedenfalls nicht. Und das hat sich wieder als richtig herausgestellt. Mein Auge fiel auf eine kleine Filmrezension in einem Frankfurter Städteblättchen. Kurz, nicht mal zehn Zeilen, wurde er dort beschrieben. Der letzte Satz sagte aus, dass es sich bei diesem Film um "Sozialkitsch" handele. Da wurde ich hellhörig. Was bezeichnen so Schreiberlinge einer Städtezeitung, die sich durch Mainstreamgehabe und Leistungsträger unserer Gesellschaft auszeichnen, als Sozialkitsch? Muß sagen, ich dachte gleich, jetzt aber erst recht. Die FR zeigte mir mit ihrer Rezension ein ganz anderes Bild. Also lange Rede kurzer Sinn...ich wollte den Film schauen.
Warum? Nun...das Thema hat mich interessiert. Ein traumatisierter psychotischer Mathematiker, der mit den Leistungsanforderungen unserer Gesellschaft nicht mehr zurecht gekommen ist, steigt aus. Wenn auch gezwungenermaßen. Nach einem Klinikaufenthalt, mit guten Wünschen und einer Palette an Psychopharmaka wird er in die Realität entlassen. Beim Anblick der ganzen Palette Pillen kam sofort eine extreme Abneigung in mir hoch. Als wenn der Mensch mit Pillen auf Vordermann gebracht werden soll, damit er wieder mitmischen kann und gefälligst seine Leistung erbringen soll.
Es schien im Leben von Martin, so heißt er, der Protagonist. auch bis zu einem Zeitpunkt alles gutgegangen zu sein, gutdotierte Stellung als Mathematiker in einem großen Unternehmen, eine Freundin. Sein Leben schien geordnet. Er arbeitete bis zur Erschöpfung. Aber das sehen Chefs nicht. Für sie gilt nur die Leistung, die dem Betrieb Gewinn bringen soll. Ich kann nix dafür, aber dazu fällt mir natürlich sofort der olle Erich Fromm ein, der schon vor Jahrzehnten die Beziehungslosigkeit zwischen den Menschen angeprangert hat, auch in der Arbeitswelt.
Martin erleidet einen Totalzusammenbruch, landet in der Psychatrie, wird entlassen und erleidet Schiffbruch, aber total. Seine Versuche wieder in der Realität anzukommen, scheitern schon bei dem Gespräch mit seinem Arbeitgeber, in dem es darum ging, dass er seine alte Stelle wieder antreten möchte. Natürlich, was auch sonst, stößt er auf Ablehnung. Diese natürlich verpackt in menschenfreundliche Fürsorge. Sie wissen ja...wir würden ja gern...aber wir machen uns Sorgen, ob sie der Leistung standhalten können. Genau! Das ist das Thema. Leistungen standhalten, belastbar sein in dieser Welt. Was ist aber, wenn man dem nicht entspricht? Wenn es Schwachheiten gibt, Verletzlichkeiten, Unaufgearbeitetes aus Kindheits- und Jugendjahren, die einen vielleicht auch unbewußt, beeinflußen. Die man nie aufgearbeitet hat? Dann kann Mensch sehen, wo er bleibt, wie er damit fertig wird.
Martin scheitert also, keine Neuanstellung, Verlust der Wohnung. Der Gerichtsvollzieher erscheint zur Räumung. Martin hatte sowieso keinen Antrieb mehr, keine Aktivität. Er dämmerte völlig isoliert vor sich hin, umnebelt von seinen Psychopharmaka und dem Alkohol.
Parallel dazu sehen wir die Geschichte des 10jährigen Victors, der durch die Straßen trollt, sich mit Leerflaschengut seinen Lebensunterhalt sichert und seiner Mutter davon den nötigen Alkohol besorgt. Diese ebenfalls im alkoholisierten Dämmerzustand. Auch Victor ist im Grunde isoliert. Eines Tages findet er sie leblos in der Wohnung. Er hat erkannt, er ist allein, von jetzt an.
Beide, Martin und Victor treffen sich. Martin torkelt nach dem Rausschmiß über eine stark befahrene Autostraße und wird von einem Auto angefahren. Der Fahrer des Wagens agiert völlig lieblos, hat nur Angst um sich selber, sein Auto und sein Ansehen und schleppt den verletzten Martin an den Randstreifen und macht sich auf und davon. Für mich ist in dieser Szene deutlich zu sehen, wer eigentlich hier in unserer Gesellschaft der Verwahrloste ist. Das ist nicht Martin, sondern dieser angepaßte Unternehmerheld. Martin rettet sich in ein Abbruchhaus, wo er in einen tiefen Schlaf fällt, von dem er durch heftiges Geschreie wachgerüttelt wird. Er steht auf und wird Zeuge, wie zwei Halbstarke den 10jährigen Victor verprügeln. Er denkt nicht lange nach, sondern greift sofort ein. Verteidigt den Jungen und kann die Angreifer in die Flucht schlagen. Von da an beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den Beiden.
Sie schlagen sich durch an den Stadtrand. Martin trifft dort auf seinen Vater, ein brutaler und gewalttätiger Mensch. Eine Nacht bleiben sie dort. Martin überfallen Alpträume aus seiner Kindheit, in der er den brutalen und gemeinen Schlägen seines Vaters ausgeliefert ist. Er hört am Morgen, wie sein Vater die Klinik anruft und darum bittet, Martin sofort abzuholen.
Martin und Victor fliehen. Es bleibt ihnen der Wald. Sie bauen sich eine Hütte, versorgen sich dort mit allem Lebensnotwendigen und entziehen sich den Zwängen des Alltagslebens und der Realität. Es ist schon sehr schön zu sehen, wie die Heilkräfte der Natur den Menschen wirklich wieder zum Menschen machen.
Es entsteht hier nicht nur eine tiefe Freundschaft, die im Grunde nichts anderes ist, als ein Bild für die Freundschaft die Martin mit sich selber schließt, mit dem Jungen, der er selber mal war, der seine Mutter tot aufgefunden hat, wie Victor und der der Gewalt seines brutalen Vaters ausgesetzt war. Martin schaut der Bestie in sich in die Augen. Plötzlich hat er keine Angst mehr. Es gibt mehrere Bilder in dem Film, die diesen Blick in die Augen der Bestie sehr deutlich und sehr berührend aufzeigen. Zum einen die Staatsgewalt, der Martin immer wieder ausgesetzt ist, dann eines Nachts dem Wolf, der vor der Hütte erscheint und den die Beiden sich anschauen, bis der Wolf kapiert hat, hier gibt es nichts zu holen. Und dann die Arbeiter, von denen die Beiden eines Tages überrascht werden, als sie ihre kleine Wohnstätte mitten im Wald niederknüppeln.
Ich will jetzt nicht erzählen wie es weitergeht. Es gibt noch eine Begegnung mit einer jungen Frau, Lena, ausgelöst durch einen weggeworfenen Brief in einem Mülleimer und eine Beziehung zu ihr, die durch ihn entsteht. Nur so viel...Der Film hat eine großartige Botschaft. Und die heißt:"Hab keine Angst"
Und das zeigt Weingartne rsehr deutlich in diesem recht wortkargen Film. Dass es zwar Mut braucht, um der Bestie in die Augen zu schauen, aber dass nur dieses Anschauen der Weg ist, um sich zu befreien. Wer verdrängt, sich gar mit dem Agressor anfreundet, ihn verteidigt, wie es so oft im Leben geschieht bei Menschen nach dem Motto:"Ach so schlimm ist das doch alles nicht gewesen", wird weiterleiden und die Verdrängung schlummert wie eine Zeitbombe in ihm und er hat irgendwann keine Kontrolle mehr. Am Ende entgleist der Mensch, wie auch immer.
Was soll ich sagen. Hans Weingartner, der u.a. Gehirnforschung studiert hat, ist mit diesem Film ein großes Werk gelungen. Ich kann nur hoffen, diejenigen, die sich diesen Film anschauen begreifen ihn. Das war meine einzige Sorge nach dem Anschauen. Er zeigt die Zerbrechlichkeit des Menschen in einer scheinbar funktionierenden Gesellschaft, die einerseits den Anforderungen derselben standhalten will, aber im tiefsten Inneren leidet und dieses Leid irgendwann sichtbar wird in allen möglichen psychischen Erkrankungen, wie Burnout, Depression, Psychosen usw.usw..
Und am Ende, ich will es wie gesagt nicht verraten, hab ich tatsächlich weinen müssen. Lena und Victor, die sich mit ihm zusammen aufmachen wollten, in ein anderes Land, hält einen Zettel in der Hand mit der Botschaft Martins:"Hab keine Angst"... Ich bin mir sicher, dass Martin seinen Weg gehen wird. Und ich werde seine Klarheit in den Augen sicher nicht so schnell vergessen, sein Ganz-bei-sich-sein als er sich endlich getraut hat, den Bestien seines vergangenen Lebens und den Bestien und Wölfen der Realität, die ja nicht verschwinden, nicht nur in die Augen zu schauen, sondern ihnen stand zu halten. Sich nicht aufgeben. Sich nicht arrangieren.
Denn...wer diesen Film als "Sozialkitsch" bezeichnet, den kann ich nicht ernst nehmen. Der hat bei mir schon verloren. Denn es sind eh nur die Angepaßten dieser Gesellschaft, die meinen, sie seien auf der sicheren Seite des Lebens, wenn sie mitmachen und den Anforderungen entsprechen und meinen sie seien frei, aber in Wirklichkeit sind sie die UNFREIEN!
Guter Film! Anschauen! Unbedingt!
Die Summe meiner einzelnen Teile
Filmpalette Köln.
Und bedenkt, die Summe unserer einzelnen Zeile...wenn wir sie integrieren, zusammenfügen, entsteht neues Leben. Das wünsche ich mir und allen Menschen.