Vier Monate war ich fast fort und habe Indien und Nepal bereist. EIne ander Welt, Eintauchen in andere Kulturen, Lebensgewohnheiten, soziale Verhältnisse aber auch eine völlig andere Art und Weise, miteinander umzugehen, Freundlichkeiten, Lebensfreude pur, trotz aller Armut, trotz aller Chancenlosigkeit, die die Menschen dort haben, ach, ich könnte jedes Thema einzeln beleuchten. Vielleicht tue ich das ja auch noch.
Als ich wieder daheim war, wurde ich immer wieder gefragt, was fällt dir denn am meisten auf. Woran hast Du dich nicht gewöhnen können, was ist dir schwer gefallen. Nun ja, es sind manchmal die vermeintlichen Kleinigkeiten, die Gewohnheiten, die man so zuhause hat.
Eine dieser für mich wichtigen Gewohnheiten, ja für mich etwas unglaublich Kostbares, ist das Wasser. Unser Wasser. Jeden Morgen, wenn ich erwache, das gleiche Procedere, wie wahrscheinlich bei jedem. Man steht auf, geht auf´s Klo und dann ab in die Küche! Der eine setzt sofort die Kaffeemaschine an, der andere braut sich einen Tee. Ich gehe an den Wasserhahn. Drehe auf, nehme mir ein Glas, lasse das Wasser kurz anlaufen, stelle auf lauwarm und fülle mein Glas. Dann stehe ich, mit dem Blick aus dem Fenster gerichtet und trinke voller Verlangen das gute, leicht angewärmte Wasser. Lecker! Jeden Morgen! Ich bin ein Wasser-Fan, wenn man das so sagen kann. Dieses Gefühl, beim Trinken eines Glases Wasser, ist unbeschreiblich. Wie Erfrischung pur, wie neues Leben aufnehmen, wie Anteil haben an dem, was die Schöpfung schenkt.
Meine Familie guckt immer und meint, Mutter, trink doch nicht das Wasser aus dem Hahn, das ist nicht gesund! Hört mir doch auf, sagte ich ihnen neulich. Ich hab da eine Studie gelesen. Ich meine, ich will ja nicht recht haben, aber so schlecht ist unser Wasser nicht. Erstens, mir schmeckt es, zweitens ist erwiesen, das Trinkwasser, zumindestens in unseren Gefilden, gegenüber Wasser aus Flaschen immer mehr gewonnen hat.
Und bedenkt, sage ich, was kostet eine Flasche verschiedener Herkunftsquellen? Z.B. eine Flasche Wasser eines französischen Vertriebes kostet rd. 1,00€. 1,00€ pro 1,5 lt Wasser. Da ich am Tag bis zu 3 lt Wasser trinke, würde das 2,00€ pro Tag, pro Woche 14,00€ , pro Monat, gerechnet nach 3o Tagen, 42,00€ und auf das Jahr gerechnet 511,00€ ausmachen. 511,00€? Was ich damit alles machen könnte. Nun ist eine Flasche Wasser für 1,00€ ja noch billig. Aber da es mittlerweile schick ist, überall mit einer Flasche dieses köstlichen Nasses herumzulaufen, der Wasserkonsum soll mittlerweile höher als der Bierkonsum sein, was ja an sich ein gutes Zeichen ist, soll es Menschen geben, die z.B. in einem Restaurant auch mal glatte 25,00€, z.B. für eine Flasche bezahlen, nur weil sie mit Swarowski-Kristallen besetzt ist. Ist schon merkwürdig der Mensch. Man ist, welch Wasser man trinkt, oder?
Ich hab natürlich auch immer eine Flasche dabei, aber die fülle ich, nicht nur aus Kostenersparnissen, sondern einfach, weil es mir schmeckt und obendrein ein gutes Gefühl ist, mit Wasser einfach aus der Leitung.Das ist prima! Wie ich finde.
Und das ist der kleine, große Unterschied zu meinem Aufenthalt in Indien. Das ist mir schwer gefallen, nicht mal so eben die Hände zu einer Schlöpfkelle zu falten und einfach zu trinken. Selbst zum Zähneputzen mußte ich Wasser aus der Flasche nehmen, und sonst auch nur abgekochtes Wasser.
Also, ein Grund um dankbar zu sein, unser Wasser ist in unseren Gefilden doch recht gut, man kann den Hahn einfach aufdrehen, sich erfrischen und laben. Jeden Morgen, wer will, ohne Angst, ohne schlechtes Gewissen, sich seiner Gesundheit etwas angetan zu haben. Was will man mehr.
Und den Vertreibern von Wasser in exklusiven Flaschen und Aufmachungen hab ich auch ein Schnippchen geschlagen. Ich jedenfalls trage nicht zu ihrem Reichtum und Firmenzuwachs zu. Ätsch! Mit mir nicht!