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12. Januar 2023 4 12 /01 /Januar /2023 17:13

 

Vor Weihnachten hatte ich es nicht geschafft und dann folgten bis heute die langen Regentage. Also immer wieder aufgeschoben. Aber heute hab ich es durchgezogen. Der kleine Panda, den ich mir extra ausgeliehen hatte, sollte mich nach Wuppertal ins Visiodrom zur Monet, Rebell und Genie-Ausstellung bringen. Natürlich regnete es auch heute. Aber so was von kann ich nur sagen. Die Hinfahrt wollte ich nicht über die Autobahn fahren, sondern den gemütlichen Weg über die Bundesstrassen nehmen. Mir ist das sehr genehm, das gemütliche Fahren, bei dem rechts und links noch so Einiges entdeckt werden kann, an kleinen Ortschaften und landschaftlichen Augenweiden.
 
Doch der Regen sollte mir dies alles verhindern. Die Scheibenwischer kamen mit dem Wasserfall vom Himmel kaum zurecht und die Strassen waren pitsche und die Sicht dick verhangen von den Regenwolken. Zudem fiel mir unterwegs ein, dass ich meine Kamera vergessen hatte. Da war ich aber schon hinter Bergisch-Gladbach und zurückfahren wollte ich nicht mehr. Dann also ohne in der Hoffnung mein kleines smarth-phone wird mich akkumässig nicht verlassen, so daß ich einige Eindrücke festhalten kann.
 
In Wuppertal am Visiodrom angekommen herrschte zudem ein solch starker Sturm, dass mir beim Aussteigen die Fahrertüre direkt wieder zuflog und meine Mütze vom Kopf gefegt wurde, so daß ich erstmal ein lustiges Spießrutenlaufen veranstalten musste, um mein rotes Mützchen wieder einzufangen. Immerhin gleich Parkplatz vor der Tür.
 
Nix wie rein und an der Kasse mit der wirklich bemerkenswert freundlichen Dame an der Kasse meinen Eintritt von 14,00 Euro gelöst und los konnte es gehen.
 
Was soll ich sagen, schon nach ein paar Sekunden spürte ich, wie die Kälte durch meinen Körper zog. Es war so lausig kalt in dem Gemäuer und überall pfiff der Wind durch die Ritzen, so daß mich der Gedanke durchfuhr, das machste im Schnelldurchgang Roeschen.
 
Doch was ich zu sehen bekam, hat mich so gefesselt, dass ich kalte Füße und Hände einfach nicht mehr beachtete. Natürlich kannte ich viele Bilder von Monet, dem Impressionisten, wie auch von anderen seiner Zunft. Nicht, dass ich ein großer Kunstkenner bin. Also könnte jetzt nicht stundenlang über einzelne Künstler referieren oder über die Unterschiede und Entstehungsgeschichte einzelner Kunstrichtungen. Aber ich schaue halt gern Kunst an und laß mich hineinziehen in die Kreativität der Maler und anderen Gestalter. Erkunde was sie zum Ausdruck bringen wollen und wie es auf mich wirkt, welche Assoziationen es in mir auslöst.
 
Die Ausstellung über Leben und Werk von Monet, dem Rebell und Genie, wie man ihn nannte ist in zwei Ebenen zu sehen. In der unteren Etage bekommt man abgesehen von seinen Werken einen kurzen Einblick in sein Leben von der Geburt bis zum Tode, parallel dazu die Entwicklung der Zeit was technischen Fortschritt und gesellschaftliche Entwicklung betraf in seinen Lebensjahren.
 
Im fünften Stock dann die visuelle Darstellung seiner Werke. Dazu aber später mehr.
 
Erst einmal das Entlangwandern, vorbei an seinen Werken, persönlichen Lebensbildern und Informationen zur Zeitgeschichte.
 
Monet, geboren 1840 in Marseille, aufgewachsen an der Mündung der Seine, die ihn sein Leben lang begleitet, er wird im Laufe seines Lebens immer in der Nähe des Flusses leben, sagt über die Kunst:
 
°Die Aufgabe des Künstlers besteht darin, das darzustellen, was sich zwischen dem Objekt und dem Künstler befindet, nämlich die Schönheit der Athmosphäre*
 
Aber damals wußte er ja noch nichts über Surrealismus oder abstrakte Kunst, die einen ganz anderen Zugang beinhaltet.
 
Seiner Aussage gemäß hat er sich sein Leben lang daran gehalten in Perfektion und Genialität.
 
In Le Havre besuchte er das Gymnasium bis zur 8. Klasse. Später sagte er einmal, dass die Schule in ihm den Eindruck erweckt hat, ein Gefängnis zu sein. Fühlte mich von dieser Aussage angesprochen, denn ähnlich dachte ich ebenfalls bei meinem Eintritt in den Ernst des Lebens, wie den Kindern oft scherzhaft gesagt wird, der Schule. Mehr noch, ich dachte sogar mit Argwohn und Beklemmung, ein weiteres Gefängnis.
 
1857 stirbt seine Mutter und seine Tante Lecadre, die ebenfalls malt, nimmt ihn in seine Obhut und fördert sein künstlerisches Talent, dass sich früh zeigt, in dem er Karrikaturen zeichnet.
 
1859 wagt er erste eigene Schritte, geht nach Paris,  ohne Stipendium und Unterstützung seiens Vaters, um Maler zu werden, aber auch um den Pariser Salon, die Weltleitmesse für Kunst, zu besuchen. Er lernt Manet, Pissaro und Cezanne kennen.
 
Aber schon 1861 wird er zum Wehrdienst eingezogen. Er muss, da sein Vater nicht über das Geld verfügt, ihn freizukaufen. Sieben Jahre beim ersten Regiment der afrikanischen Feldjäger in Algerien sind seine Verpflichtung. Aber schon nach zwei Jahren desertiert er und stiehlt sich auf einem Esel davon. Man findet ihn, er wird verhaftet und in seiner Arrestzeit erkrankt er an Thyphus. Nun hat Tante Lecadre das Geld aufgetrieben um ihn freizukaufen.
 
Monet sagt über diese beiden Jahre seiner Wehrpflicht, dass sie der Kern für seine späteren Bestrebungen waren. Das Spiel von Licht und Farben einzufangen, dass sein Lebenswerk widerspiegelt, hat er gerade dort in der Wüste Afrikas erlebt und ist ihm in all seinen Bildern das Ziel gewesen, diese Athmosphäre einzufangen.
 
Gerade seine Seerosenbilder, die er tatsächlich 30 Jahre lang immer und immer wieder gemalt hat, zeigen das sehr deutlich. Er sagte einmal, man kann die Sonne nicht malen, aber die Stimmung, die sie verursacht, in dem sie sich im Wasser spiegelt, und das zu jeder Jahreszeit anders, das ist es, dass es gilt einzufangen und mitzuteilen.
 
30 Jahre lang immer und immer wieder. Für uns in unserer schnelllebigen Zeit mit Menschen, die sich mehr oder weniger in einer unendlichen Geschwindigkeit von einem zum anderen, von A nach B bewegen, unvorstellbar, dass sich einer Sache mit einer solchen Geduld und Leidenschaft gewidmet wird. Mir kam der Gedanke, dass auch nur so etwas so Großes entstehen kann.
 
Irgendwo las ich neulich mal, dass es in unserer Zeit weder große Künstler noch Dichter gibt, die das gesellschaftliche Leben derart beeinflußen, wie zu der Zeit der großen Künstler unserer Zeitgeschichte. Es fehlt etwas. Die Menschen heute wollen schnell was schaffen, um berühmt zu werden und einen Haufen Geld verdienen. Das betrifft nicht nur den künsterlischen Raum. In jedem anderen Bereich des Lebens, natürlich voran im Arbeitsbereich ist dieses Bestreben zu beobachten. Fragt man Abiturienten was sie studieren wollen, kommt oft die Antwort Betriebswirtschaft. Warum? Weil man auf diesem Gebiet schnell vorankommt in die  große Welt des Business einsteigen kann  und die Chancen viel Geld zu verdienen dort eher zu finden sind, als wenn man z.B. ein Studium der Philosophie oder Germanistik etc.. beginnt. Da wird dann oft gesagt, und was soll ich damit machen, später?
 
Jedenfalls denke ich auch so nach meinen Beobachtungen in die Welt hinein, es fehlt an Leidenschaft, Innigkeit und Nähe, nicht nur zu Menschen, sondern auch zu den Dingen, die wir tun. Alles geht husch husch, selten ist man ganz beim Anderen oder bei dem was man tut.
 
Monets künstlerische Tätigkeit, seine erste Ausstellung im Pariser Salon, in der er zwei Werke ausstellt, die Seinemündung bei Honfleur und das Kap von La Havre bei Ebbe, bleiben, obwohl er erste Anerkennung bekommt, erfolglos.
 
Sein Leben ist und bleibt für lange Zeit finanziell zum Scheitern verurteilt. Obwohl er weitere großartige Werke präsentiert muss er seine Bilder zum Teil verpfänden um Unterkunft und Lebenshaltung überhaupt finanzieren zu können. Das beeinträchtigt ihn so sehr, dass er des Lebens sogar überdrüssig wird und sich in die Seine stürzt. Jedoch überlebt er diesen Selbstmordversuch.
 
1870 dann der Krieg mit Preußen. Monet entzieht sich wiederum der Wehrpflicht und flüchtet nach London. Dort bleibt er bis zum Kriegsende. Erst Ende des Jahres 1871 kehrt er nach Frankreich zurück. Immerhin lernt er in London den Pariser Kunsthändler Durand-Ruel kennen, der einige seiner Werke kauft und endlich endet seine finanzielle Notlage. Es geht wirtschaftlich bergauf. 1875 entstehen *Der Spaziergang* und *Frau mit Sonnenschirm*, dass seine Frau Camille mit Sohn Jean zeigt.
 
Doch knapp 7 Jahre später kehrt die schlechte finanzille Lage zurück. Gerade ist sein zweiter Sohn Michel geboren. Und noch im gleichen Jahr stirbt seine Frau Camille mit gerade 32 Jahren. Monet versinkt in Trauer und mit dem Bild *Camille Monet auf dem Totenbett* erweist er seiner Frau die letzte Ehre.
 
Später wird er Alice Hoschede und deren sechs Kindern, nachdem ihr Mann verstorben ist, ehelichen, zuvor lebten sie, für die damalige Zeit eine Unmöglichkeit, in wilder Ehe. Sie zogen 1883 mit den acht Kindern, zwei aus seiner ersten Ehe, nach Giverny. 
 
In dieser Zeit studiert Monet mehr und mehr das Licht und ihren Einfluss auf die Welt, besonders auf den Felsen, die den kleinen Fluss Creuse, nahe Paris, im Tal umgibt. In dieser Zeit entfaltet sich der Grundsatz des Impressionismus
 
*Male, was du fühlst und siehst. Nicht das, was da ist*
 
In Giverny  wird der Garten seine große Leidenschaft. Seerosen auf dem Teich und dem Lichtspiel auf dem Wasser widmet er, abgesehen von seinen Reisen (in Venedig entstehen einige seiner berühmtesten Werke)  und Gartenbildern, die letzten 30 Jahre seines Lebens.
 
1902 erkrankt Monet am Grauen Star auf beiden Augen. Farben und Formen werden immer schwerer von ihm erkannt. Er verfügt nur noch über eine Sehkraft von 10%. Dies kann man gut auf den Bildern in der Ausstellung erkennen, wie unterschiedlich sie wirken und eben nicht dem Gewolltem geschuldet, sondern dem trüben Augenlicht, was wiederum den Bildern keine Kraft und Schönheit raubt.
 
Er sagte damals* Diese Landschaften aus Wasser und Spiegelung sind für mich zu einer Besessenheit geworden. Es übersteigt meine Kraft als alter Mann und doch will ich das, was ich fühle, wiedergeben*
 
Ein Jahr vor seinem Tod kann er die Augen operieren lassen und trägt danach eine Brille. Alles ist wieder frisch und kraftvoll zu erkennen. Doch leider kann er dies nicht all zu lange genießen. Am Nachmittag des 5. Dezembers 1926 stirbt Claude Monet als berühmter Maler und reicher Mann friedlich in seinem Haus in Giverny. Er hat nicht nur den Impressionismus begründet, sondern wurde durch seine späten Abstraktionen auch wesentlicher Wegbereiter der modernen Malerei.
 
Wie mein geneigter Leser bemerkt, habe ich nur einen kleinen Einblick, für mich wohl die wichtigsten Zeiten, in sein Leben gegeben. Alles andere kann bei Interesse ja weiter nachgelesen oder eben in dieser schönen Ausstellung weiter verinnerlicht werden.
 
Selber habe ich auch erst daheim mehr über das Leben Monets gelesen. In der Ausstellung waren seine Bilder für mich wichtig.  Und natürlich die visuelle Installation im fünften Stock. Da hab ich mich riesig drauf gefreut. Und wer dort sitzt und dieses Farbenspiel seiner Bilder auf sich wirken läßt, der muss einfach anfangen Kunst zu lieben. Es ist grossartig, wie man in die Installationen seiner Bilder an den Wänden und in der Kupel hineingesogen wird. Man ist verzaubert, wie als wenn man plötzlich selbt in die Welt der von Monet dargestellten Bilder hineintaucht, den Personen die Hand schüttelt, in den Strassen spazieren geht, sich von herabfallenden Blättern der Bäume berieseln, von dem leichten Schneezauber berühren läßt oder einfach da mittendrin sitzt im Sonnenschein des Bildes. Eine großartige Szenerie, die dort hineingeschaffen wird durch seine Werke, in der man mittendrin sich befindet.
 
Als ich hinausging, war ich so gefangen in dieser Welt, das ich mit Monet sagen konnte
 
*Man muss meine Werke nicht verstehen, man muss sie lieben *
 
Und das tu ich. Werde auf jeden Fall noch einmal diese Ausstellung besuchen. Sie endet leider schon Ende Februar. Also macht Euch auf und besucht diese wundervolle Ausstellung.
 
 
https://visiodrom.de/show-ausstellungen/monet-2022/
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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7. Oktober 2018 7 07 /10 /Oktober /2018 13:49

 

 

 
Manchmal ist das Gesichterbuch und damit meine ich unser aller Facebook doch auch zu etwas nütze. Es muß ja dort nicht Tag für Tag jedes Detail des Lebens mitgeteilt werden. Wozu auch. Jedoch nennt man es ein *soziales Netzwerk* Sozial daraus resultierend, dass es Menschen verbinden kann und sie so in Kontakt bleiben. Das ist wichtig nicht nur in der virtuellen Welt. Denn Einsamkeit zu empfinden ist gar nicht so schlimm, es kann sogar wildromantisch sein. Aber Einsamkeit, die aus Isolation herrührt, scheint mir gefährlich und hat wohl auch oft zur Folge, dass Menschen an psychischen Störungen erkranken. Glaube ich, ich weiß es aber nicht.
 
Ich für meinen Teil kann auch sagen, dass ich zu 95% aller meiner Kontakte die Menschen persönlich kenne, wenn ich sie auch manchmal des längeren nicht gesehen habe. Das bedeutet aber nichts, vor allen Dingen wenn es zwei, drei Freunde sind. Wenn du wirklich richtig gute Freunde hast, ist es unerheblich wie oft du sie siehst, Grundlage einer Freundschaft ist, dass du immer auf sie zurückgreifen kannst, du für sie und sie für dich da sind, wenn du sie brauchst. Brauchen nicht nur im Sinne von *wenn es dir mal nicht gut geht* sondern wenn du einfach Sehnsucht nach ihnen hast und etwas mit ihnen unternehmen möchtest.
 
So war das bei mir vor ein paar Tagen. Ich fand einen Hinweis auf die bevorstehende *Theaternacht in Köln* vor, klickte spontan auf *Interesse*, weil dieses schon vor einiger Zeit auf meinem Plan stand. Und als ich nach einiger Zeit noch einmal reinschaute, sah ich, dass eine liebe Freundin mich angeschrieben hatte, ob wir nicht zusammen in dieser Nacht unterwegs sein wollen. Diese meine Freundin schreibt gerne Kulturkolumnen und hat somit immer den Vorteil an Eintrittskarten zu kommen und in diesem Falle war da auch eine für mich dabei. Wie schön. Na klar, sagte ich ihr, wunderbar, endlich sehen wir uns mal wieder und dann zu einem schönen Ereignis wie dieses. Hab ich schon gesagt, dass ich diese meine Freundin sehr sehr gern habe. Natürlich wie alle meine Freunde. Und ich kann behaupten, jeder meiner Freunde hat ein grundsätzlich anderes Naturell, für welches ich sie liebe. Diese meine liebe Freundin ist ein kleiner Chaot, weswegen ich sie so unfaßbar gern habe, weil ich es so drollig finde, wie sie immer total überdreht von Eindrücken durch die Welt latscht. Sie kommt von Hütchen auf Stöckchen und das von jetzt auf gleich. Wenn wir uns sehen, ist es überhaupt nicht so, als wenn eine lange Zeit dazwischen gelegen hat. Das ist das Schöne an guten Freundschaften. Dass die Nähe auch durch räumliche und zeitliche Entfernung niemals verlorengeht.
 
Wir haben uns verabredet. Um 19.30 Uhr beim Jakubowski in Köln-Mülheim. Wenn ich ohne sie gewesen wäre, wäre ich in dieser Nacht aus meinem rechtsrheinischen Bezirk nicht herausgetreten. Da wir aber gemeinsam unterwegs waren, sie mit Auto, sind wir auch zur anderen Rheinseite, nämlich der *richtigen* wie wir Kölner zu sagen pflegen, gewechselt und haben dieses nicht bereut. Meine liebe nette Freundin kommt immer zu spät. Das weiß ich. Es nutzt auch nix, sich einfach früher zu verabreden, denn sie käme auch dann zu spät. Mir macht das nichts aus zumeist. Ich kenn sie ja. Ich dagegen beherrsche nunmal (ich kann nichts dafür, ich will damit auch gar nichts bezwecken, es liegt einfach in meiner Natur) die Pünktlichkeit, nein, noch viel mehr die Überpünktlichkeit. Selbstverständlich bin auch ich schon einmal verspätet zu einem Termin gekommen, aber niemals lag das an mir sondern an irgendwelchen nicht einzukalkulierenden Vorkommnissen.
 
Ich war also schon um 19.15 Uhr am besagten Treffpunkt, dem Jakubowski. Das Jakubowski ist ein gemütliches Cafe hier im Mülheimer Veedel, dass sich seit ca. 11 Jahren hier etabliert hat und wo man nicht nur lecker zu Mittagessen kann, sondern sich auch zeitungs- oder buchlesend bei einem Cafe sowohl drinnen  oder drauen (bei Sonnenschein) aufhalten kann.Die  Inhaber des Cafes haben übrigens Namen gewählt, weil in dem Haus, in dem es sich befindet, einmal ein Mieter dieses Namens gewohnt hat, der dann aber später in das gegenüberliegende gezogen ist. So hat der Name einen Bezug und drückt somit auch die Verbundenheit zum Veedel Köln-Mülheim der Besitzer aus, was ihnen sehr wichtig war.
 
Ich stand da also früher wie immer. Die Cafe-Besitzerin kam auf mich zu und fragte mich, ob ich zu der Vorstellung käme. Na klar, sagte ich ihr, ich warte nur noch auf meine Freundin, sie hat die Karten. Ich fragte mich in diesem Moment, wieso sie gerade mich ansprach. Irgendwas muss ich an mir haben, wieso die Leuts immer auf mich zukommen, wenn ich da so irgendwo herumstehe. Waren doch auch noch andere da und schmunzelte vor mich hin. Die Freundin kam kurz vor Beginn des Einlaßes. Eine halbe Stunde Verspätung. Dicke Umarmung, hurrah wir sind dabei. Sie bewaffnet mit ihrer Kamera durch den Raum Momente fotografierend. Ich sitze da und einer der Protagonisten kommt zu meinem Platz und begrüßt mich persönlich, aber so, als wenn er mich kenne. Ich fand das merkwürdig. Sagte es ihm auch. Ich sags ja, ich versteh das nicht und ein wenig hat mich das gar unangenehm berührt. Aber egal. Die Vorstellung begann. Es war so eine Art gezeigter Workshop der Schauspieler, die uns zuteil wurde. Es ging um Glück, Eitelkeiten und Emotionen des Menschen, die über Gesang in musikalischer Begleitung dargebracht wurden. Wo ist das Glück zu finden? Was bedeutet überhaupt Glück. Und was macht Mensch mit der Enttäuschung, wenn sich das erwartete Glück nicht einstellt? Gute Gedanken, lohnenswert drüber nachzudenken? Ich weiß es nicht. Mehr und mehr komme ich dazu, nichts zu erwarten, sondern zu tun und dann zu schauen. Vielleicht wollten sie das auch mit den Texten ihrer Lieder vermitteln oder gar mit dem Titel ihrer Vorstellung * Buddha trifft Jägerzaun* Die ganze Zeit schwirrte mir dieser während der Aufführung im Kopf herum. Warum dieser Titel? Ich bin dann zu dem Ergebnis gekommen, dass es rein gar nichts bedeutet. Es ist unwichtig. Unwichtig wie all die Fragen nach dem Glück. Denn es gibt keine allumfassende Antwort. Für jeden Menschen bedeutet Glück etwas anderes. Und jeder Mensch geht ebenso anders gemäß seiner Individualität mit Enttäuschungen über nicht eingetretenes  Glück um. Daher, leb einfach das Leben und schaue. Ähnlich hat ja auch Adorno gesagt: *Leben das Sinn hätte, fragt nicht danach. Laß dich leben, es geht ohne Motiv*  Es war sehr lebendig und ich hab mich gefreut zwei Lieder zu hören, die ich natürlich kannte....*Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen von Zarah Leander* ...und *sie mögen sich* von Käptn Peng... Von der Liebe als Glücksbote und dem Kampf sie nicht zu verlieren. Ein ewiges Thema der Menschen.
 
Nun wollen wir weiter. In der Wallstrasse. Dort gibt es den Raketenklub. Aber erstmal Wallstrasse finden. Es ist dunkel, die Freundin, ein Chaot, und ich hab die Brille nicht auf. So laufen wir erst in die verkehrte Richtung um dann der Technik zu vertrauen und die Wallstrasse finden lassen. Da ist es dunkel. Nur von fern sehen wir einen Lastwagen mitten auf der Strasse stehen. Dahinter Beleuchtung. Da ist schon was zugange. Mist, zu spät gekommen, aber egal, da sind noch Plätze zu finden auf dem Fussgängerweg. Eine aufgestellte Bank lädt ein. Nette Frauen neben mir. Hab ich sofort gespürt. Auf der Strasse bietet das Atelier Mobile-TravelinTheatre das Poetry-Tanzspiel *Troittoiriotort* Jösses, was fürn Wort.  Was für ein Wort. Wann es begonnen hat, keine Ahnung, aber es fesselt mich sogleich. Eine dystopische Stimmung liegt über allem. Die Schauspieler bewegen sich über die Straße, während elektronische Musik leise wummert. Eine Frau im Soldatenmantel mit nacktem Schädel trägt einen Text vor, dessen Stimmung in den Gebärden der Tanzenden wiedergespiegelt wird. Es geht um Vernichtung durch die Gier der Menschen, Verwüstung des Planeten, Endzeitsatimmung. Ich muss unweigerlich an das Buch des US-Autoren CormacMccarthy *Die Straße* denken. Irgendwas von einem Traktormann wird erzählt, Glyphosat hat die Natur vernichtet. Ich weiß bescheid, auch wenn ich nicht von Anfang an erlebt habe. Der Mensch ist mehr als Baum, Strauch, Blume, Erde, viel viel mehr. Er könnte einen Neuanfang schaffen. Nach all dem. Eine Hoffnung? Ich weiß es nicht. Die Bewegungen, die Musik, diese ganze Stimmung bringen mich fast zum Weinen. Alles ist ganz still...wenn nicht da plötzlich während der Darbietung immerr wieder vorbeifahrende Autos oder Spaziergänger, die von all dem gar nichts wissen, was hier vorgeht, einfach durch die Szenerie laufen würden.
 
Ein merkwürdiges Bild, so kommt es mir vor. Genauso wie es sich mir oft im Schauen auf das Leben in unserer Gesellschaft darbietet. Mehr und mehr wird beherrscht von Zerstörung, Haß, Neid und Gier. Wir alle sehen das, tun nichts und machen einfach weiter wie bisher. Doch ehrlich, so was läßt mich weinen. Dieses nicht dazugehörende Vorbeifahren der Autos und dem Vorüberspazierenden gehört irgendwie unplanmäßig zum ganzen Schauspiel. Oder war das mit angedacht als Bild? Könnte sein. Nur der Wagen, der sich plötzlich, mit nix was zu tun, einfach so in die Bühne des Spiels hinein platziert geht mir reichlich auf den Keks. Der merkt aber auch rein gar nichts. Steht da wie blöd herum und läßt seelenruhig seine Theaternachtbesucher angeführt von nem Guide, aussteigen. Der sacht auch nix. Gibts doch nicht. Ist der blöd, sag ich zu meiner Nachbarin. Aber nur vor sich hingebrummelte Sachen helfen da auch nicht weiter. Sie meint auch, der ist doch voll blöd. Aber nix ändert sich. Irgendwann steht sie auf, geht zum Fahrer des Busses und sagts ihm. Ich hätte ja sonst auch, aber warum immer ich. Sollen auch mal die anderen. Mein Leben lang hab ich immer den Mund aufgemacht und geernet hab ich nur Ablehnung. Nicht, dass mir das egal ist, aber in diesem Moment hatte ich einfach keine Lust, weil mich die Vorstellung trotz des Zwischenspiels immer noch so gefesselt hat und ich wollte mir das nicht stehlen lassen. Hat übrigens auch eh nix genutzt. Der Depp hat weitergemacht, bis alle raus aus dem Bus waren und ist erst dann weiter. Ich weiß schon, warum ich bei solchen Veranstaltungen mich niemals einer solchen Truppe anschließen würde. Im ürbigen, ich mag eh nicht diese Zusammenrottung von Gemeinschaften, das beruht auf meinem Erfahrungsschatz. Ist so.
 
Ein Musiker steigt auf das Dach des LKWs, spielt mit einer Geige Endzeitstimmungstöne, die Tänzer wandeln durch die Szene, ein Schauspieler nimmt die vom Traktormann abgelegte Eisenrüstung und zerstört sie mit einem Schweißgerät. Weg mit der Gleichgültigkeit der Menschen, denke ich bei diesem Anblick. Und dann ist es auch schon zu Ende. Es war großartig. Echt. Sag ich denen auch, den Schauspielern. Einfach großartig. Sie freuen sich.
 
Wir machen uns weiter auf dem Weg. Das Auto, wo ist es. Wir wollen nun rüber auf die richtige Seite Köln zum Offenbachplatz ins Schauspielhaus. Dort gibt es *Draußen vor der Tür* von Borchert. Hab ich schon erzählt, dass sie, die Freundin fährt wie ein Teufel. Manchmal auch bei rot. Aber das ist schon lang her. Jedoch man weiß ja nie. Isch hab Angst, ein klein wenig. Da nutzt nur Vertrauen. Aber sie macht es gut. Wir kommen sicher am Offenbachplatz an und finden auch sogleich einen Parkplatz. Ich war lange nicht mehr dort an der Aussenspielstätte des Schauspielhauses. Zuletzt bei einem Talking-Head-Projekt, welches ich in guter Erinnerung habe. Der Offenbachplatz ist nun gestaltet wie alle Museums- und Kunstmeilen mit großen Sitzelementen, diese hier in pink. Leider wird scheinbar der Platz nicht gut gepflegt, denn schon beim letzten Besuch sah ich ihn ein wenig verwahrlost von herumliegendem Müll. Aber das ist halt Köln. Ich liebe Köln, aber es ist und bleibt ne dreckige Stadt.
 
Wir sind etwas über eine halbe Stunde zu früh bevor die nächste Vorstellung beginnt. Das macht gar nichts, weil es dort eine kleine Bar gibt, wo gemütlich ein Glas Wein getrunken werden kann. Das tun wir auch. Sauteuer und nun wirklich nicht viel im Glas. Ich kenn mich aus. Schließlich kenn ich einen Menschen, der in einer Weinstube arbeitet und weiß, wie voll ein Weinglas sein muß. Aber was soll´s, die Nacht ist schön, die Aufführungen bisher überraschend gut, also sitzen wir da und nippeln an unserem Gläschen und plaudern ein wenig. Es gibt auch ein Lotteriespiel mit Rubbelbildchen, was wir natürlich ausprobiert haben. Wie immer hab ich kein Glück beim Spiel, aber was sollsich auch mit einer Tragetasche mit dem Aufdruck *Schauspielhaus* Können sie behalten. Nein, Scherz, ich verstehe schon die nette Geste. Immerhin bekommen wir zwei Freikarten für Vorstellungen unserer Wahl. Na also, geht doch.
 
Als wir auf die Uhr schauen, ist es kurz vor 22.00 Uhr, nix wie hin an den Einlaß. Auweia...plötzlich stehen da Mengen von Leuten, die rein wollen. Wir wurschteln uns durch, zeigen unsere Karten und rein in den Saal, wo wir zwei der vorderen Plätze belegen. Die Bühne ist in angenehm warmen Licht gehalten. Junge Schauspieler auf der Bühne zeigen den *Real Fake* Mit montonen und stereotypen Bewegungsabläufen wie das Leben des Menschen in der virtuellen und realen Welt sich abspielt. Überall spielt der Mensch seine Rollen, trägt seine Masken. Niemand will wirklich so sein und sich zeigen, wie er ist. Zu viel Angst? Vor Ablehnung, angreifbar sein. Und überall wo wir sind, werden uns Zuschreibungen gegeben...alle diese werden mit dem Wörtchen *zu* umschrieben...zu dick, zu dünn, zu politisch, zu unpolitisch, zu feministisch, zu kritisch, zu religiös...usw.usw...Aber wie schaffen wir es, uns dagegen zu wehren? wie gehen wir damit um und wie können wir Andere davon überzeugen, dass wir mehr sind als dass, was uns vom *zu* zugeordnet wird. Eine muntere und anschauenswerte, zum Nachdenken anregende Performance, wie wir Beide fanden. Hat Spaß gemacht.
 
Und wieder rein ins Auto. Unser Weg führt uns zum Alten Heizkraftwerk. Zur Theaternacht findet in dem seit 1890 errichteten und die Kölner Südstadt versorgenden Kraftwerk eine Veranstaltungsreihe statt. Ebenso auch zum Tag der Deutschen Denkmäler werden dort die Tore geöffnet. Ein Besuch in der Theaternacht hat immer ein besonderes Geschmäckle, denn in der Dunkelheit sind die Gebäude bunt illuminiert, so daß das Auge sich nicht sattsehen kann, an den erstrahlenden den Gebäudekomplex beleuchteten Mauern. Einfach nur schön, ich war fasziniert, hätte eigentlich nicht mal mehr noch etwas anderes sehen müssen. Meine Kamera stand nicht still. Aber es gab ja auch was und das wollten wir anschauen.
 
Die Kammeroper, die ja eigentlich in Pulheim ihren Veranstaltungsraum hat, zeigte *Orpheus in der Unterwelt* Was wir wußten, die Beziehung zwischen Orpheus und seiner Gemahlin Eurydike war nicht das, was wünschenswert war. Die Problematik der Untreue hat sich bis heute in den Beziehungen nicht verändert. Ständig ist der Partner entweder von der Langeweile und der Gewohnheit in der Ehe verführt, sich einem Anderen zuzuwenden oder einfach schlicht und ergreifend die Neu- oder Abenteuerlust. Zurück bleibt immer Schmerz des Betrogenen, Trennung und Alleinsein. Der Mensch kann wohl nicht anders. Orpheus aber will sich nicht im Schmerz ertränken, er entdeckt dass der Verlust von Eurydike, sie wird ja der wirklichen Geschichte nach von ihrem Liebhaber Pluto in die Unterwelt entführt, gar nicht so tragisch für ihn ist. Vielleicht hat er sie doch nicht so geliebt, wie er vorzugeben versuchte. Er fühlt sich gar frei vom Joch der Ehe und entdeckt seine eigene Abenteuerlust. Bei all dem gibt es auch immer die, die drum herum das Spektakel von Betrug, Ursache und Auswirkung voyeurhaft beobachten und beurteilen und das Ansehen der Beteiligten rutscht ins Negative. Wie wir wissen, führt dieses Szenario zweier Menschen nicht immer ins Glück und manchmal tritt die Reue ein, so auch bei Orpheus, der seine Gattin aus der Unterwelt befreien will. Und das gibt ein heftiges Gerangel.
 
Munter und lebendig hat die Kammeroper das Spektakel in eine Firma transformiert. Und wie wir wissen, der beste Ort für kleine und größere Seitensprünge. Ich sage nur Betriebsfeste. Erst kommt der Alkohol, dann die Entspannung, dann die Entfessung und schon ist man beim *du* und nach dem *du* brauchts zumeist nicht mehr lang, bis kommt, was wohl kommen muß oder soll, weil die zwei, die sich da näher kommen, schon immer ganz heimlich ein Auge aufeinander geworfen haben, Man kennt das ja. Schöne Stimmen erzählen die Geschichte von Betrug, Leid, Eifersucht und Kampf zwischen den Beziehungen. Ein echter Hingucker. Macht Lust auf mehr. Und wer denkt, auweia, da muss man ja nach Pulheim raus. Das ist doch gar nicht so schwer. Die S-Bahn von Köln braucht nur 10 Minuten bis sie in dem kleinen Örtchen zum Halten kommt. Keine Ausrede. Nix wie hin.
 
Aber dann ist Schluß für uns mit Kunst und Kultur und Lustig und Nachdenklichem. Es reicht. 4 Veranstaltungen, mehr kann einfach nicht verarbeitert werden. Und die Zeit ist wie im Flug verschwunden. Die Uhr zeigt Mitternacht. Meine nette Freundin ist die Beste. Sie fährt mich mit ihrem Auto wieder rüber auf meine schäl Sick, wo mein Rad noch am Jakubowski auf mich wartet. Aber nicht, dass sie mich dort einfach absetzt, nein, wir montieren das Auto auf die Schnelle um, werfen das Raderl hinein und ab gehts mit uns beiden bis vor meine Haustüre. Sie ist einfach zu nett. Aber  am anderen Tag fährt sie in Urlaub, es macht ihr nichts aus. Wir drücken uns nochmal tüchtig. Ich wünsch ihr eine gute Fahrt an den Urlaubsort am nächsten Tag und dann schließe ich die Haustüre hinter mir.
 
Ein gelungener Abend, eine gelungene Veranstaltung diese Kölner Theaternacht, die für Jedermann etwas bietet. Es sollte sich jedoch im Vorfeld das Programm angeschaut werden. Es sind so viele Möglichkeiten zur Auswahl. Man muß wissen, was man will, das gilt ja auch für das Leben an sich. Der Mensch muß sich immer entscheiden für das eine und das andere sein lassen.
 
Also nichts wie hin im nächsten Jahr. Viel Vergnügen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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9. Juli 2017 7 09 /07 /Juli /2017 13:35

 

 

Ein sonniger warmer Tag. Ich dachte, Roeschen, du musst mal wieder raus aus deiner Höhle. Ich kann ja, nachdem ich Tage von kleinen Pflichterfüllungen hatte, mich tagelang in der selben verbarrikadieren. Es gibt ja so Vieles, das mir gehört. Ich kann schon allein mit meinem inneren Reichtum sein, auch wenn es manchmal Momente gibt, in denen ich nur einen einzigen Menschen vermisse, der mein *sein* mit mir teilt. Also, um es deutlicher zu sagen, der denkt und fühlt wie ich. Jedoch weiß ich, dass das schwer ist. Daher bleib ich lieber mit und bei mir. Stark musst du sein, wenn du bist, wer du bist, allein. Da ist Niemand, bei dem du dich ausheulen kannst oder einfach eine Zustimmung erfährst. Du musst einfach alles mit dir allein ausmachen. Aber das ist auch deine Stärke. Und ja, es ist alles nicht so schlimm, wie es scheint, wenn ich das so erzähle, ich bin ja gesund und ich kann mich bewegen und ich kann, wie ein Wanderer durch die Welt ziehen und mir alles anschauen. So wie gestern.
 
Plan war dem Käthe Kollwitz-Museum einen Besuch abzustatten. Wir feiern den 150.ten Jahrestag von  Käthe Kollwitz. Viele Ausstellungen an verschiedenen Orten weisen in diesem Jubiläumsjahr auf diese herausragende Künstlerin unserer Zeit hin. Hier in Köln gab es gestern einen Familientag. Der Besuch des Museums war kostenlos. Am Abend dann sollte es eine Aufführung eines biografischen Films über sie geben. Ich habe mich drauf gefreut.
 
Und so machte ich mich mit meinem Rad im Sonnenschein am Rhein entlang auf den Weg um kurz danach am Dom anzukommen. Ich wußte, dass es noch ein Ereignis an diesem Tag in Köln gab. Ein großes sogar. Wir hatten Christopher-Street-Day. Auweia...ich war da noch nie, weder fern noch nah. Ich bin halt kein sensationslüstiger Mensch und Menschenansammlungen in dieser Größenordnung machen mir zumeist ein Unbehagen. Ich stelle das nur klar, weil..ich hab ja nix gegen den Tag. Sollen sie feiern die Leuts, was auch immer, wenn ihnen danach ist.
 
Gestern aber dachte ich, ach Roeschen schaust dir das Schauspiel doch einmal an und spazierst durch die Gassen.
 
Am Alter Markt angekommen, Rad abgestellt und rein ins Gewühl. Entlang den Strassen gab es bunte Stände mit allerei Angeboten, natürlich viel Alkohol. Ein Fest dieser Art ohne Alkohol wie überhaupt auf solchen Festen, gar nicht auszudenken. Aber auch Informationsstände verschiedener Gemeinschaften. Natürlich kannte ich keine einzige davon. Daher wollt ich mal spinxen und wissen, was da so hervorgebracht wird. Ging ich also zielstrebig an einen Informationsstand mit dem Namen * SMart Rhein-Ruhr-e.v*. Stand ich da ne Weile verträumt, schaute mir ihre Auslagen an, wurde von den dahinter stehenden Leutchen beäugt. Hat mir nix ausgemacht. Ich halt da Stand und schau zurück, bis ich den Moment finde und frage...na, was seid Ihr denn, was vertretet ihr hier. Oha..Klare Antwort, wie aus der Pistole geschossen. Sado-Maso-Freunde. Hihi...innerlich musste ich schmunzeln, dennoch hab ich sofort ne Klammer ums Herz gespürt. Auweia, es soll wehtun. Na dann...wegen mir, jedem das seine und mir das meine. Aha, antwortete ich interessant. Ich meine, was soll ich da mit den Leuten diskutieren, nahm ein Informationsblättchen mit und zog weiter meines Weges.
 
Bühnen waren aufgebaut für das musikalische Untermalungsspektakel der Feierlaune der sich eingefundenen Menschen. Ein buntes Treiben, unscheinbare und verrückt verkleidete Leutchen standen in Gruppen oder zu Zweit irgendwo herum. Ich blieb immer mal stehen und ließ das alles auf mich wirken. Und wie so oft machte sich in mir das Gefühl breit..Wer bin ich eigentlich? Ich weiß nicht, ob das der geneigte Leser meiner Impressionen verstehen kann. Weil...ich merke dann immer, ich gehöre zu Niemandem. Keiner Gruppe angehörig, keiner Gemeinschaft. Hab ich alles hinter mir. Brauch ich nicht. Ist sowieso immer nur eine einzige Vereinsmeierei. Und ja..ich bin auch weder ein *ist* noch ein *er* Also, kein Buddhist, Islamist, Christ,Pazifist (weil..ich will schon Frieden unter den Menschen, jedoch manchmal muss der Mensch sich auch wehren, ist so), könnt ja jetzt noch viele dieser *ists* aufzählen. Aber Ihr wißt schon, was ich meine. Bin auch kein Veganer, Vegetarier, von allen *ers* vielleicht ein Radler oder Wegelagerer, der doof in die Welt herumguckt. Aber diese *ers* gefallen mir, das bin ich halt.
 
Jedenfalls, irgendwann hab ich mich anderen Dingen in meiner schönen Stadt zugewendet. Weil, ich fand das dann doch interessanter, als den verrückten Menschenzoo weiter zu begutachten.
 
Auch wenn ich es schon zig Male gesehen hatte, sind bestimmte Dinge immer wieder ein Anziehungspunkt für mich kölsches Mädscher. Z.b. die Stolpersteine, die überall in den Kölner Strassen zu finden sind. So auch auf dem Rathausplatz, direkt vor dem Eingang des Kölner Rathauses. Dort haben 1933 Nazitruppen den damaligen Bürgermeister Konrad Adenauer sein Amt entzogen und den Gauleiter Josef Grohe eingesetzt. Hier gibt es diese kleine Messingtafel, auf der eine Verordnung des damaligen Reichsführer der SS Heinrich Himmler zu finden ist, die auf die Deportationen von Roma und Sintis in das Konzentrationslager Ausschwitz mit Kreide auf dem Pflaster markierte und später dann ob des Erstaunens der Menschen bei dieser Ansicht sich dazu entschlossen hatte, das selbe in einem Messingschild auszuführen. Angebracht wurde sie von Gunter Demnig der 1990, der den Weg der Deportierten von ihrem Versammlungsort in Bickendorf bis zum Bahnhof Deutz aufzeigte. Dieses Messingschild ist ein Beispiel vieler solcher Stolpersteine in Köln. Alle diese Steine, überall zu finden, wenn du achtsam durch die Strassen gehst, weisen auf die unendlich vielen Opfer des Naziregimes hin. Demnigs Anliegen war es, dass diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten, da sie keine Grabstätte hatten, keinen Ort, an dem ihrer gedacht werden konnte. Er setzte damit ein Zeichen, dass diese Gräuel niemals in Vergessenheit geraten sollen und der Mensch gut aufpasse, dass sich so etwas niemals mehr wiederholt. Übrigens hatte er den ersten Stolperstein 1966 in Berlin ohne Genehmigung angebracht. Ich mag diese Stolpersteine genau und gerade deswegen. Niemals vergessen, auch wenn es Leuts gibt die sagen, vergangen ist vergangen. Aber die Vergangenheitsgeschichte kann uns bewegen im Heute und wer sich nicht damit beschäftigt, vergißt zu schnell. Zudem schenkt diese Erinenrung eine tiefe Demut für das Leben. Ist so.
 
Es gibt jedoch auch humorige Dinge zu entdecken. Z.b. den *kölschen Kallendresser* Zu finden ist er am Altermarkt am Haus Nr. 24. Da hockt er oben am Dach des Hauses und zeigt den Leuts seinen nackten Hintern. Es gibt zwei Legenden, die die nicht sehr charmante Haltung des Herrn da oben am Dach des Hauses erklären sollen. Zum einen die Geschichte von damaligen Mönchen der in der Nähe sich befindenden Benedektinerabtei Groß St. Martin. Das Haus Nr. 24 am Alter Markt, das damals noch die Nr. *40* trug, hieß damals *Haus zur Sonne* Es wird erzählt, dass die Mönche einen Übeltäter den Behörden zum Gericht übergeben haben, obwohl er bei ihnen um Asyl gebeten hatte. Und was haben die Bürger gemacht ob dieses Verhaltens? Sie haben diese Kallendresserfigur aufs Dach gesetzt, als Ausdruck ihres Unmutes gegenüber der Kirche.
 
Die andere Version ist ganz einfach und ohne großes Einzelgeschehen. Sie soll den Unmut und die Verärgerung der Kölner Bürger gegenüber dem Stadtrat aufzeigen. Ja so ist das mit den Legenden, sie sind letzten Endes nicht die ganze Wahrheit. In den Kallendresser jedoch kann ja letzten Endes jeder der vorbeigeht, selber das hinein interpretieren, was ihm gerade auf dem Herzen liegt. Und ehrlich sind wir es doch mal, wem möchte man nicht mal...sie wissen schon... Und zur Erklärung sei noch angemerkt, die Bezeichnung Kallendresser rührt ganz einfach daher, dass zu mittelalterlichen Zeiten die sanitären Anlagen nicht so ausgestattet waren, wie wir sie kennen. Wer oft mal dringend sein Geschäft erledigen musste und nichts vorfand, der kackte eben in die *Kalle* in den Bürgersteig. Nun bitte nicht ausmalen ob der Gerüche, die zu mittelalterlichen Zeiten durch die Gassen wehten. 1828 soll englische Dichter Samuel Taylor Coleridge über das Fehlen einer Kanalisation in Köln festgestellt haben, in Köln stinke es, und zwar nach mindestens 72 Gerüchen, die alle sehr ausgeprägt sind und furchtbar sind. Auweia..man möchte nicht gelebt haben zu dieser Zeit.
 
Nun ja, ich könnte noch viele meiner Anziehungspunkte aufzählen, die ich an diesem Tag besucht habe. Es ergibt sich jedoch immer mal eine Gelegenheit, wo ich mal wieder auf das eine oder andere hinweise. Zu sagen hab ich dazu eben nur, dass ich dann diesen Dingen einfach dem für mich dann doch nicht nachzuvollziehenden Spaßfaktor der Zusammenrottung von Menschenansammlungen nicht Folge leisten kann und will, vorziehe.  Ist halt so, ohne dass, darauf weise ich immer wieder hin, irgendwelche Urteile gegen die Menschen habe. Sollen sie machen.
 
Jetzt war erst mal Durst angesagt. Also rein in ein schönes schattiges Strassencafe und Apfelschorle bestellt. Kam auch sofort, worauf sich die zwei Damen am Nebentisch pikiert beschwerten, sie säßen nun schon länger hier undf hätten immer noch nix und schauten mich vorwurfsvoll an. Ich machte Unschuldsäuglein, kann ich ja nicht dafür, sagten die, passiert halt mal. Nicht so pingelich sein. Manchmal frißt man den Bären und manchmal frißt er einen. Thats is Life. Sinierte also still vor mich hin, wieder Leute gucken. Immer wieder ein Vergnügen. Lang konnt ich den Tisch leider nicht für mich behalten, denn es näherte sich ein Ehepaar, aus Linz, wie sich dann eine Weile später herausstellte und fragte höflich, ob sie sich zu mir setzen dürften. Da kann ja eigentlich nicht nein gesagt werden. So was mach ich ganz selten, da muss mir schon einer sehr unsympathisch sein. Die Beiden waren es jedenfalls nicht. Er sah vor allen Dingen sehr lustig aus.
 
Und wie es so geht, erzählen die Leuts gleich munter weiter. Ich weiß es auch nicht, manchmal sogar, ohne dass ich frage, natürlich hake ich immer nach bei ihren Erzählungen. Die Beiden waren wirklich drollig. Sie erzählten mir, wie sie sich kenenngelernt hatten vor 40 Jahren auf einer Hochzeit. Sie kam aus Weilerswist und er aus Frechen und beide lebten sie eine zeitlang in Lindenthal, einem gutsaturierten Veedel in Köln und sind dann später ob des Gewusels in der Stadt in das ruhige Städtchen Linz am Rhein gezogen und haben es nicht bereut. Jedoch sei das Leben in dem kleinen Städchen scheinbar vom Aussterben bedroht. Die kleinen Läden, die früher dem Leben ein Geschmäckle eingehaucht haben und wie so oft in solchen kleinen Gemeinden gäbe es nur noch leerstehende Ladenlokale oder Apotheken, Handyläden und Spielhallen. Merkwürdig. Obwohl das Wohnen dort weitaus preiswerter sei als in einer Großstadt, auch was die Mietpreise anbelangt. Sie haben sich dort ein Häuschen vor Jahren erworben, dass sie liebevoll pflegen und sehr originell ausstatten.Die Küche z.B. haben sie an der Decke mit ausländischen Zeitungen tapeziert. Ich stellte mir das nicht nur lustig sondern auch interessant vor. Alle Bekannten und Freunde brachten ihnen immer von ihren Reisezielen die Tagesblätter mit. Jedenfalls, wenn es einem beim Rühren des Mitagsessens langweilig wurde, konnte man dort wohl an die Decke starren und die Tagesereignisse von vielen Jahren nachlesen, die sich ja eh nie verändern. Es ist immer das gleiche Schauspiel auf der Welt. Wir kamen von Hütchen auf Stöckchen, wie immer. Nun wollten sie aber zahlen und die Bedienung rechnete ab und als ich meinen Obulus entrichten wollte, sagte sie, oh, sie habe diesen den Beiden schon angerechnet. Das kommt nicht in Frage sagte ich, ich bin schon groß und kann selber zahlen. Und alle mussten wir lachen. Ich hatte es gesagt und getan. Nun aber wollten die Beiden doch nicht aufbrechen und bestellten eine weitere kleine Runde, dieses Mal aber wollten sie unbedingt meinen Obulus übernehmen. So kanns gehen. Ich hab mich dann auch nicht gewehrt. Geschenke sollten angenommen werden, es ist eine Geste der Höflichkeit. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Geschenk, dass ich machte, nicht beachtet und gewürdigt wurde. Das hat mich traurig gemacht. Daher, was du selber erlebst, willst du den anderen nicht angedeihen lassen. Der Mensch lernt auch von kleinen Dingen. Es kann ja immer mal sein, dass ein Geschenk nicht passend ist, aber warum den Menschen vor den Kopf stoßen. Nun denn...irgendwann brachen sie dann doch auf. Die Bedienung kam und wollte abräumen, fragte mich, ob es recht sei, natürlich antwortete ich. Doof war nur, dass sie auch mein Getränk mitnahm, obwohl es noch halbvoll war. Gibts doch net, dachte ich, beschwerte mich aber nicht grossartig, auch, als sie mir ein Neues bringen wollte. Nene, lassen sie mal, ich wollt eh auch weiter jetzt. Und das machte ich dann auch.
 
Die Zeit war vorgerückt. Nun war endlich Käthe Kollwitz dran, mit der ich immer mal wieder in den vergangenen Jahren  beschäftigt habe und wechselnde Ausstellungen hier im Museum besuchte. Dieses Mal waren einige ihrer Werke über den Weberauftsand, Bauernkrieg, den 1. Weltkrieg, Selbstbildnisse und Gustav Seitz Plastik von Käthe sowie seiner Vorarbeiten zu diesem großartigen Werk. Ich kann stundenlang vor ihren Werken verweilen, sie war eine Meisterin des *Seele nach außen* zu tragen. Ich habe Bekannte, die sagen, ne, die Käthe, die kann ich mir nicht antun, zu depressiv. Ich verstehe das. Der Wahrheit ins Gesicht schauen, ist nicht so einfach. Vor dem Leiden schaut der Mensch lieber weg. Das erlebe ich ja jeden Tag in meinem Alltag mit den Menschen, denen ich zur Seite stehe.
 
Dabei war die Käthe auch durchaus ein humoriger Mensch. Sie hatte ein Lachen, das ansteckte. Jedenfalls konnte ich es dann später im ihrem biografischen Film entdecken und Zeitzeugen, die tatsächlich auch an diesem Abend anwesend waren und schon im Film Zeugnis gaben, bestätigten dies. Sie lachte selten, aber wenn so herzlich, dass es alle anderen mitpackte übers ganze Gesicht. So ist das eben, ein Mensch, der das tiefe Leiden in sich und in der Welt furchtlos anschaut, kann sich demgegenüber auch der Freude aus tiefster Dankbarkeit widmen und sie dann auch ausstrahlen. Ihre Bilder zeigen eine ungeheure Spannweite des menschlichen Empfindens. Anfangs waren diese Seelentiefe in ihren Selbstbildnissen zu erblicken, später dann erst widmete sie sich auch anderen Gestalten und Ereignissen. Geboren wurde Käthe 1867 als fünftes Kind in Königsberg. Herrliche, wenn auch kurze Bilder, über Königsberg aus der damaligern Zeit im Film zu erblicken. Das verbindet mich mit ihr, denn mein Vater kam ebenfalls aus Königsberg. Vielleicht hatten sie ja als Kinder gar zusammen gespielt, weiß mans. Ein verführerischer Gedanke.
 
Ihre künstlerische Ausbildung hatte sie ihrem Vater, einem Juristen, zu verdanken, der ihre Begabung recht früh erkannte und dafür sorgte, dass sie eine Kunstschule besuchte. Damals war es undenkbar, dass Frauen einen solchen Weg einschlugen, ganz davon abgesehen die allgemeine Rechtlosigkeit der Frauen zu dieser Zeit. So war sie eine Vorreiterin der Selbstbestimmung und Emanzipation der Frauen, die auch ihren Preis hatte. Wenn ich in diesem Moment daran dachte, was draussen vor der Tür gelebt wurde, die totale Freiheit. Das war zu ihrer Zeit gar nicht möglich und es war ein Eklat, als sie sich auch öffentlich zu ihrer Bisexualität bekannte, in dem sie ungeniert mit ihrer Freundin umging. Überhaupt war sie eine leidenschaftliche Frau, sie verliebte sich ständig in irgend Jemanden, obwohl der- oder diejenige oftmals gar nichts davon wußten. Selbst ihre spätere Ehe stellte sie vor eine Entscheidung, zu bleiben oder zu dem Mann ja zu sagen, den sie unsterblich liebte. Sie blieb letzten Endes. Ihr Leben war nicht leicht, gerade auch als Künstlerin. Unter Kaiser Wilhelm sollte sie für eine Ausstellung eine Goldmedaile erhalten, wogegen der selbe sich vehement verweigerte. Dieser meinte, Frauen hätten in der Kunst gar nichts zu suchen. Es wäre fast eine Schande für den Mann, ihr diese Medaille zu übergeben und dabei blieb es. Sage noch mal einer, wir wollen den alten Kaiser Wilhelm wieder haben. Hehe, Prozeß am Hals. Auch unter dem Naziregime wurde sie aussortiert und musste in dieser Zeit kämpfen, um zu überleben.
 
Der Unterschied zu unserer Zeit besteht auch darin, dass Käthe aufwuchs in der Umgebung des Elends. Die Arbeiter wurden ausgebeutet, die Kinder hungerten, das Leiden war allgegenwärtig. Zwei Kriege hat sie miterleben müssen, ihren Sohn im ersten verloren, den Enkelsohn im zweiten. Den Schmerz darüber hat sie nie verwunden. Nach dem Verlust ihres Sohnes, der gerade mal 18 Jahre in den Krieg zog kam es dann zu ihren ersten öffentlichen Auftritt, in dem sie eine Schrift herausbrachte, von der sie anfänglich nicht gedacht hat, dass sie veröffentlich würde. Doch eine Zeitung druckte ihn. Sie zeichnete ein grosses Schmerzensbild mit einem Text *Nie wieder Krieg*.  Keine Opfer mehr. So unendliche Millionen Menschen in sinnlosen Kriegen, auch heute noch. Nichts hat sich geändert, auch wenn es statistisch gesehen, weniger Kriege gibt auf der Welt, dennoch. Ganz davon abgesehen so viel Armut in der Welt, Hunger und Leiden, verursacht von Menschen an Menschen. Wer kann denn daran vorbeigehen. Es zeichnete sie einfach aus, dass es nicht nur auf und in ihrer Seele brannte, sondern dass sie dieses auch nach außen trug, wie ein Mahnmal, ein Hinweis, hinzuschauen, nicht zu vergessen. Und heute...haben wir zwar die Freiheit, noch können wir an vielem Elend vorbeischauen, gar vorbeigehen, an den Bettlern am Strassenrand, die immer häufiger anzutreffen sind, können die Meldungen überlesen von der statistischen Zahl der Kinderarmut, des Hungers und der Gewalt, noch...aber wie lange noch. Ich kann die Ausstellung  Jedem ans Herz legen. Man begegnet einer Frau und ihren Werken, die nicht nur sah, was aussen war, sondern die ein Vorbild ist, was Selbstreflexion für den Menschen bedeutet. So sagte sie einmal:
 
"Bei aller Arbeit an sich selbst, die mit Selbstreflexion notwendig verbunden ist, ist der Zustand schwer vermeidbar, dass man sich sieht.Alle möglichen Fortentwicklungen können wieder aufgehoben werden durch das ständige Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst"
 
Wie wahr, wer es in sich selber erkannt hat, wird dies bestätigen können.
 
Auch sagte sie:
 
"Mit 50 Jahren ist das Selbstgefühl nicht so ausschweifend und hochmütig wie es mit 30 ist...Man selbst weiß am besten, wo die eigenen Grenzen nach oben und nach unten sind. Das Wort Ruhm berauscht nicht mehr"
 
So ist es. Die Erfahrung allerdings nach Ruhm zu trachten war mir persönlich wohl nicht als Gen in die Wiege gelegt worden, dachte ich bei diesen Worten. Mir ging es immer darum, zu leben, gut zu leben, zu verarbeiten, aufzuarbeiten und niemals zu wiederholen, was mir andere Menschen angetan haben oder noch antun werden. Thats all.
 
Gefallen hat mir auch diese ihrer Aussage:
 
"Auch ich gebe sehr wenig auf Kritik, fast gar nichts. Worauf ich aber viel gebe ist dieses, dass man seine Arbeiten unter anderen hängen sieht, daß man Abstand zu ihnen gewinnt und sie wie Produkte eines Fremden ansehen kann. Das fördert sehr. Und was schadet es denn, wenn man trotzdem seine Mängel kennt, sie den Augen anderer preis gibt? Glauben Sie mir - Mängel bleiben stets"
 
Wie recht sie hat die Käthe. Ich denk ja auch so bei meinem Geschreibsel hier. Lass sie doch reden die Leuts, zu lang, zu langweilig, man könnte dies oder jenes besser machen., Mir doch wurscht. Ich bin wie ich bin und ich schreib wie ich bin und ich stelle das hier auch rein, damit es jeder sehen und lesen kann. Denn...es ist doch viel interessanter und schöner sein Geschreibsel da irgendwo vor sich stehen zu sehen, als es in der Schublade verschwinden zu lassen. Und so mache ich es mit allen Dingen die ich preisgebe, auch mit meiner Gedankenwelt. Macht damit was Ihr wollt. So! Denn...die größten Kritiker der Elche sind zumeist selber welche.
 
Käthe Kollwitz starb wenige Tage 1945 vor Ende des zweiten Weltkrieges. Sie hat den Frieden, den sie so herbeigesehnt hat, nicht mehr erleben können. Aber sie bleibt unvergessen, nicht nur durch ihre Werke, sondern auch durch ihr Leben als Frau mit ihrem ganz eigenwilligen und eigensinnigen Wesen und ihrem Blick auf das Leben der Menschen.
 
Alles in allem war dieser mein Tag ein ereignisreicher und voller mich nachwirkend beinflussenden Gefühlen und Gedanken. Nicht zu vergessen noch zu erwähnen, dass ich vor der Filmvorführung über Kätzhe Kollwitz eine sehr, sehr nette Frau kennenlernte, mit der ich nun Adresse ausgetauscht habe. Ich würde sie gerne wiedersehen. Sie war auch ein wenig anders, wie all das um mich herum. Das hat mir sofort gefallen. Und es wird ja gesagt, dass Menschen, die sich ein wenig ähnlich sind, sich finden. Manchmal sind die Ereignisse, die dazu führen, ein wenig unbeabsichtigt, so wie in diesem Falle. Ich setzte mich auf einen Platz und lehnte mich hinter mir an die Wand, so daß ich meine Füße auf meinen eigenen Sitz legen konnte und die Beine ausstrecken konnte, denn immerhin war ich schon lang unterwegs und schon zweimal die 111 Stufen zum Museum rauf und runter gelaufen und ein drittes Mal erwartete mich noch. Natürlich, ohne den meinigen Sitz zu beschmutzen. Die Füße baumelten drüber hinweg. Nichtsdestotrotz nahm so eine Gruppe merkwürdiger gutsaturierter Frauen neben mir Anstoß daran und beäugten mich argwöhnisch, dazu noch absichtlich darüber redend, wie man nur kann und so. Ich kenne so was. Pah...mir doch wurscht, die doofen Schnattergänse. Denn die schnatterten unaufhaltsam nix Wesentliches, langweiliges Zeug, hauptsache reden. Ich kann das nicht ab. Ich mach auch gern mal Späskes, aber ich kann mich einfach nicht unendlich über nichts unterhalten. Da schweig ich lieber. Kein Urteil, ne, sollen sie machen, aber auch mich bitte in Ruhe lassen und respektieren und meine hochgelegten Beine auch. So! Und die nette Frau neben mir, fand das übrigens eine gute Idee. Das mit den Füßen hochlegen und tat es mir gleich und so kamnen wir ins Gespräch. Und vielleicht ist diese Begegnung für sie ja auch schicksalshaft. Denn sie sucht nach einer schönen und preiswerten Wohnung in einer ruhigen Umgebung. Ich habe ihr sofort die Adresse meines Vermieters gegeben und mal schauen, vielleicht sind wir ja bald näher beieinander, als wir jemals vor diesem Tag gewußt haben. So ist das eben, wer weiß schon morgens, was abends ist.
 
Ich schloß mich nicht mehr der anschließenden Diskussionsrunde an. Ich wollte das was ich fühlte und dachte bei mir behalten. Daher machte ich mich auf den Heimweg. Quer durch die City an den mittlerweile stärker alkoholisierten CSDler, die Partystimmung verbreiteten vorbei und ich war heilfroh, als ich mein Fahrrad nach langem Suchen, irgendwie hatte ich im Gewühl die Orientierung verloren, endlich wieder fand und an meinen geliebten Rhein entlang nach Hause fuhr, wo meine kleine, gemütliche Höhle auf mich wartete. Hier darf ich sein wie ich bin. Niemand da, der was zu quengeln hat,-)
 
Schön wars alles in allem.  Ein gelungener Tag, dessen Eindrücke mich sicherlich und hoffentlich wieder ein Stück weiter zu mir selber bringen.

 

 
 
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28. Mai 2017 7 28 /05 /Mai /2017 19:09

Gestern war ich im Theater. Genauer gesagt, im Theater *Der Keller* Ich liebe dieses kleine Theater und habe es schmerzlich vermißt in meinen Jahren in Frankfurt. Daher war ich an diesem Tage so voller Freude, mir das angekündigte Stück von Max Frisch *Biografie...Ein Spiel* anschauen zu können. Ich hatte mir die Karte vorbestellt. Besser ist besser. Obwohl ich dachte, das Wetter ist sommerlich, viel Besucher wird es nicht haben. Um so besser mein Gedanke, ich mag es, wenn es nicht all zu voll ist.
 
Am Vormittag hatte ich noch eine Tour mit dem Rad gemacht, bin dann aber in der prallen Mittagssonne nach Hause und habe eine schöne Siesta zelebriert. Es war viel zu heiß zum Weiterradeln und der Weg am Abend zum Theater umfaßte ja auch noch einmal fast 30 km mit dem Rad hin- und zurück. Das sollte mir genügen an Bewegung.
 
Max Frisch, ich liebe ihn und seine Bücher. Noch vor einiger Zeit habe ich mir seine Tagebücher zu Gemüte geführt und bin in sein Leben eingetaucht. Gut, alles kann sich ja gar nicht gemerkt sein. Ich kann auch nicht immer so aus dem Effeff alles gleich runter erzählen, manchmal bedarf es eine Erinnerung und dann fällt mir so dies und das ein. Ich bin und bleib halt ein kleiner Montaigne, der musste ja auch immer alles nachlesen, hat sich alles angestrichen, sein Gedächtnis war nicht so gut, alles immer ad hoc abzurufen. So gehts mir auch oft.
 
Auf dem Radelweg zum Theater, es war noch herrlicher Sonnenschein, die Menschen am Rhein flanierten oder saßen in den Biergärten, ging mir natürlich schon Einiges durch den Kopf. Jösses, in der Erinnerung an das Leben der eigenen Biografie als Spiel eine andere Wendung geben. Hab ich das je gemacht, so fragte ich mich unterwegs. War da mal irgendwann ein Gedanke in mir, der herausbrach in dem Sinne, hättest du doch an dieser oder jener Stelle deines Lebens anders gehandelt Roeschen. Eher vielleicht, wie wäre mein Leben verlaufen, wenn die Dinge, die von Außen auf mich zukamen, nicht geschehen wären, wie mein Unfall inm jungen Jahren oder gar, wenn ich in ein ganz anderes Elternhaus hineingeboren wäre.
 
Ich musste zu dem Ergebnis kommen, was zumindest die eigene Entscheidung- und Handlungstätigkeit bnbetraf,  bisher ist das nicht geschehen, aber wer weiß was am Ende des Lebens mit uns passiert, kurz vor Angesicht des Todes. Ob da wohl so etwas aus einem hervorbricht. Ich werds ja dann sehen. Ich hoffe es natürlich nicht. Denn, ich glaube, ein solcher Gedanke läßt den Menschen nicht in Ruhe sterben oder gar in Zufriedenheit weiterleben. Davon bin ich überzeugt.
 
Ich war mal wieder viel zu früh, wie immer. Aber das macht mir ja nix aus. Das Theater "Der Keller"liegt ruhig an einer baumbewachsenen Straße und hat einen schönen Vorhof mit einer langen Sitzbank, auf der sich gemütlich niedergelassen werden kann. Am Abend sogar im Schatten, ein lauschiges Plätzchen an dem verweilt und sich die Welt ein wenig beguckt werden kann. Oder einfach, weil die Leidenschaft zum Schach einen nicht losläßt, nochmal schnell via smarthphone in die laufenden Partien geschaut, um einen Zug zu machen. Ist ja nicht schlimm, oder? Ein paar weitere Besucher kommen, es wird nicht voll, aber auch nicht zu wenige derer, das wäre ja auch schade für die Schauspieler, die sicherlich an diesem schönen Sommertag auch etwas anderes lieber getan hätten.
 
Es ist ja klar, dass das Theater seinen Namen daher trägt, weil es sich tatsächlich in einem Keller befindet. Daher war es fein, in die kühlen Räumlichkeiten einzutreten. Ich suchte mir einen Platz genau in der ersten Reihe vor der Bühne in dem kleinen Aufführungsraum. Ich saß da alleine. Sie haben aber Mut, sagte die junge Frau hinter mir, mit der ich vorher schon ein paar Worte gewechselt hatte, die aus Berlin kam und erst seit drei Monaten in Köln lebte und sich hier sichtlich wohl fühlte. Das würde sie sich nicht trauen, meinte sie, es könnte ja sein, dass man plötzlich mit einbezogen werden würde, hätte sie alles schon erlebt. Och, antwortete ich ihr, es gibt ja ein *nein* Jaja, sie wiederum, das müsse man aber erst mal können. Nun, entgegenete ich ihr, das hab ich gelernt, mittlerweile, hat lang gedauert, aber es funktioniert jetzt. Da lachte sie. Irgendwie, das beobachte ich oft, haben die Leuts immer Probleme, wo sie wohl ihren Platz einnehmen wollen, egal, ob im Theater, der Oper oder sonstigen Veranstaltungen. Die wuseln da immer rum, unfaßbar. Hierhin, nein dorthin oder vielleicht besser doch nach da. Ich versteh so was nicht. Ich bin da so was von zielgerichtet, ich glaub es selber manchmal nicht. Sagte ich nicht schon, was ich will, das will ich und das zieh ich auch durch. Und so wartete ich ungeduldig auf den Beginn der Vorstellung, Füße hoch auf den Rand der Bühne, es war erlaubt, und machte es mir gemütlich.
 
Wie wird dieses doch sehr komplexe Stück von Frisch wohl umgesetzt worden sein, so die Erwartung meinerseits. Frisch selber hatte ja die erste Aufführung damals selber boykottiert bzw. hatte sie abgeblasen, weil es zu Differenzen gekommen ist und seine Vorstellungen nicht umgesetzt wurden. Er hatte kurzerhand die Bühnenrequisiten zum Verkauf angeboten und ist aufs Land gezogen. Konsequent war er ja, der Frisch, das muss man ihm lassen. Authentisch und aufrichtig zu sich selbst, jedenfalls, sofern ihm von seinen inneren Motiven und Antrieben bewußt war, hat er gelebt, was er wollte. Das bewunderte ich an ihm.
 
Er war zeit seines Lebens ein Mensch, der sich immer wieder fragte, wer bin ich und wieviele. Zwei Berufe hatte er erlernt, er begann mit dem Schreiben, legte dies aber ad acta, begann ein Architekturstudium, in dem und mit dieser Ausbildung er auch viel geschaffen hat, aber es dann später wieder los ließ und sich wieder ganz dem Schreiben zuwendete. Wer schreibt, sagte er, forsche auch, nicht nur nach sich selber, sondern auch nach der Welt. Viele Beziehungen ging er ein, zahlreiche Affären, unter anderem auch eine längere Beziehung zu Ingeborg Bachmann, die ich ebenfalls sehr schätze. Leider ging auch diese Beziehung in die Brüche und die Inge ist fast daran zerbrochen. Aber gut, ich will nicht abschweifen.
 
Es ging los...Die Protagonisten marschierten ein. Aber was war das denn? Jösses, dachte ich, wieso dieser schrille Kostümwahn. Ist das eine Karnevalsveranstaltung? Sorry, es ist eine Kommödie...das Spiel...dennoch sollte sie doch eigentlich für sich sprechen. Wieso braucht es so einen grotesken Aufputz. Mir ist das immer übel aufgestoßen, auch bei Operninszenierungen, wo ich den Eindruck hatte, es wird krampfhaft danach gesucht, etwas ganz Bsonderes hervorzubringen und dabei vergessen, dass das Stück, das gezeigt wird, das Besondere schlechthin ist, und es hauptsächlich darum gehen sollte, mit schauspielerischer oder gesanglicher Kunst diese Besonderheit herauszustellen. Für mich jedenfalls braucht es diesen Zirkus nicht. Ich kann mir nicht helfen, mich hat das abgelenkt, die ganze Vorführung.  Ich hab mich zwischendurch auch ermahnt. Hab gesagt Roeschen, Roeschen, sei nicht so kritisch. Ich erinnerte mich sogar daran, wie ich meinen allerersten Blog für den Kölner Stadtanzeiger schrieb, es ging um Opernkritiker, in dem ich ausführte, dass das, was der Kritiker sagt, nicht alles ist. Auch ein Kritiker ist von so vielem abhängig, worauf sich dann seine Kritik letzten Endes stützt. Aber ich schwöre, ich war nicht schlecht druff, ich hatte gute Laune, ich hab mich auf das Stück gefreut. Also davon konnte die Abneigung nicht kommen.
 
Dann kam auch noch diese etwas merkwürdige Choreografie daher, mit denen die Schauspieler auf der Bühne spielten. Ich verdrehte zunehmens mehr die Augen und musste tief durchatmen. Wer das Buch von Frisch nicht gelesen hat, ich gebe zu, bei mir war es nun ja auch lange Jahre her, aber immerhin wußte ich doch überwiegend, worum es ging und kontnte mich auch an Vieles erinnern. Aber ich habe mich gefragt, was machen die Leuts, die das Buch nicht kannten. Und ich hatte Recht mit meiner Frage, denn am Ende des Stückes kam ich mit zwei älteren Damen ins Gespräch die beide sagten, sie hätten streckenweise überhaupt nicht durchgeblickt, worum es ginge. Erst nach längerer Zeit wurden ihnen die Zusammenhänge klar. Damit will ich zum Ausdruck bringen, gut, es ist schwer dieses doch sehr komplexe Thema aufzuzeigen, jedoch hätte man sich da etwas mehr Mühe geben sollen, die anscheinend eher auf die Verrücktheiten des äußeren Erscheinungsbild gelegt wurden. So empfand ich es jedenfalls.
 
Um meinem geneigten Leser eine Kurzfassung zu geben:
 
Hans Kürmann, von Beruf Verhaltensforscher, bekommt in einem Moment seines Lebens, an der bei ihm eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird, die Möglichkeit sein Leben noch einmal neu zu beginnen, gedanklich, ein Spiel. Was hätte er an welcher Stelle seines Lebens anders gemacht, gehandelt, gesagt und wie hätte dies ausgeschaut, welche Wendung hätte seine Lebensbiografie somit bekommen. Ein Registrator der sein bisheriges Lebensbuch kannte, führte ihm einige Stellen in seinem Leben vor und überließ ihm die Wahl, noch einmal neu zu entscheiden. Im Vordergrund der Aufführung stand der  Lebenseinschnitt Kürmanns der Ehe mit seiner Frau Antoinette, die Kürmann gerne hätte rückgängig machen wollen. Sieben Jahre hat diese Ehe angedauert, kennengelernt haben sich die Beiden auf einer Feier nach Ernennung Kürmanns zum Professor. Dort beginnt das Stück auch. Immer wieder wiederholt Kürmann diesen Abend mit Antoinette, doch letzten Endes kommt es immer wieder darauf hinaus, dass die Beiden zueinander finden.  Es war seine zweite Ehe, denn seine erste Frau hatte sich nach einem heftigen Streit beider das Leben genommen. Aus dieser Ehe hatte er bereits ein Kind, dessen Kontakt zu ihm aber die Familie seiner verstorbenen Frau verweigerte. Warum wohl? 
 
Weiter zeigt ihm der Registrator einen Lebensmoment seiner Jugend, in dem Kürmann einen Unfall verursacht, er trifft mit einem Schneeball einen Schulkameraden, der daraufhin ein Auge verliert. Etwas weiter im Lebenslauf befindet er sich in den USA, begegnete dort seiner ersten großen Liebe, aber er verläßt sie, weil seine Mutter todkrank auf seine Heimkehr wartet und die Verlassene ihm nachwein wird. In beiden Fällen gelingt es Kürmann nicht, auch hier eine Korrektur vorzunehmen, was damals schon beim Lesen des Buches für mich unverständlich war. Wie kann es möglich sein, dass wenn ein Mensch einem anderen einen schweren Schaden zugefügt hat, nicht der Gedanke aufkommt, wäre das doch nicht passiert, hätte ich mich besser anders verhalten. Wenn überhaupt ein solcher Gedanke aufkommt, dann doch in diesem Fall oder? Nun denn...
 
Diese Lebensmomente wurden bei der Aufführung herausgeholt und aufgezeigt. Es gab in seinem Leben noch einan anderen wichtigen Moment, in dem Kürman tatsächlich eine Korrektur vornahm. Ich möchte sie aber nicht verraten, denn möglicherweise bekommt ein mir geneigter Leser ja nun vielleicht Luist darauf sich mit dem Buch von Frisch zu beschäftigen und da ist es ja doof, wenn alles schon im voraus gewußt wird.
 
Hiermit beschäftigte sich die karnevalskostümierte Schauspielergruppe, um nicht noch einen draufzusetzen und irgendwann während der Vorführung merkwürdige Kinderinstrumente herauszuholen, auf denen sie dann herumklimperten und nicht davon abließen, dazu immer mal wieder merkwürdige Verrenkungen machten. Auch hab ich überhaupt nicht begriffen, wieso so laut herumgeschrieen werden mußte. Ein, zwei mal hab ich mich sogar richtig erschrocken und ich bemerkte das auch bei den beiden älteren Damen, die sich, das vergaß ich vorher zu erwähnen, dann auch noch in meine erste Reihe gesetzt hatten. Irgendwie kam mir alles total überladen, aufgesetzt und schrill vor. Ich gebe auch ganz ehrlich zu, mein Eindruck war, die Schauspieler hatten gar keine Lust. Mir ist so was noch nie passiert, ich hatte für keinen der Aufführenden einen Hauch von Sympathie. Sie wirkten alle statisch, ohne Leben. Und ich fand, das paßte nicht. Sicher, dieser Kürman war ein lebensfeigling, ein mechanisch in seinem Leben herumlaufender, ohne wohl viel zu fragen, aber m.E. war diese Starrheit der Schauspieler ein ganzes Stück zu weit. Die einzige Lebendigkeit schien im dauernden Herumwirbeln und verschieben der Bühnenrequisiten zu sein, ihrem Schreien und merkwürdigen Herumhampeln. 
 
Ich habe versucht zu verstehen, was eine Jury wohl überzeugt hat, diese Aufführung für den Monica-Bleibtreu-Preis 2017 vorzuschlagen. Genauso wenig wie ich oft nicht  verstehe, wieso dieses oder jenes Buch nun unbedingt zu einem Preis gelangt im Literaturbetrieb. Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich da nicht intellektuell genug zu, weiß mans. Ich denke jedenfalls, die Leuts suchen immer nach Sensationen. Gut, der Beuys sagte ja, Sensationen müßten sein, verstehe ich, also ihn hab ich verstanden, weil er damit doch etwas ganz anderes mit gemeint hat. Diese Art von Sensation braucht es jedoch nicht. Es lenkt einfach ab. Es nimmt, auch wenn es eine Kommödie ist, die dennoch aber einen tiefen Ernst hat, denn, was ist denn das Leben des einzelnen Menschen nicht, wenn eine Kommödie.
 
Ich schäm mich ehrlich gesagt ein wenig, dass ich gar nichts Gutes an der Aufführung lasse, es sind jedoch meine ehrlichen Gedanken und Empfindungen. Als ich vor dem Theater nach Schluss dann mit den beiden älteren Damen noch ein längeres Gespräch hatte, bestätigten sie mir zum Teil meine Eindrücke. An dieser Stelle muss ich jedoch auch sagen, dass die Beiden jetzt nach dem Gesehenen Lust darauf bekommen haben, das Buch zu lesen. Immerhin. Und dass sie dennoch, auch ob des Durcheinanders auf der Bühne, sehr nachdenklich geworden sind.
 
Letzten Endes, was will denn ein Schriftsteller, der ein solches Buch schreibt und es auch zur Aufführung bringen will, denn für eine Botschaft vermitteln. Sicherlich nicht eine sarkastische Sicht auf das eigene Leben im Rückblick oder? Das wäre ja ein trauriges Ende seines eigenen Lebens.
 
Wenn Kürmann, zumindestens in der Aufführung am Ende  das  Lied " My Way"singt, was übrigens ganz schrecklich klang, dann kommt doch heraus, dass er sich mit seinem Leben versöhnt hat. Was anderes bleibt dem Menschen ja auch nicht übrig, sonst ist er verbittert.
 
Aber noch viel viel wichtiger empfinde ich es, so der Moment noch nicht eingetreten ist dass wir uns aus diesem Leben verabschieden müssen, vielleicht  einmal einen Blick nach hinten zu werfen, um diesen Prozeß abzuschließen, Versöhnung mit dem was gewesen ist, doch unser Augenmerk auf die Zukunft, die uns noch bleibt zu richten, und zu versuchen uns weiter zu entwickeln, zu verändern an all den Stellen, wo es möglicherweise gefehlt hat in der Vergangenheit, und vor allen Dingen, dieses zukünftige Leben so zu gestalten, dass es uns glücklich macht, auch wenn wir dafür Einiges zahlen müssen. Es gehört Mut dazu, eingefahrene Wege zu verlassen, das weiß ich sehr genau. Der Mut jedoch wird sich auszahlen und wenn er mit Geist und guter Gesinnung getätigt wird, kann gar nichts schief gehen. Letzten Endes muss der Mensch sich doch selber im Spiegel anschauen können. Und ich weiß auch, dass das alles nicht so einfach ist, denn unsere Gesellschaft macht es uns recht schwer, unsere eigene Identität zu finden oder sie zu  zu wahren und sich treu z bleiben. Manchmal dauert es viele viele Lebensjahre bis diese Erkenntnis erreicht wird. Es ist jedoch nie zu spät, finde ich.
 

Ich denke mir jetzt einfach, die Schauspieler werden gar nicht traurig sein, wenn sie wüßten, was ich hier so schreibe, was ich empfunden habe beim Anschauen ihrer Aufführung, sondern vielleicht auch ein wenig dankbar sein, dass kritische Stimmen sich auftun. Denn gelernt wird auch aus der angebrachten Kritik. Und ich will eines noch sagen, ich hab es nicht bereut, dabei gewesen zu sein, auf gar keinen Fall. Es war kein vertaner Abend. Ich habe mich nochmals mit Inhalt des Buches, mit dem Autor aber auch mit meinem eigenen Leben beschäftigt. Das ist es schon Wert gewesen.

Daher dennoch meinen Dank auch an die Menschen, die sich daran gewagt haben, dieses schwierige Thema aufzugreifen und sich damit zu präsentieren.

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11. Mai 2017 4 11 /05 /Mai /2017 13:16

Wir haben das Sommerblut-Kulturfestival in Köln. Es begann am 6 Mai und dauert noch bis zum 21. Mai an. An drei Veranstaltungen habe ich bisher teilgenommen. Drei Abende hintereinander.
 
Im letzten Jahr hatte das Festival sein 15jähriges Jubiläum. Da ich in den letzten Jahren nicht in meiner Heimatstadt weilte, habe ich bisher nicht sehr viel davon mitbekommen. Daher bin ich in diesem ersten Jahr, in dem ich wieder in Köln lebe, voll eingesteigen. Anlaß zudem war auch der Besuch einer Freundin aus Paris, die extra für dieses Festival nach Köln gekommen ist. Ein Widersehen also mit ihr und meiner Freundin Zabaione, mit der ich in Paris bei Louisa und Vedran vor ein paar Wochen weilte. Es war eine Freude, Louisa hier wieder zu sehen, wenn sie auch am heutigen Morgen wieder abgereist ist. Ich mag Menschen, die einen weiten Weg auf sich nehmen, um zu schauen, was geschieht in anderen Städten, die noch die Neugier treibt auf die Welt und das bunte Treiben in ihr.
 
Mitwirkende an diesem Festival ist eine bunte Menschenvielfalt. Es zeigen professionelle Künstler, Menschen mit Behinderung oder sozialer Benachteiligung viele Facetten der Kunst in Form von Musik, Theateraufführungen, Tanztheater oder andere Performancen. Das macht es so spannend, dieses Zusammentreffen von Menschen aus  unterschiedlichen Lebenssituationen.
 
Das Thema des diesjährig ausgerichteten Festivals ist der *Rausch* Die erste Assoziation die ich bekam in Verbindung mit diesem Wort waren merkwürdigerweise alle negativ beladen. Sofort fielen mir Drogen und Alkohol dazu ein und der Zustand nach einem Rausch nach dem Geniessen einer der beiden Rauschmittel ist zumeist ernüchternd, oft auch quälend, manchmal jedoch auch vielversprechend, weil ein Rausch den Menschen doch immer auch vergessen läßt, wie die Realität wirklich ist, eine Flucht also. Wer flüchtet und vergessen will, will aber noch mehr vom Rausch und dann kann es schnell zur Sucht nach immer mehr werden. Jedenfalls hab ich das in ganz jungen Jahren selber erfahren. Und es ist auch bekannt, dass mehr und mehr letzten Endes den Genuss nicht steigert, sondern die Wirkung nachläßt und am Ende ist es so, dass das Rauschmittel nur noch als Mittel zur Bekämpfung der Entzugserscheinungen benutzt wird. Das ist egal ob es Drogen, Alkohol, Sex, oder andere Rauschmittel sind, wie z.B. auch der Extremsport, mit denen sich Menschen in rauschähnliche Zustände verfrachten. Wer sich nicht unter Kontrolle hat, der erliegt dem Rausch und den damit verbundenen Gefahren. Am Ende ist er nicht mehr der der alles kontrolliert, sondern das Rauschmittel selbst kontrolliert ihn. Das ist für mich jedenfalls eine schreckliche Vorstellung, abhängig zu sein, nicht mehr selbstbestimmt entscheiden können, aber vor allen Dingen auch, das Geniessen zu verlieren, das Besondere, das ich mir vielleicht das ein- oder ander Mal gönne.
 
Hab überlegt, wann ich mich selber mal in der letzten Zeit in einem Rauschzustand befunden habe und musste sofort an meine Touren mit meinem Radel denken. Wenn ich da so mutterseelenallein durch Wald und Flur streife, Sonne am Himmel, mohnblühende Felder neben mir, der Himmel so blau und ich fahre und fahre, kann mich bewegen, die Hände vom Lenker nehmen, freihändig fahren, allein, glücklich dass ich die Welt auf diese Weise anschauen kann. Das ist schon so ein Rausch an Gefühlen, den ich gerne mitnehmen möchte in meine Alltagswelt. Es beflügelt mich, macht den Kopof frei, läßt erkennen, was sonst nicht gesehen wird. So erfahre ich es zumindetens oft. Ich bin der König der Welt, so denk ich dann manchmal und lache vor mich hin und wünsche, dass es nie zu Ende geht und ich möchte am liebsten auch tatsächlich immer weiter fahren durch die ganze weite Welt.
 
Aber auch meine Musik, der ich, muss ich zugeben, regelrecht verfallen bin, versetzt mich oft in einen Rauschzustand. In der Musik kann ich mich vergessen, mich ganz fallen lassen in den Rhythmus, die Beats, die Solis der Gitarren und dem Klingen der anderen Instrumente, die leisen, wilden, explodierenden Klänge, je nach meiner Stimmung. Es gibt Zeiten, da soll für mich die Musik nicht aufhören.
 
Also, wenn ich nochmal zusammenfasse, dann könnte ich aufzählen Rausch kann erzeugt werden von Drogen, Alkohol, sportlichen Extremleistungen, Sex, Liebe,  Geld, Macht, shoppen (so wie es heutzutage gern bezeichnet wird. Es gibt sicherlich noch viele andere Möglichkeiten, das ist mir klar, ich kann sie nicht alle aufzählen. So hat sich das Kulturfestival dieses Jahr den verschiedenen unterschiedlichen Facetten zum Thema Rausch gewidmet. Es kann ja auch jeder hinschauen, was ihn selber in einen Rauschzustand hineinzieht, der ihn aus dem eigenen ständigen Kontrolliertsein herausreißt.
 
Mein erster Besuch war die Veranstaltung: You.Here.Now.
Konfrontiert mit einer Installation, wurde uns vor Augen geführt, was die tägliche Bilderflut im Internet mit dem Menschen macht, ihre Wirkung auf uns selbst.
 
Der zweite Besuch gehörte dem Figurentheater Cipolla. Sie zeigte die Schachnovelle von Stefan Zweig in einer ungewöhnlichen Art und Weise mit ihren handgefertigten Puppen, puristischer Bühnenlandschaft und einem Cello, sowie einer klingenden Säge. Ich hatte das Buch vor  vielen vielen Jahren gelesen, die Essenz war mir schon noch präsent, jedoch war ich damals beim Lesen nie auf den Gedanken gekommen, dass der schachspielende Dr. B sich in seiner Gefangenschaft regelrecht in einen Rausch spielte. Ein Rauschzustand der ihn jedoch bewahrte vor dem Verrücktwerden in monatelanger Einzelhaft, in der er sich selber die Frage stellen musste, was ist grausamer für ihn, die seelische oder die körperliche Grausamkeit. Jedoch, wie wir die Leser der Geschichte es sicherlich wissen, gerät Dr. B vom zuerst positiv auf ihn einwirkenden Rauschzustand des Schachspiels in einen fast selbstzerstörerischen Rausch, die das Spiel auf ihn ausübt, genau an dem Punkt, wo er begann gegen sich selbst zu spielen, weil das Büchlein der 150 Schachpartien, die er einem Wärter aus seiner Manteltasche entwendet hatte, von ihm allesamt durchgearbeitet waren, er sie im Kopf hatte und in allen möglichen Variationen immer und immer wieder durchgespielt hat. Es half nichts mehr, es gab nur den einen Ausweg gegen sich selber zu spielen.
 
An meinem dritten Abend gab es dann eine Theaterperformance zum Thema *Kontrolle - Ich habe Weinen getränt -
 
Ich finde einen Kellerraum vor, der mit vielen Sitzplätzen ausgestattet ist und setze mich in die erste Reihe. Vor mir die Bühne, ganz in einem altrosa daherkommend. Aufgestellt viele leere Tische.  Es erscheinen nacheinander Protagonisten, die sich damit beschäftigen, die Tische zu säubern. Einer geht, ein anderer kommt. Schon scheint sich der Perfektionismus und Kontrollwahn zu zeigen. Es kann gar nicht sauber genug sein. Es gibt immer einen Menschen, der das, was schon geschehen ist, noch einmal kontrolliert und meint, irgendetwas zu finden, was noch verbessert werden muß. Jedenfalls waren das meine Gedanken bei dem Schauspiel, das sich eine Zeitlang wiederholt.
 
Dann kommt eine Frau auf die Bühne, holt sich einen der Stühle setzt sich und dazu erklingt ein Musik, die eher ein Rauschen ist. Die Frau entpuppt sich als Gebärdendolmetscherin und erklärt den Vorgang, was geschieht und was zu hören ist. Ich bin ganz fasziniert von dem Zeichen für Rauschen und merke es mir direkt.
 
Dann beginnt es. Nacheinander betreten ganz unterschiedliche Darsteller die Bühne, laufen zu einem Tisch, auf dem eine Vielzahl von Utensilien stehen, von denen sich jeder eine Anzahl nimmt und stoisch zu einem der Tische geht. Dort setzen sich je zwei davor und fangen an, diese Utensilien, die sich als ein zusammensetzbares Plastiksektglas entpuppen, diese zusammenzusetzen. Sie machen das eine ganze Weile, zusammensetzen, auseinandernehmen, zusammensetzen, bis sie am Ende die Gläser fertig auf einen Servierwagen stellen, der dann, die Türe zum Kellerraum öffnet sich, von einem Helfer abgeholt werden. Die Darsteller verschwinden, um jedoch nach einer Weile sogleich im selben Rhythmus und Abfolge dieses Geschehen zu wiederholen.
 
In dieser Darstellung sind die Gesichter der Protagonisten stumm, ihre Gesichter erloschen, geradeaus schauend und dennoch nichts im Blick haben, so empfinde ich es. Auch ihre Bewegungen sind stumpf und starr, sie handeln aber es wird keine Lebendigkeit sichtbar, wie eine Maschine. Ich muss sagen, weil dieses ganze Procedere sich einige Male wiederholt und ich dennoch davon regelrecht hingesogen werde, spüre ich auf meiner Brust so etwas wie Bedrückung. Eine Angst kriecht in mir hoch. Dabei passiert ja eigentlich gar nichts Furchtbares auf der Bühne. Nur eine immer wiederkehrende Folge von Kommen, Utensilien holen, sich setzen, anfangen zusammenzusetzen, auseinanderzunehmen, irgendwann fertig werden, die Gläser auf den Servierwagen, der wieder abgeholt wird und das Verlassen der kleinen Bühne.
 
Aber es schafft Beängstigung, weil es an die Monotonie des Lebens erinnert, oft ist sie ja da. Ich seh jeden Tag die Gesichter der Menschen auf den Strassen, auch oft ohne Lebendigkeit, die Augen müde vom erledigten Tageswerk, keiner kommt heraus aus dem Hamsterrad. Ich selber erinnere mich auch an die Zeiten meines eigenen. Ich weiß schon, dass sich nicht gänzlich aus diesem Hamsterrad befreit werden kann. Dennoch kann etwas geschaffen werden, ein Gegengewicht. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Immerhin hab ich das immer geschafft, so denke ich während des Schauspiels, das sich vor meinen Augen abspielt. Und ganz sicher war ich für meine Umgebung daher nicht immer so ganz einfach. Wer sich ein Stück Freiheit erkämpfen will, der muss auch Ablehnung in Kauf nehmehn. So meine Erfahrung.
 
Die Protagonisten, da vorne auf der Bühne, entdecken plötzlich auch eine Lust auf etwas ganz Anderes, etwas, dass sie aus dieser Monotonie herausholt. Die Musik, ein Schlagzeuger der hinten in der äussersten Ecke sitzt, beginnt plötzlich heftig den Rhytmus anzugeben, ein tanzbares Musikstück ist zu hören und plötzlich stehen alle auf und beginnen jeder auf seine ganz eigene Weise sich im Rhythmus zu bewegen. Die einen zappeln kantig, andere wieder harmonisch in weichen Bewegungen, andere wollen hoch hinaus und steigen auf die Tische, wieder ein anderer liegt am Boden und spielt dort mit seinem Körper zu der Musik. Erleichterung bei mir als Zuschauer. Da gibt es etwas, was die Menschen in einen Rausch versetzt. Tanzen, ja Tanzen.
 
Tanzen, ja, das kann wie ein Rausch werden. Stundenlang zur Musik bewegen, so wie es einem gerade danach ist. Tanzen, sich der Musik hingeben, läßt einen für eine kleine Weile das Leben in der Monotonie vergessen. Ich sehe vor meinen Augen Menschen, die in ihrer Freizeit in die Clubs gehen und sich dem hingeben. Ich verstehe das. Merkwürdig, dass nur noch die Jungen sich dort einfinden. Die Alten haben keinen Mut mehr. Einige gehen manchmal in späte Tanzstunden, um mit ihrem Partner etwas gemeinsam zu machen. Für mich wäre das nichts. Das kann schon schön sein, das verstehe ich. Aber es geht doch nichts über das wilde, ungebändigte Tanzen, in dem der Mensch mal nicht Irgendjemand oder Irgendetwas Folge leisten muß. So empfinde ich das jedenfalls.
 
Die Welt vergessen, ganz bei sich sein, nur die Musik und du selber. Das ist ein unglaublich schöner Rausch. Und ich erinnere mich an den Moment, wo ich ewig lange mich nur im Kreis gedreht habe, wie ein Suffi, der in seinem selbstvergessenen sich Drehen plötzlich entdeckt, er ist mit der Ewigkeit verbunden.
 
Dann ist plötzlich Stille. Die Musik hört auf, alle erwachen wie aus einem Traum. Dennoch meine ich an ihnen zu entdecken, sie haben etwas mitgenommen, jeder einzelne. Sie können nun wieder ihren Verrichtungen nachgehen. Sie haben Kraft geschöpft. Es braucht ja Kraft, um den Verpflichtungen des Lebens nachzugehen.
 
Dennoch, wenn sich da vor meinen Augen die Wiederholung der Monotonie abspielt, entdecke ich wieder diese kleine gewisse Ängstlichkeit davor in mir, auch eine Form von Trauer. Aber diese Angst ist nur die Angst davor, dass es so weiter geht wie vor dem Rauscherlebnis. Denn es ist nicht schlimm, Verpflichtungen zu haben, Arbeiten zu verrichten, es geht darum, wie wir an sie herangehen und woher wir die Energie bekommen. Holen wir sie uns, woher auch immer, können wir mit einem anderne Bewusstsein an unsere Tätigkeiten gehen und sie lassen uns dennoch lebendig erscheinen. Die Angst ist nur die  die Angst vor dem Sterben, bevor wir tot sind, ja, so habe ich das empfunden.
 
Das Stück ist aus, vorbei. Ein letztes Mal wurden die Sektgläser zusammengesetzt. Aber dieses Mal bleiben sie auf den Tischen stehen. Die Türe öffnet sich, herein kommen Helfer mit gefüllten Tabletts voller Gläser mit prickelndem Sekt. Vorbei, Entspannung, eine Überraschung auch hier, die uns Zuschauer herausholt aus der Monotonie des Zuschauens. Sofort gehen die Lichter an, auch die Protagonisten versammeln sich unter Applaus auf der Bühne und schauen lachend ins Publikum. Sie können gewiss stolz sein und sich freuen über ihre Darbietung. Sie war stark, einfühlsam, wachrüttelnd und nachdenklich. Mir hat es sehr gefallen.
 
Ein gelungener Beitrag zum Thema Rausch! Es hat sich gelohnt dieser Abend, der für mich und meine beiden Freundinnen noch weitergeht. Wir spazieren zu einer Tapasbar und lassen es uns gut gehen. Dort klingt der Abend dann aus. Louisa aus Paris wird am nächsten Tag  schon in der Früh im Zug sitzen und ihre Heimreise antreten. Zabi, die Liebe, die mich trotz ihres anstrengenden Tages noch heimfährt, wird morgen wieder in ihrer Diensttätigkeit versinken. Ich rechne es ihr hoch an, dass sie trotzdem diesen Weg für mich macht und mich sicher zu Hause abliefert. Ich habe ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil auf mich keine Monotonie wartet am nächsten Tag. Ich kann das tun, wonach mir ist, bis auf ein paar kleine Dinge. Ich bin glücklich. Glücklich, dass ich an diesen Veranstaltugnen teilnehmen darf, glücklich, dass ich so liebe Menschen um mich hatte, glücklich, weil ich mein Leben so liebe.
 
Die Botschaft ist auf jeden Fall, Mensch, sei nicht ständig so kontrolliert, lass dich nicht ständig kontrollieren, brech einfach mal auf und tu etwas, nimm einen Rausch in Kauf, der Dir etwas geben kann, dass du brauchst für die nächsten Schritte in deinem Leben!
 
Ich bin gespannt auf noch weitere Darbietungen.
Was noch alles zu sehen ist, erfährt man hier:

http://2017.sommerblut.de/events/

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20. Februar 2017 1 20 /02 /Februar /2017 13:15

Paris - Amour Constitutionnel -
 
Eine Einladung nach Paris. Das war schon eine Überraschung, die gelungen ist. Warum Paris nun für mich jedenfalls die Stadt der Liebe ist, liegt auf der Hand. Denn wenn das nicht Liebe ist, so beschenkt zu werden, dann weiss ich es nicht.
 
Natürlich kann ich es nach meinem Besuch nun auch ganz allgemein sagen, warum Paris die Stadt der Liebe ist. Denn diese Liebe zeigt sich in so vielen kleinen Details in dieser Stadt. In den vielen schmalen Gassen, die eine heimelige Athmosphäre vermitteln, wo es kunterbunt aus allen Ecken entgegenleuchtet. Graffitis, alte Laternen, die wunderbar romantisches Licht am Abend durch die Gassen werfen, die vielen kleinen Schornsteine auf den Dächern. Die alten Häuser die einen noch aus einer Zeit anschauen, als die Welt etwas langsamer tickte und du den Eindruck hast, hier hat sich das ruhige, dahinschwebende Leben niedergelassen. Fast jeder Hauseingang ist eine Entdeckung wert. Schöne alte Holztüren, in prächtigen Farben lackiert warten auf den Eintritt der Anwohner.
 
Und natürlich nicht zu übersehen, die kleinen Restaurants, Bistros, Boulangerien, in denen du gar nicht weisst, für welche Leckerei du dich entscheiden sollst, Lebensmittelläden, klein aber fein, geführt von Menschen, die einen noch anschauen mit einem freundlichen Lächeln und hilfsbereit sind, weil du sie eigentlich gar nicht verstehst aber dennoch zu deinem gewünschten Einkauf kommst:) Selbst das Wandeln in den weitverzweigten unterirdischen Gängen der Pariser Metro ist ein Erlebnis. Hin- und wieder erklingen musikalische Impressionen aus einer Ecke, die dazu beitragen, der Zeit ein kleines Schnippchen zu schlagen und inne zu halten, um ein wenig zuzuhören. Alles ist so sauber und ordentlich und übersichtlich gestaltet, selbst für Fremde ein Leichtes, seinen Weg zu finden. Und wenn es nicht gleich so klappt, die Franzosen sind ausserordentlich hilfsbereit. Sie gehen auch schon mal ein paar Meter mit dir, um den genauen Weg aufzuzeigen und zu erklären. Da macht es nichts, dass du die Sprache eigentlich nicht verstehst, es gibt, wie ja auch überall auf der Welt eine nonverbale Kommunikation, die, wenn du offen dafür bist, gegenseitig ankommt und verstehen läßt. Und selbst die vielen Motorradfahrer, die durch die Strassen düsen, haben einen Tick Romantik.
 
Es ist die Lebensart die die Menschen in dieser Stadt verströmen, die die Liebe ausmachen. Und allen Unkenrufen zum Trotz, dass sich das in Frankreich/Paris geändert haben soll, ich habe nichts davon gespürt. In dieser Stadt ist mir dieser Lebensgenuss, das Bedächtige, Tiefere, Einfühlsamere in jeder Weise und auf vielfältige Art begegnet. Und nicht zu vergessen, das überaus weitläufige grosse Angebot an kulturellen Erlebnissen, Musseen, Kirchen, geschichtlich behafteten Bauwerken. Für mich ist Paris ein Ort, an dem ich leben könnte.
 
Aber ich beginne noch einmal mit der Überraschung der Einladung von Vedran Aldarovic und Louisa Stuwe. Vedran hatte mich und meine Freundin im August des Jahres 2009 zu einer Performance nach Oberhausen eingeladen. Titel dieser Veranstaltung war *Der Himmel geht vorüber* http://lebenslust.over-blog.de/article-34944142.html.
 
Meine Begeisterung über dieses stattgefundene Event habe ich damals in meinem kleinen Blog Ausdruck verliehen. Sie hat die Jahre über angedauert. Und nun sollte daraus etwas entstanden sein. So richtig hatte ich im Vorfeld nicht genau verstanden, was da nun eigentlich passieren sollte. Aber egal, ich dachte mir, du wirst es schon sehen, wenn du da bist. Daher habe ich zum einen, weil ich davon ausging, dass Vedran und Lousa voll eingespannt sind in ihren Vorbereitungen auch nicht ständig mit Nachfragen auf der Lauer liegen wollen. Ich bin son Typ, ich kann warten und mich überraschen lassen,-)
 
Und richtig glauben konnte ich überhaupt erst alles, als ich per sms und email die beiden Tickets für Hin- und Rückfahrt samt der Buchung einer kleinen Wohnung im Pariser Viertel *Marais* vor mir liegen hatte.
 
Und so begann mein kleines Paris Abenteuer zusammen mit meiner Freundin Zabaione, mit der ich damals im August 2009 zusammen Vedrans Performance besucht hatte am Bahnhof in Köln, an dem ich wie immer schon eine Stunde früher gestiefelt und gespornt auf den Thalis wartete. In den Ohren lagen mir noch Warnanmeldungen. Pass gut auf. Es gibt wieder Terrorverdacht in Paris, geh nicht dort und da hin, man kennt das ja. Ich versteh das ja auch. Aber ich bin son Typ, wenn ich Angst habe, dann meistens eher vor mir selber,-), z.B. dass ich den Zug verpasse und alles geht in die Hose,-) nix mit Paris und so,-) Oder einfach nur, dass ich Angst  vor der Angst habe,-) Ist doch wahr, kann schlimmer sein als alles andere.
 
Mit dem Thalis zu reisen ist schon ein Vergnügen, denn im Gegensatz zur Deutschen Bundesbahn sind die Züge gepflegt und die Sitzqualität gemütlich. Gut, ich bin jetzt auch kein Riese,-) Riesen haben schon mal etwas mehr Probleme mit den Beinen,-) aber das haben sie woanders ja auch:) An meinen Fensterplatz gelehnt geniesse ich wie immer bei Zugfahrten die vorbeiziehenden Landschaftsbilder, Aachen, Lüttich, Brüssel als Städte werden passiert und neugierig denke ich, oh, was mag dieses oder jenes wohl sein.
 
Der französische Lebensart kann man schon bei einer Fahrt im Thalis begegnen. Es macht einfach Spaß. Und so vergeht die Fahrt auch wie im Flug.
 
Pünktlich um 11.55 Uhr laufen wir im Pariser Bahnhof ein und kaum ausgestiegen ertönt schon der Ruf, Roeschen, Roeschen. Wie gut, so eine rote Kappe hats halt in sich:) Die ist kaum zu übersehen. Und da steht Louisa und wartet schon auf uns. Uns kommt eine Herzlichkeit entgegen, die sofort alle möglicherweise vorhandenen Befürchtungen vertreiben. Louisa fragt, ob wir per Bahn, Taxi oder zu Fuss in unsere Unterkunft wollen. Ich antworte meinerseits wie aus der Pistole geschossen, zu Fuss natürlich, lang genug gesessen. Im Nachhinein hab ich mich ein wenig geschämt, all die weil meine Freundin ja keinen Rollkoffer hatte und ihr Gepäck tragen musste. Manchmal ist der Mensch halt autistisch und denkt nur an sich, auch ich:) Ich hab das aber wieder gut gemacht,-) Auf dem Rückweg trug ich dann Freundins Tasche auf meinem Rollkoffer zum Bahnhof und hab mich tausendemale entschuldigt,-) Hallo Zabi:) Manchmal kommt man eben nicht auf die naheliegensten Dinge,-)
 
Auf dem Weg zur Wohnung machten wir, da die Wohungsinhaberin der uns zur Verfügung gestellt Wohnung noch nicht erreichbar war, Rast bei einem gemütlichen Cafe au lait im frühlingswarmen Pariser Sonnenschein, wunderbar. Und dort wurden wir auch schnell gewiss aus den Erzählungen Louisas worum es nun eigentlich bei dem Projekt, zu dem wir eingeladen waren, ging. Ein wenig war in mir ja schon auch der Gedanke, dass es möglicherweise eine weitere Performance im Stil der vorangegangenen im Jahre 2009 wurde. Ich wurde jedoch eines Besseren belehrt.

Es war ganz anders. Aus diesem damaligen Projekt, dass sich mit vielen Gesellschaftsfragen und den Themen des Lebens eines Menschen an sich beschäftigte, welche zuvor in Texten,  Bildern und Videos dargestellt wurden,  war etwas Handfestes umgesetzt worden, ein Projekt. Raus aus dem nur kritischen Hinterfragen und Denken rein in die Umsetzung des Entgegenhaltens aus dem Dilemma des Menschen, in dem sich ja fast jeder befindet, seinem Hamsterrad, in dem er sich Tag für Tag dreht, der politischen Entwicklung der Entdemokratisierung nicht nur in den USA sondern in allen Ländern weltweit, vor allen Dingen auch in Europa. Eine schleichende Angst vor Faschismus, Rassismus und Nationalsozialismus, die in denen, die die Augen noch offen haben und erkennen, entstanden ist.
 

Es ist eine Neugeburt....Entstanden ist das Projekt *

Amour Constitutionnel.

Die Liebe zur Verfassung könnte dieser Projektbegriff übersetzt werden. Vedran, der u.a. politische Wissenschaft und Jura studiert und auch einige Jahre in den USA gelebt hat, erklärte damals wie das amerikanische Wahlrecht funktioniert. Über die Gefahren hat er gesprochen und wenn wir nun in die aktuelle Situation schauen, dann hab ich den Eindruck, dass Vedran prophetisch in seinen Aussagen war.

Aber wieso jetzt Liebe zur Verfassung. Was muss da passieren. Und genau hier wollen Vedran und Louisa, nun ansetzen in dem sie dieses Projekt ins Leben gerufen haben.

Die Beiden haben lange Jahre in Paris gut bezahlte Jobs gehabt. Auf meine Frage an Vedran, wieso er mit all seinem Blick auf die Gesellschaft und der Zerbrechlichkeit des Lebens einen Job in einer Weltbank über so lange Zeit machen konnte, war die Antwort, er wollte einfach wissen, worüber er redet und wie alles funktioniert. Und irgendwann war es genug, es an der Zeit, etwas zu tun, das eine Möglichkeit darstellt, in den Köpfen Vieler selbstkritisches Denken zu entfachen, zu hinterfragen und sich mit den vielen Themen und Problemen  des Lebens und der Gesellschaft endlich bewusst auseinanderzusetzen.  Es ist an der Zeit wach zu werden, raus aus der Bequemlichkeit, raus auf die Strasse, Mut zu haben gegen die Ungerechtigkeit und Ausbeutung der Menschen zu protestieren und das damit verbundene unausweichliche Selbstreflektieren des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen.

Vedran und Louisa haben einen Anfang gemacht. Sie sind das Wagnis eingegangen, ihre Jobs zu kündigen. Dass diese Entscheidung sicherlich nicht einfach war, kann ich gut nach vollziehen. Denn auch ich stand einmal an dem Punkt, um einen Lebenstraum wahr werden zu lassen, das Alte und Gerwohnte, auch die Sicherheit zu verlassen. Es braucht Mut von sich selber zu erfahren: *Deswegen bin ich ein Feigling*

Für sich selber haben die Beiden erkannt, dass sie zu der Generation gehören:

We are a Generation that doesn`t want a Relationship!

LOVE IS somethin technical

All alone

A Life with regrets

I am Lost

available for everyone

From the forgotten

Tough the Masculine

En ugly Girlfriend

I´m the Volume

Love is a fight for equality

 

Das Projekt Amour Constitutionell ist eine Veranstaltung, in der sich Menschen treffen zu einer Debatte. Sie wird jeden Mittwoch im
im Cafe Beaubour.43, rue de Saint Merri, 73004 Paris, stattfinden.

Die ersten Themen sind:

22.02.2017  Offenes Ende oder Vertrag über einen festgelegten Zeitraum- Welches passt zu deiner Beziehung? -

01.03.2017 Verfassungs-Liebe? Offene Beziehung vs Monogamie - Präsidentiales vs. parlamentarisches System -

08.03.2017 Heute und Damals - Machtprobleme im Doppel (oder Paar) - das Abrutschen von Demokratien Richtung Autokratien

15.03.2017 Anarchische Liebe - eine postmoderne Befreiung? Was ist mit Selbstachtung?

22.03.2017 in die Richtung eines neuen politischen Systems? Ein neuer Weg andere zu lieben -

Vedran und Louisa haben sich im vergangenen Jahr intensiv mit vielen Themen auseinandergesetzt. Sie haben an die 250 Bücher gelesen. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden sie ebenfalls auch Fachleute hinzuziehen, die über diverse Themen ihren Beitrag zusteuern und ungeklärte Fragen beantworten können.
 
So durfte ich Zeuge sein, wie in unserer Gesellschaft eine Zelle entsteht, in der, so kann ich nur hoffen, auch neues Leben in jedem Einzelnen, der sich daran beteiligt, wächst. Neues Denken, eine andere Sichtweise auf das eigene Leben, welche dann auch zu Veränderung führt, denn Veränderung einer Gesellschaft kann nur durch Veränderung jedes Einzelnen entstehen.
 
Angekommen in unserer Wohnung, kurz verschnauft, haben wir Beide dann nach ein paar Stunden Rund- und Spaziergang durch die Strassen und Viertel am Abend die letzten Vorbereitungen der Eröffnung dieses Projektes am darauffolgenden Samstag mitverfolgen können.
 
Der Samstagvormittag dann gehörte uns Beiden und wir hatten uns ausgeguckt das Centre Georges de Pompidou nicht nur von aussen zu bewundern. Obwohl das allein schon ein imposantes Gebäude ist, das in seiner Hässlichkeit eine innewohnende Schönheit hat.-40 Jahre alt ist es in diesem Jahr geworden, entworfen von Renzo Piano, Richard Rogers und Gianfranco Franchini. Und es macht riesigen Spaß durch die Röhren rolltreppefahrend in die einzelnen Ausstellungsräume zu gelangen. Beeindruckt war ich von der Ausstellung sowjetischer Künstler und ihrer ganz besonderen Art der Ausdrucksform. Namen, die ich vorher nie gehört habe. Aber auch Kandinsky, Matisse, Malevich, Picasso, sind hier zu finden.
 
Am Nachmittag dann die Eröffnung des Projektes mit geladenen Gästen.Es folgt eine Begrüßung  der Beiden und ein sehr schönes Video, in dem Vedran und Louisa ihre ihr Projekt vorstellten, die Entwicklung, die dazu geführt hat, Ihre Intention und ihre Hoffnung. Und am Ende dann noch einmal eine Erinnerung an die damalige Veranstaltung im Jahre 2009 mit Ausschnitten aus den gezeigten Videos.
 
Erfüllt sind wir von dannen gezogen, von Vedrans und Louisas Ideenreichtum, ihrem Mut und ihrer Energie sich zu engagieren, um viele Menschen erreichen zu können, damit Bewegung in das eigene Leben aber auch in das der Gesellschaft kommt.
 
Am späten Nachmittag dann noch, da geht ja kein Weg dran vorbei, der Eifelturm. Und so beschlossen wir den Tag nach fast 10stündiger Wanderung durch Paris mit einem Besuch des Monuments, das sich in seiner ganzen Größe zeigt, sobald du auf dem Hügel des Trocadero stehst. Leider dauerte es noch eine geschlagene Stunde, bis wir möglicherweise einen leuchtenden Eifelturm hätten sehen können. Da ich sowieso den ganzen Tag nicht richtig warm geworden bin, verweigerte ich mich an dieser Stelle, noch eine weitere Stunden stehend dort zu verbringen. Und ich glaube es war nicht nur Liebe zu mir seitens meiner  Freundin, sondern auch ein wenig Eigennutz, haha:)
 
Dann endlich, nach dem langen Tag, zuhause angekommen, machten wir es uns gemütlich. Es neigte sich unser Aufenthalt dem Ende zu. Es war gut, noch ruhige Stunden zu verbringen, um alles Revue passieren zu lassen. Unser Spaziergänge, ich war voll von Eindrücken und brauche Zeit, um zu verarbeiten, unsere kleinen Erlebnisse, die uns manchmal vor lustige Situationen gestellt haben. Z.B. als wir nicht ins Haus kamen, weil ich den Code auf dem Schlüssel nicht richtig entziffert hatte. Ist halt manchmal so, dass die Schrift eines anderen nicht richtig gelesen wird und so konnnte ich Buchstabe von Zahl nicht unterscheiden. Die erste Eingangstür konnte noch überwunden werden, da zufällig ein Mitbewohner des Hauses herauskam und wir durchschlüpfen konnten. An der zweiten Tür dann versagte ich. Und das alles nun im Augenschein einer Concierge, die uns nicht nur mit Argusaugen beobachtete und auf uns einredete, ich aber auch auf sie, wir aber beide nunmal nix verstanden, da half auch keine nonverbale, Ihr wisst schon. Was der Mensch nicht begreifen will, will er nun mal nicht. Ist so:)
 
Sie war und blieb misstrauisch uns gegenüber, wollte einfach nicht einsehen, dass wir hierher gehörten, wenn auch nur für zwei Tage. Dachte wohl, wir wollten uns im Haus am Eigentum anderer Leute vergreifen. Haha. Ich bin da stur und weiche nicht so schnell von der Stelle. Aufgeben? Niemals,-) Als das Wörtchen Gendamerie an meinem Ohr erklang, wurde mir jedoch etwas flau im Magen. Habe mich nur beruhigt, in dem ich dachte, na und...mir doch egal,-) sitzen wir Zwei halt mal ein in einem französischen Gefängnis, wär auf jeden Fall lustig gewesen. Aber Ende gut, alles gut, zwischenzeitlich hatten wir Louisa per app erreicht, manchmal ist so ein smarth ja auch ein Segen. So bekamen wir den richtigen Code mitgeteilt und konnten endlich zur Haustüre hinein. Dritter Stock. Nicht, dass es jetzt ein Ende mit der Concierge hatte. Nene, die fuhr mit dem Aufzug nach oben und lauerte schon an der Eingangstür der Wohnung auf uns. Beäugte uns weiter mit ihrem ganzen Misstrauen, ob wir auch wirklich den Schlüssel zur Wohnung hatten. Ich hab sie dann einfach nicht mehr beachtet. Manchmal muss das sein. Man muss einen Punkt setzen Sollen sie doch weiter doof gucken oder herumlamentieren. Da geh ich dann einfach nicht weiter drauf ein.
 
Und so gab es dann einige kleinere oder größerer Missgeschicke und Unwägbarkeiten, die uns jedoch nie aus der Fassung brachten, mich jedenfalls nicht, sondern dafür sorgten, dass wir tüchtig was zu lachen hatten. Gut, haben wir Beide uns in unserem Domizil und in den drei Tagen zurechtgefunden, es passte alles, auch das Miteinander.
 
Schön war es. Schön, dass wir dieses Geschenk hatten. Nochmals meinen Dank an Vedran und Louisa. Schön war es, mit dabei sein zu dürfen. Schön war es, Paris zu sehen und zu schmecken, schön war die Zeit mit der Freundin. Es wird nicht vergessen werden.
 
Und natürlich kann ja auch alles auf der webseite der Beiden mitverfolgt werden, wie es so weitergeht mit Armour Constitutionell.
 

https://amoursonstitutionell.com/ Die Webseite wird in den nächsten Tagen fertiggestellt werden. Dort kann sich dann auch an den Diskussionen beteiligt und Anregungen und Gedanken eingebracht werden.

 

 

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16. Januar 2017 1 16 /01 /Januar /2017 10:38

Aus aktuellem Anlaß möchte ich gerne noch einmal auf einen alten Blog von mir über eine Performance von Vedran Aladrovic hinweisen. Es ist schon eine lange Zeit her, als dieses Ereignis stattgefunden hat. Dennoch war ich in all den Jahren immer mal wieder mit den Themen beschäftigt, die sehr nachdenkenswert waren und damals von Vedran sehr anschaulich umgesetzt wurden. Eine grossartige Sache damals, die ich nie vergesen habe. Vedran nun auch nicht, denn, obwohl er damals nicht wusste, ob es mit diesem Projekt noch weitergeht, hat er inzwischen tatsächlich doch etwas Neues geschaffen.

 

Das Überraschende ist, dass er in Gedanken an die Erstaufführung dabei auch an Zabaione, die meine Mitbloggerin und gute Freundin ist und mich gedacht hat und uns Beide nun nach Paris eingeladen hat, an dieser neuen Performance teilzunehmen. Ein schöner Moment der Überraschung für das neue Jahr. So kann es weitergehen:) Ich bin voller Dankbarkeit, erstens darüber, dass Vedran sich an uns erinnert hat und uns mit dabei haben möchte, das ist ja nun nicht selbstverständlich, zweitens darüber, dass ich an einer weiteren ganz sicher wieder aufrüttelnden und interessanten gesellschaftspolitischen Performance, die viele Themen beinhalten wird, die zur Zeit die Weltlage betrifft, teilnehmen kann. Ich freu mich wie irre auf die Tage in Paris. Dank auch vor allen Dingen für die Gastfreundschaft, die uns gewährt wird. Gastfreundschaft eine schöne Sache, die ich sehr zu schätzen weiss.

 

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Der Himmel geht vorüber! Das war der Titel einer Performance eines jungen Mannes, VEDRAN ALADROVIC, gebürtiger Kroate, Student der Politik und Rechtswissenschaften, zur Zeit in Paris lebend, aber schon wieder auf dem Absprung in die USA, wo er ein Studienjahr verbringen wird.

Der Himmel geht vorüber! Merkwürdig, dachte ich, was für eine Aussage! Als wenn der Himmel jemals vorüber gehen kann! Ist er doch die einzige Konstante auf unserer Erde. Der Himmel weint und lacht, sagen wir manchmal unseren Kindern, aber er ist immer da. Er kann von tiefem Blau bis grau-in-grau in Wolken gehüllt sein, aber er ist doch immer da.

Nun denn! Erwartungen! Das war das Wort mit dem der junge Performancekünstler das Intro seiner Show, mit Musik, Videoinstallationen und Lesung, begann. Was habt ihr, das Publikum für eine Erwartung an diesem Abend, in dieser Nacht? Ich muß sagen, ich hatte eigentlich keine, war ganz offen, frei, aber gespannt.

Diese Spannung ging auch nicht verloren an diesem Abend. Obwohl ich zwischendurch dachte, schade, sehr schade, dass das Publikum teilweise zu jung und nicht auf der Höhe des Geschehens war. WIll sagen, ich dachte, bei vielen kommt es nicht an. Sie haben den Ernst der Lage nicht verstanden. Sicher, es gab auch Momente des Humors, des Witzes, der Einbindung des Zuschauers in die Performance.

So fragte Vedran Aladrovic, was haben ein Bierdeckel, eine Kerze und ein Lutscher gemeinsam. Prompt kam er auf mich zu und ich antwortete spontan:" Sie sollen uns das Leben versüßen!". Ein Lächeln ging über sein Gesicht. Wie das? Doch, meinte ich, der Bierdeckel hält davon ab, dass die Bierflasche Flecken auf die gutbürgerliche Tischplatte macht, das erfreut doch jede gute Hausfrau;-), die Kerze bringt ein wenig Licht in all unsere Dunkelheiten auf dieser Welt, auch so manchesmal in unsere eigene, wenn wir da sitzen, allein, auf die spärliche Flamme schauen und versuchen unsere Hoffnung auf ein gutes Leben zu bewahren, und ja...der Lutscher, der spricht ja für sich. Er ist doch auch ein Symbol für das Saugen. Und woran saugen wir Menschen denn ständig, was suchen wir? Saugen scheint mit Suchen im Zusammenhang zu stehen. Schon von der Geburt an sind wir das Saugen gewöhnt, angefangen an der Mutterbrust, wechseln wir später zu anderen Dingen, die uns das Leben geben sollen. Ja, ich würde sogar behaupten, symbolisch gesprochen saugen wir ständig am Gegenüber, damit er uns das Glück gibt, dessen wir selber nicht fähig sind, es in uns zu finden. Saugen nach Anerkennung, Lob, Liebe, Mitgefühl, Macht, Wissen, nach Beachtung. Ständig sind wir im Kampf um all diese Dinge.

Aber ich schweife ab. Der Himmel ist vorüber! Immer wieder blitzte dieser Titel in mir auf, während der ganzen Performance, den einzelnen Lesungen von Texten, die Vedran in teils lyrischer und poetischer Weise vortrug.

Ihr versteht nicht, worum es geht oder, fragte Vedran zwischendurch das Publikum. Das ist auch normal, meistens, meinte er. Doch, entgegnete ich ihm, ich verstehe! Und das war so. Von Anfang an hatte ich seine Botschaft entdeckt, seine Geschichte vom Leben, von Menschen, von der Suche nach Glück, dem richtigen Weg, dem Kampf, den Schritten, die man geht im Leben, drei nach vorn, zwei zurück. Mut! Das Zauberwort schlechthin, das Mensch braucht, um in dieser Welt des Hasses und des Wettbewerbs, des zwischenmenschlichen Krieges, zu leben und atmen zu können, um nicht, ganz einfach so, mal eben, weil man denkt, gescheitert, das Leben beenden will, trostlos unter grauem Himmel, die Gefühle abgespalten, bereit sein Leben zu verschenken, zurückzugeben an das oder den, der es uns geschenkt hat, vielleicht mit den Worten:" Mach was draus!". Und dann liegt man da, auf den kalten Schienen, wartend auf die Erlösung! Was für eine Erlösung? Überrollt, zerschnitten, zerstückelt, blutverspritzend, nur noch Stückwerke, die man zusammenklaubt, was einmal ein Mensch war. Schade! Denn davon erzählt Vedran am Ende. Trauer und Melancholie durchziehen den Zuhörer beim Aufnehmen seiner Geschichte über diesen Menschen, von dem er erzählt. Später sagt er mir in einem persönlichen Gespräch, er habe ihn gekannt, diesen Menschen, der versucht hat zu gehen. Drei Monate war er an seiner Seite und hat gehofft und geglaubt.

Das kann tatsächlich das Ende eines Menschen sein, der es nicht schafft, sich in dieser Welt zu behaupten, der die Zeichen nicht sieht, die ihm entgegenkommen, der sich selber fremd geworden ist, weil Zwang und Gesetze ihn zu einem Unfreien, einem Unterwürfigen an die Regeln dieser Welt, von Menschen gemacht haben.

Freiheit! Aber was ist Freiheit! Philosophen und große Denker unserer Zeit haben sich immer wieder darüber Gedanken gemacht, was es bedeutet frei zu sein. Ist die Freiheit eine Frau blitzt irgendwann in einer Lesung auf?

Freiheit! Wir haben es wohl falsch verstanden, wir Menschen.

Wir lassen uns irreführen, auf einen Weg der Angepaßtheit lenken, wie in eine Zwangsjacke gepresst und am Ende ersticken wir in unserer Angst, uns nicht mehr befreien zu können. Irreführungen! So auch der erste Part der Lesung.
Und stellen uns nicht mal die Frage, wie können wir uns befreien, sondern maschieren Schritt für Schritt in das Vorgegebene. Aber Fragen gibt es so viele und so viele Antworten. Auf manche Fragen gibt es keine. Als wir noch Kinder waren, wußten wir, das Fragen wichtig sind. Und wir fragten und fragten, unsere Eltern, Lehrer, Freunde. Die Antworten sollten uns die Welt erklären.

Ich dachte bei diesem Part, die vielleicht grundlegenste und wichtigste Frage für mich war immer:" Wo kommen wir her, wo gehen wir hin!" Aber wer stellt sie heute noch!

Und so ziehen wir mit der Herde der Etablierten, die meinen, das sei der richtige Weg, und merken es, wenn unser Körper und unsere Seele voller Narben sind, dass wir verletzt worden sind. Das ganze Leben fügt uns Narben zu. Davon erzählt Vedran in dem Part "Narben! Wunden seelischer Grausamkeiten, die man uns zugefügt hat, manchmal fügen wir sie uns selber zu Schmerzen, Verletzungen, weil wir uns nur noch dann spüren. Manchmal ist das die einzige Möglichkeit, noch zu erahnen, dass wir leben, wenn wir Schmerz spüren.

Wir sind blind, meistens im Leben, erzählt Vedran weiter in einem anderen Part. Nicht fähig zu sehen, dass das Glück manchmal unverhofft kommt. Und so gehen wir an ihm vorbei. Auch in der Liebe ist es oft so. Gefangen in Beziehungen, aus Eigennutz gegründet, vielleicht war es ja mal Liebe, die irgendwann verloren gegangen ist. Und nun lebt man tot nebeneinander her, nur noch besetzt von der Pflicht, den Verpflichtungen, das gemeinsame zu bewältigen, das man erschaffen und geschaffen hat. Die Kinder. Die Kinder, meinen wir, sind es, die von uns fordern, zu bleiben. Aber die Kinder sind oft schlauer, weiser. Wenn man sie fragt, antworten sie, lügt uns nicht an. Wir wollen, dass ihr, unsere Eltern glücklich seid und nicht, dass ihr uns eine von vielen Täuschungen des Glücks in dieser Welt vorlebt. Kinder sind viel realistischer, als Eltern glauben. Uns so nehmen wir manchmal die Chancen nicht wahr, wenn unverhofft, der oder die vor uns steht, die eigentlich zu uns gehören, denen wir wirklich angehören, mit denen es wirklich möglich wäre, glückliche und erfüllte Beziehung zu leben. Ich bin verheiratet, sagt die junge Frau in der Lesung von Vedran. Na und! Die Antwort des Mannes an sie. Aber du willst doch eigentlich, sonst würdest du nicht mit mir sprechen.

Wir wollen und können nicht. Ausbrechen. Die Geseze, die Moral, die Pflicht. Zwänge eben. Freiheit? Was ist Freiheit? Immer wieder schimmert diese Frage durch.

Uns so werden wir uns irgendwann fremd. Wie der Mann, von dem Vedran erzählt. Angefangen hat es in der Schule. Nichts hat er begriffen, nur auswendig gelernt. Auswendig lernt er auch die Regeln des Lebens. Karriere machen, auf der Siegerseite stehen, straight sein, Liebe? Kein Platz. Gefühle? Wo sind sie? Vielleicht höchstensfalls fremdfühlen. Zu sehen, andere fühlen, aber man kennt sie selber nicht, diese Gefühle. Wie sagt Adorno an einer Stelle in einer seiner Publikationen: Wir leben in einem Zeitalter, wo Mensch keine Gefühle mehr zeigen will. Gefühlskälte ist der Warmherzigkeit und des Mitgefühls gewichen. Ein Übel, eine von anderen Ursachen, die dazu führt, dass Menschen in Beziehungen ständig im Krieg sind. Starr und kalt sind wir geworden. Entfremdet uns selber.

Ergebnisse dieser Entfremdung. Ein Beispiel von Vielen. Guantanamo! Folter, Grausamkeit, Entstellung der menschlichen Existenz. Bilder auf der Videoleinwand, die es möglich machten, dass ich mich kurz abwenden mußte. Ich wollte nicht sehen, was möglich ist. Was Mensch in der Lage ist, zu tun, wenn kein Gefühl mehr in ihm wohnt. Wie war das möglich, überhaupt! Nein...Vedran gibt keine pathetische Erklärung. Er ist Rechtswissenschaftler und erklärt, bevor er seinen Bilder zeigt, mit fachlichen Auskünften, wie es möglich war, dass die Politik in den UA das hervorbringen konnte. Weil auch diese Beziehungslosigkeit in der Staatsgewalt durch das Demokratiesystem ganz einfach zu erklären ist. Guantanamo....eines von vielem Entsetzlichen, dass  geschehen ist, heute! Nicht Gestern! Und wir wühlen ständig in der Vergangenheit herum und tun nichts, schreien nicht auf. Wir suhlen uns lieber im Selbstmitleid und in Empörung über das Vergangene. Ja, wo sind wir denn, die, die wir immer mit dem Zeigefinger auf die schauen, die in der Vergangenheit die Welt zu einer Hölle gemacht haben? Wir lesen die Berichte, schauen uns Bilder in den Medien an und leben ganz einfach weiter, in unserem Alltag voller Zwänge und scheinbar anderen Wichtigkeiten. Aber Morgen wird das Heute Vergangenheit sein. Dann sind wir wieder da. Mit erhobenem Zeigefinger, mit mahnendem Blick der Empörung. Wie konnte das geschehen. Wir Menschen sind merkwürdige Wesen.

Der Himmel ist vorüber? Als gäb´s kein Morgen mehr! Das war auch der Musiktitel zu Beginn der Performance, der mich sofort angesprochen hat. Philipp Poisel "Es gibt kein Morgen mehr!" Das war der Anfang vom Beginn für mich. Eine Verheißung offenbarte sich mir, dass dieser Abend ein gelungener, ernster, aufweckender Abend sein würde.

Ich wollte eigentlich, bevor ich diesen kleinen Blog über die Performance schreiben wollte, auf die Texte von Vedran warten. Er hat mir versprochen, sie mir mit PDF-Datei zuzuschicken. Weil es sich lohnt, sie noch einmal in Ruhe zu lesen. Heute Morgen dachte ich, was soll´s. Es würde sowieso zu viel werden. Ich könnte mindestens zehn Blogs über diesen Abend schreiben.

Aber vielleicht, wenn ich darf, werde ich den einen oder anderen Test, hier einmal in einem kurzen Blog veröffentlichen. In Absprache mit Vedran werd ich das sicher dürfen. Es lohnt sich Ihr werdet sehen.

Wir, Zabaione und ich, waren wirklich erfüllt von dieser Abend. Schade, dass Vedran nun nicht mehr weitermachen will. Ich fand es mutig mit dieser Performance an die Öffentlichkeit zu gehen. Mut! Immer wieder benötigt es Mut, aufzuschreien, aufmerksam zu machen. Seine Botschaft kann man verstehen, wenn man nicht schon zu weit von sich selber weg ist.

Mutig auch, wie er sich entäußert hat, in seiner Emotionalität, mit der er seine Tanzeinlagen mitten im Publikum darbrachte. Keine Scheu, ganz bei sich unter Blitzlichtgewitter der Lampen. Ich liebe Blitzlichter, es soll blitzen und leuchten. Aber ich hasse die Dunkelheit. Wenn es aufhört.

Kann man das verstehen? Sicher, absolut. Meine ich. Wir wollen, wünschen und sehnen doch, dass es blitzt in unserem Leben, aufblitzt, strahlt auf der Suche nach dem Glück, nach dem richtigen Weg. Irgendwann gibt es keine Möglichkeit mehr zur Veränderung war einmal eine Aussage. Und doch steht am Ende der Satz:"Wo Du stehst ist vorne!".

Wo Du stehst ist vorne. Jawohl! So ist es und so soll es sein. Das ist Vedrans Botschaft an uns, an die Menschheit. Gestern ist nur noch Erinnerung, die uns zwar mahnen kann, in der Zukunft das Richtige zu tun. Aber Da wo wir jetzt stehen, dieses Vorne, das wird die Zukunft sein. Und diese Zukunft wird dann wieder irgendwann das gestern sein.

Wachen wir also auf, so hab ich ihn verstanden, gehen wir keine Schritte mehr zurück, sondern schreiten nur noch nach vorne, ohne Angst, ohne Scheu. Und dann ist der Himmel niemals vorüber? Oder?

Hat Spaß gemacht, Zabaione, dieser Abend. Diese Nacht. Ich kann nur nochmal Vedran danken für diese Arbeit, die er da geleistet hat. Ich wünsche ihm auf seinem Weg durch dieses Leben alles Glück. Er wird ihn ganz sicher zu gehen wissen. Ich dachte kurz bei unserem Gespräch mit ihm nach der Veranstaltung, mensch, Röschen, wenn du in seinem Alter schon so weit gewesen wärst, wär es heute nicht so schwer, manchmal, dieser Weg in die Freiheit, in die Wahrheit. Denn das ist doch auch eines der Dinge, die das Leben von uns fordert. Lebe in der Wahrheit.

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5. Januar 2017 4 05 /01 /Januar /2017 17:33

Pilgern - Sehnsucht nach Glück? So heisst die Sonderausstellung im Rautenstrauchmuseum Köln, die ich heute besucht habe. Die Suche nach dem Glück wurde mit einem Fragezeichen versehen. Ist das so? Suchen die Menschen nach Glück, wenn sie sich auf den Weg machen?
Diesen Gedanken nahm ich mit auf den Weg zur Ausstellung.
 
Ein wenig denkwürdig, wenn auch glücklich ist mein Weg zu dieser Ausstellung verlaufen. Bevor ich aufbrach, schrieb ich mir noch mit einer netten Userin auf meiner Schachseite und erzählte ihr von dieser Ausstellung. Dass es auch ein Grund dafür ist, sie zu besuchen ist, dass ich ja selber einmal diesen langen Pilgerweg nach Santiago de Compostella gelaufen bin. Sogar noch weiter, bis nach Finisterre, dem Ende der Welt. Im ganzen waren es 1020 km, die ich zu Fuss zurückgelegt habe mit meinem Rucksack. Und sicher, ja, ich war glücklich, nicht nur als ich am Ziel war, sondern auch schon auf dem Weg, wegen allem, dem Laufen, das Draussen in der Natur sein  und von den bewegenden Momenten beim Kennenlernen fremder Menschen und den Erzählungen aus ihrem Leben. Und ich habe damals auch gedacht, das ganze Leben ist ein Pilgerweg durch die Ereignisse und die Geschehnisse, manche sind glücklich, andere schmerzhaft. Aber gut, ich will nicht ausholen, ich habe genug zum Jakobsweg geschrieben. Wens interessiert, einfach mal in meinem Blog nachforschen. Jedenfalls war mein Start auf diesem Weg nicht der Hintergrund, dass ich Glück suchte.
 
Dieser mein Besuch heute zur Ausstellung war tatsächlich auch ein wenig wie ein Pilgerweg. Es fing schon direkt bei mir ums Eck auf der Strasse an, dort wünschte ich zwei alten Damen ein gutes neues Jahr und schon entwickelte sich ein kleines Gespräch,-) In der Strassenbahn ging es direkt weiter. Ein junges Päärchen mit Kinderwagen setzte sich direkt neben mich. Die Kleine im Wagen hieß Lotte:) Schöner Name sagte ich ihr, der Lotte:) und sie strahlte mich an, die Eltern auch:) Und schon kamen wir ins Gerede...dass ich auch so gern Omma werden würde, dass ich die beste Omma der Welt sein werde,-) und wie schön es ist, Kinder zu haben und so weiter und so weiter. Irgendwann sagte ich ihnen, ich geh jetzt ins Museum. Hihi, wir auch, antworteten sie. Ach, das ist ja ein Ding, erwiderte ich und fragte, in welches denn. In eine Pilgerausstellung. Hehe, da musste ich lachen und sagte, ich auch,-) Hahaha, das war lustig:) Wie auf dem Weg, nur da weiss man ja, dass alle auf dem Weg zu ein und dem selben Ziel sind. Ich erzählte ihnen, dass ich Santiago gemacht habe und erfuhr, sie, die junge Frau war auch, zwar nicht den ganzen, aber immerhin ein Teilstück dieses Weges gegangen. Ich fand das schön, so unverhofft mal wieder, nette Leute einfach so kennenzulernen und ohne Ängstlichkeiten und Scheu erzählen zu können.
 
Jedenfalls stiegen wir an der vorgesehenen Haltestelle aus und wollten eigentlich den Weg zum Museum gemeinsam laufen. Plötzlich ruft von hinten ein Mensch: Roeschen, Roeschen...Huch...dachte ich, was ist denn nun! Ich drehe mich um und da steht er vor mir, der alte Blogger vom Kölner Stadtanzeiger mit seiner angetrauten Ehefrau:) Da ist ja das Roeschen, sagte er:) Er meinte, in der Strassenbahn habe er schon zu seiner Frau gesagt, mensch, das ist doch das Röschen aus dem Kölner Stadtanzeiger,-) Wie kann sie denn hier in Köln sein, ich dachte, sie lebe in Frankfurt:) Also, ich wills mal sagen, wir sind uns um den Hals gefallen, denn, mein alter Bloggergeselle ist ein sehr feiner Mensch, mit dem ich damals oft gute Gespräche geführt habe. Seine Frau kannte ich bisher nicht, aber sie wirkte auch sehr sympathisch auf mich. Nun denn, jetzt bin ich ja hier und einem weiteren Treffen steht ja auch nichts im Wege:)
 
Jösses, dachte ich, das gibts doch alles gar nicht, Köln ist klein, die Welt ist klein, wenn was passieren soll, passiert es. Und es war schön. Wir verabschiedeten uns und ich zog alleine weiter, denn das junge Ehepaar hatte sich mittlerweile auf den Weg gemacht. Aber schon ein kurzes Stückchen weiter traf ich wieder auf sie. Wir mussten alle drei lachen. Das ist wie pilgern, genauso war es auf dem Jakobsweg auch. Man ging seines Weges allein, jedoch traf man sich immer irgendwo und irgendwann wieder. Ein schöner Einstieg für die Ausstellung, so dachte ich:)
 
Die Ausstellung hat auf jeden Fall gehalten, was ich mir davon erhofft habe und sie ist für jeden Pilger aber auch Nichtpilger empfehlenswert. Denn ganz sicher, wer noch nie gepilgert ist, bekommt hier sicherlich eine kleine Sehnsucht, sich einmal auf einen für ihn wichtigen Weg auf zu machen und sich diesen Erfahrungen hinzugeben. Denke ich jedenfalls. Und so wird man anfangs auch von einigen unterschiedlichen Pilgererfahrungen hören, die Menschen auf ganz verschiedenen Wegen gemacht haben. Kurz und knapp erzählen sie von ihren Beweggründen, warum und wieso sie sich aufgemacht haben. Es sind ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen pilgern. Das habe ich ja auch auf meinem eigenen Weg erfahren und weiss es auch von mir selber. Der eine geht aus rein religiösen, spirituellen Antrieben, ein anderer einfach nur um in der Natur zu sein, wieder ein anderer möchte etwas verarbeiten und mal nur Zeit für sich haben, manche auch, weil sie sich eine Frage gestellt haben, deren Antwort sie auf diesem Weg finden möchten. Bei mir war es ja der Tod meiner Mutter und meine eigene Angst vor der tödlichen Krankheit, die mein Leben bedroht hat und von der ich hoffe, dass sie mich nicht wieder heimsuchen wird. Dazu nimmt man gerade auf dem Jakobsweg einen Stein mit, der dann hinter Foncebadon am Hochkreuz abgelegt wird. Die Angst wird dort gelassen, obwohl ich feststellen musste im Laufe der Jahre danach, Angst ist nie für immerr verschwunden, sie kehrt in Abständen immer mal wieder. Aber besser umgehen damit, das hab ich auf jeden Fall gelernt.
 
Es ist sich unglaublich viel Mühe gemacht worden mit dieser Pilgerausstellung. An allen Ecken und Punkten ist das zu erkennen. Die Zusammenstellung, die Ausführugnen, die Gestaltung, alles wirkt sehr liebevoll und es wird versucht, einen kleinen Einblick in die verschiedensten Möglichkeiten des Pilgerns mit ihren ganz unterschiedlichen Zielen dem Besucher nahezubringen.
 
Es beginnt mit dem Jakobsweg, der in Santiago de Compostella endet und seinen Abschluss findet in der Eucharistiefeier mit dem abschliessenden Besuch der Reliquien des Heiligen Jakobus.
 
Weiter die Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien, ein Ort der ca. 670 km nördlich der Hauptstadt Addis Abeba auf 2500 Meter Höhe gelegen ist. Die Felsenkirchen gehören zu den größten von Menschen erbauten monolithischen Gebäuden der Welt. Der gesamte bebaute Komplex umfasst ein Areal von 156.000 m2 auf dem 11 in ein Felsplateau gehauene Kirchen mit vielen Nebengebäuden, alle verbunden mit einem weit gefächerten Netz aus Tunneln und Gräben. Angeblich soll der Legende nach König Lalibela im 12. oder 13. Jhd. von Gott den Auftrag erhalten haben, diese elf Felsenkirchen aus einem einzigen Stein zu bauen. Jösses! Beim Lesen dachte ich an den Mann aus Madrid, ein ehemaliger Mönch, der aus seinem Orden ausgetreten ist, weil er genau ebenso einem Ruf Gottes folgte um mitten in Madrid mit den eigenen Händen ein Gotteshaus zu bauen, was er nun auch schon seit vielen Jahren macht. Immerhin kann dieser Geschichte geglaubt werden, denn man kann ihn kennenlernen, es ist ja unsere Zeit, in der es geschieht. Viele Menschen unserer heutigen Zeit empfinden solche Geschichten ja eher lächerlich, unglaubwürdig oder gar einfach nur dumm. Ich finde jedoch dass es etwas hat. Ein Gegengewicht zum aktuellen Weltgeschehen der Zeit, in der sie stattgefunden haben und finden. Ich mag einfach Menschen, die verrückte Sachen machen, jenseits des vorgeschriebenen Mainstreamgehetze,-) Es ist ja auch ihre ganz persönliche Empfindung, wer darf sich da eigentlich wagen, das anzuzweifeln. Ich jedenfalls nicht.
 
Ra iatea, ein Zeremonieplatz in Taputapuatea´in Polynesien. Dort findet man eine Versammlungsstätte an der Ostküste Ra iateas, der ursprünglich dem Meeresgott Ta aroa gewidmet war. Aber wie die Menschen so sind, haben sie sich von diesem Meeresgott irgendwann abgewendet und sich dem Kriegsgott Oro im 16. Jhd. zugewandt und so entwickelte sich dieser Versammlungsort in dieser Zeit zum Sitz der herrschenden Priester. Diese hatten Eingebungen, prophezeiten die Zukunft und verhängten Riten, denen die Menschen dort folgen sollten und die auch in weitren Teilen des Landes beachtet und praktiziert wurden. Nahmen Menschen Steine von diesem für sie religiösen Ort mit in andere Teile des Landes, dienten sie wiederum zur Erbauung als Fundament religiöser Kultstätten und somit waren alle physisch miteinander verbunden.
 
Kailash - der Heilige Berg - gleich für vier Religionen im Tibet.Wenn der Kailash Berg betrachtet wird, so entdeckt man sogleich seine symetrische Pyramidenform, zwei Seen und den Quellen von vier Flüssen in seinem Umfeld. Es wird gesagt, dass dieser Ort das größte von der Natur geschaffene Mandala der Welt ist, der seit Jahrtausenden von Buddhisten, Hindus, Jainas und Anhängern der Bon-Religion als irdisches Abbild des göttlichen Universums verehrt wird. Die Pilger, die an diesen Ort finden, sind oft tausende Kilometer aus Indien, Tibet und Asien unterwegs, viele Wochen, Monate, manche sogar Jahre durch unwirtliche gegenden, Sand- und Geröllwüsten bis sie an den 6638 m hoch gelegenen Kailash angelangen. Sie tragen oft mehrere Kleiderschichten am Leib, um den eisigen Temperaturen, die dort in der Höhe vorherrschen, stand zu halten und ernähren sich hauptsächlich von getrocknetem Yakfleisch, das übrigens sehr lecker ist, hab ich mal probiert,-), Yakbutter, Salz und Buttertee. Auweia, für mich wäre der Buttertee eine Qual,-) All die Pilger erhoffen sich auf diesem Weg eine Art von Läuterung von Körper und Geist, Sündenbefreiung  (und ich dachte immer, im Buddhismus göbs kei Sünd nicht,-)) , spirituellem Verdienst und die Erlösung vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten im Nirwana. Ja, das kann ich verstehen, denn der Gedanke dieses Leben ständig wiederholen zu müssen, jagt auch mir einen gewissen Schrecken ein, obwohl ich ja sehr gerne lebe,-) Das ist ja auch normal, denn wer lebt und dem das Leben gefällt, der möchte nicht tot sein, jedenfalls nicht so schnell,-) Man muss ihn übrigens umrunden, den Kailash, der Rundweg beginnt auf 4680 m Höhe und umfasst eine Strecke von 53 km. Man denkt doch, wenn das einmal gemacht wurde, ist Ruhe für immer. Aber da musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Manche Pilger gehen diesen Rundweg gleich mehrfach und wiederholen die ganze Prozedur in ihrem Leben auch mehrfach. Naja, dann muss ja alles gut werden,-) Und besser beim Pilgern den Murmeltiertag praktizieren als wie im Alltagsleben:)
 
Also, ich will jetzt nicht alle Pilgerstätten in meinen kleinen Blog ausführlich beschreiben. Für mich waren diese drei neben den von mir selber begangenen Jakobsweg am interessantesten.
 
Die anderen Orte, Mexiko-Stadt, Sinakara, das Heiligtum des Senor de Quyllurit in Peru, Jerusalem mit der Westmauer, Grabeskirche und dem Felsendom, Touba mit seinem Mausoleum Sheik Amadou Bamba, Mekka mit den Heiligen Städten der Moslems, Shikoku der 88 Wege-Tempel-Weg und Yangon mit seiner Shwedagon-Pagode waren mir mehr oder weniger schon bekannt oder mal begegnet, dennoch habe ich in der Ausstellung natürlich umfangreicher darüber erfahren können.
 
Es sind alle Pilgerorte ausführlich beschrieben, ihre Entstehungsgeschichte, die Geschichte der Pilger im Laufe der Zeit, die Reliquien erklärt, aber auch immer wieder wird Motivation und Antrieb der Menschen, die diese Wege gehen,  hervorgehoben. Auch wird sehr klar, dass die pilgernde Menschheit mittlweile áuch ein Wirtschaftsfaktor geworden ist. Viele Menschen an den Orten, an denen die Pilger vorüberziehen leben mittlerweile von ihnen, Bewirtung, Hotels, aber auch das Verkaufen von Andenken und Kleinodien, die wiederum schon nicht mehr nur an den Orten des Pilgerlandes hergestellt werden, sondern oft auch schon made aus China kommen,-) Pilgern hat abgesehen von der persönlichen Motivation und Bedeutung weit darüber hinaus eine gesellschaftliche, wirtschaftliche, logistische, politische, ökologische und eben zuletzt auch eine touristische Auswirkung. Wenn nur mal bedacht wird, wie diese Massen von Menschen auf den großen Pilgerwegen, die zu einer ganz bestimmten Zeit, weil irgendein besonderes Ereignis damit verbunden wird, zu beherschen und zu bewegen sind, so dass niemand zu schaden kommt, ist das schon enorm und ein grosses unternehmen, das bewältigt werden will.
 
Somit zu den religiösen Pilgerstätten- und touren. Nicht zu vergessen ist der absolut unspirituelle, unreligiöse Pilgertourismus der Menschen unserer heutigen Zeit an Stätten dier Musik, des Fussballs, der Computerfreaks und des Karnevals. Denken wir mal an die Millionen von Menschen, die in den Fussballstadien ihr kleines Glück eines Sieges ihrer Heimmannschaft herbeisehnen, oder an die Pilger längst verstorbener mehr oder weniger grosser Musiker, es kommt ja immer drauf an, wie sie einem gefallen haben,-), wie z.B. Elvis Presley, Janis Joplin oder Jimi Hendrix und an deren Wirkungs- und Grabstätten. Aber auch zu den jeweiligen großen Musikveranstaltungen, wie z.B. das legendäre Wackenfestival oder Rock am Ring. Auch das erinnert an eine Form des Pilgerns, für die die Menschen keine Kosten und Mühe sparen, diese Ereignisse Jahr für Jahr zu erleben und zu geniessen. Ich habe mir sagen lassen, dass man nach einem derartigen Aufenthalt solcher Musikveranstaltungen tatsächlich hernach ein wenig glücklicher ist,-) Also, ich kann mich nicht mehr so genau an meine Gefühlswelt besuchter Festivals erinnern, nur an die Bands, die dort gespielt haben, und dass es mir natürlich gefallen hat und ansonsten ich jedoch danach eigentlich fast immer nur ausgelaugt und todmüde war. Aber missen wöllte ich solche Ereignisse auch nicht:)
 
Jedenfalls auch auf diese Form des Pilgerdaseins des Menschen wird in der Ausstellung Bezug genommen und ich denke es passt auf jeden Fall. Man kann diese Ereignisse auf jeden Fall schon mit einer gewissen ritualisierten Religiösität vergleichen. Und entsprechende Fanartikel sind demnach ja auch nichts anderes als Reliquien,-) Und wenn ich so nachdenke, so manch einer, jedenfalls beim Fussball und der Musik ist es ja so, wird ein ganz besonderer Mensch, dieser praktizierenden Art der Kunst auf dem Rasen oder auf der Bühne ja auch als *Gott* bezeichnet,-) Nun ja, wir Menschen sind recht schnell mit einem Gottesvergleich unter Menschen,-) Und ich glaube, es ist nicht böse von mir zu sagen, wenn die, die immer behaupten Religion sei das Opium fürs Volk, sich ganz schön ihn die Tasche lügen ob ihrer eigenen Anbetungen, die dann ja auch nichts anderes als Opium fürs Volk sind. Nur ein Schelm, der jetzt was Böses denkt,-)
 
Also, ich beschließe meine kleinen Ausführungen und Erzählungen über diese schöne und gelungene Sonderausstellung des Rautenstrauchmuseums in Köln und kann sie nur Jedem, der irgendwie die Möglichkeit hat, ans Herz legen. Bei mir hat sie auf jeden Fall Sehnsucht erweckt, mal wieder, irgendwohin zu pilgern, es muss ja nicht gleich der Kailash sein, obwohl...nun ja...Visionen und Träume an das Morgen, schaun mer mal, wie Fussballgott Beckenbauer immer so schön sagte,-)
 

Viel Spaß beim Besuch der Ausstellung an die, die sie besuchen:)

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12. Oktober 2016 3 12 /10 /Oktober /2016 09:40
Geografie der Zeit


Heute möchte ich auf eine interessante Ausstellung hier in Frankfurt verweisen. Der Titel der Ausstellung lautet: Geografie der Zeit"... Zu sehen ist eine Einzelausstellung von Fiona Tan. Fiona Tan ist Indonesierin, lebt und arbeitet in Amsterdam und Los Angeles. Zu erkunden ist ein Parcours, auf dem sich Videoprojektionen, Audio- und skulpturale Arbeiten reflektierend über das Individuum in einer aus den Fugen geratenen globalisierten Welt zeigen.

Ich bin ein wenig über den Titel der Ausstellung gestolpert. Hm...dachte ich "Geografie der Zeit"? Kann "Zeit" erfaßt werden, so dachte ich. Denn Geografie ist ja nichts anderes als das Erfassen, Beschreiben und Erklären der Erde mit all dem, was an Leben auf ihr geschieht. Viele Denker, Philosophen, Wissenschaftler haben sich mit der Zeit beschäftigt, versucht, sie einzufangen, sie zu erklären. Was ist Zeit? Viona Tan will sich mit ihrer Ausstellung jedoch nicht auf Zeit als Begriff oder Definition beziehen, sondern sie möchte eine Darstellung, Wiedergabe wie das Leben sich in Vergangenheit und Gegengewart auf unserer Erde gestaltet hat und vorangeschritten ist, die Auswirkungen daraus resultierend und sie gibt einen apokalyptischen Ausblick auf die Zukunft, hervorgeholt aus einem überdimensionalen großen Wandteppich aus dem Mittelalter, der heute noch in Frankreich zu bestaunen ist, ganze 5 Meter hoch und über hundert Metern Länge, übrigens die größte noch erhaltene Webarbeit aus dieser Zeit, jedenfalls so haben die Menschen des Mittelalters in ihren Ängsten und Sorgen um das Geschehen auf Erden die Zukunft gesehen. Und wenn diese apokalyptischen Darstellungen betrachtet werden, kann sich des Eindrucks nicht erwehrt werden, wir sind nicht weit davon entfernt.

Ich weiß nicht, wie es manch einem Betrachter von Ausstellungen geht, wenn er sie betritt. Ich jedenfalls muss sofort berührt und gefesselt sein, von dem, was ich erblicke. Es muss mich treffen, und zwar ins Herz. Und genau das ist passiert, als ich die erste Arbeit zu Beginn der Ausstellung sah. Sie trägt den Titel 1 to 87, 2014. Diese Bezeichnung bezieht sich auf den Maßstab 1:87, der auch als Nenngröße HO bezeichnet wird und einer genormten Baugröße für Modelleisenbahnen entspricht.

Und genau das findet man vor. Eine Miniatureisenbahnlandschaft, wie wir sie kennen aus Kindheitstagen oder von plattgedrückten Nasen an weihnachtlich geschmückten Schaufenstern, von denen wir uns nicht lösen konnten und nicht merkten, dass die Hände kalt und steif wurden und die Nase anfing zu laufen, ich jedenfalls. Wenn ich in den Frankfurter Hauptbahnhof gehe, bleibe ich oft an der kleinen hinter Glas in einem Kasten befindlichen Miniatureisenbahn stehen und staune immer noch wie ein Kind.

Auch Tans Landschaft ist ein sichtliches Idyll, eine grünbewaldete, von Bergen und Seen umgebende Gegend, in denen die Menschen ihr tägliches Dasein leben. Ein Paradies auf Erden, so denkt man im oberflächlichen Betrachten. Das Idyll springt einem zuerst in den Blick. Wenn jedoch näher betrachtet wird, entdeckt man, dass das Idyll nicht der Wahrheit entspricht, bzw. ihm die Realität, gekennzeichnet durch Katastrophen, Unfälle und das Aufschreien der Menschen gegen die Ungerechtigkeit, den der Kapitalismus in unserer Gesellschaft anrichtet, die Unschuld nimmt. Da ist die Kleingartenkolonie, in denen Menschen säen und ernten und plötzlich aus heiterem Himmel in ihrem arglosen Treiben ein Zugunglück geschieht. Oder im Autokino sehen sich die Menschen einen Film an, in dem sich apokalyptische Naturszenarien abspielen. Die Demonstration, die wir erblicken, erinnert an die Occupy-Bewegung und somit an den Aufschrei der Wenigen in unserer Welt, die leider nun auch eingeschlafen ist.

Tan zeigt mit dieser Installation, dass die "heile Welt" trügerisch ist. Andererseits dachte ich, wer weiß das denn nicht. Wer sieht denn nicht die Zweideutigkeit, das Nebeneinander in dieser Welt, Schönheit und Unheil. Obwohl, es gibt sicher auch genug Blindheit für die Wirklichkeit, auch der ganz eigenen. Ablenkungen, Konsum und der tägliche Druck in der Arbeitswelt verhindern oft das Sehen. Unsere Medienwelt hält uns schon auf Trab mit der Verdrängung, die verhindert, dass wir ganz anders leben und mit unserem eigenen Leben sorgsamer umgehen.

Die Eisenbahn in der Installation kreist, umkreist immer wiederkehrend das kleine Landschafts- und scheinbare Lebensidyll und mir kam sofort der Gedanke, ein ewiger Kreislauf. Denn es war ja nie anders, nur das immer wieder hervorgebrachte Unglück und Unheil auf dieser Welt hat eine andere Gestalten angenommen.

Vorrangig maßgebend für die Zerstörung unseres Lebens in dieser Welt, die das Leben immer fragwürdiger und bedrohlicher, was die Zukunft betrifft, erscheinen läßt, ist der ständige Fortschrittsgedanke des Menschen. Höher, weiter, schneller soll es gehen. Warum immer Fortschritt? Warum immer weiter expandieren? Welche Folgen und Konsequenzen das bisher schon hatte, zeigt Tan in ihrer Videoinstallation am Beispiel dreier Orte, an denen genau dieser Fortschrittsgedanke an seine Grenzen gekommen ist.

Da ist Detroit, die Stadt, die durch das Wachsen ihrer Autoindustrie eine Vorzeigeexemplar in den USA war. Was geblieben ist von diesem Fortschrittswahnsinn zeigt Tan in ihrer Spurensuche und der Hinterlassenschaft dieses Wahnsinns.
Fukushima und die Nuklearkatastrophe im Jahre 2011 und das Städtchen Cork in Irland, welche mit ihrer finanziellen Bankrotterklärung im Jahre 2013 ihren absoluten Tiefpunkt erreichte, ihre beiden anderen Beispiele. Alle drei dieser Orte sind gekennzeichnet von Zerstörung und Flucht der Menschen, die dort gelebt haben. Die Bilder, die Tan zeigt, wirken melancholisch, aber auch berührend. Und ich fand es sehr schön, dass Tan scheinbar nicht zu den Mut- und Hoffnungslosen gehört, sondern dass sie in ihrer Darstellung auch nach Spuren der Wiederbelebung gesucht hat. Manchmal hatte ich den Eindruck, dieses oder jenes Bild, das ich sah, wirkt so, als wenn die/der Bewohner im nächsten Moment wieder zurück kommt und wieder von vorn beginnt.

Im Grunde geht es mit dem eigenen Leben ja auch nicht anders. Es widerfährt einem ein Unglück, man fällt, steht wieder auf und macht weiter. Wichtig ist, nur anders als wie bisher. Das Lernen aus dem Vergangenen ist die Hoffnung für die Zukunft, so denke ich jedenfalls.

In der Vergangenheit, der Gegenwart und auch in der Zukunft wird es kein Paradies auf Erden geben, oder eine Insel der Seligen, nach der ein irischer Mönch einer altertümlichen Legende nach gesucht haben soll. Diese kleine Legende erzählt Tan uns ebenfalls in ihrer Ausstellung. Still in einem kleinen Raum sitzend, kann man ihr lauschen. Scheinbar soll er sie gefunden haben, angeblich soll er dort aber nicht lang verweilt haben. Vielleicht ist der Mensch nicht geschaffen für das ewige Glück und braucht ständig neue Herausforderungen. Möglicherweise liegt es aber auch an seiner eigenen inneren Unruhe, Zwiespältigkeit, an dem Gut und Böse, das in ihm wohnt, dass es keine Möglichkeit für ein auf Erden geschaffenes Paradies gibt. Ich weiß es nicht. Ich wollte auch nicht darüber nachdenken, sondern dachte eher, es ist halt so und wird immer so sein. Vielleicht ist es schon genug, die Schäden möglichst begrenzt zu halten.

Tan hat nicht nur das Weltgeschehen, sondern auch die Veränderungen des einzelnen Menschen gezeigt in ihren Videoinstallationen. Es wird unter anderem ein Doppelporträt einer jungen und einer alten Frau gezeigt. Beide scheinen in demselben Raum zu leben oder gelebt zu haben, was die Vermutung nahelegt, die alte Frau hat ihr Leben in diesem Raum ge- und durchlebt. Es könnte auch der Gedanke entstehen, die alte Frau erinnert sich an ihr vorangegangenes Leben und die junge Frau blickt vielleicht schon auf ihr zukünftiges. Alles ist möglich. Mir persönlich hat eine Rückschau der älteren Frau auf ihr Leben gefallen. Vielleicht weil ich selber in einem Alter bin, wo Erinnerungen oft wie Blitze an das Vergangene auftauchen. Es braucht nicht viel, eine Musik, ein Bild, ein Ort, schon ist sie da, die Rückschau.

Alles in allem habe ich fast vier Stunden in dieser Ausstellung zugebracht. Ich empfand sie berührend, verstörend, nachdenklich, melancholisch, traurig aber auch hoffnungsvoll. Es lohnt sich, sie anzuschauen, auch wenn man in dem Bewußtsein der Vergänglichkeit des Lebens lebt.

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30. September 2016 5 30 /09 /September /2016 14:09
Botschaften an Fremde!

Im Museum für Kommunikation in Frankfurt gibt es noch eine Sonderausstellung " Mit dem Strom und gegen die Zeit Treib_Gut Flaschenpost"

Ich habe schon einige Flaschen und diverse Treibgutstücke auf und in Seen, Flüssen und Meeren herumschwimmen gesehen, jedoch niemals bin ich in die Lage gekommen, einem der Stücke nahe bzw. es in die Hand zu bekommen.

Der Kölner Künstler Joachim Römer hat an die 2000 Botschaften bisher gesammelt. 400 davon zeigt er in dieser Ausstellung. Viele dieser Botschaften wurden in diversen Behältern im und am Rhein gefunden, ist ja klar. Römer hat über die Jahre hinweg ein gutes Gespür dafür entwickelt, wo diverses Treib_Gut angeschwemmt wird. Er kennt sich aus. Alle diese Botschaften handeln von allerlei Lebensgeschichten, Geständnissen, Einsichten, Reue, Hilferufe, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, manche von Suchenden nach einem Partner, aber auch einfach so dahinformulierte Gedanken, humvorvoll, ernst, konnte er in ihnen finden.

Als ich von der Ausstellung las, dachte ich, da musst du hin Roeschen, das ist was für Dich. Bin ich doch ein großer Fan des Geheimnisvollen, Unerwarteten, Schicksalshaften oder Zufälligem. Und selbst Botschaften, die mich berühren von Unbekannten, gehen nicht spurtlos an mir vorüber, denn sie bringen mich zum eigenen Nachdenken über dasmein Handeln Reden oder Erlebten. Es ist ein gutes Gefühl, wenn der Mensch weiß, egal, was passiert, Gutes oder Schlechtes, es passiert einem nicht allein, allen Menschen geht es so. Und Suchende sind wir doch alle nach etwas, letzten Endes nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens. Obwohl ich mittlerweile erkannt habe, dass der Sinn des Lebens nicht schwer zu finden ist, nämlich im einfachen täglichen Leben Tag für Tag, mit all dem, was damit zusammenhängt, Zufriedenheit, mal mehr oder weniger glücklich zu sein, Traurigkeiten anzunehmen und mit den sich oft auch entgegenstellenden Widrigkeiten klar zu kommen und das Beste draus zu machen. Ich bin halt einfach gestrickt,-)

Es ist eine hübsche, übersichtliche, kleine Ausstellung, die denke ich jedenfalls, auch Jedem gefallen wird,der sich aber vielleicht vorher noch nie Gedanken über Botschaften aus fremden Welten von fremden Menschen gemacht hat. Der vielleicht wie ich, zwar immer mal ein Treib_Gut an sich hat vorüberziehen gesehen, es jedoch nicht weiter vorgezogen hat, sich einmal damit zu beschäftigen.

Frisch poliert und ordentlich aneinandergereiht können die teilweise sehr hübschen Gefäße bewundert und bestaunt werden. Viele der Absender haben sich große Mühen gemacht, ihre kleinen Botschaften liebevoll zu gestalten. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Selten hat ein Mensch einfach so hineingesteckt und zu und ab. Da wurde vorher kreativ gestaltet, gemalt und geschnibbelt. Mich hat das berührt:)

Ein Text lautete: "Der größte Fehler war, Dich gehen zu lassen. Ich liebe Dich!"

Ich machte mir Gedanken über diesen unbekannten Menschen. Ob es ihm wohl geholfen hat, diese kleine Botschaft loszulassen und was er sich gedacht über den Menschen, der sie finden wird. Vielleicht irgendein Mensch, der gerade selber in Trennungsabsichten steht? Dem er sagen möchte, kämpfe um ihn/sie! Und war er nicht vielleicht blind für die Wirklichkeit? Ich meine, wenn ein Mensch gehen will, ist das doch meistens nicht mehr zu ändern, wenn die Absicht fest in ihm ist. Ist es nicht gar eine Form von Größenwahn von sich zu denken, man kann noch etwas dagegen tun, es irgendwie aufhalten? Ich glaub das nicht. Und fast stimmt es ja traurig an, dass dieser Mensch vielleicht gerade an dem Punkt, wo der Andere gegangen ist, erst feststellt, wie sehr er ihn oder dass er ihn überhaupt geliebt hat. Nun ja...viele Gedanken rühren sich da.

Ich will auch nur ein kleines Schmankerl als Beispiel geben. Es finden sich viele, viele andere Botschaften, die nachdenkenswert sind.

Wir leben in einem Zeitalter, wo uns das Internet Tausende Möglichkeiten bietet, uns Unbekannten zuzuwenden, mit ihnen zu kommunizieren, ihnen Fragen zu stellen, oder sich selber einfach nur mitzuteilen. Wir meinen, das ist ganz neu in dieser Welt. Jedoch zeigt uns die Ausstellung, dass es wohl schon immer so war, dass der Mensch nach Auswegen gesucht hat, nach Loslassen des Erlebten in der Hoffnung, irgendwo an einem anderen Ort wird es empfangen und es ist gar nicht so wichtig, ob dieser Empfänger gekannt wird.

Und es zeigte mir auch, dass Menschen, die so eine Möglichkeit wahrnehmen, wohl in ihrer eigenen kleinen Umwelt Niemandem das anvertrauen können, was wirklich in ihnen webt und arbeitet, sie traurig macht oder glücklich. Es gibt so wenig Menschen, denen wir zutrauen können, dass das, was wir sagen, auch wirklich für sie von Bedeutung ist. Vieles wird geredet, aber wenig wird gesagt, ist oft mein Denken. Und mit dieser Erkenntnis, die ja auch ein wenig traurig daherkommt, nutzt man einfach diese Möglichkeit, zumindestens loszulassen und vielleicht ist ja da draussen in der großen weiten Welt ein Mensch, der versteht, was man sagen möchte, wie es einem geht, wie man fühlt, lebt, leidet und sich freut und ja, ich glaube, dass es diesem Menschen helfen kann.

Und in all dem, wenn ein Mensch zu einem solchen Weg greift, liegt ja auch ein gewisser Zauber, eine Magie, etwas geheimnisvoll Webendes zwischen der Welt des Absenders und des Empfängers. Und letzten Endes ist es vielleicht genau das, was gewollt ist, dass aus diesem Zauber etwas Neues entsteht, an einem selber, beim anderen, bei dem es ankommt und dadurch Veränderungen des Lebens geschehen bei Beiden, auch wenn sie nie voneinander mehr erfahren werden oder sich gar begegnen. Weiß man´s?

Jedenfalls ein Leben, dass keinen Zauber mehr enthält, wäre doch sehr langweilig oder? Wenn wir nur noch das täten, was wir selber im voraus berechnen könnten? Wenn wir uns nicht mehr einlassen würden auf das ganz Unerwartete in unserem Leben! Ich denke jedenfalls so und ich glaube, die Menschen, die solche Treib-Güter versenden, sind ebenfalls solche Denker. Und es ist schön, dass ich nicht allein damit bin.

Also...Museum für angewandte Kunst, Frankfurt, Deutschherrenufer....Die Ausstellung läuft noch bis zum 16. Oktober. Lohnenswerte Stunden, die bewegen und nachdenklich stimmen.

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