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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:18
Max war unleidlich. Plötzlich war es nicht mehr so gemütlich an den Sonntagen. Früher durfte er immer noch mit Mama und Papa im Bett kuscheln und Mama erzählte kleine Geschichten oder sie alberten einfach rum.
 
Jetzt war plötzlich alles anders. Sie mußten immer früh aufstehen, das Frühstück war auch nicht mehr so gemütlich, denn immer sollte er sich beeilen. Wieso? Er fand das blöd. Mußte er sich doch schon dreimal in der Woche mit dem Anziehen beeilen, wenn er zu seiner Spielgruppe fuhr.
 
Und jetzt auch noch Sonntag. Und nur, weil sie jetzt immer in die große Kirche gingen, um Gott zu feiern, wie seine Mama ihm das immer erklärte.
 
Er wollte nicht Gott feiern! Er kannte ihn ja gar nicht! Er verstand auch nicht, wovon die Mama redete.
 
Und so weigerte sich Max mal wieder mit aller Kraft an diesem schönen Sonntagmorgen, trödelte mit dem Anziehen, mußte noch mal auf´s Klo und hatte außerdem ganz plötzlich Durst.
 
Die Mama war zwar eilig, aber nett, da konnte er nichts sagen. Alle Wünsche wurden ihm erfüllt, ohne dass sie mit ihm schimpfte. Die Mama war halt ganz was Besonderes, sie schimpfte fast nie.
 
Nicht so, wie die Mamas in dieser großen Kirche, die ständig an den anderen Kindern herumzupften, dauernd psst, psst, sagten und sie manchmal ganz böse anguckten. Max fand das blöd, wenn Mamas böse guckten. Und wenn seine Mama mal böse guckte, guckte er einfach böse zurück und dann mußten sie beide lachen.
 
Max hatte mal wieder alles versucht an diesem schönen Sonntagmorgen, aber es hat nix genützt, sie machten sich auf den Weg zur großen Kirche.
 
Na ja, eigentlich war es ja schön, besonders nachher, wenn das Reden und das Singen, wowon er auch überhaupt nichts verstand, vorbei war, denn da gingen sie immer in einen großen Raum, da gab es Frühstück und Max konnte mit den anderen Kindern spielen. Eigentlich, so dachte Max, sollten Mama und Papa direkt in den großen Raum gehen, immer dieses Warten.
 
Und an diesem Morgen mußte er besonders lange warten. Irgendwie war das Singen und Erzählen heute länger wie sonst. Max war ungeduldig, er rutschte von der Bank und setzte sich auf den Boden. Gott sei Dank gab Mama ihm ja immer ein kleines Buch mit. So saß Max da, schaute sich die Bilder an, wo ein Mann drauf war, der Gott sein sollte.
 
Ab und zu stand er auf und schaute, was vorne passierte. Meistens stand immer nur ein Mann vorne, der hatte einen Umhang an, manchmal rot oder weiß, manchmal lila.
 
Heute war er rot. Max liebte rot. Der Mann mit dem roten Umhang fing an zu sprechen und Max rutschte wieder unter die Bank. Als er erneut in sein Buch schauen wollte, hörte er plötzlich eine andere Stimme. Die klang aber komisch. Das hörte sich anders an, wie der Mann, der vorher gesprochen hatte. Auch seine Mama und sein Papa sprachen nicht so.
 
Jetzt war Max interessiert. Er stand auf, stellte sich auf die kleine Stufe vor seiner Bank, schaute nach vorne und da standen doch glatt zwei Männer mit roten Umhängen. Jetzt war Max ganz durcheinander.
 
"Mama, Mama", rief er laut, so daß die andere Mama neben ihm, die Mama von Johannes nämlich, ihn ganz böse anschaute. Das war ihm aber egal. Und seine Mama sagte ihm,als er fragte, warum der Mann denn so komisch spreche, dass sei italienisch! Aha, dachte Max. Ist ja auch egal!
 
Jedenfalls Max lachte über das ganze Gesicht und vor Aufregung rief er nochmal:" Mama, Mama, schau mal, heute "zweimal" Gott!"
 
DA nahm die Mama ihn freundlich in den Arm und die Mama von Johannes guckte auch gar nicht mehr böse und überhaupt, alle Leute, die vor ihm saßen, schauten ihn an und lachten über´s ganze Gesicht! MAx drehte sich um, ja tatsächlich, die, die hinter ihm saßen, lachten auch.
 
Er mußte etwas ganz Tolles entdeckt haben. Es gab wohl mehrmals "Gott!"
 
Max war zufrieden heute, den Rest des Singens und Erzählens saß er ganz still und schaute nach vorn. Es roch auch heut so gut!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:17
Max war genau 2 Jahre und 11 Monate alt, als er in eine Spielgruppe sollte. Seine ältere Schwester war bereits im Kindergarten, die Mama zwar nicht berufstätig, aber sie wollte, das auch der Sohn schon einmal, sozusagen als Vorlauf, sich an eine Kindergruppe gewöhnte. Die Zeit war überschaubar, dreimal die Woche a drei Stunden.
 
Max hatte gemischte Gefühle, einerseits freute er sich, er war es leid, immer nur Eisenbahn im Küchenschrank seiner Mama zu spielen und das fünf Tage lang die Woche. Und die Spielkameraden in der Spielgruppe kannte er fast alle, schon allein durch seine ältere Schwester, es waren nämlich samt und sonders Geschwister derselben.
 
EIn kleines Problem gab es noch zu bedenken. Maß mußte sauber sein. Aber Max war auch sauber. Schon seit genau einem halben Jahr. O.k. hin und wieder passierte es mal, aber war das so schlimm?
 
Nun denn, Max kam in die SPielgruppe, alle Tests bestanden und er freute sich schon jeden Tag auf die Gruppe, die Kinder, das Spielen, die schönen Geschichten, den Stuhlkreis, das Märchenspiel und den Reigen am Schluß. NA ja, zwischendurch bekam er doch immer etwas Sehnsucht nach Mama, aber die Zeit verging meistens rasch.
 
Eines Tages passierte ihm Folgendes!
 
Max hatte sich den ganzen Morgen im Garten der SPielgruppe ausgetobt, saß danach zufrieden am Frühstückstisch, Hirsebrei und Pfefferminztee, lecker, Max mochte das gerne.
 
Endlich kam der von ihm herbeigesehnte Reigen, weil, danach kam meistens Mama und holte ihn ab! Schön ist es doch, auch wieder zuhause zu sein!
 
Max reihte sich ein, faßte Frau H., die Kindergärtnerin rechter Seitean die Hand und links, seine Lieblingsfreundin Louisa. Und los ging´s. Max dämpfte immer noch vom SPiel draußen, er war vom Temperament ein kleiner Choleriker, schwitzte schnell und hatte rote Backen.
 
Max merke plötzlich, das etwas mit ihm geschah, was er gerade jetzt, in diesem einen Moment, nicht unter Kontrolle hatte. Max trottete gemächlich und versunken im Reigen mit, als seine Lieblingsfreundin Louisa plötzlich sagte:" Frau H., es riecht komisch, nicht wahr?"
 
Frau H. ging zuerst drüber hinweg. Aber Louisa ließ nicht locker:" Frau H. riechen sie doch mal, es stinkt wie nach Aaa...!"
 
Aber Frau H. war eine kompetente und sichere Erzieherin, sie sagte nichts.
 
Max indessen spielte das Spiel "Ich bin Hase und weiß von nichts" und trotte gemächlich weiter im Reigen. Plötzlich jedoch fiel der Blick von Frau H. auf ihn. Mit großen Augen schaute er sie an und ohne, dass sie etwas zu ihm sagte, entgegenete er zielstrebig und sicher:"Na und! KAnn doch mal passieren!"
 
Das war´s. Der Reigen ging zu Ende. Max lief auf seinen Platz und da saß auch schon die Mama. Die Mama war auch sehr
lieb, sie sagte nichts, nahm ihren kleinen Max, ging mit ihm nach Hause, setzte ihn kurzerhand unter die Dusche und vorbei der ganze Spuk.
 
Am anderen Morgen brachte seine Mama ihn wieder zur Spielgruppe und Frau H. empfing ihn mit einem Lächeln und seine Mama mit einem Augenzwinkern Das ist ihm nie wieder passiert.
 
So kann´s gehen! Ein Kind, das in einer inneren und äußeren Sicherheit groß wird, wächst auch mit einem gesunden Selbstbwußtsein heran, das kann auch schon mal ein Malheur gut wegstecken.
 
Ich hab die Geschichte nie vergessen, weil sie mir den SPiegel vorhält. So ein Selbstbewußtsein und eine Gelassenheit fehlt doch manchmal so manchen Erwachsenen!
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