Das Leben ist viel zu kurz um ständig Pläne zu schmieden. Pläne...das ist nicht mal das richtige Wort. Eigentlich geht es immer um Projekte.
Das fängt schon in der Kindheit an. Da wird man auch nicht gefragt, ob man gerade dieses oder jenes tun möchte, wonach einem ist, wenn man aus der Schule kommt. Vielleicht ist einfach mal Erholung angesagt vom Lernstress, den kleinen und größeren Mobbingaktionen der Mitschüler und dem in die Schublade-gesteckt-werden von der Lehrerschaft. Immer diese Lehrer,-)
Sicher...ich weiss, es gibt einfach Notwendigkeiten im Leben. Aber warum müssen die immer gerade dann herausgekramt werden, wenn mir nach was ganz anderem ist. Z.B. einfach diesen Moment, das JETZT, zu leben, wahrzunehmen, zu fühlen, sich einfach fallenlassen.
Das ganze Leben scheint bei den Meisten nur daraus zu bestehen, irgendwelche Projekte hinter sich zu bringen. Mach erstmal dein Abi, dann dein Studium, dann such dir einen Arbeitsplatz. Ist der von Projekten abhängig, die möglicherweise einen Auslandsaufenthalt mit sich bringen, dann heißt es, bring das erst mal hinter dich.
Hat man einen Partner, dann heißt es, erst mal müssen wir beide einen guten Job haben, eine tolle Wohnung, ein sicheres Einkommen und dann können wir über Kinderpläne sprechen.
Dann kommt die Zeit der Familie, Kindererziehung und schon folgen Sätze wie, wenn ich das mal hinter mich habe, mach ich das und das, oder gar, dann geht es mir besser. Und noch besser geht es mir, wenn ich das Arbeitsleben hinter mich gebracht habe und endlich Rentner bin. Ist man dann endlich Rentner, weiß man mit sich selber und seiner Zeit nix anzufangen und sehnt sich gar nach der Aufgaben- und Projekterfüllung der zurückliegenden Jahre zurück. Ein Trauerspiel, ein solches Leben mit den dauernden Projektbeendigungszielen und dem...erst dann fang ich an zu leben.
Neulich hatte ich eine Kundin, die war ungefähr an die 7o Jahre alt. Sie suchte nach einem Buch mit dem Titel "Besser leben." Wir hatten das entsprechende Buch nicht vorrätig. Schade, sagte sie. Ich bin ja nicht nur Buchhändlerin sondern auch ein kleines Verkaufsgenie. Denn wenn man nicht hat, was der Kunde wünscht, muß man ihm eben etwas anderes schmackhaft machen. Und was wäre zum Thema "besser leben" nicht empfehlenswerter als das tolle Buch vom ollen Tolle "JETZT?"
Ehrlich gesagt, ich habs nicht mal ganz gelesen,-), weil ich eh schon wußte, was gemeint war:) Nur so quergelesen, wie man so schön sagt. Und der olle Tolle hat es auf den Punkt gebracht.
Also lange Rede kurzer Sinn...ich hab der Frau das Buch vom ollen Tolle empfohlen. Nach den Gründen gefragt, hab ich ihr mit meinen Worten erklärt, worum es geht. Das der Mensch ständig oder meistens entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft lebt. Den Moment, das Jetzt, der Ist-Zustand, in dem ich mich befinde, wird gar nicht wahrgenommen. Man kann das Leben nicht genießen. Nicht mal nen Waldspaziergang,-) Selbst da klingelt das Handy und erinnert an die Projekte, die noch anstehen oder gibt dir einfach zu verstehen, dass du in jedem Moment deines Lebens für andere erreichbar sein mußt.
Nee, nee...ich sag mal was. Das ständige Verschieben des Lebens in die Zukunft ist geradezu tödlich, wie ich finde. Das fängt in der Kindheit an mit Sätzen wie: Mach erst mal deine Hausaufgaben, dann können wir weitersehen und was dein weiteres Leben betrifft, mach erst mal dein Abi, das Studium, den Job, usw.usw..- und dann sehen wir weiter. Ganz abgedreht sind Sätze wie: Werd erst mal grün hinter den Ohren, dann kannste mitreden. Was das eigentlich genau bedeuten soll? Hab ich mich immer gefragt. Kann ich nur mitreden, wenn ich alles mitgemacht, erlebt, durchlebt und durchlitten habe? Nö! Sicher...es kann helfen, aber schon mancher hat alles das gelebt und erlebt, aber weiser ist er am Ende auch nicht geworden. Nun denn...das ist ein anderes Thema.
Ich jedenfalls will nicht ständig mein Jetzt-Leben, den Moment, das was ist, davon abhängig machen, wenn dieses oder jenes eingetroffen ist. Ich will das Leben in der ganzen Fülle des Moments leben und erleben. Ehrlich gesagt, mir tun die Leuts ein wenig leid, die ständig in die Zukunft orientiert sind. Ich war nie so ein Typ. Eher ein Mensch, der mehr oder weniger in alles ein wenig hineingeschlittert ist, ohne zu bereuen, was war.
Ich möchte eher jeden Abend mit dem Gedanken einschlafen....Es ist gut so, wie es ist, gerade jetzt, heute, in diesem Moment. Und was Morgen kommt, schaun wir mal!
Ich glaube, dass sich alles andere dann von selbst erledigt,-) Man tut sowieso die Dinge, die nötig und notwendig sind, aber ohne sich davon schon im Vorfeld versklaven zu lassen, in Sorge unterzugehen und dabei zu vergessen wie schön das Leben eigentlich ist.
Vielleicht denken oder sagen jetzt manche, eine Träumerin, eine Spinnerin, unmöglich so zu leben. Mir gelingt es jedenfalls ganz gut...meistens jedenfalls. Dafür bin ich dankbar.
Das Leben kann ganz schnell vorbei sein. Was sollen dann all die Projekte und Pläne in meinem Kopf? Die muss ich dann mit ins Grab nehmen:-) Vielleicht ist das ja auch die letzte Planung im Leben. Wie sterb ich richtig,-) Weiß man´s:-), was den Pläne- und Projektschmiedern so alles durch den Kopf geht:-)
Carpe diem...genießt den Augenblick. Tu ich jetzt auch, auch wenn ich arbeiten gehen muß:-)
Übrigens...es war ein nettes Gespräch mit der alten Dame:-) Richtig hat sie gesagt, ich will mein Leben jetzt genießen und nicht dran denken, dass ich noch gebrechlicher werde und dieses oder jenes nicht mehr tun kann. Das wird sich dann schon zeigen, wie ich damit umgehe. Recht hat sie:-)