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31. Oktober 2020 6 31 /10 /Oktober /2020 09:21

"Latte Macchiato", das klingt dermaßen italienisch, dass man es sich auf der Zunge zergehen lassen möchte. Wörtlich übersetzt heißt es in etwa "befleckte Milch". Ursprünglich wollte man auch die bambini an einer Kaffeekultur teilhaben lassen und hat deshalb ein wenig Espresso auf ihren Milchschaum geträufelt...

Inzwischen hat es sich zu einem Kultgetränk für Erwachsene gemausert, das Dreischichtenmodell des Latte gilt fast schon als eine Nobelpreis verdächtige Errungenschaft.

Wenn der gereifte Mensch ein richtiges Spielkind geblieben ist, dann will er den Milchschaum fest und steif haben, er will genau den "Bau- oder Konstruktionsschaum", der von den wahren Kennern belächelt und gering geschätzt wird. Aber jeder Gastwirt ist stolz auf die steife Blume, die auf seinem frisch gezapften Pils wie eine Eins thront.

Eine mittlere Katastrophe ist es, wenn der Milchschaum partout nicht mehr gelingen will. Aus dem stolzen Latte wird dann eine traurige Art von Café au lait. Ehrlich gesagt, das Geschmackserlebnis ist fast dasselbe, aber Optik, Haptik und Spielfreude kommen dann einfach zu kurz.

Was ist da los, wieso funktioniert das manuelle Aufschäumen der Milch nicht mehr?

Zu dem Thema gibt es Tausende von Posts im Internet. Natürlich glaubt fast jeder, seinen Stein der Weisen gefunden zu haben. Es gibt zu dem Thema sogar eine Doktorarbeit, diese fällt wohl in das Fach der physikalischen Chemie. 

Nachdem meine Verwirrung grenzenlos war, habe ich beschlossen, der Sache mal auf eigene Faust nachzugehen. 

Meine erste Theorie zielte auf die Beschaffenheit der Milch ab. Ich kaufe in der Regel eine Bio-Milch, die auf tradtionelle Art und Weise hergestellt wird, die pasteurisiert und homogenisiert ist und die eine Haltbarkeit von 7 - 10 Tagen aufweist. Ich weiß, dass für die Schaumbildung der Eiweißgehalt der Milch von Wichtigkeit ist. Dieses Eiweiß bildet nämlich die äußere Grenzschicht der Schaumbläschen. Steigt die Temperatur der Milch auf über 80° C, so beginnt eine bleibende "Denaturierung" des Milchweißes, es kann dann keine Bläschen mehr zusammen halten. Aus diesem Grund darf eine Milch, die aufgeschäumt werden soll, niemals zu stark erhitzt oder gar abgekocht werden. Auf den Milchpackungen wird der DURCHSCHNITTLICHE Eiweißgehalt der Milch angegeben, er beträgt in der Regel ca. 3,3 Gramm pro 100ml. Tatsächlich ist der Wert aber Schwankungen unterworfen, zum Beispiel in Abhängigkeit von der aktuellen Ernährung der Milchkühe. Es kann also durchaus Verdachtsmomente in dieser Beziehung geben. Deshalb habe ich versuchsweise verschiedene Milchsorten gekauft und getestet. Jedoch immer mit dem gleichen kümmerlichen und katastrophalen Ergebnis, es hat sich einfach kein vernünftiger Milchschaum gebildet.

Meine zweite Theorie richtete sich auf das einzige "Verschleißteil" meiner manuellen Aufschäumapparatur, nämlich auf dieses extrem feinmaschige Sieb, welches in der Milch auf und ab bewegt wird und welches als der Schaumschläger bezeichnet werden kann. Ich muss zugeben, dass ich bei der Pflege dieses Siebes, die eigentlich routinemäßig und ohne großen Aufwand erfolgen kann, über einen längeren Zeitraum ziemlich geschlampt habe. Jetzt habe ich das Teil einmal im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen. Zuvor habe ich mit Hilfe eines Haarföhns dafür gesorgt, dass das Sieb vollkommen trocken ist und dass mir somit nicht irgendwelche Wasserspiegelungen ein falsches Bild vorgaukeln. Anschließend habe ich ein Scheinwerferlicht installiert, die Lesebrille aufgesetzt und die große Lupe zur Hand genommen. Ergebnis meiner pingeligen Betrachtungen: Ca. 40% der Löcher des Siebes waren "verstopp". Nun stellte sich die Frage, ob es sich bei den Rückständen in erster Linie um Kalk oder um Milchfette handelt. Eine größere Entkalkungsaktion (über Nacht) brachte jedenfalls keinen messbaren Erfolg. Somit war eine fettlösende Reinigung angesagt. Dabei sind 4 Komponenten von Bedeutung:

1. Das Reinigungswasser sollte tiefenentspannt sein (also verwende reichlich Spüli).
2. Gelegentliches Erhitzen des Reinigungswassers bis zum Sieden begünstigt die Lösung des Fettes.
3. Mechanische Einwirkung ist von Vorteil. Der grobe Keil einer Wurzelbürste ist natürlich ungeeignet, stattdessen bietet sich das Auf- und Ab-Bewegen des Siebs in dem (heißen) Reinigungswasser an.
4. Eine lange Einwirkzeit ist angezeigt. Was Monate oder Jahre benötigt hat, um sich fest zu setzen, wird sich nicht in 5 Minuten auflösen lassen. Tatsächlich habe ich das Sieb für einige Tage in dem Spüliwasser liegen lassen.

Nach der Reinigungsaktion zeigte die erneute Begutachtung einen umwerfenden Erfolg: Bis auf ganz vereinzelte blinde Pünktchen war das Sieb vollkommen frei.

Der finale Aufschäumtest endete im Jubel, es bildete sich ein steifer Milchschaum, ein wahrer Schlagobers vor dem Herrn. Heureka!

Das Ganze hätte auch böse enden können, wenn ich nämlich in meiner Verzweiflung mühsamst nach einem PASSENDEN und wahrscheinlich sündhaft teuren Ersatzsieb recherchiert hätte, um dann den allerersten Internet-Einkauf meines Lebens tätigen zu müssen...

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28. September 2014 7 28 /09 /September /2014 09:04

Das sagt man heute gar nicht mehr, oder? Dass ein Mensch für etwas Feuer und Flamme ist. Allenfalls werden neue Beziehungsobjekte als "neue Flamme" bezeichnet. Naja...das drückt schon allles aus. Wenn die Flamme erlöscht? Was dann? Nun..ich will ja nix über Beziehungen schreiben;-)
 
Ich jedenfalls bin Feuer und Flamme für's Schachspielen. Noch nicht so lange. Seit ca. einem halben Jahr bin ich jetzt dabei, so es die Zeit erlaubt. Leider hab ich immer zu wenig davon, auch für die vielen anderen Dinge, die mir so im Kopp herumgehen. Daher muß ich Prioritäten setzen.
 
Zur Zeit herrscht bei mir das Schachspielen vor. Ich hab mich gefragt, kann man im Alter das Königsspiel eigentlich noch erlernen? Man kann, auf jeden Fall. Sagen auch die Schachexperten. Neulich las ich sogar, dass das Schachspielen eine gute Vorbeugung gegen Demenz ist. Der Geist wird durchs Schachspielen wach gehalten, und das Gehirn rostet nicht ein;-)
 
Auf jeden Fall muß man Mut haben. Meine ich jedenfalls. Man muß es aushalten können, dass man Partie für Partie in Ohnmacht fällt. Wegen all der dummen Züge, die man gemacht hat. Warum auch immer. Am Anfang hat man Schwierigkeiten, überhaupt drei, vier Züge im voraus zu denken. Dann legt man sich einen Plan zurecht und kalkuliert nicht ein, dass der Gegner ja auch einen hat. Einen Plan. Und man hat sich keine Taktik erdacht, wie man gleichzeitig seinen eigenen Plan durchsetzen kann und noch dem Plan, der Taktik, der Strategie des Gegners entgegenwirken kann, so dass man am Ende "matt" sagen kann. Man will ja schließlich auch gewinnen. Wäre schon merkwürdig, wenn es einem egal wäre, ob man gewinnt oder verliert. Taktik und Strategie. Auweia...hört sich an wie Krieg. Aber auf dem Schachbrett ist ein Krieg erlaubt.
 
Am Anfang jedoch ist es, so meine Erfahrung, aber erstmal wichtig, verlieren zu können. Spielen um des Spielens willen. Lernen, lernen und nochmal lernen. Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel. In meinem Spiel zur Zeit hab ich jetzt erstmal eine Sicherheit in der Eröffnung bekommen. Hin und wieder hat es sogar geklappt, dass ich darüberhinaus auch weitergekommen bin, also tatsächlich einmal "matt" hab sagen können. Aber von ca. 1oo Partien, die ich bisher gespielt habe, war das höchstens eine oder zwei Hände voll;-) ich weiß es gar nicht mehr. Ich zähl jetzt nicht so nach. Aber ein Sieg ist schon ein herrliches Gefühl.
 
Manche sagen ja, das Schachspiel ist nicht nur ein Könisgsspiel, es ist ein Spiel, in dem man fürs Leben lernt. Das kann ich nun wirklich unterstreichen.
 
Was man fürs Spielen nämlich absolut braucht, ist Ruhe, Übersicht, Weitsicht, Achtsamkeit, Gelassenheit und Klarheit der Gedanken. Nichts ist schlimmer, als wenn man sich ständig und ständig über sich selber oder den Gegner ärgert. Verlorene Partien dürfen einem schon was ausmachen, aber man sollte sich nicht all zu viel darüber grämen.
 
Beim Schachspieler, so hab ich gelesen, zeigt sich allzu zu deutlich der Charakter des Menschen. Auch dem stimme ich absolut zu. Jedenfalls, nicht, dass ich mich vorher nicht kannte, aber es wird mir doch deutlicher, wo meine Schwächen und Stärken sind. Wobei...wenn man im Leben gern hergibt, ist das beim Schachspielen nun mal keine besonders günstige Eigenschaft;-) Material einzustellen bedeutet meistens, gerade wenn es schon in der Eröffnungsphase geschieht, dass man die Partie schon verloren hat, bevor es überhaupt richtig losgeht. Stellt man die Dame ein, kann man theoretisch schon aufgeben. Machen auch viele. Ich nicht!
 
Hier kommt mein Charakter auch zum Vorschein. Ich hab im Leben noch nie aufgegeben, also tu ich das beim Schachspielen auch nicht. Hab ich auch sogar schon mal Glück dabei gehabt. Trotz verlorener Dame eine Partie gewonnen. So kanns gehen.
 
Oder...wie man eine Eröffnung spielt...was es alles für Möglichkeiten gibt. Die einen spielen defensiv, die anderen spielen offen. Was ist mir gemäß? Auch das mußte ich erstmal in Erfahrung bringen. Ich hab mich für die offene Stellung bei der Eröffnung entschieden. Sie bietet vielmehr Möglichkeiten. Allzu sehr in der Defensive hat sich bei mir als nachteilig erwiesen. Also nix wie raus mit e4, gefolgt von d4, Sf3, Le2 vielleicht, und dann erstmal rochieren, und jetzt kann es losgehen. Natürlich nur, wenn es der Gegner zuläßt.
 
Wo ich die größten Probleme habe ist, nehme ich oder nehme ich nicht. Welches Figurenopfer macht wirklich Sinn und welches bringt mir eher Nachteile als Vorteile.
 
Sicherheit ist ganz wichtig beim Schachspielen. Man muß wissen, was man will und wohin man will. Ist im Leben ja auch so. Aber wenn ich so drüber nachdenke, bin ich mir eigentlich gar nicht immer so sicher, wohin es geht. Dann denke ich wieder, will ich das überhaupt, immer mit Sicherheit wissen, wohin es geht? Wichtig ist doch erstmal das Aktivwerden, sich in Bewegung setzen und das richtig. Und ich glaube, mit meiner Eröffnungsweise bin ich da auf dem richtigen Weg.
 
Jedenfalls, wie ihr merkt, ich bin noch nicht all zu weit trotz ca. 1oo gespielter Partien gekommen. Wieviel Möglichkeiten es beim Schachspielen aber auch gibt. Unglaublich! Man darf gar nicht anfangen diese Möglichkeiten auszurechnen. Was man alles lernen muß. Und hin und wieder denkt man tätsächlich, ich gebs auf, ich lern es nie. Dann macht mir der Freund meines Vertrauens schon mal Mut und sagt, Roeschen, ich sehe Fortschritte. Ich aber nicht.
 
Aber so ist es wohl im Leben auch oft, man sieht selber gar nicht, dass man einen Schritt weitergekommen ist, sich verändert hat. Nur der neutrale Beobachter, der Außenstehende sieht, was ist. Daher heißt die Parole:"weitermachen";-) Was mir im Leben meist ja auch nicht schwer fällt.
 
Sicherlich ist es so, die einzige Wahrheit die es gibt im Leben, kann man im Schach finden. Da gibt es nix zu tuscheln, zu heucheln oder zu täuschen. Zug ist Zug. Und wohin der führt, das sieht man dann.
 
Bewundernd stehe ich immer davor, wenn so ein richtiger, langjähriger Schachspieler mir erzählt, in welchen Partien er und sein Gegner, wann, welche Züge gemacht hat und das gesamte Diagramm mit den Stellungen herunterbeten kann. Dann lehn ich mich demütig zurück und denke, auweia, das ist noch ein weiter Weg bei Dir Roeschen. Naja...ich hab ja auch sonst noch tausend andere Dinge im Kopf. Schon allein das Abgezogensein durch Arbeit macht den Kopf nicht so frei, wie ich gern möchte.
 
Jedenfalls soweit ist es schon. Ich träume vom Schach, sehe Türme auf mich zukommen, Bauern, die mich bedrohen und Springer, mit denen ich angreife. Und wenn ich in meiner Küche sitze und auf die Kacheln schaue, sehe ich Springtiere hopsen und Damen Bahnen ziehen. Ob ich mir jetzt Sorgen machen muß;-)
 
Also, ich sag Euch was, Schach ist ein schönes Spiel, von dem ich mich gern mit Haut und Haaren verschlingen lassen würde, wenn ich es könnte. Und es gibt ja auch nix Schöneres im Leben als immer mal wieder so ein richtiges Spielkind zu sein. Siegbert Tarrasch hat einmal gesagt:
 
"Das Schachspiel hat wie die Liebe, die Musik, die Fähigkeit, den Menschen glücklich zu machen. Ich habe ein leises Gefühl des Bedauerns für jeden, der das Schachspiel nicht kennt, so wie ich jeden bedaure, der die Liebe nicht kennt."
 
Und Stefan Zweig behauptet sogar:
 
"Schach ist wie Liebe - Allein macht es weniger Spaß." Und das ist doch auch ein schönes Bild für das Leben finde ich, wer spielt schon gern mit sich allein oder ist gern allein. Das Ich findet sich immer erst im DU. Und noch etwas...eigentlich bin ich ja dem Internet in letzter Zeit sehr skeptisch gegenüber eingestellt. Aber zum Schachspielen ist es eine tolle Sache, man findet immer einen Gegner irgendwo in der großen, weiten virtuellen Schachwelt. Man muß gar nicht mal vor die Tür gehen und sich groß mit dem Gegenüber beschäftigen. Man spielt eine Partie zusammen, sagt sich freundlich Auf Wiedersehen...vielleicht bis zum nächsten Mal...und läßt das Spiel auf sich wirken.
 
Es hat natürlich auch Nachteile. Die haben mit dem Vertrauen zu tun. Man weiß ja nicht, ob der Gegner daheim bei sich zuhause parallel einen Schachcomputer laufen hat. Das holt einen dann schon ziemlich runter, wenn man sich chancenlos gegen einen Computer spielen sieht.
 
Was man gar nicht groß anfangen sollte, obwohl es eigentlich unumgänglich ist, ist das Analysieren seiner Partie. Auweia...da kann man sich Stunden vergraben und verliert sich. Also...hin- und wieder, aber nicht so dolle.
 
So...und jetzt hab ich überlegt, wohin mit meinem Blog? Vermischtes? Kultur? Sport? Ohjeh...er könnte wohl unter allen drei Rubriken stehen. Ich entscheide mich mal für Sport! So! Schach ist auch Denksport. Für jeden zugänglich, erlernbar, ob arm oder reich, jung oder alt, krank oder gesund. Schon so manchem hat das Schachspielen Trost in manch betrübter Lebenslange geschenkt.
 
Und wenn ich mal nen 2oooer bezwungen habe,-) dann sag ich Euch Bescheid.

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 20:12

Ich glaub, ich bin ein bisschen verrückt! Warum, ich liebe mein Fahrrad abgöttisch. Wenn ich manchmal so durch Wind und Wetter durch Köln fahre, dann wird es mir ganz warm ums Herz, wie gut und sicher es mich trägt.
 
Seit einem Jahr habe ich ein neues, gebrauchtes Fahrrad. Es war schon schwer, mich von meinem alten Fahrrad zu trennen. Es war lila und war mit  lauter schwarzen Raben bemalt. Ich hatte es vor 20 Jahren von meinem Mann niggelnaggelneu zum Geburtstag geschenkt bekommen. Es war ein Stadtbike und man konnte schon recht schnell mit ihm fahren. Auf diesem Fahrrad habe ich meine beiden Kinder all die Jahre transportiert, als sie noch nicht selber fahren konnten und auch so manche schwer bepackten Taschen, wenn ich vom Einkauf gekommen bin. Es hat mich nur ein einziges Mal abgeworfen, bei Regen auf Kopfsteinpflaster. Da bin ich weggerutscht, wollte mich noch abstützen, aber bin dann so richtig mit dem Gesicht nach unten gedrückt worden. War schon ein merkwürdiges Gefühl!
 
Das Schweizer Wort für Fahrrad „Velo“ finde ich eigentlich viel, viel schöner, als unser einfaches „Fahrrad“. Ich hab mal nachgeschaut, dass das Fahrrad das erste mechanische Individualverkehrsmittel war. Nach der Nähmaschine war es das zweite technische Serienprodukt. Ich glaube, wenn ich mich nicht irre, gibt es das Fahrrad jetzt ca. 200 Jahre, aber ich bin mir nicht sicher. Es gab wohl viele Falschmeldungen. Schon Leonard da Vinci soll eine fahrradähnliche Konstruktion gezeichnet haben. Hab ich auch mal gesehen in einem kleinen Museum in Assisi. War schon sehr beeindruckend.
 
Als ich das alte, neue Fahrrad bekommen habe, musste ich mich erst mal an die andere Fahrweise mit ihm gewöhnen! Es hat viel schmalere Reifen und einen höheren Lenker. Ich habe dem alten noch sehr hinterher geweint. Voriges Jahr im Dezember hatte ich einen heftigen Unfall. Da hat mich das neue Fahrrad nämlich arg im Stich gelassen. Auch wieder bei Dunkelheit und Regenwetter. Da wollte ich auf der Inneren Kanalstrasse so einen kleinen Bordstein hochfahren und da ist das Hinterrad komplett weggerutscht und ich bin ziemlich heftig gestürzt. Bin zuerst gar nicht hochgekommen, war überall voll Blut. Ein Taxifahrer hielt sofort an und wollte einen Krankenwagen holen, aber ich stand so unter Schock und meinte zu ihm: „Ne, lassen sie das bloß bleiben, sonst lässt mich mein Mann nie mehr mit dem Fahrrad abends allein auf die Strasse“! Bin dann noch nach Hause, aber am nächsten Morgen musste ich dann doch ins Krankenhaus und da wurde dann eine Gehirnerschütterung und ein Hals-Wirbel-Trauma festgestellt. Außerdem hatte ich überall Prellungen, vor allem an den Beinen, die sind heute noch nicht weg. Trotzdem habe ich mich eine Woche später schon wieder drauf gesetzt. Bin halt stur. Und was witzig war, als ich hier auf dem Nikolausmarkt in Nippes war, sprach mich ein Herr an und fragte mich, ob es mir gut ginge. Auf meinen fragenden Blick hin, sagte er mir, er habe mir doch an dem Abend des Unfalls geholfen und noch gedacht, die kenne ich doch die Frau, die ist doch aus Nippes. Komische Zufälle, man kann noch nicht mal unbemerkt vom Fahrrad fallen!
 
Also man sieht, mit dem Fahrrad zu fahren ist nicht ungefährlich. Ich fahre im Jahr so ca. 3000 km mit dem Rad durch Köln. Die längste Strecke ist bis zum meinem Hausarzt in Rodenkirchen-Weiß. Die Fahrt ist besonders schön am Rhein entlang. Im vorletzten Winter bin ich schon morgens um 7.00 Uhr los und als ich bei ihm ankam, hatte ich kleine weiße Eisperlen überall in der Kleidung, so kalt hat der Wind geblasen und es hatte ja auch gefroren.
Trotzdem macht es mir Spaß bei Wind und Wetter zu fahren. Es gibt mir ein Gefühl von Freiheit, wenn ich mich überall hinbewegen kann, mit meiner eigenen Muskelkraft. Das liegt aber auch in der Familie. Auch meine Mutter ist schon immer mit dem Rad unterwegs gewesen. Selbst jetzt, wo sie so krank ist, nimmt sie es mit, auch wenn sie es jetzt oft nur noch schiebt.
 
Manchmal erinnere ich mich an meine Kindertage, wo wir uns an den Nachmittagen in unserer Siedlung getroffen haben und lauter Kunststücke mit dem Fahrrad geübt hatten. Beine über die Lenkstange, während der Fahrt hinstellen und ein Bein hochheben oder ganz einfach ganz nach hinten setzen, auf den Gepäckträger. Und man glaubt es kaum, auch heute, wenn ich richtig gut drauf bin, fahre ich wie ein König freihändig und manchmal lege ich auch noch die Beine über die Lenkstange. Dann kriegt mein Mann immer die „Begabung“, wie man in Köln so schön sagt.
 
Abgesehen vom Umweltaspekt ist das Fahrradfahren ja auch dem eigenen Körper zuträglich. Man macht Sport einfach so nebenbei und ist ständig an der frischen Luft. Wenn ich den Wind auf der Haut spüre und selbst der Regen mir ins Gesicht klatscht, dann fühle ich mich so richtig gut. Ich bin dann ein Teil der Natur. Wenn ich morgens aus dem Haus fahre, habe ich oft ein Lied auf den Lippen und manchmal schauen mir die Leute hinterher.
 
Ach, es gibt so vieles zu erzählen, was man so alles auf dem Fahrrad erleben kann! Mit dem Fahrrad durch Köln fahren ist einfach so schön. Und mein größter Traum wäre einmal mit dem Fahrrad quer durch die Welt zu fahren. Ich bräuchte nur noch einen Sponsor!
 
Also, auf meinem Fahrrad bin ich König.
 
 

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 20:09
Die ersten Sonnenstrahlen stehen am Himmel. Die Männer denken schon langsam wieder an die ersten Grillabende, Feuerstellen tauchen geistig vor ihren Augen auf. Narzissen und Primeln blühen schon längst in voller Pracht und lächeln uns entgegen, wenn wir die Rheinuferstraße entlangfahren oder einen Blick in die Vorgärten werfen. Mandelbaum und Haselnuss strecken ihre Hälse auch schon dem Licht entgegen. Frühlingsgefühle stellen sich ein. Die ersten Cafés haben ihre Tische und Stühle nach draußen gestellt und warme Wolldecken dazu gelegt. Heizstrahler wärmen von oben und der erste Latte Macchiato im Freien schmeckt besonders gut.
 
Vornehmlich bei uns Frauen stellen sich Frühjahrsgefühle ja auch noch auf andere Art und Weise ein. Wie heißt noch der schöne Spruch aus einem Märchen der Gebrüder Grimm:"Die Sonne bringt es an den Tag"! Und so ist es! Ich komme vom Einkaufen nach Hause und sehe die Sonne durch das Küchenfenster strahlen und entdecke, wie lange die nicht mehr geputzt worden sind! Ich habe keinen Putzfimmel. Ich hasse Wohnungen, in denen man nicht sehen kann, dass das Leben Vorrang hat, sondern die Fassade der Wohnung. Gut, ein kleines bisschen Neid ist manchmal auch dabei. Ich hab ja nicht soviel Zeit um den Haushalt immer tip top zu halten. Schließlich will ich mich auch noch anderen schönen Dingen widmen, so z.B. auch mal wieder eine kleine Geschichte hier im Blog schreiben, ein schönes Buch lesen und natürlich mit meinem Fahrrad Köln erkunden!
 
Doch an diesem Morgen sehe ich nicht nur die ungeputzen Fenster, sondern auch die kleinen Staubflocken an Stellen auf den Möbeln, die im trüben Regenwetter nicht so zu erkennen sind. Also erfasst mich die Frühjahrsenergie und raus mit dem Putzeimer, dem Staubwedel, dem Staubsauger und dem Ledertuch und ran an den Winterdreck. Der Winterspeck muß eben noch warten!
 
Ach welch freudige Gefühle durchströmen mich, wenn ich das glasklargeputze Fenster sehe und endlich auch mal wieder die angehäuften Zeitungstapel entsorgt habe! Beim Wegstellen des Putzeimers, sehe ich rein zufällig, unten an der Leiste der Einbauküche schwarze kleine Schmutzschlieren. Eimer wieder raus, mit dem Wischtuch ans Werk und schon strahlt auch die Küche wieder in feinstem Glanz. Ich denke, hoffentlich sehen die das gleich, die Männer, wenn sie nach Hause kommen. Doch da fällt mir ein, daß ich da falsche Hoffnungen hege, denn gleich gehts es ja los mit der Fußball-Bundesliga und da werden die nicht mein Tageswerk, dass mich jetzt noch mit Frohsinn erfüllt, bewundern, geschweige denn, dass sie es wahrnehmen. Männer haben einfach einen anderen Sinn für Sauberkeit, was die Wohnung anbetrifft. Ich mache trotzdem weiter, weil ich denke, es ist für mich. Ich will es schön haben! Ich lege eine alte Rolling Stones auf und weiter gehts ans Badezimmer. Danach die Stuhlkissen und ja, der Kleiderschrank könnte auch mal ausgemistet werden.
 
Hoppla, jetzt ist aber genug, schließlich ist die Fastenzeit noch lang und ich muß ja nicht alles an einem Tag erledigen. Nach nochmaligem Herumschauen auf das getane Werk fühle ich mich auch innerlich ein bisschen befreit. Der Dreck ist weg und beim Putzen hatte ich so manchen Gedanken an den Spruch von der Sonne, die es an den Tag bringt. So ist es auch mit unserem Seelenleben. Vieles kommt heraus, wenn ich ein nettes Wort höre, ein Lächeln mir entgegenkommt, das mir Mut macht, mal wieder von den Dingen zu reden, die mich wirklich bewegen. Ein gutes Wort kann Wunder wirken!
 
Und nicht genug der Freude! Plötzlich geht die Tür auf, Sohn und Freundin kommen herein und haben eingekauft. Sie haben beschlossen Mutter zu bekochen. Na, ist das nicht eine Belohnung?
 
Das Essen wird reichhaltig, echte Hausmannskost mit dicker Sahnesauce und Champignons und Kroketten. Aber ist ja auch egal, der Frühjahrsputz hat Kalorien abgebaut und da kann ich doch mal zuschlagen, oder nicht?
 
Und überhaupt, morgen soll die Sonne auch wieder scheinen und da werde ich mal wieder die Joggingschuhe anziehen und los gehts!
 
Der Frühling kann kommen. Ich bin gewappnet.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:27
Ich hab in eine kölsche Familich eingeheiratet, damals vor 34 Jahren! Ich war total begeistert, kannte ich doch selber kein richtiges Familienleben, Zusammenhalt und Hilfe in Gemeinschaft.
 
Die Schwiegerfamilie ist wie man es so nennt, ein richtiges kölsches Urgestein. Mein Schwiegervater hatte 1o Geschwister, davon einen Bruder, ansonsten nur Schwestern. Aufgewachsen sind sie in Nippes und das zeitweise auf zwei Zimmern. Das muß man sich heute mal vorstellen! Was hab ich nicht alles für Geschichten gehört vom Aufwachsen in einer solchen Familie, von den Erlebnissen und Erfahrungen, als ältester von allen! Von den Kriegsgeschehnissen, wie sein Vater die Familie durchgebracht hat, sich von den Nazis nicht hat unterkriegen lassen, seinen eigenen Weg gegangen ist. Wie es war, wenn es zu Weihnachten mal eine Tafel Schokolade gab, die dann durch 11 geteilt werden mußte. Oder was für ein Gefühl es war, die erste lange Hose zu bekommen.
 
Und was mich bis auf den heutigen Tag fasziniert und was es wohl nur noch selten gibt, ist tatsächlich dieser Zusammenhalt. Man kann sich vorstellen, zehn Geschwister, alle verheiratet, fast alle Kinder bekommen, mittlerweile Enkel und Urenkel, da paßten manchmal die Räumlichkeiten nicht, wenn alle zusammenkamen. Mittlerweile leben nur noch fünf der 11 Kinder. Mein Schwiegervater, eben der Älteste, hat sich sein Leben lang um all seine Geschwister gekümmert, wenn sie krank waren oder anderer Hilfe bedurften. Nebenbei natürlich auch noch um die Familie seiner Frau. Das war und ist immer noch ein buntes Treiben und viel, viel Fröhlichkeit, Zufriedenheit und Miteinander gibt es bis zum heutigen Tag.
 
So trifft sich die kölsche Familisch bis zum heutigen Tage einmal im Monat zu einem Stammtisch, an denen nun mittlerweile auch die Kinder und Enkel teilnehmen. Das ist immer ein großes Hallo! Die alten Tanten, irgendwie aus einer anderen Welt, machen den Enkeln immer große Freude. Und niemand ist vergessen. Jedesmal, wenn man zusammenkommt, werden die Anekdötchen der bereits verstorbenen Tanten ausgegraben. Das ist einfach herrlich. Ich denk da z.B. immer an die gute alte "Tante Agnes!"
 
Ne, was hat die für einen Spaß gemacht. Tante Agnes und ihre Vorfahren betrieben damals eine Bäckerei in der Ritterstraße. Tante Agnes war eine starke Frau für ihre Zeit, selbstbestimmt, autonom und willensstark. Sie hatte Haare auf den Zähnen, wurde aber trotz allem von allen geliebt. Aber ein bißchen Angst hatte jeder auch vor ihr. Sie hatte immer alles im Blick, ob der Haushalt gut geführt wurde, ob der Tisch gut gedeckt war und ob das Essen auch wirklich schmeckte. Da konnte man sicher sein, ein Lob war dann schon etwas ganz Besonderes. Sagte sie doch immer "Bei mir kann jeder kommen, auch unangemeldet, isch han alles im Huus!" Dieser Satz ist sozusagen eine Stilblüte bis zum heutigen Tag geblieben. Wenn wir dann Besuch bekommen, sagen wir heute noch, kannst ruhig reinkommen, bei uns ist alles im Huus! Und dann lachen wir. Oder Weihnachten, Tante Agnes, die reinste Hausfrau, teilte Geschenke aus, Küchenhandtücher, Klammerbüggele, sprich alles was die gute Hausfrau braucht. Ich muß heute noch schmunzen,wenn ich an ihr Gesicht dabei denke, mensch, wenn wir nicht ordentlich dankbar waren, dann wurde sie mürrisch!
 
Nun denn, sie war ein Faktotum bis zuletzt, 94 Jahre ist sie geworden.
 
So ist in dieser Familisch nie jemand vergessen worden. Natürlich reicht der Stammtisch nicht aus, um alle zur Familie gehörenden Menschen einmal wieder zu sehen, daher gibt es alle zwei Jahre ein "großes Familientreffen", wo dann Vettern, Cousinen mit Kind und Kegel erscheinen. Durh meine Begeisterung über die Familiengeschichte hatte ich damals diese Treffen ins Leben gerufen und sie werden rundum von den Kindern meines Schwiegervaters vorbereitet und es ist jedesmal ein Erlebnis, wenn im Saal so ca. 6o bis 6o Familienangehörige zusammentreffen. Vor zwei Jahren hatten wir erstmals einen "Stammbaum" erstellt und es ist schon klasse, so zu verfolgen, wie weit zurück das Familiengefüge noch zu verfolgen ist, das Leben der Einzelnen, ihre Berufe, usw.usw. und zu sehen, wie sich doch vieles wiederholt.
 
Was mich an dieser kölschen Familisch weiterhin fasziniert und auch unere Freunde sind immer total begeistert, wenn sie zu irgendeinem Geburtstag mit dabei sind, ist die absolute Loyalität und Voruteilslosigkeit allen gegenüber. Klar ist nicht immer alles so gelaufen, wie Schwiegerpapa und Schwiegermama sich es gewünscht hatten. Es gab Einbrüche bei den eigenen Kindern, geschiedene Ehen, uneheliche Kinder, Scheitern im Beruf, aber immer wurde zusammengehalten, jeder war für den anderen da. Und das Allerschönste ist, wenn man sich trifft, sind alle dabei, auch die Verflossenen, mittlerweile mit ihren neuen Lebensgefährten und ihren Kindern. Das wird nicht nur akzeptiert, sondern es wird sich darüber gefreut, dass es jeder doch irgendwie geschafft hat. Es gibt kein böses Nachhacken.
 
JA, hört sich jetzt so wie eine Hommage an, soll es aber auch, denn wo gibt es denn so was heute noch. Familien, die trotz aller Schwierigkeiten Zusammengehörigkeit entwickelt haben, die in schweren Zeiten da sind, die aber auch sonst gern beieinander sind.
 
Wenn ich das manchmal so mit den Augen meiner Kinder betrachte, sehe ich, wie stolz sie darauf sind und welch großen Halt sie unter diesem Hintergrund selber für ihr Leben bekommen haben. Wie oft waren sie als Kinder bei Oma und Opa. Oma und Opa waren immer da, sie haben nicht nur die Enkel gehütet, nein, sie haben auch ihre eigenen Eltern gepflegt bs zum Ende, haben sich um sämtliche Haustiere der Kinder gekümmert, wenn diese in Urlaub waren und pflegen heute Garten und Vorgärten ihrer Kinder, wenn diese mal zeitlich eingeschränkt sind.
 
Eine große Familie ist schon was Besonders und wenn sie dann auch noch in Frieden miteinander lebt, die Enkeln an ihren Erfahrungen lernen können und diese das sogar annehmen und sich daran erfreuen, was will man mehr. Wenn ich Opa und unseren Sohn in die dicksten politischen Gespräche vertieft sehe oder einfach beim Fußball, natürlich FC, die drei Generationen beobachte, Vater, Sohn und Enkel, dann wird mir immer ganz warm ums Herz.
 
Ich liebe meine kölsche Famillisch einfach und möchte sie nicht missen.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:58
Wie bin ich eigentlich zu meinem Schrebergarten gekommen? Mal ehrlich, damals, vor genau 25 Jahren, hätte ich mir vorher nie denken können, einmal zu der "Spezie" Schrebergarten-Besitzer zu gehören. Als echter Hippi, gegen alles Spießertum schien mir das das Letzte zu sein, wonach ich trachtete.
 
Doch man ändert sich mit der Zeit, und nutzt dann doch die Dinge, die einen persönlich bereichern, oder? Jedenfalls ich war gerade mal 28 Lenze alt und mit dem zweiten Kind schwanger. Wir bezogen damals eine Wohnung in der Krüthstraße im Sechszig-Viertel in Nippes.
Schaute man aus unserer Wohnung aus den hinteren Fenstern, schaute man auf einen Teil des Grüngürtels mit den dahinterliegenden Schrebergärtenkolonien.
 
Mein Bäuchlein wuchs und manchmal stand ich am Fenster, schaute raus und dachte, wie schön wär es, jetzt, wo wir Nachwuchs erwarteten, dort einen kleinen schönen Garten für unsere werdende Familie zu bekommen.
 
So erzählte ich einmal meinem Schwiegervater, einem Alt-Nippesser, der in den einschlägigen kölschen Vorort-Kneipen verkehrte, von diesem Wunsch. Nun denn, der Kölsche Klüngel funktionierte auch schon damals. In weniger als vier Wochen bekamen wir eine Zusage vom Kleingarten-Verein, und das war schon ziemlich überraschend, denn die Anmeldelisten auf einen Kleingarten waren üblicherweise lang.
 
Wir waren völlig aus dem Häuschen. Also nichts wie hin, haben wir uns unser zukünftiges kleines Idyll angeschaut. Ein Areal, völlig überwuchert mit alten, knorrigen Rosenstöcken, deren Wurzeln bis tief in den Boden hineingewachsen waren. Ein altes, bruchreifes Holzhäuschen, viele alte Obstbäume, einige davon, jedoch schon abgestorben und wo das Auge hinreichte, Unkraut über Unkraut. Der damalige Besitzer, an die 9o Jahre alt, hatte die letzten Jahre nichts mehr dran tun können.
 
Trotz der auf uns zukommenden Arbeit schlugen wir sofort zu. Freunde wurden mobilisiert, an den Wochenenden ein Fäßchen aufgemacht und ran ging. Recht und schlecht, ohne jegliche große Erfahrung, rißen wir das Häuschen ab, bauten ein kleines solides Steinhäuschen mit Terrasse, schleppten das alte Plumskloo fort und ich wühlte mit meinem mittlerweile doch recht dicken Bauch in der Erde herum, zog mit bloßen Händen, die alten verknorrten Rosenstockwurzeln aus dem Boden und von Tag zu Tag wuchs unsere kleine Oase.
 
Der Sommer kam und es verging kein Tag, wo wir nicht in unserem Schrebergarten verweilten. Und obwohl wir ein bißchen vor der Schrebergarten-Mentailität der Kleingarten-Besitzer Angst hatten, stellte sich die als Gott sei dank sehr schnell unbegründet heraus. Wir hatten Glück, unsere direkten Nachbarn akzeptierten uns, unser AUssehen und unsere Art, den Garten nach unseren Vorstellungen anzulegen.
 
So hatten wir uns eine kleine Idylle mitten in der Stadt geschaffen, die auch noch dazu beitrug, die Ernährungsvorräte mit frischem Obst und Gemüse anzureichern. Schon alleine diese Erfahrung, selber etwas anzupflanzen und zu ernten war einfach nur schön.
 
Unser Töchterchen ist sozusagen in diesem Schrebergarten aufgewachsen. Die ersten Schritte begannen dort und als sie sicherer war, zog sie ihre Runden durch alle Nachbarsgärten und kam in den Genuß eine große Garten-Familie zu haben. Dann wurde der Sohnemann geboren und der Schrebergarten entwickelte sich zu einem reinen Kinderparadies. Jeder Nachmittag wurde genutzt, befreundete Kinder eingeladen, im Sommer geplanscht, im Herbst Kartoffelfeuer entzündet und selbst im Winder konnte, wenn dann mal ein wenig Schnee gefallen war, der erste Schneemann, ohne ANgst davor zu haben, in irgendeinen Hundehaufen zu greifen, gebaut werden.
 
Kurz, ich denke gern an die vergangenen Zeiten in unserem Schrebergarten zurück. Denn nicht nur die Kinder hatten ihre Freude. Wieviele Gelage haben wir nicht mit Freunden dort verbracht, mit Fäßchen und Grill! Manchmal wurde chon mal eine Nacht dort verbracht, wenn die Beine von einem Kölsch zuviel ihren Dienst nicht mehr bis zu Hause schaffen wollten. Auch für die Kinder eine schöne Möglichkeit, ihre ersten Nächte in einem Zelt in der freien Natur zu verbringen.
 
Und im Grunde hatten wir nie etwas mit der Kleingärtner-Mentalität am Hut. Aus den dauernden Veranstaltungen konnten wir uns herausziehen, ohne dass man uns böse war, irgendwie wurde das immer respektiert. Ich weiß, dass das woanders auch schon mal anders geht. Wir hatten einfach Glück mit unserem kleinen Paradies direkt vor der Haustür.
 
Als die Kinder in die Pubertät kamen, zogen sie an den Wochenenden mit Freunden in den Garten, um ihre eigenen kleinen Partys zu veranstalten. Es war einfach eine kleine Oase für sie und viele ihrer Freunde hätten sich ähnliches gewünscht.
 
Nun, fast 25 Jahre danach, die Kinder aus dem Haus, das Häuschen in der Eifel, alles will irgendwie gepflegt und versorgt sein, gehen wir nicht mehr so oft dorthin. Dafür erfreuen sich jetzt aber die Großeltern dieser Oase. Alt geworden, können sie nicht mehr so weite Entfernungen zurücklegen, um ein Stückchen Natur zu genießen und so verbringen sie nun viele schöne Tage in unserem Garten, pflegen ihn hier und da und genießen die Kontakte mit den mitllerweile auch älter gewordenen Nachbarn.
 
So ist unser Schrebergarten zu einer generationsübergreifenden kleinen Insel mitten in der Großstadt geworden.
 
Einiges hat sich nun doch geändert, mittlerweile hat die penible Kleingarten-Mentalität auch unsere kleine Nachbarschaft ereilt, es ist nicht mehr ganz so locker, wie in den Anfangsjahren. Viele neu hinzugekommenden Nachbarn pflegen eine richtige Vereinsmeierei und da wird man nun doch schon mal hier und da schief angeschaut, weil man sich rauszieht. In den Kleingartenhäusern hat bei vielen auch der Protz Einzug gehalten, von Einbauküche, Fernseh und Satelittenanlage ganz zu schweigen. So kam es in den letzten Jahren hin- und wieder auch mal zu Einbrüchen. Na ja, bei uns ist nichts zu holen, daher können wir auch immer Tot und Türe offenhalten. Ich sag ja immer, haste nix, brauchste dich auch nicht zu sorgen.
 
Nun denn, ich liebe meinen Schrebergarten immer noch und jedes Mal, wenn wir heute dort inkehren, ist es, wie ein Stückchen Urlaub mitten im Alltag. Und ich hoffe mal, dass das auch noch so bleiben wird und wir auch mit den veränderten Gewohnheiten und den neuen Nachbarn zurecht kommen, ohne dass es zu Streitereien und Anfeindungen kommt, oder gar zum Mord an Kleingärtnern, wie uns am kommenden Sonntag ein neuer Tatort-Krimi zeigen wird. Das Milleu in einem Kleingarten kann schon ziemlich feindlich sein und man ist nie davor geschützt, ob nicht der Nachbar, der einen schon lange auf dem Kicker hat, nicht mal was auf die Büsche spritzt. Tod im Kleingarten, ne, bloß nicht. Na ja, und wenns gar nicht mehr geht, gibts ja immer noch die Eifel.
 
In diesem Sinne, ein Kleingarten ist schon was Feines! Ich freue mich jetzt schon auf das Erwachen des Frühlings und die Düfte und die Farben der Blumen und Sträucher. Ich werd es genießen, so ganz in Ruhe und allein, weil ich ihn ja mit niemandem teilen muß!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:51
Also Du trägst Dich schon seit langem mit dem Gedanken Dich von Deinem Partner zu trennen? Aber was Dich daran hindert, sind die enorm hohen Scheidungskosten, die auf dich zukommen, das ganze Procedere eben, Anwalt, Verfahrenskosten usw.usw.
 
Du findest Dich also damit ab, Dein Leben mehr oder weniger gefrustet an der Seite Deines Partners zu verbringen, nimmst ab und zu Deine "Mordgedanken" in Kauf und fügst Dich in Geduld.
 
Nein! Das muß nicht sein! Jedenfalls, wenn DU in Australien leben würdest, hättest DU jetzt eine Chance ganz ohne eigenen Kostenaufwand Deinem Partner endlich los zu werden. Wie?
 
Nun, heute las ich in einer Zeitung mit drei Buchstaben Folgendes:
 
Ein Männermagazin hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Hauptpreis die Übernahme der Kosten einer Scheidung sein soll. Auf Anfrage erklärten sie ihre Motivation und den Grund dieser Aktion: Klar, es sei immer traurig, wenn eine Ehe scheitern würde, aber noch trauriger wäre es, wenn die Partner auf ewig zwangsweise aneinander gebunden wären, möglicherweise noch unter einem Dach gemeinsam auf das Ende ihres Lebens warten würden! Mann sollte sich das mal vorstellen, wenn möglicherweise der eine Partner mit dem besten Freund/Freundin des anderen geschlafen hätte und diese Schmach müßte der dann sein Leben lang ertraten.
 
Auf den Vorhalt, das Magazin betreibe damit eine regelrechte Scheidungsmanie, wies es zurück:" Ach Quatsch, ein Partner, der glücklich in seiner Ehe wäre, würde sich natürlich niemals an einem solchen Preisausschreiben beteiligen!"
 
Ich meine, dass ist doch mal ne gelungene Aktion! Ich hätte da auch ein paar Vorschläge für evtl. interessierte Magazine, möglicherweise möchte ja unsere Redaktion des KSTA diesen Vorschlag aufgreifen!
 
Wie wäre es also mit folgenden Vorschlägen für den Gewinner eines Preisausschreibens:
 
"Die vollständige Übernahme der Kosten einer Zahnsanierung!" oder
 
"Die vollständige Übernahme der Bestattungskosten einer Beerdigung eines nahen Anverwandten" oder
 
"Die Übernahme der Kosten einer längst anstehenden Fettabsaugung" oder
 
Die Übernahme der Kosten einer lebensrettenden Nierentransplatation" oder
 
"Die Übernahme der Kosten einer Kindergatesstätte während der gesamten Kindergartenzeit des ersten Kindes!"
 
Und um natürlich nicht nur den Scheidungswilligen Mut zu machen, den Heiratswilligen die Übernahme sämtlicher Kosten einer Hochzeitsfeier mit anschließender Hochzeitsreise in Glanz und Gloria.
 
Ich meine, die Idee ist doch eigentlich gar nicht so schlecht, oder?
 
Ich hab zwar noch nie an einem Preisausschreiben teil genommen, weil ich ja schon Glück in der Liebe habe und wer dieses Glück hat, hat meistens Pech im SPiel.
 
Aber für alle die, denen es nicht so geht wie mir, wäre das doch eine gute Möglichkeit, endlich zu einem attraktiven Hauptgewinn zu kommen. Denn mal ehrlich, diese ewigen Drei-Tages-Reise in ein ***oder****Sternehotel, die langeweilen doch sicher schon und überhaupt, das ist doch schnell vergessen.
 
Und die 93. Salatschüssel, den Eierkocher oder die Kaffeemaschine brauchen wir auch nicht.
 
Aber endlich die Freiheit nach einer leidensgeprägten Zeit der Ehe zu erlangen, das wäre schon ein Anreiz für den einen oder anderen
 
meint Röschen, oder was meint Ihr, oder habt Ihr gar noch weitere geniale Ideen?
 
Ich hoffe, die Redaktion liest diesen Beitrag mit Interesse und greift diesen neuartigen Vorschlag für einen sorgfältig ausgeschriebenen Wettbewerb auf. ICh freu mich schon und dieses MAl werde ich mich dann vielleicht auch mal beteiligen, kommt darauf an, wie der Hauptpreis aussieht.
 
In diesem Sinne:" Viel Glück!"
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