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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:26

Die Praxis des Zen, Meditation und Laufen scheinen gegeneinander widersprüchlich zu sein! Meditation ist nichts anderes als still werden, sitzen, den Geist zur Ruhe kommen lassen, die Gedanken an sich vorüberfliegen lassen, leer werden.
 
Laufen dagegen ist Bewegung, schauen, achtsam sein, zu beobachten, was einem entgegenkommt, zu sehen, was am Wegesrand blüht, den Wind zu spüren, den Regen im Gesicht, die Sonne wärmend zu empfangen.
 
Und obwohl diese zwei Praktiken scheinbar so gegensätzlich sind, verbindet sie doch zwei Dinge miteinander. Während man bei Meditieren die Augen zu hat, nichts von der Außenwelt wahrnimmt, sich nur darauf konzentriert still zu werden, und den "Unrat" der Gedanken und Gefühle, die einen ständig bedrängen und uns voll machen, loszulassen, nimmt man beim Laufen, wie oben beschrieben, doch auch auf.
 
Und doch hat beides die gleiche Wirkung, wie ich heute Morgen bei meinem Lauftraining wieder einmal festgestellt habe. Du schaust zwar  alles was sich im Kopf bewegt, die Flut von Bildern und Gedanken, auch die im Herzen, werden ausgelüftet, herausgetrieben. Du läufst, läufst und läßt alles an dir vorüberziehen! Man soll aus einem Herzen keine Mördergrube machen, entweder man spricht die Urteile aus oder man sorgt dafür, dass sie sich gar nicht erst einnisten in Kopf und Herz. Und dazu kann Laufen ein gutes Training sein, und vom Effekt des Traininings auf den Körper auch unter bewegungstechnischen Aspekten und Herz-Kreislauf-Funktion brauche ich ja gar nicht hinzuweisen. Das ist allemal bekannt.
 
Jedenfalls seit ein paar Tagen hab ich wieder angefangen mit dem Laufen, nachdem ich einige Wochen aus verschiedenen Gründen pausiert habe, es manchmal aber auch nicht geschafft hatte, dem inneren Schweinehund zu widerstehen.
 
Eingetaucht in all das, was ich oben zum Thema Auslüften, Loslassen der Gedanken und Gefühle beschrieben habe, drehte ich so meine Runden durch unseren Grüngürtel und da saß "Er" plötzlich. Der Penner, verwahrlost, seine Flaschen neben sich und schaute desillusioniert und leer in den Morgen. Ich kann es im Nachhinein nicht erklären, was passierte, jedenfalls, normalerweise hab ich so meine Gedankenflut beim Anblick eines solchen Menschen. Projektionen, warum, wieso, weshalb, Mitleid, oder kein Mitleid, Widerwillen oder einen Hauch von "müßte man nicht helfen"!. Irgendwie war das alles nicht da, für einen kleinen Moment, ich lief an ihm vorbei, wir schauten uns an, ich nahm die Hände, faltete sie vor meiner Brust und verbeugte mich ganz kurz, das wars schon. Ich lief weiter und bei der nächsten Runde, als ich an ihm vorbei kam, strahlte er mich an! Sein Lächeln gab mir einen Stich ins Herz.
 
Ich lief weiter, ohne irgendwie weiter drauf einzugehen, doch dann kam mir der Gedanke, den ich nicht loslassen wollte, denn er war schön. Ich dachte nämlich, genauso müßte es gehen im Alltag mit Miteinander, frei zu sein, leer zu sein von angefärbten Projektionen einem Menschen gegenüber, ihn einfach nur anschaun und wissen, stelle dich nicht über ihn, erweise ihm deinen ganzen Respekt, egal, wie er auftritt, wie er sich gibt, denn weiß ich etwas von ihm! Nein! Nichts, wir wissen nichts vom anderen! Und es zählt nur, dass er ein Mensch ist mit seiner Geschichte, die ihn in diesem einen Moment, wo man ihm begegnet, zu dem macht, wie er sich gibt.
 
Mir hat sie gut gefallen, diese kleine Erfahrung beim Laufen am heutigen Morgen und ich werde versuchen im Alltag wieder mehr drauf zu achten. Laufen, Zen und Meditation haben doch sehr viel miteinander gemeinsam! Einfach mal ausprobieren! Man sieht plötzlich wieder mit anderen Augen!

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:15
Jeden Morgen begrüßen wir den Tag mit einem "Guten Morgen", ein wenig später wünschen wir uns einen "Guten Tag!"
 
Meistens denke ich, was wird der Tag bringen und hab schon meine Projektionen, was ich mir wünsche. Zumindetens wünsche ich mir, dass mein Körper durchhält, nicht schlapp macht. Dass er den Anforderungen standhält, die mal wieder auf mich warten. Neben der Arbeit, wobei ich mich in der letzten Zeit immer wieder frage, "lebe ich, um zu arbeiten, oder arbeite ich, um zu leben".
 
Aber was bedeutet es eigentlich, wenn wir uns "Guten Morgen" sagen? Ich meine, nicht mehr und nicht weniger, als dass wir uns darüber freuen sollten, dass wir leben. Denn das ist nicht selbstverständlich.Wir vergessen es nur manchmal. Wir wissen nicht, wann unser letzter Atemzug ist.
 
Die Zenmeister sagen:" Hibri kore kojitsu", das bedeutet - jeder Tag ist ein guter Tag -! Das ist für mich immer wieder eine Herausforderung! Denn, wie kann ein Tag gut für mich sein, wenn ich nicht akzeptiere und erkenne, dass jedes Problem, das heute an mich herantreten wird, dazu da ist, weiter an Erkenntnis und Erfahrung zu wachsen?
 
Der Mensch ist ein kompliziertes Wesen. Er denkt, wenn alles nach seinem Plan läuft, sich ihm nichts in den Weg stellt, dann hat er Erfolg. Erfolg hat der, dessen Leben scheinbar ohne Hindernisse verläuft. Gescheitert ist der in den Augen der Erfolgreichen, der nicht die Kraft in sich findet, einen Schritt zu tun. Der morgens schon denkt, wäre schon abends. Der aufgrund der Fülle von Schwierigkeiten in seinem Leben, der Sklaverei der Arbeit, keinen Antrieb mehr hat. "Ausgebrannt" nennt man das dann. Immer mehr Menschen, gerade auch in sozialen Berufen, leiden unter einem Burnout-Syndrom! Die Schnellebigkeit unserer Zeit raubt uns den Atem!
 
Die körperlichen Energien sind scheinbar verbraucht. Man kann es nicht annehmen. Man will immer agil sein, Stillstand ist nicht zu akzeptieren. Und doch, gerade diese Momente sind es doch, die uns innehalten lassen. Sind wir doch ein Teil der Schöpfung, auch sie hält inne, sammelt Kräfte, in genau dem Moment, wo sie scheinbar tot ist.
 
Nun denn, ein Guter Morgen und ein Guter Tag ist tatsächlich jeder Tag, auch wenn es Probleme gibt, auch wenn wir schwach sind. Denn, wenn wir schwach sind, sind wir stark! Nur der, der seine Schwachheit annimmt, der nicht kämpfen muß, sondern tut, was er kann, ansonsten geschehen läßt, ist ein Sieger!
 
Wer jeden Tag seines Lebens als ein neues Geschenk annehmen kann, ohne Projektionen, immer wieder neu mit den Augen eines Kindes auf das Unerwartete sich freuen kann, der nicht immer alles kontrollieren will, für den ist jeder Tag eine Überraschung! Und er schaut, was er aus den Situationen, die ihm entgegenkommen, lernen kann!
 
In diesem Sinne "Zen" - Jeder Tag ist ein guter Tag
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:07

Die Tochter einer Bekannten geht regelmäßig mit ihrer Tochter shoppen. Ihr Freund regt sich immer wieder darüber auf. „Was willst du mit den ganzen Klamotten? Haben wir nicht vor ein paar Tagen erst zwei Säcke von Dir mit diversen Kleidungsstücken entsorgt?“
 
Sie antwortet:“ Ja, stimmt schon, aber dann kann ich was mit meiner Mutter zusammen machen!“
 
Ihr Freund erzählte mir neulich, du kannst es dir nicht vorstellen, die ganze Wohnung ist proppevoll mit irgendwelchem Klimbim! Aber wenn ich mal bei ihr zuhause bin und wir sitzen beim Mittagessen zusammen, kommt kein Gespräch zustande. Alle schweigen sich an und suchen nach Worten. Er fühlt sich dann immer, als würde er ersticken in dieser Atmosphäre. Weiter erzählt er, dass die Eltern besagter Freundin nur darauf aus seien, dass sie, die Tochter, es einmal besser haben solle, wie sie selber. Leistungsdruck hat von Anfang an geherrscht! Die Mutter hat, so der junge Mann, keine Ausbildung gemacht, der Vater arbeitet als kleiner Angestellter in einem Betrieb. Trotz allem haben sie es mit ihrem Geiz, so nannte es der junge Mann, geschafft, sich ein Super-Haus zu kaufen und na ja, meinte er dann noch, sich eine schöne Fassade aufzubauen. Freunde, meinte er, hätten sie keine, nur, was man heute so „Bekannte“ nennt. Einladungen zu diesem und jenem Geburtstag, im Verein ist er, der Vater auch, daher auch diesseits immer Verpflichtungen. Aber was fehlen würde, ist wirkliche Beziehung zu andern Menschen. Die Mutter putze das Haus von morgens bis abends, eine andere Beschäftigung hat sie nicht. Der Vater arbeitet, geht in den Verein und an den Wochenenden gibt’s Streit, aber niemand weiß eigentlich so genau warum, denn das, was eigentlich unter drunter steckt, kommt nicht zur Sprache.
 
Nun denn, letzte Woche waren sie wieder shoppen, Mutter und Tochter! Wieder etwas mehr für den Kleiderschrank! Er muss wohl noch viel lernen, der junge Mann! Vielleicht kann er ihr helfen, dass sie eines Tages erkennt, worauf es im Leben wirklich ankommt.
 
Als er mir das alles so erzählte, gab ich ihm eine kleine Auflistung in die Hand, die er mit ihr zusammen ja einmal lesen und darüber diskutieren könne. Sie lautete wie folgt:
 
Shopping!
 
1) Was wir uns mit Geld kaufen können:
 
2)Was wir uns nicht mit Geld kaufen können:
 

1)Güter - 2) Güte
 
1)Dienstleistungen -  2)Dienen
 
1)Essen 2) - Erfüllung
 
1 )Bücher - 2) Weisheit
 
1) Kleidung - 2) Stil
 
1) Joggingschuhe  - 2) Selbstdisziplin

1) Kunst  - 2)  Geschmack
 
1) Geschenke -  2) Dankbarkeit
 
1) Unternehmen  -  2) Kooperation
 
1)Luxus -  2) Anmut
 
1)Lifting  - 2) Jugend
 
1)Land -  2)Natur
 
1)Gesundheitsfürsorge - 2) Gesundheit
 
1)politisches Amt  -  2) Charakter
 
1)Soldaten  -  2) Ergebenheit
 
1)Waffen - 2) Sicherheit
 
1)Erfahrungen - 2) Erfahrung
 
1)Zen - 2) Zen
 
Ein langer Weg wohl, um es für sich selber zu erkennen, aber es lohnt sich, sagte ich ihm noch, sich jeden Tag ein Stücken bewußter darüber zu werden.
 
Als ich ihn einmal wieder traf, erzählte er mir von seinem Gespräch mit der Freundin. Das ganze Wochenende hätten sie drüber gesprochen und es wäre ein guter Anfang gemacht.

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