Es ist Sonntagmorgen. Ich stehe mit meinen Wollsocken auf dem Balkon und lausche der Stille des heiligen Sonntags. Ja, für mich hat ein Sonntag ein heiliges Geschmäckle. Warum werden sich manche fragen. Ja, was bedeutet denn das Wörtchen *heilig* eigentlich. Darüber denke ich nach, während ich auf meinem Balkon stehend in den blauen Himmel schaue, spürend, wie meine Füße in den Wollsocken von der kühlen Temperatur, gerade mal 7 Grad, langsam beginnen zu frieren. Ich ziehe mich nicht zurück und spüre der Kälte, die in meinen Körper von den Füßen hinauf in meinen Körper zieht, nach.
Heil, das ist das Wort, dass sich wiederum im *heilig* finden läßt. Heil sein! Das wünsch ich mir so oft, dass ich heil werde von allen Kränkungen, Verletzungen und Schmähungen, die der Mensch im Leben so erfährt. Heil werden, das wünsche ich auch denen, wo ich selber dazu beigetragen habe, dass in ihnen vielleicht etwas verletzt worden ist.
Der Sonntag ist heilig. Es ist ein wohl menschlicher sehnsüchtiger Traum, dass die Welt insgesamt heil wird von der Zerstörung, dem Irrsinn, dem Krieg, der Gewalt, der Gier, dem Egoismus und der Lieblosigkeit. Es wird jedoch ein wohl imemr währender Kreislauf bleiben, damit muss ich mich, damit muss sich die Menschheit abfinden. Darin den eigenen Weg finden, möglichst unbeschadet, das ist das Einzige, was wir wohl vermögen tun zu können.
Aber der Sonntag, jeder Sonntag schenkt uns ein Stückchen Heiligkeit. Wir haben es in der Hand diesen Tag, an dem zumindestens überwiegend die meisten Menschen endlich rasten können aus der Welt des Rennens und Leistens. Ein Geschenk so sagt es die alte Schrift der Gottesgläubigen. Am 7. Tag sollst du ruhen. Und während ich darüber nachdenke, freue ich mich, dass ich es in meinem kleinen Umfeld spüren kann, dass hier zumindestens alles ruht. Noch.