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Ich schreibe einfach gern:)

Kölner Straßen

Sonntagsvormittags machen mein Mann und ich immer einen Spaziergang durch Köln. Wir gehen dann von Nippes aus zum Rhein runter und dann quer durch die Stadt! Da kommen wir manchmal durch Strassen, die wir vorher gar nicht kannten. Ich guck dann immer auf die Straßenschilder und frage mich, woher der Name der Strasse eigentlich kommt! Gut, bei manchen ist es ersichtlich, das wissen wir noch aus dem Geschichtsunterricht in der Schule. Aber bei manchen, weiß ich es nicht und es gibt mir immer wieder Rätsel auf! Warum heißt die „Breite Strasse“ eigentlich Breite Strasse oder warum heißt der „Eisenmarkt“ Eisenmarkt!
 
Als ich klein war, habe ich immer geglaubt, das z.B. in einer Strasse, die Burgstrasse hieß, eine Burg steht! Oder dass das Schwanentor so heißt, weil da im Wasser viele Schwäne herumschwimmen. Wenn wir dann dort spazieren gingen, habe ich immer Ausschau nach den Schwänen gehalten, war aber immer enttäuscht, wenn ich keine gesehen habe. Ich hab natürlich meine Eltern nie gefragt, das hat sich alles immer nur in meinem Kopf abgespielt.
 
Auch glaubte ich, dass Strassen, die mit Städtenamen bezeichnet waren, auch dorthin führten! Ja, die kindliche Sichtweise ist schon köstlich!
 
Die meisten Kinder heute, wissen übrigens insgesamt recht wenig von unsere Stadt. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Eltern nie mit ihren Kindern durch Köln gehen und ihnen etwas über ihre Heimat erzählen. So war ich ganz verblüfft, als ein Nachbarjunge, der schon sechs Jahre alt war, mir erzählte, er wüßte nicht wo der Dom stehe, geschweige denn, dass er mal drin war.
 
Wenn wir also so durch die Kölner Strassen spazieren, schreibe ich mir manche Straßennamen auf und recherchiere danach ein bisschen. So habe ich schon sehr viel über die Kölner Stadtgeschichte erfahren. Denn jede Strasse erzählt eine Geschichte, wie alt sie ist, wie sie früher aussah und natürlich, woher sie ihren Namen hat!
 
So heißt die Clever Straße so, weil dort früher der Clevische Hof stand, der dem Herzog Adolf von Kleve-Mark gehörte. In der Clever Straße stand früher auch mal ein Kapuzinerkloster.
 
Die Christophstrasse z.B. heißt so, weil dort neben der Basilika St. Gereon und dem Gereonsstift früher die Pfarrkirche zum hl. Christopherus stand. Ganz früher hieß die Strasse „Hinter St. Gereon“ An ihrem Ende befand sich die Gereonstorburg und das war früher einmal ein recht finsteres Gefängnis.
 
Manches lässt sich aber auch nicht ganz aufklären, so z.B. bei der Straße „Hirschgässchen“! Den Namen hat sie, weil einer der mittelalterlichen Ritter- und Patriziergeschlechter in Köln „Hirzelin“ hieß. In ihrem Wappen führten sie ein rotes Hirschgeweih. Aber ob das Hirschgässchen zwischen Severinstraße und An der Eiche daran erinnert, weiß man nicht so genau.
 
Wenn man mal in eine andere Stadt fährt, so wie ich vor einigen Tagen , um einen Verwandten im Hospiz zu besuchen, fällt mir immer auf, wie wenig die Menschen daran interessiert sind, welche Straßen, außer der, in der sie selber wohnen und vielleicht noch ein oder zwei Straßen weiter, es in ihrer Umgebung gibt. Ich dreh die Scheibe von meinem Auto herunter, frage nach z.B. der Johannisstraße, drei, vier Mal, aber alle schüttelten verneinend den Kopf. Kannten sie nicht. Witzig war in diesem Zusammenhang, dass ich die meisten dann immer abwimmeln musste, weil sie mir gute Ratschläge gaben, wen ich fragen sollte, um es zu erfahren, den Taxistand, das nächstgelegene Geschäft usw. usw.. Da bin ich dann immer ein bisschen ungeduldig, weil ich das doch selber weiß. Trotzdem ist ihre Hilfsbereitschaft ja nett gemeint!
 
Auch habe ich auch in manchen Straßen persönliche Erinnerungen an bestimmte Dinge, die ich dort erlebt habe. So haben mein Mann und ich uns immer während unseres Spazierganges am Sonntagvormittag in der Elsa-Brandström-Strasse, die zum Rhein runtergeht, um Erziehungsfragen unserer Kinder gestritten! Als uns das dann mal auffiel, mussten wir beide lachen! Und manchmal sagen wir heute, wenn wir losgehen: „Wir gehen aber nicht durch die Elsa-Brandström-Strasse“! Und wenn es zuhause einen Disput gibt, dann halte ich inne und sage nur:"Elsa-Brandström-Strasse“! und schon ist die Luft ein bisschen raus.
 
Dann gibt es die Straßen, wo ich das xte Protokoll wegen Falschparken bekommen habe oder wo ich mit dem Fahrrad gefallen bin oder den Autounfall hatte. Und wenn ich dann durch diese Straßen gehe, fallen mir die Geschichten meines Lebens wieder ein!
 
Ja so ist das mit den Straßen und ihren Namen.
 
Übrigens wer sich interessiert und mehr wissen will über unsere Kölner Straßen, dem empfehle ich wärmstens ein Buch von Helmut Signon und Klaus Schmidt mit dem Titel
„Alle Straßen führen durch Köln“.
 
Es gibt auch eine Lesung dazu, und zwar im Antiquariat Dorothea Lehmann in der Weyerstraße 30, in 50937 Köln, am 22. März 2007. Der Eintritt kostet 5,-- ?. Dort werden im Zusammenhang mit Kölner Straßen Personen und Geschichtsereignisse lebendig wieder lebendig, z.B. auch eine Frau mit Namen Anna Maria Schürmann, nach der ein Weg benannt wurde. Sie war ein Jahrhundergenie, sprach 10 Sprachen fertigte Holzschnitte und Kupferstiche an, musizierte, war bewandert in Geographie, Astronomie und Theologie. Sie bekam aber, weil Protestantin, kein Bleiberecht in der Stadt. Die Kölner seien zwar freundlich, fromm und freigiebig, aber nur wenige wagen es, gegen den Strom zu schwimmen. So musste dieses Jahrhundergenie die Domstadt verlassen.

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