Gestern hatte ich einen Termin auf der anderen Rheinseite. Wie immer lege ich meine Wege, wenn es nicht unumgänglich ist und mein Rad, wie zur Zeit, sich in der Werkstatt befindet, zu Fuß zurück. Ich lebe einfach dem Motto * Wer zu Fuß geht, erlebt mehr* Und Leben heißt ja auch nichts anderes wie *erleben*
Manchmal erlebe ich Dinge, über die ein Roman geschrieben werden könnte. Es bräuchte nur ein wenig Drumherum fantasiert zu werden und schon fertig. Leider fehlt mir dazu der nötige Ehrgeiz, obwohl ich ja gern schreibe. Ich schreibe wirklich sehr gern. Es gibt Zeiten, da fließt es aus mir heraus. Manches ist auch nur versteckt, im Verborgenen verblieben, hier bei mir zu Hause in meinen unzähligen kleinen Heftchen, die überall herumliegen und mir immer zur Verfügung stehen für kleine und große Einfälle. Manchmal gibt es aber auch Geschehnisse, die mich für eine lange Weile blockieren. Dann ist da viel drin in mir, dass ich erzählen möchte, aber es will nicht heraus kommen, weil das, was geschehen ist, so tief und fest in mir ist, dass ich warten muß, bis die Blockade sich löst und ich wieder loslassen kann. Ist einfach so. Ich schreibe deswegen so gern, weil ich immer denke, beim Reden kann ich gar nicht alles sagen, was in mir ist. Mir fehlt oft der Mut oder vielleicht ist es das Mißtrauen in mir, weil ich denke, wen interessierts schon. Und wenn ich so denke, dann wollen die Worte nicht kommen und ich sitze da und bleibe stumm. Ja der Mensch, auch ich, ist ein merkwürdiges Wesen.
Gestern also, ich war auf dem Weg. Erst einmal rüber kommen, über die Brücke, die die beiden Seiten Kölns verbindet. Ich gehe gern über Brücken, obwohl ich immer ein wenig Angst habe. Das ist so seit meiner Kindheit. Immer ziehen in mir Gedanken hoch, was ist, wenns hier in der Brücke irgendwo eine brüchige Stelle gibt, die ich nicht sehe, und dann..Versinken in den Wogen und Wellen, Strudeln des Wassers. Ich weiß, diese kleine Ängstlichkeit ist ein wenig kindisch, doch hab ich im Laufe meines Lebens erfahren, dass es viele kleinen kindischen Ängste im Leben der Menschen gibt, warum also sollte nicht auch eine in mir sein. So akzeptierte ich irgendwann diese kleine Ängstlichkeit, muss aber auch jedes Mal ein klein wenig schmunzeln über mich selber, wenn ich sie denn dann mal wieder bemerke.
Während mein Blick hinunter aufs Wasser fällt, den Strom der sich in alle Ewigkeit von Ort zu Ort bewegt, versuche ich den um mich herum tösenden Lärm des Autoverkehrs zu verdrängen, ohne den Gedanken los zu werden, dass das alles doch eine große Verrücktheit ist mit dem Autoverkehr. Obwohl ich neulich, vor ein paar Tagen wegen einer Fahrt zu einem Abschied eines mir lieb gewordenen Menschens selber für eine Zeit mit einem Auto, um über die lange Entfernung über Autobahnen und Bundesstrassen zum erwünschten Ziel zu gelangen, unterwegs war.