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Ich schreibe einfach gern:)

Weißer Sonntag! Folklore?

Es ist mal wieder soweit! Der erste Sonntag nach Ostern hat die nun folgenden Feiern an den nächsten Sonntagen der 1. Hl. Kommunion eingeläutet. Gestern war "Weißer Sonntag", der erste in der Reihe!
 
Wie sagt man so schön hier in Kölle:"Dat Kind jeht mit!"
 
Und wir hatten in der Familie ebenfalls eine Kommunionfeier. Also Aufbruch schon um 09.oo Uhr morgens, damit wir pünktlich ankamen.
 
Dat Kind war schon ziemlich aufgeregt, hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Wir wurden mit Kaffee begrüßt und dat Kind hat schon mal angefangen, die Geschenke auszupacken. Großes Staunen bei mir, so einige Fragezeichen gingen mir durch den Kopf! Jetzt schon? Also bei uns damals war das anders.
 
Dann ab in die Kirche, als wir ankamen stand eine Schlange bis auf die Straße. Warum? Nur die Eltern und Paten hatten Platzkarten, durften also schon rein, die anderen Besucher mußten warten, bis die Kirchentüre um fünf Minuten vor 11.OO Uhr geöffnet wurde. War schon merkwürdig für mich. Hatte fast eine Athmosphäre wie bei einem Konzert, da muß man auch immer Schlange stehen.
 
Nun denn, so konnte ich die Gelegenheit nutzen, mich ein bißchen umzuschauen, Leute gucken, nenne ich das immer. Und wie waren sie herausgeputzt. Ich kenne das ja von den Gesprächen der Eltern aus meiner eigenen Zeit, als ich noch Kommunionvorbereitung gemacht habe. Was war das immer ein Stöhnen. Was das alles kostet. Das Kleid oder der Anzug fürs Kind, die eigene Garderobe, das Essen, der Saal usw.usw. Schließlich war das ja "der schönste Tag im Leben des Kindes!"
 
Endlich wurden die Türen geöffnet und der Sturm ging los. Wer genug Durchsetzungsvermögen hatte, bekam noch Sitzplätze, der Rest mußte stehen.
Ich suchte mir einen PLatz ganz am Ende, so hatte ich den ganzen Überblick und wartete der Dinge, die da kamen. Dann zogen sie ein, die Kinder. Fotoapparate blitzten, Kameras surrten, man wollte schließlich auch alles festhalten. Über ihren teuren Kleidchen und Anzügen hatten sie eine einfache weiße Kutte umgehängt bekommen. Eigentlich ging der Sinn der Sache voll daneben, denn, wenn die Eltern es ernst genommen hätten, wieso dann noch darunter die teuren Klamotten. Für mich nicht nachvollziehbar, vor allen Dingen, wurden die ziemlich schnell vor dem Essen zuhause wieder ausgezogen.
 
Das erste Lied erklang: "Dass du mich einstimmen läßt in deinen Jubel, oh Herr, deiner Engel und himmlischen Heere, das erhebt meine Seele zu dir, oh mein Gott, großer König, Lob sei Dir und Ehre!".
 
Während der Gesang kläglich dahinplätscherte konnte ich mich der Gedanken nicht erwehren, die da so durch meinen Kopf gingen. Ich schaute mir die Menschen um mich herum an und dachte, na, wer jubelt denn jetzt hier darüber, dass die Kinder nun dieses Fest feierten? Einige der vor mir stehenden Leute schauten ständig auf die Uhr. Der eine spielte mit dem Handy, der andere ging raus, um eine zu rauchen. Und überhaupt? Wer jubelt hier im Glauben an einen Gott? Mein Sohn flüsterte mir ins Ohr:"Mutter, das ist ja das reinste Folklore-Fest!"
 
Auch er spürte und sah, dass der überwiegende Teil der Besucher wohl schon lange nicht mehr eine Kirche betreten hatten. Aber die hl. Kommunion gehört eben dazu im Lebenslauf. Man will das Kind ja nicht ausschließen, wenn 2/3 der Klassenkameraden dabei sind. Jedenfalls hörte ich einige solcher Argumente im Nachhinein. Warum sie denn überhaupt haben taufen lassen, war meine Frage! Die Antwort:" Damit das Kind später einen Kindergartenplatz bekommt. Und die Kommunion ist einfach ein weiterer Schritt, darauf folgt die Firmung, schließlich muß man das, damit man später auch kirchlich heiraten kann! Hm, also doch Folklore.
 
Als die Feier dann vorüber war, ab nach Hause, wo sich das Kind über die Geschenke hermachte. Ein Umschlag nach dem anderen wurde geöffnet und die Euroscheine flogen über den Boden. Ich hab mich das früher selber nie gefragt, aber woher kommt eigentlich der Brauch, dass man den Kindern zur Kommunion Geld schenkt. Wozu werden sie in diesem Sinne eigentlich belohnt. Dafür dass sie zur Kommunion gegangen sind. Muß das mit Geld bezahlt werden?
 
Ich erinnere mich auf jeden Fall,dass wir uns bei unseren eigenen Kindern dessen ebenfalls nicht erwehren konnten, aber ich habe die Umschläge vorher konfiziert. Die Kinder hatten doch sowieso keinen Bezug zum Wert des Geldbetrages. Auf dem Tisch lagen dann nur die Geschenke, mit denen sie wirklich auch was anfangen konnten. Ich erinnere mich auch an die Kommunionkinder, die ich selber begleitet habe, und die dann am anderen Morgen beim Frühstück stolz erzählten, wie hoch die Beträge waren, die sie bekommen hatten. Was sich da so manches Kind wohl bei gedacht hat? Wieviel Kinder haben wir dann noch gesehen, in den Jahren danach. Schon am nächsten Sonntag waren vielleicht noch drei oder vier da. Das war es dann!
 
Ich will nicht nörgeln, es war natürlich nett die ganze Sippschaft mal wieder vereint zu sehen, viele Gespräche, es wurde gelacht und mit den Kindern gespielt. Wir konnten froh sein, dass das Wetter einigermaßen war, so dass wie viel im Garten sein konnten.
 
Auf meine Frage, wann es dann zur Dankandacht ging, bekam ich die Antwort, dass es keine mehr gebe. Aha, sagte ich, warum nicht? Weil sowieso keiner mehr kommt, bekam ich ebenfalls zur Antwort.
 
Der Pfarrer hatte die Erfahrung gemacht in den letzten Jahren, dass die meisten froh waren, wenn es vorbei war und auch zur Dankandacht am nächsten Morgen kämen höchstens noch ein Drittel. Der Pfarrer, er kam dann später noch zur Kaffeetafel erzählte uns, dass er bei drei Kommunionkindern eingeladen war. Früher sei es üblich gewesen, dass fast alle Eltern den Pfarrer eingeladen hätten. auch diese Zeiten seien längst vorbei. Niemand will doch den Pfarrer danach in seinem Haus haben.
 
Es hat sich nichts geändert in den Jahren, mußte ich mal wieder feststellen. Ich frage mich heute wie damals, warum tuen sich die Eltern das an, wenn sie absolut nicht dahinterstehen? Der eine oder andere ist dabei, der es ernst nimmt und der auch weiterhin in Gemeinde und Glauben hineinwachsen will. Der Rest, Foklore eben, da muß ich dem Sohnemann schon Recht geben.
 
Und immer wieder entsteht in mir die Frage, wie auch in den Jahren zuvor, welche Aufgabe hat Kirche in diesem Zusammenhang? Ich stelle mir dann immer vor, dass es eigentlich nicht so leicht möglich sein sollte, die Sakramente so einfach auszuteilen! Aber welche Eltern sagen dem Pfarrer schon, wir machen das nur, weil, damit das Kind später usw.usw..
 
Irgendwie läuft hier was falsch, aber es wird sich wohl auch nicht verändern lassen. Ich erinnre mich auch, dass manche Eltern regelrecht in finanzielle Schwierigkeiten kamen, um das Fest überhaupt gestalten zu können. Mir will das einfach nicht einleuchten! Warum steht man dann nicht dazu, dass man eigentlich nichts mit Kirche zu tun haben will? Warum tut man seinem Kind das an? DAs ist einfach unehrlich!
 
Und wenn es der Kirche ernst wäre mit der Glaubensweitergabe, dann müßten die Vorbereitungen m.E. anders geführt werden.
 
Ich bin nicht moralistisch, nein, auf keinen Fall. Mir ist das nur mal wieder aufgefallen, dass der eigentliche Sinn zur Nebensächlichkeit wird. Vielleicht ist es ja auch so, dass der eine oder andere, der bei einer solchen Feier anwesend ist, doch irgendwie von einem Wort, von irgendeinem Zeichen berührt wird und dann hat es sich ja schon wieder gelohnt, oder? Jedenfalls aus dem Auftrag der Kirche her gesehen!
 
Jedenfalls, wenn es mir damals nicht ernst gewesen wäre, dann hätte ich das gelassen. Aber Tradition ist Tradition und das scheint mir auch der Grund, warum zwar ein großer Teil der Menschen noch katholisch ist, aber im Grunde mit der Kirche nichts zu tun haben will.
 
Ich bin da für Ehrlichkeit, entweder oder!
Wenn Glaube mir wichtig ist, dann will ich es meinem Kind auch vermitteln, dann auch die Feier der Erstkommunion. Wenn nicht, sollte man es lieber bleiben lassen.
Und ob die Kinder unabhängig von ihren Eltern sich auf den Weg machen wollen, können sie das doch immer noch, später, wenn sie alt genug sind, ers selber zu entscheiden.
 
Nun denn, der Erstkommunionsstreß wird noch eine Weile weitergehen. Die Kinder werden mitgehen, aber ob der überwiegende Teil wirklich etwas davon hat oder mitnimmt, wird sich wie in der Zukunft zeigen.
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