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Ich schreibe einfach gern:)

Monet -Rebell und Genie - im Visiodrom Wuppertal

 

Vor Weihnachten hatte ich es nicht geschafft und dann folgten bis heute die langen Regentage. Also immer wieder aufgeschoben. Aber heute hab ich es durchgezogen. Der kleine Panda, den ich mir extra ausgeliehen hatte, sollte mich nach Wuppertal ins Visiodrom zur Monet, Rebell und Genie-Ausstellung bringen. Natürlich regnete es auch heute. Aber so was von kann ich nur sagen. Die Hinfahrt wollte ich nicht über die Autobahn fahren, sondern den gemütlichen Weg über die Bundesstrassen nehmen. Mir ist das sehr genehm, das gemütliche Fahren, bei dem rechts und links noch so Einiges entdeckt werden kann, an kleinen Ortschaften und landschaftlichen Augenweiden.
 
Doch der Regen sollte mir dies alles verhindern. Die Scheibenwischer kamen mit dem Wasserfall vom Himmel kaum zurecht und die Strassen waren pitsche und die Sicht dick verhangen von den Regenwolken. Zudem fiel mir unterwegs ein, dass ich meine Kamera vergessen hatte. Da war ich aber schon hinter Bergisch-Gladbach und zurückfahren wollte ich nicht mehr. Dann also ohne in der Hoffnung mein kleines smarth-phone wird mich akkumässig nicht verlassen, so daß ich einige Eindrücke festhalten kann.
 
In Wuppertal am Visiodrom angekommen herrschte zudem ein solch starker Sturm, dass mir beim Aussteigen die Fahrertüre direkt wieder zuflog und meine Mütze vom Kopf gefegt wurde, so daß ich erstmal ein lustiges Spießrutenlaufen veranstalten musste, um mein rotes Mützchen wieder einzufangen. Immerhin gleich Parkplatz vor der Tür.
 
Nix wie rein und an der Kasse mit der wirklich bemerkenswert freundlichen Dame an der Kasse meinen Eintritt von 14,00 Euro gelöst und los konnte es gehen.
 
Was soll ich sagen, schon nach ein paar Sekunden spürte ich, wie die Kälte durch meinen Körper zog. Es war so lausig kalt in dem Gemäuer und überall pfiff der Wind durch die Ritzen, so daß mich der Gedanke durchfuhr, das machste im Schnelldurchgang Roeschen.
 
Doch was ich zu sehen bekam, hat mich so gefesselt, dass ich kalte Füße und Hände einfach nicht mehr beachtete. Natürlich kannte ich viele Bilder von Monet, dem Impressionisten, wie auch von anderen seiner Zunft. Nicht, dass ich ein großer Kunstkenner bin. Also könnte jetzt nicht stundenlang über einzelne Künstler referieren oder über die Unterschiede und Entstehungsgeschichte einzelner Kunstrichtungen. Aber ich schaue halt gern Kunst an und laß mich hineinziehen in die Kreativität der Maler und anderen Gestalter. Erkunde was sie zum Ausdruck bringen wollen und wie es auf mich wirkt, welche Assoziationen es in mir auslöst.
 
Die Ausstellung über Leben und Werk von Monet, dem Rebell und Genie, wie man ihn nannte ist in zwei Ebenen zu sehen. In der unteren Etage bekommt man abgesehen von seinen Werken einen kurzen Einblick in sein Leben von der Geburt bis zum Tode, parallel dazu die Entwicklung der Zeit was technischen Fortschritt und gesellschaftliche Entwicklung betraf in seinen Lebensjahren.
 
Im fünften Stock dann die visuelle Darstellung seiner Werke. Dazu aber später mehr.
 
Erst einmal das Entlangwandern, vorbei an seinen Werken, persönlichen Lebensbildern und Informationen zur Zeitgeschichte.
 
Monet, geboren 1840 in Marseille, aufgewachsen an der Mündung der Seine, die ihn sein Leben lang begleitet, er wird im Laufe seines Lebens immer in der Nähe des Flusses leben, sagt über die Kunst:
 
°Die Aufgabe des Künstlers besteht darin, das darzustellen, was sich zwischen dem Objekt und dem Künstler befindet, nämlich die Schönheit der Athmosphäre*
 
Aber damals wußte er ja noch nichts über Surrealismus oder abstrakte Kunst, die einen ganz anderen Zugang beinhaltet.
 
Seiner Aussage gemäß hat er sich sein Leben lang daran gehalten in Perfektion und Genialität.
 
In Le Havre besuchte er das Gymnasium bis zur 8. Klasse. Später sagte er einmal, dass die Schule in ihm den Eindruck erweckt hat, ein Gefängnis zu sein. Fühlte mich von dieser Aussage angesprochen, denn ähnlich dachte ich ebenfalls bei meinem Eintritt in den Ernst des Lebens, wie den Kindern oft scherzhaft gesagt wird, der Schule. Mehr noch, ich dachte sogar mit Argwohn und Beklemmung, ein weiteres Gefängnis.
 
1857 stirbt seine Mutter und seine Tante Lecadre, die ebenfalls malt, nimmt ihn in seine Obhut und fördert sein künstlerisches Talent, dass sich früh zeigt, in dem er Karrikaturen zeichnet.
 
1859 wagt er erste eigene Schritte, geht nach Paris,  ohne Stipendium und Unterstützung seiens Vaters, um Maler zu werden, aber auch um den Pariser Salon, die Weltleitmesse für Kunst, zu besuchen. Er lernt Manet, Pissaro und Cezanne kennen.
 
Aber schon 1861 wird er zum Wehrdienst eingezogen. Er muss, da sein Vater nicht über das Geld verfügt, ihn freizukaufen. Sieben Jahre beim ersten Regiment der afrikanischen Feldjäger in Algerien sind seine Verpflichtung. Aber schon nach zwei Jahren desertiert er und stiehlt sich auf einem Esel davon. Man findet ihn, er wird verhaftet und in seiner Arrestzeit erkrankt er an Thyphus. Nun hat Tante Lecadre das Geld aufgetrieben um ihn freizukaufen.
 
Monet sagt über diese beiden Jahre seiner Wehrpflicht, dass sie der Kern für seine späteren Bestrebungen waren. Das Spiel von Licht und Farben einzufangen, dass sein Lebenswerk widerspiegelt, hat er gerade dort in der Wüste Afrikas erlebt und ist ihm in all seinen Bildern das Ziel gewesen, diese Athmosphäre einzufangen.
 
Gerade seine Seerosenbilder, die er tatsächlich 30 Jahre lang immer und immer wieder gemalt hat, zeigen das sehr deutlich. Er sagte einmal, man kann die Sonne nicht malen, aber die Stimmung, die sie verursacht, in dem sie sich im Wasser spiegelt, und das zu jeder Jahreszeit anders, das ist es, dass es gilt einzufangen und mitzuteilen.
 
30 Jahre lang immer und immer wieder. Für uns in unserer schnelllebigen Zeit mit Menschen, die sich mehr oder weniger in einer unendlichen Geschwindigkeit von einem zum anderen, von A nach B bewegen, unvorstellbar, dass sich einer Sache mit einer solchen Geduld und Leidenschaft gewidmet wird. Mir kam der Gedanke, dass auch nur so etwas so Großes entstehen kann.
 
Irgendwo las ich neulich mal, dass es in unserer Zeit weder große Künstler noch Dichter gibt, die das gesellschaftliche Leben derart beeinflußen, wie zu der Zeit der großen Künstler unserer Zeitgeschichte. Es fehlt etwas. Die Menschen heute wollen schnell was schaffen, um berühmt zu werden und einen Haufen Geld verdienen. Das betrifft nicht nur den künsterlischen Raum. In jedem anderen Bereich des Lebens, natürlich voran im Arbeitsbereich ist dieses Bestreben zu beobachten. Fragt man Abiturienten was sie studieren wollen, kommt oft die Antwort Betriebswirtschaft. Warum? Weil man auf diesem Gebiet schnell vorankommt in die  große Welt des Business einsteigen kann  und die Chancen viel Geld zu verdienen dort eher zu finden sind, als wenn man z.B. ein Studium der Philosophie oder Germanistik etc.. beginnt. Da wird dann oft gesagt, und was soll ich damit machen, später?
 
Jedenfalls denke ich auch so nach meinen Beobachtungen in die Welt hinein, es fehlt an Leidenschaft, Innigkeit und Nähe, nicht nur zu Menschen, sondern auch zu den Dingen, die wir tun. Alles geht husch husch, selten ist man ganz beim Anderen oder bei dem was man tut.
 
Monets künstlerische Tätigkeit, seine erste Ausstellung im Pariser Salon, in der er zwei Werke ausstellt, die Seinemündung bei Honfleur und das Kap von La Havre bei Ebbe, bleiben, obwohl er erste Anerkennung bekommt, erfolglos.
 
Sein Leben ist und bleibt für lange Zeit finanziell zum Scheitern verurteilt. Obwohl er weitere großartige Werke präsentiert muss er seine Bilder zum Teil verpfänden um Unterkunft und Lebenshaltung überhaupt finanzieren zu können. Das beeinträchtigt ihn so sehr, dass er des Lebens sogar überdrüssig wird und sich in die Seine stürzt. Jedoch überlebt er diesen Selbstmordversuch.
 
1870 dann der Krieg mit Preußen. Monet entzieht sich wiederum der Wehrpflicht und flüchtet nach London. Dort bleibt er bis zum Kriegsende. Erst Ende des Jahres 1871 kehrt er nach Frankreich zurück. Immerhin lernt er in London den Pariser Kunsthändler Durand-Ruel kennen, der einige seiner Werke kauft und endlich endet seine finanzielle Notlage. Es geht wirtschaftlich bergauf. 1875 entstehen *Der Spaziergang* und *Frau mit Sonnenschirm*, dass seine Frau Camille mit Sohn Jean zeigt.
 
Doch knapp 7 Jahre später kehrt die schlechte finanzille Lage zurück. Gerade ist sein zweiter Sohn Michel geboren. Und noch im gleichen Jahr stirbt seine Frau Camille mit gerade 32 Jahren. Monet versinkt in Trauer und mit dem Bild *Camille Monet auf dem Totenbett* erweist er seiner Frau die letzte Ehre.
 
Später wird er Alice Hoschede und deren sechs Kindern, nachdem ihr Mann verstorben ist, ehelichen, zuvor lebten sie, für die damalige Zeit eine Unmöglichkeit, in wilder Ehe. Sie zogen 1883 mit den acht Kindern, zwei aus seiner ersten Ehe, nach Giverny. 
 
In dieser Zeit studiert Monet mehr und mehr das Licht und ihren Einfluss auf die Welt, besonders auf den Felsen, die den kleinen Fluss Creuse, nahe Paris, im Tal umgibt. In dieser Zeit entfaltet sich der Grundsatz des Impressionismus
 
*Male, was du fühlst und siehst. Nicht das, was da ist*
 
In Giverny  wird der Garten seine große Leidenschaft. Seerosen auf dem Teich und dem Lichtspiel auf dem Wasser widmet er, abgesehen von seinen Reisen (in Venedig entstehen einige seiner berühmtesten Werke)  und Gartenbildern, die letzten 30 Jahre seines Lebens.
 
1902 erkrankt Monet am Grauen Star auf beiden Augen. Farben und Formen werden immer schwerer von ihm erkannt. Er verfügt nur noch über eine Sehkraft von 10%. Dies kann man gut auf den Bildern in der Ausstellung erkennen, wie unterschiedlich sie wirken und eben nicht dem Gewolltem geschuldet, sondern dem trüben Augenlicht, was wiederum den Bildern keine Kraft und Schönheit raubt.
 
Er sagte damals* Diese Landschaften aus Wasser und Spiegelung sind für mich zu einer Besessenheit geworden. Es übersteigt meine Kraft als alter Mann und doch will ich das, was ich fühle, wiedergeben*
 
Ein Jahr vor seinem Tod kann er die Augen operieren lassen und trägt danach eine Brille. Alles ist wieder frisch und kraftvoll zu erkennen. Doch leider kann er dies nicht all zu lange genießen. Am Nachmittag des 5. Dezembers 1926 stirbt Claude Monet als berühmter Maler und reicher Mann friedlich in seinem Haus in Giverny. Er hat nicht nur den Impressionismus begründet, sondern wurde durch seine späten Abstraktionen auch wesentlicher Wegbereiter der modernen Malerei.
 
Wie mein geneigter Leser bemerkt, habe ich nur einen kleinen Einblick, für mich wohl die wichtigsten Zeiten, in sein Leben gegeben. Alles andere kann bei Interesse ja weiter nachgelesen oder eben in dieser schönen Ausstellung weiter verinnerlicht werden.
 
Selber habe ich auch erst daheim mehr über das Leben Monets gelesen. In der Ausstellung waren seine Bilder für mich wichtig.  Und natürlich die visuelle Installation im fünften Stock. Da hab ich mich riesig drauf gefreut. Und wer dort sitzt und dieses Farbenspiel seiner Bilder auf sich wirken läßt, der muss einfach anfangen Kunst zu lieben. Es ist grossartig, wie man in die Installationen seiner Bilder an den Wänden und in der Kupel hineingesogen wird. Man ist verzaubert, wie als wenn man plötzlich selbt in die Welt der von Monet dargestellten Bilder hineintaucht, den Personen die Hand schüttelt, in den Strassen spazieren geht, sich von herabfallenden Blättern der Bäume berieseln, von dem leichten Schneezauber berühren läßt oder einfach da mittendrin sitzt im Sonnenschein des Bildes. Eine großartige Szenerie, die dort hineingeschaffen wird durch seine Werke, in der man mittendrin sich befindet.
 
Als ich hinausging, war ich so gefangen in dieser Welt, das ich mit Monet sagen konnte
 
*Man muss meine Werke nicht verstehen, man muss sie lieben *
 
Und das tu ich. Werde auf jeden Fall noch einmal diese Ausstellung besuchen. Sie endet leider schon Ende Februar. Also macht Euch auf und besucht diese wundervolle Ausstellung.
 
 
https://visiodrom.de/show-ausstellungen/monet-2022/
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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