Sport ist Mord. So soll ja der olle Winston Churchill gesagt haben. Diese Erkenntnis, warum auch immer, hat sich aber dann erst in seinen späteren Jahren wohl in ihm manifestiert. In jungen Jahren war er sportlich doch auch sehr aktiv. Im Fechten zum Beispiel, der Sportart der Trojanow, dessen Buch ich heute empfehlen möchte, als einer der edelsten Sportarten bezeichnet, konnte er recht gute Erfolge erzielen. Später im Dienst als Husarenleutnant dann auch beim Polo. Nebenbei bemerkt, ein besonders guter Schüler war Churchill nie gewesen. Was wiederum einmal deutlich aufzeigt, Schule ist ein Muß, aber letzten Endes nicht alles, will sagen, auch ohne großartige Abschlüsse kann der Mensch im Leben sein sich gesetztes Ziel, welches immer das auch sein mag, erreichen.
Zu einem guten Leben hat für mich immer schon sportliche Betätigung dazu gehört. Obwohl mich meine sportlichen Aktivitäten nicht immer vor körperlichen Beschwernissen bewahrt haben, bin ich doch immer am Ball geblieben.
Meine Vorliebe sind die Bewegungssportarten. Joggen, Walken, Radeln, Schwimmen, Wandern, Rollschuh- und Schlittschuhlaufen. Zum Skifahren hats nie gereicht. Vielleicht deswegen, weil diese Sportarten mir immer ermöglicht haben, mich von einem Ort fortzubewegen und an einem anderen anzukommen, mit eigener Kraft.
Wer Sport mag, sollte sich unbedingt das Buch von Ilija Trojanow *Meine Olympiade ...Ein Amateur, vier Jahre, 8o Disziplinen zu Gemüte führen. Mir hats ungeheuer Spaß gemacht einen Einblick in diese vielfältigen Sportarten, die er hier in diesen Jahren trainiert hat, zu bekommen.
Direkt zu anfangs erzählt er, wie er sich im Sommer 2012 wie viele Milliarden anderer Zuschauer vor dem Fernseher auf seinem Sofa herumlümmelte und sich die Wettkämpfe von diversen Sportarten anschaute, von deren Existenz er bislang nicht mal wußte. Und je länger er zuschaute, um so mehr wuchs seine innere Unzufriedenheit. Was er sah, erschien ihm entweder zu schwer oder zu einfach. Vor allen Dingen konnte er die erzielten Leistungen überhaupt nicht einschätzen. Aber wer kann das schon. Richtige Sofafussballprofis wissen natürlich immer, wie der Schuß richtig hätte ausgeführt und platziert werden müssen. Das kennen wir ja. Trojanow fragte sich, wie wird ein Schlag, Stoß oder Wurf perfekt ausgeführt. Wie kommt der Sportler, der da vor unseren Augen unvorstellbare Ergebnisse in jedweder Sportart erzielt, überhaupt dahin. Wie ist seine Lebensgeschichte verlaufen, die ihn dahin gebracht hat, welche Mühen und Resignationen, wiederaufkeimender Ehrgeiz, Wille und Stärke mussten da wohl zum tragen gekommen sein. Natürlich geht er auch auf die Geschichte des Dopings im Sport ein. Aber vorranging begegnen wir der Entstehung der olympischen Sportwettkämpfe im alten Griechenland. Ein wenig wußte ich schon aus meinem Besuch im Sportmuseum hier in Köln, klein aber fein, die einen Querschnitt aus der Vergangenheit bis ins heutige Zeitalter über die Entwicklung des Sports zeigt. Ein empfehlenswerter Besuch, wer einmal in Köln verweilt.
Ein schönes Zitat zu anfang des ersten Kapitels von Diogenes führt in die fast 400 Seiten lange Erzählung über seine Erfahrungen mit den Disziplinen ein.
*Worüber freust du dich, fragt Diogenes einen jungen Mann.
Ich habe bei Olympia den Sieg davongetragen, antwortete dieser voller Stolz,
ich habe alle besiegt.
Was für eine Ehre ist es, versetzte Diogenes, Schwächere zu besiegen!*
Pierre de Coubertin sagte 1908 in London, das Wichtige bei den Olympischen Spielen ist nicht das Siegen, sondern das Teilnehmen. Und das Wichtige im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf. Das Wesentliche ist nicht, gesiegt, sondern gut gekämpft zu haben. Welche wahre Worte, die nicht nur für das sportliche gilt, sondern auch für das gesamte geführte Leben.
Und dass, wie auch immer, von sportlichen Aktivitäten auf Verhaltensweisen des Lebens abgeleitet werden kann, begenen wir natürlich noch oft in seinem Buch, wenn er von den eigenen Erfahrungen erzählt, die er mit seinen Trainingseinheiten in diesen vielfältigen olympischen Disziplinen hat machen können.
Er beginnt mit dem Schwimmsport, Freistil, Rückenschwimmen, Brustschwimmen, Schmetterling, Freiwasserschwimmen. Dabei stellt er z.B. fest, dass Schwimmer nicht ins Wasser eintauchen, sondern sich ins eigene Ich vertiefen. Wer jahrelang drei, viermal die Woche morgens einen Kilometer in einem Schwimmbad seine Bahnen gezogen hat, kann das nur bestätigen.
Danach geht es auf dem Wasser weiter, Kanuslalom im Wildwasser, Kanurennsport, Kanadier, Rudern, Segeln, Windsurfen.
Ich wußte echt nicht, dass diese letzteren olympische Disziplinen sind. Noch nie gesehen. Zumeist bleib ich an der Leichtathletik hängen. Umso interessanter gerade diesen Ausführungen zu folgen.
Weiter gehts mit Hauen und Stechen, Boxen, Fechten (Fechten ist Schach auf zwei Beinen), Ringen, Judo, Taekwondo.
Mit Begeisterung hab ich interessiert den Ausführungen zu den Satteldisziplinen gelesen, Radfahren auf der Bahn, auf der Straße, mit dem Mountainbike, auf dem BMX, dem Sattel auf dem Pferd, Springreiten, Vielseitigkeitsreiten.
Es folgen Gewichtheben, Turnen an den Ringen, am Reck, auf dem Boden, dme Barren, dem Pauschenpferd und dem Sprungbrett, dem Trampolin.
Warum er das Wasserspringen nicht dem Schwimmen zugeordnet hatte, hab ich am Ende nicht verstanden. Denn dieses Kapitel kommt tatsächlich erst nach dem Turnabschnitt.
Am Ende nun die Leichtathletik, Diskuswurf, Speerwurf, Kugelstoßen, Hammerwurf, Weitsprung, Hochsprung, Stabhochsprung, Laufen, 100m, 200m, 400 m, 800m, 1500m, 5000m, 10000m110 m Hürden, 400 m Hürden, 3000 m Hindernis, 20, 50 km Gehen, Marathon.
Eine Fülle, die mir insgesamt nicht bewußt war. Eine Fülle auch an Erfahrungen, die Trojanow hier über seine Traininsgerlebnisse erzählt, die jedem Laien alle diese Sportarten nicht nur näher bringt, sondern ein neues Interesse für die eine oder andere Disziplin weckt.
Wie arm die Berichterstattung von Sportveranstaltungen in unserer Zeit in den Medien publiziert wird, wird einem beim Lesen des Buches noch deutlicher vor Augen geführt. Und der Mensch ist nunmal ein Herdentier, was ihm vorgeworfen wird, das frißt er eben.
Also wie immer, ich könnt hier noch tausende Dinge erzählen, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind. Will aber nicht den Rahmen sprengen, sondern einfach Lust auf dieses Buch und den Sport machen. Und vielleicht wirft der ein oder andere ja nach dem Lesen das Buch sofort in die Ecke, zieht sich seine Laufschuhe an und rennt und rennt und rennt,-)
Das ein oder andere Mal konnte ich den Gedanken nicht verwehren, obwohl ich das sonst nie tue, mir zu wünschen, ich wäre noch einmal ein Stückchen jünger, um die ein oder andere Sportart zu erlernen, trainieren, wie auch immer. Aber wie mit allem beim Älterwerden, es muss viel verabschiedet werden.
Trojanow selber war übrigens schon Ende 40 als er mit diesem vier Jahre währenden Training all dieser Sportdisziplinen verbrachte. Sein starker Wille hat ihm verholfen, alle durchzuziehen. Und ehrlich hat er seine Wettkampfergebnisse natürlich in jeder Sportart gegenüber dem Olympiasieger aufgezeigt. Manche waren nicht mal so schlecht und bei manchem konnte dann schon erkannt werden, welches Maß an langem und hartem Training eine Sportart wohl gebraucht hat, um dorthin zu gelangen, wie der Rekordhalter.
Zum Schluß noch ein kleines Zitat von Bill Bowermann, Trainer und Mitbegründer von *Nike*
Laufen, köntnte man sagen, ist ein absurder Zeitvertreib. Aber wer einen Sinn im Laufen findet, der wird auch einen Sinn in einem anderen absurden Zeitvertreib finden: Dem Leben*
Und ja, nicht zu vergessen: Am 9. Februar beginnt die Winterolympiade in Südkorea. Da werd ich sicherlich das eine oder andere Mal hingucken.