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21. Mai 2022 6 21 /05 /Mai /2022 10:09

Was tun, wenn die Liebe verloren gegangen ist?

Kann eine Liebe ewig halten? Was macht man, wenn sie verlorengeht oder einer der Partner in der Beziehung unglücklich ist. Man lebt all die Jahre zuammen, hat etwas zusammen aufgebaut, aber schon lange ist es so, dass man eher in einer Art Freundschaftsbetrieb zusammen den Alltag bewältigt. Der eine ist beim anderen nicht mehr. Der eine merkt es nicht, der andere sehnt sich. Und wenn dann..., ja wenn dann....
 
Worüber ich spreche?  Vom Film Film "Wolke 9", den ich mir nach langer Zeit mal wieder angeschaut habe. 

Der Film wurde schon wegen des Themas *Sexualität im Alter* hochgelobt. Und ich muß sagen, es waren berührende, schöne, sehr sinnliche Szenen. Sexualität im Alter, ja das ist ein Thema, dass eigentlich absolut tabu ist. Die Kinder in einer Ehe rätseln, haben die Eltern überhaupt noch Sex miteinander? In unserer Zeit des makellosen Körpers, scheint es für die jungen Menschen oft, jedenfalls nehme ich es an Äußerungen so wahr, eher unappettitlich sein, sich der Vorstellung hinzugeben, dass alte Körper Verlangen nach Sexualität haben und sie auch leben wollen. Andererseits, in vielen Beziehungen ist entweder beim einen oder beim anderen Partner das Bedürfnis nach Sexualität nicht mehr da, man hat sich anders arrangiert. Aber was ist, wenn einer in seinem Begehren und Sehnsüchten auch nach körperlicher Befriedigung allein bleibt. Wie geht man damit um?
 
Der Film jedenfalls hat auf unnachahmliche und wunderbare Weise gezeigt, dass Sexualität immer lebendig sein kann und dass er nichts damit zu tun hat, dass Körper makellos sein müssen, um sie zu leben. Wo die Nähe zum Anderen da ist, da sieht man den anderen mit den Augen der Schönheit. Und hat nicht jeder Körper in jedem Alter seine eigene Schönheit? "Du bist schön!", sagt er zu ihr in dem FIlm und man muß aufpassen, nicht mit den Augen den   "makellosen Körper-Blick" zu schauen.
 
 Das zum Thema Sexualität im Alter.  Für mich war es eigentlich gar nicht das Entscheidenste oder das Bewegendste in dem Film. Für mich ging es eigentlich um mehr. Um das doch viel Entscheidendere, Existenzielle einer Beziehung. Der eine ist beim anderen nicht mehr! Man hat sich arrangiert. Geht ja auch gut. Ist alles freundlichschaftlich, der Alltag läuft. Die Kinder sind zufrieden. Klar, die Kinder wollen immer ihre Heimat, ihr Elternhaus behalten. Kinder leben ihr eigenenes Leben und haben oft kein Gespür dafür, dass die Mutter oder der Vater auch noch Sehnsüchte und Träume hat. Wie denn auch. Die Eltern haben ihr Leben auf die Kinder ausgerichtet, waren immer für sie da, später dann für die Enkel. Und nun das?
 
Was? Also sie, die Frau, begegnet einem "Anderen!" Es bewegt sie. Sie spürt die Anziehungskraft, ohne dass große Worte gewechselt werden. Überhaupt, der Film kommt mit wenig Woren aus, auch keine Hintergrundmusik. Die Szenen, die Gesten, die einzelnen Sätze sprechen eine ganze Geschichte dieser Beziehung aus. Unglaublich faszinierend.
 
In ihrem Gesicht, während sie mit ihrem Mann dem Alltagsgeschäft nachgeht, spiegeln sich ihre Zweifel wider, ihre Gefühle, die im Widerstreit liegen. Was soll sie tun. Nach 30 Jahren gehen? Es scheint ihr unmöglich zu sein. Aber die Kälte, ja es ist die Kälte, die Wand, gegen die sie in ihrem Alltag läuft, wenn sie mit ihrem Mann zusammen ist, die sie erschauern läßt, immer wieder. Seine Gefühlskälte kommt sehr deutlich zum Ausdruck, in der Szene, als sie bei seinem Vater sitzen, der gebunden an den Rollstuhl, nicht mehr eigenverantwortlich leben kann und er ihn fütternd den Satz spricht:" Wenn ich im Alter so ende, erschieße ich mich!"  Sein Moralismus sticht dabei deutlich hervor. Er kann es nicht ertragen, seinen Vater so zu sehen, möchte am liebsten fliehen, aber sein Moralempfinden untersagt ihm dies. Sie ist unglücklich. Und dieses Unglücklichsein treibt sie an, ihn, den "Anderen" aufzusuchen. Und sie finden sich, wie zwei Magnete, die schon immer zusammengehören.
 
In all ihrer Verzweiflung vertraut sie sich der Tochter an. Ach, das ist doch schön, Mama, genieß es, rät diese ihr. Nimm es mit, aber sag nichts. Laß es unser Geheimnis bleiben.
 
Sie versucht es, aber kann ihrem Mann nicht mehr ins Gesicht sehen. Sie kann mit einem Doppelleben nicht umgehen. Was manchmal im Leben ganz normal für einige scheint, kann sie nicht ertragen.
 
Und sie tut es. Eines Tages sagt sie ihm die Wahrheit. Er scheint wie aus einer anderen Welt zurückzukommen. Will nicht wahrhaben. Es rührt ihn an und bewegt ihn, wie ihre Verzweifelung zum Ausdruck kommt. "Ich wollte es doch nicht!" "Ich habe es doch nicht gesucht!" "Es ist einfach so passiert!" So ihre Aussagen, mehr nicht. Aber er versteht nicht. Das immer und ewige Problem des Mannes, der in seiner eigenen Welt lebt und keinen Blick mehr hat für das Gegenüber. Das immer und ewige gleiche Problem der Menschen, die den Anspruch haben, immer und ewig ist es nur der oder die eine, die man lieben kann.
 
Das ist das eine, aber nun, wie geht man damit um, wenn es passiert, egal, ob nach 3, 10, 20 oder 30 Jahren. Die Moral sagt, du hast die Verantwortung für das Gegenüber und im Falle einer Familie mit Kindern auch die Verantwortung für die weitere Zukunft der Familie. Schon hast du das Päckchen auf den Schultern. Die Kirche sagt:" bis dass der Tod Euch scheidet". Kann das wirklich gehen? Kann Derjenige, dem es passiert, mit dieser Verantwortung leben, sich zu verbieten, geschehen zu lassen, was er sich gerne wünscht. Bleibt er nicht dann der, der bis an sein Ende unglücklich sein wird, bis der Tod ihn ereilt und er vielleicht bereut. Und wenn er, wie im Film, den Schritt wagt, spät noch, dann wird der andere unglücklich. Das muß er in Kauf nehmen.
 
In diesem Zusammenhang fiel mir der Satz eines Inders ein:" Liebe ist ein schmerzliches Vergnügen!".
 
Das Ende des Films möchte ich nicht verraten, aber es hat mich schockiert, damit habe ich nicht gerechnet. Und es wirft eine neue Frage auf: "Schuld oder nicht!". Bewegend und es ist nur ein Film, doch tausende Male passiert es wirklich im Leben.
 
Viele Themen, viele Fragen, viele Diskussionspunkte birgt dieser wunderbare Film von Andreas Dresen, der mit dem Projekt eine Fortsetzung seines ersten Werkes "Halbe Treppe" weitgerführt hat. Man muß ihn sehen, still und ruhig läuft er vor dem Auge hab, mit großer Dramatik über das, was immer und jedem jeden Tag passieren kann.

Ich habe den Film übrigens einmal im Kino in Anwesend der Protagonisten und des Regisseurs gesehen mit einer anschließenden Frage und Antwort Gelegenheit. Wie auch immer, ein sehenswerter Film.

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