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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:53
Gestern traf ich eine gute Bekannte! Sie und ihr Ehemann zählen gerade mal 5o Lenze. "Stell Dir vor, sagte sie mir, wir werden Oma und Opa!"
 
"Hey, man, was für eine Freude", sagte ich ihr. Wie schön und dachte innerlich sehnsüchtig daran, wie ich mich selber freuen würde, wenn meine Kinder, na ja, aber die sind noch mit anderen Dingen beschäftigt. Ein kleines bißchen Neid durchfuhr mich. Ach, wär das schön, so ein "Kücken" wieder im Nest zu haben. Man, würde ich stolz mit dem Kinderwagen durch die Straßen fahren!
 
"Bist Du verrückt", sagte sie, die Bekannte. "Ich bin froh, dass ich das alles hinter mir habe", jetzt will ich mein eigenes Leben leben, reisen, mich endlich um meinen Verein richtig kümmern und überhaupt, ich weiß gar nicht, wie die das alles machen wollen. Er ist noch in der Ausbildung, also im Studium, sie ist gerade mal ein Jahr im Job!"
 
Ich seh das schon kommen, da müssen wir doch wieder finanziell herhalten. Und überhaupt, meinte sie, ich will auf "keinen Fall", dass das Kind mich "Oma"nennt! Weißt Du, wie alt ich mir dann vorkomme!
 
Ich muß sagen, ich war schon sehr erstaunt. Konnte das ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Ich hab mich dann mal bewußt umgeschaut, so im Freundes- und Bekanntenkreis, wie das eigentlich mit Oma und Opa sein so ist.
 
Und da mußte ich feststellen, dass nur in ganz wenigen Fällen, die Großeltern wirklich für die Enkelkinder da sind. In einem Fall ist es so, dass das Enkelkind die Woche über an den Vormittagen, wo die Mutter arbeitet, bei der Oma ist, die sich närrisch an dem Kind freut. In allen anderen Fällen müssen die Eltern selber sehen, wie sie ihre Kinder durchbringen. Sogar kenne ich einen Fall, wo die Eltern zweier Kinder ein recht spärliches Einkommen haben und so gerade auskommen, die Großeltern aber über ein großes Haus verfügen, ein Wohnmobil und sich so ziemlich alles erlauben können. Vor kurzem noch sagte mir die Mutter der beiden Kinder:"Du, meinst du, meine Eltern zahlen uns einen Pfennig?" "Da müssen wir schon betteln und dass tu ich auf keinen Fall!"
 
Es gibt aber auch Fälle, wo die Eltern nicht wollen, dass die Großeltern sich kümmern, hab ich auch schon erlebt und diese leiden ziemlich drunter! Sie würden gerne, dürfen aber nicht oder werden ganz einfach nicht gebraucht.
 
Aber Geld ist ja nicht das Wichtigste, das Großeltern ihren Enkeln geben können. Vielmehr ist doch das Schönste am Großeltern sein, dass sie die Enkelkinder ganz anders genießen können, wie dazumal ihre eigenen. Sie haben nicht mehr die ganze Verantwortung zu tragen. Sie können ganz entspannt mit den Enkelkindern auf dem Sofa sitzen, ihnen von Dingen erzählen, als sie selber mal klein waren. Also ich erinnere mich daran, als meine Kinder klein waren, da sind sie, das tuen sie im übrigen heute noch immer, super gerne zu Oma und Opa väterlichererseits gegangen.
 
Der Opa hat immer tolle Sachen mit den Enkeln gemacht, kleine Ausflüge, hier und da ein Eis oder Schokolade, was zuhause sehr spärlich gehalten wurde, aber bei Opa und Oma war das was anderes. Oder sie durften mal Fernsehn schauen, weil wir keines hatten.
 
Später dann, als unsere Kinder älter wurden, die ersten Schwierigkeiten auftauchten, in der Schule, in der Pubertät, da waren unsere Großeltern ein neutraler Ansprechpunkt für sie. Mal ne andere Sichtweise, wenn wir, ihre Eltern, manchesmal befangen waren. Die Großeltern haben schon mal das eine oder andere relativiert, was so an Ängsten in uns entstanden waren.
 
Das ist doch das Schöne, wenn es dann so ist, dass "Großeltern" über ein Spektrum an Erfahrungen verfügen, die helfen können!
 
Und wie gern haben unsere Kinder sich erzählen lassen, wie das damals so war, nach dem Krieg, wie Köln aussah, welche Namen welche Straßen hatten und als der Kaufhof noch "Leonhard Tietz" hieß und vieles mehr. Und wenn es mal ein Problem gab, wir konnten die Kinder immer bei Oma und Opa abgeben, wenn es auch nur wenig nötig war.
 
Dagegen war es bei den Geschwistern meines Mannes sehr viel nötiger, denn sie waren teilweise alleinerziehend und da mußten Oma und Opa öfters ran. Sie haben es aber immer gern getan.
 
Natürlich hab ich auch bei anderen erfahren, dass Großeltern manchmal furchtbare Besserwisser sein konnten, die meinten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Die ihren eigenen Kindern alles aufdrücken wollten und wenn sie das nicht annahmen, sie mit Liebes- und Zuwendungsentzug bestraften. Manchmal denke ich, sie bestraften sich selber damit, denn eine Beziehung zu ihren Enkeln haben sie damit nicht aufbauen können.
 
Denn ist es nicht so, die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern ist nicht unbedingt automatisch eine gute, sie muß sich erarbeitet werden, wie jede andere Beziehung auch.
 
Ach ne, wirklich, um zurück zum Gespräch mit meiner alten Bekannten zu kommen. "Du weißt ja gar nicht, was DU da sagt!" "Ich glaub, Du mußt das einfach erstmal verdauen!" Schau mal, meinte ich zu ihr, wenn du das Kind das erste Mal im Arm hälst, es lächeln siehst, seinen so typischen Babyduft einatmest, dann denkst du nicht mehr dran, was du jetzt gesagt hast und wovor du Angst hast. Und stell dir vor, meinte ich noch, du brauchst auch Nachts nicht aufzustehen, wenn es schreit. Da mußte sie dann doch lachen." Dein Wort in Gottes Namen", sagte sie.
 
Ach ja, und noch was hab ich hinten angefügt. Denk dran, Enkel zu haben hält jung! Wer nicht "Oma und Opa" genannt werden will, nur weil er dann das Gefühl nicht haben zu müssen, alt zu sein, ist älter als er denkt, meine ich jedenfalls. Und überhaupt, was soll das, wir werden einfach älter, auch wenn wir krampfhaft versuchen, jung zu bleiben. Und das ist doch auch schön, oder?
 
Ich wünsche mir auf jeden Fall irgendwann einmal Enkel, damit ich mit den Augen meiner Enkel die Welt neu anschauen kann, mit ihnen neue Dinge lernen kann, die ich sonst nicht beachtet hätte und die mir helfen beweglich zu bleiben. Aber wer weiß, vielleicht komme ich gar nicht in die Lage, ich will es nicht hoffen.
 
Ich weiß auf jeden Fall, dass ich dann Zeit haben werde, viel Zeit, denn dann werde ich hoffentlich nicht mehr so in Eile leben müssen, wie es im jetzigen Berufsleben ja so oft ist. Alles wird etwas geruhsamer sein und dass werden dann die Enkel hoffentlich bei mir genießen können.
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