Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:47
Ich hatte mich gefreut, schon seit Monaten! Worauf? Auf das Konzert mit den Fantastischen 4. Aber eigentlich ging es mir darum, endlich mal wieder was mit Anouk zu unternehmen. Ich hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen. Die Karte hatte ich ihr zum Geburtstag geschenkt. Es war die Freude, ihr eine Freude zu machen, weil ich weiß, wie sehr sie die Fantas mag. Ich persönlich hatte sie noch nie live gesehen in all den Jahren. Bin nie dazu gekommen. Aber ich mag ihre Musik und ihre Texte, ihren Esprit. Anpouk hatte sie das letzute Mal vor knapp drei Jahren gesehen, mit Mundschutz während einer Chemo! Da kamen Erinnerungen für uns beide hoch!
 
Als es auf den Konzertabend zuging, verdichteten sich die Wolken über meinem Zeithimmel. Denn ich sollte am Sonntag arbeiten. Wir hatten eine Buchpräsentation mit geladenen Gästen. Das war nicht eingeplant, denn ich hatte die Stelle ja noch nicht, als ich die Karten kaufte. Da half auch kein Bitten und Flehen an die Chefin, mich außen vor zu lassen, an diesem Sonntag. Es ginge nicht, meinte sie, gerade an dieser Aktion sei es unbedingt nötig, dass ich an ihrer Seite stand. Was willst du machen, Röschen, dachte ich, Pflicht ist Pflicht. Arbeit ist mein Broterwerb. So hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden, Anouk kontaktiert und sie gebeten, sich jemanden an ihre Seite zu nehmen, mit dem sie ebenso gern auf das Konzert ginge. Aber, im Nachhinein bin ich sehr dankbar, Anouk hat nicht locker gelassen. Hat mich bestürmt, versuch es noch mal, wir können doch auch später dort erscheinen. Das wird schon alles gehen.
 
So hab ich wieder mit der Chefin verhandelt und sie machte mir das Zugeständnis, sobald es möglich wäre, gäbe sie mir ein Zeichen und dann könnte ich verschwinden. So kam Anouk dann am Sonntagnachmittag nach Köln, nahm an unserer Veranstaltung teil und gegen 19.3o Uhr saßen wir im Auto und düsten Richtung Deutz, Köln-Arena. Es regnete in Strömen, aber wir hatten Glück und bekamen im Parkhaus, das übrigens eine riesige Abzocke ist, einen Platz. Innerhalb von 2o Minuten liefen wir in der Arena ein. Wir genehmigten uns ein Sektchen und gingen in die schon dunkle Arena, wo die Vorgruppe das Publikum mächtig einheizte. Wir tasteten uns die Treppen herunter unseren Platz suchend, fanden ihn aber nicht. Sonst bin ich ja eher der, ist doch egal, wir gehen- einfach- irgendwo -rein, aber an diesem Abend nahm Anouk das Zepter in die Hand und wir setzten uns auf Plätze, die eigentlich nicht unsere, aber ganz hervorragend waren, in der Hoffnung, die wirklichen Kartenbesitzer der Plätze würden nicht erscheinen. Es ist eigentlich nicht mein Ding, während eines Konzertes dieser Art zu sitzen, aber die Stehplätze waren längst ausverkauft, als ich mich dazu entschloss Karten zu erwerben.
 
Ach, ich/wir waren froh es geschafft zu haben und sahen voller Erwartung den Fantas entgegen. Und dann ging es endlich los. Die Bühne noch dunkel, geheimnisvolle, sphärische Musik erklang und da waren sie plötzlich, in ihrer ganzen Präsenz. Genau in dem Moment stand alles. Niemand blieb sitzen, das hatte ich noch nie erlebt bei einem Konzert in der Köln-Arena, ob jung oder alt, niemand beschwerte sich, es ging gar nicht anders. Wenn ich heute morgen im KSTA vom Älterwerden einer Branche und ihres Publikums und deren Bewahrung ihrer Jugendlichkeit lese, musste ich doch schmunzeln.
 
Also es ist auf keinen Fall so dass ich meine Jugendlichkeit bewahren will, ich stehe zu meinem Alter, finde es sehr schön, aber warum soll eine 52jährige Frau nicht hüpfen, tanzen und springen! Hat das wirklich was mit unbedingter Jugendlichkeitsbewahrung zu tun? Ich glaube nicht! Ich jedenfalls bin noch genau so begeistert bei einem Konzert dabei, wie vor zwanzig Jahren und da macht auch mein Körper nicht halt. Die Musik erfasst mich und ich muss mich bewegen und das ist gut so. Nur wer sich nicht bewegt, wird wirklich alt. Beobachte ich doch sonst in meiner Altersklasse bei Konzerte einen Hang zur Bequemlichkeit. Erst vor einigen Tagen beim Konzert von Köster, regten sich einige im Publikum auf, weil es zu voll war, und Zuhörer sich vor sie stellen mussten, weil sie nicht wohin wussten. Mir völlig unverständlich, wie man bei einem Konzert, wo es abgeht, sitzen bleiben kann. Musik erzeugt Bewegung, so ist das nun einmal. Wer sich nicht mehr bewegen will und kann hat irgendwie abgeschlossen, oder?
 
Nun, Anouk und ich waren hin und weg. Die Fantas gaben alles. Sie vermarkten sich prima, na und! Hauptsache es macht Spaß. Letztendlich machen sie ihren Job, den Menschen einen Abend zu bescheren, der sie rausholt aus dem täglichen Einerlei und die Kraft, die man aus so einem Abend mitnimmt, trägt einen über Wochen.
 
So lassen wir uns also fallen, in die Musik, die Texte, denken innerlich dabei auch an unsere Erfahrungen mit dem Leben der vergangenen Jahre. Ist doch egal, ob Smudo mittlerweile einen Bauch hat, Hauptsache, es geht was! Die Fantas zogen ihr Konzept durch, ihre Auswahl aus dem Songkatalog war genial . Heute Morgen las ich im KSTA, sie hätten es mit jeder Menge Haltung und Bravour gemeistert. Richtig, genau so ist es. Das Wort „Haltung“ in diesem Zusammenhang hat mich aufhören lassen! Dass in dem Wort „Unterhaltung“ Haltung steckt, hatte ich nämlich gerade am Wochenende in der Süddeutschen in einem Artikel über Udo Jürgens gelesen, der genau das sagte! Unterhaltung hat etwas mit Haltung zu tun.
 
Hatte ich so vorher noch nie drüber nachgedacht. Wenn wir uns umschauen in unserer Spaß- und Unterhaltungswelt, kann man sehr genau sehen, welche Haltung die Künstler, die Initiatoren und die Zuschauer haben. Man kann wohl den Menschen an der Art, welcher Unterhaltung er sich stellt, eine gewisse Lebenshaltung erkennen, oder nicht?
 
Jedenfalls kam ne Menge guter Haltung der Fantas rüber und vom Publikum sowieso. Als die Fantas das Viva Colonia in Hip-Hop-Version brachte, tobte der Saal und er erschien uns plötzlich gar nicht mehr so groß. Nach eineinviertel Stunde machten sie Schluss. Ein leichter Unmut machte sich in uns breit, soll es das schon gewesen sein. Die Bühne verdunkelte sich und dann sah man plötzlich, wie Smudo, Michi und Thomas D. durch den Innenraum Schreiteten und auf die von oben, wo sonst der große Videowürfel hängt, heruntergelassene kleine Bühne trat und zum Abschluss den absoluten M f G-Song brachten. Danach Troy, juchhu, war das ein Spaß. Klar, wir, Anouk und ich, bleiben ihnen troy, gar keine Frage. Und beim nächsten Mal sind wir wieder dabei, oder Anouk?
 
Und sicher wird den Fantas zur nächsten Tour etwas einfallen, wie sie Smudo gefahrlos durch das Publikum crowdsurfen lassen. Was man will, geht immer.
 
Erfüllt fuhren wir beide nach Hause, saßen in der Küche, erzählten noch dies und das, die Uhr zeigte mittlerweile o.3o Uhr und wir gingen selig zu Bett.
 
Ein schöner gemeinsamer Abend, endlich mal wieder! Freundschaft, beginnend oder schon lange während, lebt einfach doch aus der Begegnung, nur telefonieren und schreiben reicht einfach nicht.
 
Ich lieb Dich Anouk Das Leben ist schön!
Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare