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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:37
Der Mensch unserer Zeit sucht anscheinend die Extreme! Vor ein paar Tagen habe ich im Radio gehört, dass es einen Reiseveranstalter gibt, der Reisen in Elendsviertel organisiert. Man wird in das jeweilige Viertel gebracht, z.B. in ein nahe liegendes Hotel, und kann dann von dort aus, z.B. auf dem Dach in die Straßen herunterschauen und darauf warten, dass etwas passiert! Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht! Ich konnte es einfach nicht glauben, dass es Menschen gibt, die so etwas tun. Sind sie so von Langeweile in ihrem Leben geprägt, dass sie das brauchen?
 
Mitte der Woche bin ich nach Bergheim gefahren, um Zeit zu sparen, weil ich meine Mutter abholen musste, um sie zu Kernspindtomographie nach Köln zu bringen. Ehrlich, ich bin ziemlich schnell gefahren, aber trotzdem, auf der Aachener Straße Richtung Königsdorf hatte ich eine Geschwindigkeit von ca. 8o.km/h drauf, viel zu schnell, aber trotzdem überholte mich ein Auto, das mindestens 1oo km/h gefahren haben musste. Ich hab mich richtig erschrocken! Ist das vielleicht auch ne Möglichkeit, die Extreme herauszufordern! Also ich gebe zu, auf der Landstraße bin ich dann auch selber schneller gewesen!
 
Während der Fahrt wurde auf 1 Live ein Bericht gebracht, von zwei jungen Männern, die den Plan haben, die Insel Mallorca zu umschwimmen! Ich wurde hellhörig. Sie wurden im Gespräch gefragt, warum sie das täten. Ihre Antwort war:“ Wir wollen unsere Grenzen kennen lernen, wollen sehen, was möglich ist“! Ach so ist, das, dachte ich, wahrscheinlich bietet ihnen das ganz normale Leben keine Möglichkeit, an ihre Grenzen zu kommen. Es hat also etwas damit zu tun, Extreme auszuüben, weil man in diesen Momenten sich am meisten spüren kann! Na, ja das ist eben ein Zeichen eines Teils unserer Gesellschaft von Menschen, die in ihrem Alltag anscheinend eine Leichtigkeit leben, die sehr schnell zu Langeweile führt. Oder was ist es anderes? Ich habe keine Antwort darauf. Beim Hören dieses Berichtes fiel mir der Film ein, den ich vor ein paar Wochen im Kino gesehen haben. Er hieß „Am Limit“ und handelte von den Huber-Brüdern! Die Huber-Buben sind sozusagen die „Helden der Berge“. Sie gehören zu den weltbesten Extremkletterern. Der Regisseur des Films, Pepe Danquart, begleitet die zwei Brüder auf ihren Touren. Sie sind natürlich keine normalen Kletterer, sondern Speedkletterer, ohne große Sicherungsaktionen, d.h., sie üben sich darin, Höhenunterschiede so schnell wie möglich zu zu klettern. Ihr größtes Ziel ist der „El Capitan“ im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien. Danquart begleitet die beiden Brüder in diesem Film auf ihren Strecken und führt fantastische Gespräche. Beide sprechen davon, dass das Klettern für sie eine Droge ist! Auch hier wird sehr deutlich, der Hang danach, Extremes zu leisten, und sich darin zu finden. Aber es wird sehr viel darüber gesprochen, dass es wichtig ist, seine Träume zu realisieren und seinen eigenen Weg zu gehen. Der Film hat viele philosophische Antworten, die für das Leben im Allgemeinen zutrifft. Alexander Huber sagt z.B. in einer Szene, dass die Angst, die er manchmal beim Bergsteigen hat, so groß ist und dass er diese Angst noch nie in seinem Leben irgendwo anders erlebt hat. Ich hab mich schon gefragt, ist es tatsächlich so, dass Menschen, die absolut frei und harmonisch aufgewachsen sind, ohne Probleme, ohne Bedrängnisse, wirklich diese Herausforderung suchen müssen, um sich dieser Urangst stellen zu müssen. Allerdings sagen sie auch ganz deutlich, in dem Moment, wo sie diese Angst spüren, wird ihnen klar, dass das ganze Leben von Angst geprägt ist, Schritte zu tun, egal in welche Richtung. Die Dinge des Lebens, die Verantwortung, die zu tragen ist, machen eben auch Angst und es gilt immer sie zu überwinden. Schritte in die Freiheit zu tun, bedeutet immer mit der Angst zu kämpfen. Das hat mich sehr fasziniert, denn es passt tatsächlich! Daher ist es auch wohl so, dass viele Menschen in ihren Behausungen bleiben, weil sie sich genau dieser Angst nicht stellen wollen, oder? Oder sie trauen sich nicht, ihre Träume zu leben, aus Angst sie nicht realisieren zu können oder vielleicht auch davor, etwas anderes zu verlieren.
 
Grenzerfahrungen im Sport, heißt ja nichts anderes, als höher, weiter, schneller. Sportler wollen ihren Körper austesten, diese möglicherweise sogar überwinden. Sie setzen sich dabei aber auch oft der Selbstverletzung aus. Auch die Huber-Brüder haben immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen und doch nicht aufgegeben. Ist es nicht im ganz normalen Leben auch so. Man geht zwei Schritte vor, einen zurück und wieder drei vor.
 
So sind diese Formen vom Herausfordern der Extreme tatsächlich nur was für Menschen, die möglicherweise in ihrem Alltag keine Herausforderungen haben! Wenn das Leben schon voll mit Problemen, die es zu bewältigen gilt, hat man ja gar keine Zeit dazu, sich mit derartigen Dingen zu beschäftigen, Ist es vielleicht so, dass manchen Menschen die Extreme im Alltag gegeben werden, seien es Krankheiten, Unfälle, Armut usw.usw., um sie zu überwinden, und denen, die sich auf der sicheren Seite des Lebens befinden, suchen eben diese Art der Herausforderung in solchen Momenten.
 
Auf jeden Fall ist es sehenswert, sich einmal mit den Huber-Brüdern zu beschäftigen und den Film anzuschauen, Antworten für das ganz normale Alltagsleben gibt es derer viele in ihren Aussagen!
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