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22. November 2008 6 22 /11 /November /2008 15:27

Auf der Panoramaseite des KSTA fiel mir heute ein kleiner Artikel über die reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten, auf. Ich muß gestehen, da ich von der Boulevardpresse so gut wie nichts mitbekomme, war mir bisher auch nichts von dieser Frau bekannt. Was ist mit ihr passiert. Keine Ahnung, nicht wirklich, wie gesagt, ich hab die möglicherweise genaueren Presseberichte nicht verfolgt. Sie soll sich auf eine Affäre eingelassen haben mit einem Mann, der sich im Nachhinein als Betrüger herausgestellt hat und ihre intimsten Erlebnisse dazu benutzt hat, sie um Geld zu erpressen. Was soll man dazu sagen. Appelieren an seine Menschlichkeit? Wissen wir doch, die Gier nach Geld ist so groß, da geht man über Leichen, im wahrsten Sinne des Wortes. Verrückte Welt, in denen die Menschen meinen, mit Geld ihr Leben verbessern oder sichern zu können. Sie haben wohl den Kontakt zu sich selber verloren.

Nun denn, Frau Klatten hat sich an die Öffentlichkeit gewendet mit dem Hilferuf:" Ich wollte nur ein wenig Menschlichkeit!" Dieser Satz hat mich tief getroffen, nein, nicht weil ich nicht darum weiß, dass es an Menschlichkeit fehlt, sondern eher deswegen, weil da jemand wohl so verzweifelt ist, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah. Sie lebte bis dato ein zurückgezogenes Leben. Mich hat es tief beeindruckt, dass ein Mensch gewagt hat öffentlich zu sagen:" Es verletzt mich, wenn ich immer nur am Maß des Geldes gemessen werde!"

 

Was für eine Aussage. Welche Not steckt hinter diesem Satz! Welche Einsamkeit verbirgt sich dahinter. Das hat mich getroffen. Wer wagt es sich, so offen, über seine tiefsten Empfindungen zu reden.

 

Das von ihr erfahrene Leid zeigt erstens, wie Menschen beurteilt werden. Nicht nach ihrem Sein, sondern nachdem, was sie sind und was sie haben, was sie nach außen verkörpern und darstellen, wenn es auch bei manchen nur Fassade ist. Wie sang ein österreichischer Liedermacher, mir fällt der Name gerade nicht ein, in den Siebzigern:" Bist was, dann hast was, und hast was, dann kannst was. Genau so iset. Wie oft hab ich mich selber in meinem Leben dagegen gewehrt. Gegen dieses Beurteilen nach dem, was man vorzuweisen hat. Und genau davon kommt die ganze verflixte Gier doch nur, nach Geld, Anerkennung, irgendeinem besonderen Status, weil es dem Menschen anscheinend nicht genügt, einfach nur zu sein. Ist denn verdammt nochmal ein Müllmann weniger Wert als eine Frau Klatten? Ich sage nein und nochmal nein!

 

Aber weiter beeindruckt mich ihre Haltung, die sie nun entwickelt hat. Sie sagt, sie hat an einem Punkt festgestellt, das sie Opfer ist und dass sie jetzt etwas tun müsse! Also hat sie Anzeige erstattet. Aber, und das ist der wichtigste Punkt, sie hat sich nicht in die Opferrolle drängen lassen, um darin zu verweilen, sondern sie hat mit der Anzeige, mit der Offenbarung ihrer Intimität, in dem sie offen über ihre Gefühle gesprochen hat, ein Zeichen gesetzt. Sie hat gezeigt, dass man nicht Opfer bleiben braucht, sondern dass man sich wehren kann und soll. Das tut sie nun im Namen für alle Frauen, denen ähnliches widerfahren ist.

 

Aber ich finde es ist tatsächlich auch ein Zeichen, dass man sich manchmal wehren muß. Ich hatte selber immer ein gespaltenes Verhältnis zur Gegenwehr. Aber ich komme langsam auch immer mehr dahinter, dass es notwendig ist, nicht nur für einen selber, sondern für alle die, die auch einmal betroffen sein könnten. Dass es sich lohnt, stopp zu sagen, potentiellen Tätern keine Macht mehr über sich zu geben.

 

Wenn ich auch ansonsten an Boulevardmitteilungen aus der Presse kein Interesse zeige, so in diesem Falle ist es anders, weil es wachrüttelt. Weil es möglicherweise die Augen öffnen kann, dass Menschen, die entweder durch ihren Reichtum, einer besonderen Leistung oder sonstwie gearteten Vorzüge, manchmal ziemlich einsam sind und dass der Schein nur trügt.

 

Wir leben in einer Welt, wo nicht das Sein gilt, sondern der Schein. Und wenn es eines gibt, dass mir nie und nimmer egal sein wird, dann ist es das. Müssen wir etwas Besonderes sein, nur um Achtung und Aufmerksamkeit zu bekommen? Müssen wir immer etwas vorweisen können, um Gehör zu finden. Ich meine nein und man kann es nicht oft genug herausschreien. Der Mensch zählt, der neben Dir steht und geht, egal was er ist, wo er herkommt und was er vorzuweisen hat, materiell noch immateriell. Und was wissen wir wirklich über den, der neben uns geht oder steht. Nichts, wenn wir nicht fragen, sondern nur nach dem schielen, was er scheinbar äußerlich ist! Es zählt das, was er erlebt hat, was seine Lebensgeschichte ausmacht, was er denkt, fühlt und wirklich tut in seinem Alltag.

 

Ich wünsche dieser Frau, dass sie findet, was sie sucht, auch wenn manchmal wenig Hoffnung besteht. Sie tut mir aufrichtig leid.

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare

E
Hallo Hank,<br /> <br /> Du siehst das zu einseitig. In "jedem "Menschen steckt "gut" und "böse", Niemand ist nicht nur gut und nicht nur schlecht. Wenn wir das Böse in uns erkennen, urteilen wir die Bosheit des anderes nicht mehr. Im Gegenteil, das Böse des Anderen kann ein Spiegel für uns sein, zu schauen, wo sind in uns Gefühle, Gedanken, die uns zum bösen Tun verführen wollen. <br /> <br /> Enttäuschungen sind eine Sache. Wer sich selber kennt, erwartet vom anderen nichts mehr, vielmehr er wird gelassener, weil er weiß, wie dünn der Faden ist, zwischen gut und böse.<br /> <br /> Du hast recht, der Mensch will oft nur kontrollieren, dominieren, das ist das Problem, weil er sich ständig erhöhen muß, um zu spüren, dass er etwas wert ist. Wer seine Schwachheit jedoch annehmen kann, braucht das nicht mehr. Es geht hier immer um Freiheit, der eigenen und der der anderen. Aber wer erkennt heute schon noch, was Freiheit wirklich bedeutet!
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H
Hallo Erika,<br /> ich habe über das Schicksal von Frau Klatten in einer der letzten Ausgaben des Stern gelesen. Danke für Deinen Artikel, dem ich eigentlich voll und ganz zustimme. Leider mache ich aber auch immer wieder die Erfahrung, dass der Mensch schlecht ist. <br /> <br /> Leider ist es eben nicht so, das hast Du ganz treffend beobachtet, dass zählt, was wir sind. Nur der äußere Schein zählt und man hat den Eindruck es geht nur darum, wer auf wen eifersüchtig auf irgendwelchen Status ist und deswegen zum Schwein wird. Vielleicht können Menschen nicht anders.<br /> <br /> Wie im Tierreich halt. Da will auch immer einer der Anführer sein, das Alphatier. Rangkämpfe gibt es immer wieder, genauso wie bei uns - irgendwie. Ich wünschte mir auch, ich könnte meinen Glauben an das Gute im Menschen audfrecht erhalten, aber es wird zunehmend schwerer. Besonders wenn man immer wieder am eigenen Leib zu spüren bekommt, dass selbst Leute, die meinen, einen zu lieben, einen lediglich kontollieren - dominieren wollen. Es geht immer nur darum. "Ich bin stärker als Du." "Du bist ein Niemand." "Was Du machst, ist großer Mist." Die meisten fahren die Ellenbogen aus. Weit mehr noch als das, würde ich sagen. <br /> <br /> Sowas kann einen echt runterziehen.<br /> <br /> Liebe Grüße Hank
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R
Ich hab das ganze auch nur am Rande mitbekommen weil ich keine Klatschblätter lese. Ja was für eine Verzweiflung muss dahinter stecken wenn diese Frau keinen anderen Ausweg sieht als sich in dieser sehr privaten Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu wenden. Das ist auch wieder ein Zeichen dafür das Geld nicht glücklich und zufrieden, sondern eher angreifbar macht...LG Regina
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