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18. März 2011 5 18 /03 /März /2011 13:57
Ehrlich gesagt, ich könnte kotzen, doch, wirklich. Nein...nicht weil ich an einem Infekt oder dergleichen leide. Nein... es ist eher so ein Gefühl in mir, ob der Betroffenheit oder Nichtbetroffenheit über das Geschehen, wie wir es im Moment in Japan erleben.
 
Die Schreckensmeldungen aus Japan nehmen kein Ende. Tausende Tote, noch mehr Vermißte und das Schreckensszenario scheint kein Ende zu nehmen. Im wahrsten Sinne des Wortes, zur Zeit ist die Hölle los. Wie wird sich das entwickeln, was wird noch passieren. Und wie gehen die wirklich Betroffenen damit um?
 
In den Nachrichten liest man hier und da, die Japaner selber sind sehr gefaßt und ruhig. Die Übermittlung der Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse sind sachlich und nüchtern. Man will an der Wahrheit bleiben. Nichts aufschaukeln, was die Menschen noch mehr verunsichern würde. Denn... es herrscht Verunsicherung... hier und dort. Schon immer...Aber zuerst kommt die Verunsicherung, dann das Weitermachen wie immer. Aber was wäre angebrachter, als Betroffenheit oder wenigstens als Folge ehrlicher Betroffenheit?
 
Doch nichts anderes, wie endlich die Augen aufzumachen, aus der Lethargie und der Gleichgültigkeit herauszutreten, sich zu bewegen und endlich zu begreifen, das, was jetzt in Japan passiert ist, kann uns hier und überall dort, wo die Verantwortlichen einfach so weitermachen, vertuschen und versuchen zu bagatallisieren, passieren. Tschernobyl ist lange her. Was war das für ein Aufruhr, eine Angst, damals...
 
Aber was ist danach geschehen, hier und überall auf dieser Welt? Nichts... Der Mensch hat sich wieder beruhigt, sich zurückgelehnt, und sein Leben weiter so gelebt, als sei Tschernobyl nichtb passiert.
 
Die wenigen Atomkraftgegner haben keine Macht gehabt. Die Dinger wurden weiter entwickelt, weiter gebaut und installiert und man mußte sich damit abfinden. Es gab keine Macht, abzuwenden. Die Macht der Wirtschafts- und Konsumgesellschaft ist größer.
 
Wahrscheinlich, wenn man am Ende noch vom Glück im Unglück sprechen kann, wird es nach Japan genauso weitergehen, oder? Oder kann es vielleicht sein, dass der Mensch jetzt endlich erwacht?
 
Und damit meine ich nicht nur die Verantwortlichen, die an den Strippen ziehen. Damit meine ich uns alle.
 
Wollen wir wirklich unser Leben ändern? Denn, begreifen es immer noch nicht alle. Das, was gerade in Japan geschieht, ist auch das Ergebnis der Abgestumpftheit, der Gleichgültigkeit, des Egoismusses, der Habsucht, der Selbstgefälligkeit, der Eigensucht, nach einem kleinem, sicheren und guten Leben. Und dieses gute Leben sieht doch so aus, der Mensch will nicht verzichten. Er will sich tagtäglich in einer gleichgeschalteten Masse all die Dinge unser Konsumgesellschaft aneignen. Will sein Auto vor der Tür stehen haben, mit dem er ständig von A nach B rasen kann, sein Haus, sein Boot, sein Garten...was weiß ich... Mehr, mehr und immer mehr.
 
Und dann, wenn es geschehen ist, kommt der Aufschrei. Ach...was weiß ich...Aufschrei...nein...man kann es auch anders nennen. Die hervorgeholte Betroffenheitsmanie.
 
Dann sieht man sie wieder hier und da...in Foren, Communitys, Chats, auf den Straßen im Gespräch mit anderen....Da kullern dann auch schon mal ein paar Betroffenheitstränchen. Ach... man leidet ja so mit den Menschen, da hinten, woanders, weit weg, die das jetzt alles erleben, aushalten und erfahren müssen. Ekelig, finde ich.
 
Ich mag diese Betroffenheitsmanie genauso wenig wie die gespielte Empörungsmanie nicht. Es ist wie bei einer Beerdigung. Da heulen sie auch alle rum, aber doch meistens wegen sich selber und nicht, weil sie mit dem Toten so verbunden waren, er ihnen jetzt fehlt. Hier und da vieleicht. Aber im Grunde heult man über sein eigenes, kleines beschis....Leben. Das es mal ein Ende hat, man weiß nur nicht wann.
 
So ist es doch. Und daher mag ich dieses Betroffenheitsgetue nicht, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Es erscheint mir so, wie, ach, schaut mal, wir sind uns doch alle so einig, das hätte nicht passieren dürfen, die armen Menschen, was machen wir jetzt. Ach ist das alles traurig. Ekelig.
 
Ein Stillwerden, demütig werden, aber was sag ich denn, wer weiß denn heute überhaupt noch, was Demut heißt,  wäre eher angebracht.
 
Letzt endlich ist Demut nichts anderes, als nicht die Augen abzuwenden, hinzuschauen und endlich zu erkennen, dass wir, jeder Einzelne mit dazu beiträgt, dass es soweit kommen kann und muß, wie es jetzt in Japan gekommen ist.
 
Aber anstatt sich zurückzunehmen, endlich aufzuwachen, mit den wenigen, die seit Tschernobyl auf die Straßen gegangen sind, gegen Atomenergie, gegen die Castortransporte, nicht im stillen Kämmerchen zu sympathisieren, sondern mit einzugreifen, anzugreifen, zu ergreifen, das eigene Leben, sich zu drehen, umzudrehen, sein Leben umzukrempeln, mit daran zu arbeiten, dass es auch anders gehen kann, werden jetzt Betroffenheitstränen- und worte gezeigt, und die Zeit nicht genutzt, wirklich was zu tun, was wichtig ist.
 
Was nutzen der Menschheit die vergossenen Tränen weniger Menschen, irgendwo, weit weg vom Geschehen des Schreckens jetzt und in der Vergangengenheit, wenn danach nichts passiert. Wenn vielleicht doch noch mal alles gut ausgeht, das eigene Leben weiter so geführt wird, wie bisher. Schnell kommt das Vergessen.
 
Sind wir doch mal ehrlich...es nutzt doch kein Geheule, kein Gejammer... was bloß ein Gejammer über das eigene Elend ist.
 
Was wirklich ankommt, ist die Radikalität des eigenen Verhaltens in die Richtung, das eigene Leben im Alltag hier und jetzt zu ändern. Und wer meint, er habe Zeit, er kann wirklich jetzt helfen, in dem Sinne, dass er in das aktuelle Geschehen eingreifen will, der soll das tun. Es gibt sicher genug Helfer, die benötigt werden, dort auf der anderen Seite der Welt. Aber soweit geht es dann doch nicht.
 
Man will weder sein Leben ändern, noch will man sich wirklich bewegen. Um helfen zu wollen und zu können, muß man nicht mal auf ein Unglück warten. Es gibt so viele Unglücke, Erschwernisse, Erschütterungen, die tagtäglich in unserem Alltag um uns herum passieren, die nicht wahrgenommen werden, wo man eingreifen, zugreifen könnte.
 
Stattdessen sitzt man lieber in seinem Sesselchen, vor den Bildschirmen unserer Medien, Fernsehen, Internet und macht groß auf Betroffenheit. Ne...ich hasse das...ich finde es abstoßend, dieses kollektive Betroffenheitsgetue.
 
Und wenn ich dann so im Alltag daher komme und erzähle, ich will das alles nicht...ich will einfach leben, mich zurücknehmen, nicht konsumgierig und spaßberieselt durch diese Welt gehen, ich hab keinen Fernseher, ich will kein Auto, ich will mich nicht aus voyeuristisch aus Glanz- und Boulevardblättchen ernähren, werd ich belächelt. Pah...es ist ja so viel einfacher, wenn das Unglück über die Menschheit herreinbricht, ein paar Betroffenheitstränchen zu weinen und so viel bequemer, als endlich aufzustehen, sich über das eigene, kleine Leiden, das man mit sich herumschleppt, hinwegzusetzen, es nicht in den Mittelpunkt zu stellen und wirklich was tun.
 
Schon meine Mutter sagte immer, Kind, Kind, es nutzt nix, zu heulen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.
 
Man muß endlich kapieren, dass das, was jetzt in Japan passiert ist, eine Warnung an uns alle ist. Es heißt...nicht wieder einzuschlafen, so weitermachen, wie bisher, wenn es vorbei, überstanden ist. Es muß ein sich verändern wollen, ein Streben nach geistigem Leben entstehen, auch ein politischer Wille wachwerden.
 
Wir müssen uns alle zurücknehmen und uns nicht von der Sorge und den Ängsten der Panikmacher drücken lassen, die uns ständig vorgaukeln wollen, wenn wir nicht mehr konsumieren und mitmachen wie eine gleichgeschaltete Herde dummer Schafe, geht die Welt unter. Die Welt geht gerade dann unter, wenn wir so weitermachen.
 
So...jetzt könnt ihr mich mit Steinen bewerfen. Ich bin wütent, ob der Dummheit der Menschen.
 
Was die Welt jetzt und schon immer braucht, ist Demut und den Willen wirklich etwas dazu beizutragen, dass es in eine andere Richtung geht, auch wenn wir das selber nicht mehr erleben dürfen. Dann eben unsere Kinder. Demut ist auch nichts anderes, als das, dass wir annehmen, was ist und dennoch nicht aufhören, zu tun, was nötig ist.
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