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10. Januar 2017 2 10 /01 /Januar /2017 10:18

Ob es anderen wohl auch so geht? Also, beim Lesen der Tageszeitungen!  Ich schau ja jeden Tag mal rein in die aktuellen Berichterstattungen. Meistens bin ich schnell müde ob der Pressemitteilungen. Alles ist so schwer zu durchschauen, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Finde ich jedenfalls. Jeder sagt was anderes, jeder weiss etwas, was der andere noch nicht wusste, dazu die Beurteilungen und Vermutungen. Also, mir passiert es dann oft, dass ich müde werde beim Lesen all dieser Berichterstattungen. Ich hör dann schnell auf, überfliege oft nur noch und suche nach dem geschriebenen Wort, das noch eine Überraschung darstellt.
 
Überraschungen im geschriebenen Wort sind, für mich jedenfalls, Dinge, die über das Leben erzählt werden oder über Bücher, Musik oder Kunst. Da hab ich dann ganz schnell einen Klick gemacht, um zu staunen, was dort hervorgebracht wird und worüber erzählt wird.
 
Heute Morgen hab ich mal wieder so einen kleinen Schatz des geschriebenen Wortes entdeckt. Einen kleinen Artikel bzw. ein Gespräch mit einem Mann namens Luca Bendandi. Dieser unterhält einen Laden mit Schreibwaren. Also, als ich es las, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich bin son Typ. Solche altbackenen Geschichten über Dinge, die treffen mich mitten ins Herz. Warum? Weil ich ebenfalls diese Dinge so mag und nutze, immer noch.
 
Bendandi sammelt jedenfalls in seinem Laden Bürountensilien, vorwiegend Bleistifte. Bleistifte, Stifte,  frag heut mal einen Menschen, wenn du irgendwo bist und gerade kein Schreibgerät zur Hand hast, nach den selben. Da wird dann erstmal geguckt und gesucht und irgendwo in einer hintersten Ecke oder Schublade wird meist eins gefunden. Nach langem Suchen. Jedenfalls, ich hab das schon oft erlebt so.
 
Bei mir ist das anders. Ich bin zwar kein Sammler in dem Sinn, jedoch besitze ich einen Haufen solcher Schreib- und Malgeräte. Sie liegen bei mir oder stehen überall herum, wo ich gehe und stehe. Ich kann immer sofort einen zur Hand nehmen. Ebenso auch, wie Bendandi, hab ich Notizheftchen, Blöcke und Kladden immer irgendwo herumliegen. Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich las, dass Bendandi ebenso wie ich es tue, Gewohnheit, Nachlässigkeit, wie auch immer, ebenfalls eine Menge dieser persönlichen Heftchen, in denen er seine Gedanken und das Gesehene notiert, bei sich trägt. Oft nur halbvoll geschrieben, wie bei mir, ungewollt, es ergibt sich einfach so weil, diese Heftchen eben überall bei mir zu finden sind, in den wechselnden Taschen, die ich beim in die Welt gehen mit mir herumtrage oder an den verschiedenen Orten in meiner kleinen Behausung. Wo ich sitze oder stehe, ich kann sofort notieren, was da plötzlich aus meinem Kopf herausfällt,-)
 
Bendandini sammelt jedoch all diese Dinge, abgesehen von seinem eigenen persönlichen Gebrauch davon. Er erzählt z.B. dass es in New York ein Geschäft gibt, dass nur Bleistifte führt. Unvorstellbar für mich. Ich hab es zwar versucht, mir in Gedanken auszumalen, wie dieser Laden wohl ausschaut, wie er riecht und wie er strukturmässig gestaltet ist, damit das Auge des Betrachters nicht ertrinkt in all den Stiften jedweder Art. Jedenfalls, ich bin son Typ, wenn andere nach New York reisen, um das große Spektakuläre zu bestaunen, würde ich ja viel viel lieber in dieses kleine Geschäft hineinspazieren. Aus Liebe zum Stift und zu verschrobenen Menschen, die Dinge tun, die sonst ausser ihnen kaum noch ein anderer tut.
 
Neulich hab ich ein kleines Büchlein geschenkt bekommen. Dieses Büchlein besteht aus lauter leeren Seiten. Die Seiten wiederum rufen dazu auf, mit nur einem einzigen Wörtchen den eigenen Tag zu beschreiben. Eine kleine Herausforderung, wie ich feststellen muss. Man könnte es auch *eine Sache auf den Punkt bringen* nennen. Das ist schwer, schon mal aufgefallen? Für mich jedenfalls. So mir das Überführen meiner Gedanken in einem realen Gespräch oft sehr sehr schwer fällt, weil, ich brauch immer eine Zeit, um den guten Gedanken in ein gutes Wort zu verwandeln, dass dann auch sofort ausgesprochen werden kann. Beim Schreiben fällt mir das leichter. Weil, das Schreiben läßt mir Zeit. Das Büchlein und der Stift in meiner Hand jagen mich nicht nach Antworten. Die warten und warten, bis ich in den Fluss komme und dann Wort für Wort, Zeile für Zeile, sichtbar werden lasse.
 
Ich schreibe gern, daher lieb ich Stifte in aller Art und Form.
Ich schreibe auch gern noch Briefe und Postkarten, auch wenn so gut wie nie etwas zurückkommt. Das ist ja so wie mit allen Dingen, jedenfalls ist das meine persönliche Erfahrung. Die Leuts freuen sich immer, sagen sie auch, aber scheinbar ist es so, dass mit dem von mir Gesagten, Getanen oft ihr Ego befriedigt wird oder wurde, jedoch niemals die Idee entsteht, es wäre schön, wenn da auch was zurückgegeben wird. Nun ja, das soll nun keine Wehklage sein. Es gibt ja nun auch Rückgaben des eigenen Gebens in und auf andere Art und Weise. Aber das will ich ja nun nicht verraten. Dies muss sicher jeder selber entdecken.
 
Das handgeschriebene Wort ist deshalb für mich so wichtig und ein kleiner Schatz, weil, wie auch Bendandi sagt, es eine Geste ist, die mit vielem verbunden ist. Eine Schreibtastatur am PC oder der Schreibmaschine riecht nicht, sie kann auch nicht in vielfacher Weise bedient werden. Da muss einfach druffgehauen werden, punkt aus fertig. Gut, vielleicht, wenn man wütend ist, haut man ein wenig mehr oder stärker auf das Tatstaturbrett. Beim Schreiben mit dem Stift ist das ganz anders, der Stift jedenfalls verleitet beim Schreiben dazu, eher zurückhaltender zu sein, denn so schnell wie die Gefühle aus einem herauspurzeln, kann die Hand mit dem Stift gar nicht schreiben. Das stiftgeschriebene Wort ist doch bedächtiger und möglicherweise dadurch auch einfühlsamer.
 
Auch ist es ja viel beschaulicher und gemütlicher wenn, so wie ich es handhabe, an meinem Tischchen gesessen wird, das Kerzchen an am Abend oder Morgen, ist es taghell, dann mit Blick auf den Himmel an meinem Fensterplatz, meine Gedanken an den oder die Empfänger gehen und ich beginne meine Gedanken in Worte an sie zu verwandeln.
 
Die Graphologen sagen ja, dass die eigene Handschrift sehr viel vom Menschen verrät, seine Stimmung, seinen Charakter, dass sie so etwas wie der Fingerabdruck der Seele des Menschen ist. Wie ja oft auch gehört wird, dass in den Augen des Menschen seine Seele zu erblicken ist, wenn dann noch genau hingeschaut wird. Es ist mal interressant auf einer im Netz zu findenden Seite ein wenig zu stöbern und vielleicht zu entdecken, zu welchem Schreibschrifttyp man selber gehört. Jedenfalls ist es sicher so, dass das eigene geschriebene Wort mal recht flüchtig daher kommt oder eben ausdauernd, achtsam und behutsam sich auf dem Papier niedergelassen hat. Ich glaube, dass kann ein Leser entdecken.
 
Der Bleistift an sich ist schon urururalt. Schon vor 5000 Jahren sollen die alten Ägypter in Schilf, Bambus oder Papyrus Blei gegossen haben, um mit den Stiften Kommunikation im geschriebenen Wort haben zu können oder eben das Zeitgeschehen festzuhalten. Aber das kann ja alles bei wiki nachgelesen werden. Also, man könnte schon auf die Idee kommen, Bleistifte zu sammeln, denn sie erzählen ja auch Geschichten aus unserer Zeit.
 
Das Schreiben mit dem Bleistift hat den Vorteil, dass, wenn einem etwas nicht gefällt, die Art, wie das Wort geschrieben wurde oder gar die eigenen Aussage mit dem Wort, kann es schwupsdiwups einfach wegradiert werden. Da sind wir bei den Radierern. Nicht jeder Radierer erfüllt seinen guten Zweck. Manchmal ist es eben schon von Vorteil, einfach etwas auszulöschen. Wer mit dem Kugelschreiber oder dem Filzschreiber sein Wort aufs Papier fallen läßt, der muss letzten endes auch dazu stehen, was er schrieb. Er kann zwar einen Strich drüber machen, jedoch kann der Empfänger das kleine Wörtchen unter dem Strich noch entdecken oder es ist so geschwärzt, dass er sich nur seinen Teil denken kann, was da wohl gestanden hat, vorher,-) Aber wir wissen ja, Projektionen sollten sich niemals gemacht werden, lieber mal nachfragen, wenn es wichtig ist:)
 
Ganz ehrlich, mir ist es wurscht, ob ich in meinem handschriftlichen Brief oder Postkarte Fehler vorzuweisen habe. Sollen sie doch gesehen werden. Durchstreichen, Ändern, Verwandeln, so geht doch auch das ganze Leben. Und wer will schon perfekt sein,-)
 
Bendandi hat nun ein Buch geschrieben. Schreibwaren - Die Rückkehr von Stift und Papier - Das werd ich mir ganz selbstverständlich zulegen, das ist doch klar. Aus Liebe zum Stift, nicht nur zum Bleistift, sondern auch aus Liebe zum handgeschriebenen Wort.
 
Ob das nun wirklich so ist, in unserem Alltag, dass wieder mehr Menschen auf den Gedanken verfallen, sich wieder Briefe und Postkarten zu schreiben. Ich weiss es nicht oder kann es nicht beurteilen. Immerhin hatte ich neulich einem netten Menschen eine Karte geschrieben, der sich sehr gefreut hat und dies zum Anlaß nahm, mir ebenfalls eine kleine Karte zurückzuschicken. Er sei inspiriert worden durch die meinige. Hat er lange nicht mehr gemacht. Ich fand das schön:) Die zurückgeschriebene Karte hab ich jetzt auf ein Holzbrettchen geklebt und sie steht da nun bei den anderen Dingen und Utensilien, auf denen täglich mein Blick fällt. Schön ist das. Auf eine email oder eine Chatnachricht kann nunmal nicht immer ein Blick geworfen werden, ohne dass die Maschinen angeworfen werden müssen und es blinkt und rauscht:) Das Anschauen handgeschriebener Zeilen ist eben doch beschaulicher und anhaltender:)
 
So, ich hör jetzt einfach mal auf vom Hütchen ins Stöckchen geraten.

Die Liebe zum Stift wiederentdecken, vielleicht eine kleine Herausforderung für Jederman:)

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