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24. Juni 2017 6 24 /06 /Juni /2017 20:13

Das Wetter war plötzlich wieder auszuhalten. Keine wabbernde Hitze auf dem Straßenpflaster. Also zog ich meine Laufschuhe an und machte mich auf den Weg. Die Strecke umfaßte ca. 18 km. Viel dachte ich noch, da hat dein Wille dir ja wieder was eingebrockt Roeschen. Ganz schön musste ich innerlich gegen meinen inneren Schweinehund anstinken, ehrlich. Isch schwöre, das muss ich immer, obwohl ich nun schon seit so vielen Jahren laufe. Es ist jedes Mal das selbe. Ich sitze oder liege da gerade so gemütlich, wo ich bin und denke, och nö, ist gerad so schön. Die Musik ist herrlich, die Schachpartie ist gerade so interessant und ausnahmsweise bin ich mal hochkonzentriert oder ich will einfach das Sitzen oder Liegen gerade so unglaublich auskosten. Weil...der Himmel ist so blau und die Wolken ziehen so gemächlich dahin, dass ich mit ihnen irgendwo dahin ziehen will. Natürlich nur in Gedanken, denn sonst würd ich ja keinen Schweinehund in mir bemerken.

Lange Rede kurzer Sinn, ich bin dann mal weg, also los. In den ersten gelaufenen Metern war da immer noch dieser dicke Schatten des Schweinehundes. Wirklich, so war es. Gerad mal einen Kilometer und die gesamte Strecke zog durch meinen Kopf. Auweia...Durchhalten Roeschen, einfach weiter laufen. Ist doch wie im Leben. Wenns schwer wird, einfach weitermachen. Und irgendwann war es dann soweit. Ich hatte ihn hinter mich gelassen, diesen doofen Schweinehund. Der Wind war so köstlich frisch auf der Haut zu spüren. Hin- und wieder lugte die Sonne gar durch die Wolkendecke, dann wurd es wieder richtig warm. Dann wieder Zugezogenheit und es ging gerad noch ein wenig schneller. Ich finde das Bild des zugezogenen Wolkenhimmels einfach einmalig. Es erinnert mich  an meine eigene Zugezogenheit mit meinem damit verbundenen Rückzug aus allem. Nur ich und meine kleine Welt, in der ich Tag für Tag immer wieder einen neuen alten Schatz entdecke. Ich weiß, ich weiß, vielleicht versteht das jetzt mal wieder gar keiner. Das ist ja auch nicht so wichtig. Ich denk dann immer, hauptsache Roeschen du verstehst dich.

Am Rhein angekommen gehts bergauf über die kleine Brücke am Mülheimer Hafen wo der Weg schmal entlang des Hafengebietes verläuft. Links liegen die kleinen Yachten und hin- und wieder sieht man auch mal einen richtigen Frachter, der dort irgendwas ablädt oder einfach nur einen Stopp einlegt. Rechts von mir ist alles bebaumt und bestraucht, so daß der Blick auf den großen Vater Rhein nicht freigegeben ist. Es ist wie ein kleiner Damm da oben, der sich nun bis zum Parkplatz der Therme hinzieht und dann in einem rechten Bogen hinein in den Rheinpark führt.

Der Weg ist schon seit langem brüchig. Ich stellte es im vergangenen November fest, als ich ein paar Tage nach meinem Einzug hier in mein neues Domizil die Strecke das erste Mal wieder lief. Da kamen auch natürlich wie immer Erinnerungen in mir hoch. Das war vor hunderten von Jahren meine Hausstrecke mit meinen Hunden. Allein oder zu Zweit zog ich hier mit ihnen meiner Wege. Verlassen ist dieses Stück der Anlage am Rhein. Eine kleine Insel inmitten des Lärms der Großstadt. Achja, und der Mülheimer Hafen, früher lag dort das Schiff der Kelly-Family und das Töchterchen zog ein zwei mal die Woche mit ihren Freundinen vor Ort um ihren Lieblingen zu huldigen. Die taten nichts, die Mädchen damals. Die waren ja noch so süß und jung und unschuldig. Sie saßen einfach da auf dem Damm und warteten darauf, dass sie mal irgendeinen der Bandmitglieder sahen. Natürlich ich als Mama hatte doch immer ein wenig Sorge. So ist das eben mit den Müttern. Das Loslassen braucht eine Weile.

Und dann sah ich die Baustelle mitten auf dem Weg. Drumherum standen vier Bauarbeiter. Sie schauten mir schon von weitem entgegen. Ich musste da ganz schön balancieren um irgendwie an ihnen vorbeizukommen. Aber die waren lustig. Begrüßten mich freundlich und schon verwickelten wir uns in ein Gespräch. Ja, hier wird der Weg repariert meinten sie. Ja, das sehe ich auch, entgegnete ich. Wurd ja auch mal Zeit. Schon vor Jahren, damals, schrieb ich einen Blog im Kölner Stadtanzeiger mit Adressat an die Stadt, dass ich mich bereit erklären würde, alle Rad- und Fussgängerwege abzulaufen oder zu fahren, um die Mängel zu entdecken, denn damals, da wär ich beinahe mal verunglückt mit dem Rad.

Ich schwöre, die waren freundlich. Ich aber auch. Wir scherzten und einer von ihnen begann tatsächlich mit mir zu flirten. Hehe, so geht das nun aber nicht. Aber schmunzeln musste ich doch. Wir hoffen, sie kommen noch oft hier vorbei rief mir dann einer zu, als ich meines Weges weiter lief, ohne noch darauf hinzuweisen, dass dieser Weg, den sie gerade bearbeiteten, auch ein Teilstück des Kölner Jakobsweges ist. Das wussten die natürlich nicht. Die Menschen interessieren sich heutzutage ja vielmehr dafür, was in ihrem kleinen Gerät vor ihrer Nase passiert. Ist doch so. Obwohl, ich las neulich, es war einmal total cool, son Ding in der Hand vor sich her zu schleppen, scheinbar jedoch haben sich die Zeiten mittlerweile verändert. Es wird langsam uncool es nicht zu tun. Das find ich natürlich wieder cool.

Angespornt von der netten Begegnung lief ich also weiter und weiter, bog in den Rheinpark ein, vorbei an der Skaterbahn, auf der sich einige Kids mit ihren akrobatischen Künsten versammelt hatten, an der kleinen Kinderautobahn, auf der Kleinstkinder mal mit einem Autochen über die kleinen Strassen und Wege brausen können. Unglaublich, dass an jedem Ort, wo in der eigenen Heimat herumspaziert oder gelaufen wird, Lebenserinnerungen  da sind. Sie kommen einfach ungerufen. Es gibt ja auch Leuts die sagen, vorbei ist vorbei. Merkwürdiger Mensch bin ich anscheinend. Vorbei ist klar, aber doch nicht vergessen und immer da, sofort da, es braucht nur ein Bild, ein Wort oder eben ein Ort und da tauchen sie einfach auf, die Erinnerungen. Wie auch hier natürlich. Denn da sind meine Pänz auch immer bei einem Sonntagsspaziergang fröhlich und munter auf den kleinen Autos ihre Runden gezogen. Schöne Erinnerungen. Ich sags ja, nur mit und in der Gegenwart leben, ist doch recht langweilig. Die Erinnerungen sind ja auch unser innerer Reichtum, von dem wir mehr und mehr im Älterwerden leben. Denn irgendwann ist dieser Reichtum ganz besonders wichtig. Genau in dem Moment, wo wir uns nicht mehr durch die Welt bewegen können und vielleicht nur noch ans Haus gebunden in unserem Sesselchen oder auf dem Sofa aus dem Fenster schauen. Aus dem Fenster schauen und in die eigene Erinnerung haben ist sicherlich immer noch das schönere, als in den viereckigen Kasten, der da vor uns flimmert, obwohl ich den natürlich nicht verteufeln will, nein, nein, ich bin schon realistisch. Ganz ohne möcht ich ja auch nicht sein. Ich glaube, ich habe auch die meiste Ängstlichkeit, wenn sie denn dann mal in mir hochkommt, vor dem Vergessen.

 
Der Rhein hat wenig Wasser, stelle ich beim Laufen fest. Es sollte Regen geben, ab der Himmel erbarmt sich nicht, jedenfalls nicht über Köln. Manche Bäume haben schon klapprige Blätter und die Kastanie vor meinem Balkon färbt sich an manchem Blätterwerk schon braun. Gibts doch net, der Sommer hat doch gerade erst begonnen. Nun denn, wir können ja Wetter wollen wie wir wollen, es macht eh, was es will, das Wetter. So ist das mit der Natur. Das Einzige was der Mensch nun mal nicht steuern kann. Und das ist auch gut so. Wie sähe das denn dann wohl auch aus, wenn jeder ein anderes Wetter haben würde wollen. Nicht auszudenken, katastrophal der Gedanke.
 
Mittlerweile hab ich mich richtig gut eingelaufen, macht feinen Spaß. Weiter und weiter, rüber über die Severinsbrücke, unten Baustelle, muss ich fort vom Rhein, Strassen überqueren, Absperrungen umalufen, aber irgendwann gehts weiter auf der richtigen, der linken Seite am Rhein gelegen. Sagte ich schon, dass ich meinen Rhein liebe wie nix. An seinen Ufern entlang zu laufen oder zu radeln ist wie Urlaub im Alltag. Ist so. Etwas mehr wie die Hälfte meines Weges hab ich hinter mich gebracht. Meistens ist das dann so, dass ich ein Gefühl von...ich lauf jetzt immer weiter, weiter, weiter, in mir habe.  Wie Tom Hanks in Forrest Gump. Und mal schauen, was dann unterwegs so passiert. Doch muss ich gestehen, es bleibt bei Gefühl und Gedanke, letzten Endes bin ich denn dann doch zu feig.
 
Also auf gehts nach Haus, denk ich so und da seh ich ihn sitzen. Den Mann. Auf einer Bank. Strohut auf dem Kopf. Der fiel mir zuerst auf. Ich trag nämlich auch gern Strohut bei Sonne. Oder Mütze im Winter bei Kälte. Nimm doch mal den Hut ab, sagen die Leuts manchmal, vor allem das Töchterlein. Die ist wirklich immer so streng mit mir. Auch die Zöpf soll ich mal losmachen. Ich häng nu aber mal dran. Und überhaupt bin ich da total anthroposophisch. Irgendwas bleibt ja immer von der Vergangenheit. Kopf muss geschützt sein, Sommer wie Winter. Da halt ich dran fest. Weil, es tut mir einfach gut. Hat gar nix mit Eitelkeit oder Schönseinwollen zu tun. Wobei das Töchterchen ja immer sagt ohne Hut ist schöner. Doch gerade darum gehts mir ja nu nicht. Nu ist es jedoch so, heut hab ich keinen auf. Weil erstens ist die Sonn nicht doll und zweitens störts beim Laufen, denn...ich hab immer noch nicht die richtige Sportkäppi gefunden. So ist das eben. Vielleicht fällt er mir auch deshalb direkt auf, der Mann, der alte da, auf der Bank mit seinem Strohhut.
 
Ne, es ist nicht nur der Strohut. Es ist der ganze Mensch. Wie er da so versonnen sitzt und in seinem Buch liest. Ab und an schaut er auf, auch mal in meine Richtung und ich schaue zurück, laufe aber noch, etwas verlangsamt. Es gibt so einen Moment im Leben, der hindert dich manchmal das zu tun, was du eigentlich tun willst. Da gibt es schlechte und gute Beispiele. Dieses mal ist es jedoch ein schönes Beispiel, wie ich am Ende und zuhause auf meinem Sofa liegend feststelle, ein schönes Beispiel für Unterbrechungen des Tuns, das eigentlich getan werden wollte oder sollte.
 
Also, er zieht mich magisch an, der Mann mit Strohut, Buch in der Hand und ganz allein da. Ich stoppe, lauf wieder einen Meter zurück, denn...eigentlich war ich schon vorbei..aber wie das so ist bei des Weibes Neugier...stell mich neben ihn, er blickt hoch und ich frage ihn, nicht vergessend guten Tag zu sagen, was er denn da so lese, so vertieft unter einem schattigen Bäumchen. Bisserl erkläre ich auch meine Neugier, sage, wissen sie, ich bin Buchhändlerin und es interessiert mich immer rasend, was die Leuts so lesen.
 
Der ist voll nett, der alte Herr, das merk ich direkt. Er lächelt mich an und meint, tja, da werden sie nicht drauf kommen. Das glaub ich auch, wenn ich ihr Buch so anschaue sage ich. Das Buch sieht nämlich sehr, sehr alt und zerlesen aus. Mindestens 50 Jahre oder so. Ich weiß es natürlich nicht. Ausschauen tuts halt so. Er dreht das Buch um, hält es mir entgegen und ich lese: Auf den Könisgwegen der Inkas. Oha...Gut, dass ich mir vorher keine Projektion gemacht habe, was er da wohl lesen könnte. Darauf wär ich nie gekommen. Hier unterm Baum am Rhein im Sonnenschein ein Buch über die alten Inkas und ihre Wege durchs Land. Das ist ja interessant sag ich ihm. Sehr sehr speziell wohl. Natürlich sagt er und erzählt mir gleich, wie lange er nach diesem Buch gesucht habe, es ist Anfang des 19.ten Jahrhundert geschrieben worden, eine uralte Ausgabe also, zwischendurch natürlich mal neu aufgelegt. Fragt mich jetzt bitte nicht nach den genauen Zahlen, ich hab die wieder vergessen. Anderes war mir wichtiger. Also, das Buch war alt und das Thema nun nicht gerade sensationell oder für alle Horsts dieser Welt wohl uninteressant.
 
Ich hab noch mehr Mut gefaßt mit dem Reden und Gespräch führen mit einem Wildfremden, wie immer. Ist ja nicht so, dass mir das immer leicht von der Hand geht. Andere meinen das zwar, aber ich hab schon auch Scheu, dennoch siegt die Neugier oder das Interesse am Menschen immer.
 
Darf ich mich einen Moment zu ihnen setzen frage ich ihn, was er sofort fast freudig bejaht. Mir ist das jetzt so was von egal, dass ich meinen Lauf unterbrochen habe. Ich bin einfach gefesselt von dem alten Herrn. Frage ihn auch weiter. Warum lesen sie ein solches Buch. Das ist doch weder aktuell noch hat es sicher eine Botschaft an sie oder? Was nehmen sie mit aus dieser Erzählung. Er lächelt mich versonnen an und erklärt mir sogleich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem *ach* wissen sie, das Thema ist hochaktuell und es kann sehr viel aus alten Zeiten für die Gegenwart übernommen werden. Viele Problematiken sind gleich geblieben. Man kann sehen, dass der Mensch nichts gelernt hat,  was er hätte anders machen müssen. Da kann ich ihm natürlich nicht widersprechen. Zum Beispiel weist er mich daraufhin, dass Peru zur Zeit eines der Länder ist, das am größten von der globalen Erwärmung betroffen ist. Fast die Hälfte der Gletscher, von denen sich 70% im Andenland befinden, seien bedroht. Sie sind die Sicherheitswasservorräte für die Landwirte gewesen. Auch haben die Menschen, verursacht durch Profitgier der Wirtschaftsunternehmen durch die Anlegung der Monokultur die terrassenförmige Anbauweise, die noch von den Inkas kultiviert wurden, vernachlässigt, so daß die Landwirte um ihre Ernten nicht nur bangen müssen, sondern sie zum großen Teil nicht mehr einfahren können.
 
Auch hat er sich mit dem Thema DNA beschäftigt und aus seinen Forschungen herausgefunden, dass viele Menschen aus dem Kulturkreis des Landes mit einigen gleichen Chromosomen ausgestattet sind, wie die Menschen in Europa. Das sei für ihn besonders interessant gewesen, weil es ja gerade auch ein Argument für die fremdenfeindliche Einstellung, die aus vielerlei Gründen immer mehr um sich greife, relevant sei. Wenn der Mensch nur begreifen würde, dass alle die selben Menschen sind, abgesehen vom Ort wo sie leben, beeinflusst durch die jeweiligen Traditionen und Kultur, aber sonst schlummertt in allen das, was im anderen auch schlummert.  Jetzt hätte er das erste Mal in seinem Leben ein 500 Seiten umfassendes Werk nur über dieses Thema veröffentlicht. Allerdings in englischer Sprache, hat es aber auch in Spanisch selber übersetzt. Manoman...was für ein Lebenswerk. Er schaute ganz stolz, als er es mir erzhählte und lächelte dabei.
 
Wieso er sich denn gerade mit Peru und den Auswirkungen des Klimawandels dort beschäftige und so begeistert von den alten Kulturen sei, fragte ich ihn dann. Liegt denn nicht das Nahe mehr am Herzen. Er schaut mich wieder mit einem freundlichen Lächeln an und sagt, nun er mache das jetzt nur noch aus Hobby. Er sei Anthropologe und lebe eigentlich in Peru. Dort habe er bis zu seiner Altersrente an einem staatlichen Kulturinstitut gearbeitet. Viel gereist sei er im Laufe seines Lebens in Peru. Vor Ort habe er recherchiert, angeschaut, mit den Menschen gesprochen, Nachforschungen angestellt, wie und warum sich etwas verändert hat. Das war für ihn eine Lebensuafgabe. Er liebt die Menschen dort und seine ursprünglichen Traditionen. Von ihnen hätte man viel lernen können. Auf meine Frage, ob es sich denn im Alter dort gut leben läßt, er sei ja nun schon weit über 70 Jahre, antwortete er, auch wieder mit einem Schmunzeln im Gesicht, er sei schon seit 1985 nicht mehr beim Arzt gewesen. Unfaßbar, nicht wahr. Jedenfalls dachte ich mir das. Hier in unserem schönen guten Deutschlande sind die Arztzimmer immer voll, die Menschen leiden an allem Möglichen, schwer oder weniger schwer. Oft geht es ihnen hauptsächlich darum, das ist jedenfalls meine Erfahrung aus meiner Tätigkeit in einer internistischen Praxis, ein wenig gehört zu werden. Da ist Jemand, der ihnen zuhört, dem sie erzählen können, was sie bedrückt, woran sie wirklich leiden, so der Arzt ein Gespür auch für den Menschen da gegenüber hat und nicht nur eine Körperstelle untersucht und diagnosiziert. Ja, das können wir ganz sicher von den Menschen dort lernen, sagt er mir, es besteht eine viel größere Zufriedenheit letzten Endes trotz der vielen Probleme die es in Peru gibt,  allgemein gesellschaftlich gesehen aber auch ganz persönlich. Die Menschen strahlen mehr Wärme aus und geben sich gegeneinander Sicherheit, Hoffnung und Zuversicht, gemeinsam etwas zu bewältigen.
 
Einen Monat bis zum Ende des Julis sei er noch hier in Deutschland. Eigentlich ist er kein Kölner, besucht hier nur Bekannte und Freunde, bei denen er übernachtet. Geboren wurde er in Winterberg im Sauerland. Ach, ich hätte ihm noch Stunden zuhören können. Gerade nach Abschluß seines schriftlichen Werkes, beschäftige er sich in der kommenden Zeit in Peru nur mit Gefäßen. Wo sie herkommen, wie sie beschaffen seien, welches Material dafür verwendet wird usw.usw. Ich fand das klasse.
 
Aber auch ich habe ein Gespür dafür, wann es genug ist, Fragen zu stellen und verabschiedete mich mit allen lieben und guten Wünschen für ihn und seine Zukunft. Es habe mir sehr gefallen von ihm aus seinem Leben und dem der Menschen an einem ganz anderen Ort auf dieser Welt zu hören. Ich liebe das so, diese unerwarteten Gespräche mit fremden Menschen. Sie geben mir sehr viel. Manchmal rede ich sogar lieber mit Fremden als mit Bekannten, von denen ich die immer wiederkehrenden Unzufriedenheiten höre. Natürlich ist das nicht immerr so, es gibt auch positiven Austausch. Dennoch dreht sich immer alles um Konsum, Arbeitserfolg und Selbstoptimierung. Mich ödet das zuweilen an. Mir fehlt da oft meistens die Dankbarkeit und die Zärtlichkeit für das Leben das wir doch letzten Endes hier in Deutschland haben. Verhungern muss hier Niemand, es gibt Sichereiten und Zufriedenheit mit dem was man hat, kann sich jeder selber schaffen,. Wenn er natürlich immer darauf schielt, was der Andere hat, materiell und immateriell dann tritt irgendwann ein bitterer Zug um den Mundwinkel auf. Ich frage mich oft, was die ganz spezielle Bitterkeit bei den Menschen wohl sein mag, wenn ich sie dann so betrachte. Woran sie leiden, was ihnen eigentlich wirklich fehlt.
 
Ich erinnere mich auch in diesem Moment an meine eigene Reise durch Indien und Nepal, wo ich Menschen in bitterster Armut traf, die mir Gastfreundschaft gewährten mit dem, was sie hatten und auf ihrem Gesicht immer ein strahlendes Leuchten war, auch wenn man, so das ein Gespür dafür da war, in ihren Augen auch das Leid, dass sie bisher im Leben getragen hatten, zu sehen war.
 
Ich gab dem alten Hern meine Hand, sagte danke für diese schöne Zeit und lief meinen Lauf nach Hause zurück.
 
Schön war das. Es braucht zwar ein wenig Mut, fremde Menschen anzusprechen und eine Frage zu stellen. Aber bisher hab ich es nie bereut und habe auch die Menschen, die mir so offen von ihrem Leben erzählt haben, nie vergessen. Hin- und wieder kommen mir die Bilder und Gedanken an sie hoch und ich verhehle nicht, dass ich bisweilen dann auch ein kleines Gebet für sie und an sie richte. Ich glaube, das ist ganz wichtig zwischen uns Menschen. Jedenfalls ist das meine Erfahrung.
 
Also. Mir nach! Einfach mal den Nebenmann/frau ansprechen, wenn sich die Möglichkeit ergibt und es einen vielleicht reizt es zu tun. Es kann ja gar nix passiern, ausser das man abgelehnt wird. Das macht ja dann nix, im Leben muss auch gelernt werden, abgelehnt zu werden.
 
Zuhause hab ich dann natürlich auch direkt recherchiert. Ich bin son Typ. Und für alle, die es interessiert, setze ich den nachfolgenden Link in meinem Blog. Es schadet nicht, im Gegenteil, es ist wichtig, sich nicht nur um sich selbst zu drehen, sondern immer die Augen und Ohren offenhalten, für das, was weltweit geschieht und zwar als Erfahrung ganz persönlicher Art und nicht nur aus den Medien.

http://www.tagblatt.ch/ostschweiz-am-sonntag/hintergrund/Peru-droht-ein-Wasserkrieg;art304162,4040614
 
Und natürlich habe ich den liebenswerten alten Herrn gefragt, ob ich das Foto für meinen Blog verwenden dürfe. Er hatte nichts dagegen.
 

 

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