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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:33
Es ist relativ still an diesem Nachmittag in meiner Buchhandlung. Der Regen hält die Menschen in den Häusern, ab und zu öffnet sich die Türe, eine kleine Beratung, ansonsten widme ich mich den Novitäten, die in Fülle in ihren Kisten auf das Auspacken und einsortieren warten. In unserem roten Sessel sitzt eine Kundin und liest in einem Buch, ganz still, die Musik klingt leise und ich bin ein bißchen versunken in meine Tätigkeit.
 
Plötzlich geht die Türe auf und zwei Kinder, Alter ca. acht Jahre, pummelig mit roten Backen kommen hereingestürmt, wie Kinder manchmal so sind. Laufen direkt auf unseren Non-Book-Tisch zu, kommen nach einer Weile zu mir mit einem rosa-Quarz-Herz, legen 2,5o ? auf den Tisch, um zu bezahlen. Oh, sage ich zu ihnen, das Herz kostet aber 5,1o?! Ich sehe, wie das kleine Mädchen ganz blaß wird. Du, sagt sie, vor Weihnachten hab ich das Herz aber für 2,5o? gekauft. Das kann nicht sein, antworte ich ihr, guck, schau mal, hier steht der Preis dran, 5,1o ?. Aber es ist wirklich wahr, es war kurz vor Heiligabend, als ich das Herz für den Preis hier gekauft habe, antwortet sie mir.
 

Es entwickelt sich eine kleine Diskussion mit ihr, ich erkläre ihr, dass ich ihr das Herz unmöglich für den Preis verkaufen kann. Sie wird ganz traurig, sie will es nämlich ihrer Mama schenken zum Geburtstag. Sie holt ihre Geldbörse heraus, zählt das Geld auf die Theke, es werden genau 5,--?. Ach mensch, mir wird ganz anders! Ich zwinkere ihr zu, nehme 2,5o?, reiche ihr den Rest zurück und sage: "Du, das muß jetzt aber unser Geheimnis bleiben!" Sie strahlt übers ganze Gesicht. Ich drücke den Preis ein, lege 2,6o ? aus meiner Geldbörse in die Kasse und laß sie glücklich abziehen.
 
Zwei Stunden später. Ein Kunde kommt, will Bücher abholen, die seine Frau bestellt hat. Ist aber schon etwas länger her, meint er, hoffentlich haben sie die Bücher noch nicht zurückgegebn! Ich ziehe die beiden Bestellungen aus dem Abholfach und will genau 22,4o ? von ihm kassieren. Ich muß vorausschicken, dass es völlig unüblich ist, dass wir von Kunden Trinkgelder bekommen, höchstens mal eine Blume, oder sogar auch mal einen Strauß Blumen oder Schokolade! Jedenfalls reicht der Kunde mit einen 5o,--?-Schein und als ich ihm das Rückgeld wiedergeben will, nimmt er nur die 25,--? und sagt:" Der Rest ist Trinkgeld!" Ich kann es gar nicht glauben, bedanke mich aber und wünsche ihm einen schönen Abend. Ruf ihm noch hinterher, so was passiert bei uns aber selten. Keine Ursache, meint er, ist ja auch nicht selbstverständlich, dass die Bücher solange festgehalten wurden.
 
Dann geht er und ich bleibe immer noch ganz erstaunt an der Theke stehen, bis mir auffällt, das waren ja genau, die 2,6o?, die ich vorher wegen dem Herzchen aus meiner Geldbörse in die Kasse gelegt habe.
 
Ich bin ganz gerührt, träume vor mich hin und denke, stimmt doch, was man gibt, bekommt man irgendwie wieder zurück. Manchmal nicht unbedingt im gleichen Wert, manchmal auch nur in der Freude, aber dieses Mal hat es gepaßt.
 
Ich bin glücklich, ein schöner Tag. Wie solch kleine Erlebnisse noch den Alltag verschönern und alles gut sein lassen können! Ich wünsche mir noch viele solcher kleiner Begegnungen. Es braucht nicht viel, um kleine Herzen glücklich zu machen!
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