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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 19:39
Können Sie sich noch an das „erste Mal“ erinnern? Wenn ich daran zurückdenke, dann fällt mir dabei mein erster „Kuss“ ein. Ich war vierzehn Jahre alt und fuhr im Sommer immer zu meiner Tante nach Groß Denkte, ein kleines Dorf in der Nähe von Wolfenbüttel in Niedersachsen. Da ich immer ein sehr stilles und einsames Mädchen war, hatte ich in Köln, wo ich auch gerade erst ein Jahr lebte, kaum Berührungen mit Jungen! So gab es damals den besagten Sommer, als ich im Nachbarhaus meiner Tante den Jungen sah. Ganz plötzlich stand er da im Hof und schaute über unseren Zaun. Von dem Tag an, trafen wir uns immer zum Federballspielen, Rumstreunen durch die Apfelplantagen und an der großen Buche am Dorfanger, wo sich alle Jugendlichen am Abend trafen. Eines Tages gingen wir alle zusammen zum schwimmen! Früher war das ja alles anders, viel zarter, was die Annäherung an das andere Geschlecht betraf!
 
Wir fuhren also ins Schwimmbad und hatten unseren Spaß. Ich weiß noch genau, wie Franz, so hieß der Junge, immer um mich herumschlich. Versuche, leise meine Hand zu berühren, ein vorsichtiges elektrisierendes Tasten, das so aussah, als sei es rein zufällig. Wir spielten alle zusammen auf einer Decke Karten. Plötzlich gingen alle weg, nur Franz und ich blieben zurück. Ich legte mich hin und schaute in den Himmel, wie ich es schon immer so gerne getan habe. Mein Herzschlag pulsierte, nie war ich vorher mit einem Jungen so eng beieinander gewesen. Irgendwann machte ich die Augen zu und da ist es dann passiert. Plötzlich fühlte ich seinen Mund auf meinem! Das war wie eine Explosion! Meine Gefühle stauten sich in mir an, es war nicht nur so ein Kuss, es war ein richtiger Kuss und ich fand das sehr schön. Eine leise Ahnung stieg in mir hoch, wie schön alles andere sein könnte! Aber natürlich ist es dabei geblieben und nie etwas anderes passiert. Ich fuhr wieder nach Hause, aber der besagte Franz wird immer in meinem Herzen bleiben! Keine traumatische Erfahrung, sondern ein wunderschönes Erlebnis!
 
Nun geht in diesen Tagen ja eine ganz andere Meldung durch die Medien. Marco, gerade 17 Jahre alt, ist mit seinen Eltern in der Türkei in Urlaub. Marco scheint, so wie die Aussagen seiner Eltern, Lehrer, aber auch seiner eigenen, schüchtern zu sein, ohne Erfahrung, aber doch wohl in dem Zustand der Generation „Little Sexteen“, die natürlich, auch heute mehr denn je angeregt, durch die Medien, nur davon träumt, endlich einmal mit einem Mädchen zusammen zu sein. Am letzten Tag seines Urlaubs lernt er Charlotte kennen. Sie ist dreizehn, gibt sich ihm gegenüber aber als fünfzehn aus! Wie soll man das heute denn überhaupt noch erkennen. Gerade die Mädchen waren doch immer schon weiter entwickelt, als die Jungen. Verlieben sie sich ineinander? Die Medienberichte lassen das offen. Auf jeden Fall sind die beiden an diesem besagten letzten Abend zusammen in einem Hotelzimmer! Wieso es dazu kommen konnte, wieso die Eltern dieses dreizehnjährigen Mädchens das nicht bemerkt hatten, ist mir ein Rätsel, aber nun gut, es ist passiert! Was aber jetzt genau passiert sein soll, scheint unklar zu sein. Marcos Aussagen nach soll es nur zum „kuscheln“ gekommen sein. Charlottes Aussagen gehen in die Richtung, dass es zu mehr gekommen ist. Angeblich habe er sie schlafend überfallen. Auf ihrem Körper seien Spermaspuren gefunden worden. Dem ärztlichen Bericht zur Folge, sei es aber nicht zum Geschlechtsverkehr gekommen.
 
Ich versuche mir vorzustellen, was da eigentlich genau passiert ist. Zwei junge Leute, in einem Zimmer, verliebt, tauschen ihre ersten Zärtlichkeiten aus. Er, Marco, hat davon seit langem schon geträumt. Sie, Charlotte, erst dreizehn, war einfach neugierig, was in der Welt der Liebe passiert und wie es geht. Genug Zeitschriften wie Bravo etc. sind ja voll von diesen Anspielungen und geben klar Auskunft, wie, wann und wo man am besten seine Erfahrungen machen kann und möglichst früh, damit man nicht hinten ansteht, wie ein Doofchen! Würden wir jetzt mal von der Normalität eines solches Vorganges sprechen, würden beide nach diesem Erlebnis nach Hause fahren und ihr Geheimnis für sich behalten und, vielleicht eine positive Erfahrung gemacht haben.
 
Nun aber, ist es anders gekommen. Charlotte hat es wohl ihren Eltern erzählt. Diese schockiert über den Vorfall, haben Anzeige gegen Marco wegen sexueller Belästigung gestellt. Hatte Charlotte Angst vor ihren Eltern, dass sie die Situation anders dargestellt hat? Ist zumindest eine mögliche Variante. Warum haben beide Eltern nicht das Gespräch miteinander gesucht. Warum gleich diese Anzeige, die das Leben beider Jugendlicher auf traumatische Art und Weise ihr Leben lang belasten wird? Warum haben die Eltern des Mädchens es nicht zum Anlass genommen, mit ihrer Tochter über erste Erfahrungen in der Sexualität zu sprechen! War sie aufgeklärt! Warum haben die Eltern von Marco nicht mit ihm gesprochen, was ist überhaupt in der Erziehung bezüglich Sexualität der beiden geredet worden. Immer wieder stelle ich mit Erstaunen im Gespräch mit anderen Eltern fest, wie wenig über dieses anscheinend immer noch tabuisierte Thema, in einer Welt, voller Sex und Pornographie, mit Kindern und Jugendlichen gesprochen wird! Passiert dann etwas, wie im Falle der beiden jungen Leute, reagieren Eltern mit Panik und Angst! Sexualität die normalste Sache de Welt, scheint immer noch Sprachlosigkeit zwischen den Generationen zur Folge zu haben.
 
So ist es nun gekommen, dass ein möglicherweise harmloses Spiel zwischen zwei jungen Leuten, ihre erste zarte Erfahrung mit der Liebe, zum politischen Ereignis ganzer Nationen wird. Medien belagern die Elternhäuser der beiden, sei es in England, sei es in Deutschland. In der Türkei, in der Marco jetzt zusammen mit 3o anderen Häftlingen auf engstem Raum gepfercht inhaftiert ist, womöglich unschuldig, droht ihm Strafe! Politiker mit höchstem Rang und Namen setzen sich für ihn ein. Lehrer schreiben Briefe an die türkische Regierung. Bisher alles erfolglos! Sogar der Beitritt der Türkei in die EU scheint dadurch einen weiteren Knacks bekommen zu haben!
 
Ich bin mir nicht sicher, ob die Eltern des Mädchens sich im Klaren sind, was sie mit dieser Vorgehensweise angerichtet haben. Ihr Mädchen wird ein Leben lang traumatisiert sein, womöglich niemals mehr voll Vertrauen auf einen Jungen zugehen können, immer in der Annahme benutzt worden zu sein. Die Wogen haben sich hier so aufgeschaukelt, dass es schwer sein wird, die Wahrheit wirklich ans Licht zu bringen. Wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich ein nicht gewollter Angriff seitens Charlottes war, ist klar, da müssen Konsequenzen her, aber hätten die nicht auch ohne dieses Vorgehen getroffen werden können. Kommt aber letztendlich heraus, dass es eine harmlose Annäherung zweier unschuldiger jungen Leute war, wenn auch früh, seitens des Mädchens, dann haben beide ihre Unschuld verloren! Schade!
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