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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 20:05
Meine Kinder haben die Schulzeit ja hinter sich. Die beiden haben ganz unterschiedlich darauf reagiert! Meine Tochter z.B. sagte nach bestandenem Abitur, jetzt ein Jahr Pause und dann würde sie gern wieder gehen, allerdings ohne Leistungsstress!
 
Diese Woche kam eines Morgens die Freundin meines Sohnes aus dem Zimmer, um sich für die Schule fertig zu machen. Ich saß schon beim Frühstück und war etwas erstaunt, wie sie angezogen war. So kannte ich sie gar nicht. Nein, keine Angst, sagte sie zu mir, wir haben Motto-Tag in der Schule. Es war die letzte Schulwoche und die begehen die Abiturienten jetzt wohl mit einem jeweils anderen Motto pro Tag. Ist fast ein bisschen wie Karneval, jeden Tag ein anderes Kostüm.
 
Sie setzte sich zu mir an den Frühstückstisch und ich fragte sie, ob sie froh sei, jetzt endlich mit der Schule fertig zu sein. Ich war sehr erstaunt darüber, dass sie das verneinte. Sie erzählte mir, wie dankbar sie sei, auf ihrem Lebensweg eine so gute Schule besucht zu haben. Sie ging auf ein Gymnasium in Köln-Ehrenfeld. Sie wusste den Reichtum an Gelehrtem sehr zu schätzen, aber vor allen Dingen sei sie den Lehrern dieser Schule sehr zu Dank verbunden. Sie erzählte von den vielen zusätzlichen Dingen, die Lehrer mit den Schülern unternommen hatten, von Museumsbesuchen, Klassenfahrten und Aktionsveranstaltungen, die so eigentlich nicht zum Lehrprogramm gehört hätten. Dass viele Lehrer sich sehr viel Zeit für Einzelgespräche genommen hatten und dass sie ihr Selbstbewusstsein und ihre Art mit anderen zu kommunizieren genau diesen Lehrern verdanke. Daher sei sie sehr traurig, dass die Schulzeit jetzt zu Ende ginge. Denn, was der neue Lebensabschnitt, in den sie sich jetzt begibt, bringe, wisse sie ja noch nicht. Aber sie hoffe natürlich auf genau so gute Erfahrungen an einer Universität.
 
Ich war schon sehr berührt von diesem Geständnis, denn man hört ja oft von frustrierten Schülern und von Lehrern, die nur nach Schema F ihren Unterricht durchführen. Ich hab sie natürlich auch gefragt, ob sie das den entsprechenden Lehrern einmal gesagt habe, denn aus eigener Erfahrung mit unseren Kindern weiß ich, wie sehr auch Lehrer ein positives Feedback brauchen. Sie sind sehr schnell in Gefahr, in ihrem Beruf auszubrennen! Auch das bestätigte sie. Sie habe immer wieder Gespräche mit den einzelnen geführt und auf der Abi-Feier wird da wohl jeder noch mal eine gehörige Portion an Lob bekommen. Das ist doch sehr schön, oder?
 

In den letzten Wochen fiel auf, dass in den Medien immer wieder Negativmeldungen über die Jugend verbreitet worden sind. Gewalt und Alkoholismus an der Tagesordnung? Null Bock-Generation? Daher hab ich gedacht, wäre es doch vielleicht einmal sehr schön, wenn in den Medien einmal darüber berichtet wird, wie Jugendliche eigentlich ihren Alltag erleben, was sie so denken, welche Hoffnungen sie haben, wie sie ihre Freizeit verbringen und was sie sich an Verbesserungen in Schule und Familie wünschen.
 
Medien haben ja einen großen Einfluss im Denken des Lesers und des Bürgers. Und da wäre es doch mal schön, eine andere Seite unserer Jugend aufzuzeigen.
 
In all den Jahren mit meinen eigenen Kindern habe ich so viele Freunde von ihnen kennen gelernt und miterleben dürfen, wie sie mit ihren Problemen konstruktiv umgegangen sind und sich sozial und kulturell engagiert haben. Daher denke ich oft, schade, dass das in der so wenig wahrgenommen wird und möglicherweise bei Vielen ein falsches Bild über die Jugend heute entsteht!
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