Früher, also das stimmt, da hab ich sie ja immer belächelt, die Horter, Einkäufer für schlechte Zeiten. Hast Du mal einen Blick in ihren Kühlschrank geworfen, da türmten sich Berge von Lebensmitteln. Der Gang in den Keller bewies es erst recht, hier hatte man vorgesorgt für alle Eventualitäten. Jedoch, immer wieder überraschten mich dann die Ausmistaktionen. Abgelaufene Konserven, Flattertiere in Tüten abgepackten Mehls und sonstigen Getreideprodukten. Naja, ich dachte immer, muß ja jeder selber wissen, oder?
Ich jedenfalls hab nie gehortet, gesammelt, für die Fälle, den Tag X oder so. Ich hab bisher immer nur das gekauft, was ich wirklich so brauchte für den Tag. Klar, da gab es auch mal ne Pizza auf Vorrat für Keine-Lust-ich-koche-heut-nicht-Tage, oder mal schnell ne Fertigsauce für die Spagetthi, auf die es einen doch noch am späten Abend gelüstete, oder weil mal eben eines der Kinder ins Haus schneite und Hunger schrie, aber vom Mittagessen nichts mehr übrig war.
Aber jetzt komm ich doch ins Grübeln. Hab ich das alles richtig gemacht. Wohl nicht? Denn! Jetzt hat die Bundesregierung, wie ich in einer Zeitung las, öffentlich dazu aufgerufen, Vorräte anzuschaffen. Für alle unvorhergesehenen Unwägbarkeiten, für die Talfahrt der deutschen- nein, ja eigentlich weltweiten Wirtschaftskrise. Hoppla! Ich stutze und staune und denke, Röschen sollste jetzt etwa auch? Aber wo fange ich an? Was kaufe ich! Ich bin da eigentlich ganz unorganisiert, muß ich sagen. Konserven, Brot, vielleicht Schwarzbrot, wie beim Kommiß damals, Knäckebrot oder so. Soll ich jetzt den Kleingarten doch wieder auf Vordermann bringen und alles, was in diesem zu ziehen ist, anpflanzen, um dann nach der Ernte eine Fülle von Gläsern mit eingelegtem Obst und Gemüse herstellen? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Ratlos sinniere ich vor mir her.
Aber! Gott sei Dank, die Bundesregierung weiß Rat. Mit der Aktion Eichhörnchen, mit der sie zum Anlegen von Futterräten aufruft, gibt sie eine genaue Anleitung, was man unbedingt im Haus haben sollte. Die Liste ist gar nicht so groß.
Man nehme also, so sagt die Bundesregierung, pro Person, für ein Jahr ausreichend:
170 kg Weizen oder anderes Getreide im ganzen Korn,
45 kg Zucker oder Honig (Zucker hält jahrzehntelang, Honig ist unbegrenzt lagerfähig),
45 kg Magermilchpulver (Haltbarkeit wird meist mit mehr als zwei Jahren angegeben, in Wirklichkeit kann man es sogar länger lagern)
6 kg Salz (trocken unbegrenzt haltbar)
Und, noch ein ganz wichtiger Ratschlag. Wenn man keinen guten Kontakt zu einem Bauernhof hat oder eben keinen eigenen Schrebergarten besitzt, dann solle man möglichst schnell den Kontakt herstellen. Stabile Kontakte zu Bauernhofbewirtschaftern gewährt stabile Sicherheit für, wie ich sagte, alle Eventualitäten.
Ach ja, und bevor ich es vergesse, ganz wichtig: Ein Brotbackautomat muß her, unbedingt.
Ja, dann werd ich mal losziehen, wahrscheinlich miete ich mir einen Anhänger für´s Rädle oder einen Handkarren. Ich bin nur ein bißchen in Sorge, was werden wohl die Nachbarn denken? Und! Bekomme ich in meinem Bio-Supermarkt meines Vertrauens überhaupt die Mengen an Getreidevorräten und wie werden die mich wohl anschauen, wenn ich da mit meinem Handkarren einziehe. Naja, vielleicht denken sie ja auch, ich hätte mich nur selbständig gemacht, Bäckerei oder so. Ist ja auch egal, oder? Man soll nicht drüber nachdenken, was die Nachbarn etc. von einem denken, sondern nur an sich selber. Und sicher ist sicher, nicht wahr.
Ab heute werd ich also ein Eichhörnchen. Naja, und wenn die Eventualitäten doch nicht eintreffen, kann ich ja immer noch ne Backorgie veranstalten oder das Brot den Armen schenken. Umsonst isset bestimmt nicht.