Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog
17. November 2008 1 17 /11 /November /2008 12:11

Ich bin schuld! Jawohl! Woran? An der aktuellen Wirtschaftslage natürlich. Gerade mal wieder gesehen, so beim Vorbeifahren mit dem Auto, Ladenlokale schließen. Ich stoppe vor der Ampel, sehe mir die Auslagen des Geschäftes an, Tüddelskram, alles, finde ich. Braucht kein Mensch.  Ich meine, klar, es hat Zeiten gegeben, da haben die Leute sich gekauft, was sie nicht brauchten. Ich noch nie. Von mir haben die kein Geld bekommen. Ich stand noch nie auf Meissner oder Thomas Porzelan. So mit Zwiebelmuster oder dezentem Goldrand. Wozu brauchte ich das auch? Klar, ich mach es auch schön, aber wichtig ist die Runde, die sich um den Tisch versammelt.

Jeden Tag eine Flut von Prospekten, Discounter, Möbelzentren, Bekleidungsgeschäfte, Elektro- und Medienanbieter, nichts für mich, ich hab doch alles. Mach ich den Schrank auf, ist immer genug drin. Ich bin auch nicht modeabhängig, trage alles jahrelang, paßt immer. Daher, ich bin auch kein Abnehmer von diversen Werbebotschaften, das wissen die nur nicht. Ist ja eigentlich schade, drucken und verteilen und dann landest es im Papierkorb. Ich sag  ja, ich bin schuld.

Mein Auto, ewig alt, fährt aber immer noch, o.k. nun ist es bald ganz weg, auch egal. Fahre sowieso lieber Rad. Außerdem gibt es ja auch Mietwagenanbieter, immerhin, da werd ich dann vielleicht mal Kunde, wenn ich eins brauche. Da haben auch die Oelkonzerne Pech bei mir, ich tanke somit auch fast nie.

Shopping? Nö, wie gesagt, nervt mich sowieso ab, schon, wenn es denn mal sein muß, mit der Tochter und so, dann bin ich schon nach dem dritten Geschäft malaat, wie man bei uns Kölschen so schön sagt. Reizüberflutung. Tausende Mäntel, Hosen, Jacken, Blusen, Shirts, nach einer Stunde gucken, kann ich nichts mehr sehen. Glitzern, goldne Armbanduhren, Perlenketten und Colliers? Nö, zieht mich nicht an, ebenfalls noch nie.

Ja, und die armen Reisebüros, machen auch keine Umsätze mehr, bin ich auch schuld. Ich reise nämlich, wenn überhaupt, nur individuell, zu Fuß oder per Rad mit Rucksack. Hotels können an mir auch kein Geschäft machen, ich schlafe lieber einfach.

Die Kaufkraft ist gesunken, so was. Bei mir natürlich sowieso, aber selbst als ich es hatte, war ich schuld, ich kaufte fast nie was. Aldi, Lidl usw. verdienen an mir nix. Ich mach nen Zettel, einmal die Woche, brauch auch keine Radlerhose, Jogginganzug, Socken, und diverserlei, die meinen zwar, man müßte es haben, weil gerade so billig, ein Angebot, aber selbst 3,00€ für etwas ausgegeben, was ich nicht brauch, sind 3,00€ zuviel. Nein, ich bin nicht geizig, nie gewesen, aber ich laß mich doch nicht manipulieren.

Siehste und jetzt bin ich schuld. Was machen wir bloß, wenn immer mehr so denken oder es sich nicht mehr leisten können, wie schon lange? Geschäfte, Handelsketten und Betriebe schließen, ich weiß es ja von mir selber, Teppiche sind out, braucht also auch niemand mehr Reinigung.

Ich frag mich gerade bloß, wie geht das Leben weiter, ohne Kaufen müssen, wollen, möchten, oder sollen?

Bin ich vielleicht nicht normal? Bin ich vielleicht, wie Ditsche letzten Samstag sagte, ein Allien, anders verstromt?
Zweifel über Zweifel, Fragen über Fragen! Ich stelle sie einfach mal in den Raum?






 

Diesen Post teilen
Repost0
12. November 2008 3 12 /11 /November /2008 11:03

Es war mal wieder soweit. Gestern, bei uns in Kölle. Einläuten der Session! Welcher? Na der närrischen natürlich. Auch ich machte mich auf den Weg mit meiner 7 kg schweren Surdo, um mich mit meienr Gruppe unter der Hohenzollernbrücke zu treffen, dort einzustimmen und dann ab die Post ins Getümmel, mal so richtig einheizen. Gesagt, getan.

Schon unterwegs erlebte ich wie immer nette Begegnungen. Ein junger Mann in der Bahn stand neben mir und schielte auf meine Trommel. Dickes Ding, meinte er. Wat machste denn damit. Ich erklärte schnell, dass die Surdo das Herzstück einer Sambaband ist. Die erste Surdo, die ich spiele, gibt den Pulsschlag, den Rhythmus an, dabei schmunzelte ich vor mich hin, denn Chris, unser Leiter, muß mich immer bremsen, da ich oft viel zu schnell bin, wat willste machen. Demnächst kriegste zwei Trommeln, sagte er neulich. So kam das Gespräch von Hütchen auf Stöckchen und er erzählte mir, dass er erst kurz hier nach Köln zugezogen ist. Wohnt jetzt in dem Neubaugebiet des alten Bundesbahngeländes in Nippes. Käme ursprünglich aus Oldenburg, arbeite noch in Frankfurt bei einer Bank, wohin er jeden Tag fahren müsse. Schön sei es in Köln, er genieße die lebensfrohe Einstellung der Kölner. Das wäre in Oldenburg anders gewesen, kleinbürgerlich, eher spießig und wenig Angebot für junge Menschen, insbesondere Familien. War ein nettes Gespräch, wann findet man so was schon, einfach mal eben zwischendurch in der Bahn.

Und dann ging´s los. Hinein in das bunte Treiben. Lauter Jecke unterwegs. Jecke? Na ja, es waren einige, die sich bunt, ideenreich und kreativ verwandelt hatten. Lustig anzusehen. Lachen über die Gesichter verbreitet, Frösche, mit Schwimmflossen, wunderschöne Rotkäppchen, herrlich majestätisch aussehende Rokokkodamen. Aber auch Frauen mit Miniröcken bis zum Ar...., nur in Strumpfhosen mit Bikinihosen bedeckt. Frage? Was bezweckt man an so einem Tag mit solch einem Auftreten? Na ja, stimmungsmäßig ging es so. Irgendwie ein bißchen sehen und gesehen werden. Anmachen, abchecken, Marktwert abschätzen lassen. Jedenfalls, war das nicht nur mein Empfinden, unsere Gruppenmitglieder bestätigen das ebenfalls.

Aber wo wir spielten, war es immer nett. Jung und alt ließen sich von den Rhythmen bewegen. Hey, ihr seid besser als der alte Schlagerdriß und die komischen kölschen Karnevalslieder, ihr seid besser als Bier. Na also, das ist doch schon mal was. Nein, das war auch meine Beobachtung. Wir trafen einige Musikgruppen, die sich spontan uns anschlossen und mit uns einfach so zusammenspielten. Irgendwann bemerkte ich sie, die nicht mehr ganz junge Frau, ganz normal gekleidet, gelbe Jacke, weiße, große runde Ohrringe, normal gesehen irgendwie ein bißchen spießig aussehend. Aber wie sie sich da plötzlich dem Samba hingab, das war unglaublich berührend, ganz selbstvergessen, einfach so, wirkte auf mich erotisch, sinnlich und irgendwie echt, nicht so obszön, wie manche Bewegungen junger Leute.  Ich fing an, während des Spielens mir über sie Gedanken zu machen. Sie war da so allein, wie wohl ihr Leben aussieht! Vielleicht den Mann verloren, oder nie einen gehabt, oder sonst etwas Schweres, dass sie sonst belastete, dass sie da so plötzlich unverhofft vergessen konnte, für einen Moment, sich hingeben konnte in eine andere Stimmung. Na ja, alles Phantasie.

Dann endlich Pause! EIn Bierchen, eine Zigarette, ein kleines Pläuschchen mit rechts und links. Und da sah ich ihn, den Mann, zusammengekrümmt auf dem Boden liegend. Ich ging zu ihm, beugte mich runter, wollte sehen, ob der noch atmete. Gott sei Dank, er lebte. Aber war ganz weg, komatöser Schlaf wohl. Was mache ich bloß, hämmerte es in meinem kopf. Ich blickte mich um, keiner reagierte. Und jetzt kommt es, da hört bei mir der Spaß auf, ich faßte es einfach nicht. Kommen zwei daher und geben dem auf den Boden liegenden Mann einen Fußtritt! Hallo! "Sag mal, habt Ihr sie nicht mehr alle?", meine Frage.  Keine Antwort, nur dummes Glotzen und Weitergehn. jetzt reicht es mir aber. Ich nehme mein Handy und rufe einen Krankenwagen. Hey, Röschen, meinst Du das wäre nötig, eine Frage. Der ist doch nur besoffen. Na und, den kann man doch hier nicht so liegenlassen, das ist würdelos und außerdem, wenn der hier Stunden liegt, stirbt der nachher noch an Unterkühlung. Ne, keine Unterstützung, gar nicht mal. Mir egal, ich hab angerufen und die sind dann auch gekommen und haben ihn mitgenommen.

Karneval, Einläuten der Session, Fröhlichkeit, Heiterkeit, buntes Treiben, Alkoholvergiftungen, Anmache, und Absturz alles nah beieinander. Man muß beides sehen. Aber worüber ich niemals im Leben wegkommen werde, ist die Gleichgültigkeit mancher Menschen und wie in diesem Falle der Höhepunkt, dem am Boden liegenden noch einen Fußtritt geben, egal, warum er da liegt und wieso es dazu gekommen ist. Eine oft zu beobachtende Haltung auch im Alltag. Liegt einer am Boden, dann einfach noch drauftreten. So was! Mit mir nicht! Es tut weh, immer noch! Das Gefühl!

Aber so ist es eben in dieser Welt!

Diesen Post teilen
Repost0