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18. September 2017 1 18 /09 /September /2017 14:10
Es ist ein Riesending, aber so wahr, wie ich es hier schreibe. Als ich am frühen Morgen, da ich ja tief und fest zeitig eingeschlafen war, erwachte, da fiel mein Blick sofort auf meinen Storch vor meinem Fenster. Ich denke mal, der war ganz sicher schon früher wach als wie ich, aber jedenfalls, er hielt gerade Morgenputz. Seine Flügel weit ausgebreitet, putzte und zupfte er sich und ich sah seinem Treiben gerne zu. Dachte, siehste, die Tiere vergessen sich niemals. Sie wissen, was zu tun ist, um sich in Schuß zu halten. Wenn ich dann an die Menschen denke, denen ich manchmal bei meinem Pflegediensteinsatz begegne, auweia, die haben sich einfach aufgegeben, sich selber und das Umfeld, in dem sie leben. Das hat sicher mit dem Denkvermögen zu tun. Obwohl die Wissenschaft es ja niemals bestätigen konnte bisher, sollen Tiere ja nicht denken kännen. Hm...ich weiß es nicht, so recht will ich das ja nicht glauben. Also, wenn es so ist, dann ist es auch nicht verkehrt,intuitiv  zu wissen, was zu tun ist, um sich, die Art und das Leben, das ihnen zur Verfügung steht, zu erhalten und zwar so, dass sie sich selber keinen Schaden zufügen. Und so stieg ich ebenfalls schnell aus meinem Bett, machte mich morgenfrisch, packte meine Sachen wieder zusammen. Nochmal ein Blick ganz nah ans Fenster heran auf den Storch, der sich von mir nicht beirren ließ und ins weite Land und in den Himmel. Es regnete. Was sonst. Na gut, denke ich, dann eben nochmal heute. Irgendwann muss es ja auch mal wieder aufhören.
 
Runter zum Frühstück, dass ein reichhaltiges Angebot zeigte. Ausser mir saß am Tisch eine alte Dame, Engländerin, wie ich dann erfuhr. Kam Jahr für Jahr nach Kellinghusen, um hier zwei Wochen ihren Urlaub zu verbringen. Hatte sich mit den Herbergsleuten angefreundet. Sie ist so eine liebe, nette, so richtig das Klischee alter englischer Damen entsprechend. Herrlich und ihr Englisch einfach zu drollig. Aber ich kann sie ganz gut verstehen. Aber was sie Jahr für Jahr hier an diesen gottverlassenen Ort treibt, erschließt sich mir nicht. Aber es ist ja, wie ich immer sage, wenn mir an anderen Menschen etwas nicht verständlich ist, nicht mein Leben. So halten wir gemeinsam gemütlich das Frühstück ab. Ich bedanke mich für die wirklich sehr nette Gastfreundschaft hier, die nicht mal teuer war und wünsche der Engländerin einen noch schönen Aufenthalt und den lieben alten Herbergswirten nette Gäste. Dann zieh ich meine Regensachen an, hole mein Rad aus dem Stall und auf gehts Richtung Wrist.
 
Fahre am Kellinghusener Friedhof vorbei. Groß ist der nicht. Gestorben wird hier nicht viel, jedenfalls nicht schnell, denke ich, denn er ist recht übersichtlich. Guter Dinge bin ich an diesem Morgen bei der Fahrt trotz des Regens, der eher stetig nieselnd vor sich hin tropft. Auszuhalten. Und der Weg ist wieder mal wunderschön, durch kleine Siedlungen hindurch,  bis ich nach Bokel in den Wald komme. Unbefestigt, aufgeschwemmt, schlecht zu befahren mit meinem Rad, aber da muss ich durch. Es ist leicht hügelig geworden jetzt. Das war mir klar, als ich sah, dass es jetzt ja in die Richtung Holsteinische Schweiz ging. So kam es, dass ich zeitweise vom Rad absteigen musste, erstens wegen der großen Regenmatschlöcher, zweitens weil es einfach unter diesen Umständen schwierig war, bergauf zu fahren. Mein Rad ist ein altes, treu wie gold, aber einiges funktioniert nicht mehr so richtig. Das Herunterschalten vom 5. Gang ist immer ein kleines Risiko, ich habe Sorge, dass mir die Kette abspringt. Und so maschiere ich hin- und wieder mit dem Rad durch den einsamen Wald.
 
Erreiche den nächsten Ort Mönkloh, dessen bewaldete Umgebung wie ich später lese, auch das Naherholungsgebiet für alle umreichenden Orte ist und in deren Waldgebite sich wohl viele alte Baumbestände finden lassen sollen, die unter Naturschutz stehen. Ich habe auch eine 300 Jahre alte Eiche entdeckt, von der ich mir natürlich ein Foto gemacht habe.  Mönkeloh grenzt an die Gemeinden Pinneberg und Steinfurt. Eigentlich ist es ein unscheinbarer Ort. Hier wohnen die Alteingesessenen, aber auch Zugezogenen aus Hamburg, die hier ihren zweiten Wohnsitz haben. Warum, wie ich an einem Schild lese, die Umgebung hier Klein-Italien benannt ist, erschließt sich mir allerdings nicht. Aber eine Attraktion gibt es nun doch. Und das ist eine kleine Kapelle, eine Waldkapelle, zu der ich auch gelange, am Wegesrand in einem Waldstück. Wunderbar. Und da der Regen gerade ein wenig nachgelassen hat, mache ich hier eine kleine Rast. Gehe in die Kapelle sitze still und zünde noch einmal Kerzchen für die Menschen an, die,  wie ich es schon erwähnte, mich drum gebeten haben, aber auch für die, die es gar nicht wissen. Ein friedlicher Ort. Das Bemerkenswerte an der kleinen Waldkapelle ist jedoch, dass genau einer dieser zugereisten Menschen aus Hamburg, ein älterer Herr, diese Waldkapelle auf eigene Kosten errichtet und der Gemeinde Mönkloh gestiftet hat. Immer wieder kommen Menschen mit Bussen angereist, um diese kleine Kapelle zu besuchen. Herrlich.  Im kleinen Kapellenbuch lese ich ein wenig und finde unglaubliche viele Danksagungen für diesen schönen Ort. Die Kapelle ist übrigens ökumenisch. Sie ist jetzt 15 Jahre alt. Der Erbauer war als Kind ein Waisenkind und aus Dankbarkeit, dass dennoch in seinem Leben alles gut verlaufen ist, hat er diese kleine Kapelle bauen wollen. Man muss ja nun keine Kapellen aus lauter Dankbarkeit für das eigene Leben bauen. Es gibt so viele Möglichkeiten seine Dankbarkeit zu zeigen. Manchmal ist es einfach auch die Lebensfreude die man anderen Menschen schenken kann, die sich ja aus der Dankbarkeit des hinter einem Liegenden ergibt. Vielleicht ist es ja auch gerade der Ort hier, der viele Menschen möglicherweise zum Nachdenken bringt, wofür sie eigentlich dankbar sein können. Wenn ich so durch meinen Alltag schreite, hab ich oft das Gefühl, dass die Dankbarkeit vielen Menschen verloren gegangen ist. Das ist mir aber schon auf vielen meiner kleineren und größeren Reisen durch den Kopf gegangen. Es gibt gerade in unserer Gesellschaft in Deutschland ein so großes Jammern auf hohem Niveau, dass es mir des öfteren schon einmal unerträglich erscheint. Lustig fand ich, dass der alte Herr eigentlich immer den Wunsch gehegt hatte, im Alter einen Porsche zu besitzen. Als er dann einsehen mußte, dass er da ja gar nicht mehr rein und rauskommt, hat er eben diese kleine Kapelle gebaut. Mir hat diese kleine Rast gut getan und ich radele frohgemut weiter.
 
Es geht jetzt zum Teil auf asphaltierten Radwegen, aber auch immer wieder auf unbefestigten Feldwegen Richtung Bad Bramstedt. Mittlerweile hat der Regen wieder unermeßlich zugenommen. Es schüttet wieder  oder wie der Engländer sagen würde: * Its rain Cats and dogs* Das Wasser läuft mir wieder übers Gesicht und daher bin ich froh, dass ich  diesen Ort erreiche, an dem ich sofort an der Strasse liegend ein Cafe mit Überdach entdecke, dort Halt mache, mein Rad abstelle, mein nasses Regenzeug ausziehe und mir Kaffee und ein Franzbrötchen bestelle. Ich habe zuvor in meinem Leben noch nie ein Franzbrötchen gegessen und bin wie verrückt nach diesen Dingern jetzt. Ich bin sozusagen auf dieser Reise ein Franzbrötchenfan geworden. Am Nebentisch sitzt eine Gruppe Frauen. Ich weiß nicht, ob die aus dem Dorf sind, oder ob das ein Kegelverein ist. Jedenfalls sehen die so aus und verhalten sich auch so. Zweideutige Anspielungen, lautes Gelächter, wo ich gar nicht weiß, an welcher Stelle ich da jetzt lachen sollte und ein unermüdliches Geschnattere. Jösses, aber schmunzeln muss ich ja doch. Meine Welt ist das jedenfalls nicht. Da mein Feuerzeug unterwegs nass geworden ist und sich keine Flamme mehr ergibt, mit der ich mein Zigarettchen anzünden könnte, bitte ich eine der Frauen um ihr Feuer und so kommen wir natürlich auch ins Gespräch, wie immer. So was gelingt mir ja, wenn ich will in null komma nix. Naja, viel zu erzählen gibt es da nun nicht, das Übliche halt, wie ich schon mehrmals erwähnte. Mutig, allein als Frau, blablabla...Man könnte ja heutzutage nicht mehr als Frau allein über die Strasse gehen und schon gar nicht am späten Abend. Jösses, entgegne ich ihnen, wer soll schon mitten in einem 10 km langen Wald auf mich warten und das auch noch im Regen. Irgendwie scheint ihnen das einzuleuchten. Auch mal gut, wenn man die Menschen auf die Fakten hinweist. Jedenfalls, das Leben ist immer gefährlich, sag ich ihnen noch, es endet nämlich mit dem Tod. Hihi, ich muss dabei echt kichern. Irgendwie gucken die mich komisch an, aber das ist mir jetzt auch egal. Unfreundlich sind sie aber nicht, ich ja auch nicht. Bedanke mich fürs Feuer, Gespräch und ziehe in aller Seelenruhe meine Regenklamotten wieder an und weiter gehts.
 
Wie ich im Nachhinein von einem von mir geschätzten Menschen erfahre, als ich ihm sagte, Bad Bramstedt, ein gruseliger Ort, erfahre ich noch, dass es hier weit über die Grenzen hinaus eine große Rehaklinik für psychosomatische Leiden gibt. Es Ist ja auch ein *Bad* also Kurort. Also für die Umgebung hat sich das *Bad* es jedenfalls verdient. Den Ort selber empfinde ich nicht gerade erholungsgewichtig, aber wer weiß, vielleicht im Sonnenschein sieht ja alles ganz anders aus.
 
Ich fahre am Bramstedter Schloß über die kleine Mühlenbrücke am Bahnhof vorbei, muss nun wieder bergauf fahren, komme am großen Gutshof Gayen vorbei, der majestätisch da vor mir liegt. Dass es so was heute noch gibt, denke ich, Gutshöfe und fahre eine längere Strecke und dann geht es wieder in den Wald hinein, mit...ihr ratet es schon . wunderschönen unbefestigten, Ralley-Wegen. Genau, das dachte ich nämlich jetzt bei meiner Fahrt durch diesen Wald. Zum Teil mutet mir meine Radtour wie die Ralley Dakar, nur mit Rad und ohne Beifahrer an. Jedenfalls mein Rad sieht aus wie nach einer Schlammschlacht und ich bin auch nicht weit davon entfernt an den Abenden nach diesen beiden Regentagen. Aber gerade finde ich das herrlich. Ich hab mich lang nicht mehr so wohl gefühlt. Natur pur. Man weiß ja heutzutage gar nicht mehr als Städter was Wetter eigentlich bedeutet. Ich schon jetzt mal wieder. Ich habs ja oft schon durchgemacht bei meinen Touren. Aber der Mensch vergißt auch schnell.
 
Den Ort Großenaspe durchquerend komme ich nach ca. 1 km in den *Wildpark Eekholt* Gerade hat sich der Himmel mal wieder etwas erbarmt und es kommt sogar für einen Moment die Sonne durch, obwohl sich rundherum die schwarzen Wolken schon wieder auftürmen. Aber gerade jetzt in diesem Moment, als ich in den Wildpark einbiege, leuchtet das Laub herbstlich rostrot und habe ich es schon geschrieben, ich weiß es jetzt gar nicht mehr. Jedenfalls es ist so wunderbar über am Boden liegende Eicheln, Kastanien, Hölzchen und Stöcken zu fahren, es knistert so fein. Falls ich es schon geschrieben habe, auch egal, dann weiß mein geneigter Leser eben, dass ich ausser mir mit dieser Stille und nur dem Hören des Geräusches auf meinem Radwege.
 
Ich verabschiede den Sommer, ging mir auch irgendwann durch den Kopf und begrüße den Herbst, die Jahreszeit, die ich wie den Frühling so liebe. Klare, etwas kühlere Luft, Sonnenschein, buntes Laubwerk, der duftende Herbst einfach. Wie ich später in meiner Herberge in einer Broschüre lese, gibt es allerlei Getiers hier in diesem schönen Wildpark. Von Waschbären, Schwarzstörchen, Steinadlern Heidschnucken, Rehen und Zwergziegen, fast an die 700 Tiere können hier beobachtet werden. Ich jedenfalls hatte hier kurz nach dem Hineinfahren in den Wildpark auch ein besonderes Erlebnis. Ich weiß nicht, woher der kam, aber plötzlich war er da. Ein riesengroßer braun-schwarzer Schäferhund. Jösses. Ich merkte plötzlich, dass er mir folgte, teils lief er neben meinem Rad her und schniefte und schnuffte. Habs erst gar nicht bemerkt, das Hecheln hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Ich guck ja auch nicht nach hinten beim Fahren, Ich hatte genug damit zu tun, darauf zu achten, wie ich mein Rad und mich unbeschafet durch die aufgewühlten Wege bugsierte. Jedenfalls irgendwann schaute ich nach links hinten, wie beim Autofahren, wo du guckst, ob dich einer überholt und da seh ich ihn. Ich hab im ersten Moment schon einen Riesenschrecken bekommen muss ich sagen. Ich sags gleich, ich bin so was von einem Hundenarr, damit das klar ist. Daher weiß ich aber auch, vor freilaufenden Hunden immer vorsichtig sein, man weiß nie, was mit denen los ist. Ich bin dann einfach mal stehen geblieben, der Hund aber auch. Wir haben uns dann eine Weile angeschaut. Weiß auch nicht wieso jetzt, jedenfalls fiel mir der Satz ein *du mußt dem Wolf ins Gesicht schauen*...Aus irgendeinem Film, auf den Titel komm ich gerade nicht. Ja genau, man muss der Angst ins Gesicht schauen, dann zieht sie sich zurück. Und so war es auch jetzt. Also, der Hund hat sich nicht sofort zurückgezogen, aber er wedelte mit dem Schwanz. Und ich weiß ja, dass, wenn Hunde mit dem Schwanz wedeln,  freundlich gesinnt sind. Auf Hunde ist Verlaß. Bei denen weiß man immer wo man dran ist. Wedeln sie, ist alles klar, knurren sie, besser Rückzug. Der Hund ist nicht verheuchelt wie der Mensch, der vorne dich anlächelt und dir hinten das Messer in den Rücken sticht. Hahaha, jedenfalls denk ich gerade so und meine Erfahrung hat mich das auch des öfteren erleben lassen. Ich halt mich da auch lieber an den Satz *Dem Freund die Hand, dem Feind die Stirn* Hab ich mal gelesen den Spruch bei einem von mir geschätzten Menschen, fand ich gut und ist auch richtig so. Nun denn, wahrscheinlich wollte der mich nur mal beschnüffeln, der Hund, er verschwand dann auch irgendwann und ich zog ebenfalls weiter meines Weges. Coellho sagte ja in seinem Büchlein über den Jakobsweg, ein Pilger muss einem Hund begegnen, es sei eine mystische Erfahrung. Und ja, tatsächlich, als ich auf dem Jakobsweg war, beide Male, einmal in der Kurzform von Lyon aus, das andere Mal dann den gesamten Weg, sind mir auch beide Male Hunde begegnet und tatsächlich auch einige Zeit neben mir her gelaufen. Nun denn...ich mag Spiritualität, solange sie nicht dogmatisch ist und mir etwas aufzwingen will. Das hab ich hinter mir gelassen.
 
Ich fahre nicht den Umweg über das Kloster Nütschau, das zwar sehenswert sein soll, wie ich später nachlese, aber ich muss ja nicht alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen auf diese Reise. Das Draussen sein, mich bewegen, die Natur und meine Sinneseindrücke genügen mir vollends. Ich komme raus aus dem Wildpark, durchquere den klitzekleinen Ort Bark sowie Todesfelde. Ups denk ich, kein schöner Name für einen Ort in dem man lebt. Muss mich aber eines besseren belehren lassen, denn eigentlich hat der Name eine ganz anderen Ursprung. Er entwickelte sich aus dem ursprünglichen Namen *Odesfelde* und kann mit *Zum Felde des Ode* übersetzt werden. Also jetzt mal ehrlich, ich krieg den Zusammenhang nicht hin, auch wenn ich noch immer mal wieder drüber nachgedacht habe. Manches versteh ich einfach nicht. Muss ich ja auch nicht. Es lebt sich auch so recht gut.,
 
Es geht jetzt ein wenig über Landstrassen und Radwegen entlang zum Ort Groß Niendorf. Aus diesem Ort ist zu erwähnen, kommt der deutsche Maler Christian Rohlfs Niendorf. Er zählt zu den wichtigsten deutschen Expressionisten und hat auch mit Nolde zusammen gearbeitet. Aber das wars schon zum Ort. Ich bleibe weiter auf Land- und Dorfstrassen und den danebenliegenden Radwegen komme nach Tralau und Neversdorf. Beide Orte sind hübsch, still gelegen in die Weiten der Landschaft, aber ansonsten unspektakulär. Nur zu Neversdorf gibt es zwei Legenden, die sich erzählt werden. Angeblich soll es im Neversdorfer See eine Insel gegeben haben. Z.b. sollte sich auf dieser Insel eine Schule befunden haben, zu der die Kinder des Ortes mit einem Boot gebracht wurden. Die andere Legende erzählt von einem Kloster, in deren Mauern eine Nonne eingesperrt worden sein soll. Beweise für diese Geschichten gibt es natürlich nicht, wie immer. Legeden haben oft einfach den Nutzen etwas interessant zu machen und es ist ja auch schön, wenn etwas Geheimnisvolles um einen Ort oder einen Menschen webt.
 
Von Neversdorf gibts wieder einen hübschen Weg mit Mittelgrasnarbe, was bedeutet, ufbasse Roeschen. Gott sei Dank sind die Spuren so breit, dass sie einigermaßen gut zu befahren sind. Nur hin- und wieder muss ich von der rechten zur linken Spur ausweichen, wegen zu großer Pfützen. Ich habe auch schon solcher art Wege befahren diesen Tagen, da war die Fahrspur gerade mal so breit, dass mein Radreifen noch hineinpaßte in die Spur. Aber das kannte ich ja auch schon von meiner Tour im letzten Jahr nach Berlin. Das ist halt Abenteuer pur, welches ich nicht missen möchte. Mir geht bei so was das Herz auf.
 
Nun hab ich nach ein paar Kilometern noch und der Durchfahrt nach Mözen, Wahlstedt und Fahnenkrug endlich Bad Segeberg erreicht. Hurrah. Gerade hat es auch aufgehört zu regnen. Die Fußgängerzone kommt mir gähnend menschenleer entgegen und das um 16.00 Uhr nachmittags. Naja, was soll ich sagen, fahre da gemütlich hindurch und habe gleich den Gedanken, die haben sie mit großer Mühe versucht hübsch auszugestalten. Aber wie ich schon schrieb, für mich haben diese Fussgängerzonen immer etwas Kaltes, Steriles an sich, ich kann mir da nicht helfen. Und sicher lebt der ganze Ort nur von den Karl-May-Festspielen. Dann geht hier sicherlich der Bär ab, ansonsten ist wohl tote Hose angesagt. Was machen heir eigentlich die Jugendlichen frag ich mich, als ich mal hie und da eine kleine Gruppe irgendwo entdecke, wenn sie es nicht gewohnt sind, mit ihrer Zeit auch sonst was anfangen zu können, ausser sich in Vergnügungsstätten herumzulümmeln.
 
Ich finde jedenfalls den Weg zu meiner Jugendherberge recht schnell, die direkt am Bad Segeberger See liegt, also vielleicht 200 m entfernt. Ich habe ein Zimmer im Erdgeschoß, zwar nicht mit Dusche auf dem Zimmer, aber alles ist gut. Rad untergebracht, bisserl frischgemacht, und dann gehts los. Ich bevorzuge es, nicht in die Stadt zu laufen, da es gerade noch trocken ist, sondern zum See hinunter zu gehen. Dort finde ich nach einigen Metern genau vis a vis eines großen Gesundheitszentrums ein kleines Restaurant, direkt am Ufer des Sees gelegen. Das ist es, was ich jetzt will. Suche mir ein hübsches Plätzchen in einem Strandkorb, hol mir was zu essen, ist Selbstbedienung, aber voll ok und mach es mir gemütlich. Wunderbar, ein tiefes Seufzen durchfährt mich, so schön der Blick auf den See, in denen Entchen munter herumplätschern. Alles friedlich. Ich schicke ein paar Grüße zu den lieben Menschen, die mich gedanklich begleiten. Zünde mir nach dem Essen mein wohlverdientes Abendzigarettchen an und naja, was soll ich sagen, da gehts schon wieder los mit dem Regen. Aber ich sitz ja im Strandkorb, zieh die Füße ein und lass den Regen Regen sein. Weil sich trotz des Regens auch die Sonne zeigen will, leuchtet plötzlich mitten über den See ein riesengroßer Regenbogen. Ich liebe Regenbögen weil sie mich immer an das Bild aus der Schrift erinnern, wo der Regenbogen als Friedenszeichen Gottes mit den Menschen ist. Also, ich glaub ja nicht, wie auch immer dieser Gott sein soll, dass er in Unfrieden mit den Menschen gelebt hat. Natürlich sagt das die Schrift, aber ich hab da meine eigene Sichtweise, ist einfach so. Aber den Regenbogen als Zeichen des Friedens, aber auch des Glücks zu sehen, empfinde ich wunderbar. Kann mich immer wieder daran erfreuen. Und so fotografiere und fotgrafiere ich ihn in allen Farbnuancen. Manchmal denke ich, ich fotografiere zwar so gern, aber das wirklich tiefe Erleben kann man mit einem Bild nicht festhalten. Aber es kann das Erlebte beim Anschauen wieder lebendig machen.
 
Eine schöne Abendstunde hab ich hier am See verbracht, schlendere noch ein wenig durch das Städtchen, aber kann mich für nix mehr begeistern. Sie kommt mir immer noch gähnend leer entgegen und ich verspüre keine große Lust mehr auf Exkursionen, maschiere zurück zu meiner Jugendherberge und lasse den Tag ausklingen. Schön wars wieder, voller Eindrücke und Begegnungen, wenn auch zumeist nur mit Hunden, Vögeln, Schnecken und Katzen.
 

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