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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 18:05
Einfach mal ein Filmtipp, weil ich ihn für absolut sehenswert halte. Nicht nur ein Film, sondern ein Kunstwerk hintereinander gereihter Bilder. Wer Aki Kaurismäki mag, der muß sich diesen Film unbedinggt anschauen!
 
Roy Anderson, schwedischer Regisseur hat in Zusammenarbeit mit deutschen, französischen und dänischen Produktionen, ein kleines Wunderwerk geschaffen!
 
Was sehen wir? Eine Aneinanderreihung von kurzen Bildgeschichten einzelner Menschen, die in einem düsteren und depremierenden Stadtviertel ihr Dasein führen. Die einzelnen Bilder haben etwas surrealistisches, kaum Bewegung und trotzdem und gerade deswegen erzählen sie eine gane Geschichte des einzelnen Menschen.
 
Wir sehen die Geschichte einer ALkoholikerin, die sich auf einer Bank sitzend, ihrem Selbstmitleid hingibt. "Keine Sau versteht mich", immer wieder ihre Worte. So selbst in sich versunken, spürt sie nicht mehr die liebevolle Zuneigung ihres Freundes, der sie da raus holen will und so läßt sie sich in ihre Träume fallen, einfach mal auf einem Motorrad sitzend dem Leben davon zu fahren.
 
Wir sehen einen Friseur, einen Ausländer, der scheinbar mit Enthusiasmus seinem Beruf nachgeht und mit einem Kunden ins Gespräch kommen will über die Arbeit, die er an seinem Kopf verrichten soll. Dieser, der Kunde aber, ist so mit sich selber beschäftigt, dass er darauf nicht eingeht und so erleben wir mit dem Friseur seinen wütenden Gefühlsausbruch und er schert ihm gerade drauf los einen dicken kahlen Scheitel über den Kopf und verläßt wütend seinen Laden.
 
Dann die Tochter, die ihre Mutter im Altenheim besucht. Die Mutter nicht mehr ansprechbar. Die Tochter sitzt weinend vor ihr, will sie zwingen, die alten Geschichten, die Mutter der Tochter zu einer anderen Zeit, über ihr Leben immer erzählt haben muß .Wie schlecht es der Mutter doch gegangen ist. Erzähl bitte, bitte, noch einmal, klagt die Tochter. Und man bekommt unwillkürlich eine Gänsehaut, wenn man sich innerlich hineinvertieft, in diese Art des Mißbrauchs von Müttern an ihren Kndern, die diese mit ihrem ganzen eigenen Unheil der Kindheit belastet haben.
 
Wir sehen ein junges Mädchen, dass sich hoffnungslos verliebt hat in einen selbstgefälligen Gitarristen, der nicht in der Lage ist, aus sich herauszutreten und diese Liebe zu erwidern.
 
Für mich das stärkste Bild, die Geschichte eines Handwerkers, der einen Traum erzählt. Er sei auf einer Familienfeier eingeladen gewesen, die er aber gar nicht kannte. Man sieht eine größere Gesellschaft, einen wunderbar gedeckten Tisch mit edlem Porzelan, wie einer der Familienangehörigen besonders hervorhebt. Der Handwerker fühlt sich unwohl in dieser Runde. Die Menschen scheinen erstarrt, es gibt keine wirklche Beziehung untereinander. Man wahrt den Schein, die Lebendigkeit fehlt. Anscheinend zu viele Leichen im Keller. Daher will er einen Juke bringen und versucht sich an einem Zaubertrick. Er will die Decke des Tisches unter der gesamten Dekoration hinwegziehen,so daß danach alles geordnet stehen bleibt. Natürlich mißlingt ihm dieser Trick, denn er ist Handwerker und kein Zauberer. Als er die Decke wegzieht, fällt das gesamte Porzelan samt Inhalt auf den Boden und auf den beiden aneinandergereihten Tischen sieht man zwei Hakenkreuze. Ich muß sagen, ich war lange nicht mehr so erschrocken. Ein unglaubliches Bild für die Verlogenheit einiger unserer Gesellschaftsmitglieder, die eine weiße Decke über das Unfaßbare stülpen will, einfach vergessen, aber in diesem Vergessen, vergessen sie sich selber und werden somit zu Toten, bevor sie sterben.
 
Nundenn der Handwerker wird angeklagt. Er sitzt im Gerichtssall, sein Anwalt weint, die Richter lassen sich einen Krug Bier bringen. Todesstrafe durch den elektrischen Stuhl. Ja klar, jemand der wie ein Rufer in der Wüste, das Unfaßbare aufdeckt gehört in den Tod geschickt,. Das will man nicht hören. Und so kommt es, wie eskommen muß, der elektrische Stuhl wartet. Er wird in den Raum gebracht, er wehrt sich, jammert, weint, aber kein Erbarmen. Dahinter steht der Geistliche, in seiner ganzen OPietät, starr und unbeweglich, die Bibel in der Hand. "DU sollst nicht töten" kommt mir unweigerlich in den Sinn! Wie kann ein Geistlicher dabei zusehen? Und doch muß er, es ist sein Dienst!
 
Nun denn, ich könnte jetzt noch alle anderen Bilder hintenanfügen. Aber ich will ja auch nicht alles verraten.
 
EIn klasse Film, dessen Bilder mehr erzählen als eine ganze Geschichte einer Handlung. Viele Bider, viele Handlungen, obwohl nichts passiert und doch wird viel erzählt.
 
Vom Menschen, der lieben will, aber nicht kann, weil er gefangen ist in seiner Selbstliebe, in seinem "Ich", nur an sich denkend und es nicht schafft in Beziehung zu treten. Trotzdem, schon allein durch die Kameraführung und die Zartheit der melancholischen Farben, ist der Film nicht traurig oder depremierend, denn immer wieder scheint wie ein dünner Farben auch Hoffnung hindurch. Und er ist vor allen Dingen in seiner manchmal daherkommenden Traurigkeit auch lustig. Ein Kunstwerk, diese Szenen zu sehen und willkürlich lachen zu müssen, denn hin und wieder erkennt man sich selbt!
 
Lassen Sie sich gefangennehmen von diesen Bildern. Solche Filme muß man einfch unterstützen. Er läuft in der Filmpalette in der Lübecker Straße, es ist mein Lieblingskino und auch schon allein wegen des Kinos, muß man einfach hingehen.
 
Viel Vergnügen
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