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1. Juli 2009 3 01 /07 /Juli /2009 21:23
Die Luft
wird dünner

der Nebel grauer Schleier
aus Händen
und Mündern

Herz aus Eis
so kalt, so starr

Das Eis
wird dünner

zögernd
meine Schritte

Ich dreh
mich westwärts

den Kopf gebeugt
die Hände zum Himmel

Die Luft
wird dünner

Rückzug
war noch nie
ein Freund!

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1. Juli 2009 3 01 /07 /Juli /2009 19:51

Heute ist es soweit. Der letzte Schultag hat begonnen. Da ich  Lehrer im Bekannten- und Freundeskreis habe, bekam ich die Anspannung seitens Lehrer und Schüler die letzten Wochen doch sehr nah mit. Jeder schien irgendwie aus dem letzten Loch zu pfeifen.
 
Die Lehrer waren beschäftigt, entweder mit den letzten Abiturprüfungen, Zeugnissen, Abschlußfahrten und Ausflügen. Grundschullehrer haben ihre durch vier Jahre begleiteten Klassen loslassen müssen. Man glaubt es kaum, aber es gibt einige, denen es tatsächlich schwer fällt. Ich meine ja auch immer...Grundschullehrer ist noch einer der dankbarsten Berufungen, muß man ja eigentlich beim Lehrerberuf schon sagen. Die Kinder lernen doch in dieser Zeit noch für den Lehrer und nicht für´s Leben.
 
Wie dem auch sei, nicht nur Schüler und Lehrer, sondern auch viele, viele andere, aus anderen Arbeitsbereichen können jetzt endlich mal das Handtuch werfen, den Löffel abgeben oder so;-)
 
Die heiß ersehnteste Zeit im Jahr ist angebrochen. Viele Erwartungen sind an so eine gemeinsame Urlaubszeit in einer Familie immer geknüpft. Endlich will man mal Zeit füreinander haben. Alles soll seinen Platz haben. Zeit für´s relaxen, für Bewegung, für Gespräche, die vielleicht schon seit langem anstehen.
 
Ich muß sagen, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, ich bin ja nicht mehr betroffen, ist es trotz auch öfters geschehener heftigster Auseinandersetzungen in dieser Zeit, eine schöne Erinnerung.
 
Bis ich  mal dahinter gekommen bin, wie unbewußt sich für diese Zeit Erwartungen einschleichen, mußte ich so manche Träne vergießen. Zuerst muß man ja mal berücksichtigen, man hat nur drei Wochen oft, und in der ersten Woche ist es doch so, man muß sich erstmal dran gewöhnen, dass jetzt "aus" ist, also, es gibt gar nichts mehr zu tun. Das Fallenlassen ins Nichtstun fällt den meisten Menschen doch eher schwer, hab ich immer wieder beobachtet.
 
Ich hab immer festgestellt, man braucht eine Woche, um reinzukommen in die Entspannungsphase, dann beginnt der eigentliche Urlaub, will sagen, man hat sich aufeinander eingestellt, schließlich ist man als Familie nicht oft den ganzen Tag, von Morgens bis Abends beisammen. Ja.. und dann fängt man an zu genießen und schon beginnt die letzte Ferienwoche. Man denkt schon wieder an Zuhause, an die anstehenden Probleme, die man natürlich im Urlaub längst nicht bewältigt bekommen hat und so an dies und das. Will sagen, die letzte Woche ist schon wieder fast eine halbe Arbeitswoche.
 
Nun denn... was hab ich in dieser Zeit nicht alles erlebt. Wenn wir heute drüber erzählen, die Kinder und ich, dann kommen da schon mal so Erinnerungen, wie weißte noch Mama, damals in Holland, da wollste abreisen. Stimmt! Soweit sind die Auseinandersetzungen damals gegangen.
 
Ferienzeit ist kostbare Zeit, diesbezüglich, was Familie angeht, wohl einer der kostbarsten und wichtigsten Phasen im Jahr. Daher muß man wirklich lernen, genauer hinzuschauen, vorher abzuklären, was wer, wie und wann will und jedem Mitglied der Familie auch seinen eigenen Freiraum lassen. Das ist wohl das schwerste bei den vielen Erwartungen aneinander.
 
Ferienzeit bedeutet aber auch für alle Daheimgebliebenen, natürlich insbesondere die Kiddys, dass es endlich auch wirklich Sommer wird. Wieviele Sommerferien haben Kinder nicht schon im Regen verbringen müssen. Gott sei Dank gibt und gab es in Köln schon immer sehr vielfaltige und reiche Angebote für Daheimgebliebene.
 
Ich muß sagen, solange die Kinder nicht schulpflichtig waren, haben wir die Ferienzeit immer vor die Schulferien gelegt. In den Schulferien haben wir meistens eine Zeit in der Mitte, also nicht die ersten oder die letzten drei Wochen gewählt. Und natürlich immer Orte, wo, wie man so schön sagt, eigentlich keine Sau hinfährt. Das hat sich im Nachhinein noch bewährt. Würd ich heut genau wieder so machen. Und wir haben die Urlaubsorte wieder und wieder besucht. Meine Erfahrung hat gezeigt, für Familien mit Kindern das Beste. Weil die Kinder sich nicht ständig neu orientieren müssen. Sie fühlen sich direkt ein bißerl wie zuhause.
 
Und ja....Ferienzeit in Köln ist einfach auch herrlich für alle Daheimgebliebenen. iIh genieße die Stadt, wenn sie halbleer ist, wenn man im Biergarten des Abends einen Platz findet und auch, wenn man von einer Fahrt mit dem Auto heimkommt, spät in der Nacht, doch tatsächlich das große Glück hat, einen Parkplatz zu finden, und das direkt vor der eigenen Haustür.
 
Köln ist schöner in der Sommerzeit, weil ruhiger, gelassener und fröhlicher. Man kann auch in Köln prima Ferien machen. Orte gibt es genug, die es sich lohnt aufzusuchen. Ein Tag in einem Park, im Forstbotanischen Garten, in der Flora oder im Stadtwald kann Wunder wirken.
 
Ich wünsche allen Reisenden und Daheimgebliebenen eine schöne Urlaubszeit, das sie verspricht, was man erwartet und vor allen Dingen, die Erholung, die alle in dieser schnellebigen, leistungsorientierten und lauten Zeit brauchen können. Unbedingt. Kräfte tanken für das letzte Halbjahr, einatmen, ausatmen, einatmen. Alles im Rhythmus.
 
Schöne Ferien
 
wünscht Röschen

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29. Juni 2009 1 29 /06 /Juni /2009 21:05

Die Kleine Eckkneipe bei uns im Veedel scheint langsam auszusterben! Meine ich, sehe ich. Immer mehr machen dicht, wechseln schnell die Besitzer, weil es sich nicht mehr gelohnt hat. Ein Überleben war nicht mehr möglich.

Ich bin kein Kneipengänger im großen Stil. Jedenfalls nicht in eine von diesen kleinen Eckkneipen. Es gibt wenige Momente, wo ich mal in eine Kneipe gehe. Man kann das heute als Frau, das ist kein so großes Problem mehr als  vor einigen Jahren noch. Das ist auch gut so.

Ungestört kann man heute als Frau sein kühles Bierchen nach einem Kinobesuch oder was auch immer  im Veedel genießen, ohne dumm angequatscht zu werden. Ich genieße das dann auch.

Aber ich schweife ab...die kleine Eckkneipe hat wenig Überlebenschancen, wie ich meine. Nur die etabliertesten halten sich noch aufrecht. Manchmal frage ich mich dennoch, wie die das machen. Wenn ich da so in meiner Nähe immer an der Eckkneipe vorbeikomme, die Türe geöffnet, und jeden Abend, oder auch tagsüber, vier, höchstens fünf, sechs Leute stehen sehe, dann denke ich mir das. Wie überleben die bloß!

Dabei..früher war das der Ort schlechthin für müde gearbeitete, vorwiegend Männer, die nach der Arbeit noch gern ein Bierchen und ein Schwätzchen halten wollten. Was gab es nicht alles für Witze, über die man sich sicher streiten kann, ob sie besonders humorvoll waren, über den Mann, der dann letztendlich zu tief ins Glas geschaut hatte, es waren wohl ein oder zwei Bierchen schlecht, das zeigte sich dann auch in den Morgenstunden oder es wurde ihm gar schlecht als er etwas wankend, aber glücklich, weil er an diesem Abend mal wieder so richtig seine Meinung ablassen konnte, über Gott und Gesellschaft, den Schlüssel etwas unsicher vorsichtig ins Schlüsselloch steckend, weil die Angst, vor der mit Bratpfanne bewaffneten besseren Hälfte zu groß war. Herrlisch;-)

Denn ja..wo erfuhr man am meisten des Volkes Meinung über all die Dinge, die in unserer Gesellschaft und weltweit geschahen. Hier konnte man abchecken, auf welcher Seite wer wo stand und natürlich erfuhr man auch die neusten Tratsch- und Klatgeschichten über den lieben Nächsten, nach dem Motto:" Der liebe Gott sieht alles, aber der liebe Nachbar noch mehr!".

Die kleinen Eckkneipen gab es für jeden, die Armen, die Reichen,  die  Alten und Jungen. Je nach Zugehörigkeit ging es mal derber, mal intellektueller zu. Muß sagen...ich hab mich eigentlich immer ganz gern bei den einfach gestrickten wiedergefunden. Die Leute waren näher dran, jedenfalls mit ihren Erfahrungen des Lebens.  Mir hat Besserwisserei noch nie gefallen, da war mir ein echter Ausbruch eines gerade von der Schicht kommenden Arbeiters lieber. So bin ich nunmal. Aber wie gesagt, man konnte auch gut einfach so an der Theke herumstehen und einfach nur zuhören. Das ist sowieso das Beste, für mich jedenfalls, und hin- und wieder wird man staunen, was an einer solchen Theke alles offenbart wurde

Für die ältere Generation Kölner war die  kleine Eckkneipe gar nicht wegzudenken. Selbst mein alter Schwiegervater, jetzt schon weit über die 8o Jahre alt, wagt hin- und wieder den Schritt in seine Lieblinkskneipe, kommt allerdings früher nach Haus;-) wie in seinen besten jahren, aber dennoch beseelt, weil er dann doch noch mal den Jupp, den Heinz oder där Erwin wiedergesehen hat. Ja..die sterben ja auch alle weg und Nachschub kommt  nicht.

Muß sagen, wenn ich so unterwegs bin, in unserem schönen Ländle oder auch weltweit;-), dann erzähl ich immer wieder gern die Geschichten von unseren guten alten Kölschkneipen, sogenanntes Jägerlatein ist natürlich auch dabei und man glaubt´s kaum, so mancher nimmts mir ab  und dann hab ich meine Freude;-)

Eines dieser Jägerlatein-Geschichten ist, dass, wenn Du in eine kölsche Kneipe gehst und dich an die Theke auf einen Hocker setzt und irgendwann das fünfte, sechtse Bier gezischt hast, dann kommt der Wirt ganz automatisch und gibt dir einen Anschnallgürtel. Ihr müßtest sehen, wie manche glaubend staunend die Augen weiten, wenn ich dann weiter erzähle, dass der freudige Kölschtrinker sich damit ganz einfach mit seinem Barhocker an den Tresen festschnallt, damit er bei übermäßiger weiterer Zufuhr des köstlichen Kölschinhaltes nicht rücklings auf alle Viere legt. Man sage und staune..das wird manchmal tatsächlich geglaubt und ich muß immer wieder lachen dann.

Ja.diese kleinen kölschen Eckkneipen. Irgendwie würden sie mir fehlen, auch wenn ich nicht oft hereinschaue, sogar die bei uns in der Nähe, die tatsächlich an einer Ecke zu finden ist und an der ich vorhin wiedermal vorbeigekommen bin mit Blick hinein, ich gucke immer rein, weil ich kenn die Wirtin ganz gut, sehe sie morgens schon immer mit ihrem Hündchen zur Arbeit gehen. Ihr Hund sitzt manchmal tagsüber vor der Kneipe, und dann grüßen wir uns mit großem Hallo. Früher hab ich immer meine Päckchen bei ihr abgeholt, wenn der Postbote zuhause niemanden angetroffen hat. Hin- und wieder halten wir ein Schwätzchen.

Und ja..ich sehe die Leute, die drinnen sind, manche noch vom Nach- oder gar vom Vormittag übrig geblieben. Manche immer noch in regem Gespräch vertieft, manche einsam und verlassen vor dem Fernseher, in dem gerade wieder irgendein Fußballspiel gezeigt wird. Und auch wenn mich selber nichts hineinzieht, so freue ich mich immer an diesem manchmal etwas merkwürdig anmutenden Schauspiel der Gäste, die dann zu fortgeschrittener Stunde, anfangen Lieder zu singen, und kölschselig irgendwann auf Heimat zusteuern. Aber manchmal beobachte ich dann auch einsame, verkorkste, gescheiterte und traurige Gestalten. Aber auch das berührt mich immer. Immerhin, sie haben noch einen Ort, wo sie hingehen können.

Ja...so ist das mit den kleinen Eckkneipen. Eigentlich müßte ich schreiben, retten wir die kleinen Eckkneipen. Gehen wir einfach mal hinein. Es kann ungeheuer interessant sein, das Bier ist zumeist auch billiger als in den üblichen Kneipen und ja, man wird auch ganz in Ruhe gelassen und kann ungestört sein Bierchen trinken, ohne von einer immensen Geräuschkulisse eines überfüllten Inlokales genervt zu sein und irgendwann keine Lust mehr hat ständig dagegen anzuschreien. 

Also, ich würde sie vermissen!

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26. Juni 2009 5 26 /06 /Juni /2009 15:51

Der kleine Erwin ist jetzt 50 Jahre alt. Er ist der "kleine Erwin" geblieben. Ein, nach unserer gesellschaftlichen Norm und Beurteilung, Gescheiteter!

Der kleine Erwin, damals, er war gerade mal 13 Jahre jung, als er mit den Drogen in Berührung kam. Viel zu jung, für einen Menschen, gerade in der Pubertät, eine Zeit, in der das eigene Sein, seine Herkunft, ja gar manchmal gar die eigenen Eltern angezweifelt werden.

Der kleine Erwin war ein richtiges Sonnenscheinchen damals. Für jeden Spaß zu haben. Er war immer mittendrin. Es war auch eine Art von Flucht von zuhause. Aus dem spießbürgerlichen Haus. Ja mensch, so nannten wir alle die Leute damals, die sich hinter ihrer Fassade versteckten und uns gerade zu Erwachsenen werdenden, etwas vortäuschten, ja gar vorspielten. Sie merkten es nicht, immer noch nicht, auch heute noch. Aber wir, wir Jungen damals, aber auch die Jungen heute, die spüren alles bis auf den Grund. Sie sehen hinter die Fassade. Das kann manchmal verunsichern. Wer kein starkes Selbstbewußtsein hat, kann fallen, will ausweichen, weiß aber nicht wohin.

Ja.. die, die das nicht annehmen können, dass die Welt, die Menschen so sind, können zu Außenseitern werden, sich alleine fühlen. Und die Außenseiterrolle macht sie wiederum noch einsamer. So..wie den kleinen Erwin. Der immer ein Sonnenschein war, viele zum Lachen brachte, noch so frische herzliche Naivität, mit hineinbrachte, aber der dennoch irgendwie an das lLben glaubte. Er wurde er nur geduldet, man nahm von ihm, was positiv war, aber ernst nahm man ihn nie. Er spürte das, der kleine Erwin. Er war nicht dumm, er war zu sensibel, zu feinfühlig, um nicht zu spüren, der kleine Erwin.

Er schluckte viel, rauchte, trank, schmiß Trips, viel, viel zu früh für einen Jungen, damals, noch in der Pubertät. Aber niemand konnte ihn aufhalten.

Als es immer dichter wurde, die Ablehnung zuhause und auch im Kreise derer, in dem er sich befand, verschwand er eines Tages. Weg. Über Nacht. Mit 13 Jahren, das muß man sich mal vorstellen. Niemand wußte wohin. Er war einfach verschwunden. Selbst die Eltern wußten lange Zeit nichts. Alle Suchanzeigen blieben ergebnislos.

Ein Jahr dauerte es, bis er wieder auftauchte. In der Zwischenzeit hatten die Eltern Nachricht bekommen, ihn gefunden, ihn wieder zurückgeholt. Wo er war? Kaum zu glauben, wie er dahin gekommen ist, weiß Niemand, bis heute. Aber nach Indien war er verschwunden. Mit 13 Jahren, man glaubt es nicht. Er war tatsächlich in Indien, hat dort gelebt, nein, eigentlich nur überlebt. Denn auch das ist niemals richtig rausgekommen, was er da alles erlebt hat. Aber es war einfach zuviel für ihn und seine Seele. In dem Moment, wo er, so jung wie er war, dort im Gefängnis saß, ist er gestorben. Jede Möglichkeit aus seiner inneren Gefangenheit, seiner Seelenzerstörung herauszugelangen, war gescheitert. Niemand weiß, was er da wirklich alles eingeschmissen hat. Aber die Folgen waren verheerend.

Nach einem Jahr kam er wieder, ein alter Mann. Man konnte es nicht glauben. Verstört, desorientiert immer im Drogenrausch lief er von da an durch die Straßen. Von nun an war er immer allein. Sämtliche Therapien haben es nicht geschafft, einen halbwegs lebensfähigen Menschen aus ihm zu machen. Aber was heißt denn heute eigentlich schon lebensfähig? Sind all die lebensfähig, die es geschafft haben, Familie, Haus, Kinder, Beruf?

Wer beurteilt eigentlich, wer was und wie geschafft hat im Leben. Klar...nach den Anforderungen unserer Gesellschaft mit ihren Maßstäben hat er es nicht geschafft, der kleine Erwin. Langharig, ungepflegt, völlig in seinen Träumen lebend, irrt er Tag für Tag durch die Straßen, meistens mit einer Flasche in der Hand oder irgendwas eingeschmissen, immer noch.

Ich bin ihm oft begegnet in diesen letzten Jahren, immer wieder. Oft erkannte er mich gar nicht mehr, auch die anderen nicht. Nur manchmal, wie neulich, da hat er einen kleinen Lichtblick. Merkwürdig, wenn ich ihn sehe, heute, muß ich immer an die Worte aus der Bibel denken" Vor ihm verhüllt man das Gesicht, ein Mann mit Schmerz beladen, einer, der alles Elend kennt! Aber wahrlich, er nahm auf sich all unsere Sünden!" Genau diese Worte sind es, die mir jedesmal das Herz für ihn öffnen, wenn ich ihn sehe.

Ich meine..da sitze ich in dem Cafe, alles lauter gut situierte Leute um mich herum, und da kommt der Schmerzensmann auf mich zu, erkennt mich, redet mich gar mit meinem vollen Namen an. Wie er das noch weiß, bei all dem. Er bleibt stehen und begrüßt mich, ein irres Lachen in den Augen, sein Atem nach Alkohol riechend, seine Kleider..da fehlen mir die Worte. Aber er bleibt bei mir stehen. Nein..es ist mir keinen Augenblick peinlich, dass er mich meint.

Ich hab auch keine Angst, obwohl...ich erinnere mich in diesem Augenblick, wie er mal mit einem Messer auf mich zugekommen ist, einfach so, mitten auf der Straße... Gut, nichts ist geschehen, aber erschrocken hatte ich mich damals schon... Ich meine...er meinte ja nicht mich persönlich...damals...es war in ihm...diese Gewaltmöglichkeit, die er letztendlich, zumindestens meines Wissen nach, niemals ausgeübt hat, der kleine Erwin. Doch Angst war da, damals in diesem Moment.

Nu steht er da vor mir, der Schmerzensmann, alle Augen auf ihn gerichtet und erzählt mir, ganz plötzlich, wer weiß, wo es herkam, in diesem Moment, von damals, von seiner Zeit in Indien, den Drogen, den Männern, die ihn mißbraucht hatten, die ihn vollgestopft hatten mit den Drogen und dem Gefängnis, in dem er saß, menschenunwürdig. Das alles läßt er in einem Schwall aus sich heraus. Und dann ist er plötzlich wieder verschwunden, woanders, erzählt mir, dass er jetzt studiere in Kabul und zwar orientalische Wissenschaften. Dann lächelt er mich nochmal an und verschwindet, wie er gekommen ist. Mit seinem etwas zittrigen Schritten, schwankend nach rechts und links, nicht wissend wohin sein Leben geht, wo es enden wird.

So ist das mit den Schmerzensmenschen in dieser Welt. Es gibt soviele von ihnen, aus welchen Gründen auch immer. Aber auch sie sind wohl dankbar, wenn sie, auch wenn nur für einen Moment, einen Zuhörer finden, auch wenn ihre Geschichten noch so schrecklich, verworren und verwirrend sind.

Sie sind so zerbrechlich, diese Schmerzensmenschen. Zerbrechen wir sie nicht noch mehr! Ich weiß nicht, mich hat dieser Moment unglaublich berührt. Daher erzähle ich es hier. Einfach so.

Wer darf denn behaupten, welches Leben normal ist? Niemand. Alles hat seinen Grund und seinen Sinn, aber vor allen Dingen seinen Hintergrund. Manchmal sind die Hintergründe niemals mehr aufzuarbeiten, so ist das. Aber das ist auch Leben! Nur anders! Ob er es wohl merkt, denke ich noch! Ob er unglücklich ist? Ich weiß es nicht. Das wird diesen Menschen wohl immer ein Geheimnis bleiben und den anderen, vermeintlich Normalen und Gesunden auch. Aber jeder Mensch hat sein Geheimnis, oder?

Ich mag ihn, den kleinen Erwin..auch wenn ich nichts für ihn tun kann und er nicht für mich. Außer...das man lernen kann..zu respektieren, mehr nicht. Manchmal verlangt das Leben nicht mehr von uns! Und stimmt es nicht, dass sie so geworden sind, manchmal, sind nur die Sünden der anderen. Vielleicht ist Sünde nicht das richtige Wort, wird falsch verstanden. Vielleicht Schuld? Aber vielleicht ist auch dieses Wort nicht passend. Vielleicht einfach Fehler der anderen, Unterlassungen, Lieblosigkeiten, wie auch immer. Niemand wird so von alleine. Alles steht in Kontakt mit der Umgebung. Jeder trägt mit die Verantwortung!

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25. Juni 2009 4 25 /06 /Juni /2009 07:54

Es fehlt der Raum der Stille in unserer Zeit. Das jedenfalls meint Alexander Rühle in der Süddeutschen am vergangenen Wochenende.


Der Tag, an dem der Angestellte der Telekom-Gesellschaft das Dauergeschnatter nicht mehr ausgehalten hat, hätte ein Tag der Stille werden können. Der hatte nämlich an diesem Tag das System runtergefahren, 147 Millionen Stunden, meint Rühle, hätten an diesem Tag den Menschen zur Verfügung gestanden, um in sich gehen zu können, in Flußauen wandeln zu können, durch einen Wald zu spazieren oder einfach auf einer Parkbank vor sich hin träumen hätten können.

Aber was war geschehen. Stattdessen hackten zig Tausende von Telekom-Kunden auf ihren Handys herum, schrieben E-mails und gaben ihrer Empörung Luft. Abgeschnitten vom Weltgeschehen fühlten sie sich. Gespäche mit Betroffenen ergaben, sie fühlten sich wie "beinamputiert!"

So weit sind wir schon gekommen. Dachte ich beim Lesen des Artikels. Und ein wenig, wenn nicht mehr, ist das wohl die Wahrheit. Denn auch ich erwische mich natürlich, wenn ich keine Verpflichtungen habe immer dabei, dass ich Morgens erstmal, nachdem ich mir Tee oder Kaffee zubereitet ,  das Frühstück eingenommen habe, dabei, den PC anzustellen und nachzuschauen, wer hat mir geschrieben. Ich meine, die überwiegende Zahl meiner Mails stehen im Zusammenhang mit Personen, die ich auch im realen Leben kenne, sehe und mit denen ich Beziehungen pflege. Dennoch....Früher war anders...früher wurde einfach irgendwann einmal kurz telefonisch Kontakt aufgenommen, man traf sich und dann verbrachte man gemeinsame Zeit miteinander. Heute ist alles anders. Heute teilen wir uns Tag für Tag mit, wie es uns gerade geht, in welchen Konflikten wir stehen, was uns zu Herzen geht oder zu schaffen macht.

Im Grunde heißt das schon nichts anderes, als dass die Stille gestört ist. Denn der ständige Nachrichtenplott beschäftigt uns. Unsere Gedanken kreisen um uns selber und um den Anderen. Dazu kommt die Nachrichtenfülle aus Fernsehern, Radios und Zeitungen. Musik wabert ständig als Geräuschkulisse. Man hört nicht mehr dosiert, als Belohnung für den Tag, zum Abschalten und genießen. Mir erzählte mal eine ältere Kollegin, die allein lebt, sobald sie heimkomme, stelle sie den Fernseher an, nur um das Gefühl zu haben, dass sie nicht allein sei. Es gäbe ihr das Gefühl einer Anwesenheit, und wenn es nur die Anwesenheit der Welt an sich ist, des Nachrichtenflusses, der erzählt, wie es wo, wann und wie auf dieser Erde zugeht. Na dann... Für mich unvorstellbar, denn mich würde das wahninnig machen.

Dennoch...auch ich neige dazu, morgens auch das Radio anzuschalten, auch wenn ich darauf achte, einen Sender zu finden, der mich nicht ständig mit seinen Werbebotschaften zutextet. Ist mir wieder aufgefallen, bei meinen Autobahnfahrten. Die volle Dröhung ununterbrochen, dazu die sich ständig und ständig wiederholenden Nachrichten. Wozu das alles, hab ich mich gefragt und entnervt zwischendurch den Kasettenrecorder angemacht, um mich davon zu befreien.

Naja..wir kennen den berühmten Satz Blaise Pascal ja zu Genüge:" Das ganze Unglück des Menschen besteht darin, dass er sich nicht allein mit sich selber in einem Zimmer begnügen kann!". Früher war anders. Immerhin entschied man noch, wann man was anmacht. Heute ist mehr. Denn es gibt in unseren Räumen, selbst wenn wir TV und Radio nicht anstellen, keine Stille mehr, schon allein aus dem Grunde, weil, wir sind vernetzt, und während wir denken, es sei ruhig, schwirren schon die Mails, Freundschaftsanfragen und Kommentare durch den Äther unserer Verkabelung mit dem anderen Ende der Welt. So ist das.

Neulich hab ich noch selber geschmunzelt über die Ansammlung von Freunden auf den sogenannten Freundschaftslisten, ob hier im Blog oder bei lastfm, wenn auch ich bestrebt bin, wie im realen Leben auch,  diese Kontakte zu pflegen, möglicherweise gar so aufzubauen, dass man sich dann irgendwann auch mal real kennenlernt, vielleicht tatsächliche neue Freunde hinzugewinnt. Weiß man´s....alles schon erlebt.

Stille! Wo finden wir sie überhaupt noch in dieser Welt. Hab neulich noch überlegt, ob die Fülle und Flut der Geräusche, des Gequasels, der akustischen Strömungen, denen wir ausgesetzt sind, vielleicht dazu führt, dass die Krankheit des Vergessens in unserer Gesellschaft immer häufiger auftritt, dass sie selbst vor jungen Menschen nicht mehr Halt macht. Vielleicht? Eine körperliche Abwehr, der Mensch will vergessen, weil es ihn scheinbar überfordert.

Erstaunt war ich zu lesen, dass mittlerweile wohl ein Aufwachen stattfindet, dass der Schrei des Menschen nach Ruhe und Stille wieder erwacht. Dass es in Flughäfen mittlerweile Räume der Stille gibt, dass Klostertage mit innerer Einkehr und Besinnung zum Modetrend geworden sind, dass Fluggesellschaften damit werben, Flüge handyfrei zu gestalten und Hotels extra hervorheben, Zimmer ohne Internetzugang, TV und Telefon vermieten. Oha, dachte ich. Also doch.

Vielleicht hat meine Generation wenigstens noch die Erinnerung an das, was Stille ist. Aber schon die nächste Generation, so Rühle in dem Artikel, weiß sich nicht mehr zu helfen. Früher war anders, so Rühle. Da wurden z.B. Ferien und Ausflüge an Orte der Stille gemacht. Heute wissen Jugendliche nichts mehr damit anzufangen, weil sie dieses Gefühl, was Stille macht, nicht kennen, es eher als unangenehm empfinden. Irgendwo zu sein, in den Bergen, in den Wäldern, ohne Handy, verursacht in ihnen nur das unangenehme Gefühl und die Frage:"Was soll ich hier mensch!", so Rühle in seinem Artikel.

Dazu kommt, dass wir uns nicht mehr auf uns selbst verlassen, unser Gehirn nicht mehr trainieren hin auf die Speicherung wenn auch weniger Nachrichten, dennoch wissenswerte, auf die wir uns möglicherweise im entscheidenen Moment rückbesinnen können, weil, das Netz längst unser Gedächtnis geworden ist. Weil, alles was wir wissen müssen und wollen, können wir eingeben, abfragen, nachfragen. Wir brauchen keine Merkzettel mehr weder äußerlich noch innerlich. Früher gab´s Terminkalender, heute gibt´s das Handy, den Terminplaner elektronisch. Dort steht unser zukünftiges Leben eingraviert. Ja..wir brauchen unser Leben eigentlich nur noch abzufragen. Leben?...was willst du Morgen, Übermorgen oder in weiterer Ferne von mir. Nicht der Mensch bestimmt mehr, was er tun will, sondern längst hat er sein Leben in die Hand des Terminplaners gegeben.

Und längst merken wir nicht mehr, dass sich unter der Datenflut, der Vernetzung, Erwartungen höchstens Grades befinden. Dass eine E-Mail Momente des Glücksgefühls in uns auslösen können. Klar, war früher auch, wenn man einen Brief bekam. Aber in dieses Gefühl tauchten wir auch lange ein. Heute ist es schnell weg das Gefühl, weil man schon wieder auf die nächste Nachricht wartet. So ist das. Wir wollen ständig erreichbar sein und wir wollen ständig alle und alles erreichen.

Cold Turkey nennt man das Syndrom heute schon, wenn die Vernetzung lahmgelegt wird, wenn kein Zugang mehr gewährleistet ist. Muß ich mich erschrecken? Wieviel Möglichkeiten hat Mensch noch, umzukehren, sich rauszuziehen, wo ist Zwang, Muß und wo die Freiheit.

Ich werd mal in mich gehen...die nächsten Tage, bevor ich nicht mehr weiß, was Stille ist. Obwohl, ich gehöre schon noch zu den Spezies Menschen, die es genießen, die letzte Stunde vor dem Zubettgehen einfach nur am Fenster zu sitzen und nach draußen zu schauen, nur bei einem Kerzenlicht und auf die Stille zu lauschen. Oder Morgens erstmal einen Moment zu liegen und dem Wachwerden des Tages zu lauschen. Auch zwischendurch suche ich mir Möglichkeiten, nur zu träumen. Noch...noch habe ich keine Angst vor dem, was in mir hochsteigt, in diesem Moment... noch nicht...aber aufpassen muß auch ich, hab ich gedacht, beim Lesen des Artikels von Rühle.

Jenseits der Stille.....ist anders....löst Mensch sich auf, vermischt mit all dem, was auf ihn zuströmt, muß er kämpfen für einen Moment inneren Freiraums, für einen Gedanken, den er festhalten will, für einen Bildeindruck, der ihn berührt hat, um nicht zu vergessen und schon das nächste Event... Wir rasen von einem Event zum Nächsten...Vergnügungssüchtig, weil wir darunter Langeweile vermuten. Aber Langeweile will auch gelebt werden, um zu neuen Kreativitäten zu gelangen.

Ich bin nicht sonderlich kreativ sagte mir neulich eine Bekannte. Hm..antwortete ich ihr, hast du schon mal versucht....abzuwarten, dass sie sich entwickeln kann.... Kreativität kann nur in der Stille entwickelt und geboren werden. Da haste recht, sagte sie, aber die nehme ich mir selten, diese Zeit der Stille. Na dann...




 

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15. Juni 2009 1 15 /06 /Juni /2009 21:02

Ein schöner Tag war das gestern. Welche Mutter hat es nicht gern, dass ihre Kinder immer wieder freudig heim kommen und es sich einfach nochmal gut gehen lassen wollen. Und wenn dann auch noch die Freunde gern dabei sind, ist das Glück doppelt.
 
Röschen jun. und Freundin hatten sich schon seit einigen Tagen angemeldet. Mir macht es immer wieder Freude dann etwas Besonderes zu kochen. Kein Fünf-Gänge-Menue, aber drei müssen´s schon sein;-)
 
Der Grund zum gemeinsamen Essen, war eigentlich hauptsächlich der gemeinsame Aufbruch im Anschluß zum Bauturm auf der Aachener Straße. Dort wird seit April diesen Jahres das Stück "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe gezeigt. Seinerzeits heftig umstritten, weil ihm zum Vorwurf gemacht wurde, romantisch-verklärt rufe es die Jugend zur Nachahmung des Suizids auf, aus verschmähter Liebe. Hm...dachte ich, als ich das las, könnte das wirklich so gewesen sein?
 
Röschen jun. nebst Freundin hatten sich sorgfältig vorbereitet und Tage zuvor gemeinsam das Buch gelesen. Ich muß sagen, bei mir war es schon fast 2o Jahre her, seit ich es in der Hand hatte. Ich wollte mich auch nicht erneut hinein vertiefen, eher mich vom Theaterstück überraschen lassen.
 
Ganz davon abgesehen, dass mein Nachbar das Stück inszeniert hat, war ich absolut begeistert vom ersten Moment an. Naja..ich bin halt schnell begeistert, wenn es den Protagonisten gelingt, mich sofort zu fesseln.
 
Was ich liebe an Theaterstücken ist der Minimalismus. Also kaum Bühnenrequisiten, sondern der Schwerpunkt auf Körperbewegung und Sprache gelegt. Das ist in den Inszenierungen im Bauturm immer gegeben. Es ist eine kleine Bühne, vielleicht gerade mal 150 Menschen passen hinein.
 
Arne Obermayer, der den jungen Werther spielte, ist das hervorragend gelungen, mit seiner Lebendigkeit, seiner Dynamik einem schon fast den Atem zu rauben. Spannender wie ein Krimi hätte es nicht sein können. Frisch, jung, macht der junge Werther sich auf, will weg aus dem Großstadtleben, hinaus in die Natur. Sehr schön gemacht, eine Bildleinwand mit der er mittels einer Kamera Naturaufnahmen projezierte und mit  Lob und Enthusiasmus  die wiedergefundene Freude an der Schöpfung aufzuzeigen. .Schön auch, der Blick ins Publikum, in denen er die dort sitzenden Zuschauer zeigte, und den inneren Dialog über den Menschen an sich, damit ummauerte.
 
Ich muß sagen, Rüdiger Pape, ist es gelungen, diese doch eher anmutende melancholische, schwere Kost des Leidens Werther in einer Mischung aus Humor, Leichtigkeit und Schwere zu inszenieren. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass man bei diesem Thema so viel zu lachen bekommt.
 
Aber so ist es... Ich meine...es ist ja nur ein Buch, wenn auch in einigen Zügen wohl autobiographisch von Goethe her aus gesehen, muß man nicht eigentlich darüber lachen, was der Mensch an sich zustandebringen kann?
 
Ich meine, das Thema der Geschichte, die Dreiecksbeziehung, Werther, Albert und Lotte, die leidenschaftliche, später in den Selbstmord treibende Liebe eines jungen Menschen, ist aktuell. Wenn auch die vermeintliche Romantik, dass sich heute noch aus Liebe jemand das Leben nimmt, verloren gegangen ist. Gott sei Dank kann man da nur sagen.
 
Pape hat in kurzer, knapper Andeutung in diesem Stück gezeigt, welche immer wiederkehrenden Mechanismen den Menschen beherrschen. Da wäre der Hang zur Sicherheit. Frauen wollten damals versorgt werden, mußten an ihre Sicherheit denken, es war ihnen unmöglich, ein eigenständiges Leben zu führen und sich für die "Liebe" zu entscheiden. So auch Lotte. Sie steht plötzlich zwischen Albert und Werther. Albert der ihr alles verspricht, was Frauen scheinbar auch heute noch suchen. Bürgerliches Etablishment, Aufbewahrung, Sicherheit, Konsum, das Nutzen der Dinge, die doch so unnütz sind und das Leben nicht füllen können.
"Was will man mit all dem, was einen umgibt? Es schafft die Leere nicht zu füllen" So oder ähnlich war ein Satz von Werther, der sieht, wie sie lebt, was sie sucht.
 
Und er...der wilde Romantiker, der Aussteiger, noch fähig, mit ganz anderen Augen durch die Welt zu gehen, ihr den Rücken auf seine Weise zu kehren, in dem er eine Weile auf dem Land lebt, sich den Tag mit Tagebucheintragungen und Zeichnungen vertreibt. "Seelig die, die noch in den Tag reinleben können, ohne ihm was abgewinnen zu wollen" Das fand ich schön. Denn..ist der heutige Mensch nicht ständig getrieben vom Leistungsanspruch, der an ihn gestellt wird. Und wenn er dann zur Ruhe kommt, weiß er mit seiner Zeit nichts anzufangen. Nichts ist für die Ewigkeit, auch das eigene Leben nicht. Wären die Menschen sich dessen doch mehr bewußt!
 
Pape gelingt es mit wenigen Mitteln symbolhaft darzustellen, Liebe gegen Bürgerlichkeit. Man braucht nicht lange nachzudenken, was er sagen will, als Albert von seiner Reise zurückkommt mit einem Geschenk für Lotte. Ein rotgeblümtes Sofa, das Objekt der Begierde. Da steht er, Werther, mit seiner heftig entbrannten Liebe zu Lotte und demgegenüber das Sofa. Herrlich. Lotte entscheidet sich für das Sofa. Sie will sitzen bleiben. Die Bewegung in ein anderes Leben hin ist ihr zu unsicher, macht ihr Angst.
 
Später sieht man, wie sich ihr Haus anfüllt, mit Dingen, die der Mensch meint, unbedingt zu brauchen, kleinen Haushaltsgeräten, dem Wollteppich, auf dem sie für einen kurzen Moment mit Albert Zärtlichkeiten austauscht, dann aber wie gehetzt aufspringt und sagt." Er fluselt", der Teppich. Herrlich. Klarer Verdrängungsmoment. Es ging ihr darum, sie weiß, dass das nicht alles ist im Leben, dass sie tief in ihrem Inneren nach Erfüllung, nach wirklichem Stillen ihrer Sehnsucht sucht. Sie sucht eigentlich nach Werther, sie will ihn, aber sie kann sich nicht entscheiden. So lebt sie weiter ihr Leben in der Oberflächlichkeit des bürgerlich angepaßten Lebens und schafft es, Werther auszuschließen. Verbannt ihn aus ihrem Leben.
 
Werther kommt nicht los von ihr, nie. Leidenschaft? Was ist das eigentlich. Kann man sich das überhaupt vorstellen, dass es möglich ist, einem Menschen zu verfallen? Ist es möglich, dass ein Mensch sich selber verliert, scheinbar nur noch leben kann, wenn er den anderen besitzt?
 
Traurig ist´s, sagt der junge Werther an einer Stelle, wer nicht ganz bei sich ist und es nicht merkt....So hab ich es verstanden jedenfalls.. Es scheint in der Liebe eine Gefahr der Distanzlosigkeit zu geben. Ein sich selber verlieren, ein sich abhängig machen vom Gegenüber. Das Gegenüber soll der Maßstab des eigenen Glücks sein. Und man merkt nicht, wie groß die Erwartung ist, wie sehr sie das Gegenüber auch belastet, wie genau dieses Verhalten eine Beziehung belasten kann.
 
Werther verliert den eigenen Kampf um sich selber, um sein eigenes Sein. Er kann nicht ohne Lotte und nicht mit Lotte. So zieht er es vorher, seinem Leben einem Ende zu setzen.
 
Selbstmord...auch heute immer wieder ein Thema, immer wieder geschieht es auch heute, nicht immer nur aus Liebe, sondern auch aus anderen Enttäuschungen heraus an das Leben, dass nicht gegeben hat, was man sich zu wünschen erhoffte. Aber auch manchmal einfach nur, weil...es eine innere Leere gibt, die möglicherweise nichts und niemand füllen kann. Vielleicht, wenn wir das begreifen würden, wären wir nicht so erschrocken, wenn jemand geht, aus eigenem Wunsch heraus. Was wissen wir denn um die Stabilität einer menschlichen Seele? Haben wir überhaupt eine Ahnung davon, dass es wahrscheinlich ist, dass es Menschen gibt, die innerlich keine Stärke haben? Und? ist der Selbstmord eigentlich umsonst? Oder hat er eine Botschaft. Vielleicht diese eine kleine....falls du anfängst zu straucheln, falls du dich erwischst, dass du an Dingen saugen willst, an anderen Menschen, die dir behilflich sein sollen, dir das zu geben, dich so auszufüllen, damit du stehen bleiben kannst, dann hab acht... Schau genau hin...Die Lebensfreude, das Glück, die Stabilität kann dir niemand geben, sie muß in die selber erwachsen, dafür mußt du kämpfen...an dir arbeiten. Das Leben ist ein Kampf.
 
Das Leben ist eine Beschäftigung mit dem gegenwärtigen Moment. Schön sag Werther es in dem Stück...Wieso lebt der Mensch ständig in den Erinnerungen an die Vergangenheit und nicht im gegenwärtigen Moment? Das hat mir gefallen, natürlich;-)
 
Irgendwo hörte ich einmal den Spruch:" Man kann die Vergangenheit vergessen, aber die Vergangenheit vergißt einen nie" Man wird ohnehin immer wieder mit ihr konfrontiert, ungewollt....da muß man nicht dauernd noch das Leben der Vergangenheit leben, oder?
 
Lotte und Albert leben weiter...ungeachtet des Todes des jungen Werther...Ja...das Leben geht weiter, ob einer geht oder nicht... ob man selber darin eine Verantwortung, eine Rolle gespielt hat, ist gleichgültig...Denn in diesem Stück stellt Pape es so dar, dass man zur Haltung kommen könnte, welche Schuld trägt Lotte am Leiden von Werther. Hätte sie sich nicht darauf eingelassen, mit ihm gespielt. Muß man nicht vorher spüren, aufpassen, was passiert da zwischen mir und dem anderen, der sich in eine Beziehung drängt, ungewollt, nicht bewußt, und sich zurückziehen, verzichten?
 
Oder ist es gewollt, Schicksal eben, eine Herausforderung das Leben, das man meint zu führen, welches einem oberflächliche Sicherheit verspricht, zu tauschen gegen das, was wirklich wichtig ist?
 
Es ist wie es ist...am Ende bleibt auch die Vorstellung, was wäre wenn...also wenn Lotte und Werther sich hingegeben hätten? Wären sie glücklich geworden miteinander? Für immer? Kann Liebe immer leidenschaftlich bleiben? Kann Liebe immer ein Zuhause bleiben, ohne dass es ein böses Erwachen gibt?
 
Untermalt wurde die Inszenierung von schöner Musik, leise aber zart. In den ersten Szenen hören wir das leise Vogelgezwitscher, leise Töne aus einer Uralt-Aufnahme von Pink-Floyd´s Album Ummagumma...das war Gänsehautfeeling pur und es paßte, weil der Schrei am Ende schon auf das Leiden hindeutete. Es gab noch Jimi Hendrik Watchtower und am Ende, eine leise stille Melodie von Bohren & der Club of Gore. Es paßte, alles.
 
Der Applaus war frenetisch, Bravorufe, auch von mir;-) der nicht aufhören wollte. Verdient, finde ich.
 
Geht also hin, schaut es Euch an. Ich finde das kleine Thater am Bauturm hat es redlich verdient. Denn es ist nicht das erste Stück, dem ich mit Begeisterung folgte.
 
Die leiden des jungen Werther, Theater Am Bauturm
 

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15. Juni 2009 1 15 /06 /Juni /2009 21:00

Ich war schon ein bisschen geschockt heute Morgen! Mal Sondock ist gestorben. So ist es. Manchmal erinnert sich man erst an Menschen zurück, wenn sie tot sind. Niemals mehr, hab ich an ihn gedacht, also, manchmal, ein klein wenig, wenn es zur Sprache kam, weißt du noch Röschen, damals, als wir immer jeden Freitagnachmittag ins WDR-Funkhaus zogen um am Nachmittag um 15.00 Uhr so a bisserl altersgemäß die Sau raus zu lassen?
 
Klar, erinnerte ich mich daran. Es war ja mein erstes Mal! Wer erinnert sich nicht daran. Ich wurde sehr gefangen gehalten zuhause. Durfte nicht, was andere schon längst durften, wenn ich mich nicht heimlich aus dem Staub gemacht, oder Ausreden erfunden hätte. Klar…das hab ich natürlich auch gemacht, wie jeder andere in dem Alter auch. Wer macht das denn nicht. Eltern wollen manchmal belogen werden. Selbst schuld. Gott sei Dank brauchten das meine Kinder nie. Man macht niemals die gleichen Fehler, andere eben.
 
Ich hatte ihn schon des Öfteren im Radio gehört, den guten Mal Sondock! Er legte Platten auf, von denen ich bisher nie etwas gehört hatte. Musik, die mir fremd war, aber nach der ich Sehnsucht hatte. Und dann erzählte es eine Freundin…..Du..da kann man hingehen, das ist Diskothek am Nachmittag für die, die abends noch nicht raus dürfen. Also nichts wie hin. Den Rock dreimal umgekrempelt oder die heimlich gekaufte, vom ersparten Geld, Jeans in eine Tüte und unterwegs die Klamotten gewechselt. So war das damals.
 
Jeden Freitagnachmittag also ging es Richtung WDR-Funkhaus. Ich war schüchtern damals, sehr. Fühlte mich immer ein bisschen wie ein Außenseiter in dieser Welt. Das brachte aber wohl auch meine Familiengeschichte mit sich. Aber wenn ich dann einmal Mut gefasst hatte, war ich nicht zu halten, damals beim Tanzen und so. Da ging ich ab… Matte schwingen und so…
 
Das erste Mal Smog on the Water von Deep Purple in voller Länge, angesagt von dem von uns Mädels angehimmelten Mal Sondock, dessen Aussprache des englischen Untertons einfach umwerfend süß war. Man konnte es einfach nicht nachahmen, das gelang Niemandem. Das war exklusiv, einmalig. Aber wir liebten es. Und wer richtig mutig war, der ging an sein Mischpult und gab einen Wunsch in Auftrag.
 
Klar…und es waren ja auch die ersten Verliebtheiten, die mit diesem Ereignis zusammenfielen. Dort, auf der Tanzfläche wurden erste Blicke getauscht, flirten, dieses Wort kannten wir ja noch nicht, aber genau das war´s. Das Abschätzen, anhimmeln, Mensch, mit dem oder dem, da würdest du gern mal tanzen. Manchmal schaffte man es, den angebeteten aufmerksam zu machen. Und wenn man es dann geschafft hatte, war man mit Mal Sondock im siebten Himmel und alle Sehnsucht, die sich im jugendlichen Körper befand, hatte ihr Ziel nur auf den nächsten Freitag. Wieder dabei zu sein, den Jungen wieder zu sehen, wieder abzutanzen, Energien rauszulassen und vor allen Dingen das Neuste aus der Musikwelt hören.
 
Wie viele Scheiben hatte ich mir damals nicht auf Empfehlung von dem guten alten Mal gekauft! Ich kann sie gar nicht aufzählen. Es war eine tolle Zeit, damals, klar, für Profis in Sachen Diskothek, also, für die, die schon etwas älter waren, aber trotzdem kamen, war es manchmal ein Kindergarten, sagten sie, verächtlich, aber für mich, für mein Alter damals, war es ein absolutes Highlight! Wenn z.B. von Rattles „The Witch“ gespielt wurde, war ich einfach außer mir, in Extasse, völlig abgedreht, in meine innere Welt des Rhythmus versunken, da floss Schweiß, aber Hallo! Gänsehautfeeling! Auch heute noch!
 
Aber schön war´s dann auch, wenn es mal ruhiger wurde, plötzlich, der Ekstase Grenzen gesetzt wurden, man wieder auf den Boden zurückgeholt wurde und man engumschlungen, man..was für ein Gefühl, das erste Mal mit einem Jungen, in den man himmelhochjauchzend verliebt war, zu tanzen bei der Musik von Nights in white satin“.*wow* das sind schöne Erinnerungen.
 
Mal Sondock hat nicht nur Platten aufgelegt, er war auch das Idol von uns gerade mal 13, 14jährigen, unser Musiklieferant und der Stifter mancher erster Verliebtheiten. Eine schöne Erinnerung, die ich mit ihm verbinde. Er hat mein Leben mitgeprägt. Sag ich es nicht immer, alles, alle Menschen, die einem begegnen im Leben, haben auch eine besondere Stellung im eigenen Leben, haben irgendwas bewegt, einen ein Stück weitergebracht. So Mal Sondock.

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9. Juni 2009 2 09 /06 /Juni /2009 17:10

Bei mir geht das schnell. Ich kann von einer Sekunde vom Lachen ins Weinen fallen. Dazu braucht es nur einen kleinen Anlaß. Eine traurige Geschichte, die mir ein Anderer erzählt, die mir nahegeht oder eben eine kleine Erinnerung, die wachgerufen wird, so wie heute.

Nachdem ich heute mein Haushaltsprogramm abgeleistet hatte, mein Laufpensum erfüllt habe, was unbedingt nötig ist, wegen der Energien, sonst lauf ich nämlich Amok und mache meine Umgebung jeck mit Hüpfen, Tanzen und Springen.

Jedenfalls, nach getaner Arbeit, hab ich das Lastfm-Radio angestellt und mich an meine Staffelei begeben. Total versunken, der Musik lauschend und den Pinsel schwingend, mich völlig vergessend, bemerkte ich dennoch plötzlich einen andern, leisen Klang, von ganz woanders her. Zuerst dachte ich, hm...irgendwas stimmt nicht mit dem Lastfm-Radio. Ich machte weiter, aber der Klang wurde merklich deutlicher, kam näher. Ich drehte das Radio ab, um zu lauschen und stellte fest, dass der Klang von unten, von der Straße kam.

Ich schritt zum Fenster, wir haben ein kleines Erkerfenster von dem aus man prima bis hin zum Anfang des Wilhelm-Platzes schauen kann. Und da sah ich ihn und war vom ersten Augeblick an total verzaubert. Ich kann dann sowas von außer mir sein. Gänsehaut-Feeling und so....wie ich ihn da stehen sah, den jungen Mann, mit seinem Akkordeon. Und er spielte so schön....ein Flair von französischer Straßenmusik, irgendwo in einer Straße von Paris, und nun hier, bei uns, in meiner Straße. So was gab´s noch nie!

Ich blieb wie gebannt am Fenster stehen und schaute hinunter und um mich herum. Alle Anwohner kamen an die Fenster. Jeder schien ähnlich wie ich überrascht zu sein. Jeder verharrte und lauschte. Neben dem Akkordeon sah ich, dass er einen kleinen Becher bereit hielt. Ich hab zuerst überhaupt nicht kapiert, reagiert, bis ich sah, dass eine Nachbarin im Nebenhaus, von ganz unten, etwas ins Töpfchen warf. Hallo rief ich ihn, ich auch. Da bin ich sofort dabei. Ich meine...da kann ich nicht nein sagen. Ich fand es einfach so schön...wie er da stand und mit seiner Musik die Menschen aus ihrem alltäglichen Trott herausriß und sie verzauberte.

Und genau in diesem Moment überfielen mich die Erinnerungen an meine Kindheit. Damals, als wir noch im Vötenhof in Duisburg wohnten, ein Raum, klein, eng, dunkel, alte rußgeteerte Kohlensiedlungshäuser, Altbau, Klo auf dem Hinterhof, mußte man spät abends mit Taschenlampe suchen. War nicht schön. Ich hatte ziemlich viele Ängste, vor allen Dingen, wenn ich allein den Weg gehen mußte. Es huschte auch so allerlei Getiers über den Hof. Naja..ich hab´s überlebt. Es gab Schlimmeres.

Aber tagsüber, wenn ich bei den Schularbeiten saß, am Fenster, da stand unser Küchentisch, da hörte ich sie auch manchmal, allerlei Fahrtgesellen. Manche kamen noch um Lumpen zu sammeln, der Alträucher, der Eisenwarensammler, auch der kleine Wagen, mit den Lebensmitteln. Ja...das gab´s noch, damals. Und dann der Leierkastenmann. Einmal die Woche fuhr er durch unsere Straße. Ich erinnere mich nicht mehr an den Wochentag, aber ich erinnere mich genau meines Staunes, damals, als Kind und die Vorfreude. Ich wartete nämlich immer auf ihn. Es gab nicht soviel Musik für mich. Aber ich liebte Musik, schon damals. Musik ließ mich träumen, schweben in meine innere Welt oder einfach hinaus mit meinen Träumen in eine andere Welt. Musik hatte schon immer die Macht in mir, mich von irgendetwas zu heilen, was mir gerade schwer fiel oder mich einfach anzutreiben, zu Taten. Musik gab mir Kraft, auch damals schon, zu überleben, was es zu überleben gab.

Jedenfalls...der Leierkastenmann war schon ein wenig eine kleine Rettung im Alltag damals. Ein bißchen vermittelte er mir, dass es auch Schönes auf dieser Welt gab, dass zu entdecken, ich irgendwann bereit werde, wenn ich mal für mich allein verantwortlich werde.

Der Leierkastenmann spielte vor jedem Haus, wie der Akkordeonmann heute in meiner Straße und auch er wartete, bis die Anwohner ihm ein Zubrot, ein paar Pfennige, Groschen in seinen Kasten warfen. Mit dem einen oder anderen sprach er ein paar Worte, erzählte so dies und das, von dem, was er unterwegs gesehen hatte. Niemand wußte, woher er kam, wohin er ging. Auch ich fragte mich, wo er wohl schlafen würde. Kinder haben merkwürdige Fragen.

Und so dachte ich auch heute. Woher er wohl kam, dieser junge Mann. Irgendwie aus einer anderen Zeit. Sympathisch sah er aus. Man sah ihm die Freude an seiner Musik an. Man könnte jetzt denken, hm...hat der denn keine andere Arbeit? Kann er denn damit überleben, was er da macht. Da kam mir wieder der Gedanke...vielleicht will er das gar nicht, eine richtig Arbeit oder das, was "man" sich so darunter vorstellt. Vielleicht ist er glücklich, mit dem was er da tut. Vielleicht zieht er durch das Land mit seinem Akkordeon und bringt den Menschen ein kleines Stückchen Musikwelt in ihre Häuser, reißt sie, so wie heute, aus ihrem Trott, läßt sie aufhorchen, anhalten, stillhalten. Ja... und vielleicht hatte jeder heute in unserer Straße so wie ich plötzliche Erinnerungen an eine Zeit, als die Welt sich noch langsamer bewegte. Als Menschen öfters mal auf der Straße standen und sich austauschten, Nachbarn, einfach so, miteinander erzählten, miteinander lachten und scherzten. Zumindestens dann, wenn sie kamen, die fahrenden Gesellen.

Schade...dass es so was nicht mehr öfters gibt. Aber schön...dass ich das heute nochmal erleben durfte... Ich war ganz gerührt. Ein seeliger Augenblick. Kann vielleicht keiner verstehn, aber für mich war es so...Ein Moment Glückseligkeit...ein Moment eine andere Welt. EIn Moment Musik scheinbar aus einem anderen Land....

Ich lauschte noch eine Weile, bis er leiser wurde und verschwand. Der Akkordeonmann. Ich wünsche mir, er käme wieder, irgendwann einmal und verzaubert unsere Straße nochmal von neuem. Das wär schön!

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8. Juni 2009 1 08 /06 /Juni /2009 08:58
Scheinbar
nur scheinbar

scheint es so zu sein
dass sie gewinnen

die, die dich in die Knie
zwingen wollen

dich drücken, klein machen wollen
und noch darüber lachen

meinen, sie seien die Starken
Autarken
die, die über alles wachen
und dich verachten

aber nur scheinbar
scheinbar wähnen sie sich
in Arroganz und Selbstsicherheit
in ihrer selbstgefälligen Weise
und vergessen
auf ihrer menschenverachtenden Reise
durch diese Welt

dass die Kleinen erhöht werden
dass der Himmel sie auf ihrer Reise
begleitet auf seine Weise

die ersten  werden die Letzten sein
die Letzten werden die Ersten sein

Was erniedrigt wird
wird erhöht werden

der Verlierer gewinnt
am Ende ganz bestimmt

und überhaupt
ich neige niemals mein Haupt
vor den scheinbar Starken
ich hab Geduld und werde warten

und dann am Ende
schau ich ihnen in die Augen
und reiche ihnen meine Hand

was soll´s...jeder hat sein Leben
ich meines eben

ich lebe aus einer anderen Kraft
sie haben mich nicht geschafft!



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6. Juni 2009 6 06 /06 /Juni /2009 11:12

Was ist Leben? So mancher fragt es sich immer wieder, gerade dann, wenn es schwer wird! Manchmal kommen Ängste hoch! Bei mir sind sie weniger geworden! Ängste die sagen, war das alles, was kommt? Aber was soll kommen? Auf was wartet  man eigentlich?

Auf das Große, Unerwartete, Spektakuläre? Warum wartet man? Weil es gerade alles so schwieirig ist? Ja..mag sein, es gibt diese Zeiten, in denen man scheinbar keinen Fortschritt zu machen scheint. Die Probleme häufen sich an und man weiß nicht, wie man sie bewältigt bekommen soll? Dennoch fordert der Tag das eigene Leben, Schritte, die man zu gehen hat, Dinge, die man erledigen muß, auch wenn es einem nicht danach ist. Freiheit! Man wünscht sich letztendlich Freiheit von all diesen Zwängen des Lebens, die doch nur vordergründig das Leben füllen.

Aber Leben ist etwas anderes für mich! Leben sind nicht die Probleme, die Schwierigkeiten! Leben sind die ganz kleinen unscheinbaren Dinge. Eine Mitbloggerin hat es in einem Blogbeitrag angeschnitten, dieses, kleine, Unerwartete, das eigentlich gar nichts mit dem Leben zu tun hat, es scheinbar nicht verändert zum Positiven oder zum Negativen. Und doch sind es für mich diese kleinen Geschehnisse, die mein Leben füllen, die mich glücklich machen, die mir Luft zum Atmen geben.

Diese Momente...du gehst morgens raus, erwartest Wärme und dann kommt dir ein eisiger Wind entgegen, Regen, der leise fällt, ganz plötzlich.... und du schaust erstaunt...gehst weiter....durch die Straßen...durch diese Welt...mit all den Menschen, die ihre Geschichte am Leib tragen, hindurch durch diese Welt. Ihre Ängste, Sehnsüchte, Träume, Wünsche, Enttäuschungen, Freuden, Leiden, vieles, vieles mehr, dass du erahnst, wenn du sie richtig anschaust.

Plötzlich bückt er sich, der Mann, hebt einen 5-Euro-Schein auf. Gefunden! Einfach so. Irgendjemandem verlorengegangen. Er steht da, schaut ihn sich an, den Schein, ob er echt ist...steckt ihn in die Tasche, was soll er auch sonst machen. Ob er ihn weiterbringt, der 5-Euro-Schein?

Ein bißchen weiter knallt ein Luftballon, das Kind im Wagen sitzend, schaut weinerlich, kämpft mit den Tränen. Die Mutter versucht es zu beruhigen. Ist doch nich so schlimm. Wir kaufen einen neuen. Aber manchmal will man nichts Neues, weil man hängt an genau dem, was man hatte, und nun zerplatzt, wie Wolken, die den Regen entlassen haben. Noch so ein kleines Unglück, wie werden die größeren werden im Leben des Kindes.

An der Kasse im Supermarkt ärgert sich der Mann für einen Moment, weil er vergessen hatte, auszuwiegen, was er im Korb hatte. Er ärgert sich über sich selber, weil er jetzt auffällt, die anderen starren ihn an, ebenso ärgerlich, weil sie jetzt warten müssen. Keine Geduld heute, der Mensch an sich. Immer in Eile. Warum? Was soll einem schon entgehen. Fünf Minuten zu spät irgendwohin zu einem Termin, der sich möglicherweise im Nachhinein als nichtig erweist. Aber weiß man´s vorher. Immer diese Vorstellungen?

Plötzlich ein Lächeln von dem, der vorübergeht, intensiv, ehrlich, freudig.....einfach so...Fremder dem Fremden...ob er weiß? Dass du genauso empfindest, dass das Leben schön ist? Aber ist das wichtig? Gewichtig ist doch das Lächeln an sich, egal, welches Geheimnis des Lebens es mit sich gebracht hat. So ein kleines Lächeln, dass den eigenen Tag um 100 Grad verändern kann, geschenkt, einfach so, mehr wert als ein Lottogewinn! Dumm? So zu denken? Oder empfindsam, noch nah am Menschsein.

Du schaust in dein virtuelles kleines Leben und siehst den Gruß, das Kompliment, da ist einer, weit weg von dir, in einem anderen Land, hast ihn noch nie gesehen und doch hat er gedacht an dich, an diesem Morgen, grau-in-grau, Kühle und Nässe, mit sich bringend. Warum? Wieso gerad du? Welche Sehnsucht verbirgt sich dahinter? Aber auch das ist schön....einfach so....macht dich glücklich, wie das gute Wort, dass eines deiner Kinder gerade noch im selben Moment für dich hatte oder dein Nachbar, dein Freund. Alles hat sein Gewicht! Nichts ist unnütz, nichts geschieht einfach so...

Du hast dich verändert, rasant, sagt der Blumenmann....aber du schaust glücklich dabei aus. Das ist die Hauptsache.. Ja...das stimmt, Veränderung, nicht geplant, einfach über dich hinweggerollt. Und nun? Was macht man damit! Nichts...sage ich..einfach leben mit der Veränderung und schauen, was dir sonst noch so entgegenkommt. Man muß das Leben sich entgegenkommen lassen. Nicht zuviel planen, nur das Nötigste, das unbedingte "muß"...ansonsten offen bleiben, für diese Momente, diese kleinen, Unscheinbaren.

Und gleich gehst du wieder, hinaus....durch die Straßen, schlenderst, schaust, beobachtest all die Menschen, die kleinen Dinge, das Auto, dass die Stoßstange des nächsten touchiert und wie er aussteigt der Mann, schaut, hat es den Wert seines Wagens gemindert? Du siehst, scheint kein Problem zu sein. Gleichzeitig siehst du das Blatt vom Baum da an der Ecke fallen, leise, sanft, rieselt es hinunter. Wieso jetzt... Es ist nicht mal Sommer...wieso fällt jetzt ein Blatt, denkst du. Es stirbt zu früh. So ist es. Auch Menschen sterben zu früh... unerwartet...unvorhergesehen. Der Mensch Teil der Natur.

Nein..du willst nicht an den Tod denken...jetzt noch nicht.... dazu ist das Leben zu schön...und an der nächsten Ecke bietet sich dir ein anderer Blick...ein klein angelegtes Carre mit Blumen bestückt, Rosen, Mohn und Margerite...wie schön...sie blühen in ihrer ganzen Pracht...genau...das ist jetzt dein Leben...du willst blühen hoch hinaus, über dich hinaus... in den Himmel hinein..ihn spüren..den Himmel, in berühren... Der Mensch steht vertikal zwischen Himmel und Erde...es kommt nur darauf an, wo man sich gerade mehr befindet. Manchmal möchten einem Flügel wachsen...um höher hinauszukommen. Die Berührung des Himmels schenkt dir das Leben, das wirkliche, weit entfernt vom Materiellen, von den Sorgen und Nöten...der Himmel schenkt die Leichtigkeit des Seins... Obwohl du nicht weißt, was sich dahinter verbirgt, hinter dem Himmel, hinter dem Universum mit seiner Tiefe, Weite und Größe. Aber ist das wichtig? Nein... nur das wissen, dass es scheinbnar immer weitergeht...ins Unendliche hinein. Alles ist unendlich...nichts hört auf, immer wieder Anfang, immer wieder neu...der Gedanke gefällt mir.

Das alles ist das wirkliche Leben! Genießen wir es, erspüren wir es, schauen wir genauer hin! Es hat so viel zu bieten:-)

Behalt das Leben lieb!
 

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