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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:20
Wir haben von "allem" zu wenig, jawohl. Das will ich jetzt mal ganz deutlich sagen. Es muß so sein, denn ich höre nämlich nichts anderes oder vielleicht fällt es mir nach meiner Reise durch Indien und Nepal nur noch mehr auf.
 
Heute Morgen z.B. ziehe ich meine Runden durch unseren Grüngürtel, gehe anschließend noch Brötchen für die Familie kaufen und da war es wieder, das leise, in stöhnendem Ton dahergekommene Gejammere. Gut! Diesesmal betraf es nur die Sonne. Ach je, schön, dass wir Sonne haben, meinte Frau Meyer, dieses Jahr war es einfach viel zu "wenig!" Aha!, meine Antwort darauf und ich zog weiter.
 
Gestern, gestern auch, da traf ich Herrn Schmitz. Ich muß dazu sagen, Herr Schmitz besitzt drei Häuser in unserem WOhnviertel, ist selbstständig, fährt einen dicken Mercedes und seine Wohnung steht zugepropft mit Antiquitäten. Was war das erste, was er mir erzählte? Der Bankenskandal. Er habe Angst um sein Geld! Erst vor ein paar Tagen wollte er einen Überschuß aus dem Gewinn seines Handwerksbetriebes auf eine anderen Bank anlegen. Aber die Zinsen, es waren die Zinsen, die ihn daran gehindert haben. Einfach zu "wenig!" Nadann! Armer Herr Schmitz!
 
O.k., die Tage war ich bei einem entfernten Bekannten. Schon lange arbeitslos der Arme. Harz IV.-Empfänger, ist wirklich traurig. Denn er will arbeiten, unbedingt! Er lebt in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung, immer noch gut ausgestattet, und gemütlich, ja wirklich gemütlich. Es geht irgendwie, immer. Einkaufen beim Discounter, ein oder auch zwei Bierchen weniger. Aber, es ist zu "wenig" viel zu wenig! Klar, kann ich verstehen!
 
Die Nachbarin von unserem Kleingarten, gestern traf ich sie, als ich mal nach dem rechten schauen wollte. Wie iset denn so, fragte ich sie. NA ja, antwortete sie, der Sommer war nicht so gut! DIe Tomaten wollten nicht so richtig, der Salat hat zuviel Wasser abbekommen und überhaupt, nicht soviel abzuernten dieses Jahr! Leider! Einfach zu"wenig!" Da hatten wir es wieder!
 
Meine Freundin rief gestern an! Man erzählt sich so dies und das, was per Telefon so möglich ist. Ich telefoniere nicht so gern. Brauche immer Blickkontakt! Aber da war es wieder! Auf meine Frage, wie es denn der Familie so ginge, kam mit ein schwermütiges Gejammere entgegen. Der Manfred, ihr Göttergatte, sei einfach zuviel unterwegs und kann sich nicht richtig um die Kinder kümmern. Er war einfach zu "wenig" anwesend!
 
Ich glaub, ich steh im Wald. Wo sind wir denn. Ich kann es nicht mehr hören, dieses immer und von allem "zu wenig!"
 
Na ja, vor ein paar Tagen hatte ich Gäste zum indischen Abend. Ich hab gekocht und gewühlt den ganzen Tag. War ein schöner Abend, wirklich, sehr schön. Später als die Gäste gegangen sind und ich in der Küche stand, den Abwasch vorbereitete, da kam er, dieser blöder Gedanke:" Ich glaub, es war ein bißchen wenig!"
 
Jetzt reichts aber, genug ist genug. Basta! Ich bin es satt, mir das ewige "zu-wenig-Gejammere" anzuhören. Ist doch wahr, ist alles eine Frage der Perspektive. Ich hab nicht viel, aber genug und dabei bleib ich, auch wenn es weniger wird!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:19
Alles wurde plötzlich anders! Der Chef hatte gewechselt. Die guten alten Zeiten waren vorbei. Wehmütig waren die Erinnerungen, die Martin hatte, als er zurückblickte. Schöne Jahre waren es. 25 Jahre hatte er bei der Firma gearbeitet, einer kleinen chemischen Fabrik, die Klebstoffe herstellte. 25 Jahre mit Kollegen, die ebenfalls, wie er, niemals gewechselt hatten, es sei denn, aus Altersgründen, beruflicher Veränderung oder Standortwechsel. 25 Jahre ein gutes Miteinander, eine ausgewogene Bezahlung und ein objektives und gerechtes Handeln ihres Chefs, der nun leider verstorben war.
 
Seitdem hatte sich alles verändert! Ein amerikanischer Konzern übernahm die kleine Fabrik, ein Mann aus den eigenen Reihen eingesetzt. Gut, Martin hatte sich ein bißchen erhofft, er könne die leitende Position übernehmen. Da war er enttäuscht worden. Sicher hätte sie ihm sein Chef übergeben, wenn er noch gelebt hätte und sich zurückgezogen hätte. Das weiß er, dass hat dieser ihm immer wieder angedeutet.
 
Nun denn, er will nicht klagen, eine leitende Position bedeutete ihm weniger als das gute Miteinander mit den Kollegen, die immer eine produktive Arbeit beinhaltete. Das war jetzt anders.
 
Ein Jahr liegt nun seit dem Tod des ehemaligen Chefes zurück. Zwei seiner besten Kollegen sind gegangen! Oder gegangen worden, wie man so schön sagt. Er versuchte sich an die leisen Veränderungen zurückzuerinnern, die sich heimlich eingeschlichen haben, damals.
 
Der Neue war nicht mehr objektiv. Er hatte nicht die Gabe, persönliche Sympathien außen vor zu lassen. Da hatte doch der gute alte Chef ein anderes Händchen. Er hatte alles im Auge, konnte zwischen den Zeilen lesen und war niemals auf eine persönliche Meinungsverschiedenheit zweier Kollegen eingegangen. Er hat es zwar gesehen, aber auf seine Art, in dem er konstruktiv nach Lösungsmöglichkeiten suchte, ohne das Thema anzusprechen, ohne sich auf eine Seite der beiden Kollegen zu schlagen, die Konflikte gelöst, so dass letztendlich beide Parteien das Ergebnis annehmen konnte und keiner sich benachteiligt fühlte. Ja, er war ein außergewöhnlicher Mensch.
 
Martin erinnerte sich an ein Gespräch, in dem der Chef ihm mal ganz klar sagte, sicher, er habe auch Symapthien zu dem einen oder anderen, das wäre ja normal, aber gerade deswegen würde er den persönlichen Kontakt zu demjenigen möglichst umgehen, um keinen Neid oder Eifersucht aufkommen zu lassen. Ja, er hatte sein Geschäft beherrscht. Beruf ist Beruf und Privates muß man außen vor lassen!
 
Und trotzdem, er zeigte Herz immer wieder. Martin erinnerte sich noch sehr genau an die schwierige finanzielle Situation, in die einer seiner Kollegen einmal gekommen ist. Es war Gesprächsthema in der kleinen Fabrik. Jeder wußte es! Und da hat der Chef eingegriffen, ganz unproblematisch, aber klar und deutlich. Hat dem Kollegen auch finanziell ausgeholfen. Warum das keinen Neid erregte? Weil er, der Chef, das immer tat, wenn es die Möglichkeiten finanzieller Art zuließen. Er war nicht geizig. Verbuchte den Gewinn nicht nur allein auf sein Konto. Er ließ die Mitarbeiter, wenn möglich, daran teilhaben, ohne dass ihm selber dabei etwas abging. Das brachte ihm Respekt! Das schätzten die Mitarbeiter und konnten ohne Neid die eine oder andere Hilfe, die einem Kollegen entgegengebracht wurde, annehmen.
 
Sobald es die finanziellen Möglichkeiten zuließen, gab es für jeden Mitarbeiter ein Weihnachtsgeld, für alle gleich. Und das war schon sehr ungewöhnlich zu der Zeit! Von außen wurde das mit Staunen beobachtet. Martin erinnerte sich auch noch genau an das Jahr, als die kleine Firma einen großen Auftrag hatte und ein beträchtlicher Gewinn erzielt wurde, da war der Chef nicht kleinlich. Völlig unerwartet fanden die Mitarbeiter vor ihrem Urlaubsantritt plötzlich eine kleine Summe in ihrer Lohntüte. Das war eine Überraschung.
 
Ach, was waren das schöne Jahre in der Firma. Die Mitarbeiter setzten sich für den Betrieb ein, als sei es ihr eigener. Krankheitsrate? Gleich Null! MAn kam mit dem Kopf unter dem Arm! Das sah auch der Chef, das honorierte er. Aber nie hat er es ausgenutzt. Wenn es einmal zu arg war, schickte er den betroffenen Mitarbeiter einfach nach Hause, ohne Ressentiments.
 
Und jetzt! Was ist aus der Firma geworden. Umsatzeinbußen in den letzten Monaten! Er spürte deutlich die weniger werdende Motivation der Mitarbeiter. Die Krankmeldungen waren erstaunlich. Nie zuvor hat es das gegeben. Das erste MAl gab es in diesem Jahr kein Weihnachtsgeld! Es gab Probleme bei den chemischen Zusammensetzungen der Klebstoffe und die Abnehmer reichten Beschwerden über Beschwerden ein.
 
Sicher, es gab auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder eine Flaute. Das hat man durchgestanden, da hielten sie alle zusammen. Aber der neue, der teilte aus. Rief Konferenzen zusammen, in denen er jeden Verantwortlichen nur zusammenstauchte, keine konstruktiven Diskussionen mehr, kein Entgegenkommen, kein Appell an den Zusammenhalt. Früher, da konnte man einen Fehler eingestehen, weil man erfuhr, es ging weiter, jeder bekam eine neue Chance. Jetzt traute sich niemand mehr, die Verantwortung für einen Fehler zu übernehmen, weil er Angst um seinen Arbeitsplatz hatte. Zwei Kollegen wurden gegangen,. Zwei außerordentlich kompetente Kollegen, die über Jahre hinweg gute Arbeit geleistet hatten und die jetzt ein ALter überschritten hatten, das es ihnen erschwerte, jemals wieder eine neue Anstellung zu finden. Martin sah das Desaster, in denen die beiden sich befanden.
 
Martin sah das Desaster, in dem sich die kleine Fabrik nun befand, ein Jahr, nach der Übernahme des Neuen. Plötzlich gab es Tratsch und Klatsch. Der Neue hatte ein Techtelmechel mit der Kollegin. Es gab plötzlich Betriebsfeiern ganz anderer Art.
Was waren die Betriebsausflüge mit dem alten Chef immer schön. Der Chef suche jedes Jahr einen anderen schönen Ort aus, an dem sie gemeinsam mit einem gemieteten Bus hinfuhren, eine Wanderung unternahmen und am Abend dann ein Abschlußessen, bei dem die Gespräche über die Arbeit und die Problematiken, die vielleicht gerade anstanden, außen vor gelassen wurden. Jeder fühlte sich wohl! Und man spürte förmlich am nächsten Tag die Energie, mit denen die Mitarbeiter wieder ans Tageswerk gingen.
 
Und nun gab es sogar unterschiedliche Löhne für die gleiche Arbeit. Sollte natürlich niemand wissen, aber es schimmerte durch. Klatsch und Tratsch eben. Gab es früher nicht. Worüber auch? Alles war geordnet, gerecht und gleich verteilt! Jeder hat das akzeptiert. Kein Murren!
 
Schöne Jahre waren das. Und nun! Alles vorbei. Er spürte, auch ihm fiel es schwer, jeden Morgen, die Firma zu betreten. Er spürte die eisige Stimmung, wenn er die Tür zu seinem Büro öffnete. Er hörte die mißgelaunte Stimme des Chefs, er sah die Unzufriedenheit seiner Kollegen.
 
Nachdenklich schüttelte er den Kopf, wie konnte ein Mensch eine Firma in einem Jahr nur finanziell und menschlich so herunterwirtschaften? Es gab ein Wort, dass er jetzt immer öfters hörte."Mobbing"
Einer spielt den einen gegen den anderen aus. Traurig, wehmütig und irgendwie desillusioniert stand Martin auf, nahm seine Aktentasche und machte sich auf den Weg zur Arbeit. 5 Jahre noch, er hatte noch fünf Jahre durchzustehen. Niemals hätte er gedacht, das er so auf sein Ende blicken würde.
 
So ist es wohl. Er mußte es so annehmen. Er glaubte nicht mehr an eine positive Veränderung! Die Kälte ist eingezogen in ihrem kleinen Betrieb. Der Neue hatte die menschlichen Qualitäten nicht, ihm fehlte es an Distanz, Objektivität und Menschlichkeit. Wie sollte man das ändern können? Es war jetzt so, wie fast überall, in den Betrieben. Sie waren keine Ausnahme mehr. Damit mußte er leben! Die guten Jahre waren vorbei!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:18
Max war unleidlich. Plötzlich war es nicht mehr so gemütlich an den Sonntagen. Früher durfte er immer noch mit Mama und Papa im Bett kuscheln und Mama erzählte kleine Geschichten oder sie alberten einfach rum.
 
Jetzt war plötzlich alles anders. Sie mußten immer früh aufstehen, das Frühstück war auch nicht mehr so gemütlich, denn immer sollte er sich beeilen. Wieso? Er fand das blöd. Mußte er sich doch schon dreimal in der Woche mit dem Anziehen beeilen, wenn er zu seiner Spielgruppe fuhr.
 
Und jetzt auch noch Sonntag. Und nur, weil sie jetzt immer in die große Kirche gingen, um Gott zu feiern, wie seine Mama ihm das immer erklärte.
 
Er wollte nicht Gott feiern! Er kannte ihn ja gar nicht! Er verstand auch nicht, wovon die Mama redete.
 
Und so weigerte sich Max mal wieder mit aller Kraft an diesem schönen Sonntagmorgen, trödelte mit dem Anziehen, mußte noch mal auf´s Klo und hatte außerdem ganz plötzlich Durst.
 
Die Mama war zwar eilig, aber nett, da konnte er nichts sagen. Alle Wünsche wurden ihm erfüllt, ohne dass sie mit ihm schimpfte. Die Mama war halt ganz was Besonderes, sie schimpfte fast nie.
 
Nicht so, wie die Mamas in dieser großen Kirche, die ständig an den anderen Kindern herumzupften, dauernd psst, psst, sagten und sie manchmal ganz böse anguckten. Max fand das blöd, wenn Mamas böse guckten. Und wenn seine Mama mal böse guckte, guckte er einfach böse zurück und dann mußten sie beide lachen.
 
Max hatte mal wieder alles versucht an diesem schönen Sonntagmorgen, aber es hat nix genützt, sie machten sich auf den Weg zur großen Kirche.
 
Na ja, eigentlich war es ja schön, besonders nachher, wenn das Reden und das Singen, wowon er auch überhaupt nichts verstand, vorbei war, denn da gingen sie immer in einen großen Raum, da gab es Frühstück und Max konnte mit den anderen Kindern spielen. Eigentlich, so dachte Max, sollten Mama und Papa direkt in den großen Raum gehen, immer dieses Warten.
 
Und an diesem Morgen mußte er besonders lange warten. Irgendwie war das Singen und Erzählen heute länger wie sonst. Max war ungeduldig, er rutschte von der Bank und setzte sich auf den Boden. Gott sei Dank gab Mama ihm ja immer ein kleines Buch mit. So saß Max da, schaute sich die Bilder an, wo ein Mann drauf war, der Gott sein sollte.
 
Ab und zu stand er auf und schaute, was vorne passierte. Meistens stand immer nur ein Mann vorne, der hatte einen Umhang an, manchmal rot oder weiß, manchmal lila.
 
Heute war er rot. Max liebte rot. Der Mann mit dem roten Umhang fing an zu sprechen und Max rutschte wieder unter die Bank. Als er erneut in sein Buch schauen wollte, hörte er plötzlich eine andere Stimme. Die klang aber komisch. Das hörte sich anders an, wie der Mann, der vorher gesprochen hatte. Auch seine Mama und sein Papa sprachen nicht so.
 
Jetzt war Max interessiert. Er stand auf, stellte sich auf die kleine Stufe vor seiner Bank, schaute nach vorne und da standen doch glatt zwei Männer mit roten Umhängen. Jetzt war Max ganz durcheinander.
 
"Mama, Mama", rief er laut, so daß die andere Mama neben ihm, die Mama von Johannes nämlich, ihn ganz böse anschaute. Das war ihm aber egal. Und seine Mama sagte ihm,als er fragte, warum der Mann denn so komisch spreche, dass sei italienisch! Aha, dachte Max. Ist ja auch egal!
 
Jedenfalls Max lachte über das ganze Gesicht und vor Aufregung rief er nochmal:" Mama, Mama, schau mal, heute "zweimal" Gott!"
 
DA nahm die Mama ihn freundlich in den Arm und die Mama von Johannes guckte auch gar nicht mehr böse und überhaupt, alle Leute, die vor ihm saßen, schauten ihn an und lachten über´s ganze Gesicht! MAx drehte sich um, ja tatsächlich, die, die hinter ihm saßen, lachten auch.
 
Er mußte etwas ganz Tolles entdeckt haben. Es gab wohl mehrmals "Gott!"
 
Max war zufrieden heute, den Rest des Singens und Erzählens saß er ganz still und schaute nach vorn. Es roch auch heut so gut!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:17
Max war genau 2 Jahre und 11 Monate alt, als er in eine Spielgruppe sollte. Seine ältere Schwester war bereits im Kindergarten, die Mama zwar nicht berufstätig, aber sie wollte, das auch der Sohn schon einmal, sozusagen als Vorlauf, sich an eine Kindergruppe gewöhnte. Die Zeit war überschaubar, dreimal die Woche a drei Stunden.
 
Max hatte gemischte Gefühle, einerseits freute er sich, er war es leid, immer nur Eisenbahn im Küchenschrank seiner Mama zu spielen und das fünf Tage lang die Woche. Und die Spielkameraden in der Spielgruppe kannte er fast alle, schon allein durch seine ältere Schwester, es waren nämlich samt und sonders Geschwister derselben.
 
EIn kleines Problem gab es noch zu bedenken. Maß mußte sauber sein. Aber Max war auch sauber. Schon seit genau einem halben Jahr. O.k. hin und wieder passierte es mal, aber war das so schlimm?
 
Nun denn, Max kam in die SPielgruppe, alle Tests bestanden und er freute sich schon jeden Tag auf die Gruppe, die Kinder, das Spielen, die schönen Geschichten, den Stuhlkreis, das Märchenspiel und den Reigen am Schluß. NA ja, zwischendurch bekam er doch immer etwas Sehnsucht nach Mama, aber die Zeit verging meistens rasch.
 
Eines Tages passierte ihm Folgendes!
 
Max hatte sich den ganzen Morgen im Garten der SPielgruppe ausgetobt, saß danach zufrieden am Frühstückstisch, Hirsebrei und Pfefferminztee, lecker, Max mochte das gerne.
 
Endlich kam der von ihm herbeigesehnte Reigen, weil, danach kam meistens Mama und holte ihn ab! Schön ist es doch, auch wieder zuhause zu sein!
 
Max reihte sich ein, faßte Frau H., die Kindergärtnerin rechter Seitean die Hand und links, seine Lieblingsfreundin Louisa. Und los ging´s. Max dämpfte immer noch vom SPiel draußen, er war vom Temperament ein kleiner Choleriker, schwitzte schnell und hatte rote Backen.
 
Max merke plötzlich, das etwas mit ihm geschah, was er gerade jetzt, in diesem einen Moment, nicht unter Kontrolle hatte. Max trottete gemächlich und versunken im Reigen mit, als seine Lieblingsfreundin Louisa plötzlich sagte:" Frau H., es riecht komisch, nicht wahr?"
 
Frau H. ging zuerst drüber hinweg. Aber Louisa ließ nicht locker:" Frau H. riechen sie doch mal, es stinkt wie nach Aaa...!"
 
Aber Frau H. war eine kompetente und sichere Erzieherin, sie sagte nichts.
 
Max indessen spielte das Spiel "Ich bin Hase und weiß von nichts" und trotte gemächlich weiter im Reigen. Plötzlich jedoch fiel der Blick von Frau H. auf ihn. Mit großen Augen schaute er sie an und ohne, dass sie etwas zu ihm sagte, entgegenete er zielstrebig und sicher:"Na und! KAnn doch mal passieren!"
 
Das war´s. Der Reigen ging zu Ende. Max lief auf seinen Platz und da saß auch schon die Mama. Die Mama war auch sehr
lieb, sie sagte nichts, nahm ihren kleinen Max, ging mit ihm nach Hause, setzte ihn kurzerhand unter die Dusche und vorbei der ganze Spuk.
 
Am anderen Morgen brachte seine Mama ihn wieder zur Spielgruppe und Frau H. empfing ihn mit einem Lächeln und seine Mama mit einem Augenzwinkern Das ist ihm nie wieder passiert.
 
So kann´s gehen! Ein Kind, das in einer inneren und äußeren Sicherheit groß wird, wächst auch mit einem gesunden Selbstbwußtsein heran, das kann auch schon mal ein Malheur gut wegstecken.
 
Ich hab die Geschichte nie vergessen, weil sie mir den SPiegel vorhält. So ein Selbstbewußtsein und eine Gelassenheit fehlt doch manchmal so manchen Erwachsenen!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:16

Na ja, der Ärger ist nicht neu. Er hat sich seit zwei Monaten festgesetzt! Auch auf unserer Reise hat er sie begleitet. Immer wieder der hoffnungsvolle Blick in die Mails, ob wohl eine Erklärung angekommen ist. Aber nein! Kein Wort! Worum geht es?
 
Also da hat das Töchterchen das Bachelor-Studium, der erste Durchlauf in diesem unseren Lande, mit Bravour bestanden, die Bachelor-Arbeit mit Glanz hingelegt und war so voller Freude, nun mit gleichem Elan, ihren Master durchzuziehen. Aber was ist? Da werden ihr mal eben ein paar Steine in den Weg gelegt! Wieso?
 
Die Bewerbung an die Uni in Innsbruck wurde abgeschickt und sie schaute voller Erwartung in den Briefkasten. Was kam war eine Anforderung des Bachelor-Zeugnisses. Daraufhin kontaktierte sie das Sekretariat an ihrer Uni, um dann zu erfahren, dass es noch kein Zeugnis geben kann und dass sich das auch hinziehen kann! Warum? Nun, ganz einfach. Man wußte noch nicht, wie dieses Bachelor-Zeugnis gestaltet werden soll, das zum einen und zum anderen, es mußten ja so viele Zeugnisse ausgestellt werden, dass man eine längere Zeit dafür brauchen werde. So sagte man es ihr!
 
Wäre ja vielleicht auch kein Problem, wenn nicht, ja wenn nicht die Uni in Innsbruck klar und deutlich sagte, wenn sie kein Zeugnis habe, könnten sie auch keine Zusage für einen Studienplatz geben. Was tun sprach Zeus!
 
Also wieder zum Sekretariat, die neuen Informationen der Uni Innsbruck weitergegeben, um als Antwort dann gesagt zu bekommen, da könne man nix machen. Das wäre ein Problem, mit dem man nicht gerechnet habe. So was! Konnten die Verantwortlichen also nicht damit rechnen, dass Bachelor-Absolventen möglicherweise ihren Master im Ausland machen wollen?
 
Die Situation war und ist wirklich haarsträubend, denn, so wie es im Moment aussieht, wenn die Damen und Herren Verantwortlichen  das mit dem Zeugnis nicht hinbekommen, würde dem Töchterchen ein ganzes Jahr fehlen, d.h. sie muß ein Jahr warten, um sich dann erneut in Innsbruck bewerben zu können. Ich finde das unglaublich. Ein Jahr, klar, sie kann zwischendurch einfach arbeiten gehen. Aber so war das nicht gedacht und so sollte es doch wohl auch nicht sein, oder?
 
O.k. es ist der erste Bachelor-Studiendurchlauf, aber wieso hat man sich in drei Jahren nicht Gedanken darüber gedacht, wie das Design des Zeugnisses aussehen soll und wie es inhaltlich gestaltet werden soll? Das kann doch wohl nicht wahr sein.
 
Wir sind u.a. eine Woche früher von unserer Reise zurückgekehrt, damit noch eine Woche Zeit bleibt, um da mal richtig Dampf zu machen! Aber ob es wohl hilft? Nach einer Auskunft eines Freundes, den sie mit Vollmacht ausgestattet hatte, um alle möglichen Informationen abzufragen oder ggfs. das Zeugnis in Empfang zu nehmen, um es dann schnellstmöglich nach Innsbruck zu schicken, war die letzte Antwort, dass man jetzt, man stelle sich vor und staune, ja, dass man jetzt endlich das Design entwickelt habe. Super! Oder?
 
Nun läuft der Countdown und in einer Woche muss das Zeugnis da sein, sonst kann sie ihren Master in Innsbruck vergessen. Ein Zwischenzeugnis wird übrigens von der Uni Innsbruck nicht akzeptiert. Ja können sich denn die Verantwortlichen nicht mit den Verantwortlichen in Innsbruck auseinandersetzen? Muß das auf Kosten des Studierenden gehen.
 
Da will ein junger Mensch sich schnellstmöglichst um seinen weiteren Ausbildungsweg kümmern und alsbald das Studium abschliessen und dann so was.
 
Ein Jahr! Ich finde, dass ist viel im Leben eines jungen Menschen, der wirklich alles gegeben hat, um sein Studium nicht nur gut abzuschliessen, sondern auch so schnell wie möglich! Und dann scheitert das an der Bürokratie, die für meine Begriffe unverantwortlich den jungen Menschen gegenüber ist.
 
Ich frage mich, ist das normal? Da gehen einem schon auch Gedanken durch den Kopf, ob man da nicht auf Schadensersatz klagen könnte. Nein! Klar, das wird sie nicht tun, aber vielleicht der eine oder andere, der sich in ähnlicher Situation befindet, wird diesen Weg vielleicht gehen! Ja, hat man denn wirklich nicht darüber nachgedacht?
 
Wie ich finde, ein peinlicher, verantwortungsloser Fehler unserer mal wieder typischen deutschen Bürokratie, oder sehen wir das zu eng?
 
Ich habe in Absprache mit meiner Tochter diesen Beitrag geschrieben, um vielleicht auch über diesen Weg Erfahrungen ähnlicher Art zu hören. Vielleicht befinden sich ja noch andere Studenten im selben Dilemma!
 
Jedenfalls in anderen Ländern, so die Aussagen von jungen Studenten, gibt es dieses Problem nicht!
 
Ich bin gespannt, was sie heute Abend zu berichten hat!

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:15

Das Ende einer langen Reise. Am Ende verbrachten wir eine Woche in Kathmandu, die touristenfreundlichste Stadt der Welt. Das sagt nicht nur der Reiseführer, dass kann ich auch nur bestätigen.
 
Ich liege nach der ersten Nacht in meinem Bett und spüre die kühle, klare Herbstluft durch das geöffnete Fenster und lasse die Bilder unserer letzten Woche vor meinem Auge erscheinen.
 
Kathmandu, das ist pulsierendes Leben, das sind Hupkonzerte der immer und ewig fahrenden Autos und Motorräder, das sind freundliche Menschen, die immer und überall versuchen, mit einem ins Gespräch zu kommen. Wissen wollen, wo man herkommt, was man macht, ob man verheiratet ist, wie groß die Familie ist und wie die Zukunftsaussichten in Deutschland für junge Menschen sind. Gerade die jungen Leute sind es, die immer wieder zum Ausdruck bringen, wie sehr sie von Deutschland begeistert sind, wie sehr sie sich danach sehnen, einmal Deutschland zu bereisen, oder gar dort einen Studien- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. Deutschland scheint ein Paradies zu sein für Nepalesen, überhaupt, denn es ist nicht das erstemal, dass wir das zu hören bekommen. Nepalesen sind ausgesprochen deutschfreundlich!
 
Wir haben sowieso jeden Bonus, Mother and Daugther, das finden sie prima und wir werden wie Königinnen behandelt, egal wo wir hinkommen, Klar, das geniessen wir natürlich.
 
Kathmandu, das ist aber auch "Thamel" das Touristenrummel- und Einkaufsviertel schlechthin, aber keinesfalls so, dass man flüchten wollte, sondern einladend, gemütlich, auch wenn man immer wieder im Slalom wegen der vorbeifahrenden Motorräder laufen muss, die sich in hunderten verschiedener Hupgeräusche ankündigen. Aber selbst dass hat mich nicht gestört, das war in Delhi viel, viel stressiger. Die Nepalesen sind nicht so aggressiv in ihrer Fahrweise, sondern ruhig und besonnen. Jedenfalls, ich habe es so erlebt. Die Zustände allerdings der Autos sind katasthrophal und Umweltschützer schlagen hier die Hände über den Kopf. Die Luftverschmutzung ist so unglaublich, immer liegt eine Dunstwolke über Kathmandu, dazu kommt der extrem starke Staub, der tagtäglich über den Straßen liegt und hochgewirbelt wird. Jeder dritte Nepalese trägt einen Mundschutz, die Atemwegserkrankungen nehmen drastisch zu. Leider! Aber, so lassen wir uns sagen, die Regierung arbeitet dran. Immer wieder erzählen uns Nepalesen, wie sehr sie mit dem Regierungswechsel durch die Maoisten zufrieden sind, dass sie den Eindruck haben, daß die Wirtschaft angekurbelt wird, die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen besser werden und vor allen Dingen, dass jedem Kind ein Schulbesuch ermöglicht werden soll. Hoffen wir, dass es stimmt! Es ist sicher noch einmal etwas anderes, in einer Stadt wie Kathmandu zu leben, wie auf dem Lande.
 
Jedenfalls wird in Kathmandu gestreikt, immer wieder laufen Protestierende durch die Straßen. Nicht immer weiß ich, worum es geht. Noch am letzten Tag lieferten sich Demonstranten und Polizei heftige Schlachten. Immer wieder mußten Händler ihre Geschäfte schließen, aus Angst vor Übergriffen und Ausschreitungen. Die Demonstranten legten teilweise Feuer in den Straßen oder zündeten Autoreifen an. Dieses mal ging es um die ethische Völkergruppe der Newaris, die um den finanziellen Zuschlag für Opfergaben für ein bestimmtes religiöses Fest protestierten. Am Tag zuvore gingen die Restaurant- und Barbesitzer auf die Straße. Seitdem die Maoisten Nepal regieren, gibt es in Kathmandu kein Nachtleben mehr. Alle Bars und Restaurants müssen um 23.00 Uhr schließen, sehr zum Ärger derselben, die dadurch eine deutliche finanzielle Einbuße erfahren. Denn es ist klar, der Tourist will nach dem Essen noch in das Nachtleben eintauchen, in einer Bar etwas trinken oder einfach nur Live-Musik erleben. Das gibt es ja auch noch, aber nur bis zur angegebenen Zeit oder eben, wie wir das dann auch erlebt haben, heimlich. Nach außen hin wird geschlossen, aber auf geheimes Klopfen wird einem geöffnet, wenn man weiss, wohin man gehen muß und dann geht es weiter. Aber psst, psst, die Polizei kontrolliert und Besitzer und Gäste leben dann in ständiger Angst. Ich muß sagen, auch ich war etwas verängstigt. Ne, unter Polizeigewahrsam wollte ich dann doch nicht kommen. So war das auch der einzige Ausflug mit den irischen Jungs, die sich an diesem Abend von uns verabschieden wollten. Alles in allem ein schöner, gelungener, wenn auch verbotener Abend. In den Zeitungen las ich die Erklärung eines Ministers, der die frühe Sperrzeit damit begründete, wo kein Mensch sich nachts auf den Straßen befindet, kann auch kein Gewaltverbrechen geschehen. Na dann! Gut, zusätzlich möchte man auch, daß Kathmandu sich nicht zu einem Ort entwickelt, an dem Prostitution, wie z.b. in Thailand, ihren Anziehungspunkt hat. In diesem Zusammenhang ist zu sagen, dass jährlich an die 12.000 junge Mädchen, teilweise noch Kinder an die Prostitution verkauft werden, u.a. auch nach Indien. Da ich Zeit und Muße hatte, stöberte ich natürlich schon aus Freude an meinem Beruf in nepalesischen Buchläden und fand ein Buch der amerikanischen Autorin Patricia Mccormick mit dem Titel "Sold!" Ein beeindruckendes Buch über die wahre Geschichte einer kleinen Nepalisin, die von ihrem Stiefvater nach Indien verkauft wurde. Es hat mich sehr berührt!
 
Kathmandu war aber auch Seightseeing jeden Tag. Es ist eine Stadt, in der Hindus, Muslime und Buddhisten friedlich miteinander leben und in der man wohl die meisten Tempel und Stupas finden kann. Da ist der beeindruckende Monkeytempel, den man, nachdem man nach dem Erklimmen ca. 4oo Stufen, beeindruckt gegenübersteht und an dem man, so wir wir an diesem Tage wegen eines besonderen religiösen Feiertages die Menschen in ihren religiösen Handlungen beobachten kann. Fotografieren verbot sich von selbst.
 
Kathmandu ist aber auch der Durbare Square, den man aber nur mit Eintrittsgeld besuchen kann. Es ist der Ort, an dem sich der alte Königspalast befindet, aber an dem man auch dutzende von Tempeln und Pagoden findet. Und hier, wie auch an anderen Orten, muß man sich von den vielen sich anbietenden Guides befreien, die sich ein paar Rupies verdienen wollen, um dem Touristen das zu vermitteln, was man natürlich in jedem Reiseführer selbst nachlesen kann. Manchmal ein bißchen lästig. Aber man gewöhnt sich dran. An unserem Besuchtstag ist mal wieder eines der vielen Festivals, der Platz ist sowieso abgesperrt, Polizei und Armee lassen niemand durch ohne Kontrollen. Gerade vor zwei Tagen war der Bombenanschlag in Delhi und man ist noch vorsichtiger. Polizei und Armee immer und überall zugegen. Tausende Menschen befinden sich auf und um den Platz, sitzen auf den Treppen der Tempel und warten! Worauf? Auf die einzig lebende Göttin, dievorbeikommen soll. Es ist Kumari chok, so sagt man uns, eine jungfräuliche Inkarnation, aus der ehtischen Völkergruppe der Newaris ausgwählt. Aber ihr Glück oder Unglück einzig lebende Göttin zu sein, dauert nur so lange an, bis sie ihre erste Menstruation bekommt. Dann ist Schluss mit Lustig. Na ja, für mich ist es wohl eher ein Unglück, denn wie ich von einem Nepalesen erfahre, wird sie niemals das Glück haben, einen Mann ehelichen zu dürfen, denn nach einer alten Legende heißt es, wer eine Kumari heiratet wird vom Unglück befallen. Entweder er stirbt früh oder ein anderes Unglück befällt die Familie. Selbstprophezeigung, sag ich zu ihm, es passiert, was man glaubt.
 
Aber auch das Patan Museum darf man sich nicht entgehen lassen mit seinen vielen Buddha- und Götterdarstellungen. Dann weiss man, wer wofür da ist und was die Körperhaltungen der vielfältigen Buddhas bedeutet. Na ja, mir genügt die Relax- und Meditationshaltung, man kann es alles gar nicht aufnehmen.
 
Und meine ganze Begeisterung hatte Boudhanath, in der wir die größte Stupas der Welt finden. Und zu guter letzt Bhaktapur, die Stadt der Künste Nepals überhaupt. Hier findet der Kunstkenner alles, was das Herz begehrt, von Töpferkunst, Malerei und vielen, vielen wunderschönen Handarbeiten. Und man ist wirklich verzaubert, die Menschen auf den Straßen zu sehen, wie sie ihrem Handwerk noch ganz hingegeben nachgehen, ohne großartige Hilfsmittel. Ich konnte mich einfach nicht sattsehen an den Farben und den lachenden Gesichtern der Menschen, die eine Freude ausstrahlten, die man in diesem unseren schönen Lande Deutschlad erstmal finden muß.
 
Ihr seht, Kathmandu war als Stadt die Krönung meines/unseres Nepalbesuches und ich könnte noch viele, viele Sachen berichten. Lustig war die Einladung eines Restaurants, dass mit einem Fußballspiel lockte. Wir waren ja ein bißchen weg vom europäischen Geschehen und hatten nur irgendwann mal gehört, dass es ein Qualifikationsspiel der nächsten Europameisterschaft Deutschland gegen Finnland gab. So dachten wir, dass es ein weiteres Spiel wäre. Also nichts wie hin. Unser erstes Bier bestellt, sofort kam der wirklich gutaussehende, junge Manager des Hauses. Irgendwie sind alle Manager in Nepali-Restaurants und Hotels und zog uns in ein Gespräch, so dass ich nicht wirklich mitbekam, was auf dem Bildschirm passierte. Erst beim zweiten Tor von Schweinsteiger wurde ich aufmerksam und stellte fest, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging. Heraus stellte sich, dass sie das EU-Spiel Deutschland gegen Portugal zeigten. Warum dass denn, meine Frage. Nun, so der junge Mann, es kämen halt viele Traveller nach Kathmandu, die lange unterwegs gewesen seien, und die die Spiele verpaßt hätten und sie sich im Nachhinein anschauen wollten. Nun denn! Jedem das seine!
 
Trotz allem, in Kathmandu war ich nicht das letzte Mal. Schon allein wegen der Berge, die dort auf mich warten. Denn ein bißchen hat mir schon das Herz geblutet, erstens wegen Zeitmangel, zweitens wegen Geldmangel, nicht die 20tägige Trekkingtour rund um den Anapurna zu machen, ja und natürlich den Paragluding-Flug. Das muß halt warten. Aber wie ich schrieb, Träume erfüllen sich, also warte ich auf die Erfüllung.
 
Und nun ist Schluß. Genau 5 Monate Auszeit liegen hinter mir und ich kann auf einen großen Erlebnis- und Erfahrungsschatz zurückgreifen. Du wirst verändert sein, wenn du aus Indien/Nepal zurückkommst, habe ich von vielen gesagt bekommen! Hab ich mich verändert? Ich glaube nicht! Nur jetzt hab ich gesehen, was ich vorher nur aus Bildern, Dokumentationen und Büchern wußte. Dankbarkeit für das eigene Leben, dass ich ganz unverdient geschenkt bekommen habe, die ist ganz sicher noch größer in mir geworden. Und die Relation, mit der man Armut beurteilt, ist anders für mich geworden. Aber eines ist ganz sicher, trotz der Armut, in der viele Menschen leben, die ich gesehen habe, ist ihre Zufriedenheit größer, jedenfalls strahlten sie das aus, aber ich durfte es auch in persönlichen Gesprächen erfahren. Das hat mich doch am meisten beeindruckt, die Lebendigkeit und die Ausstrahlung, der Menschen, denen ich begegnet bin. Die Farben, die Gerüche und die Landschaften, all das wird mich noch lange begleiten. Und der Wunsch und die Sehnsucht nach mehr ist noch tiefer in mir gewachsen. Andere Länder zu bereisen heißt nichts anderes, wie die Welt wirklich kennenlernen. Und ich finde, wir haben das prima gemacht und es war das größte Geschenk meines Lebens. Und das soll uns erstmal einer nachmachen, mit unserem kleinen Budget, das wir hatten. Der Flug hat hin- und rück 750,00 Euro gekostet, die zwei Monate, in denen wir gereist sind, haben uns ganze 850,00€pro Person gekostet. Man braucht nicht viel, wenn man unterwegs ist, aber man muß auch verzichten können und über vieles hinwegsehen! Es ist nicht wichtig, alles tun zu können, was man tun könnte, sondern dass, was man kann, 100prozentig genießen und die Wichtgkeit auf andere Dinge konzentieren. Und was gibt es Wichtigeres und Schöneres, als zu sehen, wie andere Menschen leben und aus ihrem Leben zu hören. Es gibt so viele Leben und jedes hat sein eigenes Leiden und seine eigenen Freuden. Aber zu sehen, wie man damit umgeht, hat mich weiter bestärkt, geduldig mit eigenen Problemen, Sorgen und Nöten umzugehen und es hat mich gestärkt, das zu tun, was in mir ist und wonach ich mich sehne. Es gibt nur dieses eine Leben. Alles ist vergänglich, jeder Moment, jede Sekunde, alles was passiert, ist sofort schon wieder Vergangenheit. Ich werde mein Leben noch mehr geniessen, wie ich es sowieso schon getan habe.
 
Also, Reisen ist gar nicht so teuer. Alles ist möglich und am Ende ist man der Beschenkte, weil man sich selber noch ein wenig besser kennengelernt hat. Nie lernt man sich besser kennen, als in den Momenten, wo es heißt zu verzichten, wo die Umstände schwierig sind, wo man am liebsten weglaufen würde, nicht hinsehen würde oder wo die Ängste einen beherrschen wollen.
 
Auf unserem Rückflug flog eine ganze Gruppe Aussiedler mit uns, alte und junge. Mein Blick schweifte über die Menschen und in ihre Gesichter und ich überlegte mir, was sie wohl für Schicksale hatten, warum sie das Land verließen und was sie wohl erwartete. Aber wer weiß schon, was ihn am morgigen Tag erwartet. Wir erliegen einem Trugschluß, wenn wir meinen, wir wüßten, wie der nächste Tag aussieht, geschweige denn unsere Zukunft, denn von einem auf den anderen Moment kann auch für uns alles anders aussehen. Wenn ich eines gelernt habe im Leben und gerade auch auf dieser Reise, dann ist es, immer offen zu bleiben für alles Unerwartete, sich nicht festlegen oder schon im Vorfeld zu projezieren, wie es zu gehen hat, auch dann bleibt man am Ende der Beschenkte.
 
Aber jetzt heißt es erstmal, wieder einen Job finden, damit ich mir noch weitere Träume erfüllen kann!

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:14

Ich liege unter meinem Moskitonetz auf meinem Bett. Wenn Hitze sinnlich sein kann, dann ist es die stille, sanfte Tropenhitze, warmer lauer Wind, der den Koerper beruehrt. Ich traeume gedankenverloren vor mich hin. Noch kurze Zeit vorher war ich voller starker, emotionsgeladener Gefuehle. Haette tanzen, huepfen koennen, wie ein Kind, dass nicht weiss, wohin mit all seiner Freude. Wann fuehlt man sich jemals im Alltag noch wie ein Kind, kann alles 1oo% auskosten?
 
Nun denn, ich bin wieder ruhig geworden, die Freude ist still und ruhig in mir und hat ein Laecheln auf mein Gesicht gezaubert. Warum?
 
Also ich gehe vier Jahre zurueck. Ich habe gerade meine Krebserkrankung besiegt und befinde mich in einer Kunsttherapiestunde. Meine Augen sind mit einem Tuch verschlossen und der Therapeut hat mir ein Stueck Ton in die Haende gelegt. Eine halbe Stunde habe ich Zeit aus diesem Klumpen etwas zu formen. Nach 3o Minuten oeffne ich meine Augen und was steht vor mir? Ein kleiner Elefant! Welch Ueberraschung!
 
Ich liebe Elefanten. Schon immer. Diese riesigen Dickhaeuter, die ueber eine unglaubliche Sensibilitaet verfuegen, haben mich schon immer in den Bann gezogen. Niemals jedoch bin ich nur in die unmittelbare Naehe dieser Dickhaeuter gekommen, geschweige denn, haette sie beruehren koennen.
 
Der Therapeut bittet mich fuer weitere 1o Muniten die Augen zu schliessen, um zu imaginieren. Gesagt, getan! Ich schliesse die Augen und sehe mich unmittelbar danach auf einer Wiese liegen, die Augen in den Himmel gerichtet und da kommt er! Der Elefant! Kniet sich neben mir, ich sitze auf und wir reiten davon! Wohin?, fragte mich der Therapeut damals. Und es kommt ganz spontan:" Nach Indien!" So was! Nicht wirklich hatte ich vorher im Traum daran gedacht, einmal nach Indien zu reisen. Es war eine momentane Sehnsucht, die sich ihren Weg suchte.
 
Na ja, nun nun hab ich Indien bereist und ich frage mich, was macht das Unterbewusstsein mit uns, wenn wir solche Traeume offenbaeren, wie arbeiten wir unbewusst auf dieses Ziel hin? Egal!
 
Jedenfalls jetzt in diesem Moment unter meinem Moskitonetz sehe ich, dass sich mein Traum erfuellt hat. Ich hab es getan! Ich bin nicht nur auf einem Elefanten geritten, sondern ich bin auch mit ihm im Rapti-River in Chtiwan schwimmen gegangen! Ich kleiner Angsthase!
 
Ja, ich befinde mich im Chitwan-Nationalpark, der im Sueden Nepals liegt, ca. 2oo km von Kathmandu entfernt.Es ist der aelteste Nationalparks Nepals und wurde in den 8oer Jahren zum Unesco-Welterbe erklaert. Wir haben drei Tage Aufenthalt geplant und ehrlich, ich sah diesen drei Tagen mit einem etwas mumlmigen Gefuehl entgegen, schon allein wegen der Malaria-Gefahr, die gerade in der Monsumzeit aktuell ist. Wir hatten keine Prophylaxe, schon  wegen der Nebenwirkungen, die diese auftreten lassen koennen und fuer drei Tage wollten wir uns das nicht antun.
 
Schon am ersten Tag machten wir mit unserem Guide Ketuh einen Spaziergang durch das Dschungeldorf. Chitwan wird u.a. von er Voelkergruppe der Tharus bewohnt. Sie leben heute noch in einfach Lehmhuetten, das Leben spielt sich hauptsaechlich im Freien ab. Die Tharus kommen urspruenglich aus Indien, aus dem Gebiet um Rajasthan. In den 6oer Jahren befanden sich dort Muslime und Hindus in einem zerstoererischen Krieg, der zur Folge hatte, dass viele Hindus flohen und hier im Gebiet um Chitwan eine neue Heimat fanden. Das Land ist unglaublich fruchtbar und so leben die Tharus und der Rest der Bevoelkerung hauptsaechlich vom Acker- und Gemueseanbau. Dazu kommen Fruechte, wie Mangas, Papaya und Bananen. Ach! Diese Bananen! An jeder Ecke bekommst du sie hier angeboten. "Yes, please Madam, take Bananas, makes happy!" Da ist was dran, denn nie hab ich solche gluecklichen Menschen wie hier gesehen, die noch ganz in ihren alten Traditionen leben. Selbst der Jugend sieht man den Stolz auf ihre Wurzeln noch an. Nie hab ich ein so zärtliches Miteinander in den Familien wahrgenommen wie hier. Ein wirkliches Paradies und ich bin dankbar es gesehen zu haben.
 
Ketuh fuehrt uns natuerlich auch in Flora und Fauna ein, denn fuer jedes Zipperlein gibt es ein Kraeutlein, ebenso gegen Malaria. Die Nepalesen rauchen uebrigens Canabis gegen Malaria, soll helfen! Na dann! Und sobald man aus dem Reservat herauskommt, kann man den Blick ueber die Weiten des schoensten Gruens der Reisfelder schweifen lassen. Nie hab ich solches Gruen gesehen.
 
Nun, der naechste Tag ist festgelgt. Es sollen zuerst der Elefantenritt, obwohl die Nepalasen sagen Elefanten-Fahrt, warum auch immer! Danach Baden mit den Dickhaeutern, am Nachmittag Fuss-Safari und eine Kanufahrt auf dem Krokodilsriver. Wovor sollte ich also mehr Angst haben?
 
Ketuh lacht sich eins ins Faeustchen. Nein, keine Sorge Mum, sagt er, in den letzten Jahren ist nix passiert. Der Tiger schlaegt nur nachts zu, wenn ueberhaupt und die Rhinos sind meistens ungefaehrlich. Aggressive Rhinos erkennt man an ihren Verletzungen an den Ohren, dann aber muss man das Weite suchen.
 
Aber nun zur ersten Kroenung meines Tages! Nach dem Fruehstueck um 6.oo Uhr erledigt sich meine Sorge von allein. Denn ich ueberlege hin- und her, hoffentlich komm ich ueberhaupt rauf! Auf den Elefanten natuerlich! Aber vor uns steht ein Geruest, ueber das ich muehelos aufsteigen kann und dann sitze ich auf dem zwar ungemuetlichen Holzsitz, der meinen vier Buchstaben noch tagelange Beschwerden verursachte, dafuer bin ich die Freude selbst. Ganze drei Stunden werden wir hin- und hergeschaukelt, aber Punam, so heisst unser Dickhaeuter, stapft sehr vorsichtig durch den Dschungel. Mir geht das Herz auf. Vom ersten Augenblick an empfinde ich eine solche Zaertlichkeit fuer ihn, dass ich nicht aufhoeren kann, ihn zu beruehren. Ob er das wohl merkt? Klar, sagt unser Guide, Elefanten spueren die tiefe Gesinnung des Menschen. Ein Elefant weiss sich noch nach 1oo Jahren an einen Peiniger zu erinnern, er vergisst nichts. Hin- und wieder muessen wir im Dickicht des Dschungels unsere Koepfe einziehen, um Baumen und Straeuchern auszuweichen. Der Dschungel hat seine eigene Stille, man traut sich nicht, einen Ton von sich zu geben und trotzdem ist er voll von Stimmen, Geraeuschen und Gezirpe. Beides zugleich. Irgendwie ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Hundert glitzernde Spinnenweben- und Netze sind zwischen den Baeumen verwebt und funkeln in der aufgehenden Sonne, unglaublich schoen, wie Perlen von Tau auf den Blaettern jahrhunderter alter Baeume, die ihre eigene Geschichte erzaehlen, umrangt von Schlingpflanzen und Efeu. Zwischendurch bleibt Punam stehen, weil er irgendeine Koesltlichkeit fuer sich entdeckt hat. Es sei ihm vergoennt. Elefanten fressen 25o kg Gruenfutter pro Tag, gemischt mit Weizen. Unvorstellbar nicht? Ploetzlich ein "Psst!" Unser Guide hat Spuren entdeckt. Rhinos, fluestert er uns zu. Wir haben Glueck, man findet sie nicht immer. Un da sehen wir sie auch schon, Mutter mit Baby in einem Tuempel sich gemuetlich tummeln. Ein Stueck weiter ein weiterer, wohl der Papa. Das ist ein besonderer Moment, denn Mutter und Kind ist eigentlich immer gefaehrlich, wenn der Papa sich in der Naehe befindet. Allerdings greifen sie niemals Elefanten an. Na dann ist ja alles gut! Spaeter erzaehlt uns Ketuh, dass er zweimal waehrend einer Fuss-Safari mit Touristen auf die Baume fluechten musste, weil sie einem aggressiven Rhino begegnet sind.
 
Drei Stunden sind viel zu kurz finde ich, ich haette noch Stunden mit Punam den Dschungel erkunden koennen. Aber nun kommt das absolute Highlight! Baden mit den Elefanten. O.k., sag ich zu Ketuh, ich komme mit, aber nur um meiner Tochter zuzuschauen. Gesagt getan! Wir kommen an, Toechterchen springt sogleich in die Fluten und ich laufe aufgeregt am Ufer hin- und her und vergehe fast vor innerer Aufregung! "Los!", sagt Ketuh, " rein ins Wasser , Mum!" Ich halt es nicht mehr aus, der Spass hat die Angst besiegt, also raus aus den Klamotten und rein ins kuehle Nass des Rapti-Rivers, der allerdings eine ziemlich starke Stroemung hat. Was soll schon passieren? Meine ersten Versuche, ueber den Ruessel auf den Elefanten zu kommen, scheitern klaeglich, ich rutsche jedesmall wieder ins Wasser. Ich lach mich weg und die Zuschauer haben ebenfalls ihren Spass.Ich glaub, ich hab noch nie soviel gelacht, das allein schon ist herrlich. Aber endlich gelingt es mir und da sitze ich Haut auf Haut auf dem Ruecken meines Lieblingstiers, meine Gefuehle spielen verrueckt, ich explodiere foermlich und denke, jawohl Herr Berners, mein Kunsttherapeut, sie waren ein Prophet. Aber mitten in diesen Gedanken beginnt Punam mich mit seinem Ruessel mit Wasser zu bespritzen, irre und dann heisst der Fuehrer mich aufzustehen. Oh mein Gott, ich sage Euch, ihr merkt, ich bin immer noch hin- und weg! Ich hab es geschafft, das sag ich Euch und stehe wie ein Koenig der Welt auf dem Ruecken von Punam und genau in diesem Moment faengt er an, sich zu ruetteln und zu schuetteln. Alles ist ein abgekatertes Spiel und ich falle ruecklings in die Fluten, juchhu! Ich versinke in den Fluten, verschwinde in der Stroemung, so dass mir der Guide einen Stick halten muss, damit ich wieder ins sichere Gewaesser komme, aber dann geht es weiter.
 
Ach, war das herrlich. Mein Leben lang, werde ich das nicht vergessen. Und wenn ich einmal sterbe, will ich auch an diesen Moment zurueckdenken, der mich so gluecklich gemacht hat. Und was kann jetzt noch passieren. Dschungel-Fluss-Safari mit Kanufahrt, das sind doch jetzt nur noch Peanuts. Aber ein klein wenig unheimlich ist es mir schon als ich in dem wirklich schmalen Boot ueber das seichte und modrige Gewaesser des Krokodilsflusses dahingleite. Ich erwarte jeden Moment ein Krokodil mit aufgerissenem Maul, dass wir wenig spaeter auch sehen, allerdings in etwas sicherer Entfernung. Allerdings brauche ich keine Angst zu haben, denn es verdaut bei geoeffnetem Maul, ist also schon satt. Krokodile sind Kaltbluetter und brauchen Waerme um zu verdauen. Ach ne, wie herrlich.
 
Und als der Tag hinter uns liegt und wir den Sonnenuntergang am Fusse des Rapti Rivers ueber dem Dschungel bestaunen duerfen, moechte ich, dass die Zeit stehen bleibt,fuer immer moechte ich hier verweilen. Es war ein Moment, in dem ich dachte, ich haette die Ewigkeit beruehrt, wenn ihr versteht, was ich damit sagen will. Das aendert sich auch nicht, als Ketuh uns im Laufe des Abends die Geschichte vom Tiger, der fuenf Menschen getoetet hat, erzaehlt, der nun gefangen im Ressort lebt. Denn erst nach einem weiteren getoeteten Menschen darf er erschossen werden. Oder von dem anderen Tiger, der nachts in den Ort gekommen ist und einem Mann, der wegen der Hitze draussen schlief, den Kopf angebissen hat. Noe, das aendert jetzt gar nichts.
 
Irgendwie bin ich eingeschlafen ob all dieser Erinnerungen unter meinem Moskitonetz. Ich glaube, das Laecheln ist die ganze Nacht auf meinem Gesicht geblieben. Am andern Morgen heisst es Abschied nehmen von einem Paradies auf Erden und von den Menschen, die ihr Leben mit uns geteilt haben.
 
 

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:13

Wir sind wieder unterwegs! Dieses mal ist der Bus wieder dran. Hab ich schon erzaehlt, dass wir in den letzten fuenf Wochen knappe 4ooo km zurueckgelegt haben, einschl. der jetzigen Fahrt nach Nepal, per Bus, Bahn oder Jeep? Allein fuer diese Fahrten sind acht Tage drauf gegangen, aber wie ich ja immer wieder erzaehlt habe, sieht man auf den Fahrten viel und hat auch unterwegs Begegnungen.
 
Vor ein paar Tagen schrieb mir noch eine Freundin aus Koeln, dass das auslaendische Amt vor Reisen in den Nepal nach wie vor warnt. Immer wieder gibt es wohl Uebergriffe. Zuletzt wurden wir noch in Varanasi gewarnt. Zusaetzlich gibt es heftige Ueberschwemmungen in bestimmten Gebieten, die Zeitungen hatten auch vor Seuchengefahr gewarnt. Jedoch andere Stimmen wiederum sagten uns, dass die touristischen Gebiete wie Pokhara, Chitwan und Kathmandu davon nicht betroffen sein sollen. Es sei normal, dass hin und wieder einmal Menschen verschwinden, eben auch Touristen. Na dann! Zuviel Sorge lohnt nicht, kennen wir ja aus dem Alltag, also machen wir uns endlich ohne Sorge auf den Weg.
 
Die Fahrt am ersten Tag bis zur nepalesischen Grenze dauert ganze 12 Stunden und ich hab mich mal wieder in absolute Bewegungslosigkeit geuebt, eingepfercht bei guten 35 bis 4o Grad Temperaturen im Innenraum ohne Aircondition. Die Sonne scheint den ganzen Tag ins Fenster. Einerseits Pech, andererseits bietet der Fensterplatz eben die besten Ausblicke. Der Busfahrer hat den bisher groessten Spass am Hupen, der er betaetigt sie im Grunde staendig. Ununterbrochen toent die kirmessirenenaehnliche Fanfare und ich hab das Gefuehl, ich stehe zeitweise kurz vor einem Hoersturz! Die Fahrt macht mir an diesem Tage zu schaffen, dazu die unglaublich staubigen Strassen und die Staubwolken suchen sich immer wieder den Weg durchs geoeffnete Fenster. Die letzten indischen Staedte durch die wir reisen, sind unglaublich laut und dreckig. Zweimal nur gibt es einen Stop an nicht wirklich gastlichen Orten, also faellt Essen den ganzen Tag aus, noch nicht einmal kuehle Getraenke.
 
So liegen unsere Nerven das erste Mal tatsaechlich etwas blank, als wir gegen 19.3o Uhr an der nepalesischen Grenze angelangt sind. Da wir ueber eine Agentur gebucht haben, geht alles planmaessig ueber die Buehne. An der Grenze werden wir sofort empfangen. Es ist mittlerweile dunkel, ja stockdunkel, denn wir haben mal wieder Stromausfall, ueberall Hektik auf der Strasse, Lastwagen donnern an uns vorbei, wir stehen knoecheltief im Wasser, da der Monsumregen zugeschlagen hat und auch wir selber stehen im Wasser, unser Koerper ist nur noch Wasser. Das Einreiseformular koennen wir kaum ausfuellen, da unsere Haende schweissnass sind, es ist alles muehselig. Grenzen sind dazu da, um Demut zu lernen, sag ich doch immer. Im Einreiseoffice faellt mein Blick sofort auf eine Vermisstenanzeige. Zwei junge, englische Touristinnen werden gesucht. Ueberall auf der Strasse steht die Armee Spalier und fuehrt Kontrollen durch, irgendwie alles unwirklich, gespenstig.
 
Endlich haben wir es geschafft, alles klar, wir haben das Einreisevisum und der Hotelbesitzer fuehrt uns in unser Zimmer. Der erste, nein, auch der zweite Blick jagt uns ein Grausen ueber den Ruecken. So was haben wir bisher noch nicht erlebt, und wir haben bestimmt schon viel gesehen! Wohin mit unseren Sachen? Wir trauen uns nicht, sie irgendwo in diesem Dreck abzustellen. In diesem Badezimmer, nein, in diesem total verdreckten Loch sollen wir uns waschen? Oh mein Gott! Unmoeglich! Aber wat mut, dat mut! Augen zu und durch! Man denkt so oft, nichts geht mehr und dann geht es doch irgendwie weiter. Wir rollen vorsichtig unsere Schlafsaecke auf dem Bett aus, ich falle ohne Essen total fertig um. Wir ueberstehen die Nacht und am anderen Morgen stellt sich Teil 2 von Montezumas Rache ein. Et is wie et is und et is noch immer jood jejange, wie der Koelsche sagt. Ich sag nur Dank Immodium ueberstehe ich auch den zweiten Tag.
 
Wir wechseln in den Lokalbus, haben die Hoffnung, dass alles schnell ueberstanden ist an diesem Tag, aber auch der Bus faehrt ganze 12 Stunden an diesem Tag, weil er alle fuenf Minuten stehen bleibt und Nepalis ein/und aussteigen. Wie wir erfahren, ist an diesem Tag ein grosses Frauenfestival ueberall in Nepal und der Anblick wunderschoener Frauen in ueberwiegend roten Saris ist einfach grossartig. Wunderschoene Frauen gibt es hier. Trotz allem geniessen wir die wunderschoenen Ausblicke auf dem Siddharta-Highway in die Tropenwaelder, immer wieder leichte Anstiege, einfach traumhaft.
 
Als wir endlich gegen 18.oo Uhr in Pokhara ankommen, regnet es mal wieder in Stroemen, Monsumregen! Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit, als wir vom Hotelmanager abgeholt werden, er uns unsere Rucksaecke abnimmt und wir im bequemen PKW Platz nehmen. Wie man geniessen kann, wenn man verzichtet hat oder musste! Und das Hotel, ja das Hotel ist ein wahres Paradies. Das absolute Gegenteil der letzten Nacht. Von dem Moment an, wo ich ins Bett falle, weiss ich nichts mehr. Nur meine Tochter meinte am anderen Morgen, sie haette mehrmals in der Nacht gefuehlt, ob ich noch lebe, denn ich hatte hohes Fieber. Aber natuerlich lebte ich noch, so schnell, wie es gekommen ist, war es auch wieder verschwunden. Sagt man nicht, Fieber reinigt Geist und Koerper?
 
Also machen wir am ersten Tag ein Sightseeing durch Pokhara, ein traumhaft schoener Ort, aber ein touristischer eben. Die Saison beginnt hier eigentlich erst in drei Wochen, daher ist es sehr ruhig. Dann ist es nicht mehr so heiss und die Trekker und Kletterer halten Einzug um die Himalaya-Berge zu erobern. Pokhara liegt in einem kleinen Tal von tropischen Waeldern umgeben und man kann sich am Gruen der Waelder nicht sattsehen. Faszinierend ist, wenn sich die Wolkendecke endlich einmal hebt, kann man ganz unvermittelt auf die majestaetisch herausragenden 7er und 8tausender, wie den Anapurna, der hoch in den Himmel ragt, schauen, einfach gigantisch. Nochmal ganz anders als das Himalaya/Gebirge in Ladakh.
 
Wir beschliessen am anderen Tag eine Trekking-Tour zur World-Peace-Pagode zu machen, die von japanischen Buddhisten an diesem Ort erbaut wurde. In der Naehe des Fundamentes wurde damals ein japanischer Moench von Anti/Buddhisten ermordet. Uebrigens ist hier in der Naehe in Lubini auch Siddhartha Gautama geboren.
 
Auf Anraten des Hotelmanagers gehen wir mit einem Fuehrer, denn der Weg ist nicht ungefaehrlich. Immer wieder wurden Touristen entfuehrt , so sagt man uns. Unser Fuehrer ist aber gerade mal 22 Jahre jung und ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich im Ernstfall was fuer uns tun kann. Aber ich denke einfach nicht an Ernstfall, zu gross ist die Neugier. Immer positiv denken!
 
Ein Boot bringt uns zum anderen Ufer und da stehen wir nun am Eingang des Tropenwaldes. Von nun an geht es durch die gnadenlos heisse Sonne bergauf, es ist muehsam, aber absolut berauschend. Noch nie war ich jemals vorher in einem Tropenwald und ich bin gefangen von dem Stimmengewirr unzaehliger Voegel, Insekten und anderem Getier. Alles surrt, summt und singt. Ich muss an das Buch von Joachim-Ernst Behrend denken "Die Welt ist Klang!" Ja so ist es, hunderte Melodien kann die Natur selbst erzeugen, wenn man nur genau hinhoert.
 
Unser Fuehrer erzaehlt ein bisschen von den Veraenderungen, die sich in Nepal seit der Regierungsuebernahme durch die Maoisten ergeben haben. Wirtschaftlich sei das Land im Aufschwung, gerade in Pokhara und Kathmandu. Man tue viel fuer den Tourismus, nachdem er einige Zeit brachgelegen hat, wegen der vielen Kaempfe und Kriege, die hier gewuetet haben. Auch in dem Gebiet durch das wir gerade gehen, hat noch vor drei Jahren der Krieg zwischen den Nepalis und den Maoisten gewuetet. Was mir auffaellt ist, dass statistisch gesehen die Bevoelkerung Nepals genauso arm ist, wie in Indien, aber man merkt es eher weniger. Die Doerfer und Staedte sind sauber. Die Nepalis kuemmern sich mehr um sich selber und ihre Umgebung.Flora und Fauna gedeihen hier praechtig und ich musste manchmal an unsere ehemalige Mitbloggerin Karde denken, die hier sicher ihre Freude haette beim Anblick so vieler wunderschoener Pflanzen. Nepal ist reich an unterschiedlichen Kulturen, ca. 13 verschiedene Voelkergruppen leben hier zusammen und es gibt unterschiedliche Sprachen. Bevor die Maoisten die Regierung uebernommen haben, war Nepal ein grosser Fluchtort fuer Tibeter, nun allerdings ist ihre Aufnahme gestoppt. In weiten Teilen in hinteren Regionen gibt es immer noch keine Elektrizitaet und kein fliessendes Wasser, aber die Maoisten arbeiten, so las ich in der Zeitung, an einem neuen oekologisch, wirtschaftlichen System. In Pokhara z.b. wird jeden Tag fuer ca. 3 Stunden aus Energiesparmassnahmen der Strom abgestellt, jeweils zu unterschiedlichen Zeiten. Es trifft einen ganz unvorbereitet. Auch das soll sich aendern. In den letzten Tagen ging der Strom meistens abends weg. Da sitzt du dann im Dunkeln, eine Kerze ist alles was ein bisschen Licht spendet. Da bist du auf dich selber reduziert, nix geht mehr. Eine schoene Erfahrung wie wir beide fanden. Viel Zeit zum Traeumen und phantasieren. Schoene Geschichten entstehen in den Koepfen. Ich habe gemerkt, wie unsere Welt uns die Zeit zum Traumen und Geschichten spinnen nimmt. Wir lassen uns berieseln, anstatt selber kreativ zu sein.
 
Die jungen Leute im Nepal trennen sich allerdings immer mehr von den alten Traditionen, richten ihr Augenmerk auf den Westen, wie ueberall. Auch hier arbeitet die Regierung daran, dass jedes Nepali-Kind zu einer Schulausbildung kommt, was immer noch nicht selbstverstaendlich ist. Die jungen Leute, die wir kennengelernt haben, studieren alle, wollen ins Ausland, bevorzugt nach Deutschland. Deutschland erscheint ihnen das Paradies zu sein. Wir muessen sie doch ein bisschen aufklaeren.
 
O.k., ich bin mal wieder abgeschweift. Wir haben 23km der Strecke geschafft, es ist Nachmittag und unserer Fuehrer erzaehlt mal so eben nebenbei, dass es in den umliegenden Waelder auch Tiger gibt. Juchhu! Ein mulmiges Gefuehl beschleicht mich, haette er doch nichts gesagt. Na dann! Mir reichen schon die Wasserbueffel, an denen wir immer wieder mal vorbeikommen und sich sich in den Suempfen suhlen. Groesstenteils sind sie friedlich. Aber als wir an einem groesseren Tuempel vorbeikommen, meint doch einer uns verfolgen zu muessen, warum auch immer.Und ich sage Euch, er sah nicht besonders freundlich aus. Unser Fuehrer meint, er mag keine Touristen. Ein bisschen hatte ich Angst, ich geb es zu.Unser Fuehrer hatte Muehe ihn zu verjagen, aber letztendlich trotte er von dannen.
 
Wir haben unser Ziel erreicht. Die World-Peace-Pagode erstrahlt in ihrer weissen Pracht vor uns. Ein wunderschoener Platz, so friedlich, laedt zum Ausruhen ein, bevor es wieder hinunter geht und unten angekommen nehmen wir den Local-Bus zurueck zum Hotel. Wir haben Plaene fuer die naechsten Tage, aber wie sich herausstellt, soll man niemals zuviele Plaene machen, denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Wir werden beide richtig krank und liegen gute drei Tage flach. Am Ende hilft nur noch Antibiotika. Das gehoert eben zum Reisen auch dazu! Eine Woche Fahren und gut eine Woche krank sein, das geht alles von der Zeit ab. Aber auch in dieser Zeit macht man gute Erfahrungen, eben nur mit sich selber, seinen Grenzen, seiner Geduld und der Staerke anzunehmen, was ist!
 

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:07

Es gibt nichts Ruhigeres, Gemuetlicheres als mit dem Zug zu fahren, oder? Jedenfalls dachte ich dass bisher immer. Zugfahren in Indien ist dagegen Aufregung pur! Gut, wir haben jetzt keinen Lokalzug genommen, in dem man, falls man keinen Platz bekommt, auch schon mal auf der Treppe zum Eingang stehen muss oder einfach auf dem Dach Platz nimmt, aber es hat immer noch gereicht.
 
Es ging schon los, ueberhaupt erstmal den Bahnhof zu erreichen. Die Hitze war mal wieder nicht zu toppen, Luftfeuchtigkeit? Ich weiss es nicht, aber jedenfalls wir waren nur noch Wasser. Einen Schritt und Fluten drangen aus all unseren Poren. Dazu der Rucksack und dann der Ausblick auf den Bahnhof, zu dem wir nur gelangen konnten, wenn wir es erstmal schafften, ueber die 5,6,7spurige Strasse zu gelangen. Man weiss nicht genau wieviel Autos eigentlich nebeneinander auf so einer Strasse Platz haetten, denn alle fahren kreuz und quer, Autos, Byker, Rikschas, Hektik und Stress pur, du weisst nicht, wohin den Blick zuerst, nach rechts oder nach links. Aber wir haben es geschafft, irgendwann waren wir drueben angelangt. Ich muss gestehen, in solchen Situationen ist mir meine Tochter einfach ueberlegen. Sie leidet in ihren jungen Jahren noch nicht so sehr an der Reizueberflutung!
 
Auf dem Bahnsteig angelangt muessen wir staendig ueber irgendwelche Hindernisse, Gepaeck, Kisten, aber vor allen Dingen die Menschen selber steigen. Menschen, soweit das Auge reicht, in allen Befindlichkeiten. Sollen wir uns da auch einen Platz suchen. Wir sind unsicher! Da sehen wir die Hinweisschilder:" Warteraum fuer Woman und Warteraum fuer die Uperclass!" O.k. ersteres trifft sowieso zu, zweitens, obwohl ich mich bisschen schaeme dafuer, ebenfalls, denn wir haben ein Ticket zweiter Klasse mit Aircondition. Vor den Warteraeumen bewaffnete Kontrollen. Wir treten in den Frauenraum und ich gehe sofort rueckwaertes wieder raus; es stinkt bestialisch nach Urin, mein Gott. Sind den Indern die Nasen abhanden gekommen, ich meine, riechen die das schon nicht mehr. Ne, das kann ich nicht aushalten, dann lieber auf dem Bahnsteig warten. Also bleiben wir, wo wir sind. Warten eine Stunde, bis wir wissen, wo unser Zug ueberhaupt abfaehrt und ihm sehnsuechtig entgegenfiebern.
 
Endlich laeuft er ein, ich packe meinen Rucksack, weiche gerade noch einem Verrueckten aus, der wie wild um sich spuckt und will zu unserem Abteil. Aber die Tueren sind verschlossen. Also wieder zurueck marsch, marsch. Es sind noch 3o Minuten bis zur Abfahrt. Eine Inderin, mit der wir ins Gespraech kommen, erklaert uns, dass das Abteil, in dem wir unsere Plaetze haben, auch der Wagen fuer den Nachschub an Getraenken und Nahrungsmitteln ist und dass dort aufgefuellt werden muss, erst dann gingen die Tueren auf. O.k. das verstehen wir und warten. Stellen fest, dass Warten den Indern besonders schwer faellt, denn staendig schimpfen, rufen und klopfen sie an der Tuere, was aber gar nix nuetzt. Wo bitte bleibt die Gelassenheit, meine Herren Inder, denn zumeist sind es die Herren der Schoepfung!
 
Ich schaue einfach, was um mich herum passiert, sehe gerade einen mit Gewehr und Gummiknueppel bewaffneten Polizisten, der letzteren gerade in eine Gruppe Bettler tanzen laesst. Polizei in Indien ist ueberall praesent, auch vor den Banken und den Schaltern, alles abgesichert. Passiert wohl doch sehr viel.
 
Endlich, die Tuere oeffnet sich, ein Gedraenge ersten Grades beginnt. Ich versuche mir Bewegungsfreiheit zu verschaffen, aber im selben Moment, als meine Tochter ihren Fuss auf die Treppe setzt, bekomme ich von irgendeinem Depp hinter mir einem Stoss und knalle samt Rucksack gegen sie, was zur Folge hat, wie beim Dominoeffekt, dass sie ebenfalls stolpert, ihren Schuh verliert, der lautlos unter dem Zug auf den Gleisen verschwindet, was wiederum zur Folge hat, dass sie, ebenfalls schon seit laengerem mit dem Stress kaempfend, ihren Traenen freien Lauf laesst, weil sie glaubt, nun nur noch mit einem Schuh die Fahrt antreten zu koennen. Aber Gott sei Dank, einer von uns beiden behaelt immer die Nerven. Dieses mal bin ich an der Reihe. Keep cool, sag ich ihr, ich klaer das schon, gesagt, getan. Ich erklaere einem jungen Mann, der fuer den Kuechenraum zustaendig ist die Situation und der verspricht auch sofort Hilfe. Er fischt und fischt, aber kein Glueck, ploetzlich ist er verschwunden, irgendwo unter dem Zug, ich kriege einen Riesenschreck, so was macht mich immer ganz nervoes, wenn der Zug bloss nicht anfaehrt. Aber er taucht siegessicher mit dem Schuh wieder auf, alles gut, ein Laecheln auf dem Gesicht meiner Tochter, den Schweiss abgewischt und weiter gehts.
 
Wir finden unser 6er-Abteil und sind angenehm beruehrt, mit Aircondition, muss sein, bei 12 Stunden Fahrt. Ein kleiner Luxus, den wir uns erlauben. Mit uns fahren ein Paar aus Suedafrika, das aber schon seit acht Jahren in Varanasi lebt und zwei indische Geschaeftsmaenner, die schon laengere Zeit mit dem Zug unterwegs sind. Ach alles ist gut!
 
Neben unserem Abteil, vis a vis des Durchganges, ein Zweierabteil, sitzen zwei so was von Prototyp Muslime-Maenner, ganz in weisse Tuecher gehuellt im Schneidersitz und haben ihre starren, grimmigen, kantigen Gesichter uns zugewandt. Kein Laecheln, bloss nicht. Ich hab das Gefuehl, sie lauschen waehrend der ganzen Fahrt unseren Gespraechen, ohne sich daran zu beteiligen, obwohl sie mehrmals von den Indern angesprochen werden. Vor allen Dingen, in dem Moment, als der aeltere Inder mich anspricht und fragt:" Madame, sind sie Mutter und Tochter? Und wie lange reisen sie schon durch Indien? Und wie gefaellt Ihnen mein Land?" Genau da hab ich das Gefuehl, als spitzten sie besonders ihre Lauscher.
 
Ich versuche recht und schlecht zu antworten, ansonsten hilft der Suedafrikaner, der ebenfalls Hindi spricht, zu uebersetzen. Erzaehle, dass ich begeistert bin von der Fuelle der Erlebnisse, der Freundlichkeit der Menschen, der Lebendigkeit der Stadt Delhi, aber halte auch nicht mit den Problemen zurueck, die ich wahrnehme und die mir immer wieder zu schaffen machen, der Armut, den Krankheiten, dem ganzen Elend, was ueberall an jeder Ecke zu sehen ist, nicht zu vergessen dem Dreck und den Umweltschaeden, die durch die Achtlosigkeit entstehen. Und dass ich immer noch nicht ganz durchblicke, welchen Einfluss die Religion auf die Politik nimmt und wie es jemals geschehen soll, all diese Probleme in Indien in den Griff zu bekommen, gerade in einer Grossstadt wie Delhi, in die immer mehr Menschen vom L:and fluechten, weil sie sich eine bessere Zukunft versprechen, am Ende jedoch in den immer groesser werdenden Slums vor den Toren der Stadt verelenden.
 
Der Inder erklaert mir, dass es gute Ansaetze gibt, einige gute Politiker, aber das Korruption und Gier der Politiker vieles verhindern und dass die Religion viele verblendet und die Realitaet nicht sehen laesst.
 
Sagte dass nicht auch schon unser Alibaba, den wir in Leh kennengelernt hatten und der uns ein guter Freund geworden ist? Wir nannten ihn Alibaba, weil wir uns seinen Namen nicht merken konnten und irgendwie sah er mit seinem Turban ja auch aus wie aus 1oo1 Nacht! Aber er war Sikh, daher der Turban, der Zeichen seiner Religionszugehoerigkeit war. Hat er uns alles erklaert. Dass er jeden Morgen seine bis zur Huefte reichenden Haare unter sechs Meter Gebinde unter dem Turban versteckt und das er ebenso wie seinen Bart seit seiner Religionszugehoerigkeit nicht mehr kuerzen darf. Das sind eines der sechs Zeichen, die der Sikh beachten muss. Sikhismus ist eines der juengsten Religionen in Indien, gegruendet vom Guru und Dichterphilosoph Nanak im 15. Jahrhundert. Seine Botschaft lautete:" Gott ist weder Hindu noch Moslem und der Weg, den man zu folgen hat, ist Gottes Weg!" Hm, dem koennte man doch auch hinzufuegen, Gott ist weder Katholik noch Protestant, dann waere vieles einfacher.
 
Was ich jedoch nicht verstehe, ist ein anderes Zeichen des Sikhs, er darf absolut keinen sexuellen Kontakt zu einem Muslimen haben! Ist doch widerspruechlich oder? Nun denn, Alibaba zeigte uns noch die restlichen Zeichen, die kurzen Hosen, die er sogar unter seiner Jeans trug, das Schwert und das Stahlarmband. Schwert fuer den Kampf um Gerechtigkeit, das Armband als Zeichen der Universalitaet, kurze Hosen hab ich vergessen. Im allgemeinen, erklaert uns Alibaba, geht es dem Sikh darum, den Namen Gottes nie zu vergessen, seine Arbeit redlich zu verrichten und nicht auf Kosten anderer zu leben und Wohltaetigkeit nicht zu vergessen. Und das war Alibaba auf jeden Fall, schliesslich hatte er uns bei unserer Abreise kostenlos mit einem Lunchpaket versorgt. Wie bin ich jetzt zu Alibaba gelangt?
 
Ach ja, es ging um die politischen Probleme Indiens. Jedenfalls die Muslime starrten und starrten, ohne ihre Miene zu veraendern. Irgendwann las der juengere Inder neben mir die Zeitung und ich sah das Konterfei des Papstes in den Schlagzeilen. Da die Zeitung in Hindi geschrieben war, bat ich den Suedafrikaner zu erfragen, worum es geht. Meine Tochter meinte schon, vielleicht sei er gestorben, der Papst, was sonst sollte wohl eine Schlagzeile in einer Hindizeitung mit seinem Konterfei zu suchen haben. Bildete ich mir das ein, oder wurden die Muslime jetzt noch aufmerksamer? Jedenfalls erklaerte der Inder, es staende eigentlich nur im Artikel, dass der Papst dazu aufgerufen habe, die Muslime sollten mit dem Abschlachten der Christen, was in einigen Regionen wohl immer noch an der Tagesordnung war, endlich aufhoeren. Na Bravo! Wo er Recht hat, hat er Recht! Nur ob es nuetzt? Aehm, schienen mich die Augen der Muslime zu fragen:@ Na? Seid Ihr auch Christen?" O.k., o.k. manchmal schiebt mal halt ein klein bisschen Panik. Nein Scherz beiseite, bisschen ungemuetlich war es und ich lenkte dezent das Gespraech aufs Essen, das passt ja bekanntlich immer.
 
Uberwiegend hatten wir also eine angenehme Reisebegleitung, der Aircondition lief, es wurde langsam dunkel und der aeltere Inder begann von seiner Familie zu erzaehlen, dass er drei Kinder hatte, das juengste gerade einen Monat alt. Ploetzlich klingelte sein Handy, das uebliche Ha, ha, atscha folgte fuer eine Weile! Aha, sagte ich ihm nach dem Gespraech:" Deine Frau, nicht wahr?" Er laechelte mich an, nein er begann verschmitzt zu lachen und meinte:" Die Liebe ist zuweilen ein schmerzhaftes Vergnuegen!"
 
Ups! Da musste ich erstmal schlucken! Es kam sonst nix mehr, keine Erklaerung, keine Deutung des Satzes. Ich liess ihn einfach auf mich wirken. Stimmt das wirklich? Nein! sagte ich nach einer Weile und nochmal nein! Nur, wenn sie die Freiheit des anderen nicht respektiert, wenn sie besitzergreifend und voller Erwartungen an den anderen ist! Wohl wahr, wohl wahr, stimmte der Inder mir zu. Aber wer kann von sich behaupten, eine solche Liebe zu haben. Diesesmal schwieg ich still laechelnd vor mich hin, ich hatte auch keine Antwort. Aber wir sind ja auf dem Weg.
 
Neben uns wurden die Muslime lebendig, einer begann, das weisse Laken auf seinem Sitz auszubreiten. Oh, die wollen schon schlafen, dachte ich. Weit gefehlt! Zuerst wurden alle Taschen geordnet, dann der Geschaeftskoffer geoeffnet. Ein Bild fuer die Goetter folgt nun, als der eine die ledernde Tasche hervorzog und aus dieser einen ganzen Buendel Geldscheine herauszog, den er mit glasigen Augen zu zaehlen begann, was er uebrigens waehrend der gesamten Fahrt noch dreimal tat, dann alles wieder im Koffer verstaute, abschloss, den Schluessel an einen sicheren Ort versteckte, den er ebenfalls mehrfach wechselte, nicht ahnend, dass ich alles genau beobachtete. Nach dieser Handlung begann einer der Beiden, wie in stummer Absprache, ins obere Abteil zu verschwinden und der andere fing an, seine Gebete zu verrichten. Ich schaute still und unauffaellig den Ritualen zu, Haende gegen Brust, Mund und Ohren und verbeugen, Gemurmel und nach einigen Minuten Wiederholung, keine Ahnung, vielleicht eine halbe Stunde lang, ohne Unterbrechung. Nur als meine beiden indischen Geschaeftsmaenner auf den Fahrpreis des Tickets nach Varanasi zu sprechen kamen, beide hatten wohl unterschiedlich gezahlt, mischte sich der Betende ploetztlich abrupt ins Gespraech ein und es enstand ein Dreier-Dialog. So unerwaretet, wie er sich einmischte, hoerte er auch wieder auf, und begann einfach weiter zu beten, so als haette er nie dasselbe unterbrochen. "Tschuldigung, Gott, ich musste mal unterbrechen, es ging um Geld, viel Geld!" Haha, atscha, grinste ich vor mich hin, faengt ja auch beides mit "G" an, Geld und Gott! Dem einen sollst du huldigen, dass andere verachten. Jedenfalls erinnere ich mich an so was. Haette ich ihm gern gesagt, dem Muslimen, aber ich hab mich lieber zurueckgehalten und mir meinen Teil gedacht. Der andere kam von oben runter und begann ebenso das Procedere. Dann wurde es endlich still. Alle begannen wohl muede zu werden. Ich nicht! Hilfe! Das mittlere Bett wurde heruntergeklappt und jeder begab sich in seine Koje. Mir gegenueber lag der Suedafrikaner, der ganz guter Dinge war und wir scherzten noch eine Weile miteinander, bis ihm der Spass ploetzlich verging!
 
Mir fiel es zuerst auf, als mein Blick nach links an die Wand meiner Koje fiel! Das waren doch, ja das waren doch! Jawohl! Kakerlaken!!! Ach du liebe Guete, mich gruselte es bei dem Gedanken, dass diese Viecher nun moeglicherweise, nein bestimmt, in dieser Nacht alle ueber mein Lager krabbeln sollten. Nein!!!! Was mach ich blos??? Naja, was macht man? Nix! Still liegen, akzeptieren, tuef durchatmen, so tun, als waere alles ganz normal und vielleicht hilft die Annahme ja, dass das Getiers von einem ablaesst. Ich schoepfte Hoffnung.
 
Ich hatte mich also abgefunden, als rechts von mir ein Aufschrei erklang und der Suedafrikaner wie von der Tarantel gestochen aus seiner Koje hochfuhr und mit dem Kopf gegen die Decke stiess, was einen erneuten Schrei zur Folge hatte, was wiederum das gesamte Abteil tumultartig hochfahren liess und er seinen Latschen suchte und dann begann es! Das furchtbare, gnadenlose Abschlachten! Das Morden ging los. Irgendwann hoerte ich auf zu zaehlen, denn es nuetzte rein gar nichts. Je mehr er toetete, je mehr erschienen an den Waenden. Keine Ahnung, wo die alle herkamen. Meine Tochter erzeahlte aus dem oberen Abteil, in Australien haette sie gehoert, wenn man eine Kakerlake toetet, schluepften sofort hundert neue aus den Eiern. Ha, das ist doch wohl ne Maer, oder? Na ja, jedenfalls lagen einige tot und krumm auf dem Boden rum, kein appetittlicher Anblick. Ich hatte genug., Ich drehte mich rum und ein wenig fielen mir die Augen zu. Kein Wunder, bei den ganzen Morden!
 
Der Schlaf war leider nur oeberflaechlich, irgendwie konnte ich nicht richtig abschalten, vor allen Dingen, weil mein Toechterchen mich dazu angehalten hat, ein wenig auf unsere Rucksaeckle zui achten, denn es kaem, nachts haeufig vor, dass Sachen verschwaenden, wenn die Fahrgaeste schliefen. Am Bahnhof gab es Schloesser, aber schliess mal den Rucksack ab! So oeffnete ich hin und wieder die Augen, schaute nach rechts zu den Rucksaecken, dann nach links, um zu schauen, was meine Freunde so trieben. Waere aber alles unnoetig gewesen, denn Ruckksaecke befanden sich auf ihren Plaetzen, Kakerlaken waren auch friedlich, aber ein anderes Problem tat sich auf! Ich sage nur "Hoelle, Hoelle" Denn es begann mich irgendwann am ganzen Koerper zu jucken, quaelend, tierisch und es hoerte nicht auf! Was soll ich sagen! Es gab ne zweite Plage in diesem Abteil. Es gab "Bedbugs", allen Backpackern hinreichend als Bettwanzen bekannt. Na klasse, ich war feddisch, ich ergab mich und sagte innerlich:"Nehmt mich!" Vielleicht ist dann Ruhe.
 
Irgendwann fing einer der Muslime mit seinem Morgengebet an und ich schielte ein wenig gequaelt zu ihm rueber, irgendwie schienen die ne ruhige Nacht gehabt zu haben. Vielleicht sollte ich mich zum Islam bekehren, wer weiss, vielleicht hilft ja ein islamischer Gott gegen Insektenplagen! Nein Scherz! Jedem das seine, und mir das Meine! Ich erhob mich vom Bttlager, setzte mich dieses mal in den Schneidersitz, es war 5.oo Uhr morgens und beobachtete still den Sonnenaufgang ueber der flach und gruen sich erstreckenden Landschaft, sie sich meinen Augen darbot, in der abswechselnd kleine Dorfgemeinschaften von vielleicht 2o bis 3o Haeusern erschienen. Alle sauber, nett und gemuetlich anzusehen. Ueberall schon Hektik in den Doerfern, wegen der unglaublichen Hitze beginnt das Leben in Indien frueh. Und dass der Inder kein Individualist ist, wusste ich nicht erst an diesem Morgen. Denn ganze Doerfer waren gemeinsam, bewaffnet mit Kloopapier und Wasserkaennchen, unterwegs, um ihre morgendliche Toilette an den Bahngleisen entlang zu begehen. Der Inder macht alles im Verbund, es gibt halt kein Privatleben, jedenfalls ich hab es bisher nur so kennengelernt. Kein besonders schoener Anblick, aber man gewoehnt sich dran!
 
Und so vergingen auch die letzten Kilometer und nach eineinhalb Stunden hatten wir unser Ziel erreicht! Varanasi lag vor uns. 12 Stunden hatte die Fahrt gedauert, wir haben es ueberlebt, mal wieder und reicher an Erfahrung und netten Begegnungen

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 16:55
Es ist 1o.oo Uhr morgens und ich sitze bei unserem Nepalesen in Delhi, wo wir nach 16stuendiger Fahrt mit dem Local-Bus aus Manali angekommen sind.
 
Eine Fahrt mit dem Local-Bus der Region ist noch mal etwas anderes als mit einem Touri-Bus. Eingepfercht zwischen ca. 3o nicht wirklich wohlriechenden, staendig spuckenden, hustenden und ruelpsenden indischen Maennern, deren starrende Augen einen fast zu verschlingen drohen und man aus Gruenden von Missverstaendnissen das Laecheln lieber bleiben laesst, fuehlt man sich schon ein bisschen ausgeliefert.
 
Als ich meinem Sohne die Situation schilderte, meinte er, vielleicht tun das die indischen Maenner, weil sie damit eine uebergrosse Freude ausdruecken moechten. Wer weiss! Aber warum packen sie sich eigentlich, wie ebenfalls alle italienischen Maenner auch haufig, immer zwischen die Beine? Wollen si kontrollieren, ob noch alles da ist? Ich finde keine Erklaerung!
 
Der Bus ist also knallevoll und draussen stehen noch weitere ca. 2o Inder mit Rucksaecken, Taschen, Kartons und anderen Utensilien, ich glaube, es war auch Gefluegel dabei, ob die das wohl ueberleben? WO sollen die denn noch alle hin? Aber irgendwie geht alles. Die Haelfte verschwindet samt Gepaeck auf dem Dach, die andere Haelfte wird, egal wie, einfach in den Bus gedrueckt. Eine der Inder sitzt uns fast auf dem Schoss, der Anblick seines Hinterteils ist nicht gerade erfreulich! Ueberhaupt, die Kleisung von einigen ist so verschmutzt, zuhause wuerden wir sagen:" Den fasse ich nicht mit der Kneifzange an!" Aber so ist das nunmal in Indien, es geht ums Ueberleben und nicht um Hygenie, bei vielen zumindest.
 
Vor mir kriegt wieder einer einen Hustenanfall und rotzt aus dem Fenster, so dass ich geschwind mein eigenes schliesse, man kann ja nie wissen! Der Busbegleiter sucht sich seinen weg durchs Gewuehl, fuer mich ein Raetsel, wie er das schafft, um alle anderen Zusteiger zu kontrollieren. Gott sei Dank, bekommen wir mit, fahren nicht alle Anwesenden bis nach Delhi. Grosse Erleichterung macht sich breit.
 
Der Bus faehrt los, der indische Fahrer ist ein Unikum, er quaselt ununterbrochen und seine Stimme hoert sich wie die Reibeisenstimme von Adriano Celentano an. Wahrscheinlich die Stimmbaender, ruiniert vom dauernden Reden, einfach ueberstrapaziert! Reden um nicht einzuschlafen, oder? sage ich zu meiner Tochter. Na ja, wenn es hilft!
 
Hinter mir klingelt ununterbrochen das Handy. Ich hoere ca. 15 Minuten lang folgende Worte: "Haha, atscha, haha, ha, ha, atscha, haha!" Ohjeh, dass muss die eigene Frau sein oder die Schwiegermutter, denn wie meine Tochter mir erklaert, bedeuten die Worte nichts anderes, wie o.k., ja,ja!" Der Arme, er tut mir aufrichtig leid!
 
Ploetzlicher Aufruhr, der Bus schlingert etwas, bleibt aber in der Spur und ehe ich mich versehe stehen wir an einer Busstation, um einen Reifen zu wechseln. Nochmal gut gegangen. Die Haelfte der Inder steigt bei dieser Gelegenheit aus, um, was wohl? Na in Reih und Glied ihr Geschaeft zu verrichten, sieht knaller aus! Frag mich gerade, wo Frauen hinsollten, aber die sind ja nicht da, ausser un s beiden, aber wir trinken nix, schon aus Vorsorge.
 
Waehrend der Reparatur mache ich mir mal wieder so meine Gedanken ueber die Sicherheit einer solchen Reise und muss an die Worte von Tashi, unserem Jeep/Fahrer durch den Himalaja, denken, als ich mich anschnallen wollte:" Forget it!", und muss laecheln. Ja stimmt, voelliger Unsinn, wer hier abstuerzt ist tot, ohne oder mit Gurt! Ich philosophiere mit mir selber ueber die Angewohnheit, das Leben staendig sichern zu wollen! Denn ich denke doch auch an Situationen, wo ich bei der Jeepfahrt hin und wieder meine Haende verkrampft in den Sitz gekrallt habe. Und ich erinnere mich auch in diesem Moment, dass ich genau in diesen Siatuationen innerlich gelaechelt habe: sichern, klar, wir weollen unser Leben nicht verlieren! Auch im Alltag ist das so! Wir muessen immer Recht haben, immer gut dastehen, muessen immer zeigen, was wir koennen, Eingestaendnisse, dass wir doch nicht so toll sind, wie wir uns selber gerne sehen,wuerdenuns doch ein Stueck Leben nehmen, entschuldigen! Niemals! Lieber mit dem Rudel laufen, als alleine bleiben, aber dafuer in der eigenen Wahrheit leben, lieber zu der Mehrheit halten, als dem anderen beizustehen, nein, das alles bloss nicht, wie wuerden ein Stueck unseres Lebens verlieren und das koennten wir nicht aushalten.
 
Aber wie ihr seht, haben wir auch die Drei/Tages?Exkursion durch den Himalaja, um zurueck nach Manali zu gelangen und nun hier in diesem Bus zu sitzen, ueberlebt, auch ohne Sicherung. Und gut, dass wir es gemacht haben, denn was waere uns sonst alles entgangen! Welch wunderbare Ausblicke, ihr seht, meine Begeisterung fuer den Himalaja ist riesengross, die vielen zotteligen Yaks, die Wildpfere, viele kleine putzige Murmeltiere und die typische Himalajakraehe, nicht zu verwechseln mit unserer kleinen europaeischen Art, sondern viel hoeher gewachsen, eher wie ein Storch. Und dazu die Uebernachtung in ein em Bergdorf, in einem Zimmer ohne Strom und Wasser mit netten kleinen vierbeinig krballenden Zimmergenossen, dafuer aber ein Essen, das jedem Gourmet das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen wuerde. Allerdings wuerde glaube ich, ein Gourmet sich nicht von diesen Jungs bedienen lassen, die uns hier das Essen kreiert haben und der Blick in die Kueche waere katasthrophal wirkend auf ihn gewesen. Aber wie gesagt, es hat wunderbar geschmeckt, wie sagten wir doch in der Kindheit:"Dreck reinigt den Magen!"
 
Und dann den ca. 25o km langen Tsomoriri/See, entlang der chinesischen Grenze, der mich verzaubert hat, in all seinen wechselnden schillernden Farben von tuerkis bis azurblau. Und als ich da am Ufer meditierte und mein Blick auf den ca, 4.7oo m entfernten Gipfel fiel, bekam ich Lust doch mal nachzuschauen, was da oben so los ist und wie weit man hinter den Gipfel schauen konnte. Also gedacht, getan, mit Toechterchen im Schlepptau hinauf. Oben angekommen, stellten wir fest, dass der Ausblick nur einen weiteren naechst hoeheren Gipfel gewaehrte. Wie im Leben, haste ein Problem bewaeltigt, schon komm das Naechste. Und unser Problem kam auch sofort, naemlich ein voellig unvorbereiteter Wetterwechsel. Im Nu verwandelte sich der Himmel in eine brodelnde Wolkenmasse, die Wellen des Tsomoriri/Sees schlugen hoch, wo er gerade noch still und friedlich vor uns lag. Ein Sandsturm fegte uns entgegen, dem ich mein Gesicht darbot und innerlich sagte:" Na los, dann komm schon, mich kriegste nicht klein!" Ein Fight, ein wirklicher, wie der Kampf mit den Daemonen in mir. Ich war in meinem Element!
 
Ach ja, das alles haette ich doch nicht erlebt, wenn ich auf Nummer Sicher gegangen waere!
 
Nun gut, nach meiner Traeumerei waehrend der Reifenreparatur, die sich ca, eine halbe Stunde hinzog, ging es endlich weiter durch das Himalaja-Vorgebirge, durch das Kullu/Tal entlang dem Beas-Fluss mit ebenfalls wechselnder Vegetation. Nach einiger Zeit schien der ganze Bus zu schlafen, ausser dem Fahrer natuerlich, so hoffte ich doch und meiner Wenigkeit. Mein Toechterchen hatte ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt und schlief ebenfalls seelig und ich genoss die Naehe, irgendwie wie nach der Geburt, als sie friedlich auf meinem Bauch lag und wir gemeinsam die suesse Ruhe genossen. Schoen diese Naehe nochmal zu erfahren auf dieser Reise.
 
Unsere Ankunft in Manali, der Stadt am Fusse des Himalajas, touristisches Ziel fuer alle Inder, vor allen Dingen fuer Hochzeitspaare. Lauter lachende, junge Menschen, die es wagten und die mit uns abgelicjhtet werden wollten. Wir konnten nicht nein sagen, wer will dem andern nicht schon Glueck bringen, denn so sei es, sagten sie immer wieder.
 
Hektischer Trubel inManali wegen der Apfelmesse oder besser gesagt dem Apfelfestival, denn die Gegend ist ueberreicht an der Apfelernte verschiedener Sorten. Das hat sogar den Premierminister der Region hier hergebracht und er wurde stuermich mit Musik und Begeisterung von der Bevoelkerung begruesst. Personenverehrung wird in Indien gross geschrieben! Noch etwas gibt es in Manali wie jeck, Hanf, ueberall, soweit das Auge reicht, selbst in staedtischen Park. Das zieht natuerlich Abgedrehte aller Art an. Sie kommen zum Kiffen hierher, besonders die Israelis, haben wir uns sagen lassen. Daher hat die indische Regierung auch die Visa-Genehmigung fuer Isrealis auf ein halbes Jahr beschraenkt. Es muss zuviele Durchgeknallte gegeben haben.
 
Den groessten Hippi/Flair findet man in Old/Manali, der Altstadt und im ca. 3 km entfernten Vashisht. Aber Vashisht bietet u.a. auch wunderschoen am Huegel gelegene kleine tibetische Wohnsiedlungen mit ihren Bauerngaerten, heissen Schwefelquellen, die wir auch unterwegs im Himalaja immer wieder entdecken konnten und in denen man direkt neben dem Vashista-Tempel baden konnte, um sich innerlich und aeusserlich zu reinigen. Ich wollte der EInladung des Sadhus nicht folgen, mir genuegte schon sein wilder, nackter Anblick!
 
Das war also ein wenig Seigtseeing von Manali und am Abend belohnten wir uns mit einem wunderbaren Abendessen bei unserm Tibeter, an dem wir am Ende noch zwei Flaschen Wein geschenkt bekamen! Warum?
 
In Indien darf man nicht schuechtern sein. Man muss seine Interessen verteidigen, auch schon mal in gespielt aggressiver Weise! Es verhielt sich so, dass wir eine Flasche Erbeerwein bestellten, die aber nach erstmaligemKosten, nicht nach Erdbeerwein schmeckte und uns zudem ein etweas merkwuerdiger chemischer Geruch entgegenkam. Wir waren zuerst etwas ratlos, riefen aber dann den Service, der kostete, schuettelte den Kopf, holte seinen Chef, der kostete, schuettelte ebenfalls den Kopft und meinte, ja, wir haetten Recht. Er haette sich schon gewundert, dass viele Gaeste den Wein bestellt haetten, oihn dann aber nicht getrunken haetten. Darauf rief er der Vertreiber an, der auch nach 1oMinuten an unserem Tisch stand, kostete und mit dem Kopf schuettelte. Was wiederum zur Folge hatte, dass er den Hersteller anrief, der dann ebenfalls nach weitern zehn Minuten an unserem Tisch stand, kostete und? Uns Recht gab. Irgendwas stimmte nicht.! Das End von der Geschicht. Die Beiden,Vertreiber und Hersteller zogen ab, der Chefe kam erneut an unseren Tisch, grinste ueber beide Ohren und verriet uns, der Hersteller habe ihm zugesagt, saemtliches Geld der gelieferten und bezahlten Weine zurueckzuerstatten, auch die, der guten und er sei uns unglaublich dankbar, dass wir etwas gesagt haetten. Dafuer duerften wir uns jetzt zwei Flaschen Wein aussuchen. Das haben wir natuerlich gerne in Anspruch genommen.
 
Ach ja, zwischen zwei Tshai/Tees in Delhi bei unserem Nepalesen hat es Spass gemacht, nocheinmal alles Revue passiern zu lassen, der letzten 6 Tage. Und das Ankommen in Delhi war genauso wie beim ersten Mal! Der Busfahrer schmiss uns irgendwo raus, als er merkte, dass ausser uns niemand mehr weiterfuhr und so standen wir mitten in der Praerie. Aber das ist normal in Indien.Sie tun was sie wollen. Umkaempft von hunderten Rikschka- und Taxifahrern, voellig verschwitzt, uebermuedet, aber gluecklich, versuchten wir unser Bestes ein fairen Preis auszuhandeln, was uns dann letztendlich auch unter groessten Schwierigkeiten und gespielter Aggressivitaet gelang und kamen endlich in unserem Hotelzimmer an. Froh, der Rikschka/Mafia entronnen zu sein, fielen wir auf unser Bett, in dem wir das erste Mal mit der Spezie Kakerlake in der Nacht in Beziehung traten.
 
Aber nun sassen wir beim Nepalesen, bereiteten schon wieder unsere Fahrt nach Varanasi vor. Das Ticket fuer den Nachtzu hatten wir bereits geloest. Es blieb uns noch einige Zeit zur Musse und Erholung der letzten Fahrt und zum Lesen der regionalen Zeitung, in der auch, wie ueberall auf der Welt, nur Negativ- und Ungluecksbotschaften standen.In Jammu, dem Gebiet nahe Kaschmir im Himalaja gab es wieder terroristische Ausschreitungen, diesesmal Frauen und Kinder, die ihnen zum Opfer gefallen sind. Vor allen Dingen geht die Angst vor Bioterrorismus um, will sagen, die Inder fuerchten sich vor Anschlaegen mit Krankheitserregern, oder Wasserverseuchungen usw.usw. Eine Moeglichkeit des Terrorismus, die wir glaube ich noch verkennen, aber dessen Ausmasse erheblichen Schaden anrichten koennen. Der Kampf zwischen Hindus und Moslems geht weiter, die Muslime richten Strassensperren in Kaschmir ein, was zur Folge hat, dass Transporte mit Oel., Benzin und Nahrungsmittel nicht mehr weitergeleitet werden koennen. Auch bekommen wir bestaetigt, wovor uns einige Nepalesen gewarnt haben, auch der Terrorismus in Nepal ist weitverbreitet, gerade in in den Bergregionen. Muessen wir Sorge haben? Keine Ahnung! Wir werden sehen! Wir muessen so oder so hin, denn unser Rueckflug geht von Kathmandu!
 
Wir packen unsere vom freundlichen Nepalesen eingepackten Lunchpakete ein und amchen uns ein letztes Mal auf den Weg, durch die ueberfuellten, staubig-verdreckten Strassen durch Delhi. Nein, Delhi werd ich nicht wirklich vermissen, aber es wird einen nachhaltigen Eindruck in mit hinterlassen.
 
Irgendwo hab ich in den letzten Tagen einen Satz in einem Buch gelesen:" Wer nach Indien reist, darf nichts beruehren, ausser sich selber!" Ich habe selten so einen dummen Satz gelesen. Wie will man ein Land bereisen, wenn man es nicht beruehrt, wie einen Menschen kennenlernen, wenn man ihn nicht beruehrt, mit Worten, Augen und dem Herzen. In diesem Sinne, ich werde mich nicht zurueckhalten.
 

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