"Wie kannst Du nur, waren einige Antworten darauf!" "Du bist ja nicht mehr so jung!" "Was machst Du, wenn Du wiederkommst, und keine Arbeit mehr findest?"
Klar, darauf hab ich im Grunde gar keine Antwort! Außer die, dass ich fest der Überzeugung bin, irgendwie geht alles weiter und dass mir die Zeit, die ich mir nehmen möchte, sehr, sehr wichtig für mich ist!
Weiter, die Fragen, "was sagt Deine Familie dazu?" "Wie gehen die damit um?" Belastet das nicht Eure Beziehung!"
Meine Antwort darauf:" Wir sind schon 34 Jahre zusammen, warum soll das ein Problem sein?" Beziehung, Liebe, Freundschaft, was auch immer, ist nicht von der Quantität, sondern von der Qualität abhängig. Die Familie steht voll dahinter!
Einem Menschen, der mir nahesteht, den ich mag, mit dem mich viel verbindet, den ich schätzen gelernt habe, dem bleib ich verbunden, egal, wie oft ich ihn sehe. Eine räumliche, zeitliche Trennung muß nicht das Ende von Beziehung sein! Im Gegenteil, es gibt Menschen, die sehe ich sehr, sehr selten, aber das, was uns verbindet, ist so stark, da braucht es kaum eine Anlaufzeit, wir sind sofort beieinander, können uns austauschen, können erfahren, wo der andere gerade steht, was er durchmacht, was er fühlt, denkt, lebt!
Dementsprechend, nehme ich das Risiko auf mich, wenn ich nun bald fort bin!
Risiko, das scheint bei den Menschen allgemein "negativ" besetzt zu sein. Wieso geht man eigentlich immer davon aus, dass, wenn man einen Schritt ins Ungewisse tut, dass diese mit "negativen" Gefahren verbunden sind! Ich hab mal nachgeschaut, woher das Wort Risiko eigentlich stammt. Es scheint, wie Wikipedia sagt, nicht eindeutig belegt zu sein. Zum einen:*risicare/*resecare („Gefahr laufen, wagen“) wird es auf das altgrieische "Wurzel, Klippe" zurückgeführt.
Das leuchtet ein, wenn ich etwas "Neues" wagen will, scheint es so zu sein, als wenn ich den Sprung über eine Klippe, die mich daran hindern will, wagen muß!
Betrachtet man die Statistik, so Wikipedia, so ist das Risiko mit einem Würfel eine 4 zu werfen, 1 von 6. FAlls mit der 4 ein Verlust verbunden ist, entspricht dies der Gefahr, wird hingegen mit der 4 ein Gewinn erzielt, so spricht man von Chance. Gefahr und Chance sind hier also Komplementärbegriffe. Erster kalkuliert die Wahrscheinlichkeit eines Schadens bzw. eines Verlustes, letzterer die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens, Gewinns. Soweit Wikipedia.
Beziehe ich das nun auf meine Situation, so kann mir meine Auszeit Schaden bringen, oder Gewinn. Ich selber glaube an den Gewinn. Der Gewinn besteht schon allein darin, dass ich den Mut habe, es einfach zu tun! Der Gewinn, wird hoffentlich in den vielen Erfahrungen liegen, seien es die, die Begrenztheit des eigenen Körpers zu erfahren, seien es die, Begegnungen zu haben, die den eigenen Horizont erweitern, sei es das Schauen der Schöpfung, das in der Natur sein, dem ich mich täglich aussetze. Das allein schon, scheint mit der Gewinn im voraus zu sein.
Aber abgesehen davon, von meiner Auszeit und dem Mut zum Risiko dazu, ist nicht alles, was wir tun, mit einem Risiko verbunden? Fängt es nicht mit den Kindern an! Wähle ich die richtige Schule für sie, was ihr Leben ja maßgeblich beeinflußt. Wähle ich selber den richtigen Ausbildungsweg. Heirate ich den/die richtige Partner/in? Wird meine Beziehung halten?
Gehe ich nicht in jedem Gespräch im Miteinander, in der Begegnung, das Risiko ein, für meine Offenheit mißbraucht zu werden? Gehe ich nicht in jeder ehrlichen Meinungsäußerung das Risiko ein, abgelehnt zu werden, möglicherweise einen Freund zu verlieren?
Ich sehe es jedenfalls so, selbst wenn sich das Risiko, dass ich eingegangen bin, als das Eintreten eines Negativum herausstellt, ist es doch gleichzeitig ein Gewinn, denn dann bin ich ein Stück reicher an Erfahrung geworden.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es doch so schön!
Wer wagt heute noch. Das Gegenteil von Risiko eingehen, ist Sicherheit um jeden Preis. Aber wer sich hinter Mauern und Zäunen versteckt, wird sich kaum öffnen, für das was vor der Mauer geschieht, er bleibt bei sich und auf sich zurückgeworfen, oder?
Nun, denn das sind so kleine Gedanken zum Begriff des Risikos eingehen. Aber anscheinend wird der Mensch heute sowieso oft gewzungen Risiken einzugehen, schon im beruflichen Bereich.
Für niemanden ist mehr gewiß, ob er das, was er irgendwann mal erlernt hat, bis zum Ende ausüben kann. Für niemanden ist mehr gewiß, dass er seine Arbeit an seinem Heimatort gebunden verrichten kann. Erst vor ein paar Tagen hat sich ein lieber Mitspieler aus meiner Sambagruppe verabschiedet, er ist nach Schweden von Berufs wegen gegangen. Zuhause hat er Freundin und Familie gelassen. Mut zum Risiki? Nun, er hatte gar keine Wahl, sich anders zu entscheiden, es sei denn, er hätte die vorübergehende Arbeitslosigkeit gewählt.
Für mich hat das Wort "ein Risiko" eingehen auch sehr viel mit der eigenen Freiheit zu tun! Wage ich es nicht, schränke ich mich insofern in meiner Freiheit ein, als dass ich mich gegen neue Erfahrungen verwehre. Ein Mensch ist nie frei, wenn er nicht wagt, ein Risiko einzugehen!
Irgendwie ist das Leben wie bei einem Monopoly-Spiel, je nachdem wie man setzt, kann man reich werden, aber auch arm bleiben. In diesem Sinne, ich hoffe auf das "Reichwerden!"