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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:58
Wie bin ich eigentlich zu meinem Schrebergarten gekommen? Mal ehrlich, damals, vor genau 25 Jahren, hätte ich mir vorher nie denken können, einmal zu der "Spezie" Schrebergarten-Besitzer zu gehören. Als echter Hippi, gegen alles Spießertum schien mir das das Letzte zu sein, wonach ich trachtete.
 
Doch man ändert sich mit der Zeit, und nutzt dann doch die Dinge, die einen persönlich bereichern, oder? Jedenfalls ich war gerade mal 28 Lenze alt und mit dem zweiten Kind schwanger. Wir bezogen damals eine Wohnung in der Krüthstraße im Sechszig-Viertel in Nippes.
Schaute man aus unserer Wohnung aus den hinteren Fenstern, schaute man auf einen Teil des Grüngürtels mit den dahinterliegenden Schrebergärtenkolonien.
 
Mein Bäuchlein wuchs und manchmal stand ich am Fenster, schaute raus und dachte, wie schön wär es, jetzt, wo wir Nachwuchs erwarteten, dort einen kleinen schönen Garten für unsere werdende Familie zu bekommen.
 
So erzählte ich einmal meinem Schwiegervater, einem Alt-Nippesser, der in den einschlägigen kölschen Vorort-Kneipen verkehrte, von diesem Wunsch. Nun denn, der Kölsche Klüngel funktionierte auch schon damals. In weniger als vier Wochen bekamen wir eine Zusage vom Kleingarten-Verein, und das war schon ziemlich überraschend, denn die Anmeldelisten auf einen Kleingarten waren üblicherweise lang.
 
Wir waren völlig aus dem Häuschen. Also nichts wie hin, haben wir uns unser zukünftiges kleines Idyll angeschaut. Ein Areal, völlig überwuchert mit alten, knorrigen Rosenstöcken, deren Wurzeln bis tief in den Boden hineingewachsen waren. Ein altes, bruchreifes Holzhäuschen, viele alte Obstbäume, einige davon, jedoch schon abgestorben und wo das Auge hinreichte, Unkraut über Unkraut. Der damalige Besitzer, an die 9o Jahre alt, hatte die letzten Jahre nichts mehr dran tun können.
 
Trotz der auf uns zukommenden Arbeit schlugen wir sofort zu. Freunde wurden mobilisiert, an den Wochenenden ein Fäßchen aufgemacht und ran ging. Recht und schlecht, ohne jegliche große Erfahrung, rißen wir das Häuschen ab, bauten ein kleines solides Steinhäuschen mit Terrasse, schleppten das alte Plumskloo fort und ich wühlte mit meinem mittlerweile doch recht dicken Bauch in der Erde herum, zog mit bloßen Händen, die alten verknorrten Rosenstockwurzeln aus dem Boden und von Tag zu Tag wuchs unsere kleine Oase.
 
Der Sommer kam und es verging kein Tag, wo wir nicht in unserem Schrebergarten verweilten. Und obwohl wir ein bißchen vor der Schrebergarten-Mentailität der Kleingarten-Besitzer Angst hatten, stellte sich die als Gott sei dank sehr schnell unbegründet heraus. Wir hatten Glück, unsere direkten Nachbarn akzeptierten uns, unser AUssehen und unsere Art, den Garten nach unseren Vorstellungen anzulegen.
 
So hatten wir uns eine kleine Idylle mitten in der Stadt geschaffen, die auch noch dazu beitrug, die Ernährungsvorräte mit frischem Obst und Gemüse anzureichern. Schon alleine diese Erfahrung, selber etwas anzupflanzen und zu ernten war einfach nur schön.
 
Unser Töchterchen ist sozusagen in diesem Schrebergarten aufgewachsen. Die ersten Schritte begannen dort und als sie sicherer war, zog sie ihre Runden durch alle Nachbarsgärten und kam in den Genuß eine große Garten-Familie zu haben. Dann wurde der Sohnemann geboren und der Schrebergarten entwickelte sich zu einem reinen Kinderparadies. Jeder Nachmittag wurde genutzt, befreundete Kinder eingeladen, im Sommer geplanscht, im Herbst Kartoffelfeuer entzündet und selbst im Winder konnte, wenn dann mal ein wenig Schnee gefallen war, der erste Schneemann, ohne ANgst davor zu haben, in irgendeinen Hundehaufen zu greifen, gebaut werden.
 
Kurz, ich denke gern an die vergangenen Zeiten in unserem Schrebergarten zurück. Denn nicht nur die Kinder hatten ihre Freude. Wieviele Gelage haben wir nicht mit Freunden dort verbracht, mit Fäßchen und Grill! Manchmal wurde chon mal eine Nacht dort verbracht, wenn die Beine von einem Kölsch zuviel ihren Dienst nicht mehr bis zu Hause schaffen wollten. Auch für die Kinder eine schöne Möglichkeit, ihre ersten Nächte in einem Zelt in der freien Natur zu verbringen.
 
Und im Grunde hatten wir nie etwas mit der Kleingärtner-Mentalität am Hut. Aus den dauernden Veranstaltungen konnten wir uns herausziehen, ohne dass man uns böse war, irgendwie wurde das immer respektiert. Ich weiß, dass das woanders auch schon mal anders geht. Wir hatten einfach Glück mit unserem kleinen Paradies direkt vor der Haustür.
 
Als die Kinder in die Pubertät kamen, zogen sie an den Wochenenden mit Freunden in den Garten, um ihre eigenen kleinen Partys zu veranstalten. Es war einfach eine kleine Oase für sie und viele ihrer Freunde hätten sich ähnliches gewünscht.
 
Nun, fast 25 Jahre danach, die Kinder aus dem Haus, das Häuschen in der Eifel, alles will irgendwie gepflegt und versorgt sein, gehen wir nicht mehr so oft dorthin. Dafür erfreuen sich jetzt aber die Großeltern dieser Oase. Alt geworden, können sie nicht mehr so weite Entfernungen zurücklegen, um ein Stückchen Natur zu genießen und so verbringen sie nun viele schöne Tage in unserem Garten, pflegen ihn hier und da und genießen die Kontakte mit den mitllerweile auch älter gewordenen Nachbarn.
 
So ist unser Schrebergarten zu einer generationsübergreifenden kleinen Insel mitten in der Großstadt geworden.
 
Einiges hat sich nun doch geändert, mittlerweile hat die penible Kleingarten-Mentalität auch unsere kleine Nachbarschaft ereilt, es ist nicht mehr ganz so locker, wie in den Anfangsjahren. Viele neu hinzugekommenden Nachbarn pflegen eine richtige Vereinsmeierei und da wird man nun doch schon mal hier und da schief angeschaut, weil man sich rauszieht. In den Kleingartenhäusern hat bei vielen auch der Protz Einzug gehalten, von Einbauküche, Fernseh und Satelittenanlage ganz zu schweigen. So kam es in den letzten Jahren hin- und wieder auch mal zu Einbrüchen. Na ja, bei uns ist nichts zu holen, daher können wir auch immer Tot und Türe offenhalten. Ich sag ja immer, haste nix, brauchste dich auch nicht zu sorgen.
 
Nun denn, ich liebe meinen Schrebergarten immer noch und jedes Mal, wenn wir heute dort inkehren, ist es, wie ein Stückchen Urlaub mitten im Alltag. Und ich hoffe mal, dass das auch noch so bleiben wird und wir auch mit den veränderten Gewohnheiten und den neuen Nachbarn zurecht kommen, ohne dass es zu Streitereien und Anfeindungen kommt, oder gar zum Mord an Kleingärtnern, wie uns am kommenden Sonntag ein neuer Tatort-Krimi zeigen wird. Das Milleu in einem Kleingarten kann schon ziemlich feindlich sein und man ist nie davor geschützt, ob nicht der Nachbar, der einen schon lange auf dem Kicker hat, nicht mal was auf die Büsche spritzt. Tod im Kleingarten, ne, bloß nicht. Na ja, und wenns gar nicht mehr geht, gibts ja immer noch die Eifel.
 
In diesem Sinne, ein Kleingarten ist schon was Feines! Ich freue mich jetzt schon auf das Erwachen des Frühlings und die Düfte und die Farben der Blumen und Sträucher. Ich werd es genießen, so ganz in Ruhe und allein, weil ich ihn ja mit niemandem teilen muß!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:56
Es ist mal wieder soweit! Der erste Sonntag nach Ostern hat die nun folgenden Feiern an den nächsten Sonntagen der 1. Hl. Kommunion eingeläutet. Gestern war "Weißer Sonntag", der erste in der Reihe!
 
Wie sagt man so schön hier in Kölle:"Dat Kind jeht mit!"
 
Und wir hatten in der Familie ebenfalls eine Kommunionfeier. Also Aufbruch schon um 09.oo Uhr morgens, damit wir pünktlich ankamen.
 
Dat Kind war schon ziemlich aufgeregt, hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Wir wurden mit Kaffee begrüßt und dat Kind hat schon mal angefangen, die Geschenke auszupacken. Großes Staunen bei mir, so einige Fragezeichen gingen mir durch den Kopf! Jetzt schon? Also bei uns damals war das anders.
 
Dann ab in die Kirche, als wir ankamen stand eine Schlange bis auf die Straße. Warum? Nur die Eltern und Paten hatten Platzkarten, durften also schon rein, die anderen Besucher mußten warten, bis die Kirchentüre um fünf Minuten vor 11.OO Uhr geöffnet wurde. War schon merkwürdig für mich. Hatte fast eine Athmosphäre wie bei einem Konzert, da muß man auch immer Schlange stehen.
 
Nun denn, so konnte ich die Gelegenheit nutzen, mich ein bißchen umzuschauen, Leute gucken, nenne ich das immer. Und wie waren sie herausgeputzt. Ich kenne das ja von den Gesprächen der Eltern aus meiner eigenen Zeit, als ich noch Kommunionvorbereitung gemacht habe. Was war das immer ein Stöhnen. Was das alles kostet. Das Kleid oder der Anzug fürs Kind, die eigene Garderobe, das Essen, der Saal usw.usw. Schließlich war das ja "der schönste Tag im Leben des Kindes!"
 
Endlich wurden die Türen geöffnet und der Sturm ging los. Wer genug Durchsetzungsvermögen hatte, bekam noch Sitzplätze, der Rest mußte stehen.
Ich suchte mir einen PLatz ganz am Ende, so hatte ich den ganzen Überblick und wartete der Dinge, die da kamen. Dann zogen sie ein, die Kinder. Fotoapparate blitzten, Kameras surrten, man wollte schließlich auch alles festhalten. Über ihren teuren Kleidchen und Anzügen hatten sie eine einfache weiße Kutte umgehängt bekommen. Eigentlich ging der Sinn der Sache voll daneben, denn, wenn die Eltern es ernst genommen hätten, wieso dann noch darunter die teuren Klamotten. Für mich nicht nachvollziehbar, vor allen Dingen, wurden die ziemlich schnell vor dem Essen zuhause wieder ausgezogen.
 
Das erste Lied erklang: "Dass du mich einstimmen läßt in deinen Jubel, oh Herr, deiner Engel und himmlischen Heere, das erhebt meine Seele zu dir, oh mein Gott, großer König, Lob sei Dir und Ehre!".
 
Während der Gesang kläglich dahinplätscherte konnte ich mich der Gedanken nicht erwehren, die da so durch meinen Kopf gingen. Ich schaute mir die Menschen um mich herum an und dachte, na, wer jubelt denn jetzt hier darüber, dass die Kinder nun dieses Fest feierten? Einige der vor mir stehenden Leute schauten ständig auf die Uhr. Der eine spielte mit dem Handy, der andere ging raus, um eine zu rauchen. Und überhaupt? Wer jubelt hier im Glauben an einen Gott? Mein Sohn flüsterte mir ins Ohr:"Mutter, das ist ja das reinste Folklore-Fest!"
 
Auch er spürte und sah, dass der überwiegende Teil der Besucher wohl schon lange nicht mehr eine Kirche betreten hatten. Aber die hl. Kommunion gehört eben dazu im Lebenslauf. Man will das Kind ja nicht ausschließen, wenn 2/3 der Klassenkameraden dabei sind. Jedenfalls hörte ich einige solcher Argumente im Nachhinein. Warum sie denn überhaupt haben taufen lassen, war meine Frage! Die Antwort:" Damit das Kind später einen Kindergartenplatz bekommt. Und die Kommunion ist einfach ein weiterer Schritt, darauf folgt die Firmung, schließlich muß man das, damit man später auch kirchlich heiraten kann! Hm, also doch Folklore.
 
Als die Feier dann vorüber war, ab nach Hause, wo sich das Kind über die Geschenke hermachte. Ein Umschlag nach dem anderen wurde geöffnet und die Euroscheine flogen über den Boden. Ich hab mich das früher selber nie gefragt, aber woher kommt eigentlich der Brauch, dass man den Kindern zur Kommunion Geld schenkt. Wozu werden sie in diesem Sinne eigentlich belohnt. Dafür dass sie zur Kommunion gegangen sind. Muß das mit Geld bezahlt werden?
 
Ich erinnere mich auf jeden Fall,dass wir uns bei unseren eigenen Kindern dessen ebenfalls nicht erwehren konnten, aber ich habe die Umschläge vorher konfiziert. Die Kinder hatten doch sowieso keinen Bezug zum Wert des Geldbetrages. Auf dem Tisch lagen dann nur die Geschenke, mit denen sie wirklich auch was anfangen konnten. Ich erinnere mich auch an die Kommunionkinder, die ich selber begleitet habe, und die dann am anderen Morgen beim Frühstück stolz erzählten, wie hoch die Beträge waren, die sie bekommen hatten. Was sich da so manches Kind wohl bei gedacht hat? Wieviel Kinder haben wir dann noch gesehen, in den Jahren danach. Schon am nächsten Sonntag waren vielleicht noch drei oder vier da. Das war es dann!
 
Ich will nicht nörgeln, es war natürlich nett die ganze Sippschaft mal wieder vereint zu sehen, viele Gespräche, es wurde gelacht und mit den Kindern gespielt. Wir konnten froh sein, dass das Wetter einigermaßen war, so dass wie viel im Garten sein konnten.
 
Auf meine Frage, wann es dann zur Dankandacht ging, bekam ich die Antwort, dass es keine mehr gebe. Aha, sagte ich, warum nicht? Weil sowieso keiner mehr kommt, bekam ich ebenfalls zur Antwort.
 
Der Pfarrer hatte die Erfahrung gemacht in den letzten Jahren, dass die meisten froh waren, wenn es vorbei war und auch zur Dankandacht am nächsten Morgen kämen höchstens noch ein Drittel. Der Pfarrer, er kam dann später noch zur Kaffeetafel erzählte uns, dass er bei drei Kommunionkindern eingeladen war. Früher sei es üblich gewesen, dass fast alle Eltern den Pfarrer eingeladen hätten. auch diese Zeiten seien längst vorbei. Niemand will doch den Pfarrer danach in seinem Haus haben.
 
Es hat sich nichts geändert in den Jahren, mußte ich mal wieder feststellen. Ich frage mich heute wie damals, warum tuen sich die Eltern das an, wenn sie absolut nicht dahinterstehen? Der eine oder andere ist dabei, der es ernst nimmt und der auch weiterhin in Gemeinde und Glauben hineinwachsen will. Der Rest, Foklore eben, da muß ich dem Sohnemann schon Recht geben.
 
Und immer wieder entsteht in mir die Frage, wie auch in den Jahren zuvor, welche Aufgabe hat Kirche in diesem Zusammenhang? Ich stelle mir dann immer vor, dass es eigentlich nicht so leicht möglich sein sollte, die Sakramente so einfach auszuteilen! Aber welche Eltern sagen dem Pfarrer schon, wir machen das nur, weil, damit das Kind später usw.usw..
 
Irgendwie läuft hier was falsch, aber es wird sich wohl auch nicht verändern lassen. Ich erinnre mich auch, dass manche Eltern regelrecht in finanzielle Schwierigkeiten kamen, um das Fest überhaupt gestalten zu können. Mir will das einfach nicht einleuchten! Warum steht man dann nicht dazu, dass man eigentlich nichts mit Kirche zu tun haben will? Warum tut man seinem Kind das an? DAs ist einfach unehrlich!
 
Und wenn es der Kirche ernst wäre mit der Glaubensweitergabe, dann müßten die Vorbereitungen m.E. anders geführt werden.
 
Ich bin nicht moralistisch, nein, auf keinen Fall. Mir ist das nur mal wieder aufgefallen, dass der eigentliche Sinn zur Nebensächlichkeit wird. Vielleicht ist es ja auch so, dass der eine oder andere, der bei einer solchen Feier anwesend ist, doch irgendwie von einem Wort, von irgendeinem Zeichen berührt wird und dann hat es sich ja schon wieder gelohnt, oder? Jedenfalls aus dem Auftrag der Kirche her gesehen!
 
Jedenfalls, wenn es mir damals nicht ernst gewesen wäre, dann hätte ich das gelassen. Aber Tradition ist Tradition und das scheint mir auch der Grund, warum zwar ein großer Teil der Menschen noch katholisch ist, aber im Grunde mit der Kirche nichts zu tun haben will.
 
Ich bin da für Ehrlichkeit, entweder oder!
Wenn Glaube mir wichtig ist, dann will ich es meinem Kind auch vermitteln, dann auch die Feier der Erstkommunion. Wenn nicht, sollte man es lieber bleiben lassen.
Und ob die Kinder unabhängig von ihren Eltern sich auf den Weg machen wollen, können sie das doch immer noch, später, wenn sie alt genug sind, ers selber zu entscheiden.
 
Nun denn, der Erstkommunionsstreß wird noch eine Weile weitergehen. Die Kinder werden mitgehen, aber ob der überwiegende Teil wirklich etwas davon hat oder mitnimmt, wird sich wie in der Zukunft zeigen.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:56
Jedes Ding hat seinen Platz“ heißt es in einem alten Sprichwort. Das fällt mir meistens ein, wenn Dinge, die ich unbedingt brauche, sich nicht an diesem befinden.
 
Das wäre z.B. die Brille! „Jeden Morgen, nachdem wir, mein Göttergatte und ich, uns von unserem gemütlichen Morgenfrühstück verabschieden und jeder seiner Wege gehen will, kommt die Frage:“ Hast DU meine Brille gesehen?“ „Nö“, antworte ich ihm und schon sehe ich die Panik in seinen Augen, denn ohne Brille geht bei ihm nichts mehr. Also rasen wir wie verrückt, denn ich lass ihn nie allein mit seiner Not, laufen durch die Wohnung, bis wir sie endlich unter einer seiner Zeitschriften, die er am Vorabend gelesen hat, finden. „Gott sei Dank“, denke ich.
 
Dann geht er und ich sinke, froh, noch ein paar Minuten allein für mich zu haben, noch mal an den Frühstückstisch zurück, um einfach so dazusitzen und aus dem Fenster zu schauen.
 
Heute Morgen war es wieder mal soweit! Ich sitze gerade, atme tief durch und da klingelt es! „Ich rase zur Tür, denke, vielleicht der Postbote, aber da steht er wieder, der Göttergatte!
 
Panik in seinen Augen fragt er mich:“ Hast Du meinen Schlüssel gesehen?“ Jetzt verdrehe ich die Augen:“ Nö“, sag ich ihm, fahre ich Auto oder Du?“
 
Wieder beginnt das Suchen. Welche Jacke hattest Du gestern an, frag ich ihn dann. Schau doch da mal nach! Wir durchwühlen alle seine Jacken, die sich an der Garderobe befinden. Nix! Auf der Kommode auch nicht! Hm, jetzt wird es schwierig. Küchenanrichte? Auch nichts! „Überleg doch mal“, sag ich ihm genervt. „Tue ich doch die ganze Zeit“, antwortet er.
 
„Ja, irgendwo musst DU ihn doch hingelegt haben?“ Wir laufen aneinander vorbei. Ich sag ja immer, Männer können auch nix finden. Die haben einfach einen Tunnelblick! Das ist wie mit der Butter im Kühlschrank. Er: „Wo ist die Butter?“ Ich:“ Wo sie hingehört, im Kühlschrank!“ „Wo“ sein Hilferuf!“ Ich stehe hinter ihm, sehe über seine Schulter hinweg die Butter in der kleinen blauen Butterdose vor mir und er sieht nix, einfach nix. Wie kann das sein, frage ich mich immer! „Mann, mach doch einfach mal die Augen auf, das gibt es doch nicht!“. Dann müssen wir meistens lachen!
 
So war es dann auch mal wieder mit dem Schlüssel. Dreimal hat er auf der Kommod nachgeschaut, dreimal hat er ihn nicht gesehen. Konnte er auch nicht! Warum? Weil er unter einem Handschuh verborgen lag.“ Einfach mal den Handschuh hochnehmen, wäre nicht schlecht gewesen, sag ich ihm, und halte ihm triumphierend den Schlüssel entgegen. „Du bist ein Schatz!“ sagt er und verschwindend. Ich schaue ihm hinterher und denke, wenn er mich nicht hätte!
 
Aber jetzt mal ehrlich, dieses Problem scheinen wir nicht allein zu haben. Das halbe Leben ist der Mensch damit beschäftigt, Dinge zu suchen, die er braucht, ohne die es nicht geht. Brille, Geldbörse, Haustürschlüssel, Autoschlüssel.
 
Vor ein paar Tagen suchte er, der Göttergatte, gar sein Auto. Wusste einfach nicht mehr, wo er es am Abend abgestellt hatte. Panisch lief er die Straße rauf und runter, in die Nebenstraße, die nächste, bis es ihm dann endlich wieder einfiel.
 
NA ja, manchmal kenne ich das auch. Ich selber bin eher ein Chaot in diesen Dingen. Ich komme dem auch nicht nach, immer alles auf einen ganz bestimmten Platz zu legen. Mal liegt der Schlüssel da, mal dort, mal befindet er sich in einer meiner Taschen, die ich ständig wechsle, oder in einer der Manteltaschen! Aber mir macht das nichts aus, denn ich bin beweglich, ich brauche nur kurz in mich zu gehen, dann fällt mir sofort ein, wo ich dieses oder jenes am Vorabend hingelegt habe.
 
„Wie machst DU das bloß immer“, sagt er, mein Göttergatte, dann zu mir. Bei Deinem Chaos findest Du immer alles!
 
„Hör mal“, sag ich ihm dann immer, “ Du kannst die Dinge hinlegen wo du willst, das ist doch gleichgültig, du musst nur ganz aufmerksam sein, in diesem einen Moment. Du darfst die Dinge nicht unkonzentriert tun, sondern für einen Moment Dir ganz bewusst machen, was du tust!“
 
Er antwortet dann meistens lachend:“ Du mit Deinem Zen!“
 
„Lach Du nur“, antworte ich ihm dann, immerhin wirkt es und lächle ihn triumphierend an. Jedenfalls erspart es mir eine Menge Zeit im Leben.
 
In diesem Zusammenhang gibt es eine schöne Zen-Geschichte, die ich erzählen möchte, sie handelt von einem Mönch namens Tenno, der gerade seine Ausbildung zum Zen-Lehrer abgeschlossen hatte. An einem regnerischen Tag suchte er seinen Meister Nan-in auf. Wie es in Japan üblich ist, zog Tenno seine Schuhe aus im Vorraum des Hauses des Meisters.
Nan-in hieß ihn willkommen, und sie setzten sich. Nachdem sie sich egrüßt hatten, sagte der Meister:“ Ich fragte mich gerade, ob du deinen Schirm links oder rechts neben deinen Schuhen abgelegt hast?“
Der Mönch konnte die Frage nicht beantworten. Vielleicht dachte er bei seiner Ankunft darüber nach, was er seinem Lehrer sagen wollte, oder er war nervös wegen der Begegnung. Vielleicht malte er sich aus, wie sein Lehrer ihm zu seinem Abschluss gratulieren würde. Jedenfalls hatte Tenno nicht darauf geachtet, wo er seinen Schirm abgelegt hatte. Als er erkannte, dass ihm noch immer das Zen-Bewusstsein fehlte, verschob er das Lehren und nahm seine Ausbildung wieder auf.
 
So ist es wohl mit allem, was wir tun, ob wir gehen oder ob wir stehen. Wir müssen in jedem Moment unsere ganze Achtsamkeit darauf richten. Aber meistens sind wir mit unseren Gedanken ganz woanders und merken dabei oft gar nicht, was wir tun! Ob das im Straßenverkehr ist oder beim Schnippeln von Gemüse in der Küche oder beim Ablegen unseres Schlüssels, wenn wir nach Hause kommen. Selbst, wenn wir mit jemandem reden, sind wir nicht bei dem, was das Gegenüber uns sagt, sondern schon längst mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt.
 
Nun denn, zurück zum Schlüssel. Die beste Möglichkeit, uns daran zu erinnern, wo wir ihn hingelegt haben, besteht doch genau darin, dass wir einen festen Platz für ihn haben – getreu nach dem Sprichwort „Jedes Ding hat seinen Platz!“ Das erleichtert uns die kleinen Dinge des Lebens ungeheuer. Und wenn wir das nicht schaffen, dann zumindest unsere ganze „Aufmerksamkeit“ darauf zu richten, wo wir ihn hinlegen.
 
Das ist der „Schlüssel“ zum Glück am Morgen, wenn wir mal wieder nicht suchen wollen!
 
Und wo haben Sie Ihren Schlüssel gestern Abend hingelegt?
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:55
Ich hab lange hin- und her überlegt, ob ich einen Beitrag über die von mir besuchte Lesung mit „Maria Blumencron" aus ihrem neuesten Buch „Auf Wiedersehen Tibet“ schreiben sollte. Jetzt gerade in diesem Moment hat mich der Beitrag von Trollo dazu angeregt. Wieso? Eigentlich ist zu diesem Thema keine Gemeinsamkeit zu erkennen und dennoch gibt es sie.
 
Nämlich das Thema „Aktualität!“ Wie fange ich an?
 
Also am Mittwochabend machte ich mich relativ schachmatt auf den Weg, eigentlich wollte ich doch kneifen, aber dann hatte mein Mann schon eine Karte für mich besorgt und motzte mich an.“ Du wolltest doch unbedingt!“ Und das stimmte natürlich, denn schon im vergangenen Jahr hatte ich sie verpasst.
 
Wer ist diese, für mich absolut „besondere, mutige und beeindruckende Persönlichkeit?“ Sie ist Autorin, Künstlerin, Referentin, Regisseurin und Filmemacherin! Gebürtig in Wien, lebt sie nun seit Jahren hier mit ihrem Mann und ihrem Sohn, der übrigens ebenfalls bei der Lesung anwesend war, in Köln.
 
Maria Blumencron begann die Lesung an diesem Abend mit folgender Einleitung:
 
„Eines Abends saß ich auf meinem Sofa und zappte mich durch die Fernsehkanäle, ließ mich überschwemmen von den aktuellen Tagesthemen. Und da gab es einen Moment, der mich innehalten ließ. Es war ein Bild eines toten tibetischen Mädchens, das bei einer Fluchtaktion über den Himalaja ums Leben gekommen ist. Das hatte mich aufgerüttelt“
 
Ehrlich, dieser Satz hat mich tief beeindruckt. Es gibt sie also noch die Menschen, die sich im Angesicht der ständig sich wiederholenden Horror- und Schreckensnachrichtigen der Medien wachrütteln lassen.
 
Maria Blumencron fasste ein Projekt ins Auge. Sie reiste in den Tibet, um mit einem Team, geführt von zwei tibetischen Guides über den Himalaja zu gehen, um eine Flüchtlingsgruppe zu begleiten. Unterstützt wurde sie in ihrem Projekt vom ZDF, die den Film in ihrer Reihe 37 Grad zeigen wollten.
 
So machte sie sich also auf den Weg und lernte einen ganz besonderen Guide kennen. Von diesem Guide erzählt sie auch in ihrem neuen Buch. Er war als uneheliches Kind geboren. Seine Mutter wurde ins Kloster geschickt, dort wurde er geboren. Er lebte lange Zeit dort, bis er sich in eine Frau verliebte, seine Mönchskutte ablegte und eine Familie gründete. Als die Chinesen dann mit dem „Eisernen Pferd“ kamen und das Land , die Menschen und ihre Kultur zerstörten, entschloss er sich, als er das Elend sah, als Fluchthelfer Kindern seiner Landsleute einen Weg über den Himalaja zu führen, damit sie in Dharamsala eine Schule besuchen konnten, um eine Ausbildung zu erhalten, die ihnen eine Überlebenschance geben sollte.
 
Maria Blumencron hatte über diese Zeit hinweg ein sehr tiefes und inniges Verhältnis zu ihm aufgebaut. Unter unglaublich schwierigen Verhältnissen, sei es die Witterung oder die Bedrohungen durch chinesische Wachposten, machten das Unternehmen zu einem gefährlichen Unterfangen. Der erste Anlauf misslang. Maria wurde noch in Lhasa inhaftiert, verbrachte zwei Tage in einem chinesischen Gefängnis. Sie fuhr wieder nach Hause, organisierte neu und machte sich erneut auf die Reise. Diesmal glückte es und sie kamen mit einer Gruppe von sechs tibetischen Kindern, zwar erschöpft, aber letztendlich an. In ihrer Lesung zeigte sie Bilder von den Kindern, die heute junge Erwachsene sind und es geschafft haben. Nur eines dieser Kinder hat seine Mutter, die sich ebenfalls auf diesen gefährlichen Weg gemacht hat, in dieser Zeit wieder gesehen. Aber alle Kinder, die diese Strapazen überstanden haben und in Dharamsala in Freiheit leben, werden ihre Eltern wohl nie wieder sehen. Bewegende Bilder waren es für mich.
 
Im ersten Buch „ Flucht über den Himalaja“ beschreibt sie diese Aktion.
 
In ihrem nun neu erschienen Buch „Auf Wiedersehen Tibet“ schildert sie in erster Linie die 5ojährige Geschichte des tibetischen Volkes unter der Zwangsherrschaft der Chinesen, aber auch von ihrer erneuten Reise zurück nach Tibet und ihre Suche nach ihrem Guide, der sie auf ihrer ersten Reise begleitet hat. Dieser, so hörte sie, war lange Jahre in chinesischer Gefangenschaft und unglaublichen Foltern ausgesetzt. Aber kein Wort kam über seine Lippen. Dieses Mal machte sie sich ganz alleine auf den Weg. Das allein ist für mich unglaublich mutig. Was sie aber dann erzählte und da kommen wir wieder zu Trollos Beitrag über „alte Zeitungen und ihre aktuellen Tagesthemen“, das machte mir eine Gänsehaut.
 
Auf dem Weg in den Bergen begegnete sie drei tibetischen Männern, die ebenfalls auf dem Weg zur Grenze waren. Sie schloss sich ihnen an, da sie zuerst ihr gegenüber sehr wohlwollend waren, aber dann nach einer Zeit ihr gegenüber sehr anzüglich wurden. Sie hielt aber tapfer durch. Als sie dann an eine Hütte kamen, um auszuruhen, wollten diese Männer über sie herfallen. Sie zog noch ihr kleines Messer, um sich zu wehren, aber die Männer verfügten über ein noch größeres, mit dem sie sie bedrohten. Nun schildert sie diese wenigen Augenblicke extremer Gefahr. Und genau in diesem Moment, sie schritt langsam rückwärts an die Wand, keine Möglichkeit zu fliehen, da fiel ihr Blick nach hinten auf genau dieselbe. Dort war die Wand mit alten Zeitungen tapeziert. Und ihre Augen blieben an einer Schlagzeile hängen mit folgenden Worten:“ Alles wird gut!“ Das muss man sich mal vorstellen, tausende Meter hoch in einer Berghütte klebte eine deutsche Tageszeitung mit einem Spruch von Nina Ruge und das war in diesem einen Moment die Rettung für sie. Denn genau in diesem Augenblick fiel ihr der rettende Satz ein:“ Kennt ihr diese Schuhe, die ich anhabe?“, fragte sie die Männer. „Sie gehören einem Guide, den ihr kennt und der unter Euch „heilig“ ist, er ist mein Mann und wenn er Euch findet, wird er Euch umbringen!“ Das war die Rettung, die Umkehr der Situation. Die Männer ließen von ihr ab und sie konnte ihren Weg weitergehen.
 
Wenige Wochen später machte sie sich erneut auf den Weg, wieder begleitet von einem Team, Kameramann, Guides um einer erneuten Flüchtlingsgruppe entgegenzugehen. Wieder gelang die Flucht, wenn auch unter schweren Umständen. Unterwegs wieder ein Kind, das erfroren in den Schneemassen lag.
 
Maria Blumencron zeigte Aufnahmen an diesem Abend und erzählte mit einer Lebendigkeit, die zu fesseln vermochte. Sie erzählte von einzelnen Schicksalen und wie sich ihr eigenes Leben dadurch verändert hat. Seit zehn Jahren nun kämpft sie für das tibetische Volk mit großen und kleinen Erfolgen, rüttelt die Öffentlichkeit wach, schreibt Bücher, reist umher, um mit ihren Lesungen auf das Schicksal der Tibeter aufmerksam zu machen.
 
Und auch das ist besonders hervorzuheben, ihre Geduld und ihre Hoffnung im Angesicht der aktuellen Geschehnisse. Sie sagte genau diesen Satz:“ "China wird in seiner Haltung umkehren, man muss Zeit und Geduld haben" und weiter kämpfen, handeln und helfen.
 
Und das tut sie! Sie gründete den Verein „Shelter108 e.v“. Shelter, übersetzt „Obdach“ steht für drei grundlegende Dinge, aus denen heraus Leben wachsen kann, Nahrung, Bildung und ein Dach über den Kopf. Die Zahl „108“ gilt im Buddhismus als heilige Zahl und symbolisiert die spirituelle Dimension in unserem Leben.
 
Der Verein setzt sich für Hilfe von schutzbedürftigen Kindern und heimatlose Menschen weltweit ein.
 
Ich gehe an diesem Abend sehr nachdenklich nach Hause. Ich habe Adressen gesammelt, denn auch meine Reise wird mich nach Dharamsala bringen. Maria Blumencron hat mir gezeigt, dass Menschen sich doch noch gefangen nehmen lassen können, dass sie nicht abstumpfen durch die Vielzahl täglicher Schreckensmeldungen, sondern dass sie mit wachen Augen und viel Mut etwas in die Hand nehmen können, was jeder könnte, vielleicht nicht in dem Ausmaß, aber kleine Dinge helfen auch.
 
Sie wird am 8. April im Tersteegenhaus in der Emmastr. Einen weiteren Vortrag und eine Lesung zu ihrem Buch halten und ich kann es nur jedem empfehlen, dessen Herz an Tibet, an den Menschen und ihrer Kultur liegt.
 
Maria Mlumencron, eine mutige, beseelte und schöne Frau, die mich sehr inspiriert hat!
 
Maria Blumencron
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:54
Alle unter einem Himmel!
 
Die Alten und die Jungen
 
die Kleinen und die Großen
 
die Dicken und die Dünnen
 
die Häßlichen und die Schönen
 
die Verschleitern und die Enthüllten
 
die Verliebten und die Einsamen
 
die Versöhnten und die Unversöhnten
 
die Fanatiker und die Freidenker
 
Die Gläubigen und die Ungläubigen
 
die Freudigen und die Verbitterten
 
die Lachenden und die Weinenden
 
die Nachdenklichen und die Oberflächlichen
 
die Fahrradfahrer und die Fußgänger
 
die Kinder und die Erwachsenen
 
die Hundebesitzer und die Hundehasser
 
die Suchenden und die Nichtsuchenden
 
die Verheirateten und die Unverheirateten
 
die Farbigen und die Weißen
 
die Blonden und die Dunkelhaarigen
 
die Schimpfenden und die Gelassenen
 
die Schnellgeher und die Flanierenden
 
die Musiker und die Zuhörenden
 
die Trostlosen und die Getrösteten
 
die Skeptiker und die Wissenden
 
die Verhärmten und die Blühenden
 
die Jogger und die Walker
 
die Armen und die Reichen
 
die Heimatlosen und die Beheimateten
 
die Dreckigen und die Sauberen
 
die Alkoholiker und die Antialkoholiker
 
die Sanftmütigen und die Wütenden
 
die Demütigen und die Wichtigtuer
 
die Freundlichen und die Unfreundlichen
 
die Spießer und die Punks
 
die Eleganten und die Verlotterten
 
die Gutriechenden und die Stinkenden
 
die Bösen und die Guten
 
die manchmal Bösen und die manchmal Guten
 
die Sportler und die Unsportlichen
 
die Freigänger und die Grenzgänger
 
die Kranken und die Gesunden
 
die Familien und die Alleinstehenden
 
die Arbeitenden und die Arbeitslosen
 
die Sitzenden und die Stehenden
 
die Erzählenden und die Schweigenden
 
die Gewissenslosen und die Gewissenhaften
 
die Träumenden und die Realisten
 
die Singenden und die Verstummten
 
die Verletzten und die Unversehrten
 
die Herzlichen und die Herzlosen
 
die Gefühlvollen und die Gefühlsarmen
 
die Strahlenden und die Verblaßten
 
die Hungernden und die Satten
 
die Besucher und die GAstgeber
 
die Schauenden und die Blinden
 
die Vermißten und die Gefundenen
 
die Überdrehten und die in sich Ruhenden
 
die Choleriker und die Melancholiker
 
die Sanguiniker und die Phlegmatiker
 
die Anstandslosen und die Anständigen
 
die Herzensbrecher und die Mauerblümchen
 
die Treuen und die Untreuen
 
die Ehrlichen und die Unehrlichen
 
die Unglücklichen und die Glücklichen
 
die Hinterlistigen und die Gradlinigen
 
die Lauten und die Leisen
 
die Hemmungslosen und die Verklemmten
 
die Anpackenden und die Abwartenden
 
die Ankommenden und die Abfahrenden
 
die Lebenslustigen und die Lebensmüden
 

 
alle unter "einem Himmel!"
 
alle unterwegs!
 
alle in der Entwicklung, jeder anders!
 
alle unter "einem Himmel"
 
Wenn wir es doch nur begreifen und respektieren könnten!

E.L.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:53
Gestern traf ich eine gute Bekannte! Sie und ihr Ehemann zählen gerade mal 5o Lenze. "Stell Dir vor, sagte sie mir, wir werden Oma und Opa!"
 
"Hey, man, was für eine Freude", sagte ich ihr. Wie schön und dachte innerlich sehnsüchtig daran, wie ich mich selber freuen würde, wenn meine Kinder, na ja, aber die sind noch mit anderen Dingen beschäftigt. Ein kleines bißchen Neid durchfuhr mich. Ach, wär das schön, so ein "Kücken" wieder im Nest zu haben. Man, würde ich stolz mit dem Kinderwagen durch die Straßen fahren!
 
"Bist Du verrückt", sagte sie, die Bekannte. "Ich bin froh, dass ich das alles hinter mir habe", jetzt will ich mein eigenes Leben leben, reisen, mich endlich um meinen Verein richtig kümmern und überhaupt, ich weiß gar nicht, wie die das alles machen wollen. Er ist noch in der Ausbildung, also im Studium, sie ist gerade mal ein Jahr im Job!"
 
Ich seh das schon kommen, da müssen wir doch wieder finanziell herhalten. Und überhaupt, meinte sie, ich will auf "keinen Fall", dass das Kind mich "Oma"nennt! Weißt Du, wie alt ich mir dann vorkomme!
 
Ich muß sagen, ich war schon sehr erstaunt. Konnte das ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Ich hab mich dann mal bewußt umgeschaut, so im Freundes- und Bekanntenkreis, wie das eigentlich mit Oma und Opa sein so ist.
 
Und da mußte ich feststellen, dass nur in ganz wenigen Fällen, die Großeltern wirklich für die Enkelkinder da sind. In einem Fall ist es so, dass das Enkelkind die Woche über an den Vormittagen, wo die Mutter arbeitet, bei der Oma ist, die sich närrisch an dem Kind freut. In allen anderen Fällen müssen die Eltern selber sehen, wie sie ihre Kinder durchbringen. Sogar kenne ich einen Fall, wo die Eltern zweier Kinder ein recht spärliches Einkommen haben und so gerade auskommen, die Großeltern aber über ein großes Haus verfügen, ein Wohnmobil und sich so ziemlich alles erlauben können. Vor kurzem noch sagte mir die Mutter der beiden Kinder:"Du, meinst du, meine Eltern zahlen uns einen Pfennig?" "Da müssen wir schon betteln und dass tu ich auf keinen Fall!"
 
Es gibt aber auch Fälle, wo die Eltern nicht wollen, dass die Großeltern sich kümmern, hab ich auch schon erlebt und diese leiden ziemlich drunter! Sie würden gerne, dürfen aber nicht oder werden ganz einfach nicht gebraucht.
 
Aber Geld ist ja nicht das Wichtigste, das Großeltern ihren Enkeln geben können. Vielmehr ist doch das Schönste am Großeltern sein, dass sie die Enkelkinder ganz anders genießen können, wie dazumal ihre eigenen. Sie haben nicht mehr die ganze Verantwortung zu tragen. Sie können ganz entspannt mit den Enkelkindern auf dem Sofa sitzen, ihnen von Dingen erzählen, als sie selber mal klein waren. Also ich erinnere mich daran, als meine Kinder klein waren, da sind sie, das tuen sie im übrigen heute noch immer, super gerne zu Oma und Opa väterlichererseits gegangen.
 
Der Opa hat immer tolle Sachen mit den Enkeln gemacht, kleine Ausflüge, hier und da ein Eis oder Schokolade, was zuhause sehr spärlich gehalten wurde, aber bei Opa und Oma war das was anderes. Oder sie durften mal Fernsehn schauen, weil wir keines hatten.
 
Später dann, als unsere Kinder älter wurden, die ersten Schwierigkeiten auftauchten, in der Schule, in der Pubertät, da waren unsere Großeltern ein neutraler Ansprechpunkt für sie. Mal ne andere Sichtweise, wenn wir, ihre Eltern, manchesmal befangen waren. Die Großeltern haben schon mal das eine oder andere relativiert, was so an Ängsten in uns entstanden waren.
 
Das ist doch das Schöne, wenn es dann so ist, dass "Großeltern" über ein Spektrum an Erfahrungen verfügen, die helfen können!
 
Und wie gern haben unsere Kinder sich erzählen lassen, wie das damals so war, nach dem Krieg, wie Köln aussah, welche Namen welche Straßen hatten und als der Kaufhof noch "Leonhard Tietz" hieß und vieles mehr. Und wenn es mal ein Problem gab, wir konnten die Kinder immer bei Oma und Opa abgeben, wenn es auch nur wenig nötig war.
 
Dagegen war es bei den Geschwistern meines Mannes sehr viel nötiger, denn sie waren teilweise alleinerziehend und da mußten Oma und Opa öfters ran. Sie haben es aber immer gern getan.
 
Natürlich hab ich auch bei anderen erfahren, dass Großeltern manchmal furchtbare Besserwisser sein konnten, die meinten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Die ihren eigenen Kindern alles aufdrücken wollten und wenn sie das nicht annahmen, sie mit Liebes- und Zuwendungsentzug bestraften. Manchmal denke ich, sie bestraften sich selber damit, denn eine Beziehung zu ihren Enkeln haben sie damit nicht aufbauen können.
 
Denn ist es nicht so, die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern ist nicht unbedingt automatisch eine gute, sie muß sich erarbeitet werden, wie jede andere Beziehung auch.
 
Ach ne, wirklich, um zurück zum Gespräch mit meiner alten Bekannten zu kommen. "Du weißt ja gar nicht, was DU da sagt!" "Ich glaub, Du mußt das einfach erstmal verdauen!" Schau mal, meinte ich zu ihr, wenn du das Kind das erste Mal im Arm hälst, es lächeln siehst, seinen so typischen Babyduft einatmest, dann denkst du nicht mehr dran, was du jetzt gesagt hast und wovor du Angst hast. Und stell dir vor, meinte ich noch, du brauchst auch Nachts nicht aufzustehen, wenn es schreit. Da mußte sie dann doch lachen." Dein Wort in Gottes Namen", sagte sie.
 
Ach ja, und noch was hab ich hinten angefügt. Denk dran, Enkel zu haben hält jung! Wer nicht "Oma und Opa" genannt werden will, nur weil er dann das Gefühl nicht haben zu müssen, alt zu sein, ist älter als er denkt, meine ich jedenfalls. Und überhaupt, was soll das, wir werden einfach älter, auch wenn wir krampfhaft versuchen, jung zu bleiben. Und das ist doch auch schön, oder?
 
Ich wünsche mir auf jeden Fall irgendwann einmal Enkel, damit ich mit den Augen meiner Enkel die Welt neu anschauen kann, mit ihnen neue Dinge lernen kann, die ich sonst nicht beachtet hätte und die mir helfen beweglich zu bleiben. Aber wer weiß, vielleicht komme ich gar nicht in die Lage, ich will es nicht hoffen.
 
Ich weiß auf jeden Fall, dass ich dann Zeit haben werde, viel Zeit, denn dann werde ich hoffentlich nicht mehr so in Eile leben müssen, wie es im jetzigen Berufsleben ja so oft ist. Alles wird etwas geruhsamer sein und dass werden dann die Enkel hoffentlich bei mir genießen können.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:52

Vorgestern hab ich mich mit meiner Freundin getroffen. Wir sehen uns nicht sehr oft, sie hat noch spät ein Kind bekommen, ist immer noch involviert in Schulverpflichtungen, Haushalt und Beruf, außerdem wohnt sie weiter weg. Na ja, ich hab auch so meinen Rhythmus, jedenfalls klappt es oft nur drei bis viermal im Jahr, aber dann ist es wirklich intensiv. Dann wird alles auf den Tisch gelegt, was so war in den letzten Monaten.
 
Manchmal klagen wir uns gegenseitig, woran wir gerade so leiden! Dieses Mal erzählte sie mir, dass es ihrem Mann nicht sehr gut ginge, eigentlich schon seit Monaten. Er hat seine Arbeit verloren und weiß nichts mehr so recht mit sich anzufangen. Die Arbeit hat nicht nur den Lebensinhalt der Familie bestritten, es war auch der Rhythmus, der ihn getragen hat. Morgens aus dem Haus, abends dann der Garten, in dem immer was zu tun war, dann die Füße hoch, ein bißchen Fernseh, das wars. Er war, so schien es, damit zufrieden. Jetzt ist dieser Rhythmus gestört. Er weiß nichts mehr mit sich anzufangen. Er leidet, sagt sie! Aber nicht nur daran, meint sie. Ich glaub, er leidet auch am Älterwerden! Er spürt, dass die Kräfte nachlassen, fühlt sich nicht mehr so agil. Vor ein paar Wochen ist seine Mutter verstorben, an der er sehr gehangen hat. "Du", sagt sie, "meinst Du er hat eine Träne vergossen?"
 
Warum können Männer eigentlich nicht "weinen?" Wieso können die meisten Männer, jedenfalls erlebe ich das sehr oft, so wenig über das sprechen, was sie wirkich bewegt? Männer können philosophieren, politisieren, können über dieses oder jenes Hobby fachsimpeln, aber über das was sie fühlen, was sie wirklich im Inneren bewegt, verlieren sie meistens kein Wort.
 
Liegt das eigentlich alles nur an der Erziehung? Ich meine, ich kann mich an solche Sätze auch erinnern, wenn mein Bruder mal gefallen war und er angefangen hat zu weinen, dann sagte mein Vater immer:" Ein echter Kerl weint nicht!" Oder:" Ein echter Cowboy weint nicht!" Aber kann das wirklich soweit führen, dass Männer etwas in sich abspalten? Müssen sie wirklich dem Mythos des einsamen Cowboys ihr Leben lang entsprechen?
 
Jedenfalls mein Bruder ist auch so einer, kein Wort über sich selber, immer nur über die Arbeit, das Haus, den Garten, den Urlaub oder was sonst so ansteht.
 
Sind das jetzt wirklich "ganze Kerle?"
 
Ich hab da einen Freund, bei dem ist das ganz anders. Mit ihm kann ich über alles reden, weil er sehr nah bei sich ist und mir auch vieles anvertraut, worüber er mit keinem anderen spricht. Ich hab ihn sogar schon im Arm gehalten, als ihn damals seine Frau verlassen hat und er nicht drüber hinweggekommen ist. Was hat er geweint! Nie habe ich einen Mann so weinen gesehen! Was er mir alles erzählt hat über seine Ängste, Sorgen und Nöte!
 
Im weiteren Freundeskreis heißt es aber immer:" Ach der, das ist doch ein Weichei!" Klar, dass Du Dich so gut mit ihm verstehst, ist halt ein "Frauenversteher!" Was ist eigentlich ein "Frauenversteher?"
 
Jedenfalls scheint es mir so, dass wir Frauen es leichter haben, weil wir gelernt haben, über alles zu reden und die Männer, die leiden still vor sich hin, zeigen es aber nicht. Sie müssen wohl stark sein!
Leider! Mir tun sie manchmal leid, die Männer! Es könnte alles so einfach sein.
 
Ich bin ja froh, denn wenn ich meinen Sohn betrachte, ist er in diese Fußstapfen nicht getreten. Er kann zwar philosphieren, politisieren und über den FC reden ohne Punkt und Komma, aber er kann auch darüber reden, was ihm fehlt, was er sich wünscht, worüber er traurig ist, woran er sich besonders gefreut hat. Und seine Freude daran hat natürlich seine Freundin.
 
Ich glaub, die Männer wissen gar nicht, wie schwer es manchmal den Frauen fällt, sie so leiden zu sehen. Es geht gar nicht darum, dass sie, die Frauen, alles wissen wollen, sondern darum, dass sie wünschen, dass er es ein bißchen leichter hätte, wenn er doch nur darüber reden könnte.
 
Na ja, vielleicht hat sich das ja in der nächsten Generation auch verändert. Hoffen wir das Beste. Frauen brauchen "ganze Kerle", aber nicht die harten, nach außen stoisch ihr Leid tragende Kerle, sondern sensible, feinfühlige Beobachter ihrer selbst.
 
In diesem Sinne, liebe Männer, traut euch doch einfach mal, von dem zu reden, was Euch wirklich bewegt!
 
Denn wie sang unser Herbert Grönemeyer mal in einem Song:
 
"Männer haben's schwer, nehmen's leicht
außen hart und innen ganz weich,
wann ist der Mann ein Mann!"
 
Ja! Wann ist der Mann ein Mann!

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:52
Freitagvormittag in unserer Buchhandlung. Hektik ist angesagt. Chefin will am Mittag frei haben, übers Wochenende wegfahren. Es muß noch dies und das erledigt werden, vor allen Dingen 15o Briefe mit Einladungen versandt werden.
 
Ich also ran an die Arbeit. Ca. 9o Umschläge habe ich handbeschriftet. Dann fehlen weitere Umschläge. Auftrag von der Chefin:" Wenn DU in die Pause gehst bringe bitte die restlichen Umschläge mit!" "
 
Es ist 12.3o Uhr, ich will los und plötzlich drückt sie mir die Umschläge in die Hand und meint, ich solle die schon mal einwerfen. Gesagt getan! Ich komme lustig aus der Pause wieder, meine Kollegin kommt und gibt mir die Einladungen! Juchhu, sag ich zu ihr, das ist ja jetzt mal ein Spaß! Dann hab ich also die Briefumschläge leer in den Kasten geworfen. Juchhu! Klar, ich hätte es kontrollieren müssen, sollen, was weiß ich. Jetzt ist nix mehr zu ändern. Die Umschläge fott.
 
Also, ich mich wieder aufs Rad geschwungen, zur Post geradelt und dem Schalterbeamten mein Problem erklärt. Nun, meint er, da kann man nix machen! "Wie?", sag ich, "können Sie den Briefkasten nicht einfach öffnen?". "Nö", sagt er, " das kann nur der "Abholer!". "Aha", antworte ich ihm "und wann kommt der?"
 
"Keine Ahnung", antwortet er mir," so zwei bis dreimal am Tag!". "Und?, kann man den nicht anrufen, bzw. die Stelle, die dafür zuständig ist?"
 
Dann gibt er mir ne Telefonnummer, ich radele wieder in den Laden zurück und versuche dort anzurufen. Es vergehen drei Stunden, aber niemand geht an den Apparat. Ich verzweifele langsam. Ich rufe die Auskunft an und lasse mir die Nummer von der Post geben. Ich bekomme auch eine, rufe an und erzähle dem Mann am anderen Apparat mein Problem. Der sagte mir doch glatt, er sitze in Kiel und er könne mir keine Nummer der Postzweigstelle in der Christinastraße geben!
 
Ich frage ihn, wieso nicht! Dann gibt er mir folgende Erklärung:
 
Die Schalterbeamten in der Zweigstelle hätten kein Telefon, zumindetens keins, an dem sie Kundengespräche führen können, weil sie nicht gleichzeitig beides bedienen könnten, die Kunden am Schalter und ein Telefon!"
 
Ich muß sagen, ich bin geplättet! "Aha", antworte ich ihm, "dann kann ich jetzt wohl auch kein Telefongespräch mehr annehmen in meiner Buchhandlung, wenn ein Kunde im Laden steht!" Ich fasse es nicht! Ne Poststelle, die man telefonisch nicht erreichen kann, so was! Dann meint er, er könne sich "meine " Telefonnummer notieren, dann wird er eine E-Mail an die besagte Zweigstelle schreiben und dann müsse ich abwarten, bis jemand mich anruft!
 
Ich muß sagen, ich war sprachlos! Also, ein Mitarbeiter eines Call-Centers in Kiel, muß einem Mitarbeiter in einer Zweigstelle in Köln-Nippes eine E-Mail schreiben, damit dieser wiederum Kontakt mit einem Kunden aufnehmen kann, so was!
 
Nun gut, ich warte und warte auf den Anruf. Nichts passiert. Also greife ich wieder zum Hörer, rufe wieder die Nummer an, dieses Mal eine Mitarbeiterin am Apparat. "Hören Sie mal, bin ich jetzt wieder mit Kiel verbunden?" Die meint, nein das nicht, will mir aber auch nicht sagen, mit welcher Stadt ich jetzt verbunden bin. Ich erzähle das ganze Procedere noch einmal. Aber sie kann mir auch nicht helfen. Ruft den Vorgang im PC ab und meint, ich müsse einfach auf den Anruf warten. Na super!
 
In der Zwischenzeit radele ich wieder zur Zweigstelle! Ich schaue auf den Briefkasten und sehe, da steht: Leerung Mo-Fr 18.oo Uhr. Ich also wieder an den Schalter. Ich spreche den vorher kontaktierten Mann an und sage ihm, wieso er mir sagt, der Abholer käme zwei bis drei Mal am Tag, wenn doch da steht 18.oo Uhr. Darauf weiß er keine Antwort, aber seine Kollegin sagt mir, das stimme nicht, der kommt meistens um die Zeit, wenn wir die Postelle nach Dienstschluß verlassen. "Und wann ist das?", meine Frage. Sie antwortet mir, so gegen 19.oo Uhr. O.k. denke ich, dann komme ich halt nachher wieder, so gegen 18.45 Uhr und stelle mich vor den Briefkasten und warte solange!
 
Gegen 17.55 Uhr klingelt das Telefon, am Apparat die Schalterfrau! Es täte ihr leid, der Abholer sei gerade, als ich fünf Minuten weg war, gekommen. Ich glaub es nicht! "Und jetzt?" meine Frage! "Ja, da kann man nichts mehr machen!" Dann holt sie aber doch eine Nummer von der Verteilerstelle, übrigens wieder eine andere, wie die, die der Kollege mir am Vormittag gegeben hat und bittet mich, dort doch einmal anzurufen.
 
Gesagt getan! Ich bekomme auch gleich jemanden an den Apparat, erkläre ihm den Vorgang und bekomme zur Antwort:" Da hätten Sie früher anrufen müssen", jezt kann man nichts mehr machen! JA, wie soll ich Sie früher anrufen, wenn mir niemand ihre Nummer sagen kann! Darauf weiß er auch keine Antwort!
 
Ich merke langsam, wie mir der Hals schwillt und denke, das gibt es doch wohl nicht. Nun denn, auch dieser Mensch bemüht sich, läßt sich meine Nummer geben und meint, wenn er was für mich tun könne, würde er anrufen!
 
Ich warte bis 19.oo Uhr, nix passiert.
 
Meine junge Kollegin sitzt derweil im Hintergrund und hat den ganzen Tag was zu Lachen. Ne schön, meint sie zu mir, wirklich schön, dich lamentieren zu hören. Jau, sag ich, Hauptsache wir hatten was zu lachen!
 
Ende der Fahnenstange. Die Briefe sind futsch, 55,--€ zum Fenster raus. Und die Post kann nichts dafür.
 
Ich muß schon sagen, nicht nur, dass man Stunden anstehen muß, um überhaupt in der Zweigstelle bedient zu werden, nein, Probleme können nicht gelöst werden, weil "Niemand" etwas weiß, nach dem Motto. Mein Name ist Hase, ich weiß von nix!".
 
Anrufe über Callcenter, die ebenfalls von nix ne Ahnung haben und das nennt sich "Post!".
 
Das war mal ne Erfahrung, die habe ich gebraucht! Wenn wir in unserer Buchhandlung so mit Problemen und Kunden umgingen, hätten wir längst dicht gemacht.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:51
Vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch, das sich um einen Mutter-Tochter-Konflikt drehte! Sie, die Tochter, hatte seit längerem den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen! Warum? Es waren einige Gründe dafür maßgeblich.
 
Sie, die Tochter wollte sich der Kontrolle der Mutter entziehen! Die Mutter hatte einen Plan vom Werdegang der Tochter, mit wem sie verkehren, welche Ausbildung sie wählen, welchen Freund sie haben sollte. An allem hatte sie was zu kritisieren. Das war schon immer so, sagte mir sie, die Tochter. Schon als Kind habe ich ihre Blicke gespürt, die mehr sagten, als jedes Wort!
Ich konnte das nicht mehr aushalten!
 
Die Tochter erzählte von unseligen Streitereien, in denen keiner nachgeben wollte, keiner bereit war, auf den anderen zuzugehen! Bis es soweit kam, dass sie sich aus dem Wege gingen, ohne dass ein weiterer größerer Vorfall sich ereignet hatte!
 
Jeder lebte so sein Leben. Ab und zu ein Anruf, in denen Belanglosigkeiten ausgetauscht wurden, das war es!
 
Jetzt ist ihre Mutter alt und krank geworden. Nichts furchtbar ernstes, aber so dieses und jenes Handicap. Sie ist nicht mehr so beweglich, klagt über ständige Schmerzen im Rücken. Wie so oft, scheint aber jetzt die Mutter eine Art Rückschau ihres Lebens zu halten. Sie scheint endlich gemerkt zu haben, was sie versäumt hat, was sie falsch gemacht hat.
 
Und nun erzählt mir die Tochter, dass sie, die Mutter ständig anrufe und sie bitte, doch mal zu Besuch zu kommen! "Bin ich verrückt!", sagte sie mir, die Tochter. "Immer ich!" Wer hat denn hier diese dauernden Streitereien und Nörgeleien immer angefangen? Wer hat mir ein Leben lang ein schlechtes Gewissen gemacht, dass ich nicht o.k. bin, so wie ich bin, dass immer alles falsch war, was ich auch angepackt habe?" "Nein", meint sie, ich bin nicht dran, jetzt muß sie zu "mir" kommen, war ihre Antwort.
 
So ging das Gespräch eine Weile hin- und her und ich kam zu der Antwort ihr gegenüber:" Immer muß einer einen Anfang machen! Wie soll die Beziehung ins Reine kommen, wenn sich beide auf den Standpunkt stellen, der "Andere" muß den Anfang machen! Ist es nicht so, wenn der, der sehr verletzt worden ist, diese Verletzungen erkannt hat, daran gearbeitet hat und dann in ein Selbstbewußtsein gekommen ist, viel stärker ist, als der, der verletzt hat?
 
Ich sagte ihr, sie, die Mutter, kann vielleicht nicht zu ihr kommen, weil sie ihr eigenes Schuldbewußtsein quält. Vielleicht hat sie einfach Angst vor dir! Ich kenne das auch aus meiner Geschichte, wenn die Mutter nicht in der Lage war, mir in die Augen zu schauen, denn wenn sie es getan hätte, hätte sie gesehen, was geschehen ist und die Angst, vor meinen Urteilen und meinem Verurteilen, wäre einfach zu groß gewesen.
 
Ist es nicht so, dass es eine viel größere Stärke ist, dem anderen entgegenzugehen, auch wenn man im Recht ist? Wie oft höre ich solche Sätze! Der Andere war ungerecht! Jetzt muß "er" sich entschuldigen. Uns so bleiben beide Parteien in ihrem Häuschen hinter ihrer Mauer und nichts passiert mehr.
 
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Streitigkeiten zwischen meinen Kindern. Da waren oft Tage, an denen sie nicht mehr ins Gespräch kamen. Ich habe mir die Zunge wund geredet bei den Beiden. Man, hab ich oft gesagt, einer von Euch muß den Anfang machen. Ein erster Schritt. Es geht doch nicht um das - wer hat Recht - sondern darum, wieder ins Gespräch zu kommen. Das Leben ist leichter und schöner, wenn alles geklärt ist. Manchmal folgt auch nie eine Entschuldigung, aber die Tatsache, dass jeder dem anderen im Herzen vergeben hat, die Sache als nicht so wichtig angesehen hat, hat dazu verholfen, dass wieder unvoreingenommen miteinander umgegangen wurde und dadurch auch wieder bereichernde Gemeinsamkeiten unternommen werden konnten.
 
Manchmal denke ich, wenn es um das Wörtchen "Liebe" geht, es geht darum, dass eigentlich jeder Mensch "geliebt werden will!" Aber geht es nicht darum zu "lieben", auch wenn der andere alles tut, was es einem schwer macht!
 
Jedenfalls scheint es mir eine Herzensangelegenheit zu sein, dem Anderen zu verzeihen. Der Kopf sagt nein, aber wenn das Herz noch über Regungen verfügt, dann kan man trotz aller Ungerechtigkeiten, die der andere einem angetan hat, auf ihn zugehen, dann siegt die Liebe! Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine ganz klare Handlung, die sich gerade dann zeigt, wenn es eigentlich Situationen sind, wo der Kopf denkt, diese sind unüberwindlich.
 
Meine Kinder sagen heute oft, Mama, du hast Recht gehabt. Später haben sie diese Erfahrungen auch mit den Freunden gemacht. Ein Wort gab das andere, jeder fühlte sich im Recht und dann Schweigen im Haus. Jeder litt so vor sich hin. Dann erinnerten sie sich an meine Worte und haben es ausprobiert. Haben den Freund einfach angerufen, sich getroffen, ausgesprochen und im Nachhinein haben sie über die Mißverständnisse lachen können.
 
Es ist schwer, sich immer zu überwinden, ich weiß das, aber es bereichert das Leben ungemein.
 
Sie, die Tochter rief mich gestern an und erzählte mir, dass sie bei der Mutter war. Das Gespräch habe ihr einiges zu denken gegeben. Es war ein Anfang, ein kleiner Schritt! Man wird sehen. Ich hoffe für die Beiden! Eine Mutter hat man schnell verloren und dann bleibt im Raum das Unausgesprochene, Unversöhnte stehen. Muß das sein?
 
Das Leben könnte so einfach sein, wenn man über seinen eigenen Schatten springen könnte! Wohl einer der schwersten Übungen im Leben. ICh packe mich mal wieder an meine eigene Nase und schaue, wo ich mich verbarrikadiert habe, Mauern aufgebaut habe, zu denen der andere keine Tür findet!
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 17:51
Also Du trägst Dich schon seit langem mit dem Gedanken Dich von Deinem Partner zu trennen? Aber was Dich daran hindert, sind die enorm hohen Scheidungskosten, die auf dich zukommen, das ganze Procedere eben, Anwalt, Verfahrenskosten usw.usw.
 
Du findest Dich also damit ab, Dein Leben mehr oder weniger gefrustet an der Seite Deines Partners zu verbringen, nimmst ab und zu Deine "Mordgedanken" in Kauf und fügst Dich in Geduld.
 
Nein! Das muß nicht sein! Jedenfalls, wenn DU in Australien leben würdest, hättest DU jetzt eine Chance ganz ohne eigenen Kostenaufwand Deinem Partner endlich los zu werden. Wie?
 
Nun, heute las ich in einer Zeitung mit drei Buchstaben Folgendes:
 
Ein Männermagazin hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Hauptpreis die Übernahme der Kosten einer Scheidung sein soll. Auf Anfrage erklärten sie ihre Motivation und den Grund dieser Aktion: Klar, es sei immer traurig, wenn eine Ehe scheitern würde, aber noch trauriger wäre es, wenn die Partner auf ewig zwangsweise aneinander gebunden wären, möglicherweise noch unter einem Dach gemeinsam auf das Ende ihres Lebens warten würden! Mann sollte sich das mal vorstellen, wenn möglicherweise der eine Partner mit dem besten Freund/Freundin des anderen geschlafen hätte und diese Schmach müßte der dann sein Leben lang ertraten.
 
Auf den Vorhalt, das Magazin betreibe damit eine regelrechte Scheidungsmanie, wies es zurück:" Ach Quatsch, ein Partner, der glücklich in seiner Ehe wäre, würde sich natürlich niemals an einem solchen Preisausschreiben beteiligen!"
 
Ich meine, dass ist doch mal ne gelungene Aktion! Ich hätte da auch ein paar Vorschläge für evtl. interessierte Magazine, möglicherweise möchte ja unsere Redaktion des KSTA diesen Vorschlag aufgreifen!
 
Wie wäre es also mit folgenden Vorschlägen für den Gewinner eines Preisausschreibens:
 
"Die vollständige Übernahme der Kosten einer Zahnsanierung!" oder
 
"Die vollständige Übernahme der Bestattungskosten einer Beerdigung eines nahen Anverwandten" oder
 
"Die Übernahme der Kosten einer längst anstehenden Fettabsaugung" oder
 
Die Übernahme der Kosten einer lebensrettenden Nierentransplatation" oder
 
"Die Übernahme der Kosten einer Kindergatesstätte während der gesamten Kindergartenzeit des ersten Kindes!"
 
Und um natürlich nicht nur den Scheidungswilligen Mut zu machen, den Heiratswilligen die Übernahme sämtlicher Kosten einer Hochzeitsfeier mit anschließender Hochzeitsreise in Glanz und Gloria.
 
Ich meine, die Idee ist doch eigentlich gar nicht so schlecht, oder?
 
Ich hab zwar noch nie an einem Preisausschreiben teil genommen, weil ich ja schon Glück in der Liebe habe und wer dieses Glück hat, hat meistens Pech im SPiel.
 
Aber für alle die, denen es nicht so geht wie mir, wäre das doch eine gute Möglichkeit, endlich zu einem attraktiven Hauptgewinn zu kommen. Denn mal ehrlich, diese ewigen Drei-Tages-Reise in ein ***oder****Sternehotel, die langeweilen doch sicher schon und überhaupt, das ist doch schnell vergessen.
 
Und die 93. Salatschüssel, den Eierkocher oder die Kaffeemaschine brauchen wir auch nicht.
 
Aber endlich die Freiheit nach einer leidensgeprägten Zeit der Ehe zu erlangen, das wäre schon ein Anreiz für den einen oder anderen
 
meint Röschen, oder was meint Ihr, oder habt Ihr gar noch weitere geniale Ideen?
 
Ich hoffe, die Redaktion liest diesen Beitrag mit Interesse und greift diesen neuartigen Vorschlag für einen sorgfältig ausgeschriebenen Wettbewerb auf. ICh freu mich schon und dieses MAl werde ich mich dann vielleicht auch mal beteiligen, kommt darauf an, wie der Hauptpreis aussieht.
 
In diesem Sinne:" Viel Glück!"
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